POLITIK & VERWALTUNG
PUSTERTALS WIRTSCHAFT IM CORONA-WÜRGEGRIFF
Die hohen Lebenshaltungskosten sind ein großes Problem Die Corona-Krise hat viele Menschen an den Rand des Abgrundes gebracht – auch im Pustertal. Vor allem die Mitarbeiter bestimmter Branchen zahlen einen hohen Preis. Denn der Tourismus und das Gastgewerbe, welche eine tragende Säule der heimischen Wirtschaft darstellen, wurden total lahmgelegt. Auch die gesamten Zulieferer des Tourismus, der Handel, die Aufstiegsanlagen, die Reiseveranstalter, sehr viele Dienstleister, die Kultur, aber auch Bereiche im Handwerk und der Industrie wurden von den Auswirkungen des Lockdowns arg gebeutelt. In einem Interview mit PZ-Chefredakteur Reinhard Weger zeigt der hohe Gewerkschaftsfunktionär Georg Plaickner (AGB-CISL) schonungslos auf, was in dieser Krise schief gelaufen ist. PZ: Herr Plaickner, die aktuelle Situation rund um die Corona-Seuche wird von vielen als dramatisch beschrieben. Wie ist die Situation aus Ihrer Sicht? Georg Plaickner: Als uns vor 15 Monaten die ersten Nachrichten aus China erreichten, schien alles noch so weit weg. Es kam aber ganz anders. Mit einer rasenden Geschwindigkeit erfasste das Virus die gesamte Welt. Im letzten Sommer konnten wir fast zur Normalität zurückkehren. Dann kam die zweite Welle, dessen Auswirkungen wir alle miterleben müssen. Leider gab es viele Opfer und schwere Verläufe. Die aktuellen Infektionszahlen und die angelaufenen Impfungen geben uns Hoffnung, diesen Alptraum endlich entfliehen zu können. Welche wirtschaftlichen Sektoren sind durch die Corona-Krise am meisten betroffen? Der Tourismus und das Gastgewerbe, welche eine tragende Säule unserer Wirtschaft darstellen, wurden total lahm gelegt. Auch die gesamten Zulieferer des Tourismus, der Handel, die Aufstiegsanlagen, die Reiseveranstalter, sehr viele Dienstleister, die Kultur, aber auch Bereiche im Handwerk und der Industrie wurden von den Auswirkungen des Lockdowns arg gebeutelt. Die Folgen für unsere Kinder und Jugendlichen durch die fehlenden sozialen Kontakte und den fehlenden normalen Schulablauf sind noch nicht abschätzbar. Die Arbeitslosigkeit steigt trotz der verschiedenen Hilfsangebote stark. Welche Auswirkungen sind zu befürchten? Die Hilfsangebote schaffen keine Arbeitsplätze, sondern diese bringen im besten Fall eine Schadensbegrenzung finanzieller Natur. Die kurzfristigen Auswirkungen erleben wir derzeit. Tausende Menschen sind
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PZ 8 | 22. A P R I L 2021
Welche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bleiben am meisten auf der Strecke? Es sind die Beschäftigten der vorhin genannten Bereiche. Wir haben auf der einen Seite Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die ihre Arbeit weiter verrichten können und ihr gewohntes Gehalt bekommen. Diese ersparen sich momentan zusätzlich etwas, weil ja nicht recht viele Möglichkeiten gegeben sind, Geld auszugeben. Auf der anderen Seite haben wir Tausende, die kein geregeltes Einkommen mehr haben und verzweifelt versuchen müssen, ein Hilfspaket zu bekommen um überhaupt über die Runden zu kommen.
Klare Worte vom Gewerkschaftsfunktionär Georg Plaicker von der SGB/CiSL.
ohne Arbeitsplatz oder im Lohnausgleich. Mit dem Arbeitslosengeld oder dem Lohnausgleich kann man eine kurze Zeit überbrücken, weil ein Betrag von rund 800 Euro netto und teilweise auch weniger im Monat reichen bei weitem nicht aus würdig leben zu können. Wir haben in Südtirol verdammt hohe Lebenshaltungskosten. Die meisten Südtiroler müssen schon für das Grundbedürfnis Wohnen mehr als 800 Euro im Monat aufbringen. Erschwerend kommt hinzu, dass die meisten kein Arbeitslosengeld mehr erhalten, weil die zustehenden Tage inzwischen aufgebraucht sind – also fehlt nicht nur das Geld, sondern auch die Rentenabsicherung.
Waren die verschiedenen Lockdowns und Einschränkungen im Sinne der Sache gut und wurden sie auch verständlich kommuniziert? Das ist eine gute Frage. Leider hat das Virus keine allzu großen Öffnungen zugelassen. Wie man sehen konnte, führen nur strenge Regeln zu einer Reduzierung der Infektionen. Hier muss man der Wissenschaft vertrauen und auch deren Vorgaben befolgen. Die Entwicklung im letzten Sommer hat uns geblendet, während die Wissenschaftler vor einer starken zweiten Welle gewarnt haben. Kritik zu üben, ist derzeit sicher einfacher, als die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die vielen Hassbotschaften zeugen aber auch davon, dass viele Menschen einfach verzweifelt sind. Schlussendlich einen Schuldigen für richtige oder falsche Maßnahmen zu suchen ist mühsam. Die Schuld liegt eindeutig beim Virus selbst, das die Welt vor sich hertreibt. Welche Auswirkungen befürchten Sie für die nahe und fernere Zukunft? Das Wichtigste ist, dass wir bald wieder eine