FORSCHUNG & ENTWICKLUNG
PJM BESCHLEUNIGT ZULASSUNGSTESTS DER WESTBAHN-KISS-ZÜGE FÜR DIE DB 2019 KAUFTE DIE DEUTSCHE BAHN VON DER ÖSTERREICHISCHEN PRIVATEN WESTBAHN ACHT SECHSTEILIGE UND NEUN VIERTEILIGE DOPPELSTOCK-ELEKTROZÜGE DES TYPS STADLER KISS. JETZT VERMELDETE DAS ÖSTERREICHISCHE TECHNOLOGIE-UNTERNEHMEN PJM DEN ERFOLGREICHEN ABSCHLUSS DER ZULASSUNGSTESTS FÜR DEUTSCHLANDS GLEISE.
Nicht ohne Belang waren sicher auch die langjährige Erfahrung und große Einsatzbereitschaft des Messtechnik-Teams von PJM. Warum müssen überhaupt weiterhin Bahnfahrzeuge, die in einem EU-Land zugelassen sind, für den Betrieb im Nachbarland erneut geprüft werden? Diese Frage stellte der Hanse Medien-Verlag den Experten von PJM. Diese verwiesen auf das Zauberwort in diesem Kontext: NNTR. NNTR ist die Abkürzung für „Notified National Technical Rules“, also Notifizierte Nationale Technische Regeln. Diese gehen aus dem für EU-weite Zulassungsverfahren maßgeblichen Regelwerk TSI hervor, der Technical Specifications Interoperatibility, also Technischen Spezifikationen Interoperabilität. Das in Deutschland zuständige Eisenbahnbundesamt EBA formuliert das in seiner NNTR-Liste (TSI CR LOC PAS 2011 NNTR-Gesamtliste Stand: 24.05.2018) so: „Wenn die Bewertung durch den NoBo gemäß der in Spalte „Regelwerk für zusätzliche nationale Prüfung“ aufgeführten anzuwendenden Regelwerke erfolgte und mittels EG-Prüfbescheinigung bestätigt wurde, ist keine nationale Prüfung gemäß dieser Regelwerke durch den DeBo mehr notwendig.“ NoBo, das ist ein Notified Body, also eine notifizierte, sprich Benannte Stelle. DeBo ist die Abkürzung für Designated Body. Bei einem Zulassungsverfahren sind die Fahrzeuge sowohl nach den EU-weit relevanten TSI-Regeln zu konstruieren und zu prüfen als auch nach den zusätzlichen nationalen Regeln in Bereichen, zu denen die TSI keine allgemein verbindlichen
Die Messfahrten fanden auf der Westbahnstrecke zwischen Ybbs an der Donau und Kleinmünchen statt. „Die Versuchsfahrten konnten in einem sehr knappen Zeitfenster erfolgreich durchgeführt werden“, erklärte erfreut Martin Joch, CEO von PJ Messtechnik GmbH. Die rasche Projektabwicklung war möglich, weil für die umfangreichen Testversuche zur Gleitschutzanlage des Fahrzeugs die Zeitspanne der „Corona-Wochen“ im März 2020 optimal genutzt wurde. Durch den eingeschränkten Fahrplan standen größere Zeitfenster für die Testfahrten zur Verfügung. Wesentlich, so unterstreicht Martin Joch, sei auch die weitgehende Digitalisierung der gesamten Messkette: „Die Vorteile des digitalen MessSystems liegen im reduzierten Verkabelungsaufwand und einer erhöhten Störsicherheit. In kurzer Zeit wurde ein verteilter Messaufbau mit 200 Sensoren realisiert.“
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