revue 2021/15

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Experiment gelungen, Patient lebt Nicht nur in Zeiten einer mutmaßlichen Demokratiekrise empfiehlt sich ein Gang ins DemokratieLabo, einer Ausstellung der Stiftung Zentrum für politische Bildung. Diese liefert darüber hinaus Eindrücke zu Fragen der luxemburgischen Identität. Von einer Krise der Demokratie ist schon seit Jahren die Rede. Das wird schon längere Zeit mit der sogenannten Politikverdrossenheit in Verbindung gebracht, seit dem Erstarken rechtspopulistischer Bewegungen und Parteien hat sich diese Krise zugespitzt. Erst recht, seit zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in zahlreichen Ländern einige Grundrechte zumindest zeitweise eingeschränkt oder sogar außer Kraft gesetzt wurden, wie die Menschenrechtsorganisation Amnesty International in ihrem jüngsten Jahresbericht feststellt. Und von Demokratieskeptikern wird die Frage aufgeworfen, ob autoritäre System wie das chinesische Pandemien nicht besser bewältigen können. Von einer schleichenden Abschaffung der Demokratie, von einem allmählichen

Zerfall spricht der in New York lehrende Politikwissenschaftler Adam Przeworski in seinem Buch „Krisen der Demokratie“. Auch hierzulande macht man sich über das Krisenphänomen Gedanken. So hat zum Beispiel im Januar 2020 die Zeitschrift Forum der „Zukunft der Demokratie“ eine Ausgabe gewidmet. Der Publizist Victor Weitzel schreibt darin von einer „Demokratie in der Sackgasse“. Um dieser Krise auf den Grund zu gehen, so Przeworski, müsse man erst einmal erklären: „Was ist eine Demokratie? Was ist eine Krise?“ Pierre Lorang stellte in seiner Einführung in das Dossier der besagten Forum-Ausgabe die Frage, „was die Demokratie in ihrem anthropologischen Wesenskern überhaupt ist: naturrechtliches Gesetz oder kultureller

Ausnahmezustand? Kommt der Mensch als edler Demokrat zur Welt und mutiert durch die Macht der Verhältnisse zum hässlichen Antidemokraten? Oder ist er in Wahrheit ein natürliches Ekel, das erst durch Erziehung und Sozialisation zum wahrhaften Citoyen wird?“ Dem früheren britischen Premierminister wird das Zitat von der Demokratie als der schlechtesten aller Regierungsformen zugesprochen – „abgesehen von all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind“. Kritik ist Teil der Demokratie, und schließlich ist es die Aufgabe der politischen Bildung, Schülern ebenso wie allen Bürgern das Wesen der Demokratie näherzubringen. Dies geschieht zum einen in der Schule, zum anderen ist hierzulande die Stiftung


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