Brixner 377 - Juni 2021

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Menschen & Meinungen

PORTRAIT

Vom Glück geküsst PETER NATTER ist als Stadtrat zuständig für Brixens „Zukunftsressort“ – und bewältigt das Amt mit einer jugendlichen Lässigkeit und einer großen Portion Tiefgründigkeit. Das Portrait über einen Mann, der große Lust hat, die Zukunft mitzugestalten.

A

ls Kind wollte er unbedingt Tierarzt werden: „Ich habe schon versucht, den Heuschrecken die Füße zusammenzunähen.“ Später war sein Traumberuf dann Kinderarzt. Pilot, Polizist, Astronaut – die gängigen Klischees waren für Peter Natter, Brixner Stadtrat für Fraktionen, Jugend, Nachhaltigkeit und ITService, nie ein Thema. Gekommen ist es dann aber anders. Die Aufnahmeprüfung für das Medizinstudium hatte er bereits

Schwanz des großen hölzernen Elefanten am Rosslauf-Spielplatz war abgebrochen, die Kinder konnten ihn nicht mehr zum Klettern nutzen.

Auf die Menschen zugehen. Er

sagt, er sei bis jetzt in seinem Leben vom Glück geküsst worden. Begegnungen mit tollen Menschen, die ihn inspiriert haben, immer wieder – das Leben meint es gut mit dem offenen und bodenständigen 29-Jährigen, der seit

gewählt!“ Peter Natter genießt die Herausforderung, versucht, auf die Menschen zuzugehen und sein Ressort auszufüllen. Zukunftsressort nennt er es. Umwelt, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und vor allem die Jugend – all dies sind Bereiche, für die er brennt. „Ich versuche, dem Vertrauen, das in mich gesetzt wurde, gerecht zu werden.“ Es gibt viel zu tun. Brixen soll die jugendfreundlichste und chancenreichste Stadt im Land werden.

men einzulesen, Schwerpunkte herauszuarbeiten, Verbindungsstelle zwischen der Politik, der Verwaltung und den Bürgerinnen und Bürgern zu sein – die Begeisterung dafür ist spürbar. In der Südtiroler Volkspartei fühlt er sich wohl, weil dort viele Meinungen Platz haben. „Ich möchte den Menschen nicht von oben herab sagen, wie sie zu leben haben.“ Handschlagqualität ist ihm wichtig, „und dass ich Rückendeckung bekomme, das stärkt.“

„Der Wunsch nach Veränderung treibt mich an“_Peter Natter, Stadtrat, unter anderem für Umwelt, Nachhaltigkeit, Fraktionen, Jugend und IT bestanden, die Maturaprüfung ging aber schief, obwohl er mit einem guten Notendurchschnitt angetreten war. Die Enttäuschung war groß, entmutigen ließ er sich dadurch aber nicht. Ein Jahr später hatte er das Reifezeugnis in der Tasche und ging nach Bologna, um an der Wirtschaftsuniversität Politikwissenschaften zu studieren. „Politologen und Ärzte haben doch vieles gemeinsam“, meint er lachend. Für andere da sein, helfen, wo es notwendig ist, das sind die Grundfesten im Leben des jungen Brixners. Sich zu engagieren, sich einzumischen, Dinge aufzuzeigen und nach Lösungen zu suchen – all das zieht sich wie der sprichwörtliche rote Faden durch sein Leben. Schon während der Oberschulzeit hat er immer wieder Diskussionsrunden organisiert, „weil es einfach wichtig ist, miteinander zu reden.“ Irgendwie hatte er schon von klein auf ein Faible für die Politik. Mit seiner Grundschulklasse war er zur damaligen Stadträtin Silvia Zanotto gegangen, um ein Anliegen vorzubringen. Der 12

kurzem mit seiner Freundin in Milland lebt. In Untereben nahe dem Cyrill-Kirchlein aufgewachsen, inmitten der Natur, mit vielen Tieren und sehr behütet – es sind dies wohl die Wurzeln, auf die Peter Natter baut, Wurzeln, die Sicherheit geben. Ein bisschen „tamisch“ sei er immer schon gewesen. Beharrlich könnte man es auch nennen, vor allem, wenn er von einer Sache überzeugt ist. Es ist diese Mischung von jugendlicher Lässigkeit und einer großen Portion Tiefgründigkeit, die sein einnehmendes Wesen ausmacht. Da ist nichts aufgesetzt. Er hört gern zu, hört genau hin, versucht, die Menschen mit ihren Anliegen zu verstehen, zu unterstützen, wo immer das möglich ist, „als Stadtrat ist das für mich selbstverständlich.“ Die Berufung in den Stadtrat von Brixen kam für ihn überraschend, denn schließlich hatten alle Stadträte der vorherigen Amtszeit wieder kandidiert und aufgrund ihrer Erfahrung auch einen ordentlichen Vorsprung auf den Newcomer. Es kam dann anders: „Brixen hat einfach jung

„Ein Anspruch, der durchaus zu bewältigen ist“, sagt Peter Natter. Der Jugend ihren Raum zu geben und dabei die älteren Generationen nicht zu vergessen – „dafür lohnt es sich zu kämpfen.“

Über den Tellerrand hinausschauen. Sein Studium hat er sich

mit einem Job als Kellner beim Kutscherhof in Brixen finanziert. Die Arbeit hat ihm gut gefallen, der Kontakt zu vielen Menschen, ein Netzwerk, das sich langsam gebildet hat – all das hat sein Leben bereichert. Seit zehn Jahren macht er zudem freiwillig Dienst als Sanitäter beim Weißen Kreuz. Sich ehrenamtlich zu engagieren gehört für ihn einfach dazu. Etwas zurückgeben, wenn man auf der Sonnenseite des Lebens steht, „das ist selbstverständlich.“ Nach dem Studium absolvierte er ein Praktikum beim GrünenPolitiker Hans Heiss, „der mich sehr beeindruckt hat.“ Seit vier Jahren arbeitet er nun für Landesrat Philipp Achammer, seit den letzten Wahlen im Jahr 2018 kümmert er sich vor allem um das Thema Wirtschaft. Sich in The-

Er liest gerade ein Buch über die Einsamkeit; eine Einsamkeit, die in unserer globalisierten und hochtechnischen Welt immer mehr um sich greift. Großbritannien und Japan haben bereits Einsamkeitsministerien. Die britische Premierministerin Theresa May begründete diesen Schritt im Januar 2018 mit der „traurigen Realität des modernen Lebens.“ Mit der Corona-Pandemie dürfte das Thema noch mehr in das Rampenlicht rücken. Sowohl als Stadtrat als auch als Mitarbeiter im Team des Landesrates spielt für ihn die Realität des modernen Lebens eine Rolle. Und es ist wichtig, über den Tellerrand hinauszuschauen, um die Gegenwart zu verstehen. „Der Wunsch nach Veränderung treibt mich an.“ Tun, was möglich ist. Keine leeren Versprechungen. Klare Worte aus dem Mund eines jungen Mannes, der große Lust hat, die Zukunft mitzugestalten.

marlene.kranebitter@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info


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