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GUT GEMEINT Manche Insektenhotels im Handel schaden mehr, als sie nutzen. InsektenfreundInnen haben es trotzdem nicht schwer. Insektenhotels dienen Wildbienen und anderen Insekten als Nisthilfe. Hier von Bienenlieb aus lasiertem Kiefernholz, Aststücken aus Birkenholz, Buchenholzblöcken und Schilfrohrhalmen.
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ünstlich geschaffene Insektennisthilfen, längst besser bekannt als Insektenhotels, sollen Insekten einen Unterschlupf – vor allem im Winter – bieten oder ihnen beim Nisten helfen. Inzwischen zieren sie viele Gärten – Marke Eigenbau oder vorgefertigt, etwa aus dem Baumarkt. Ein falsch designtes Insektenhotel kann Tieren mitunter schaden, wird meistens aber von diesen einfach nicht angenommen und ist somit vergebene Liebesmüh für die Artenvielfalt.
UNBEABSICHTIGTE INSEKTENFALLEN
Der Nabu liefert auf nabu.de Bauanleitungen für Luxusunterkünfte.
Häufig sei das Problem bei vorgefertigten Insektenhotels die billige Verarbeitung, erklärt Laura Breitkreuz, Expertin für Insektenkunde beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Ihr zufolge sind die Bohrlöcher bei vielen handelsüblichen Insektennisthilfen oft zu klein, weswegen die Gänge von Insekten nicht angenommen werden. Ist das Holz nicht richtig abgeschliffen und die Bohrungen »ausgefranst«, können sich die Tiere an den abstehenden Holzsplittern verletzen, sagt Breitkreuz. Nisthilfen sollten aus Hartholz – also beispielsweise aus Esche, Birke oder Kastanie – bestehen, schlechte Holzqualität kann für Insekten zum Verhängnis werden. »Wenn Risse zu Beginn nicht da sind, nehmen die Bienen die Gän-
ge zunächst an, bauen ihr Nest und legen Eier. Durch die entstehenden Risse können die Larven an die Luft gelangen und dadurch austrocknen oder sie sind anfälliger für Parasiten und Schimmel.«
LUXUSUNTERKÜNFTE Solide Modelle erkennt man halbwegs zuverlässig schon beim Kauf mit Blick auf ein paar Details: »Die Löcher sollten gut gebohrt und abgefeilt sein. Wenn sich die Hersteller da Zeit genommen haben, achten sie auch meistens auf den Rest. Man sieht bei Insektenhotels recht schnell, ob es in Masse und schnell produziert wurde oder ob sich dabei Zeit gelassen wurde«, sagt Laura Breitkreuz. Außerdem müssen die Nisthilfen eine gewisse Tiefe haben, damit sie von Tieren angenommen werden. Mindestens fünf Zentimeter tief müssen die Löcher sein, zehn Zentimeter sind laut Breitkreuz ideal. Das Holz darf außerdem – selbstverständlich, sollte man meinen – nicht mit Insektiziden behandelt worden sein. Richtig konstruierte Insektenhotels fördern die Artenvielfalt und das wiederum kommt auch vielen Pflanzen im eigenen Garten oder auf dem Balkon zugute. Um ein Insektenhotel selbst zu bauen, braucht man nur ein paar Bauteile und ein wenig Zeit.
BILD BIENE NLIE B
TEXT Florian Jauk