AUTO & Wirtschaft 06/2021

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Dr. Fritz Knöbl

ANSICHT Transhumanismus W issen Sie, was Transhumanismus ist? Es geht um die Transformation der Gesellschaft. Um eine immer stärkere Verschmelzung von biologischer und digitaler Identität der Menschen. Ein Änderungsprozess, der schon in nächster Zukunft für die Kfz-Branche von zunehmender Bedeutung sein wird. Die aktuelle Kündigung aller Stellantis-­ Vertriebsverträge ist ein Vorbote dieser Änderungen. Im Sinne von Klaus Schwab, dem Gründer des World Economic Forum (WEF), der von den Möglichkeiten des technischen Fortschritts schwärmt: in den Bereichen der Medizin/Genetik/Biologe mittels DNA-Sequenzierung, Neurotechnologie, Bioprinting, Gentechnik, intelligente Zellfabriken, Impftechnologie; in der Technik durch Robotik,

„Die aktuelle Kündigung aller Stellantis-­Vertriebsverträge ist ein Vorbote der Änderungen, die in den kommenden Jahren auf die Kfz-Branche zukommen werden.“ künstliche Intelligenz, 3D-Druck, Drohnen, Chat-Bots, 5G, Quantencomputer und Gesichtserkennungssoftware; in der Ökonomie durch On-Demand-­Economy und digitale Plattformen für d ­igitale Marktplätze. • Im Gegensatz zu Schwabs Schwärmerei beurteilt das deutsche „Zukunftsinstitut“ diese Entwick-

Dr. Fritz Knöbl ist emeritierter Rechtsanwalt und Publizist

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lung nüchtern. Es geht um die „Cyborisierung des Menschen“, und zwar über das Menschliche hinaus. Der österreichische Publizist Hannes Hofbauer analysiert im neuen Buch „Lockdown 2020“ auch, warum große Konzerne, Banken und Investmentfonds als Mentoren des WEF an dieser Cyborisierung des Menschen so interessiert sind. Warum Staaten und ihre Politiker mit Steuergeldern diesem Transhumanismus mit neuen Leitbranchen die Wege ebnen wollen. Aus der Erkenntnis, dass die herrschende ressourcenverschleudernde Industrieund Dienstleistungsgesellschaft auch im physischen Sinn an ihre Grenzen gestoßen ist. • Zitat aus „Lockdown 2020“: „Der Weltwirtschaftskrise 2008 folgte eine lang andauernde Verwertungskrise des Kapitals. Ab Ende 2017 gingen die Produktionszahlen nach unten. Im Euro-Raum sank die industrielle Produktion 2019 im Vergleich zu 2018 um 4,1 Prozent. In e ­ inem der wichtigsten der alten Industriesektoren, der Automobilherstellung, war der Höhepunkt des Wachstums in den USA und Deutschland bereits 2016 überschritten. Mit anderen Worten: Der Indus­ triekapitalismus steckte schon längere Zeit in der ­Krise, bevor der Lockdown diese in extremer Weise zuspitzte.“ • Im Zuge einer „kybernetischen Wende“ geraten nun zunehmend das menschliche Verhalten, seine Erfahrungen sowie der menschliche Körper in den Verwertungsprozess. Deren Nutzung soll angesichts der geringer werdenden Bedeutung der menschlichen Arbeitskraft der Wirtschaft künftig als neuer Motor dienen. Gratis und (mehr oder minder) freiwillig abgelieferte Daten erzeugen milliardenfach zusammengeschnürt jene Datenprofile, die Quasimonopolisten wie Google und Facebook Milliardenprofite bescheren. • Durch Homeoffice, Videokonferenzen und digitales Lernen boomt das Geschäft der Datensammler. Auch in der Kfz-Wirtschaft fallen riesige Datenmengen an. Noch wird dieses „neue Gold“ der Branche kaum genutzt. Aber es entstehen neue Partnerschaften, um diesen Schatz zu heben. Aus WEF-Sicht kann nur die enge Verbindung von Staat, Industrie und Kapital derartige historische Änderungen bewerkstelligen. Die Kfz-­Betriebe als kleine Räder im neuen „Transhumanismus“ müssen schauen, wie sich dieser in ihr eigenes Geschäftsmodell ­integrieren lässt. •


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