136 – Kunstreportage
Im Freiflug über die Leinwand Die Berliner Malerin Aneta Kajzer hat rund fünf Monate als Stipendiatin im Atelier- und Galeriehaus Defet gewohnt. Die laufende Ausstellung im Institutsraum präsentiert das kraftvolle Ergebnis.
Blick in den Atelierraum in der Künstlerinnenwohnung im Defethaus Foto: the artist --- STIMMT DAS???
Die Leinwände sind selten kleinformatig, meistens menschengroßen, immer hochformatig. Und es sind bei Weitem nicht alle: Was die Besucherinnen und Besucher in der Ausstellung „Deep Blue Purple“ präsentiert bekommen – farbenprächtige Ölbilder, deren Motive oft wie Schlieren aus den Rahmen zu wabern scheinen – stellt zwar einen gewichtigen Teil der Werke dar, die Aneta während ihrer Residency in der Künstlerinnenwohnung des Defethauses geschaffen hat, aber nicht annähernd alle. Es habe wenig anderes zu tun gegeben, sagt sie darauf angesprochen, achselzuckend. Anetas Aufenthalt in Nürnberg fiel größtenteils in die Zeit des Lockdowns, der wie ein schwarzes Loch die meisten öffentlichen Ablenkungsmöglichkeiten verschluckte, vom Technoclub bis zum Lieblingslokal und alles dazwischen. Sie war dadurch vermutlich stärker im Austausch mit ihrer Atelierwohnung im obersten Geschoss des Atelierhauses, ein Zufluchtsort mit hohen Decken, einem großen Arbeitswohnzimmer und einer atemberaubenden Dachterrasse mit Blick Richtung Fernsehturm. Durch die Arbeitsmöglichkeit auf der Terrasse habe sie ihre Farben exzessiver verdünnen können, sagt sie lachend, weil die entstehenden Dämpfe leichter verfliegen. Sie werde sich in Berlin erst wieder an das Arbeiten im Innenraum gewöhnen müssen, und an die Einschränkung der Verdünner, auch aus gesundheitlichen Gründen. Die Geschichte fügt sich gut ein in den Eindruck von fließenden, spontanen Farbarealen, die in den Portraits zusammenlaufen. Portraits? Aneta hat geschmunzelt, aber nicht widersprochen, als ich von Portraits sprach, überall in den Bildern scheinen Figuren versteckt zu sein, die einen fixieren, oder sich gegenseitig.