bahn manager #06/2020

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TO P - M E L D U N G E N

DEUTSCHE BAHN STELLT IC-BUSVERKEHR EIN 2014 HATTE DIE DEUTSCHE BAHN IHREM EIGENEN FERNZUG VON KRAKÓW / KRAKAU ÜBER WROCŁAW / BRESLAU NACH BERLIN MIT DEM DB-ICBUS SOWEIT KONKURRENZ GEMACHT, DASS DER ZUG EINGESTELLT WURDE. MIT DEM WINTERFAHRPLAN 2020/2021 KOMMT DER EC-ZUG BERLINKRAKAU WIEDER AUFS GLEIS, DAFÜR SCHAFFT DIE DB IHRE SÄMTLICHEN IC-BUSSE AB. Schon zuvor hatte die Deutsche Bahn ihr Fernbusnetz merklich ausgedünnt. Die aktuelle Webseite des Unternehmens listet nur noch die Verbindung Mannheim — Nürnberg über Heidelberg oder Frankfurt/M.-Würzburg mit Weiterverbindung über Prag nach Leipzig auf. Getrennt davon gibt es noch die Relation München-Zürich — aber auch das nur noch bis Jahresende. 2017 bediente der IC Bus noch europaweit 45 Verbindungen in elf Ländern. Den Fernbusbetrieb unter der Marke BerlinLinienBus hatte die Deutsche Bahn 2016 eingestellt. Jetzt bestätigte die DB die Einstellung der restlichen Bus-Fernverbindungen — schließlich gäbe es als Alternative „inzwischen attraktive und schnelle Zugverbindungen“. Dazu passt die Mitteilung, dass auch die von der französischen Staatsbahn SNCF gegründete Bus-Konkurrenz unter dem Namen Blablabus angekündigt hat, erst „im Frühjahr 2021“ auf Deutschlands Straßen anzutreten. Mit Bus-Fernverkehr lässt sich

in Corona-Zeiten offenbar nur schlecht Geld verdienen. Auch das am Platz verbleibende Fernbus-Unternehmen Flixbus bietet derzeit nur etwa ein Drittel der Relationen wie in der Vor-Corona-Zeit an. Am 24. Juli 2014 hatte der Verfasser dieser Zeilen den damaligen DB-Vorstand Ulrich Homburg bei einer DB-Bilanzkonferenz gefragt: Warum soll die Zug-Relation Breslau-Berlin gestrichen werden bei gleichzeitiger DB-Bus-Konkurrenz auf dieser Strecke viermal täglich? Homburg antwortete damals: „Das ist eine Verbindung, die weit, weit davon entfernt ist, den Nachweis zu erbringen, dass das eine attraktive Geschichte ist. Vier Fernbusrelationen am Tag sind eine Platzkapazität von etwa 160 bis 200 Plätzen über den ganzen Tag. Das ist weniger als die Hälfte als ein einziger Zug.“ Allerdings war die Einführung der DB-IC-Busse auf derselben Relation wie der EC-Zug eine einsame Entscheidung der DB gewesen und hatte dann die Nutzung des Zuges derart schrumpfen lassen, dass die polnische Staatsbahn PKP zunächst die Verlängerung Krakau-Breslau strich und bei weiterem offensichtlichem Desinteresse der DB der Komplettstreichung des Zuges zustimmte. Jetzt wird zwischen Krakau, Breslau und Berlin die Zugverbindung unter dem Namen „Wawel“ wieder auf null gestellt. Im polnischen Kursbuch firmiert sie als IC 57/73000 i IC56/37000. Um eine Reisezeit von etwa sieben Stunden zu erreichen, wird es weniger Zwischenhalte als bis 2014 geben. Jetzt wird der Zug in Krakau um 10.11 Uhr abfahren und vor der Erreichung der deutsch-polnischen Grenze nur noch in Katowice, Zabrze, Gliwice, Opole / Oppeln,

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Wrocław / Breslau, Legnica, Lubin, Głogów und Zielona Góra / Grünberg halten. Berlin Hauptbahnhof erreicht der Zug dann um 17.16 Uhr. Anders herum wird der Zug Berlin Hbf um 10.37 Uhr verlassen und Krakau um 17.51 Uhr erreichen — bei derzeitigem Buchungspreis ab 27.90 Euro inklusiv Platzreservierung. Der IC-Bus nahm damals für die viel kürzere Strecke Berlin-Breslau 38 Euro.

Hermann Schmidtendorf Chefredakteur bahn manager


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