MENSCHEN IM PORTRÄT
SIMON MAURBERGER
Zwei Bretter, die die Welt bedeuten Wie nahe Glück und Unglück im Sport beieinander liegen, hat Simon Maurberger in dieser Saison einmal mehr erlebt. Mit zwei Top-Ten-Platzierungen meldete er sich nach seiner langen Verletzungszeit zurück. Die Olympia-Teilnahme blieb dem Ahrntaler trotzdem verwehrt. Im Gespräch erzählt er, wie er dem Sport schon in der Jugend alles untergeordnet hat und warum er sich mehr Abgebrühtheit wünscht. Wie passend: Gerade als das Interview beginnt, fängt es draußen an zu schneien. Es ist Mitte Februar, eine ungewöhnliche Zeit für einen ausgedehnten Gesprächstermin mit einem Profiskifahrer. Normalerweise stehen in dieser Zeit Rennen an. Doch die letzte Woche der Winterspiele ist gerade angebrochen und Simon Maurberger wurde nicht für Peking nominiert. Höhen und Tiefen prägen den Sport. Das weiß der 27-Jährige genau. PZ: Sie fahren Ski, seit Sie dreieinhalb Jahre alt sind. Simon Maurberger: Skifahren war bei uns eine echte Familiensache. Mama war Skilehrerin, mein Vater ist selbst in der Jugend Vereinsrennen gefahren, auch meine Schwester stand gerne auf Skiern. Ich erinnere mich eigentlich immer schon ans Skifahrern, so, als hätte es nie eine Zeit ohne gegeben. Ob Waldwege oder auf der Piste, alles hat mir Spaß gemacht. In der ersten Grundschule bin ich dem Skiklub Ahrntal beigetreten, mein Onkel war damals Trainer. Es kamen dann erste Rennen um Kinderpokale. Wir waren eine Gruppe von Gleichaltrigen und der Konkurrenzkampf zwischen Rein, Sand in Taufers und Prettau war gewaltig. Dann ging es langsam über unsere Gegend hinaus. Sie sind heute Slalom- und Riesenslalomspezialist. Kristallisiert sich früh heraus, in welchen Disziplinen man einmal starten wird? Bis zum Alter von zwölf Jahren fährt man erst einmal alles. Danach fängt es an, in eine Richtung zu tendieren. Slalom war immer das, was ich gewollt habe. Dieses Rankrachen an die Tore. Super-G und Abfahrt bin ich wenig gefahren und dementsprechend hat mir auch ein bisschen der Schneid gefehlt. Wenn du technisch nicht so gut fährst, aber mutig bist, kannst du trotzdem ein guter Speedfahrer werden – umgekehrt geht das nicht so. Deswegen sagt man auch,
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PZ 4 | 24. F E B R UA R 2022
Simon Maurberger, Jahrgang 1995, wächst in St. Peter im Ahrntal auf. Mit dreieinhalb Jahren steht er zum ersten Mal auf Skiern. Mit sechs Jahren tritt er dem Skiklub Ahrntal bei und nimmt an ersten Rennen teil. Er besucht die Sportoberschule in Mals und feiert vie-
dass die Abfahrer wilde Hunde sind und auf einem anderen Niveau, was die Überwindung betrifft. Ab welchem Moment haben Sie gemerkt, dass Sie in dem Sport wirklich erfolgreich sein können? Das war vielleicht am Anfang der Oberschulzeit. Gewollt habe ich es eigentlich immer. Schon als Kind gab es bei mir nur ein Berufsziel: Skifahrer werden. Baggerfahrer oder sowas, das existierte für mich nicht. Ich habe diesem Ziel schon früh alles untergeordnet. In meiner Zeit in der Sportoberschule bin ich selten ausgegangen. Mit den ersten nationalen und internationalen Rennen habe ich gesehen, wo ich stehe. Und ich hatte immer meine Familie und die Trainer um
le Erfolge auf Landesebene. 2014 der Ritterschlag: Er wird in die Nationalmannschaft aufgenommen und feiert im Oktober sein Weltcup-Debüt in Sölden. In der Saison 2018/19 gewinnt er die Gesamtwertung im Europacup und fährt im Weltcup mehrere Male unter die Top 30. In der darauffolgenden Saison gelingt ihm dort mit drei Top-TenPlatzierungen der Durchbruch. Bei der Weltmeisterschaft in Åre holt er mit dem Team sensationell die Bronzemedaille. Eine schwere Knieverletzung bremst ihn im Februar 2020 völlig aus. Auch die Saison 2020/21 muss er deshalb vorzeitig beenden. Mit zwei Platzierungen unter den besten zehn hat sich Maurberger in dieser Saison zurückgemeldet. „Ich wollte eigentlich immer nur Skifahren”, sagt er. Wenn er nicht gerade mit dem Weltcupzirkus unterwegs ist, lebt er mit seiner Partnerin Alyssa in Sand in Taufers. www.simonmaurberger.com // mich, die viel dazu beigetragen haben, dass es funktioniert hat. 2014 wurden Sie in die Nationalmannschaft aufgenommen. Auf den Durchbruch mussten Sie vier Jahre warten, dann folgten Top-Ten-Plätze und der dritte Platz im Teamevent bei der Weltmeisterschaft in Åre. Alles lief perfekt, bis zum Parallel-Riesentorlauf in Chamonix 2020. Was ist passiert? Es war bis zu diesem Zeitpunkt eine super Saison. Zuerst habe ich mit dem Material etwas Zeit gebraucht, weil ich umgestiegen bin. Dann hatte ich ein Set-up, das gut ging und tolle Platzierungen erreicht. Parallelläufe liegen mir, das ist immer ein Höhepunkt für mich. In den ersten Rennen in Chamonix