Mai-Ausgabe der HGV-Zeitung

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16 HGV-Zeitung Mai 2022

BETRIEBSFÜHRUNG

HGV-Unternehmensberatung: Wenn Visionen umgesetzt werden

Entscheidungen mit Konzept treffen Von Dott.ssa Mag.a Silvia Unterweger

In einer Artikelserie zum Thema betriebliche Weiterentwicklung werden Betriebe vorgestellt, mit denen die HGV-Abteilungen Unternehmensberatung und IT / Online Marketing gemeinsam den Weg von der Vision zu Realität beschritten haben. Ein Beispiel ist das Hotel Tirolerhof in St. Leonhard in Passeier. Eines haben alle Betriebe gemeinsam: Sie werden von jungen, mutigen Unternehmerinnen und Unternehmern geführt, die nicht nur bauliche Veränderungen beschritten, sondern auch eine strukturelle und persönliche Weiterentwicklung erfahren haben, um den eigenen Betrieb zukunftsfähig zu gestalten. Ende Mai 2021 haben die Geschwister Barbara und Michael Holzknecht vom Hotel Tirolerhof in St. Leonhard in Passeier nach einem halben Jahr intensiver Umbauarbeiten ihren Betrieb mit neuem Konzept eröffnet. Ein Konzept, getragen vom Bach, der am Haus vorbeifließt. In der Vergangenheit als Besonderheit nicht erkannt, stellt dieser heute ein Alleinstellungsmerkmal dar, welches sich durch Interieur, Kulinarik, Kommunikation und Vermarktung zieht. Silvia Unterweger von der HGV-Unternehmensberatung hat die Geschwister Barbara und Michael Holzknecht bei der strategischen Umsetzung im Bereich Konzept & Marketing begleitet. Vor dem Vorhaben, die Zimmer umzubauen, haben wir Euch empfohlen, Euch zunächst über ein Konzept Gedanken zu machen und darüber, wie der Betrieb ganzheitlich positioniert werden sollte. Was ging Euch damals durch den Kopf? Barbara Holzknecht: Ich glaube, meine ersten Gedanken waren: „Wir sind ein kleines Hotel, wir brauchen kein Konzept.“ Gleichzeitig habe ich mich gefragt, wie ein Konzept für unser Haus

aussehen könnte. Mein Bruder Michael und ich hatten den Betrieb kurz vorher von unseren Eltern übernommen. Uns war klar, dass wir etwas verändern wollten. Ein Umbau der Zimmer war naheliegend. Doch wo die Reise für uns und unser Hotel ganzheitlich gesehen hingeht, war unklar. Welche Ansprüche sollen unsere Zimmer erfüllen? Wer soll in unser Hotel kommen? Fragen, die wir uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht gestellt hatten.

Die Gastgeber Michael und Barbara Holzknecht vom Hotel Tirolerhof in St. Leonhard in Passeier.

Konzeptarbeit ist ein Prozess, bei dem diese offenen Fragen gemeinsam ergründet werden. Wie habt Ihr diesen Prozess wahrgenommen? Am Anfang war diese Situation sehr ungewohnt für uns. Mein Bruder und ich sind im Betrieb operativ tätig. Ich an der Rezeption und mein Bruder in der Küche. Sich von diesem Alltag physisch und gedanklich zu entfernen und mit externen Personen über die eigene und betriebliche Zukunft zu sprechen, ist anfänglich eigenartig. Doch nach jedem Treffen haben wir die Fortschritte erkannt und uns wohlgefühlt mit den Ideen, welche zusammen ausgearbeitet wurden. Am meisten begeistert an dieser Zusammenarbeit hat mich nicht nur die Auseinandersetzung mit den eigenen Werten und Stärken, sondern auch, dass man eine Veränderung der eignen Denkweise feststellt. Was hat sich daran geändert? Die Erkenntnis, dass zu Veränderung viel mehr gehört, als Zimmer umzubauen. Veränderung ist tiefgreifender und beginnt bei einem selbst. Was sind unsere Stärken? Wie möchten wir uns von unseren Mitbewerbern unterscheiden? Wie möchten wir diesen Betrieb führen und wohin? Ein Konzept wird von uns oft als Grundstein für diese betriebliche Veränderung beschrieben. Seht Ihr das auch so? Ja, absolut. Ein Konzept erleichtert alle Schritte, die man auf dem Weg zur Rea-

Das neue Wohnkonzept greift das Thema Wasser auf. Fotos: Benjamin Pfitscher

lisierung beschreiten muss. Die Planung und die Vermarktung. Wie sollen die Zimmer aussehen, welche Materialien, welche Farben sollen eine Rolle spielen? Wer ist der richtige Architekt für uns? Wie soll die Website aussehen? Welcher Bademantel und welche Kosmetiklinie sollen bestellt werden? Auf all diese Fragen hat man dank eines Konzeptes eine Antwort. Seit der Neueröffnung sind nun einige Monate vergangen. Seid Ihr mit dem Ergebnis zufrieden und welches Feedback erhaltet Ihr von

den Gästen? Es ist genau so geworden, wie wir es uns gewünscht haben. Unsere Begeisterung wirkt sich auch auf den Verkauf aus. Ein Produkt, von dem ich selbst überzeugt bin, kann ich auch besser verkaufen. Auch von den Gästen erhalten wir positives Feedback. Für uns eine Bestätigung dafür, was wir erreicht haben. Unsere Zielgruppe ist jünger geworden, aktiver und achtet auf Qualität. Es sind Wunschgäste, die zu unserem Betriebskonzept passen und uns bereits mehrmals besucht haben.

Was würdet Ihr Jungunternehmerinnen und Jungunternehmern empfehlen, die einen Betrieb weiterentwickeln möchten? Die Entwicklung klar zu definieren. Ein klares Zukunftsbild auszuarbeiten, um starke Entscheidungen treffen zu können. Dies erfordert Mut, umzudenken, anders zu denken und Fragen zu stellen. Die eigene gedankliche Komfortzone zu verlassen. In unserem Fall hat sich diese Entwicklung im Rahmen der Konzeptarbeit ergeben. Ein Schritt, der sich für uns gelohnt hat.


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