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GESCHICHTE & HISTORIE

DER „ASCHBACHER KIRCHTAG“

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Ein gesellschaftliches Erlebnis Eine Kirchweihfeier bzw. ein „Kirchtag“ (Kirschta) ist es wohl nicht, das Fest der Kreuzerhöhung, das in den letzten Jahren am 14. September in Aschbach gefeiert wird. Dass wir es aber mit einer Art Kirchtag zu tun haben, kann wohl nicht verschwiegen werden. Denn schließlich haben wir es in diesem Weiler Aschbach mit einer Kapelle zu tun, die im Jahre 1835 als „Kreuzkapelle“ erbaut wurde. Dabei handelt es sich um die „Huber-Kapelle“, eine zum Huber-Hof gehörende Hofkapelle, die der damalige Besitzer des Huber-Hofes Johann Schuster „zu Ehren des gekreuzigten Heilandes im Jahre der Welt 1835“ hat erbauen lassen. Mit dieser Kapelle haben wir es mit einem einzigartigen Bauwerk, einem Ensemble, zu tun, das man wohl in ganz Südtirol nicht findet. Dabei bilden Keller, Kornkasten, Backofen und Kapelle eine Einheit. Bewusst oder unbewusst wollte der Erbauer dieser Kapelle mit dem „Keller“ und dem „Kornkasten“ auf die Früchte des Feldes hinweisen, die in diesen Räumen aufbewahrt wurden, mit dem „Backofen“ auf das tägliche Brot und in der darüber stehenden Kapelle den Dank dafür zum Ausdruck bringen. Lange Zeit fand diese Kapelle kaum mehr Beachtung, was dazu führte, dass in den langen Jahren des Bestehens an diesem einzigartigen Bau „der Zahn der Zeit“ nagte und das gesamte Ensemble so allmählich dem völligen Verfall entgegen ging. Es war nun der inzwischen leider verstorbene Kunstkenner und bekannte Kirchenrestaurator Josef Leiter, dem die Restaurierung dieser Kapelle sehr am Herzen lag und der gemeinsam mit dem Besitzer Walter Maurer die Initiative zur Sanierung

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Aus der Messfeier vom 11. September 2021 mit Pfarrer Rüdiger und Männerquartett Percha. Reinhold Zimmerhofer

und Renovierung dieses Kleinodes ergriffen hat. So konnte dieses mustergültige Bauwerk im Jahre 2017 vollständig und mustergültig saniert und als „Kreuzkapelle“ seiner Bestimmung übergeben werden.

DAS BESONDERE FEST

Seit diesem Jahr wird bei dieser Kapelle um den 14. September, dem Fest der Kreuzerhöhung, jeweils ein Gottesdienst zu Ehren des hl. Kreuzes gefeiert. Kirchen, die dem hl. Kreuz geweiht sind, feiern nämlich am 14. September ihr Patrozinium. So ist es wohl nicht ganz abwegig festzustellen, dass wir es mit diesem Gottesdienst als eine Art „Kirchtag“ zu tun haben. Sicher wurde diese Kapelle vor allem als „Hof-Kapelle“ errichtet, in der sich die Bauersfamilie mit ihren Dienstboten zum gemeinsamen Gebet versammelte. Die Konstruktion dieser Kapelle weist aber auch darauf hin, dass zu gewissen Zeiten auch die Nachbarn zur gemeinsamen Gottesdienstfeiern eingeladen wurden. In dieser Kapelle befindet sich nämlich auch eine Empore, die Platz für mehrere Leute bietet und dazu gehörte auch ein Turm, in dem zwei Glocken hingen, die durch ihren Klang zur gemeinsamen Feier eingeladen haben. Solche Einrichtungen sind nämlich bei Hof-Kapellen wohl kaum zu finden. Wenn es auch historisch nicht nachweisbar ist und es keine diesbezüglichen Schriften gibt, so kann doch angenommen werden, dass Bewohner dieses Weilers zu einer

Die „Minis“ freuen sich mit der gebotenen „Sitzgelegenheit“. Reinhold Zimmerhofer

Art „Kirchweihfeier“ eingeladen wurden, in der gemeinsam Gottesdienst gefeiert wurde. Nicht von der Hand zu weisen ist dabei auch die Annahme, dass man sich anschließend in der Stube des Huberhofes zu einem geselligen Beisammensein getroffen hat. Solche


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