Universitäres Tierspital – Jahresbericht 2021

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Departement Pferde – Fortschritte bei Frakturen

Springpferd im Gips: Dank moderner Operationstechnik kommt Chin Chin wieder auf die Beine Für ein Pferd bedeutete eine Fraktur am Bein früher meist das Todesurteil. Das hat sich geändert. Heute können die Pferdechirurg*innen des Universitären Tierspitals auch komplizierte Frakturen erfolgreich behandeln – wie jüngst beim Springpferd Chin Chin.

Wäre nicht der blaue Gips um Chin Chins Fessel am linken Vorderbein, man würde gar nicht merken, dass mit dem grossen, braunen Wallach etwas nicht in Ordnung ist. Gut gelaunt schnappt er sich ein Stück Banane aus der Hand seiner Besitzerin, bevor er von einer Tiermedizinischen Praxisassistentin zu seinem heutigen Spaziergang abgeholt wird. Nur kurz geht es einmal um den Hof der Pferdeställe des Universitären Tierspitals – Chin Chins tägliche Physiotherapie. Unter normalen Umständen wäre das ein Klacks für das 13-jährige, fitte und talentierte Springpferd. Zusammen mit seiner Besitzerin Elissa Bottoli hat er schon hochdotierte Turniere gewonnen und das Paar durfte sich für das österreichische Olympiakader bewerben. Als Chin Chin aber heute nach seinem Ausflug in den Stall zurückkommt, humpelt er doch sichtbar. Sieben Wochen zuvor trainierten Bottoli und Chin Chin auf einem Springparcours in Mailand. Nach einem Sprung verlor das Pferd kurz seine Konzentration und wollte gerade anfangen zu bocken – das habe sie genau gespürt, erzählt Elissa Bottoli heute. Da verhedderten sich Chin Chins Beine. Bottoli hörte ein «Plopp». Und das Pferd stand stockstill – das Gewicht auf drei Beinen. Nachdem ein erstes Röntgen auf eine Fraktur hindeutete, wurde Anton Fürst hinzugezogen, der Direktor der Klinik für Pferdechirurgie des Tierspitals. Dieser schickte eine Ambulanz los, die das Pferd von Mailand nach Zürich ins Tierspital brachte. Nach einer CT-Untersuchung war klar: Chin Chin hat eine schlimme Trümmerfraktur im Fesselbein, dem Knochen oberhalb des Hufs.

Ein komplizierter Bruch Eine Trümmerfraktur heisst, dass der Knochen nicht nur an einer Stelle gebrochen ist, sondern dass mehrere Brüche den Knochen der Länge nach zersplittert haben. Auch Gelenke sind mitbetroffen, in Chin Chins Fall gleich zwei, das Fesselgelenk oben am gesplitterten Knochen und das Krongelenk unten. «Solche Trümmerfrakturen entstehen, wenn der Knochen hohem Druck und gleichzeitig einer Rotation ausgesetzt ist», erklärt Anton Fürst. Dann wirkt die Form des darüber liegenden Gelenkknochens wie ein Keil und spaltet den Knochen auf. «Das sind extrem komplizierte Frakturen, die noch vor 10 bis 15 Jahren bedeuteten, dass ein Pferd nie wieder gehen kann», sagt Anton Fürst. Den Besitzer*innen blieb nichts

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Jahresbericht 2021

anderes übrig, als das Tier einschläfern zu lassen. «Heute ist das anders.» Dafür haben kontinuierliche Fortschritte auf ganz unterschiedlichen Gebieten gesorgt. So ist bereits der sorgfältige Transport wichtig für die spätere Heilung. Für die Reise in der Ambulanz werden die Tiere sorgfältig mit Gurten und Netzen unter dem Bauch gesichert und gestützt. Und sie werden sediert, damit sie sich nicht etwa mit einer Bewegung noch schlimmer verletzen. Dabei hilft, dass die Veterinärmedizin inzwischen mehr und bessere Medikamente für die Sedierung grosser Tiere zur Verfügung hat. Zudem gibt es heute für die Fixierung von Frakturen eine grosse Auswahl an Schrauben und Platten – viele davon aus der Humanmedizin, aber auch solche, die an die Grösse und Form von Pferdeknochen angepasst sind. Beispielsweise gebogene Platten, mit denen sich Frakturen des Schienbeins oder des Oberschenkelknochens fixieren lassen.

«Das sind extrem komplizierte Frakturen, die noch vor 10 bis 15 Jahren bedeuteten, dass ein Pferd nie wieder gehen kann.» Anton Fürst, Direktor der Klinik für Pferdechirurgie des Universitären Tierspitals

Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Fortschritte bei den bildgebenden Diagnoseverfahren, die heute schnelle und präzise Bilder liefern. «Mit ihrer Hilfe können wir auch komplizierte Frakturen genau analysieren und deshalb erfolgreich behandeln», sagt Anton Fürst. Bei Chin Chin führte er eine sogenannte CT-navigierte Operation durch: Er nahm während des Eingriffs laufend neue CT-Bilder auf. Auf diesen überprüfte der Chirurg jeweils die Platzierung der zuletzt implantierten Schraube und plante, wo er die nächste Schraube setzen wollte. So fügte er die Bruchstücke von Chin Chins Fesselbein nach und nach mit acht spiralförmig angeordneten Schrauben wieder zusammen.

Ein Schlüssel: Sichere Narkose Auch das Wissen und die Möglichkeiten zur Narkose von Pferden sind kontinuierlich gewachsen. «Das ist entscheidend, damit wir schwierige und lange Operationen in Angriff nehmen können», sagt Anton Fürst. Auch der Eingriff an Chin Chin dauerte lange – etwas mehr als fünf Stun-


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