Alpe Adria Magazin (Nr. 42) November 2021

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Winterlicher Steirerwein Winterzeit ist Wohlfühlzeit im südsteirischen Weinland, von Winterschlaf aber keine Spur. Buschenschänken tischen auch jetzt urige Jausen auf und die Winzer haben mehr Zeit. Den jungen Wein kostet man gleich aus dem Fass.

TEXT WERNER RINGHOFER FOTOS steirischer tourismus/Pixelmaker/ ikarus/harry schiffer, Lupi Spuma, Apresvino, Dominik Feibel, www.spitzbart. at, C. Mavric, beigestellt

Im Winter zeigt sich das steirische Weinland in allen Farben: manchmal nebelig-geheimnisvoll, manchmal schimmert es golden im Sonnenschein

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alpe adria magazin | steirischer weinwinter

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enn es in den Weingärten still wird und drinnen das Feuer im Ofen knistert, ist der Winter auch in der Südsteiermark angekommen. Die Region präsentiert sich in der kalten Jahreszeit von ihrer geheimnisvollen und unentdeckten Seite. Wie ein Gemälde zeigen sich die Weinberge, die steilen Hänge tragen eine weiße Winterhaube. Manchmal eingepackt von mystischem Nebel, manchmal vergoldet von der weichen Wintersonne. Doch auch in der kalten Jahreszeit ist einiges los. In den Weingütern wird bereits die Basis für die nächsten Jahrgänge gelegt. Was jetzt passiert im Weingarten? „Wir konzentrieren uns im Winter nicht nur auf die Arbeit im Weinkeller, sondern arbeiten auch im Weingarten. Dort werden die Reben geschnitten und danach gebunden“, erklärt Johann Skringer aus Eichberg-Trautenburg. Wieso man die Reben nicht erst im Frühjahr schneidet, hat einen einfachen Grund: Die Weinreben befinden sich jetzt in der Winterruhe. Im April sind sie im vollen Saftfluss und bereiten sich bereits auf den Austrieb

vor. Nicht wenig Arbeit, mehr Zeit als sonst haben die Winzer dennoch. Die optimale Saison also, ganz entspannt Wein zu probieren und einzukaufen. „Ich schätze den Winter sehr“, sagt Florian Lieleg vom Weingut Adam-Lieleg in Leutschach, einer der jungen, mutigen Winzer aus der Gruppe der Sieme (www.diesieme.com). „Die Weinberge wirken weitläufiger und noch beeindruckender, wenn sich Schnee über die Landschaft legt.“ Die Zeit für einen Besuch beim Winzer ist jetzt ideal. „Die älteren Jahrgänge sind perfekt zum Verkosten, die ganz jungen Weine kann man aber auch schon probieren. Sehr interessant für den Gast, wenn er vergleichen kann.“ Bei telefonischer Voranmeldung nehmen sich viele Winzer gerne Zeit für eine Verkostung.

Gratis Fassprobenverkostung Legendär sind die Fassprobenverkostungen. Das läuft ganz unkompliziert ab: Zu bestimmten Terminen öffnen die Weinbauern ihre Kellertüren, die Zeiten checkt man am besten online auf www.suedsteiermark. com ab. Der Winzer lässt frisch aus dem Fass Kostproben ins Glas laufen und man steht gemütlich zum Philosophieren beisammen. Manchmal werden auch noch Käse und Schinken vom Bauern nebenan dazu serviert. Duftnote, Abgang, Aussehen – schon interessant, wenn der Winzer seinen Wein erklärt. Sofort baut sich eine fast schon freundschaftliche Beziehung zu Winzer und Wein auf. Ein Highlight. Jedes Jahr im Jänner beginnt es und zieht sich durch bis ins Frühjahr. Jeder hat seinen ganz eigenen Zugang zum Weinmachen. Besonders beeindruckt mich, was Wolfgang Maitz aus Ratsch an der Weinstraße einmal erzählt hat. Mit der Kindererziehung hat er seine Arbeit als


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