Revue 2023/18

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IM FOKUS

Entmystifizierung eines Mythos Der Begriff KI, der für Künstliche Intelligenz steht, ist zu einem Modewort und aktuellen Hype geworden, ein Synonym für eine neuartige und geniale Software. Doch es ist nur die Spitze des Eisbergs. KI hat eine Geschichte von mindestens 70 Jahren, mit vielen Höhen und Tiefen. KI ist mit ihren vielversprechenden Anwendungen in aller Munde. Im Gesundheitswesen werden KI-Systeme eingesetzt, um medizinische Bilder zu analysieren und Ärzte bei der Erkennung von Krankheiten zu unterstützen. Im Finanzwesen wird die Betrugserkennung durch die automatische Analyse großer Datenmengen und die Erkennung von Mustern verbessert. In der Fertigung können mit Sensoren ausgestattete Maschinen vorhersagen, wann eine Wartung erforderlich ist, um somit die Effizienz der Produktionslinie zu erhöhen. Auch im Verkehrswesen sind KI-Anwendungen sehr präsent, vor

„Turk” als Kupferstich von Joseph Racknitz (1789)

allem im Zusammenhang mit selbstfahrenden Autos und der allgemeinen Verkehrsoptimierung. Im Einzelhandel analysieren KI-Systeme Kundendaten, um Produkte anzupassen und Empfehlungen auszusprechen, im Bildungswesen ermöglichen intelligente Tutorensysteme sowohl ein individuelleres wie auch stärker praxisorientiertes Lernen für Schüler, als auch die Unterstützung von Lehrkräften durch Lernanalysen. Unsere Reise durch die Geschichte der KI beginnt im Zeitalter der ersten industriellen Revolution, noch vor der

Elektrizität. Mathematiker arbeiteten für Architekten und Ingenieure, um komplexe und zeitaufwändige Berechnungen wie Integrale durchzuführen. Charles Babbage, einstudierter Mathematiker, war frustriert über die Grenzen solcher menschlichen Computer. Er war beeindruckt von einer erstaunlichen, neuen Technologie: der Dampfmaschine. Das berühmte Zitat von Charles Babbage aus dem Jahr 1821 lautete: „Ich wünschte bei Gott, diese Berechnungen wären durch Dampf ausgeführt worden.“ Charles Babbage wurde als „Vater des Computers“ bekannt, da er sein restliches Leben der Entwicklung und dem Bau von Maschinen widmete, die bereits über die Grundlagen eines Prozessors, eines Speichers, eines Programms sowie eine Eingabe der Kommandos mit Hilfe von Lochkarten verfügten. Er entwickelte die ersten mechanischen Rechenmaschinen, die „Difference Engine“ und die „Analytical Engine“, die mathematische Berechnungen automatisch durchführen sollten, insbesondere sogenannte Polynomfunktionen. Ein anderes bekanntes Beispiel für Maschinen, die die menschliche Intelligenz imitieren sollten, war der erste Schachcomputer namens „Turk“. Er wurde im späten 18. Jahrhundert von Wolfgang von Kempelen gebaut. Obwohl der „Schachtürke“ zu einer Sensation wurde und um die Welt reiste, stellte sich später heraus, dass es sich um einen Schwindel handelte: In dem hölzernen Gehäuse war ein echter Mensch versteckt, der die Bewegung der Schachfiguren steuerte.


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