eco2friendly-Magazin Ausgabe Herbst / Winter 2020

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Fachwissen

Alternative Antriebe auf dem Prüfstand Der Treibstoffverbrauch von Personenwagen liegt meistens deutlich über den Hersteller­ angaben. Dies gilt auch für elektrische und andere alternative Antriebe, ­wie eine Studie der ETH Zürich und der Empa zeigt. Die Erkenntnisse helfen, wirklichkeitsnahe Szenarien zu Verbrauch und Emissionen zu erstellen. ­Text: Dr. Benedikt Vogel, im Auftrag des Bundesamts für Energie (BFE)

Wer ein neues Auto anschafft, macht

auf diesen Normwerten, und liegen diese

ge wurde auf dem Rollenprüfstand gemes­

schnell die Erfahrung, dass der tatsächli­

systematisch zu tief, entfalten politische

sen (insgesamt 13 vordefinierte Fahrzyk­

che Treibstoffverbrauch deutlich über den

Vorgaben nicht die angestrebte Wirkung.

len), zudem wurden sie von Anfang 2016 bis

Herstellerabgaben liegt. Die Hersteller stüt­

Herbst 2018 an der Empa in den Feldver­

zen sich bei ihren Angaben nämlich auf

Fünf Antriebssysteme untersucht

such geschickt. Die Fahrzeuge absolvierten

Laborwerte. Dort wird der Verbrauch mit

Ein Forscherteam der Eidgenössischen

in 3000 Fahrten insgesamt 115 000 Kilome­

normierten Prüfstandtests bestimmt, die

Technischen Hochschule (ETH) Zürich und

ter. Dabei wurde eine Reihe von Ver­

die reale Fahrzeugnutzung nur unzu­

der Eidgenössischen Materialprüfungs-

brauchsdaten aufgezeichnet.

reichend abbilden. Der früher benutzte

und Forschungsanstalt (Empa) in Düben­

Prüfzyklus hat den Verbrauch im Mittel um

dorf hat nun fünf Antriebssysteme unter­

40 Prozent unterschätzt. Mit dem Prüf­

sucht, mit denen sich heute die Hoffnung

zyklus, der ab 2020 zur Anwendung kommt,

auf einen klimafreundlicheren Verkehr

dürfte die Diskrepanz zwar schrumpfen, für

verbindet. Die vom Bundesamt für Energie

Benzin- und Dieselmotoren aber immer

(BFE) unterstützte Studie untersuchte eine

noch rund 20 bis 30 Prozent betragen. Diese

Testflotte aus fünf Fahrzeugen: ein Elektro­

Abweichungen sind für Autofahrerinnen

fahrzeug (VW e-Golf), ein Plug-in-Hybrid

und Autofahrer ärgerlich. Sie drohen aber

(Audi A3 e-tron), ein Vollhybrid (VW Jetta),

«Eine v ­ ollelektrifizierte Flotte erweist sich als effiziente und robuste Dekarbonisierungsstrategie.»

auch politische Massnahmen etwa in der

ein Gasfahrzeug (Audi A3 g-tron) und ein

Dr. Lukas Küng

Klimapolitik zu untergraben. Die Ver­

Brennstoffzellenfahrzeug (Hyundai ix35

brauchslimiten basieren nämlich aktuell

Fuel Cell). Der Verbrauch der fünf Fahrzeu­

Verbrauch 20 bis 30 Prozent höher als gemäss Herstellerangaben

700

Tägliche Fahrstrecke (km)

600

Die Auswertung dieser Daten zeigte, dass

Brennstoffzellen-­ Gas-­Plug-inPlug-in-Hybrid-­ Hybridfahrzeug fahrzeug

auch bei diesen alternativen Antrieben der tatsächliche Verbrauch 20 bis 30 Prozent

Gasbetriebenes Hybridfahrzeug (Vollhybrid)

500

über den Herstellerangaben liegt. «Also im gleichen Ausmass wie bei Benzin- und

400

Je nach gefahrenen Kilometern pro Tag ä ­ ndert sich der ­CO2-Ausstoss

300 200

Reines Elektrofahrzeug

ein Hauptergebnis der Studie zusammen. Wie gross diese Abweichung ist, hängt von der individuellen Situation ab. Küng und seine Forscherkollegen konnten zeigen,

100 0

­Dieselautos», fasst Co-Autor Dr. Lukas Küng

dass sich die Abweichungen zwischen Re­ Gas-Plug-in-Hybrid 10

100

200

alverbrauch und Herstellerangaben haupt­ 300

400

500

600

700

800

sächlich

CO2-Gehalt der Elektrizität (gCO2/kWh)

Im Fokus eco2friendly-Magazin

mit

vier

nutzerspezifischen

­Einflussfaktoren erklären lassen: Durch­

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