bahn manager #06/2020

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RESTVERKEHR

ICE-RESTAURANTWAGEN: REISEKULTUR IST SPEISEKULTUR! WAS BRAUCHT ES IM ZUG FÜR EINE ENTSPANNTE REISE? EINEN BEQUEMEN SITZ – UND EINEN SPEISEWAGEN!

Bordrestaurant!“ Und auch den aktuellen DB-Lenker Richard Lutz outet sein Unternehmen als Freund des Essens auf Rädern: „Solange ich Bahnchef bin, wird’s Gastronomie in den Zügen geben, das ist gar keine Frage.“

2002 wollte der damalige Deutsche BahnChef Hartmut Mehdorn den defizitären ICESpeisewagen an den Kragen. In über 100 Intercity-Zügen wurden die traditionsreichen Verköstigungsstätten durch blaugrüne Bistro-Wagen ersetzt, auch 54 ICE 3-Züge erhielten bei Umbaukosten von jeweils etwa 400.000 Euro platzsparende Stehbistros. Ein Desaster! Bundesverbraucherministerin Renate Künast prangerte den „Mitropa-Mord“ an, Verbraucherzentralen und der Fahrgastverband Pro Bahn agitierten mit Erfolg durch Solidarisierungsfrühstücks, genannt „Eatins“, wobei spektakulär auch mal ein verbliebener Speisewagen „besetzt“ wurde. Unter dem Mehdorn-Nachfolger Rüdiger Grube, privat mit einer veritablen Köchin verheiratet, hieß es deshalb „Finger weg vom

SEELE BAUMELN LASSEN Gut so! Tatsächlich erinnert selbst Speisewagen-Abstinenzler die bloße Existenz dieser Refugien daran, dass Langstreckenfahrten einen Hauch von Luxus, von Entspannung und baumelner Seele in sich tragen. Was wären der legendäre Orient-Express und seine Nachfolger ohne glänzend geputzte Bestecke, Gläser, Teller, mit welchen livriertes Personal an plüschig-behäbigen Sitzplätzen Gaumenkitzler des Chefkochs serviert. Voraussetzung war damals die Entwicklung der Durchgangswagen — alle Mitreisenden mussten während der Fahrt Zugang zum Speisetempel haben. Gekocht wurde zunächst auf Kohleöfen, das Kühlen besorgten massive Eisblöcke, die unterwegs nachgeliefert wurden.

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