Bis 2030 werden alle Briefe und Pakete elektrisch zugestellt – die Post setzt dazu auf Fahrzeuge unterschiedlicher Hersteller, je nach TCO der einzelnen Fahrzeuge (im Bild MAN eTGE).
Elektrische Nutzfahrzeuge: Was kosten sie wirklich? Schwere Lasten, viele Kilometer und umweltfreundlicher Betrieb: Mit welchen Kosten müssen Unternehmen rechnen, die ihre Nutzfahrzeugflotte auf E-Antrieb umstellen? Text: Rahel Meister, Sprachwerk GmbH / Bilder: Schweizerische Post
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er Trend ist eindeutig: 2020 wurden 48,9 % mehr batterieelektrische Fahrzeuge als im Vorjahr verkauft. Noch entfällt der Löwenanteil auf Personenwagen. Unternehmen mit Nutzfahrzeugen fällt der Entscheid nicht immer leicht – oft schrecken die hohen Kaufpreise ab. Doch sind Elektronutzfahrzeuge wirklich teurer als Verbrenner? Um die tatsächlichen Kosten eines Fahrzeugs zu erheben, bedient sich die Automobilbranche der sogenannten Total Cost of Ownership, kurz TCO. Zu diesen Gesamtbetriebskosten zählen Finanzierung, Treibstoff, Wartung, Reparaturen, Reifen, Fahrzeugsteuern und Versicherungen sowie noch einige weitere kleinere Posten. Die Berechnung der TCO gehört zum Alltag von Anbietern für Full-Service-Leasing und Mobilitätslösungen wie Arval (Schweiz) AG, die markenunabhängig für ihre Kundinnen und Kunden Leasingangebote zusammen-
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aboutFLEET 02/2022
stellen. Sales Director Roger Rölli bestätigt das grosse Interesse: «Bei rund 80 % unserer Beratungsgespräche ist Elektromobilität ein Thema, etwa 15 % aller bestellten Fahrzeuge sind elektrisch.» Treibstoffkosten – der Trumpf der Stromer Ob neu, geleast oder gebraucht – der grösste Kostenpunkt beim Autokauf ist das Fahrzeug selbst. Noch sind die Listenpreise der Elektrofahrzeuge im Durchschnitt – teilweise deutlich – höher als bei Verbrennern. Wird das Fahrzeug für eine gewisse Zeit geleast oder nach einigen Jahren wieder abgestossen, ist die Differenz zwischen Einkaufspreis und Restwert zu finanzieren. Rölli gibt zu, dass die Restwertbestimmung bei Elektrofahrzeugen teilweise noch dem «Blick in die Glaskugel» gleiche, aber Arval glaubt an die Zukunft von Elektrofahrzeugen und setzt attraktive Restwerte für gebrauchte Elektroautos an.
Obwohl Elektrofahrzeuge in der Anschaffung (noch) teurer sind als solche mit Verbrennungsmotor, zeigt das Beispiel für einen Renault Kangoo, dass die TCO der Elektroversion bereits heute günstiger als bei einem Diesel sein können. Die Nase vorn haben Elektrofahrzeuge bei den Treibstoffkosten – insbesondere, wenn günstig nachts oder über eine eigene Fotovoltaikanlage geladen wird. Lädt man hingegen ausschliesslich an Schnellladestationen entlang der Autobahnen, schnellen die Kosten in die Höhe. Je mehr Kilometer gefahren werden, desto stärker wirkt sich der Vorteil der günstigeren Energiekosten von Elektrofahrzeugen auf die TCO aus. Eines der beliebtesten E-Nutzfahrzeuge der Schweiz, der Renault Kangoo, trumpft bereits bei den Gesamtbetriebskosten. In der Beispielrechnung wurden 25'000 Kilometer pro Jahr angenommen. In Sachen Unterhalt und Servicekosten sind Elektromotoren im Vorteil: Sie bestehen aus