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POLITIK & WIRTSCHAFT
Kurz gefasst Zusammengestellt von: Stefan Kunzmann Fotos: Fabrizio Pizzolante (3), Julien Garroy, Herve Montaigue, Alain Rischard (alle Editpress)
Rational und emotional Die Studie des Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (Liser) und der Universität Luxemburg, deren Ergebnisse vergangene Woche vorgestellt wurden, soll die Diskussion über die Arbeitszeitverkürzung nach den Worten von Arbeitsminister Georges Engel (LSAP) vor allem „auf eine rationale Ebene“ bringen. Das Thema sei viel zu emotionalisiert diskutiert worden, so der Ressortleiter – wohlwissend, dass die Diskussion von seiner Partei zu einem strategisch guten Zeitpunkt ins Rollen gebracht wurde: kurz vor dem 1. Mai und dazu noch im Wahljahr. Die Studie soll als Basis dienen, um zu analysieren, „was die Arbeitszeitverkürzung bringt“. Allerdings sind die Resultate der Bestandsaufnahme wenig aussagekräftig. Weder die Vor- noch die Nachteile seien eindeutig, so die LiserForscherin Thuc Uyen Nguyen-Thi. Beispiele aus verschiedenen Ländern wie Deutschland, Frankreich, Portugal, Südkorea und Japan zeigen, dass die Effekte nicht immer positiv sind. Zu den Risiken gehören die Intensivierung der Arbeitsbelastung, indem die Arbeitgeber mehr Überstunden fordern, Auslagerung von Stellen sowie atypische Arbeitszeiten und niedrigere Gehälter. Eine entsprechende Reform müsse von weiteren Gesetzen und Maßnahmen begleitet werden. Dazu gehörten auch die Kompensierungen für die Unternehmen.
Feiern mit Wermutstropfen So kann sich das Blatt wenden: Vor einem Jahr stand der 1. Mai noch unter dem Eindruck der gescheiterten Tripartite einen Monat zuvor, doch inzwischen sehen nach den jüngsten Dreierverhandlungen im März die Vorzeichen für den OGBL deutlich besser aus. „Wir haben es geschafft, dass das Indexsystem wiederhergestellt wurde“, frohlockte OGBL-Präsidentin Nora Back bei der Feier zum internationalen Tag der Arbeit in der Abtei Neumünster, zu der sich außer Gewerkschaftlern unter anderem auch Politiker von LSAP, „déi Gréng“ und „déi Lénk“ eingefunden hatten. Auch LCGB-Chef Patrick Dury sprach in seiner Rede beim Familienfest seiner Gewerkschaft in Remich, bei dem unter anderem Premierminister Xavier Bettel (DP) zu Gast war, über die Dreierrunde. Er verteidigte dabei das TripartiteModell. Letzteres wird in Zukunft massiven Stresstests ausgesetzt sein. Denn die Armut hat zugenommen, wie die Chambre des Salariés (CSL), deren Präsidentin Nora Back ist, in ihrem Sozialpanorama 2023 bestätigte. Sie wies zudem darauf hin, dass die Ungleichheiten wachsen: 2021 war das Einkommen der reichsten 20 Prozent in Luxemburg 4,6-mal höher als das der 20 Prozent der Ärmsten. Besorgniserregend viele Menschen (13,5 Prozent) sind trotz Arbeit arm. Sie können unvorhergesehene Ausgaben kaum noch aus eigener Kraft stemmen. Alles in allem ein Wermutstropfen im Zuge der Maifeiern.
Größte Vereidigung Im Rahmen einer außerordentlichen Rekrutierung wurden 176 neue Polizisten vereidigt. Es ist die größte Vereidigung in der Geschichte der luxemburgischen Polizei. Die erste Rekrutierungswelle hatte im Herbst 2020 begonnen, damals wurden 198 von 700 Bewerbern zurückbehalten. Sie waren im Mai 2021 in die Polizeischule eingetreten und haben es nach zweijähriger Ausbildung geschafft (zweite Rekrutierungswelle: 199 von 735, dritte Welle: 191 von 474 Bewerbern). Unter den 176 neue Polizisten sind 54 Frauen. Der zuständige Minister für innere Sicherheit, Henri Kox („déi Gréng“), sprach von einem anvisierten Ziel eines Nettozuwachses von neuen 600 Polizisten. Davon ist man jedoch noch weit entfernt. Schließlich beenden zugleich rund 120 Polizisten den Dienst. Sie gehen in Rente oder wechseln den Beruf. So beträgt der Nettozuwachs nicht einmal 60 Polizisten.
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