WIESBADENER*IN, Ausgabe I/2022

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zusammenleben

Gekommen um zu bleiben: Wölfe im Taunus (Foto: Kordesch)

Die Rückkehr des Verhassten D

er Wolf ist zurück im Taunus. Aber wird er auch bleiben? 150 Jahre nach seiner Ausrottung in Hessen stehen die Chancen dafür gut. Er ist wieder da. Canis Lupus, der Wolf, erobert mit erstaunlicher Geschwindigkeit seine ehemaligen Verbreitungsgebiete in Deutschland zurück. Ein halbes Jahrtausend lang hatte der Mensch äußerst erfolgreich daran gearbeitet, dem Vorfahren der Hunde den Garaus zu machen. Noch im 18.Jahrhundert wurde er in Lexika als das „schädlichste Geschöpf Gottes“ bezeichnet, der nicht nur Schaffe, sondern auch „Menschen angreifet, 46

zerreißet und frisst“ (Großes vollständiges Universal-Lexicon, 1758). Hintergrund für den überzogenen Hass waren vor allem die zunehmenden Konflikte, die sich mit der Ausbreitung menschlicher Siedlungen im vormals dicht bewaldeten Mitteleuropa häuften. Der Wolf war eine Bedrohung für Nutztiere, außerdem galt er als direkter Konkurrent um Wildfleisch. Groß angelegte Treibjagden und hohe Fangprämien führten schließlich zur vollständigen Ausrottung der mythenbeladenen Tiere. Doch seit der Jahrtausendwende geht die Entwicklung wieder in eine andere Richtung – zur Freude von Naturschützern und Sorge der Hirten.

Aus Polen eingewanderte Wölfe hatten sich in der Lausitz niedergelassen und von dort aus über ganz Deutschland verbreitet, wo sie mittlerweile längst unter strengem Schutz stehen. Später kamen noch Tiere aus den Alpen dazu, die auch Hessen erreichten. Gab es 2012 erst 12 Rudel im gesamten Bundesgebiet, waren es zehn Jahre später bereits 190. Eines davon hat es sich im Rheingau-Taunus gemütlich gemacht. Laut dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) lebt nördlich von Rüdesheim ein Rudel samt Welpen. Die Gegend beherbergt eins von nun sechs Wolfsterritorien in Hessen und das erste mit Nachwiesbadener*in I/2022


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