Brauerei Forum 04/2021

Page 1

BRAUEREI

FORUM Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner

Ausgabe 4 | 23. April 2021 | 36. Jahrgang  |  ISSN 0179-2466

IN DIE

SER A USGA IfGB A BE: K Brenn TUELL – Inf ereien or und S mationen f piritu osen- ür Herst el

ler

 Jede vierte Brauerei in akuter Existenznot  Tagungsberichte VLB-Jahresauftakt 2021:

• 49. Braugersten-Seminar • VLB-Forschungskol­loquium • Logistik: Transport- & Leergutmanagement  Brau-Börsen-Bilanz:

Pandemie­druck prägt Erfolgsrechnungen 2020

Informationsservice der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin

www.brauerei-forum.de


2nd VLB Symposium on Acidic Fermented Non-Alcoholic Beverages

Kombucha – Kefir – Sour Beverages – Health Aspects and more… May 25-27, 2021– VLB Virtual Campus (Online Event) Supported by:

www.vlb-berlin.org/en/SAFB2021

Vorbereitungskurs zum/r Brauer- und Mälzermeister/in Fach- und handlungsspezifische Qualifikationen für Braumeister zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung an der Handwerkskammer Berlin Beginn: 18. Oktober 2021 / Dauer: 11 Monate / Sprache: Deutsch Kursziel: Dieser Kurs bereitet auf die fachspezifische Prüfung für Brauer- und Mälzermeister/innen an der Handwerkskammer Berlin vor. Er ist konzipiert für künftige Führungskräfte in Industriebetrieben sowie in mittelständischen Brauereien. Darüber hinaus bietet die Meis­terausbildung auch eine solide Grundlage für die Gründung eines eigenen Unternehmens. Aufbau des Kurses: Der Kurs verfolgt einen integrierten Bildungsansatz („Blended Learning“). Dabei werden Elemente wie klassische Präsenzveranstaltungen, geführtes Selbststudium und E-Learning-Elemente kombiniert. Für etwa 40 % der Lehrveranstaltungen besteht Präsenzpflicht in Berlin. Die weiteren Lehreinheiten werden in einer Kombination aus mediengestützem Selbststudium mit E-Learning-Elementen und regelmäßigen Lernkontrollen online durchgeführt und sind nicht standortgebunden. Die Meisterprüfung an der Handwerkskammer Berlin schließt diese Fortbildung ab. Weitere Informationen stehen auf unserer Webseite zur Verfügung.

VLB Berlin, Seestraße 13, 13353 Berlin a.heyer@vlb-berlin.org

www.vlb-berlin.org/braumeister


INHALT INHALT

 MENSCHEN & UNTERNEHMEN 4 Investitionsoffensive trotz Pandemie: Veltins tritt aufs Gas 5 Führungswechsel beim Verband Deutscher Hopfenpflanzer: Otmar Weingarten geht, Dr. Erich Lehmair kommt

 TECHNIK & TECHNOLOGIE

6

6 6. BioProScale Symposium – erfolgreiche Online-Konferenz für die Bioverfahrenstechnik

Ende März fand das 6. BioProScale Symposium statt – erstmals online. Die Gemeinschaftsveranstaltung der TU Berlin und der VLB richtet sich an Bioprozesstechniker aus aller Welt

7 VLB Berlin: Technisch-Wissenschaftlicher Ausschuss tagte online 8 1. VLB-Jahresauftakt: Das 49. Internationale Braugersten-Seminar feierte seine Online-Premiere 11 MEBAK-Analysenkommission tagte erstmals virtuell / MEBAK-Richtlinie Membranfiltration komplementiert die Sammlung zur Filtration von Bier oder bierähnlichen Getränken 12 Brauer-Schule – Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende: Hopfenstopfen 13 Nachrichten: Kapazitätserweiterung bei Heinz Weyermann Röstmalzbierbrauerei / Ziemann Holvrieka liefert Schlüsseltechnologie für Whisky-Destillerie

8

14 1. VLB-Jahresauftakt: Das 2. Forschungskolloquium stellt Forschungsprojekte der VLB erstmals online vor 16 Chronik: Die VLB Berlin im Wandel der Zeit, Teil 3: Kriegsende und Neuanfang nach 1945

 IfGB AKTUELL 20 Tagungen: 19. IfGB-Forum 2021 in Höhr-Grenzhausen

Gelungene Online-Nachlese des 49. Internationalen BraugerstenSeminars: Vier sehr unterschiedliche Vorträge beleuchteten aktuelle Trends rund um das Braugetreide

21 Fortbildung: Destillateur-Aufbaukurs – Restplätze frei 22 Wettbewerbe: Craft Spirits Award 2021 online 23 Verbände: GGBW-Mitgliederversammlung 2021 online

 BETRIEBSWIRTSCHAFT

20

24 1. VLB-Jahresauftakt: Transport- und Leergutmanagement standen im Fokus der Logistiksessions 27 Brau-Börsen-Bilanz: Regionaler Pandemiedruck prägt Erfolgsrechnungen 2020

 MARKT & MARKEN 31 Gaffel: Mit dem Wiess gibt es den Urvater des Kölsch jetzt auch in der Flasche / C. & A . Veltins: Die sauerländische Brauerei bestärkt Treue zum FC Schalke 04

Rahmenbedingungen der Spirituo­ senproduktion, neue Spirituosen­ trends sowie Inspektionstechnologie werden die Themenschwerpunkte des 19. IfGB-Forums Anfang Oktober in Höhr-Grenzhausen sein

32 Corona-Krise: „Jeder vierten Brauerei droht die Insolvenz“ 33 Statistisches Bundesamt (DESTATIS): Alkoholverbrauch geht im Corona-Jahr 2020 weiter zurück 34 Siegel Bayerische Edelfreifung: Traditionelle Braukunst trifft auf kompromissloses Qualitätsbewusstsein / BarthHaas: Der Hopfendienstleister erscheint erstmals auf dem Etikett

24

 SONSTIGES 35 Lösungen Brauer-Schule / Impressum 36 Veranstaltungskalender

Titel: Schwer zu glauben, aber wahr – Brauereien müssen derzeit in großem Stil Fassbier entsorgen, das durch Überschreitung des Mindesthaltbarkeitsdatums nicht mehr verkehrsfähig ist. Foto: Jan Biering, VLB Berlin

Zwei Logistiksessions waren ein wesentlicher Bestandteil des 1. OnlineJahresauftakts der VLB und ein gelungener Ersatz für den Logistik­ fachkongress, der im vergangenen Jahr ausfallen musste

Brauerei Forum  –  April 2021

3


MENSCHEN & UNTERNEHMEN

 INVESTITIONSOFFENSIVE

Trotz Pandemie: Veltins tritt aufs Gas Die Brauerei C. & A. Veltins ist voller Zuversicht in den Biermarkt und plant vorausschauend, um sich für die Zeit nach der Pandemie mit der nötigen Flexibilität zu wappnen. Der Aufbau der neuen Abfüllanlagen am Stammsitz in Grevenstein soll Ende 2021 beginnen. Unterdessen ist der Bau des dafür vorgesehenen Gebäudes in vollem Gange. Insgesamt fließen 54 Mio. € in die neue Anlagentechnik.

In den Felsen gezimmert: das neue Abfüllgebäude bei Veltins

(F.) Veltins rüstet sich für die Zeit nach der Pandemie. „Unser Blick ist nach vorn gerichtet“, sagt VeltinsGeneralbevollmächtigter Michael Huber. Dementsprechend bleibt das Investitionstempo am Stammsitz im sauerländischen Grevenstein hoch. 24 Stunden pro Tag, fünf Tage pro Woche floss der Beton für die Treppenhaustürme des neuen Abfüllgebäudes der Brauerei C. & A . Veltins. Immerhin 25 cm pro Stunde wächst so ein Turm durch die besondere Technik der Gleitschalung – d.h. Fenster und Türen werden durch spezielle Einsätze direkt ausgespart. Auch in den zurückliegenden Wintermonaten gab es keine Pause. Bis es so weit ist, dass in dem neuen Gebäude auch eine neue Abfüllanlage platziert werden kann, war

el Huber. Die Flaschenabfüllanlage wird die Effizienz am Grevensteiner Stammsitz deutlich erhöhen. Garant für Flexibilität „Die Planung für solche Bauprojekte ist sehr komplex und Anlagenlayouts müssen vorausschauend geplant werden, immerhin ist Weitsicht später der Garant für die Flexibilität der Abfülltechnik“, sagt Peter Peschmann, Technikgeschäftsführer der Brauerei C. & A. Veltins. Mehr als 54 Mio. € investiert die Brauerei damit in modernste Anlagentechnik, um auch in den kommenden Jahrzehnten den hohen selbst gesteckten Qualitätsanforderungen gerecht zu werden. Immerhin müssen bei der Planung einer A bfüllanlage viele Elemente bedacht werden: vom Kas­ten-Auspacker über die Flaschenreinigungsmaschine bis hin zu Füller und Etikettiermaschine sowie Einpacker für Kästen und Sixpacks, aber auch Palettieranlagen, Förderbänder und etliche weitere, kleine technische Details. Aufbau zum Jahresende Der Hochbau für das Gebäude, in dem bis zum Jubiläumsjahr 2024 gleich zwei neue Abfüllanlagen errichtet werden sollen, entsteht in vier Bauabschnitten. Bereits Ende 2021 soll voraussichtlich damit begonnen werden, die erste der beiden Abfülllinien aufzustellen. 2022 wird in dem neuen Gebäude, das dann nahtlos mit dem vorhandenen Abfüllgebäude verbunden ist, eine neue Abfüllanlage an den Start gehen. Im Anschluss daran beginnt der Bau der zweiten Anlage. Die voraussichtliche Inbetriebnahme der ersten Anlage ist für Mitte 2022 angesetzt.

Foto: C. & A . Veltins

4

viel Zeit an Planung und entsprechender Vorbereitung notwendig. Viele Monate wurde Fels – teilweise mit sanften Sprengungen – abgetragen, bis dann im Frühjahr 2020 endlich die ersten Bauabschnitte begannen. Nach den Fundamenten folgte der Hochbau, der teilweise in Gleitschalung und teilweise konventionell mit Ortbeton gebaut wird. Dabei werden hier insgesamt 15 000 m3 Beton verbaut. An alles ist gedacht: Material- und Personenaufzüge, Versorgungsschächte, Unterführungen, Treppenhäuser und Brandschutzanforderungen, Vertikalförderer und auch eine Anbindung an die bestehenden Gebäude sowie die Logistik. „Wir sprechen über eine Maschinenlaufzeit bis zur Mitte dieses Jahrhunderts – ein Zukunftsprojekt“, erklärt Micha-

Brauerei Forum  –  April 2021


 FÜHRUNGSWECHSEL

Otmar Weingarten vertritt seit 1. Mai 1991 als Geschäftsführer des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer e.V., des Hopfenpflanzerverbands Hallertau e.V. und des Verlags Hopfen Rundschau die Interessen der deutschen Hopfenpflanzer. Nach 30 Jahren Engagement für den Hopfen wird der gelernte Volljurist, pünktlich zum gesetzlichen Rententermin Ende Februar 2022, seine vielfältigen Aufgaben an Dr. Erich Lehmair als Vorstandsmitglied der HVG Hopfenverwertungsgenossenschaft übergeben. (F.) Dr. Erich Lehmair ist als gelernter Diplom-Wirtschaftsingenieur seit 2002 für die HVG Hopfenverwertungsgenossenschaft e.G. tätig und seit 2013 stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Er wird weiterhin in seiner Funktion bei der HVG verantwortlich sein und zusätzlich die Geschäftsführung in den beiden Verbänden und im Verlag übernehmen. Hintergrund dieser neuen Konstellation ist die bisher schon praktizierte, enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Organisationen der Hopfenpflanzer. Mit diesem Schritt sollen für die Zukunft wichtige Weichenstellungen erfolgen, um weiterhin die Interessen der Hopfenpflanzer zu bündeln und als schlagkräftige Organisationen zu erhalten. Bereits heute gibt es enge personelle Verflechtungen in den Leitungs- und Aufsichtsgremien von HVG und den Hopfenpflanzerverbänden. Adi Schapfl, Präsident des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer e.V., Vorsitzender des Hopfenpflanzerverbands Hallertau e.V. und Aufsichtsratsvorsitzender der HVG, erklärt dazu: „Durch diesen Schritt wachsen unsere Pflanzerorganisationen noch enger zusammen und werden gestärkt die zukünftige Hopfenproduktion maßgeblich im Sinne der Hopfenpflanzer mitgestalten.

Foto: Verband Deutscher Hopfenpflanzer

Verband Deutscher Hopfenpflanzer: Otmar Weingarten geht, Dr. Erich Lehmair kommt

Wir haben das große Glück, dass wir in der HVG sowie bei den Hopfenpflanzerverbänden engagierte und kompetente Teams an Mitarbeitern haben, mit deren Hilfe wir uns für die Zukunft hervorragend aufstellen können. Die noch engere Verzahnung der Leitung der Verbände mit der Führung der HVG ist logisch, richtig und zukunftsweisend“. Adi Schapfl betont aber auch, dass die Hopfenpflanzerverbände und die HVG weiterhin als eigenständige Organisationen erhalten bleiben: „Verband und HVG haben unterschiedliche Aufgabenstellungen und Strukturen. Es macht sehr viel Sinn, die Aktivitäten noch enger zu koordinieren, gleichzeitig bilden die eigenständigen Strukturen aber auch weiterhin am besten unsere Hopfenproduktion ab und erlauben eine bestmögliche Wahrnehmung von uns Pflanzern bei Politik, Brauern und Öffentlichkeit.“

Dr. Erich Lehmair (r.) löst Otmar Weingarten (l.) an der Spitze der Hallertauer Hopfenverbände ab; Weingarten wird als Berater und Rechtsanwalt jedoch weiter tätig bleiben

WIR BRAUEN FÜR DIE BIERE DER WELT Röstmalzbier Malzextrakte Bierkonzentrate B r a u s i r u p B r a u k u l ö r e Flüssige Zucker

ASPERA BRAUEREI RIESE GMBH 45478 Mülheim an der Ruhr, Rheinstrasse 146–152 Tel. (02 08) 58 89 80 / aspera@aspera-riese.de www.aspera.de

Brauerei Forum  –  April 2021

5


TECHNIK & TECHNOLOGIE

6. BioProScale Symposium – erfolgreiche Online-Konferenz für die Bioverfahrenstechnik Ende März fand zum sechsten Mal das internationale BioProScale Symposium statt – in diesem Jahr erstmals in einer Online-Variante auf dem VLB Virtual Campus. Dieses hochkarätige Wissenschaftssymposium richtet sich an Industrie und Forschung im Bereich Bioprozesstechnik. Das Symposium ist eine Gemeinschaftsveranstaltung des Fachgebiets Bioverfahrenstechnik der TU Berlin unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Neubauer sowie der VLB bzw. dem IfGB Berlin. (oh) Rund 230 Experten aus Forschung und Industrie aus 20 Nationen nahmen vom 29. bis 31. März am BioProScale Symposium teil. In ihrer sechsten Auflage wurde diese Tagung nach der Absage im März 2020 erstmals als OnlineVeranstaltung durchgeführt. An den drei Tagen standen insgesamt 46 wissenschaftliche Vorträge auf der Agenda, die alle live in zwei parallelen Sessions präsentiert und diskutiert wurden. Das wissenschaftliche Programm wurde ergänzt durch eine Poster-Session mit 32 Beiträgen, die ebenfalls alle live diskutiert werden konnten. Begleitet wurde die Tagung durch eine virtuelle Fachausstellung sowie verschiedene Möglichkeiten

der direkten Kontaktaufnahme per Text- und Video-Chats. Der gesamte Tagungsinhalt stand den Teilnehmern nach Abschluss des LiveProgramms noch eine Woche zur Verfügung – ein Angebot, von dem rege Gebrauch gemacht wurde. Themenschwerpunkte der englischsprachigen Veranstaltung waren:  Industrial-scale bioprocessing and scale down  Bioprocesses for a circular economy  High-throughput bioprocessing and automation  Process analytical technologies (PAT) Tradition bei dieser Veranstaltung ist die Prämierung der besten Prä-

sentationen und Poster von Nachwuchsforschenden. Die Preise in diesem Jahr wurden gestiftet von dem Open-Access Verlag MPDI (Best Presenter Award) und der Eppendorf AG (Best Poster Award). Das Scientific Advisory Bord wählte die folgenden Beiträge aus: Best Presentation Award: Björn Gutschmann (Technische Universtiät Berlin) and Thomas Schiewe (Universität Potsdam / innoFSPEC, Germany): In-line application of photon density wave spectroscopy as a PAT sensor in high cell-density bioprocesses: Monitoring of E. coli growth and PHA formation in R. eutropha. Auf den Rängen 2 und 3 folgten Beiträge von Sarah Täuber (Universität Bielefeld) und Phuong Ho (Forschungszentrum Jülich). Best Poster Award: Amin Javidanbardan (Universidade de Lisboa): Rapid and cost-effective fabrication of microchromatography integrated with microelectrode impedance sensor. Auf den Plätzen 2 und 3 folgten die Beiträge von Jian Li (ShanghaiTech University) und Tobias Höing (Mosa Meat, NL). Das BioProScale Symposium findet seit 2009 alle zwei Jahre statt und hat sich als Plattform für den wissenschaftlichen Ausstausch zwischen Forschung und Industrie im Bereich der Bioprozesstechnik im industriellen Maßstab etabliert. Initiiert und organisiert wird diese Tagung gemeinschaftlich vom Lehrstuhl für Bioverfahrenstechnik der TU Berlin, Prof. Dr. Neubauer, und der VLB / IfGB Berlin mit Unterstützung von BioProScale e.V. Nach der Absage in 2020 in diesem Jahr zum ersten Mal vollständig virtuell: das internationale BioProScale Symposium

6

Brauerei Forum  –  April 2021


VLB Berlin

Technisch-Wissenschaftlicher Ausschuss tagte online Der Technisch-Wissenschaftliche Ausschuss (TWA) ist ein wichtiges Bindeglied der VLB zu ihren Mitgliedern. Ins Leben gerufen im Jahre 1903, tagt dieses Gremium in der Regel zweimal jährlich. Am 5. März wurde das Treffen der fünf Fachausschüsse pandemiebedingt zum zweiten Mal als Online-Meeting durchgeführt.

(oh) Der Technisch-Wissenschaftliche Ausschuss (TWA) der VLB blickt auf ein fast 120-jähriges Bestehen zurück. Von seinen Vorläufern 1903 ins Leben gerufen, wurde die Struktur des Ausschusses immer wieder an die Bedürfnisse der Praxis angepasst – zuletzt im Jahre 2010. Seine primäre Aufgabe ist die Erarbeitung von praxisrelevanten, zukunftsorientierten Themen aus der Brau-, Malz- und Getränkeindustrie mit wissenschaftlicher Unterstützung durch die VLB. Der TWA bildet somit ein aktives Bindeglied zwischen Universitäten, der VLB und der Brau-, Getränke- und Malzindustrie sowie zu deren Zulieferern. Die Mitglieder des TWA sind Führungskräfte aus nationalen und internationalen Brauereien bzw. Brauereigruppen, Mälzereien, Herstellern von Softdrinks, Universitäten, Hochschulen, Branchenverbänden und der Zulieferindustrie. Voraussetzung für die Aufnahme in den TWA ist eine Mitgliedschaft an der VLB. Die TWA-Mitgliedschaft ist eine persönliche, kann nicht delegiert werden und endet spä-

testens mit dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Persönlichkeiten aus Verbänden und aus anderen wissenschaftlichen Institutionen als Mitglieder in den TWA zu berufen. Die Mitgliederzahl ist laut Satzung auf 150 begrenzt. Den TWA-Vorsitz führt seit März 2019 Dr. Stefan Kreisz, Erdinger Weißbräu, sein Stellvertreter ist Peter Peschmann, Brauerei C. & A . Veltins. Strukturiert ist dieses Gremium aktuell in fünf thematisch voneinander abgegrenzte Fachausschüsse. Die turnusmäßige Ausschusssitzung am 5. März wurde als OnlineMeeting auf dem VLB Virtual Campus durchgeführt. An der Sitzung nahmen knapp 140 Mitglieder und Gäste teil. Es gab die folgenden Neuaufnahmen:  Fachausschuss für Rohstoffe, Mälzerei und Hopfenveredlung Vorsitz: Dr. Christian Müller (IREKS) / stellv. Vorsitz: Darko Zimmer (Stuttgarter Hofbräu) Neuaufnahme: Berthold Klee (Bühler)

 Fachausschuss für Produktion / Brautechnik Vorsitz: Michael Jakob (Carlsberg Group) / stellv. Vorsitz: Dr. Roland Pahl (Pall) – Neuwahl. Neuaufnahmen: Louis de Jager (Molson Coors), Christian Zimmer (Krombacher Brauerei), Dr. Mark Schneeberger (GEA Brewery Systems), Prof. Dr. Brian Gibson (TU Berlin)  Fachausschuss für Abfüllung, Verpackung und Betriebstechnik Vorsitz: Thomas Faber (Erdinger Weissbräu) / stellv. Vorsitz: Thomas Lauer (Bitburger Brauerei). Neuaufnahmen: Elmar Barlet (Carlsberg Group), Dr. Thomas Jahnen (Heuft Systemtechnik)  Fachausschuss für Qualitätswesen und Analysentechnik Vorsitz: Frank Homann (Warsteiner Brauerei) / stellv. Vorsitz: Dr. Annika Lagemann (Bitburger Brauerei) – Neuwahl. Neuaufnahme: Dr. Andreas Ludwig (Krombacher Brauerei)  Fachausschuss für Umwelt-/ Ressourcenmanagement und Arbeitssicherheit Vorsitz: Werner Sauer (Privatbrauerei Sauer & Hartwig) / stellv. Vorsitz: Bernd Franzmann (Karlsberg Brauerei). Neuaufnahme: Johannes Eichert (Krombacher Brauerei) Der TWA-Vorsitzende Dr. Stefan Kreisz gratulierte auf der Abschlussbesprechung den neuen AusschussKollegen und bedankte sich bei den ausgeschiedenen Mitgliedern für ihre zum Teil langjährige Unterstützung. Die nächste Sitzung des Technisch-Wissenschaftlichen Ausschusses soll am Montag, dem 25. Oktober 2021, stattfinden. Über Ort bzw. Art der Durchführung wird in Abhängigkeit der weiteren Pandemie-Entwicklung entschieden. Brauerei Forum  –  April 2021

Online-Meetings – für viele inzwischen ein gewohntes Bild. Oben das TWA-Vorsitzergespräch, links ein Blick in die Abschlussbesprechung

7


TECHNIK & TECHNOLOGIE

  1. VLB-JAHRESAUFTAKT 2021 ONLINE

Das 49. Internationale Braugersten-Seminar feierte seine Online-Premiere Das 49. Braugersten-Seminar, das am 27. Januar 2021 im Rahmen des 1. VLB-Jahresauftakts auf dem Virtual Campus der VLB Berlin stattfand, war eine gelungene Online-Nachlese des ausgefallenen Präsenz-Seminars des vergangenen Jahres. Vier sehr unterschiedliche Vorträge behandelten aktuelle Themen rund um die Braugerste. Dabei ging es u.a. um Pflanzenschutz, maskierte Mykotoxine und das DBB-Malzmonitoring. Das 49. Braugersten-Seminar in vollem Gange: Henrike Vorwerk, VLB-Forschungsinstitut für Rohstoffe (FIR), im Gespräch mit Mareike Eckmann, ADM Germany

Fotos: oh (2)

(ew) Der zweite Tag des 1. Jahresauftakts auf dem Virtual Campus der VLB Berlin begann mit einer weiteren Premiere: Das 49. Braugersten-Seminar, das ursprünglich auf der entfallenen VLB-Oktobertagung 2020 hätte stattfinden sollen, ging erstmals online über die Bühne. Experten aus dem In- und Ausland folgten einem abwechslungsreichen Vortragsprogramm, das ökonomische wie technologische Aspekte des Braugetreides gleichermaßen abdeckte.

Peter Hefner, Syngenta (r.): „Innovation ist das Zauberwort“

8

Henr ike Vor werk vom VLB Forschungsins­t itut für Rohstoffe (FIR) eröffnete die Session um 13 Uhr und übergab nach einer Begrüßung und einer kurzen Einführung das Wort an Mareike Eckmann, ADM Germany GmbH, die in ihrem Vortrag auf Aktuelle Entwicklungen des nationalen und internationalen Braugerstenmarktes nach der Ernte 2020 einging. Die Pandemie Brauerei Forum  –  April 2021

habe Unsicherheit gebracht, allerdings zeige sich der Markt relativ ausgeglichen. Die Preise sind zwar aufgrund von COVID-19 gesunken. „Doch Malzexporte sind heute auf dem Vorjahresniveau“, sagte die Referentin. Die Situation in Deutschland ist verhältnismäßig gut. Der Anbau der Winterbraugers­ te wurde zugunsten der Sommerbraugerste reduziert. Deutschland hat ein Defizit von ca. 500 000 t Sommergerste, das aber durch die Exportländer theoretisch gut abgedeckt werden kann. Auch die üblichen Exportregionen Frankreich, UK und Skandinavien haben über Bedarf produziert. „Insgesamt verzeichnet die EU auf dem Papier einen Überschuss von 900 000 t Sommergers­te“, betonte Eckmann. Damit liege man nur leicht unter den Erwartungen von knapp 1 Mio. t. EU-Ernte­überschüsse aus dem Jahr 2020 gingen jedoch zu weiten Teilen in den Export und/oder fanden

als Futtergerste Verwendung. Die Nachfrage nach Futtergetreide hat deutlich zugenommen. Manch braufähige Ware verschwindet – nicht zuletzt aufgrund niedriger Braugerstenprämien – in den Schwei-


neställen dieser Welt. Vor allem China hat einen großen Bedarf und importiert beträchtliche Mengen aus Frankreich, Kanada und Argentinien. „Die Nachfrage aus China wird hoch bleiben – sowohl an Brau- als auch an Futtergerste. Wir werden verstärkt auf China achten müssen“, gab Eckmann zu bedenken und fügte hinzu: „Damit sind die europäischen Märk­te globaler geworden.“ Insgesamt hätten sich die Warenströme verschoben. „Argentin­ische Gers­te geht nun nach China, was sie vorher nicht tat.“ Die australischen Rekord­ernteüberschüsse wiederum werden nicht mehr nach China exportiert. Die Australier weichen den chinesischen Importzöllen aus und liefern in neue Regionen Asiens, nach Saudi-Arabien, Mexiko und Süd­amerika, wo insbesondere Brasilien einen hohen Malzbedarf hat. Abgesehen von der Pandemie war der Brexit ein Unsicherheitsfaktor. Da die meisten Lieferungen bis Dezember erfolgt seien, habe der Austritt Großbritanniens aus der EU bis dato aber kaum Einfluss gehabt. Nun, da das Land zum 1. Januar den EU-Binnenmarkt und die Zollunion verlassen habe, müsse sich die Abwicklung der Importe erst einspielen. Wie sich der Markt 2021 generell entwickelt, lässt sich schwer vorhersagen. „Es herrscht große Unsicherheit. Nicht zuletzt aufgrund der Pandemie können sich die Gegebenheiten jeden Tag ändern“, schloss Eckmann ihren Vortrag. Peter Hefner, Syngenta Agro GmbH, hat in seinem Vortrag Quo vadis plant protection? an die Inno-

Foto: jb

vationsfreude appellier t. Die politische Diskussion um Klimawandel und Rückgang der Biodiversität verlagere sich in den gesellschaftlichen Bereich und werde zunehmend emotional geführt, so Hefner. Dringlichkeit sei insofern geboten, als dass die Menschen ein entschlossenes Handeln der politischen A kteure fordern. Zum Schutz der Umwelt hat die Politik bereits etliche Verordnungen und Regularien, die bei der Neuzulassung von Pflanzenschutzmitteln zu berücksichtigen sind, erlassen – bspw. gibt es einen Umweltaktionsplan, einen Rahmenplan für Forschung und Entwicklung, Trinkwasserdirektiven, um nur einige zu nennen. „Wir verlieren Optionen. Kulturpflanzen führen Rückzugsgefechte, auch die Braugerste. Denn Substanzen gegen Krankheiten sind nicht mehr zugelassen oder stehen zur Debatte“, erklärte Hefner. Der Registrierungsprozess für ein Pflanzenschutzmittel dauert rund zehn Jahre bis zur Marktreife. Um den Landwirten auch in Zukunft gute Produkte zur Verfügung stellen zu können, brauche man mehr Zeit, um – entsprechend der Rahmenbedingungen – neue Technologien zu entwickeln. „Innovation ist das Zauberwort“, betonte der Referent. „Im Bereich der Forschung muss die biologische Dimension verstärkt mit einbezogen werden. Wir schmieden Bioallianzen und fördern biologische Produkte, die

bereits auf dem Markt sind.“ Perspektivisch suche Syngenta das Gespräch mit den Akteuren, um gemeinsame Lösungen zu finden. Mit dem Vortrag Maskierte Mykotoxine in Malz und Bier von Prof. Dr. Michael Rychlik, TU München, feierte die VLB eine weitere Premiere: Erstmals wurde ein Vortrag via Zoom live übertragen – was zur Erleichterung aller Beteiligten einwandfrei funktioniert hat. Zunächst, so die Einleitung des Referenten, müsse zwischen „alten“ und „neuen“ Mykotoxinen unterschieden werden. Und: Statt maskierte Mykotoxine müsse es eigentlich modifizierte Mykotoxine heißen. Die sog. alten Mykotoxine umfassen eine breite Vielfalt an Sekundärmetaboliten von Schimmelpilzen. Für relevante Vertreter sind in der EU bereits zulässige Höchstmengen in Lebensmitteln festgelegt. Bei neuen Mykotoxinen dagegen handelt es sich um neu auftretende oder modifizierte Verbindungen, die erst kürzlich identifiziert wurden. Die Folge: Analytische Methoden sind nur eingeschränkt verfügbar, es gibt noch kaum Daten zur Exposition und Toxizität. „Die Risikobewertung hinkt hier weit hinterher, da ist noch viel zu tun“, sagte Rychlik. Für Getreide sind v.a. Fusarienmykotoxine relevant. Sie bedrohen nicht nur die Gesundheit von Mensch und Tier. Sie führen auch zu Verlusten bei Brauerei Forum  –  April 2021

Die ZoomLiveschalte hat geklappt: Prof. Rychlik, TU München, referierte über Mykotoxine

Der 1. OnlineJahresauftakt der VLB wurde unterstützt von:

9


TECHNIK & TECHNOLOGIE

Henrike Vorwerk sprach über 10 Jahre DBB-Malzmonitoring als ein zuverlässiges Instrument, um die Bewertung von Kontaminanten zu gewährleisten

Ertrag und Qualität. Die Anzahl an roten und schwarzen Körnern gibt dabei keinen sicheren Hinweis auf eine Belastung mit Fusariumpilzen oder Mykotoxinen. Das bedeutet in der Praxis, dass infizierte Körner unter Umständen mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen sind. Meist kann daher nur eine Laboranalyse Aufschluss über den Qualitätszustand einer Probe liefern. Da die Einzelkornbelastung stark schwanken kann, ist dabei auf Untersuchung eines repräsentativen Musters (mind. 200 g) zu achten. Wie sich der Mykotoxingehalt im Laufe des Brauprozesses entwickelt, ist Gegenstand eines laufenden Forschungsprojekts mit tschechischen Partnern. Hierfür wurde Gerste auf dem Feld mit Fusarien infiziert. Im Verlauf der Mälzung nahmen Pilz-DNA und der Gehalt an DON (Deoxynivalenol, ein Schimmelpilzgift) und DON-3-Glucosid teils deutlich zu. Beim Brauen blieb der DON-Gehalt konstant, während die modifizierte Form stark abnahm. Warum das so ist, konnte bisher nicht geklärt werden. „Wir vermuten, es bilden sich neue modifizierte Toxine“, erklärte der Wissenschaftler. In weiteren Versuchen wurde das Verhalten der Enniatine untersucht, die im Malz zum Teil in hohen Mengen auftreten können. „Wir haben verschiedene Gerstensorten untersucht und das Ergebnis ist relativ gleichlautend: Die Treber sind kontaminiert, im Bier finden sich kaum noch Enniatine.“ Aktuelle Bewertungen, bspw. der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit), zeigen, dass das Risiko einer Exposition der genannten Mykotoxine über das Bier für den Verbraucher im Allgemeinen überschaubar ist. Dennoch sei eine Grundbelastung für Verbraucher und Tiere gegeben. Entsprechend gelte es für die Zukunft, Analysemethoden zu entwickeln, denn man brauche verlässliche Referenzdaten. Wie wirken sich Umwelteinflüsse auf die Kontamination aus, können Fungizide helfen? „Hier sind noch viele Fragen offen“, lautete Rychliks Fazit. Henrike Vorwerk, VLB-Forschungsinstitut für Rohstoffe (FIR), blickt in ihrem Vortrag 10 Jahre DBBMalzmonitoring – eine Erfolgsgeschichte auf ein Jahrzehnt der

10

Brauerei Forum  –  April 2021

erfolgreichen Branchenlösung für die Rückstandsanalytik von Handelsmalzen zurück. Der Hauptgrund für die Etablierung des Monitoringprogramms lag und liegt in der Lebensmittelsicherheit. Das Ziel: Daten bündeln, um eine bessere Übersicht über den Malzmarkt zu erhalten und ein Frühwarnsys­ tem zu etablieren, das ein Auftreten kritischer Substanzen frühzeitig erkennen lässt. Verteilt über die Jahre wurden bisher 772 Proben analysiert, was einer beprobten Malzmenge von knapp 500 000 t im Jahr entspricht.

sehr weit entfernt von den bisher geltenden Höchstmengen“, betonte Vorwerk. Insofern lässt sich festhalten: Das DBB-Malzmonitoring ist ein Erfolg. Die erhobenen Daten bieten einen zuverlässigen Überblick über die Rückstandssituation in Handelsmalzen. Neue Kontaminanten werden frühzeitig erkannt, sodass schnell geeignete Maßnahmen zu deren Reduzierung ergriffen werden können. „Wie man am Beispiel Glyphosat sieht, zeigen die aktiven Bemühungen der Branche erste Erfolge. Das Malzmonitoring ist ein sehr zuverlässiges Instrument, um

Das Analysespektrum umfasst Pflanzenschutzmittelrückstände, Mykotoxine, Schwermetalle, Radio­ aktivität und Dioxine. Von 2011 bis 2020 standen bei den Mykotoxinen DON und das HT2-Toxin an obers­ ter Stelle. Bei den Schwermetallen liegen Cadmium und Nickel vorne. „Cadmium kommt nahezu ubiquitär vor, fast alle Proben sind positiv, aber auf einem konstanten Level. Das dürfte an der Bodenbelastung liegen“, erklärte die Referentin und ergänzte: „Ein Großteil der Gehalte liegt jedoch bei unter 50 % der zulässigen Höchstmenge.“ Pflanzenschutzmittelrückstände sind mengenmäßig der größte Block – wobei das in der Öffentlichkeit meist diskutierte, nämlich Glyphosat, im Ranking zunehmend nach unten klettert. „Insgesamt sind die Gehalte äußerst gering und damit

die Bewertung von Rückständen und Kontaminanten zu gewährleis­ ten.“ Es soll fortgeführt werden, und das in gleichbleiendem Umfang. Mit dem Vortrag von Henrike Vorwerk ist das Braugerstenseminar zu Ende gegangen. Vorwerk bedankte sich bei allen Vortragenden und freute sich über die rege Beteiligung. Aus Zeitgründen konnten nicht alle Fragen beantwortet werden. Entsprechend forderte die Moderatorin die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf, in der nun folgenden Pause den Gesprächsfaden im Videochat oder an den Ausstellerständen der Plattform wiederaufzunehmen. Nach der Pause um 16.30 Uhr stand das VLB-Forschungskolloquium auf dem Programm.


  MEBAK

MEBAK-Analysenkommission tagte erstmals virtuell Während die letzte MEBAK-Sitzung in Weihenstephan am 2. Oktober 2020 noch unter strikter Einhaltung der COVID-19-Schutzmaßnahmen stattfinden konnte, wurde die 96. Plenarsitzung am 26. März erstmalig in der Vereinsgeschichte online abgehalten. Der Einladung des 1. Vorsitzenden Dr. Martin Zarnkow folgend, nahmen 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am 26. März an der Sitzung via Zoom teil. Das sonst übliche Vorabendtreffen entfiel. Nach einer Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden wurde den „MEBAK­ lerinnen und MEBAKlern“ zunächst der Kassenbericht von Kassenwart Dr. Gerold Reil vorgestellt. Nach der Besprechung der Vereinsinterna, wie u.a. der Planung des diesjährigen 50-jährigen Bestehens der MEBAK, stand die Online-Präsenz der Kommission im Fokus. Dazu präsentierte Matthias Hansen, Gruppenleiter der AG Online, das Grundgerüst und die Weiterentwicklungen des MEBAK-

Internet­a uftritts. Hierbei wurde neben der allgemeinen Gestaltung das Backend der Webseite erläutert, das das Implementieren der bestehenden Methoden sowie die Methodenpflege beinhaltet. Alle Weichen für einen Start des erweiterten Online-Angebots ab Mitte 2021 sind nun gestellt. Die drei MEBAK-Kernbände „Wasser“, „Rohstoffe“ und „Würze, Bier, Biermischgetränke“ werden zuerst online gehen, zunächst auf Deutsch. Den AG-Online-Gruppenmitgliedern gebührt großer Dank für den immensen Arbeitsaufwand und die großartige Leistung. MEBAK und EBC Im weiteren Verlauf der Sitzung referierten Dr. Andreas Brandl, Doemens e.V., Sandro Cocuzza, Simon H. Steiner, Hopfen, GmbH, und Hubert Walter, Forschungszentrum Weihenstephan für Brauund Lebensmittelqualität, zu den Themenkomplexen Hefemetabolismus, Hopfenanalysemethoden und Bestimmungsmethoden von

dunklem Malz. Die MEBAK freut sich, dass alle drei Referenten einstimmig in die Analysenkommission aufgenommen wurden und die Arbeit der Kommission mit ihrem Wissen zukünftig unterstützen werden. John Brauer, Executive Officer der European Brewing Convention (EBC), nahm als Gast bei der MEBAK-Sitzung teil und berichtete über die A ktivitäten der EBC A nalytica Group. Man war sich einig, dass eine Zusammenarbeit zwischen MEBAK und EBC zu bestimmten Themen und Ringanalysen stattfinden soll. Entsprechend werden sich die Analysengruppen in regelmäßigen Abständen austauschen. Die nächste MEBAK-Mitgliederversammlung wird voraussichtlich am 24. September 2021 stattfinden – ob virtuell oder persönlich, wird noch festgelegt. Die erste virtuelle Mitgliederversammlung war jedenfalls ein voller Erfolg, auch wenn das persönliche Miteinander sicher allen Mitgliedern gefehlt hat. Dr. Philip Wietstock

Richtlinie Membranfiltration komplementiert die Sammlung zur Filtration von Bier oder bierähnlichen Getränken Nachdem die Mitteleuropäische Brautechnische Analysenkommission e.V. (MEBAK) bereits 2017 die MEBAK-Richtlinie Anschwemmfiltration herausgegeben hatte, wird dieser erste Filtrationsband nun durch die MEBAK-Richtlinie Membranfiltration komplementiert. (F.) Der Großteil der Verbraucher­ innen und Verbraucher bevorzugt ein klares Bier. Glanzfeine Biere stellen damit national und international den Hauptanteil des Biermarktes. Die Filtration ist damit ein fundamentaler Schritt in der Bierherstellung. Nachdem die Mitteleuropäische Brautechnische Analysenkommission e.V. (MEBAK) bereits vor vier Jahren die MEBAKRichtlinie Anschwemmfiltration herausgegeben hat, ergänzt die

MEBAK-Richtlinie Membranfiltration nun diesen ersten Filtrationsband. Neben praktischen Aspekten der mikrobiologischen oder chemischtechnischen Probennahme sowie Analysenplänen sind wesentliche Grundlagen, umfassende Definitionen und die Anlagen-Abnahme Teil des neu erschienen MEBAK-Bandes. Mit der Veröffentlichung folgt die MEBAK auch weiter ihrem Ziel, der Erarbeitung, Dokumentation und Veröffentlichung moderner, praxisrelevanter, brautechnischer Grundlagen und Verfahren zur Untersuchung und Beurteilung von Analysenmethoden sowie technischen Einrichtungen. Die Umsetzung und Fertigstellung der MEBAK-Richtlinie Membranfiltration konnte nur durch den ehrenamtlichen Einsatz und die Zusam-

menarbeit zahlreicher Fachleute unter Arbeitsgruppenleitung von Dr. Stefan Kreisz, Privatbrauerei Erdinger Weißbräu, Erding, verwirklicht werden. An der Fertigstellung waren ferner Dr. Deniz Bilge, vormals VLB Berlin, Peter Gattermeyer, Krones, Dr. Mathias Hutzler, Forschungszentrum Weihenstephan für Brau- und Lebensmittelqualität, Dr. Stefan Lus­t ig, Efes, Dr. Dirk Weber, Pentair, Dr. Jörg Zacharias, Krones, und Dr. Martin Zarnkow, Forschungszentrum Weihenstephan für Brau- und Lebensmittelqualität, beteiligt, denen großer Dank gebührt. Alle Bände der Methodensammlungen, Richtlinien und das Kompendium können exklusiv über den Online-Bookshop des Fachverlag Hans Carl, Nürnberg, unter carllibri. com, bezogen werden. Brauerei Forum  –  April 2021

11


TECHNIK & TECHNOLOGIE

  BRAUER-SCHULE Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende

Hopfenstopfen Die Methode des Hopfenstopfens kommt vor allem beim Brauen von Craft-Bieren zum Einsatz. Dabei ist Ausprobieren ausdrücklich erlaubt, denn je nach Hopfensorte lassen sich die unterschiedlichsten Aromen und Geschmacksnoten kreieren.

Die Aufgaben stellte Studienrat Robert Pawelczak, Staatliche Berufsschule Main-Spessart/ Karlstadt

1. Das Hopfenstopfen verbindet man in der Regel mit den sogenannten „Craft-Bieren“. Seit wann wird diese Technik eingesetzt? a) Seit den 80er-Jahren in den USA b) Seit 2000 in Schottland c) Seit den Babyloniern vor rund 4000 Jahren d) Seit dem Mittelalter in der Schweiz e) Seit dem 19. Jahrhundert im Rheinland 2. Bei welcher der genannten Hopfengaben kann man korrekterweise von „Hopfenstopfen“ sprechen? a) Vorderwürzehopfung b) Bitterhopfengabe c) Aromahopfengabe d) Vorlage von Aromahopfen im Whirlpool e) Vorlage von Aromahopfen im Lagertank 3. Das Hopfenstopfen wird leider meist nur mit den Craft-Bieren und da besonders mit IPAs in Verbindung gebracht. Diese werden häufig in englischsprachigen Ländern gebraut. Wie nennt man das Hopfenstopfen in diesem Sprachraum? a) Late-Hopping b) Dry-Hopping c) Cold-Hopping d) Tank-Hopping e) Hop-Stopfing 4. Das Hopfenstopfen kann mehrere Auswirkungen auf das fertige Bier haben. Welche Folge wird nicht auftreten? a) Das Bier kann trüb werden. b) Die Bittere des Bieres steigt deutlich. c) Die Schaumqualität des Bieres sinkt. d) Das Hopfenaroma des Bieres wird verstärkt. e) Die Bierfarbe bleibt gleich.

Foto: Adobe Stock / fotolia_351938

5. Gemäß des Reinheitsgebotes ist Hopfenstopfen unter Beachtung bestimmter Voraussetzungen erlaubt. Welcher Hopfen bzw. welches Hopfenprodukt ist nach dem Reinheitsgebot verboten? a) Bitterstoffextrakt HHMG b) Pellets Typ 90 TTET c) Pellets Typ 45 d) Doldenhopfen CSA Z e) Doldenhopfen HHTR

12

Brauerei Forum  –  April 2021

6. Damit aus den α-Säuren im Hopfen iso-α-Säuren werden, benötigt man vor allem: a) Hohe Temperaturen b) Niedrige Temperaturen c) Einen pH-Wert unter 5,0 d) Einen pH-Wert unter 4,0 e) Genügend Zink in der Würze 7. Für das Hopfenstopfen gibt es verschiedene Zeitpunkte des Hopfenzusatzes. Bei welcher technisch und technologisch sinnvollen Variante wird der größte Effekt erreicht werden – ohne, dass das Bier qualitative Einbußen erleidet? a) Hopfengabe in offenen Gärbottichen b) Hopfengabe in ZKGs c) Hopfengabe im Lagertank d) Bier zwischen KG- und EK-Filter durch ein Hopfenextraktionsgefäß pumpen e) Vorlage von Hopfenpellets in der abzufüllenden Flasche 8. Welche Folge für das abgefüllte Bier wird man erzielen, wenn man Hopfenpellets in der abzufüllenden Flasche vorlegt? a) Das Bier wird deutlich bitterer. b) Das Bier wird deutlich heller. c) Das Bier wird deutlich dunkler. d) Das Bier wird deutlich schlanker e) Das Bier wird deutlich „gushen“. 9. Mittlerweile gibt es viele Anlagen, die das Hopfenstopfen erleichtern bzw. effektiver gestalten sollen. Welcher Name bezeichnet eines dieser Systeme? a) HopPistol b) HopColt c) HopGun d) HopRifle e) HopBazooka Fachrechnen: Eine Brauerei stopft ihr Bier mit sehr viel Hopfen (500 g Pellets pro Hektoliter). Dabei steigt der Wassergehalt der Pellets von 5 auf 86 %. Wie viel Bier (die Dichte soll vernachlässigt werden) geht alleine durch das Hopfenstopfen verloren, wenn sich im Lagertank 75 hl befinden? (0,1 L) (Lösungen S. 35)


  NACHRICHTEN

Kapazitätserweiterung bei Heinz Weyermann Röstmalzbierbrauerei Weniger Emissionen bei höherer Produktion – dieses Ziel hat die Heinz Weyermann Röstmalzbierbrauerei angestrebt und auch erreicht. Mit neuen Anlagen wird eine maßgebliche Kapazitätserweiterung realisiert werden. Das Hauptaugenmerk liegt auf einem neuen Läuterbottich des Brauanlagenspezialisten Kaspar Schulz. (F.) Zusätzlich werden ein neuer Würzekühler, Glattwassertank und Maischefertiger verbaut. Eine neu installierte Big-Bag-Entleerungsanlage garantiert Flexibilität beim Einsatz der unterschiedlichsten Malzmischungen für die Herstellung aromareicher Malzextrakte. Mit den neuen Kapazitäten werden sich die Malzschüttung und Würzekonzentration erhöhen. Die Ausschlagwürze wird dabei auf 100 hl pro Sud klettern.

Die Modernisierungsmaßnahmen werden auch dazu beitragen, die CO2-Emissionen der Röstmalzbierbrauerei deutlich zu senken. 160 t CO2 sowie 830 000 kWh werden zukünftig pro Jahr eingespart werden – das entspricht dem Energiebedarf von 160 Haushalten. Die Weyermann Röstmalzbierbrauerei besitzt mit 100 hl Ausschlagmenge eines der größten Sudhäuser in Bamberg. Von außen kaum sichtbar, befindet es sich auf dem historischen Betriebsgelände. Zur Geschichte 1903, als der Firmengründer Johann Baptist Weyermann die Produktion des entbitterten Röstmalzbieres Sinamar zum Patent anmeldete, wurde zuerst in einer gepachteten Brauerei in Potsdam produziert. Ende der 1940er-Jahre kam der Schlotfeger, das Warenzeichen für

Foto: Weyermann

Jürgen Buhrmann, Thomas Kraus-Weyermann, Johannes Schulz-Hess und Stefan Hönig in der Heinz Weyermann Röstmalzbierbrauerei (v.l.n.r.) das Röstmalzbier, zurück nach Bamberg. Seitdem wird ausschließlich in Bamberg produziert – vollständig nach FSSC-Zertifizierung, einem der weltweit höchsten Lebensmittelstandards.

Ziemann Holvrieka liefert Schlüsseltechnologie für Whisky-Destillerie In Dresden entsteht zurzeit die größte, und nach eigenen Angaben auch modernste, Whisky-Des­ tillerie Deutschlands. Geplant ist, ab September 2021 in der sächsischen Hauptstadt jährlich 450 000 l der Marke Hellinger 42 zu produzieren. Für die Herstellung der Whiskymaische entschied sich die Dresdner Whisky Manufaktur für eine Zusammenarbeit mit Ziemann Holvrieka aus Ludwigsburg. Die Dresdner orderten

die dynamische Maischefiltration Nessie in Kombination mit der Schrotmühle T-Rex. (F.) Nach der Inbetriebnahme der Manufaktur sollen pro Tag zwei Sude mit jeweils 100 hl ausgeschlagen werden. Nessie erlaubt hohe Stammwürzekonzentrationen von 20 % und mehr: „Dies ist für den Whisky-Herstellungs-Prozess optimal und gibt uns alle gewünschten Freiheiten“, so Björn Stegemeyer, der mit seiner Firma HanseBev mit der Planung und Projektierung beauftragt wurde. Außerdem resultiert aus den Nessie-Würzen eine gute Versorgung der Hefe mit wichtigen Nährstoffen, was gleichbedeutend mit einer schnellen Fermentation und hohen Endvergärungsgraden ist.

Durch die kompakte Bauweise von Nessie kommt sie mit wenig Gebäudefläche aus. Für T-Rex wiederum sprach die im Vergleich zu anderen Mühlensystemen attraktive Wirtschaftlichkeit und die optimale Schrotzusammensetzung für den Nessie-Betrieb. „Wir freuen uns, dass wir durch die Vorzüge unserer innovativen Lösungen ein neues und überaus interessantes Einsatzgebiet erschließen konnten. Ganz besonders, weil die Initiative zur Zusammenarbeit von der Kundenseite ausging“, sagt Holger Wunsch, Vertriebsleiter DACH und Osteuropa der Ziemann Holvrieka GmbH. „Wir sind sicher, dass dieses Schrot- und Läutersys­ tem für viele Whisky-Hersteller die Verfahrensabläufe optimieren wird. Jeder, der in diesem Getränkesegment aktiv ist, sollte sich mit dieser Technologie beschäftigen.“ Brauerei Forum  –  April 2021

13


TECHNIK & TECHNOLOGIE

  1. VLB-JAHRESAUFTAKT 2021 ONLINE

Das 2. Forschungskolloquium stellt Forschungsprojekte der VLB erstmals online vor Der Virtual Campus war vom 26. bis 28. Januar Austragungsort des erfolgreichen 1. Online-Jahresauftakts der VLB. Neben den Themenblöcken Brauereitechnik und Getränkelogistik stand das 2. VLB-Forschungskolloquium auf dem Programm. Im Rahmen der deutschsprachigen Nachlese der entfallenen Tagungen 2020 gelang es den Vortragenden, einen spannenden Einblick in ihre tägliche Forschungsarbeit zu liefern.

Screenshot unten: Laura Knoke vom VLB-Forschungs­ institut für Bier und Getränke­ analytik (FIBGA) berichtete über die Entwicklung einer Analyseplattform

(ew) VLB-Geschäftsführer und Forschungskoordinator Gerhard Andreas Schreiber begrüßte die Teilnehmer der Jahrestagung zum 1. Online-Kolloquium. Seit 2012 arbeite er intensiv am Aufbau der Forschung der VLB. „Die VLB hat rund 135 Mitarbeiter, davon arbeiten 88 im wissenschaftlichen Bereich. Die Forschung findet in enger Zusammenarbeit mit der TU Berlin statt und wird projektbezogen über Industriepartner sowie nationale und internationale Fördermittelgeber finanziert“, erklärte Schreiber. Vor allem forsche man angewandt, seltener widme man sich der Vorlaufforschung. Projektideen werden häufig intern geboren, bspw. aus Erfahrungen, die Mitarbeiter im Consultingbereich gemacht oder in Kundengesprächen gesammelt haben. „Oft tragen aber auch Unternehmen Fragestellungen an uns heran“, betonte der Referent. Zunächst wird die Idee nach Inno-

14

Brauerei Forum  –  April 2021

Screenshot oben: VLB-Geschäftsführer und Forschungskoordinator Gerhard Andreas Schreiber erläutert die Bedeutung der Forschung für die VLB

vationskraft und Vermarktungsmöglichkeit geprüft, dann werden Zeitpläne erstellt, Kooperationen initiiert und Anträge bei Projektträgern eingereicht. „Sobald das Forschungsprojekt durchgeführt ist, be­ginnt der Wissens­transfer. Die VLB ist gut gerüstet, da sie über ein großes Netzwerk verfügt“, so der Geschäftsführer. Ein wichtiger Transferpfad ist die Aus- und Weiterbildung. „Wir geben Wissen an unsere Kurs­teilnehmer bzw. auf Tagungen weiter.“ Natürlich erfolgt der Wissenstransfer aber auch über die Dienstleistungen am Kunden, z.B. bei Verpackungs- oder sensorischen Prüfungen. Über aktuelle Projekte informierten die einzelnen Vorträge der Session VLBForschungskolloquium.

Dr. Alfons Ahrens, VLB-Forschungs­ ins­t itut für Biotechnologie und Wasser (FIBW) sprach im Themenfeld Wasser über das Forschungsprojekt Legionellen im Kühlwasser von Verdunstungskühlanlagen. Acht Brauereien haben die VLB mit Praxisproben versorgt. Ziel des Vorhabens war die Entwicklung einer Methodik, anhand der individuellen Betriebs­parameter einer (offenen) Verduns­t ungskühlanlage, inklusive der verwendeten Kühlwasserqualität, die jeweils notwendigen spezifischen Faktoren für das Probenahme- und Prüfverfahren sowie die konkrete Vorgehensweise zur Sicherstellung des hygienischen Betriebes der Anlage zu identifizieren. (INNO-KOM 49MF180049, 1. September 2018 bis 31. August 2020). Das Themenfeld Analytik deckte Laura Knoke, VLB-Forschungsinstitut für Bier- und Getränkeanalytik,


ab. Im Vortrag berichtete Knoke über das Ziel, eine Analytikplattform zur umfassenden und effektiven Charakterisierung wertgebender Getränkearomastoffe zu entwickeln. Über die Plattform soll es möglich sein, vielfältige technologische Fragestellungen, die z.B. im Zuge von Produktentwicklungen, Verfahrensänderungen oder unerwarteter Fehlaromen auftreten, effektiv zu begleiten. Im Kern der Entwicklung stand die Etablierung einer neuartigen ins­ trumentellen Analytik, die durch Zusammenführung mit einer sensorischen Produktprüfung zu einer aussagekräftigen Dienstleistung gebündelt wird. Die Leistungsfähigkeit der Gesamtmethodik sollte durch Anwendung auf Realproben verifiziert und validiert werden. (INNO-KOM 49MF180110, 1. Januar 2019 bis 30. Juni 2020) Florian Schrickel vom VLB-Forschungsinstitut für Bier- und Getränkeproduktion (FIBGP) schilderte mit Die Anwendung der PEF-Technologie im Hefemanagement der Brauerei ein Forschungsvorhaben im Themenfeld Brauereitechnologie. Ziel des Forschungsprojekts war die Untersuchung möglicher Effekte gepulster elektrischer Felder (Pulsed Electric Field – PEF) unterschiedlicher Intensität auf Hefepopulationen, und zwar während der Hefepropagation und Fermentation von Bierwürze, sowie die Untersuchung eines möglichen Einflusses auf die Bierqualität. Die reversible Ausbildung von Poren in der Zellmembran der Mikroorganismen wurde als Effekt untersucht. Ansatz war, dass durch diese Poration ein beschleunigter Stofftransport durch die Membran möglich sei, der einen schnelleren Umsatz von Substrat oder einen allgemein beschleunigten Stoffwechsel bewirken könne. (INNOKOM 49VF150042, 1. Februar 2017 bis 31. Mai 2019)

Florian Schrickel, VLB-Forschungsinstitut für Bierund Getränkeproduktion (FIBGP), hatte die Anwendung der PEF-Technologie im Hefemanagement zum Thema

leim bei der Nassetikettierung von abgefüllten Getränkeflaschen. Die Alternative sollte unabhängig von den Nachteilen des Kaseins (u.a. steigende Preise, schwankende Qualität, nicht vegan) trotzdem natürlich sein und mit den etablierten Systemen zur Flaschenreinigung harmonieren. Da das Forschungsprojekt noch läuft und Details nicht an die Öffentlichkeit dringen dürfen, stand Dr. Pahl am Ende seines Videovortrags nicht für eine Q-&A-Session via Zoom zur Verfügung. (INNO-KOM 49MF190081, 1. Januar 2019 bis 30. September 2021) Dr. Martin Senz, Leiter des VLBForschungsinstituts für Biotechnologie und Wasser (FIBW), vertrat das Themenfeld Mikrobiologie mit seinem Vortrag Einfluss von Maillard-Reaktionsprodukten auf die Eigenschaften von Milchsäurebakterien. Der Fokus in dem durchgeführten Forschungsprojekt lag auf der gezielten Einflussnahme auf die Stabilität von stäbchenförmigen Bakterien. Der Forschungsschwerpunkt war dabei die Unter-

suchung, inwieweit durch zielgerichtete Nährmedienprozessierung und/oder Zusammensetzung die Wachstumseigenschaf ten von Bakterienkulturen, insbesondere Milchsäurebakterien, nachhaltig positiv beeinflusst werden können. Eine zentrale Einflussnahme basierte auf der Herstellung und Verwendung von Nährmedien mit Maillard-Reaktionsprodukten, die die Wachstumseigenschaften, darunter die Zellkonzentration und die Zellmorphologie, der Kulturen positiv beeinflussen können. (INNO-KOM 49VF150026, 1. März 2016 bis 31. August 2018) Mit dem letzten Vortrag der Session VLB-Forschungskolloquium ging der zweite Tag des dreitägigen VLB-Jahresauftakts zu Ende. Gerhard Andreas Schreiber richtete nach einer kurzen Fragerunde abschließende Worte an das Tagungspublikum. Sein Aufruf: „Wir suchen laufend neue Projekte und Projektpartnerschaften, die Interesse haben, an unserer Forschung zu partizipieren.“

Ebenfalls im Themenfeld Brauereitechnologie war der Vortrag von Dr. Roland Pahl angesiedelt. Der ehemalige Leiter des VLB-Forschungsinstituts für Bier- und Getränkeproduktion berichtete über das noch laufende Forschungsvorhaben Veganes Nassetikettierungssystem. Ziel des Projekts ist die Entwicklung einer Alternative zu Kasein-

Der 1. OnlineJahresauftakt der VLB wurde unterstützt von:

Dr. Martin Senz, Leiter des Forschungsinstituts für Biotechnologie und Wasser (FIBW), berichtete über die gezielte Einflussnahme auf stäbchenförmige Bakterien Brauerei Forum  –  April 2021

15


TECHNIK & TECHNOLOGIE

  CHRONIK

Die VLB Berlin im Wandel der Zeit, Teil 3: Kriegsende und Neuanfang nach 1945 Dr. Peter Lietz

1943 bombardierten die alliierten Luftkampfverbände das Gelände an der Seestraße 13 im Berliner Stadtteil Wedding. Noch in den Trümmern des Krieges nahm die VLB Berlin 1945 wieder ihre Arbeit auf. Unter neuer Führung von Prof. Bruno Drews hieß es, die Vergangenheit aufzuarbeiten und sich den Herausforderungen der deutsch-deutschen Zukunft zu stellen.

Vom 23. August bis 4. September 1943 kam es zu besonders schweren Luftangriffen auf Berlin. Unter anderem bombardierten die Alliierten das Areal um den Potsdamer Bahnhof, das Postamt in Dahlem, das Reichsgesundheitsamt in Staaken, das Strafgefängnis in Plötzensee – und die Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei. Dieser Luftangriff in der Nacht vom 3. auf den 4. September 1943 auf die VLB zerstörte ca. 85 % der Gebäude einschließlich ihrer Ausrüstungen. Für diesen gezielten Angriff gibt es aus heutiger Sicht keine Erklärung. Hatten die Alliierten etwa angenommen, dass sich die VLB unter der Leitung von Hermann Fink mit der für die Sprengstoffherstellung wichtigen Butanol-/Acetongärung beschäftigte? Diese Frage bleibt offen, denn es gibt keinerlei Hinweise, dass sich die VLB mit dieser Problematik jemals beschäftigte. 1942 hatte Fink im Auftrag der deutschen Militärführung lediglich Gärbetriebe im besetzten Frankreich besucht, um sich über deren Herstellung von Aceton, Butanol und Äthanol zu informieren. Eine geregelte Arbeit an der VLB war nach dem verheerenden Luftangriff auf den Standort Seestraße nicht mehr möglich. Deshalb beschloss man, um die Brauindustrie zumindest provisorisch weiterbetreuen zu können, einzelne Abteilungen umzusiedeln. Das Biologische Labor fand in der Berliner Kindl-Brauerei in Berlin-Weißensee eine neue Heimstatt. Das Analytische Labor nahm seine Tätigkeit in der Schultheiss-

16

Brauerei Forum  –  April 2021

Brauerei in der Landsberger Allee und in der Engelhardt-Brauerei in Berlin-Stralau auf. Nach Kriegsende Als im April 1945 die Rote Armee einmarschierte und kurz vor Berlin stand, war sich Hermann Fink offenbar bewusst, was ihm als aktiven Nationalsozialisten in sowjetischer Kriegsgefangenschaft bevorstünde. Er verließ die Hauptstadt in Richtung Bayern. Unmittelbar nach der Kapitulation, noch im Mai 1945, übernahm der ehemalige stellvertretende Direktor Prof. Hans A . Bausch kommissarisch die Geschäfte der VLB, um gemeinsam mit den Kriegsrückkehrern und den in Berlin verbliebenen Mitarbeitern den Wiederaufbau ihrer zerstörteten Arbeitsstätte einzuleiten. Bausch wurde jedoch aufgrund sei-

Prof. Bruno Drews

ner NSDAP-Mitgliedschaft nach nur wenigen Wochen seiner Funktion entbunden und zum wissenschaftlichen Hilfsarbeiter degradiert. Auf ihn folgte Prof. Bruno Drews, der das Institut für Gärungsgewerbe und Stärkefabrikation (IfGS) bis 1968 leiten und die biotechnologische Forschung vorantreiben sollte. Bald nach Kriegsende zeigte die Sowjetische Militäradministration Interesse an den wissenschaftlichen Arbeiten des IfGS. Dabei spielten Forschungsanfragen eine Rolle, die für die stark geschwächte heimische Nahrungsmittelindustrie der Sowjetunion von Belang waren. Dazu gehörten Themen, die sich u. a. mit der Gewinnung von Kohlensäure aus Gärungsprozessen zur Spiritusgewinnung unter Ausnutzung von Abfällen befassten, mit Bierpasteurisation oder mit der Herstellung obergäriger Biere. Man forschte zunächst zu stärkeabbauenden Enzymen der Schimmelpilze Aspergillus orycae und A spergillus niger, die im Zusammenhang mit der Verzuckerung von Brennereimaischen im Zentrum der biotechnologischen Arbeiten standen. Wenig später wurden Untersuchungen zur Verhefung von Paraffin-Kohlenwasserstoffen der Basis von Candida tropicalis und Candida lipolytica aufgenommen. Entnazifizierung Hermann Fink blieb verschwunden. Er war nach Kriegsende mit den Resten seiner Berliner Abteilung für Gärungschemie in Kulmbach untergekommen, wo er von nun an für die Vereinigung der süddeutschen


Fotos: Archiv, VLB Berlin

Luftangriffe der alliierten Kampfverbände legten das Gelände des Instituts für Gärungsgewerbe und Stärkefabrikation (IfGS) an der Seestraße im Berliner Stadtteil Wedding in Schutt und Asche. Rechts das Sudhaus der Hochschul-Brauerei, links das Kellereigebäude Hefefabriken tätig war. Diese Verlagerung des Fink’schen Instituts war offensichtlich, so Hans Günter Schultze-Berndt in der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der VLB, „ohne Zustimmung der Universität und Kenntnis seiner Berliner Kollegen erfolgt“. Fink blieb bis 1948 in Kulmbach – er war bemüht, in der brauwissenschaftlichen Forschung wieder Fuß zu fassen. Um jedoch eine vollständige Rehabilitierung und damit die Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess zu erreichen, mussten sich die bisherigen leitenden Angestellten, die gleichzeitig der NSDAP angehört hatten, einer Entnazifizierung unterziehen. Das betraf Fink ebenso wie seinen damaligen Stellvertreter Hans Bausch. Zuständig für die Entnazifizierung waren die örtlichen Behörden – im Fall Bausch war das in Berlin-Ost die Sowjetische Militäradministration (SMAD), im Fall Fink waren es mit seinem neuen Wohnsitz in Bayern die US-Amerikaner. Bekannte Persönlichkeiten wie bspw. die Nobelpreisträger Heinrich Wieland, Hans Euler und Hans Fischer entlasteten Hermann Fink als „nur der Wissenschaft dienender Mitläufer ohne politischen Ehrgeiz“.

Auf Basis dieser sog. Persilscheine vollzogen die Amerikaner recht schnell die gewünschte Entnazifizierung. Damit war es dem gebürtigen Augsburger erlaubt, in der Karriereleiter einmal mehr nach oben zu klettern. Im Gegensatz zum relativ unkomplizierten Entnazifizierungsverfahren in der amerikanischen Besatzungszone, war die Reinwaschung im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands bedeutend schwieriger. Am 29. November 1947 gab die Abteilung Handel und Versorgung der Deutschen Wirtschaftskommission und der Abteilung der SMAD in Karlshorst Hans Bauschs zweitem Antrag statt. Danach konnte der in Freiburg geborene Wissenschaflter an die VLB zurückkehren und seine Lehr- und Forschungstätigkeit uneingeschränkt wiederaufnehmen. Ausbildung der Brauer Nach dem 2. Weltkrieg fehlten in allen vier Besatzungszonen nicht nur Brauer und Mälzer, sondern auch Braumeister und Diplomingenieure. Die Länder in den vier Besatzungszonen waren hinsichtlich Aus- und Weiterbildung von Facharbeitern und Ingenieuren weitestgehend auf sich allein gestellt. Hier wurde Her-

mann Fink aktiv, indem er sich 1946 in Köln anlässlich des 550. Gründungstages der Kölner Brauerzunft mit dem Brauereibesitzer Jakob Immendorf traf. Immendorf war Vorsitzender der Hauptverwaltung der deutschen Brauwirtschaft (HVdB) und Mitglied der Wirtschaftsgruppe Brauerei und Mälzerei. Gemeinsam planten sie für die Nachwuchsausbildung die Gründung einer Hochschule und eines Gärungsinstituts – quasi als Konkurrenz zur Berliner VLB. Die Stadt Köln stellte für diese geplante Ausbildungsstätte ein Gebäude zur Verfügung. Am 27. September 1947 gründeten die Kölner Brauer außerdem den BrauereiHochschulverein e. V. Köln. Für die Leitung der neuen Lehranstalt wurde neben Hermann Fink der Brauwissenschaftler Fritz Windisch, Sohn des aus den Anfangsjahren der VLB bekannten Wilhelm Windisch, gehandelt. Die Entscheidung fiel zugunsten Hermann Finks. Er folgte dem Ruf der Universität Köln, wurde Ordinarius für Gärungswissenschaften und Enzymchemie und übernahm die Leitung des 1948 an der Universität Köln gegründeten Instituts für Gärungswissenschaften und Enzymchemie. Damit war der Bruch zu seiner früheren WirBrauerei Forum  –  April 2021

17


TECHNIK & TECHNOLOGIE

de Prof. Dr. Hans Bausch berufen. Die Abteilung Biochemie übernahm Prof. Dr. Fritz Windisch, der sich, neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit auf dem Brausektor, zu einer Forscherpersönlichkeit auf dem Gebiet der Krebsforschung an der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin-Buch entwickelt hatte. Das Institut für Mikrobiologie übernahm Prof. Dr. Richard Koch.

Prof. Hans A. Bausch (l.), Prof. Fritz Windisch kungsstätte endgültig vollzogen. Die Konkurrenzsituation zur VLB endete erst mit Finks plötzlichem Tod. Am 12. Juni 1962 starb der Wissenschaftler mit 61 Jahren an einem Herzinfarkt. 1963 ging das Institut für Gärungswissenschaften in das von Prof. Lothar Jaenicke neu gegründete Institut für Biochemie auf und bekam damit völlig veränderte Forschungsschwerpunkte. Fritz Windisch wechselte an das in Ostberlin unter Leitung von Hans Bausch neu gegründete Institut für Gärungschemie und landwirtschaftliche Technologie an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt Universität zu Berlin. Ab 1946 begann der Wiederaufbau des IfGS mit Unterstützung der finanztragenden Verbände, d. h. der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei, Versuchs- und Lehranstalt für Spiritusfabrikation (VLS) und der Versuchsanstalt der Hefeindustrie e. V. (VH). Im gleichen Jahr wurde auch die Ausbildung von Brauereitechnikern und Diplombrauingenieuren an der VLB Berlin wiederaufgenommen. Erster Student nach dem Krieg war Kurt Braun aus Magdeburg, der seine Diplomprüfungen am 26. Juni 1946 als Studierender der HU Berlin an der VLB ablegte. HU und TU Berlin Im Jahr 1948 kam es zur Teilung Berlins in West und Ost. Infolge der Teilung lief ab 1950/1951 auch die Ausbildung der Brauingenieure getrennt ab. In Ost-Berlin fand sie an der Humboldt Universität statt, im Westen an der TU Berlin. An der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der HU Berlin wurde 1952 das Institut für Gärungschemie und landwirtschaftliche Technologie neu geschaffen. Als Direktor wur-

18

Brauerei Forum  –  April 2021

Wissenschaftliche Zusammenarbeit von Ost und West Solange die Grenzen offen waren, trafen sich die Kollegen aus den ostdeutschen und westdeutschen Brauereien und wissenschaftlichen Einrichtungen regelmäßig, vor allem anlässlich der VLB-Oktobertagungen in Berlin. Im Gegenzug hielten Forscherpersönlichkeiten wie Paul Kolbach oder Franz Stockhausen von der VLB neben namhaften Kollegen aus dem Osten, darunter Hans Bausch und Richard Koch, Vorträge auf Veranstaltungen der Kammer der Technik (KDT) in der Sowjetischen Besatzungszone bzw. der späteren DDR. Die KDT als Organisation für Ingenieure war gleichzusetzen mit dem Deutschen Braumeis­ter- und Malzmeisterbund. Auf diesen KDT-Veranstaltungen suchte man gemeinsam nach Wegen, trotz der in der DDR teils veralteten Ausrüs­tung ein schmackhaftes Bier zu produzieren. Hinzu kam die Problematik des Rohstoffmangels. Schwerpunkte waren außerdem die Verarbeitung von Gerstenrohfrucht sowie die Entwicklung von Verfahrensansätzen für die Verkürzung der Gär- und Reifungszeiten. Auch der rationelle Hopfeneinsatz war Thema, da die DDR nach 1945 über keine eigenen Hopfenanbaugebiete verfügte. Deutsch-deutsche Teilung auf dem Gebiet der Brauwissenschaft Nach dem Krieg war die VLB bestrebt, die ehemaligen Kunden und Mitgliedsbetriebe, sowohl in der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland als auch in der sow­ jetischen Besatzungszone, der späteren DDR, weiter zu betreuen. Bezogen auf die DDR war das nach der Währungsunion 1948 kaum noch möglich, da die Ost-Betriebe nicht über die westdeutsche D-Mark verfügten. Im Zuge dessen wurde ein Zentrallaboratorium für die Brau-

und Malz­industrie unter der Leitung von Walter Piratzky ins Leben gerufen. Die neue Forschungseinrichtung fand in den früheren Laboratorien der Schultheiss-Brauerei in der Landsberger Allee ihre Heimstätte. Diese neue Institution betreute von nun an die Betriebe der Brau- und Malzindustrie der DDR in technologischen Fragen und stellte die Reinzuchthefe bereit. Rechtsnachfolger dieser Einrichtung wurde 1959 das Institut für die Gärungs- und Getränkeindustrie. Als am 13. August 1961 die Grenzen geschlossen wurden, war die deutsch-deutsche Teilung auf dem Gebiet der Brauwissenschaften endgültig vollzogen. Außenstelle der VLB in Köln Einen wichtigen Schritt zur Beseitigung der Konkurrenzsituation zwischen Berlin und NordrheinWestfalen war die Eröffnung einer VLB-Außenstelle in Köln im April 1954. Unter der Leitung von Paul Diedering und Werner Horch führten die Mitarbeiter vor Ort Betriebsrevisionen sowie chemischtechnische und mikrobiologische Analysen durch. Es gelang außerdem, Hermann Finks Separierungsbestrebungen einzudämmen und die Betreuung der dort angesiedelten Brauereien und Mälzereien Schritt für Schritt zu übernehmen. Zur selben Zeit stellte der Kölner Hochschulverein seine Tätigkeit ein. Fazit Es mussten 40 Jahre vergehen, bis sich die Fachleute aus Ost und West im Deutschen Braumeister- und Malzmeisterbund wieder an einen Tisch setzen konnten. Die über vier Jahrzehnte währende formal getrennte, aber fachlich gleichermaßen qualifizierte Ausbildung der Braumeister und Diplomingenieure hat in beiden Teilen Deutschlands anerkannte Fachleute hervorgebracht. Die damals verantwortlichen Professoren für die ingen­ ieurtechnische Ausbildung in den ersten Jahren der DDR, wie Hans Bausch, Fritz Windisch oder Ernst Rothenbach waren aus der VLB des Vorkriegsdeutschland hervorgegangen und hatten ihr Wissen und ihre Erfahrungen aus Jahrzehnte währender Forschungs- und Lehrtätigkeit an der VLB jungen Wissenschaftlern wie Gundolf Ströhmer, Peter Lietz oder Gerolf Annemüller


Der VLB-Neubau an der Seestraße in Berlin-Wedding wurde 2017 bezogen; links: das Sudhaus der ehem. HochschulBrauerei

Foto: Michael Voit/Berlin

weitergegeben. Seit dem Ende des schrecklichen 2. Weltkriegs sind nun über 75 Jahre vergangen. Die VLB und ihre Institute haben mit ihrer erfolgreichen Arbeit die schlimme Zeit des Nationalsozialismus und die schwierigen Nachkriegsjahre überwunden. Die Aus- und Weiterbildung für die zukünftigen

Ingenieure und Braumeister sowie Forschungsarbeiten für die Brauund Malzindustrie finden wieder unter einem Dach statt, mittlerweile im Neubau an der Seestraße, der 2018 bezogen wurde. Unter der Leitung von Dr. Josef Fontaine und Gerhard Andreas Schreiber arbeiten derzeit an der VLB Berlin rund

135 Personen in einer modernen Forschungsumgebung. In den Hörsälen und Laboren studieren und forschen heute junge Menschen aus aller Herren Länder. Darunter sicher auch junge Brauer, deren Groß- bzw. Urgroßväter sich einst in zwei sinnlosen Weltkriegen als Soldaten gegenüberstanden.

VLB LABOTECH – IHR SPEZIALIST FÜR LABOR-EQUIPMENT Symposium for craft micro brewersNährmedien from Germany &Analyse European Labor-Equipment undand mikrobiologische für die von Rohstoffen, countries Zwischen- und Endprodukten sowie Nebenprodukten für 7 November 2016, Nuremberg, Germany

+ die Brau- und Malzindustrie + die Spirituosenindustrie + Brennereien

VLB LaboTech GmbH, Seestraße 13, 13353 Berlin Tel.: 030 450 80-220, Fax: 030 453 55 17 labotech@vlb-berlin.org

+ Hersteller von alkoholfreien Erfrischungsgetränken www.vlb-berlin.org/labotech

Brauerei Forum  –  April 2021

19


IfGB AKTUELL

 TAGUNGEN  IfGB-FORUM

19. IfGB-Forum 2021 in Höhr-Grenzhausen Am 5. und 6. Oktober ist das IfGB-Forum zu Gast bei der Heuft Systemtechnik in Burgbrohl. Tagungsort ist das Hotel Zugbrücke in Höhr-Grenzhausen. Das zweitägige Vortragsprogramm spannt einen Bogen von Trendspirituosen zur Analytik, von Rahmenbedingungen zur Technologie. Die guten Erfahrungen mit dem 18. IfGB-Forum in Graz 2020 machen Mut, dass auch in diesem Jahr eine Präsenztagung möglich ist. Mit Unterstützung von

Abbildungen links: Der Tagungsraum im Hotel Zugbrücke. Platz genug, um Abstände ggf. anzupassen rechts: Heuft-Vollflascheninspektion – entwickelt für Softdrinks, adaptiert für Spirituosen auch in komplizierten Premium- und Prestige-Flaschen

(WiK) „Wir sind sehr froh darüber, dass wir mit der Heuft Systemtechnik einen ebenso spannenden wie verlässlichen Partner als HauptSponsor des diesjährigen IfGBForums gewonnen haben“, sagt VLBGeschäftsführer Dr. Josef Fontaine. Themen Das Tagungsprogramm befindet sich im Aufbau. „Bei den Übersichtsvorträgen zu den Rahmenbedingungen der Spirituosenherstellung und Vermarktung hoffen wir auf das bewährte gemischte Doppel von BSI und BMEL“, sagt Dr. Fontaine. Das Thema Vollflascheninspektion liegt durch den Sponsor auf der Hand. Heuft Systemtechnik hat jüngst eine neue Röntgen-Füllstandskontrolle entwickelt, die die gleichzeitige Erkennung von Unterund Überfüllung ermöglicht. Mit Spannung wird erwartet, wie sich dieses Inspektionssystem in der Spirituosenpraxis bewährt. Variierende Glasstärken und -strukturen hatten bis dato eine vollautomatisierte Füllstandskontrolle bei Spezialflaschen unmöglich gemacht.

Foto: Hotel Zugbrücke

20

Der Forschungs- und Analytikblock besonders im Jahr 2018 ist bei den Teilnehmern auf sehr große Resonanz gestoßen. „Wir wollen auch in diesem Jahr nicht nur den eigenen Wissenschaftlern eine Bühne bieten, sondern auch zeigen, was an anderen Forschungsinstituten und Hochschulen erforscht wird“, sagt IfGB-Koordinatorin Wiebke Künnemann. Aktuelle Getränketrends sollen durch mehrere Vorträge vorgestellt und analysiert werden. Als „prickelndes Wasser mit einem fruchtigen Spritzer Alkohol“, umschreibt z.B. Berlin-Seltzer-Geschäftsführer Tim Müller seine Interpretation des Trendgetränks Hard Seltzer. Ob die asiatische Spirituose Soju (Shochu) in Europa eine Trendgetränk wird, soll ebenso erörtert werden, wie der Trend zu alkoholfreien „Spirituosen“. Das 18. IfGB-Forum war eine der wenigen Getränketagungen des Jahres 2020 im Präsenzmodus. Die Fachtagung zog rund 100 Experten der gesamten deutschsprachigen Spirituosenbranche, ihrer Verbände und Zulieferer im Oktober nach Graz.

Heuft Systemtechnik GmbH Qualität, Sicherheit, Effizienz: Darauf kommt es bei der Abfüllung und Verpackung von Getränken an. Modulare Lösungen der Heuft Systemtechnik GmbH realisieren diese Schlüsselfaktoren effektiv und einfach. Einzigartige Kamera-, Röntgen- und Bildverarbeitungstechnologien zur präzisen Leer- und Vollgutinspektion. Heuft ist als Inspektionsexperte bekannt, bietet aber auch richtungsweisende Etikettiertechnik und smarte Tools zur Behälterfluss-Optimierung etc. Das global operierende Unternehmen beschäftigt mehr als 1000 Mitarbeiter. Am Stammsitz Burgbrohl werden auf einer Produktionsfläche von über 20 000 m2 leistungsstarke Systeme für Kunden in der ganzen Welt hergestellt. Im 700 m2 großen Kundenzentrum erhalten Besucher tiefe Einblicke in die breite Palette an unterschiedlichen Heuft-Systemen. Heuft Systemtechnik lädt am ersten Tagungstag die Teilnehmer des 19. IfGB-Forums zur Betriebsbesichtigung und anschließendem Begrüßungsabend nach Burgbrohl ein.

Foto: Heuft Systemtechnik

Brauerei Forum  –  April 2021


Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin

 FORTBILDUNG

Destillateur-Aufbaukurs – Restplätze frei (WiK) Für die Teilnahme am Des­ tillateur-Aufbaukurs setzt das IfGB ein Grundlagenwissen der Brennereiund Destillationstechnik voraus. Der Kurs eignet sich für Brenner und Destillateure, um Wissen aufzufrischen und zu aktualisieren, aber auch um sich für den Destillateurmeisterkurs zu wappnen. Manche Teilnehmer arbeiten bereits länger in Spirituosenbetrieben, andere sind gerade frisch eingestellt. Für das im Training-onthe-Job Gelernte erhalten sie am IfGB die theoretischen Kenntnisse, sodass sie ihre Position im Unternehmen besser ausfüllen. Manche Unternehmen machen daher auch den Kursbesuch zur Bedingung für eine Beschäftigung. Erfahrenere Teilnehmer nutzen das am IfGB erworbene Wissen, um Prozesse zu optimieren. „Wir hatten einen Absolventen, der uns im Anschluss an den Aufbaukurs regelmäßig berichtete, was er auf Basis der bei uns gewonnenen Erkenntnisse im eigenen Betrieb umgestellt hat“, erinnert sich IfGBKoordinatorin Wiebke Künnemann. Zielgruppen und Lernerfolge So heterogen wie das Teilnehmerfeld ist, so unterschiedlich ist das Können

und Wissen, was der Einzelne mitnimmt. Gesamtzusammenhänge der Spirituosenherstellung von der Rohstoffbeschaffung über Alkoholherstellung und Veredelung verstehen alle im Nachgang besser. Ein Mitarbeiter aus der Likör- und Spirituosenproduktion lernt Rezepturen zu entwickeln und auszumischen. Ein Mitarbeiter oder Inhaber einer Brennerei erfährt, was er neben den Bränden, den er aus Obst oder Getreide herstellt, produzieren kann und was er dabei beachten muss. Mitarbeiter der Aromenindustrie machen sich im Destillateur-Aufbaukurs mit aktuellen Spirituosen­t rends und der Aromenverordnung, aber auch mit der Arbeitsweise ihrer Kunden vertraut. Der Start-up-Gründer nimmt praxisnahe Informationen zur Anlagenplanung mit und einen Einblick in die zu beachtenden Verordnungen und Gesetze. „Beeindruckend ist immer, wie vielfältig das mitgebrachte Wissen unserer Teilnehmer ist und wie brillant sich Fähigkeiten und Kenntnisse unterschiedlicher Teilnehmer ergänzen“, sagt Kursleiter Johannes Fuchs. Die Stärke der IfGB-Destillateurkurse liegt in der engen Verzahnung

von Theorie und Praxis. Vorlesungen behandeln u. a. Rohstoffkunde, Brennerei- und Spirituosentechnologie sowie Rezept- und Produktentwicklung. Hinzu kommen Betriebs- und Qualitätskontrolle, Gesetzeskunde sowie Sensorik. Die Dozenten von IfGB, VLB und renommierten Brennereien und Spirituosenherstellern sowie Ministerien passen die Unterrichtsinhalte kontinuierlich an aktuelle Forschungsergebnisse, Gesetze und Verordnungen an. Der fachpraktische Unterricht in Kleingruppen umfasst u. a. praktische Übungen im Qualitätssicherungslabor und in der Likörherstellung. In diesem Jahr wird der Praxisblock durch einen Destillations-Tag in der Deutschen Spirituosen Manufaktur ergänzt („Gin-Tag“ ). Stimmen von Absolventen „Ein professioneller und sehr informativer Kurs“, sagte ein Teilnehmer 2019. „Der Kurs gibt gute Einblicke z. B. in die Gesetzeskunde. Außerdem inspiriert er zu neuen Produkten und Technologien. Besonders interessant waren die umfangreiche Praxis und die konkreten Projekte“, ergänzte eine Teilnehmerin.

Abbildungen: links: Drogenkunde rechts: Das Holstein-Geistgerät in der Deutschen Spirituosen Manufaktur

Fotos: WiK

Brauerei Forum  –  April 2021

21

www./spirituosen.ifgb.de/destillateur-aufbaukurs

Die Fortbildung findet vom 25. Mai bis 4. Juni in Berlin statt. 16 Plätze sind vergeben, drei weitere reserviert. Spirituosenhersteller und ihre Zulieferer lassen sich nicht von der Pandemie entmutigen, sondern setzen weiter auf Mitarbeiter-Qualifizierungen. Der Kurs wird in diesem Jahr durch ein Destillationspraktikum („Gin-Tag“) aufgewertet. Das IfGB passt sein Corona-Präventionskonzept regelmäßig an die geltenden Verordnungen an, damit dieser Kurs als Präsenzveranstaltung stattfinden kann. Der Destillateurmeisterkurs 2020 dient dabei als Blaupause.


IfGB AKTUELL

 WETTBEWERBE

Craft Spirits Award 2021 online Im März 2020 hat die Fach- und Endverbrauchermesse Craft Spirits Berlin noch live in der Heeresbäckerei Berlin-Kreuzberg stattfinden können. Eins der letzten Branchen-Events, ehe die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie alle Messen im Präsenzmodus verbot. Auf eine Online-Messe wollten die Veranstalter 2021 nicht ausweichen, die jährlichen Prämierungen aber nicht aussetzen. So fanden Theo Ligthart und Thomas Kochan einen digitalen Weg, Verkostungen und Auszeichnungen durchzuführen. Die Feiern der Preisverleihungen werden 2022 nachgeholt.

Abbildungen links: Jonas Klöckner, Young Craft Distiller of the Year, während einer Sensorik­ übung am IfGB Mitte: Gold für die Lagerkorn Infusion der Feinbrennerei Sasse, die außerdem als World’s Best Craft Distillery ausgezeichnet wurde rechts: Philipp Schwarz freut sich über drei Silbermedaillen für Weyermann®

Foto: Weyermann®

22

(WiK) „Der Wettbewerb war größer und internationaler als je zuvor“, erzählt Theo Ligthart. „In der Pandemie zeigte sich, wie wichtig der persönliche Austausch zwischen Kollegen ist und wie sehr die Brennereien den direkten Kontakt zu Kunden vermissen.“ Künftig soll der Rahmen der Veranstaltung weiter werden. „2022 präsentieren sich die Produzenten in einer größeren Location. Wir werden außerdem den Austausch zwischen Brennern und anderen handwerklichen Getränkeherstellern stärken.“ Weiterhin soll die Verwendung von Craft-Spirituosen in Cocktails stärker in den Fokus rücken. „Nächstes Jahr findet Craft Spirits Berlin zum 10. Mal statt. Dieses Jubiläum werden wir gebührend feiern“, verspricht Theo Ligthart. Craft Spirits Berlin Awards Der Wettbewerb widmet sich handwerklich produzierten Spirituosen. Er ist nach Aussage der Veranstalter Europas größter Qualitätswettbewerb in diesem Segment. Bewertet werden alle Spirituosenklassen sowie Likörweine, aber auch alkoholfreie „Spirituosen“ und Filler.

Foto: WiK

Brauerei Forum  –  April 2021

Die Produkte werden in einer Blindverkostung beurteilt. Zur Jury gehören 21 ausgewiesene Experten und Sensoriker darunter Dr. Klaus Hagmann, Lebensmittel- und Gärungstechnologe, Arthur Nägele, WSET Certified Tutor, Bernd Schäfer, Mas­ ter of the Quaich und Mitglied der Gin Guild. Ebenfalls mit dabei war der IfGB-Alumnus Johannes Anleitner, Bad Kötztinger Bärwurz-Quelle, und Johannes Fuchs, Leiter Spirituosenanalytik und Sensorik, VLB Berlin. Zu den bewerteten Kriterien gehören u. a. Geruch, Geschmack, Balance und Typizität.

Craft Spirit of the Year Rote Williams 2020 39,5 % vol, Destillerie Georg Hiebl

Auszeichnungen Nach der erreichten Punktzahl werden Gold-, Silber- und Bronzemedaillen verliehen. Insgesamt wurden 471 Produkte aus 25 Ländern eingereicht, u. a. aus Japan, Russland, Kanada, Mexiko und Israel. Die Jurysitzung fand online statt, die Proben bekamen die Experten vorab zugeschickt und gaben ihre Bewertungen auf einer digitalen Plattform ab. Per Videochat waren die Juroren mit dem Organisationsteam in Berlin verbunden.

World’s Best Craft Distilleries Auswahl Destillerie Farthofer, Öd Destillerie Georg Hiebl, Haag Edelbrennerei Dirker, Mömbris Feinbrennerei Sasse Lagerkorn, Schöppingen

Foto: Sasse

Best in Class Auswahl Kräuter: Zirbenschnaps 40 % vol, Destillerie Farthofer Getreide & mehr: Lagerkorn Infusion 40 % vol, Feinbrennerei Sasse Lagerkorn Craft Distillery of the Year Gold: Destillerie Georg Hiebl, Haag Silber: Edelbrennerei Dirker, Mömbris Bronze: Heiner’s Destillate, Zug

Young Craft Distiller of the Year Jonas Klöckner vom langjährigen VLB-Mitglied Birkenhof-Brennerei, Nistertal. Jonas Klöckner ist erfolgreicher Absolvent des Destillateurmeisterkurses 2020.


Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin

 VERBÄNDE

GGBW-Mitgliederversammlung 2021 online Die Mitgliederversammlungen der Gesellschaft für Geschichte des Branntweins e.V. zeichnen sich durch spannende Locations und anregendes Rahmenprogramm aus. Für dieses Jahr war alles für die Mitgliederversammlung im Schnapsmuseum Bönnigheim vorbereitet. Das Infektionsgeschehen bewegte den Vorstand der GGBW allerdings dazu, die Präsenzveranstaltung abzusagen und zum Online-Meeting einzuladen. Die Pläne für Bönnigheim stehen weiterhin, nun aber für 2022. (WiK) Im März erhielten die GGBWMitglieder folgendes Schreiben: „Liebe Mitglieder, leider lässt es die anhaltende Covid-19-Pandemie nicht zu, dass wir unsere für den 16./17. April in Bönnigheim geplante Jahrestagung (einschließlich Mitgliederversammlung) der Gesellschaft für Geschichte des Branntweins e. V. (GGBW) physisch durchführen“, schrieb der GGBWGeschäftsführer Werner Albrecht. Nun werden die wichtigen Entscheidungen im Rahmen einer digitalen Mitgliederversammlung am 17. A pril 2021 getroffen. Da sich noch nicht alle an digitale Veranstaltungen gewöhnt haben, gibt es einen technischen Testlauf am Vorabend. Mitglieder und Interessierte ohne Internetzugang können außerdem telefonisch an der Mitgliederversammlung teilnehmen. Die Vereinsformalia umfassen den Geschäftsbericht und den Tätigkeitsbericht des Vorstandes sowie den Bericht des Interims-Schatzmeisters zur Jahresrechnung 2020. Hinzu kommen der Bericht des Revisors und die Entlastung des Vorstandes und des Schatzmeisters. Außerdem wird die neue Homepage

des Vereins vorgestellt sowie Pläne und Aktivitäten der Gesellschaft besprochen. Nach dem frühen Tod des GGBW-Schatzmeisters RA Martin Kieffer im Jahr 2020 soll außerdem ein neuer Schatzmeister oder eine neue Schatzmeisterin gewählt werden. „Ich freue mich auf eine interessante und kurzweilige Mitgliederversammlung“, schreibt GGBWGeschäftsführer Werner Albrecht. Mitgliederversammlung 2022 Die in Bönnigheim bei Heilbronn nun für 2022 geplante Mitgliederversammlung der GGBW mit Jahrestagung wird voraussichtlich im Frühjahr stattfinden. Geplant ist eine Anreise am Freitag mit zwanglosem Beisammensein im Schwäbischen Schnapsmuseum. Diesem schlösse sich die Museumsbesichtigung an, gefolgt von der Besichtigung einer aktiven Edelobstbrennerei in Bönnigheim Am Nachmittag ist der Vortrag eines Pharmaziehistorikers zur Kunst und Geschichte der Destillation geplant. Diesem schließt sich ein Abendessen mit Verkostung von Likören und Bränden an.

Der Samstag würde dann mit der Besichtigung des Aromenherstellers Joh. Vögele in Lauffen am Neckar starten. Nach dem Mittag­ essen würde dann im Schwäbischen Schnapsmuseum die Mitgliederversammlung der Gesellschaft für Geschichte des Branntweins stattfinden. Danach ist eine Stadtführung geplant mit Besichtigung der Museums-Arzney-Küche, der Kirche und des Schlosses in Bönnigheim. GGBW-Gründungsmitglied und Museumsleiter Kurt Sartorius hat dafür schon umfangreiche Vorarbeiten geleistet. Die GGBW Die Gesellschaft für Geschichte des Branntweins wurde im Dezember 2018 in Bonn gegründet, um Wissenschaft und Forschung zu allen A spekten der Geschichte des Branntweins zu fördern. Die in der Vereinsarbeit gewonnenen Erkenntnisse sollen auch die aktuelle AlkoholDiskussion konstruktiv begleiten. Aktuell hat die GGBW 37 Mitglieder. Darunter sind zehn Vereine, Verbände und Institutionen, ein Museum sowie eine Firma. Weitere Mitglieder sind jederzeit willkommen

Foto: Schnapsmuseum Bönnigheim

Abbildungen links: Mitgliederversammlung 2022: Historische Brenngeräte im Tagungsort Schnapsmuseum Bönnigheim rechts: Start der Mitgliederversammlung 2021 – online

Foto: WiK

Brauerei Forum  –  April 2021

23


BETRIEBSWIRTSCHAFT

  1. VLB-JAHRESAUFTAKT 2021 ONLINE

Transport- und Leergutmanagement standen im Fokus der Logistiksessions Ingo Pankoke, VLB-Forschungsinstitut für Management und Getränkelogistik (FIM)

Die Sessions „Getränkelogistik 1 – Strategisches und Operatives Transportmanagement“ und „Getränkelogistik 2 – Leergutmanagement“ waren mit ihren zukunftsweisenden Vorträgen nicht nur ein wesentlicher Bestandteil des 1. VLB-Jahresauftakts vom 26. bis 28. Januar 2021, sondern auch ein würdiger virtueller Ersatz für den entfallenen Logistikfachkongress 2020. Alexander Scharlach vom VLB-Forschungsinstitut für Management und Getränkelogistik (FIM) führte durch die Logistiksession 1 mit dem Schwerpunkt Strategisches und operat ives Foto: jb Transpor tmanage ment, die Teil 2 des 1. Tages des 1. VLBJahresauftakts einläutete. „Es ist eine außergewöhnliche Situation, mit Ihnen online verbunden zu sein“, sagte Scharlach und betonte: „Es ist uns gelungen, vier interessante Vorträge zusammenzustellen, auf die ich mich jetzt sehr freue.“

Aus Sicht der Regie: Marc und John A. Eke (r.), Exxent Consulting, im Dialog mit Alexander Scharlach, VLB Berlin, im hauseigenen Studio

24

Den Anfang machte Marc Eke, E x xent Consulting GmbH. Eke erklärte in seinem Vortrag Effiziente Frachtausschreibungen mit digitalen Tools für das Speditionsmanagement in der Getränkebranche, wie effiziente Frachtausschreibungen mit digitalen Tools für das Speditionsmanagement in der Getränkebranche nutzbar gemacht werden können. Egal, ob Zustellung oder Abholung (EXW), Frachten bilden mit 33 bis 50 % die dominante Position der Logistikkosten einer Brauerei. Daher sollten in der Entscheidungsphase folgende Punkte berücksichtigt werden: Kundenanforderung, Konditionenmodell, TarBrauerei Forum  –  April 2021

getcosting, Anbietervergleich und eine klare Darstellung für Potenzialbewertung. Dabei kann ein digitales „Decision Support System“ helfen. In der Diskussion ergänzte John A. Eke, Inhaber von Exxent: „Der komplette Prozess aus sieben Stufen kann noch nicht vollständig digitalisiert werden.“ Es bleibe also die menschliche Kommunikation, die durch den Einsatz von digitalen Methoden objektiviert werde. „Die digitalen Tools unterstützen den Entscheidungsprozess sehr effizient, wenn alle Informationen transparent vorliegen.“ Thomas Spieker, Shippeo Germany, erläuterte in seiner Präsentation Volle Transparenz in der Supply Chain: ETA-Beispiele aus der Praxis, wie besagte Transparenz in der Supply Chain erreicht werden kann. Er ging dabei auf den Amazon-Effekt ein und führte Beispiele an, wie Echtzeitdaten zur Sendungsverfolgung über seine Plattform für eine effektive Logistik genutzt werden können. Sebastian Wehowski, PTV Group, veranschaulichte die Tourenoptimierung in der Getränkeindustrie an ausgesuchten Beispielen. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie die Ressource Lkw effizient genutzt und gleichseitig Emissionen verringert werden können. Wesentlich und unbedingt zu berücksichtigen sind die fünf Bausteine Vor-dem-Transport, Integration in Prozesse, Disposition & Touren-

Mit Transparenz bzw. Effizienz behandelten Thomas Spieker , Shippeo, und Sebastian Wehowski, PTV, zwei wichtige Themen planung, An-der-Rampe, Tourendurchführung und schließlich die Abrechnung mit Frachtkostennachkalkulation. Uwe Brunsfeld (Gerolsteiner Brunnen) gab einen interessanten Einblick in die Moderne Hofsteuerung und Ladegutsicherung beim Gerolsteiner Brunnen. Bei Gerolsteiner werden täglich 300 Lkw verladen (60 % Selbstabholer). Die durchschnittliche Verladezeit liegt bei weniger als 60 Minuten. Um dies dauerhaft umzusetzen, wurde die Ladungssicherung komplett in ein halbautomatisches Yardmanage-


ment-System integriert. Wichtige Bestandteile des Systems sind die automatische Kennzeichenerfassung für Trailer und Zugmaschine, der terminalbasierte Selbstanmeldeprozess, der Leitstand zur Hofsteuerung mit SAP-Anbindung, die automatische Prüfung der Ladungssicherungszertifikate über die VLB-FIN-Datenbank, die Freigabe durch den Verlademeister und abschließend die bildliche Dokumentation und Archivierung der Verladung. Als Rat aus der Praxis betont er: „Wichtig sind bei all der Automatisierung verantwortungsbewusste und fähige Mitarbeiter. Dies erreichen wir bei Gerolsteiner durch konsequente Schulung aller Beteiligten.“ „Das waren viele Infos, – entsprechend lohnt es sich, im Nachgang ins Detail zu gehen“, forderte Scharlach die Teilnehmer zum Abschluss des 1. Konferenztages auf, sich im virtuellen Chat zu einem Get-together zu versammeln und über offene Fragen zu diskutieren. „Denn der Wissensaustausch kann auch virtuell gelingen.“ Er bedankte sich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern dieser 1. überaus gelungenen Logistiksession und kündigte eine spannende 2. Logis­ tiksession am 3. Konferenztag an. „Und jetzt gibt es ein Bier mit dem letzten Gong“, schloss der Moderator den Veranstaltungstag. Ingo Pankoke vom VLB-Forschungsinstitut für Management und Getränkelogistik (FIM) moderierte die Logistiksession 2 mit dem Schwerpunkt Leergutmanagement. Panko-

ke begrüßte alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum 3. und letzten Tag des 1. VLB-Jahresauftakts und kündigte vier zukunftsweisende Vorträge an, die die Problemstellungen im Zusammenhang mit der Leergutrückführung und dem Management von Mehrweggebinden beleuchten. „Ich freue mich auf zwei spannende Stunden“, sagte der Moderator. „Denn das Leergutmanagement in der Getränkebranche ist von großer Bedeutung – gerade in diesen Zeiten, in denen z.B. Hamsterkäufe das Einkaufsverhalten der Menschen bestimmen.“ Nachdem der Logistikfachkongress im Herbst 2020 ausfallen musste, werde dieser Bedeutung nun virtuell Rechnung getragen.

berichteten in ihrem Vortrag Experience with a tracking and monitoring IoT solution for kegs based on LPWAN über die Nutzung von neuen 0G-Sensor-Net zwerken im Zusammenhang mit Bierfässern. In Australien rüstet der KegDienstleis­t er Konvoy all seine Fässer mit Sensoren aus, die den Standort und die Temperatur über das Sigfox-Netz übermitteln. Die Informationen werden in v.a. vom Keg-Dienstleister genutzt, um leere Fässer zeitnah zurückzuholen. Die Nutzungshäufigkeit konnte erhöht werden und Keg-Verluste wurden reduziert. Die gesammelten Daten können aber auch von den Brauereien genutzt werden, um bspw. die Qualitätssicherung zu verbessern.

Marc Eggins, Konvoy-Group Australia, und Wolfram Disch, Sigfox

Mit seinem Vortrag Leergutbestandserfassung – Einheitliche Leergut-Stammdaten und mögliche Referenzprozesse berichtete Ingo Pankoke, VLB Berlin, von einem Projekt des VLB-Fachausschusses für Logistik. Das Projekt verfolgt das Ziel, Leergutbestände zu digitalisieren und die Informationen für die Planung von Abfüllprozessen nutzbar zu machen. In der Regel werden im GFGH nur die Pfandbeträge der Leergebinde erfasst und gebucht, nicht aber die Art, der Typ oder gar die Ausführung der Leergutartikel. Diese DetailInformation ist aber erforderlich, um die Rückführung besser planen und steuern zu können. Die Idee besteht darin, ein Modell zu entwickeln und zu pilotieren, das eine durchgängige Leergutbestandser-

Uwe Brunsfeld, Gerolsteiner, betont in seinem Vortrag, dass gut geschulte Mitarbeiter, trotz Automatisierung, das A & O seien

Brauerei Forum  –  April 2021

Ingo Pankoke, VLB Berlin, moderierte die 2. Logistiksession mit dem Schwerpunkt Leergutmanagement und stellte neue Erkenntnisse zur Leergutbestands­ erfassung vor

25


BETRIEBSWIRTSCHAFT

Wolfram Scholz von GEDAT stellte in seinem Vortrag eine neue Plattform zur Stammdatenveröffentlichung vor

Dr. Christian Gutzen, Geutebrück, sprach über KI und MachineLearning

fassung vom Eingang beim GFGH bis zurück zur Leergutannahme der Getränkehersteller ermöglicht. Damit die Leergutbestände im GFGH überhaupt gebucht werden können, müssen zunächst die Stammdaten des Leerguts harmonisiert und die Leergutartikel mit den relevanten Stammdaten angelegt werden. Dazu ist es sinnvoll, neutralen Leergutgebinden, insbesondere Standardflaschen für die Brauindustrie (NRW, Euro, Longneck, etc.) auch einheitliche Artikelnummern zu geben, damit nicht jedes Unternehmen eigene Artikelnummern anlegt und diese dann zu einer Vielzahl von Artikelnummern führt, die eigentlich immer denselben Artikel beschreiben. Als erster Schritt wurde dazu eine Liste von neutralen Standard(pool)flaschen, die in der deutschen Brauindustrie zum Einsatz kommen, erstellt. Als neutrale Standard(pool)flaschen wurden dazu Flaschen in die Liste aufgenommen, die von mehreren Glashütten produziert werden und von mehreren Brauereien/Getränkeherstellern genutzt werden oder zumindest genutzt werden können. Jedem in dieser Liste erfasstem Flaschentyp wurde durch die VLB eine eindeutige Artikelnummer auf Basis des GS1-/ EAN13-Codes vergeben. Man einigte sich darauf, auf Artikel-Nummern eines neutralen Pooldienstleisters (Firma Logipack GmbH, Bremen) zurückzugreifen. Die Kriterien für die Detailierung der Informationen zu den Flaschen sind dabei die Flaschenform, das Füllvolumen der Flaschen, die Glasfarbe und die Ausführung der Flaschenmündung bzw. der Verschlussart. Zusätzlich wurden die Informationen Pfandbetrag, Höhe, Gewicht sowie Durchmesser der Flasche hinterlegt. Auf

Basis der Informationen werden für diese Flaschen Muster-Artikelpässe erstellt, die nun über den Downloadbereich der VLB veröffentlicht werden. Einzusehen unter: www. vlb-berlin.org. Wolfram Scholz, GEDAT Getränkedaten GmbH, stellte in seinem Bericht Stammdatenmanagement in der Getränkebranche – Fokus Pfandartikel die neue Plattform zur Stammdatenpublizierung get-Item vor. Speziell für die Getränkebranche können dort Stammdaten zu Getränkeartikeln und zu LeergutPfandartikeln gepflegt und ausgetauscht werden. Insbesondere für den Getränkefachgroßhandel besteht hier eine günstige Möglichkeit, aktuelle Stammdaten zu den Artikeln, die vertrieben werden, abzurufen. Dies entlastet Mitarbeiter bei der Dateneingabe in die ERP-Systeme. Für die Hersteller der Getränkeartikel besteht der Vorteil, dass Stammdaten, die schon in anderen Stammdatenpools (z.B. Atrify) eingepflegt wurden, automatisch über Schnittstellen in das Gedat-System übernommen werden. Dr. Christian Gutzen, Geutebrück GmbH, beschrieb in KI und Machine-Learning – Möglichkeiten zur Objekterkennung bei der Leergutrückerfassung wie KI und MachineLearning zur Objekterkennung bei der Leergutrückerfassung intelligent genutzt werden können. Geutebrück ist

26

Brauerei Forum  –  April 2021

ein Anbieter von Bilderkennungssystemen, die in der Videosicherheitstechnik Anwendung finden. In der jüngsten Vergangenheit wurden dort Systeme entwickelt, die aus gelernten Erfahrungen Bildinhalte automatisch erkennen können und die erkannte Information weitergeben. Dies wurde nun in einer Anwendung zur Erkennung und Zählung von Getränkekästen per Smartphone-Kamera umgesetzt. Ziel der Leergut-Erkennungs-App ist eine Zeit- und Fehlerersparnis bei der Erfassung, um so eine effizientere Planbarkeit von Personal und Material zu erreichen. Der 1. Online-Jahresauftakt der VLB wurde unterstützt von:

Pankoke bedankte sich bei den Vortragendenden und legte allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ans Herz, die Referenten im Falle weiterer Fragen im Videochat zu kontaktieren. Nach einem kurzen Ausblick auf die letzte Session des Jahresauftakts verabschiedete sich der Moderator mit den Worten: „Auf ein baldiges Wiedersehen, hoffentlich persönlich!“


 BRAU-BÖRSEN-BILANZ

Regionaler Pandemiedruck prägt Erfolgsrechnungen 2020 Die deutschen Börsen sind freundlicher ins Jahr 2021 gestartet. Der Dax 30 (FAZ-Index) ging mit 13 786 (2456) Punkten aus dem Februar, das waren beim Dax +0,5 % im Vergleich zum Ultimo 2020 und beim FAZ-Index +0,8 % im Vergleich zum 4. Januar 2021. Im März machte sich der Dax dann auf Rekordjagd. Am 25. März 2021 ging der Dax 30 (FAZ-Index) bei 14 621 (2566) Zählern aus dem Markt. ABI freut sich im 4. Quartal 2020 Nordamerika im Gesamtjahr 2020 über Lateinamerika. Der Konzern als Umsatzfels von Anheuser-Busch InBev hat Im Gesamtjahr 2020 hat ABI die seinen Getränkeabsatz im 4. Quar- Covid-19-Delle in ihrem Konzerntal 2020 auf 144,5 Getränkeabsatz so auf Heute in der -32,0 Mio. hl gleich (142,0) Mio. hl ausBrau-Börsen-5,7 % eingrenzen könweiten können. Der Bilanz nen – wobei diese Lücke Zuwachs beim Weltso groß ist wie rund 1/3 bierprimus kam mit • ABI vom deutschen Bierab+1,6 % bzw. +2,3 Mio. hl • Carlsberg satz (2020: -5,5 % auf fast komplett aus dem • Heineken u.a. 87,1 Mio. hl ohne Alkolaufenden Geschäft. holfrei und Malztrunk). Eigenbier stand für Inklusive +1,2 Mio. hl 126,4 (124,0) Mio. hl, davon +1,8 % gleich +2,3 Mio. hl aus Konzernveränderungen hat Leuaus dem laufenden Geschäft. Der ven 2020 insgesamt 530,6 (561,4) Mehrabsatz kam aus Lateinamerika. Mio. hl verkauft (-5,5 %). Davon Die Getränkeverkäufe in Südameri- entfielen 467,4 (495,4) Mio. hl auf ka sprangen +9,5 % auf 45,2 (41,2) Eigenbier (-28,7 Mio. hl gleich -5,8 % Mio. hl. Auch Mittelamerika ten- vergleichbar, dazu +0,7 Mio. hl aus dierte fester auf 36,5 (35,5) Mio. hl Konzernveränderungen). Über alle (davon +2,1 % bzw. +0,7 Mio. hl ver- Getränke hat nur Südamerika mehr gleichbar). Nordamerika lag mit 25,3 abgesetzt (+4,5 Mio. hl auf 144,2 (25,5) Mio. hl etwas leichter, wobei Mio. hl; Brasilien +4,2 %, dabei Bier „Michelob Ultra“ und „Bud Light +5,6 %). Nordamerika schlug sich Seltzer“ gelobt wurden. Asien gab mit 106,8 (108,1) Mio. hl sehr achtab auf 14,9 (15,5) Mio. hl. Und Eu- bar (vergleichbar -1,4 % gleich -1,5 ropa/Nahost/Afrika schloss -6,5 % Mio. hl, dazu +0,2 Mio. hl aus Konzernveränderungen). Die Verluste schwach auf 22,3 (23,9) Mio. hl. Umgesetzt hat IFRS-Bilanziererin kamen aus Europa/Nahost/Afrika ABI im 4. Quartal 2020 netto 12,8 (76,2 nach 85,9 Mio. hl), Asien/Pazi(13,3) Mrd. US-$. Vergleichbar wur- fik (81,6 nach 93,2 Mio. hl) und Mitden +0,6 Mrd. US-$ gleich +4,5 % telamerika (120,8 nach 133,5 Mio. hl trotz +1,1 Mio. hl aus Konzernveränderungen). Für Europa sprach Leuven gleichwohl von Marktanteilsgewinnen vornehmlich in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden. mehr erlöst (hl-Umsatz +2,7 %), Südafrika verlor zweistellig Absatz. aus Konzernveränderungen kamen Und für China wurden -10,0 % Ab-0,1 Mrd. US-$, und die Wechsel- satzminus genannt. kurse zehrten -1,1 Mrd. US-$ auf. Der ABI-Konzernumsatz brach im Da v.a. lateinamerikanische Wäh- Gesamtjahr 2020 um -10,4 % ein rungen belasteten, wurden die auf 46,9 (52,3) Mrd. US-$. (DurchAbsatzgewinne in Süd- wie Mit- schnittlich galt 1 US-$ in 2020 telamerika, die in Lokalwährung 0,88 € und zum Ultimo 0,81 €.) Danoch höhere Umsatzzuwächse ein- bei lag das Umsatzminus aus dem brachten, durch die Währungsum- laufenden Geschäft mit -3,7 % rechnung mehr als aufgezehrt. Nur gleich -2,0 Mrd. US-$ noch etwas Nordamerika brachte Umsatzplus besser als das A bsatzminus (hl-Umauf 3,7 (3,6) Mrd. US-$, vergleichbar satz +2,1 %). Der negative Wechselkurseffekt indes summierte sich +85 Mio. US-$ gleich +2,4 %.

im Gesamtjahr auf -3,4 Mrd. US-$. Hervorzuheben ist das Erlösplus auf 15,6 (15,5) Mrd. US-$ in Nordamerika (vergleichbar +0,7  % gleich +0,11 Mrd. US-$), das als Umsatzfels in der Pandemiebrandung hervorragte. Südamerika machte nur in lokaler Währung deutlichen Mehr­ umsatz (+0,75 Mrd. US-$), die Wechselkursbelastung lag aber dreimal höher (-2,3 Mrd. US-$). Die anderen Regionen zeigten schon vor Währungsumrechnung Minderumsätze, danach noch stärker. Und die drei Weltmarken erlösten 2020 -5,0 % weniger. Ergebnis 2020 enthält Gewinn aus Australien-Verkauf Der ABI-Betriebsgewinn vor Einmaleffekten stellte sich auf 12,7 (16,4) Mrd. US-$. Einmaleffekte belasteten mit einem Aufwandssaldo von -3,1 (-0,3) Mrd. US-$ (2020 mit -2,5 Mrd. US-$ Afrika-Goodwill-Abschreibungen und -0,2 Mrd. US-$ Pandemiekosten). Das Finanzergebnis vor Einmaleffekten lag bei -6,0 (-4,4) Mrd. US-$ (konstant ca. -3,855 Mrd. US-$ laufender Zinsaufwand, dazu in 2020 v.a. Aufwand aus der Absicherung von aktienbasierter Vergütung). Einmal-effekte saldierten sich im Finanzergebnis auf -1,7 (+0,9) Mrd. US-$ Aufwand (in 2020 v.a. aus der Absicherung von Aktienanteilen früherer Zukäufe und aus der vorzeitigen Ablösung von Anleihen). Nach konstant +0,2 Mrd. US-$ Beteiligungsgewinn und -1,9 (-2,8) Mrd. US-$ Ertragsteuern schloss der ABI-Konzern mit +0,15 (+9,99) Mrd. US-$ Jahresgewinn aus dem fortgeführten Geschäft. Aus dem nicht fortgeführten Geschäft und dem Verkauf jeweils in Australien kamen weitere +2,06 (+0,42) Mrd. US-$ Gewinn auf dann insgesamt +2,20 (nach 10,4 und 5,7) Mrd. US-$ Jahresüberschuss. Davon waren 1,41 (9,17) Mrd. US-$ den A ktionären der Mutter zuzurechnen. Brauerei Forum  –  April 2021

27


BETRIEBSWIRTSCHAFT

Vorgeschlagen wurden 0,50 (nach 1,80) € Dividende/Aktie für 2020. Direkt im Eigenkapital gebucht wurden -10,10 (+0,50) Mrd. US-$ Minderung (Vorjahr: Mehrung), in 2020 weitgehend aus der Bilanzumrechnung von Fremdwährungstöchtern. Die Konzernbilanz kürzte sich zum Ultimo 2020 (2019) auf 226,4 (236,6) Mrd. US-$. Beim Vermögen sanken vornehmlich die Buchwerte von Firmenwerten (auf 121 nach 128 Mrd. US-$) und bei der Finanzierung das Eigenkapital (auf 78,4 nach 84,6 Mrd. US-$ gleich 34,6 % nach 35,7 % EK-Quote). Netto cash investiert hat ABI 2020 in Sachanlagen und immaterielle Werte 3,7 (4,9) Mrd. US- $. Ende 2020 verkauft hat Leuven einen 49,9-%-Anteil an ihren US-Dosenfabriken für rd. 3 Mrd. US-$ an institutionelle Investoren, kontrolliert aber weiter deren Betrieb. Für 2021 erwartete ABI am 25. Februar ungeachtet aller Pandemie-Unsicherheit eine deutliche Umsatz- und Ertragsverbesserung im Vergleich zu 2020. Allerdings würden negativer Kanal- und Gebindemix sowie Wechselkurse und Rohstofftrends 2021 auf die EBITDA-Marge drücken. Und inves­ tiert werden sollen heuer netto 4,55 Mrd. US-$. Heineken spürt zweiten EuropaLockdown im 4. Quartal 2020 Der Getränkeabsatz im HeinekenKonzern stellte sich im 4. Quartal 2020 auf 62,5 (69,4) Mio. hl. Der Rückgang kam mit -6,8 Mio. hl gleich -9,9 % fast komplett aus dem laufenden Geschäft. Bier gab ab auf

56,2 (61,1) Mio. hl (vergleichbar -7,9 %). Sonstige Getränke verloren -0,9 Mio. hl gleich -14,1 %, mehrheitlich in Europa, auf 5,4 Mio. hl. Hinzu kamen 0,9 (2,0) Mio. hl Handelsware. Bei den Getränkeverkäufen schlugen sich relativ am besten Afrika/Nahost/Osteuropa mit -3,1 % auf 12,7 (13,1) Mio. hl und Amerika mit -4,5 % auf 24,4 (25,6) Mio. hl. Asien/Pazifik gab -9,8 % nach auf 7,8 (8,6) Mio. hl. Und Europa brach -20,2 % ein auf 17,6 (22,1) Mio. hl. Die Marke „Heineken“ verkaufte -4,3 % weniger auf 10,7 Mio. hl. Ihren Gruppenbierabsatz inkl. Anteilen von Gemeinschaftsunternehmen und Lizenzbier (2,4 nach 2,3 Mio. hl) nannte Amsterdam mit 69,3 (72,9) Mio. hl.

-0,6 Mio. hl aus Konzernveränderungen). Vietnam-Bier behauptete sich, Südkorea-Bier legte im Zwanziger-Prozentbereich zu, während Kambodscha und Malaysia einbrachen, noch stärker Indonesien. Amerika gab vergleichbar -9,1 % ab (auf 86,0 nach 94,7 Mio. hl). Mexiko-Bier habe im Bereich von -15 % verloren, US-Bier mittel einstellig, während sich Brasilien-Bier behauptete. Vergleichbar -9,1 % tendierte auch Afrika/Nahost/Osteuropa (auf 45,4 nach 49,9 Mio. hl). Südafrika-Getränke brachen im Dreißiger-Prozentbereich ein, Äthiopien-Bier in Richtung -20 % und Russland-Bier hoch einstellig, während Nigeria-Bier freundlich tendierte. Europa verlor auf 88,8 (99,7) Mio. hl (davon -11,3 Mio. hl gleich -11,3 % vergleichbar), bei über -40 % in der Gastronomie. Polen-Bier gewann dabei mittel einstellig hinzu, Frank­r eich-Bier gab klein einstellig ab, Italien-Bier mittel einstellig, Großbritannien (Bier und Cider) etwas über -10 %, Spanien-Bier und Holland-Bier im Bereich von -15 %, wobei Amsterdam in diesen Ländern im Handel besser gelaufen sei als der jeweilige Markt. Die Marke „Heineken“ zeigte sich indes mit -0,4 % auf 41,8 Mio. hl knapp behauptet. „Desperados“ habe zweistellig zugewonnen, „Moretti“ freundlicher gelegen, „Tiger“ in Vietnam leicht nachgegeben und „Amstel“ wie „Sol“ rückläufig tendiert. Die alkoholfreien und -armen Biere behaupteten sich mit 14,0 (14,1) Mio. hl. Der Gruppenbierabsatz stellte sich incl. 7,8 (6,7)

Absatz der Marke „Heineken“ 2020 knapp behauptet Damit hat Heineken 2020 im Konzern 248,9 (276,1) Mio. hl Getränke abgesetzt. Der Rückgang kam mit -27,0 Mio. hl gleich -9,8 % fast komplett aus dem laufenden Geschäft. Heineken zeigte 2019 rd. 49 % vom ABI-Absatz und verzeichnete 2020 im laufenden Geschäft durch ihre regionale Aufstellung 85 % vom ABI-Absatzrückgang. Bier gab ab auf 221,6 (241,4) Mio. hl (vergleichbar -19,5 Mio. hl gleich -8,1 %). Sons­ tige Getränke brachen -16,2 % ein auf 22,1 (26,4) Mio. hl (dabei Cider 4,6 nach 5,6 Mio. hl). Und Handelsware stellte sich auf 5,2 (8,4) Mio. hl. Bei den Getränkeverkäufen schnitt A sien/Pazifik mit 28,7 (31,8) Mio. hl relativ am besten ab (-2,5 Mio. hl gleich -7,9 % vergleichbar,

AB InBev: 2020 im Vergleich zu 2019 Getränke­absatz (Mio. hl) Regionen

Umsatz (Mio. US-$)

Normalis. EBIT (Mio. US-$)

US-$/hl Getränke

Betriebs­marge (%, Basis normal. EBIT)

2020

2019

2020

2019

2020

2019

2020

2019

2020

2019

Nordamerika

106,85

108,13

15 622

15 488

5369

5352

146

143

34,4

34,6

Mittelamerika

120,80

133,54

10 032

11 912

3997

5435

83

89

39,8

45,6

Südamerika

144,21

139,66

8092

9790

2412

3190

56

70

29,8

32,6

Europa/Nahost/Afrika

76,21

85,89

6835

7911

907

1807

90

92

13,3

22,8

Asien/Pazifik

81,65

93,17

5648

6544

1091

1639

69

70

19,3

25,0

0,93

1,04

652

685

-1053

-1001

530,64

561,43

46 881

52 329

12 723

16 412

88

93

27,1

31,4

Globaler Export, Holdings Gesamt

Quelle: Pressemitteilung AB InBev zum 4. Quartal 2020 (Basis: IFRS-Konzernabschluss; nach Restatement um Australien-Geschäft). US-$/hl und EBIT-Rendite: S.W. US-$/hl für Nordamerika und in Summe verzerrt durch Nichtgetränke-Umsätze. EBIT = Gewinn vor Finanzergebnis und Ertragsteuern; normalisiert = ohne Einmaleffekte (außerordentliche Erträge/Aufwendungen).

28

Brauerei Forum  –  April 2021


Mio. hl Lizenzbier und den Anteilen an Gemeinschaftsunternehmen auf 266,4 (277,3) Mio. hl (Asien/Pazifik 57,6 nach 54,1 Mio. hl, darin 2,9 nach 1,9 Mio. hl Lizenzbier). Netto umgesetzt hat IFRS-Bilanziererin Heineken 2020 im Konzern 19,7 (24,0) Mrd. €. Im laufenden Geschäft gingen die Erlöse überproportional -2,9 Mrd. € gleich -11,9 % zurück (hl-Umsatz -2,4 %). Konzernveränderungen standen für -0,1 Mrd. €, und die Währungsumrechnung für -1,3 Mrd. €. Vergleichbar gab Amerika -2,9 % gleich -0,2 Mrd. € Umsatz ab, Afrika/Nahost/Osteuropa -9,5 % gleich -0,3 Mrd. €, Asien/Pazifik -11,5 % gleich -0,4 Mrd. € und Europa -18,8 % gleich -2,0 Mrd. €. Die Wechselkurse verzehrten in Amerika -0,9 Mrd. € und in Afrika/Nahost/Osteuropa -0,3 Mrd. €. Vor Einmaleffekten und Markenabschreibungen stellte sich der Betriebsgewinn auf 2,42 (4,02) Mrd. €. Einmaleffekte und Markenabschreibungen saldierten sich auf -1,64 (-0,39) Mrd. € Aufwand (2020 mit -0,96 Mrd. € außerplanmäßigen Abschreibungen v.a. auf PapuaNeuguinea, „Lagunitas“, britische Pubs und Jamaika). Danach standen 0,78 (3,63) Mrd. € Betriebsgewinn. Nach -0,59 (-0,51) Mrd. € Finanzergebnis, -0,03 (+0,16) Mrd. € Beteiligungsergebnis und -0,25 (-0,91) Mrd. € Ertragsteuern schloss der Konzern mit -0,09 (+2,37) Mrd. € Jahresergebnis. Davon waren den Aktionären der Mutter -0,20 (+2,17) Mrd. € zuzurechnen. Vorgeschlagen wurden für 2020 0,70 (nach 1,68) € Dividende/Aktie. Direkt im Eigenkapital gebucht wurden -2,02 (+0,19) Mrd. € Minderung (Vorjahr: Mehrung), 2020 weitgehend aus der Bilanzumrechnung von Fremdwährungstöchtern. Die Konzernbilanz kürzte sich zum Ultimo 2020 (2019) auf 42,6 (46,5) Mrd. €. Beim Vermögen sanken vor allem die Buchwerte von immateriellen Werten und Sachanlagen. Bei der Finanzierung stiegen die langfris­t igen Finanzverbindlichkeiten (auf 14,6 nach 13,4 Mrd. €), während die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen und das Eigenkapital zurückgingen (dieses auf 14,4 nach 17,3 Mrd. € gleich 33,8 % nach 37,2 % EK-Quote). Die Betriebsinvestitionen stellten sich 2020 (2019) netto cash auf 1,6 (2,1) Mrd. €, auch für Kapazitätsausbau in Brasilien, Südafrika, Vietnam, Frank-

reich und Italien. Für 2021 ging Heineken am 10. Februar von einem weiter Pandemie-geprägten 1. Halbjahr aus und dann sukzessive verbesserten Marktbedingungen im 2. Halbjahr. Die Europa-Gastronomie werde sich dabei nur langsam erholen. Umsatz, Betriebsgewinn und Betriebsmarge wurden unter dem Niveau von 2019 erwartet. In Sachen und Rechte sollen 2021 netto cash circa 1,8 Mrd. € investiert werden. Im EverGreen-Optimierungsprogramm will Amsterdam auch circa 8000 Beschäftigte abbauen (Durchschnitt 2019: circa 86 000 VBE). Und in Österreich hat Heineken die Mehrheit an der Brauerei Fohrenburg Bludenz gekauft. Der Vorstand der Kulmbacher Brauerei AG, an der über die Paulaner Brauerei Gruppe auch Amsterdam beteiligt ist, hat am 18. Februar 2021 eine Dividende von konstant 1,50 €/Aktie und zusätzlich einen Bonus von 3,00 €/ Aktie vorgeschlagen. Der Bonus, der die Aktionäre angemessen an der Geschäftsentwicklung der letzten Jahre beteiligen solle, komme vollständig aus den Rücklagen. Carlsberg: Bierabsatz im 4. Quartal 2020 knapp behauptet Der Carlsberg-Konzern hat seinen Bierabsatz im 4. Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahresquartal mit 22,9 (23,0) Mio. hl knapp behaupten können. Osteuropa verkaufte mehr auf 6,5 (6,2) Mio. hl. Auch Asien setzte mehr ab auf 6,7 (6,5) Mio. hl. Westeuropa gab ab auf 9,7 (10,3) Mio. hl. Sonstige Getränke stellten sich auf 4,9 (5,3) Mio. hl, auch hier mit Wachstum in Osteuropa und Asien und Rückgang in Westeuropa (auf 3,1 nach 3,8 Mio. hl) auch vom deutsch-dänischen Grenzhandel. Der Quartalsumsatz von IFRSBilanziererin Carlsberg zeigte sich im Konzern deutlicher rückläufig auf netto 12,5 (14,4) Mrd. DKK. Nur

„In unseren Märkten sichern wir angemessene Strukturen, um uns an ein potenziell kleineres Gastronomie- und Veranstaltungsgeschäft (on-trade) und an veränderte Unterkanäle im Handel anzupassen.“ Aus der Carlsberg-Pressemitteilung zum Geschäftsjahr 2020

Asien erlöste auch nach mengenunabhängigen Umsatzeffekten und Währungsumrechnung mehr, die beiden Europa-Segmente verloren. Kopenhagen auch 2020 profitabel Im Gesamtjahr 2020 hat der Bierabsatz von Kopenhagen damit -2,6 % auf 110,1 (113,0) Mio. hl schwächer tendiert (vergleichbar -2,8 %). Bei den Marken gab „Carlsberg“ -10 % ab und „Tuborg“ -9 % (dort 15 % Russland-Plus und China-Zuwachs). Bei den Sorten hätten alkoholfreie Biere +11 % zugelegt. Die sonstigen Getränke gaben -8,7 % ab auf 20,0 (21,9) Mio. hl („Somersby“-Cider +2 %). Insgesamt verkaufte Westeuropa 57,6 (61,9) Mio. hl Getränke (-7,3 % vergleichbar, +0,4 %punkte vom neuen Gemeinschaftsunternehmen in Großbritannien mit Marston). Norwegen legte zweistellig zu. Polen verkaufte mehr (bei positivem Preis/Mix). Deutschland behauptete sich, gelobt wurde Wachstum bei local power brand „Astra“. Dänemark gab bereinigt um den Grenzhandel mittel einstellig ab, Großbritannien und Schweden hoch einstellig, die Schweiz und Frankreich zweistellig. Asien setzte 39,6 (42,0) Mio. hl ab (-5,9 %). Dort zeigte sich China freundlich. Laos tendierte leichter, Vietnam gab mittel einstellig ab. Indien brach ca. -40 % ein, Nepal ca. -50 %. Osteuropa gewann zu auf 32,9 (31,0) Mio. hl (+6,2 %). In Russland legte in einem gut behaupteten Markt +9 % zu. Die Ukraine tendierte mit dem Gesamtmarkt leichter. Der Konzernumsatz 2020 stellte sich netto -11,2 % auf 58,5 (65,9) Mrd. DKK. (1 € galt 2020 durchschnittlich 7,454 DKK und zuletzt 7,439.) Aus dem laufenden Geschäft kamen -8,4 %punkte, aus Konzernveränderungen +0,3 %punk te und aus den Wechselkursen -3,1 %punkt. Der Rückgang um -5 % beim hl-Umsatz resultierte aus negativem Länder-, Kanal-, Produktund Gebindemix, dazu mehr Russland-Werbung. Der Betriebsgewinn vor Einmaleffekten ging nur -7,3 % zurück auf 9,7 (10,5) Mrd. DKK. Einmaleffekte saldierten sich auf -0,25 (+0,50) Mrd. DKK Aufwand (Vorjahr: Ertrag). Sie setzten sich 2020 zusammen aus -0,95 Mrd. DKK Aufwand (darin -0,20 Mrd. DKK auf die Marke „Angkor“) und +0,7 Mrd. DKK Ertrag (weitgehend Auflösung von Rückstellungen mit Bezug zu UnterBrauerei Forum  –  April 2021

29


BETRIEBSWIRTSCHAFT Konzernabschlüsse 2020 im Überblick Geschäftsjahr 2020 (31.12.)

AB InBev

Heineken

Carlsberg

Molson Coors

Konzernabschluss nach

IFRS

IFRS

IFRS

US-GAAP

Abschlusswährung

US-$

DKK

US-$

Jahresdurchschnitt Abschlusswährung / €

1,139

7,454

1,176

Umsatz netto

41 166

19 715

7854

8206

Betriebsergebnis vor Einmaleffekten

11 172

2421

1301

1132

27,1

12,3

16,6

13,8

Einmaleffekte

-2725

-1643

-33

-1479

Finanzergebnis

-6759

-590

-55

-205

Mio. €

Betriebsergebnis-Marge vor Einmaleffekten (%)

Sonstiges Ergebnis

5 137

-31

[42 im Betriebsergebnis]

Ertragsteuern

-1696

-245

-300

-257

Gewinn / Verlust aus nicht fortgeführtem Geschäft

1804

Konzernjahresüberschuss

1934

-88

913

-804

4,7

-0,4

11,6

-9,8

Sonstige erfolgsneutrale Eigenkapitalveränderung

-8872

-2016

-1007

-3

Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit

9563

3136

1466

1441

Cashflow aus Investitionstätigkeit

5564

-1438

-788

-352

davon Betriebsinvest netto (ABI: Sachen+Rechte)

-3238

-1623

-514

-354

Cashflow aus Finanzierungstätigkeit

-7442

1238

-243

-910

Jahresultimo Abschlußwährung/€

1,127

7,439

1,220

Bilanzsumme

184 508

42 632

15 971

22 412

Immaterielle Vermögenswerte in den Aktiva

132 424

15 757

8880

16 160

Liquidität in den Aktiva

12 429

4000

1088

631

Eigenkapital in den Passiva

63 851

14 392

5829

10 349

34,6

33,8

36,5

46,2

163 695

84 394

40 010

ca. 17 000

Konsolidierter Getränkeabsatz

530,6

248,9

130,1

Konsolidierter Bierabsatz (MCBC: financial volume)

467,4

221,6

110,1

84,5

Beteiligungsergebnis

Umsatzrendite (%) inkl . Einmaleffekte

Mio. €

Eigenkapitalquote (%) VBE Jahresdurchschnitt (MCBC: Jahresende) Mitarbeiter Mio. hl

Molson Coors: Einmaleffekte 2020 1740 Mio. US-$ (insb. 1516 Mio. US-$ Impairment-Abschreibungen Europa).

30

Brauerei Forum  –  April 2021

nehmenskäufen früherer Jahre). Das Finanzergebnis verbesserte sich auf -0,4 (-0,7) Mrd. DKK durch eine niedrigere Aufwandsseite (bei -0,48 nach -0,52 Mrd. DKK laufenden Sollzinsen). Nach -2,2 (-2,75) Mrd. DKK Ertragsteuern schloss der Konzern mit 6,81 (7,48) Mrd. DKK Jahresüberschuss, von denen 6,03 (6,57) Mrd. DKK den Aktionären der Mutter zuzurechnen waren. Der Dividendenvorschlag für 2020 lautet über 22 (21) DKK/Aktie (+5 %). Direkt im Eigenkapital gebucht wurden -7,51 (+2,66) Mrd. DKK Minderung (Vorjahr: Mehrung), in 2020 fast komplett aus der Bilanzumrechnung von Fremdwährungstöchtern. Die Carlsberg-Konzernbilanz kürzte sich zum Ultimo 2020 (2019) auf 118,8 (123,1) Mrd. DKK. Beim Vermögen gingen v.a. die immateriellen Werte zurück. Auf der Finanzierungsseite erhöhten sich die Finanzverbindlichkeiten, wobei die langfristigen stärker stiegen als die kurzfristigen sanken. Das Eigenkapital stellte sich auf 43,4 (46,0) Mrd. DKK (EK-Quote 36,5 nach 37,4 %). Brutto cash in Sachen und immaterielle Werte investiert wurden 2020 (2019) 4,4 (4,6) Mrd. DKK, davon in 2020 0,8 Mrd. DKK in die „Brooklyn“-Markenrechte für die Kopenhagen-Märkte. Die Gesamtkosten für das Joint Venture mit Marston, das Carlsberg mit 60 % Anteil kontrolliert und seit Ende Oktober 2020 konsolidiert, wurden mit 2,53 Mrd. DKK angegeben. Für 2020 nannte Carlsberg 1756 Covid-19-Fälle in ihrer Belegschaft von ca. 40 000 Mitarbeitern. Trotz Pandemie wollte Kopenhagen aus Sicht 5. Februar in 2021 den vergleichbaren Betriebsgewinn steigern – angesichts der Ungewissheit in einer Bandbreite zwischen 3 und 10 % (2020: -3,1 %). Und investiert werden sollen währungsbereinigt 4,0 bis 4,5 Mrd. DKK. Gestartet wurde ein neues Aktienrückkaufprogramm. Im Berichtswesen schneidet Kopenhagen ab 2021 seine Regionen West- und Osteuropa neu zu: Westeuropa enthält künftig nur noch Skandinavien, Großbritannien, Portugal, Frankreich, Schweiz, Deutschland und Polen. Italien, der Balkan, das Baltikum sowie das Ausfuhr- und Lizenzgeschäft kommen zu Osteuropa. Der WernesgrünerKauf, auf den Carlsberg zum Ultimo 2020 501 Mio.DKK Vorauszahlung leistete, wurde Januar 2021 vollzogen. S.W


MARKT & MARKEN

Gaffel

Mit dem Wiess gibt es den Urvater des Kölsch jetzt auch in der Flasche Nach der erfolgreichen Einführung von Gaffel Wiess in der Gastronomie im vergangenen Jahr wird das naturtrübe, milde Traditionsgetränk nun auch in der Flasche angeboten. (F.) „Das war in unserer Planung für dieses Jahr noch nicht vorgesehen“, sagt Thomas Deloy, Geschäftsleitung Marketing und PR der Privatbrauerei Gaffel. „Aufgrund vieler Verbraucheranfragen haben wir diesen Schritt nun vorgezogen.“ Auch von Gastronomen, die kein Fassbier anbieten, kamen Nachfragen zu Wiess in der Flasche. Bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts war das unfiltrierte Wiess das Nationalgetränk der Kölner und somit der Urvater des Kölsch. Seit

2020 erobert das helle Obergärige wieder die Gaumen der Rheinländer. Der milde Charakter mit 4,9 % Alkohol überzeugt auch Freunde anderer Bierstile und Kölschmarken. Gaffel Wiess gibt es jetzt in der neuen trendigen 0,33-l-Euroflasche. Für die Drittelliter-Flasche hat Gaffel vom Verpackungsspezialisten Oberland MV einen eigenen Pinolkasten in einem pastellfarbigen Hellblau entwickeln lassen. Im Handel gibt es Gaffel Wiess als Einzelflasche und Sixpack im Kas­ ten sowie auf Displaypaletten. Als POS-Artikel stehen Regalstopper, Metoschilder und Aufsteller zur Verfügung. Die Offline-Kommunikation wird durch Premium-Säulen und Anzeigen abgedeckt. Digital wird

die Zielgruppe über die gängigen Social-Media-Kanäle erreicht. Verstärkt werden die Aktivitäten durch ein intensives InfluencerMarketing. „Gaffel Wiess verbindet Tradition und neue Trends. Aktuell sind regionale Spezialitäten sowie milde, helle und naturtrübe Biere angesagt“, sagt Deloy. „Gaffel Wiess ist die kölsche Antwort auf diese Trends. Nach dem Erfolg in der Gastronomie freuen wir uns jetzt, Gaffel Wiess auch für zu Hause anbieten zu können.“

C. & A. Veltins

Die sauerländische Brauerei bestärkt Treue zum FC Schalke 04 Bereits seit 24 Jahren leben C. & A. Veltins und der FC Schalke 04 eine erfolgreiche Partnerschaft, die im Juli 2005 in der Übernahme der Namensrechte für das königsblaue Stadion gipfelte. Und egal, wie die Saison für den Club ausgeht, Veltins hält dem FC Schalke 04 die Treue. (F.) „Den Traditionsclub und unser Haus verbindet ein langer, gemeinsamer Weg, dem Höhen und Tiefen nichts anhaben konnten“, betont Veltins-Generalbevollmächtigter Michael Huber. „Wir möchten im kommenden Jahr mit dem FC Schalke 04 und seinen Fans unsere 25-jährige Partnerschaft feiern!“ Auch Alexander Jobst, Vorstand Marketing, Vertrieb und Organisation der Königsblauen, resümiert: „Die Zusammenarbeit mit Veltins basiert auf größtem Vertrauen. Unsere offenen Gespräche der vergangenen Wochen waren durch

Foto: Veltins

große Verlässlichkeit geprägt. Das langfristige Bekenntnis von Veltins zum jetzigen Zeitpunkt freut uns sehr.“ Die Brauerei C. & A . Veltins und der FC Schalke 04 haben frühzeitig den Namensrechtsvertrag für die Veltins-Arena bis 2027 verlängert. Gleichzeitig bleiben auch die Ausschankrechte im königsblauen Wohnzimmer in den Händen der Brauer. Neue Impulse Der von beiden Seiten bewusst langfristig ausgerichtete Vertrag bietet Veltins umfangreiche Marketing-

rechte sowie das exklusive Bierbelieferungsrecht für die Arena. Mit der Fortsetzung des Engagements bekräftigen die Sauerländer die langjährige Verbindung. Michael Huber sagt: „Tatsächlich lebt Sportsponsoring von Impulsen, muss sich den ständig verändernden Rahmenbedingungen anpassen – nur dann kann es erfolgreich sein.“ Mit dieser Prämisse agiert die Brauerei mit ihrem Engagement beim FC Schalke 04 seit 1997, als zu Saisonbeginn noch im Parkstadion die Partnerschaft vorgestellt wurde. Angefangen hat alles mit dem Trikotsponsoring. Die Zusammenarbeit verlief erfolgreich und machte Mut zu weiteren Projekten. So folgte der Bau der neuen Arena – Veltins war von Anfang an in die gastronomischen Planungen eingebunden. Zum 1. Juli 2005 wurde mit der Übernahme der Namensrechte an der Arena die Zusammenarbeit auf eine zukunftsfähige Basis gestellt. Brauerei Forum  –  April 2021

Das Stadion des FC Schalke 04 trägt den Namen der Brauerei C. & A. Veltins

31


MARKT & MARKEN

Corona-Krise

„Jeder vierten Brauerei droht die Insolvenz“ Nachdem der Bierabsatz in Deutschland 2020 bereits um 5,5 % zurückgegangen ist, setzt sich dieser Trend auch im laufenden Jahr fort. Das Statistische Bundesamt bilanzierte im Januar und Februar ein aufgelaufenes Minus von erschreckenden 23 % beim Bierverkauf. Nach einer aktuellen Branchenumfrage des Deutschen Brauer-Bundes sieht sich jede vierte Brauerei in ihrer Existenz gefährdet. Kritik wird insbesondere an den fehlenden Perspektiven für die brachliegende Gastronomie geäußert. (BF) Mit zunehmender Dauer des seit sechs Monaten bestehenden Lockdowns für das Gastgewerbe ergeben sich für die deutsche Brauwirtschaft immer gravierendere Folgen. Nach einer Branchenumfrage, die der Deutsche Brauer-Bund (DBB) Mitte April veröffentlichte, sieht mittlerweile jede vierte Brauerei (25 %) ihre Existenz gefährdet. Die Corona-Krise hat die gesamte Branche hart getroffen – Unternehmen jeder Größe melden massive Umsatzausfälle, Kurzarbeit und Entlassungen. Laut DBB ist der Umsatz der Brauereien von Januar bis einschließlich März 2021 im Schnitt um 33 % eingebrochen. Besonders schwer betroffen sind dabei Brauereien mit einem hohen Gastronomieanteil. Durch den kompletten Zusammenbruch des Fassbiermarktes beklagen Betriebe Umsatzrückgänge von in der Spitze bis zu 85 %. Lediglich eine sehr geringe Zahl von Brauereien, die ihre Biere überwiegend oder ausschließlich über den Handel absetzen, verzeichneten weniger drastische Einbußen. Allerdings kann der weitgehend stabile, in der Regel jedoch margenschwa-

Abb. 1:

32

Brauerei Forum  –  April 2021

che Flaschenbierabsatz nicht annähernd die schweren Verluste im Gastronomiegeschäft ausgleichen. Dieses generiert in der Regel einen Großteil der Wertschöpfung und ist deshalb für einen wirtschaftlichen Betrieb der Unternehmen essentiell. Die Umfrage macht deutlich, dass die Brauwirtschaft massiv vom Stillstand des Gastgewerbes betroffen ist: „Einbrüche dieser Dimension hat es seit Ende des Zweiten Weltkriegs in der deutschen Brauwirtschaft nicht gegeben“, kommentiert Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes. Der Kollaps eines einzelnen Marktsegments wie jetzt bei Fassbier sei in der Geschichte der Brauwirtschaft bislang einmalig. „Nach fast sechs Monaten Dauerlockdown sind das Gastronomiegeschäft und Teile des Exports vollends zusammengebrochen. Eine Erholung des Marktes ist nicht in Sicht, da jede Perspektive fehlt. Die Umsatzverluste der Braubranche summieren sich mittlerweile auf historische Größenordnungen“, so Eichele. In der neuen Stichprobe des Verbandes, die nicht repräsentativ

ist, aber die Bandbreite der Branche gut darstellen soll, gaben die befragten Brauereien an, sehr stark (58 %) oder zumindest stark (30 %) von den Schließungen und Beschränkungen des Gastgewerbes betroffen zu sein (Abb. 1). Befragt zu einer wahrscheinlichen zeitlichen Perspektive für die Wiedereröffnung der Außengastronomie gab die überwiegende Mehrheit der Brauereien den Monat Mai als erwarteten Termin an. 15 % zeigten sich skeptischer und befürchten im Zuge der aktuell schleppend angelaufenen Impfkampagne eine Verzögerung der Wiedereröffnung des Gastgewerbes bis mindestens Juni. Kurzarbeit, Entlassungen, Investitionsstau, Existenzängste Die Folgen des Gastro-Lockdowns und die dadurch bedingten Umsatzverluste schlagen auf alle Unternehmensbereiche in den Brauereien durch. Mehr als 85 % der befragten Betriebe mussten Teile ihrer Belegschaft in Kurzarbeit schicken. Besonders betroffen ist vor allem der Außendienst. In vier von fünf Brauereien (79 %) wurden aktuell anstehende und für die Zukunft wichtige Investitionen verschoben oder ganz gestrichen. Ein knappes Drittel der Brauereien (32 %) musste seit Beginn der Krise betriebsbedingte Kündigungen aussprechen. Aufgrund der Folgen der Pandemie klagt über ein Viertel der Brauereien (26 %) über Engpässe bei der Beschaffung etwa von Flaschen, Bierkästen und Kartonagen. Andererseits sind auch Engpässe in der Produktion und bei der Belieferung des Handels mit Flaschenbier entstanden, wie 16 % der Brauereien bestätigen. Auf die Frage, welche Auswirkungen die Corona-Krise mittelfristig auf


die deutsche Brauwirtschaft haben wird, zeigt sich die Branche in vielen Bereichen besorgt (Abb. 2). Die meisten Betriebe (über 86 %) befürchten künftig höhere Steuern und Abgaben zur Konsolidierung der Staatsfinanzen. Fast 84 % der befragten Brauereien rechnen mit einem Verlust zahlreicher Absatzstätten im deutschen Gastgewerbe. Immerhin 73 % der Befragten rechnen auch für die Brauwirtschaft mit einer deutlichen Zunahme der Zahl von Betriebsaufgaben und Insolvenzen. Von einem noch stärkeren Wachstum des OnlineHandels und der Lieferdienste gehen 75 % der Brauereien aus. Positiv zu werten ist, dass von mehr als 62 % der befragten Betriebe ein verstärkter Trend zu alkoholfreien bzw. alkoholarmen Bieren erwartet wird. Alkoholfreie Biere hatten als einziges nennenswertes Segment im Krisenjahr 2020 ihren Marktanteil erhöht. Der Brauer-Bund geht davon aus, dass der Markt für alkoholfreie Getränke weiter nachhaltig wachsen wird. Staatliche Hilfen als unzureichend kritisiert Knapp 73 % der befragten Betriebe gaben in der DBB-Umfrage an, staatliche Hilfen beantragt zu haben. Die Überbrückungshilfe III haben fast 69 % der Brauereien beantragt, aber bislang nur zu knapp 3 % auch ausbezahlt bekommen. Kurzarbeitergeld haben gut 64 % vollständig wie beantragt erhalten – jeder fünfte Betrieb erhielt auch hier nur eine teilweise Zahlung. Noch schlechter sieht es bei der November- und Dezemberhilfe aus: Diese haben nur knapp 44 % bzw. gut 31 % der Betriebe vollständig wie beantragt erhalten. Mit Blick auf die bisher von Bund und Ländern ergriffenen Hilfsmaßnahmen für betroffene Unternehmen kommen 75 % der Befragten zu der Einschätzung, dass die Hilfen insgesamt nicht ausreichen. Auf die Frage, welche Maßnahmen für Brauwirtschaft und Gastronomie in der Corona-Krise noch ergriffen werden sollten, sprechen sich viele Brauereien für eine klare Öffnungsperspektive für Gastronomie und Veranstaltungen aus und fordern progressive Testkonzepte. Neben dem Erlass bzw. der Senkung der Biersteuer für alle Brauereien und die Rückkehr zur früheren

Abb. 2:

Biersteuermengenstaffel für kleine Betriebe wird eine Entbürokratisierung der Wirtschaftspolitik eingefordert. Bei den staatlichen Hilfen werden eine Berücksichtigung des Unternehmerlohns ebenso eingefordert wie eine Neugewichtung der Fixkosten und niedrigere Schwellen mit höheren Prozentsätzen bei der Überbrückungshilfe III. Insbesondere die Erstattung für unverkäufliches Fassbier müsse dringend verbessert werden, so die Forderung aus der Branche.

Der Deutsche Brauer-Bund hatte in Gesprächen mit der Bundesregierung immer wieder auf zusätzliche, wirksame Hilfen für Brauereien gedrängt. Mehr als 300 Brauereien aus ganz Deutschland hatten im Februar in einem Offenen Brief auf die angespannte Lage der Branche aufmerksam gemacht und darauf hingewiesen, dass von Woche zu Woche immer mehr Brauereien, Brauereigaststätten und Fachgroßhändler unverschuldet in existenzielle Not geraten.

Statistisches Bundesamt (DESTATIS)

Alkoholverbrauch geht im Corona-Jahr 2020 weiter zurück (BF) Nicht nur der Bierverbrauch ist rückläufig. Geschlossene Res­ taurants und Bars, abgesagte Veranstaltungen, eingeschränkter Grenzverkehr: Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie haben insgesamt zu einem Rückgang des Alkoholverbrauchs pro Kopf in Deutschland im Jahr 2020 geführt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes, wurden im vergangenen Jahr pro Kopf durchschnittlich 3,3 l Schaumwein und 2,1 l Alkohol in Spirituosen verbraucht. Das war ein Rückgang von 2,1 % beziehungsweise 0,9 % gegenüber dem Jahr 2019. Den stärksten Einbruch gab es beim Bier mit einem Minus von 5,4 % auf 86,9 l pro Kopf – das war der stärkste Rückgang innerhalb der vergangenen zehn Jahre.

Auch die Zahl der in Deutschland betriebenen Braustätten ging im Corona-Jahr 2020 zurück: um 24 Brauereien auf insgesamt 1528. Damit endete ein seit 2012 anhaltender stetiger Zuwachs an insbesondere kleineren Braustätten. Im Umfeld des rückläufigen Verbrauchs von Bier, Schaumwein und Spirituosen sowie bedingt durch die temporäre Senkung der Mehrwertsteuersätze in der zweiten Jahreshälfte 2020 sanken die Verbraucherpreise für diese alkoholischen Getränke. Den stärksten Preisrückgang verzeichneten die Schaumweinprodukte Sekt, Prosecco und Champagner (-1,2 % im Jahresdurchschnitt 2020 gegenüber 2019), gefolgt von Bier (-0,9 %) und Spirituosen (-0,3 %).

Brauerei Forum  –  April 2021

33


MARKT & MARKEN

Siegel: Bayerische Edelreifung

Traditionelle Braukunst trifft auf kompromissloses Qualitätsbewusstsein Zeit ist kostbar, Zeit ist Geld. Aber: Zeit ist oft die entscheidende Zutat für mehr Qualität. Vor allem dann, wenn es um das Brauen von Weißbier geht. Denn in der Ruhe liegt der Geschmack – so sieht es die Initiative „Bayerische Edelreifung“. (F.) Wie bei einem edlen Wein oder einem exquisiten Käse ist der Faktor Zeit auch bei einem besonderen Weißbier ein Qualitätsgeheimnis. In Bayern gibt es jetzt dafür ein eigenes Siegel: „Bayerische Edelreifung“. Denn erst dieses traditionelle Brauverfahren soll Weißbier zu einer Spezialität machen und es von Standardweißbieren abheben. Bis zur Hauptgärung folgen das Standardbrauverfahren und die Bayerische Edelreifung zunächst den herkömmlichen Schritten: Aus Malz,

Wasser und Hopfen wird die Würze hergestellt, die nach der Kühlung und Zugabe obergäriger Weißbierhefe im Gärkeller für vier bis sechs Tage heranreift. Standardweißbiere werden dann abgefüllt und kommen in den Verkauf. Edelgereifte Weißbiere bekommen nun ihren letzten Schliff. Braumeister der Bayerischen Edelreifung geben dem Jungbier nach der Hauptgärung erneut kultivierte Hefe und frische Würze zu. Anschließend werden die Weißbiere in Flaschen oder Fässer abgefüllt – und zwar ohne Pasteurisierung. Unter optimalen Bedingungen reifen sie ein zweites Mal bis zu drei Wochen. Extra Hefe, extra viel Ruhe, extra schonend – den Unterschied

schmeckt man. Zweifach kultivierte Weißbiere entwickeln vielschichtige Aromen und fein prickelnde Kohlensäure für ein rundes Mundgefühl. Erst bei der zweiten Reifung entfalten die ausgewählten Zutaten ihren vollen Geschmack. Dabei wird auf eine Kurzzeiterhitzung verzichtet. Edelgereifte Weißbiere sind ein Inbegriff bayerischer Braukunst und sollen für original bayerische WeißbierQualität stehen. Die Initiative „Bayerische Edelreifung“ wurde initiiert von den Familienbrauereien Schneider Weisse, Privatbrauerei Erdinger Weissbräu und Brauerei Gebr. Maisel und steht auch anderen bayerischen Brauereien offen.

BarthHaas

Der Hopfendienstleister erscheint erstmals auf dem Etikett Die Hopfenexperten von BarthHaas gehen im Rahmen eines innovativen Partnerprogramms mit Brauereien neue Wege: Als Visionär und Impulsgeber gestaltet das Nürnberger Familienunternehmen seit 225 Jahren den Markt rund um einen Genussrohstoff, doch für den Endverbraucher ist BarthHaas bislang stets unsichtbar geblieben. Dies ändert sich nun. Erstmals steht auf einem Bieretikett, dass der verwendete Hopfen von BarthHaas stammt. (F.) Gemeinsam mit der Gesellschaftsbrauerei Viechtach wurde die Rezeptur für eine Bierspezialität entwickelt, die zu klassischen Frühlingsgerichten schmeckt und unter dem Namen Frühlingsgenuss jetzt auf den Markt

34

Brauerei Forum  –  April 2021

kommt. Als Lieferant des Hopfens steht BarthHaas auf dem Etikett und garantiert damit die Qualität des Rohstoffs. In anderen Branchen bürgen Zulieferer schon länger mit ihrem guten Namen für die Qualität des Produkts. Beispielsweise wird bei Computern mit dem Chiphersteller Intel geworben, weil Intel für leistungsfähige Chips und damit auch für leistungsfähige Rechner steht. „Wir stehen für eine besonders gute Hopfenqualität. Unsere Vision ist, dass künftig BarthHaas als Qualitätssiegel auf dem Etikett unserer Brauerei-Partner steht“, sagt Thomas Raiser, Mitglied der Geschäftsleitung von BarthHaas. Das gemeinsame Bier mit der Gesellschaftsbrauerei Viechtach ist der Auftakt zu einem neuen Partnerprogramm von BarthHaas mit Brauereien, das weiter ausgebaut werden soll. Die Rezeptur der neuen Bierspezialität Frühlingsgenuss wurde

gemeinsam mit BarthHaas entwickelt. „Als wir uns 2020 bei den Hopfenbauern in der Hallertau begegneten, entstand die Idee eines besonderen Bieres, das sich perfekt zu traditionellen Frühlingsgerichten wie Spargel genießen lässt“, sagt Markus Grüsser, Geschäftsführer der Gesellschaftsbrauerei Viechtach. „Nun haben wir das Projekt gemeinsam in die Tat umgesetzt“, betont Grüsser. Die feinen Hopfensorten Cascade und Citra von BarthHaas verleihen der neuen Bierspezialität Frische und dezente Zitrusnoten, die gut zur leichten Frühlingsküche passen. „Um einen noch intensiveren Geschmack zu erzielen, wurde das Bier durch das Dry-Hopping-Verfahren zusätzlich verfeinert“, erklärt Thomas Raiser. „Dabei werden bei der schonenden Kaltreifung des Bieres kaum Bitterstoffe, sondern hauptsächlich die Aromakomponenten aus dem Hopfen gelöst.“


IMPRESSUM

Brauerei Forum

Brauer-Schule: Lösungen von Seite 12

Fachfragen 1. e) Seit dem 19. Jahrhundert im Rheinland

Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner Informationsservice der VLB Berlin www.brauerei-forum.de ISSN 0179–2466

2. e) Vorlage von Aromahopfen im Lagertank

Herausgeber Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. Seestraße 13, 13353 Berlin

3. b) Dry-Hopping 4. b) Die Bittere des Bieres steigt deutlich.

Redaktionsanschrift Brauerei Forum Seestraße 13, D-13353 Berlin Telefon: (030) 4 50 80-251 Telefax: (030) 4 50 80-210 E-Mail: redaktion@brauerei-forum.de Internet: www.brauerei-forum.de

5. a) Bitterstoffextrakt HHMG 6. a) Hohe Temperaturen 7. c) Hopfengabe im Lagertank 8. e) Das Bier wird deutlich „gushen“.

Redaktion Olaf Hendel (oh) (verantwortlich) hendel@vlb-berlin.org Eva Wiesgrill (ew) e.wiesgrill@vlb-berlin.org Julia Bork (jb), j.bork@vlb-berlin.org IfGB Aktuell: Wiebke Künnemann (WiK) kuennemann@vlb-berlin.org

9. c) HopGun

Fachrechnen Hopfenmenge für den gesamten Sud 75 hl • 500 g/hl = 37 500 g Hopfen = 37,5 kg Hopfen

Redaktionsbeirat Dr.-Ing. Josef Fontaine, Dr. sc. techn. Hans-J. Manger

Trockensubstanz des eingesetzten Hopfens: 100 %  37,5 kg lfttr. (100 - 5 %)  x kg TrS.

Anzeigenkontakt VLB PR- und Verlagsabteilung, Tel. (030) 450 80-255 media@brauerei-forum.de

37,5 • 95 x = = 35,625 kg TrS. 100

Erscheinungsweise Erscheint mit mit zehn zehn Ausgaben Ausgabenpro proJahr, Jahr, zwei davon in Englisch.

Masse des Hopfens nach der Lagerung: (100 - 86) %  35,625 kg TrS. 100 %  x kg lfttr.

Bezugskosten / Abonnement Abonnement Inland 95 € inkl. MwSt. Ausland 95 € (zuzüglich Porto) Kündigung des Abonnements jeweils zum Jahresende

35,625 • 100 x = = 254,46 kg lfttr. 14

Abonnements Westkreuz Verlag, Berlin Tel. (030) 7 45 20 47 Fax (030) 7 45 30 66 abo@brauerei-forum.de

Massezunahme entspricht der aufgenommenen Biermenge: 254,46 kg (nach der Lagerung) - 37,5 kg Anfangsmasse = 216,96 kg = 217 l = 2,2 hl

Druck und Vertrieb Westkreuz-Druckerei Ahrens KG Berlin/Bonn, Töpchiner Weg 198/200, D-12309 Berlin Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Ver­­v ielfältigung oder Weiterverarbei­ tung, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrückli­cher Genehmigung der Redaktion und Quellenangabe gestattet. Für namentlich gekennzeichnete Beiträge übernehmen Herausgeber und Redaktion keine Haftung.

Unser Online-Archiv:

www.brauerei-forum.de E-Mail an die Redaktion

 redaktion@brauerei-forum.de

Hinweis der Redaktion: Um die Lesbarkeit unserer Publikation zu vereinfachen, verzichten wir weitgehend auf die zusätzliche Formulierung der weiblichen Form. Wir weisen aber ausdrücklich darauf hin, dass unsere Verwendung der männlichen Form als geschlechtsneutral zu verstehen ist.

Brauerei Forum  –  April 2021

35 35


Unsere nächsten Ausgaben erscheinen am 21. Mai 2021 (in Englisch) 25. Juni 2021 (in Deutsch)

VERANSTALTUNGEN

VLB-Termine  27. bis 29. April 2021 1st VLB International Craft Brewing Conference (ICBO) – Online, VLB Virtual Campus  25. Mai bis 4. Juni 2021 Destillateur-Aufbaukurs, Berlin  25. bis 27. Mai 2021 2nd VLB Symposium on Acidic Fermented Non-Alcoholic Beverages – Online, VLB Virtual Campus  23. August bis 3. September 2021 Kurs „Zertifizierter Bier- und Spirituosen Sommelier“, Berlin  24. bis 28. August 2021 2nd VLB Africa Brewing Conference (ABC) – Online, VLB Virtual Campus  13. bis 24. September 2021 Craft Brewing Online VLB Virtual Campus  21. bis 23. September 2021 11th Iberoamerican VLB Symposium, Barcelona (Spanien)

 5./6. Oktober 2021 19. IfGB-Forum 2021 in Höhr-Grenzhausen  5. bis 7. Oktober 2021 1st International Packing Conference Online – VLB Virtual Campus  25./26. Oktober 2021 VLB-Jahrestagung 2021  16. bis 18. November 2021 2nd International Brewing Web Conference (IBWC) – Online, VLB Virtual Campus

Weitere Termine  1. bis 4. Juni 2021 Brewers of Europe Forum, Online  9. bis 12. September 2021 Craft Brewers Conference Denver (CO), USA  12. bis 16. September 2022 drinktec, München (Achtung: Termin auf 2022 verschoben!)

redaktion@brauerei-forum.de


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook

Articles inside

Lösungen Brauer-Schule Impressum

1min
page 35

Siegel Bayerische Edelfreifung: Traditionelle Braukunst trifft auf kompromissloses Qualitätsbewusstsein BarthHaas: Der Hopfendienstleister erscheint erstmals auf dem Etikett

3min
page 34

Statistisches Bundesamt (DESTATIS): Alkoholverbrauch geht im Corona-Jahr

3min
page 33

Corona-Krise: „Jeder vierten Brauerei droht die Insolvenz

2min
page 32

1. VLB-Jahresauftakt: Transport- und Leergutmanagement standen im Fokus der Logistiksessions

7min
pages 24-26

Gaffel: Mit dem Wiess gibt es den Urvater des Kölsch jetzt auch in der Flasche C. A. Veltins: Die sauerländische Brauerei bestärkt Treue zum FC Schalke 04

3min
page 31

Verbände: GGBW-Mitgliederversammlung 2021 online

2min
page 23

Wettbewerbe: Craft Spirits Award 2021 online

2min
page 22

Tagungen: 19. IfGB-Forum 2021 in Höhr-Grenzhausen

2min
page 20

Fortbildung: Destillateur-Aufbaukurs Restplätze frei

2min
page 21

Chronik: Die VLB Berlin im Wandel der Zeit, Teil 3: Kriegsende und Neuanfang

10min
pages 16-19

1. VLB-Jahresauftakt: Das 2. Forschungskolloquium stellt Forschungsprojekte der VLB erstmals online vor

4min
pages 14-15

6. BioProScale Symposium erfolgreiche Online-Konferenz für die Bioverfahrenstechnik

2min
page 6

1. VLB-Jahresauftakt: Das 49. Internationale Braugersten-Seminar feierte seine Online-Premiere

7min
pages 8-10

Brauer-Schule Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende: Hopfenstopfen

2min
page 12

Investitionsoffensive trotz Pandemie: Veltins tritt aufs Gas

2min
page 4

Nachrichten: Kapazitätserweiterung bei Heinz Weyermann Röstmalzbierbrauerei Ziemann Holvrieka liefert Schlüsseltechnologie für Whisky-Destillerie

2min
page 13

VLB Berlin: Technisch-Wissenschaftlicher Ausschuss tagte online

2min
page 7

MEBAK-Analysenkommission tagte erstmals virtuell MEBAK-Richtlinie Membranfiltration komplementiert die Sammlung zur Filtration von Bier oder bierähnlichen Getränken

3min
page 11
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.