Mode & Pflege
Selfmade Family Familie und Selbstständigkeit unter einen Hut zu bekommen, kann ganz schön kniffelig sein. Wie es klappt und welche Herausforderungen unsere junge Cover-Familie dabei meistern muss, erzählen uns Nicole, Mario und der dreijährige Raphael im großen Tipi-Interview. von tanja holz Die Trennung vom Kind nach der Karenz ist meist nicht leicht für Mamas und Papas. Kommt dann auch noch der zeitgleiche Ausbruch einer Pandemie hinzu, ist es nicht verwunderlich, wenn Wünsche nach einem Jobwechsel laut werden – besonders, wenn man im Pflegebereich tätig ist. So geschehen bei Tipi-Cover-Mama Nicole, die ihren Job als Gesundheits- und Krankenpflegerin an den Nagel hängte und sich kurzerhand mit dem Familienmodelabel MomsCrew selbstständig machte – und das mit raschem Erfolg. „Es hat nicht einmal ein Monat gedauert, bis MomsCrew eingeschlagen ist und zwei Monate, bis ich gesagt habe, jetzt kann ich davon leben“, zeigt sich Nicole immer noch überwältigt. Die Corona-Pandemie hatte in ihrem Fall sogar etwas Positives, denn „die großen Influencer haben damals angefangen, kleine lokale Handmadeshops zu unterstützen“. Diesen Umstand wusste Nicole zu nutzen, sendete Produkte an Instagram-Bekanntheiten und bekam so Aufmerksamkeit für ihre junge Marke. Wie alles begann So schnell Nicole auch erste Erfolge verbuchen konnte, so holprig war der Start. Als sie nach der Karenz ihren neuen Job antreten sollte, war Raphael gerade richtig krank, und Nicole musste gleich in der ersten Woche Pflegeurlaub nehmen. Außerdem wusste man zu Beginn der Pandemie noch nicht, wie man sich gegen Covid-19 schützen sollte. „Wir rannten dort in voller Montur mit Kittel, Schutzbrille, Handschuhen, Maske und OP-Haube herum. Das war ein Horror“, erzählt die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin. „Die Arbeitszeiten waren mit Abenddiensten außerdem nicht wirklich familienfreundlich. Darauf wollte ich mich nicht einlassen. Ich hab schließlich kein Kind bekommen, um dann gar keine Zeit für es zu haben.“ Die Idee für das Modelabel hatte Nicole bereits ein halbes Jahr zuvor, „als Raphael 1 ½ Jahre alt war“, erzählt die junge Mutter. „Und plötzlich verbrachte ich jede freie Minute damit, im Internet zu recherchieren und an meinen Ideen zu feilen. Das ging natürlich nur abends oder wenn Raphael Mittagsschlaf hielt.“ Schon während ihrer Schwangerschaft hat Nicole auf Pinterest immer wieder witzige Statement-Shirts und coole Mama-Tochter-Partnerlooks gesehen, jedoch schnell festgestellt, dass hier irgendetwas fehlt. „Da gab es wirklich sehr viel für Mädchen – aber sehr wenig für Buben. Irgendwann bin ich dann in der Früh aufgewacht und dachte mir: Dann nehme ich das einfach selbst in die Hand und bedrucke personalisierte T-Shirts.“ 60 | som m er 2021
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