Mai-Ausgabe der HGV-Zeitung

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6 HGV-Zeitung Mai 2022

AKTUELLES

Jugend Träume verwirklichen lassen

Politik: Landtagsabgeordneter Helmut Tauber über Schwerpunkte seiner bisherigen Arbeit

Der Sektor Hotel- und Gastgewerbe ist breit gefächert und tangiert viele Bereiche. Welche Schwerpunkte stehen für Sie im Fokus? Tauber: An vorderster Stelle natürlich die Leitplanken für eine weiterhin positive Entwicklung unserer vielen familiengeführten Betriebe in der Beherbergung und in der Gastronomie. Sie sind das Rückgrat unseres Tourismus und bilden die Grundlage für eine hoffentlich weiterhin erfolgreiche Entwicklung unserer Dörfer und Täler. An ihm hängen viele Arbeitsplätze innerhalb sowie auch außerhalb der Beherbergung und der Gastronomie, etwa im Handel, in der Landwirtschaft, im Handwerk und in den diversen Dienstleistungen. Diese Rolle gilt es zu sichern und zu stärken. Dabei meine ich besonders auch unsere nachfolgende Generation, welche die Möglichkeit haben muss, ihre Ideen und Träume zu verwirklichen. Sie meinen dabei das viel diskutierte Landestourismusentwicklungskonzept. Unter anderem. Zu diesem Konzept konnte ich bereits in der April-Ausgabe der HGV-Zeitung ausführlich Stellung nehmen. Ich spreche mich für eine behutsame weitere touristische Entwicklung aus. Es kann aber nicht sein, dass bei unseren bestehenden Betrieben keine bis fast keine Entwicklung mehr zugelassen wird. Das könnte ich nicht mittragen und das ist auch gegenüber unseren Kindern keine Botschaft. Ein weiteres Thema ist die Vermietung von privatem Wohnraum (etwa über Airbnb). Wie stehen Sie dazu? So wie in anderen Gegen-

Die kleinen Betriebe müssen in ihrer Wettbewerbsfähigkeit langfristig gestärkt werden. Landtagsabgeordneter Helmut Tauber

gen in Tirol aufgezeigt werden, wo das Gasthaussterben noch ausgeprägter ist.

Landtagsabgeordneter Helmut Tauber den nimmt dieses Phänomen auch in Südtirol zu, in gewissen Gebieten sogar stark. Das Problem ist, dass es sich hier allzu oft um Unterkünfte handelt, bei denen Gäste schlichtweg nicht gemeldet und auch keine Abgaben gezahlt werden. Es handelt sich also um Unterkünfte, die einen unlauteren Wettbewerb zu den gastgewerblichen Betrieben schaffen. Während die Gäste dieser Unterkünfte nicht erfasst werden, tragen sie aber zur gefühlten Gesamtbelastung durch den Tourismus bei und verbrauchen Ressourcen. Dies gilt auch in Bezug auf den Wohnraum für die einheimische Bevölkerung. In vielen Gemeinden des Landes herrscht diesbezüglich ein knappes Angebot. Diese Form der Beherbergung verschärft die Situation nochmals.

habe und in den nächsten Monaten auch weiter vorantreiben werde: • Jede zur Kurzzeitvermietung verwendete Unterkunft soll eine Identifikationsnummer erhalten, die auf jeder publizierten Werbeanzeige aufscheinen muss. Anhand der Identifikationsnummer ist es für die Finanzbehörden wesentlich einfacher, nicht registrierte Unterkünfte herauszufiltern; • mittels GIS, durch Anhebung des Steuersatzes für nicht vermietete Wohnungen; • mittels Landestourismusentwicklungskonzept (LTEK) und eine weitere Reglementierung im Rahmen dessen Umsetzung. Dies ist auch der Weg, den Landesrat Arnold Schuler gehen will, und das unterstütze ich.

Wie kann diese Entwicklung gestoppt werden? Es geht nicht darum, sie zu stoppen, sondern um die Frage, was unternommen werden kann, um dieser negativen Entwicklung entgegenzuwirken. Das Problem ist nicht die Rechtslage, die ist klar. Das Problem sind leider die vielfach fehlenden Kontrollen. Mehrmals habe ich im Landtag Transparenz und die rasche Einführung und Umsetzung wirkungsvoller Kontrollmechanismen eingefordert. Derzeit bieten sich drei Lösungsansätze, die ich vorangetrieben

Dorfbars und Dorfgasthäuser sind wichtig für ein reges Leben im Dorf. Wie sehen Sie deren Lage? Ein Sterben der Dorfgasthäuser erleben wir noch nicht. Aber wir müssen erkennen, dass immer mehr Dorfgasthäuser und Dorfbars ums Überleben kämpfen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Lange Arbeitszeiten, verbunden mit geringem Einkommen, machen die Nachfolge bzw. Betriebsübernahme häufig schwierig. Fakt ist: Mit jedem Dorfgasthaus und jeder Dorfbar, das bzw. die schließt, ver-

schwindet ein Stück Tradition und gastronomische Vielfalt. Das Dorf verliert seinen gesellschaftlichen Mittelpunkt. Es ist mir deshalb ein großes Anliegen, Dorfgasthäuser und Dorfbars zu erhalten und zu fördern. Auf Grundlage eines Beschlussantrages, den ich in den Landtag eingebracht habe und der angenommen wurde, hat die Landesregierung im Oktober 2020 eine Sonderförderung für gastgewerbliche Nahversorgungsdienste eingeführt. Wer die Kriterien erfüllt, erhält für die Aufrechterhaltung eine jährliche Förderung von bis zu maximal 12.000 Euro und für die Eröffnung oder Wiedereröffnung einen einmaligen Beitrag von bis zu maximal 30.000 Euro. Notwendig sind aber weitere Schritte, um die Existenz der Dorfgasthäuser und Dorfbars und generell kleinstrukturierter Betriebe auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu sichern. Diesbezüglich verfolge ich aufmerksam, welche Lösun-

Es ist mir ein großes Anliegen, Südtirol als attraktiven Lebens- und Arbeitsraum für unsere Jugend zu stärken. Landtagsabgeordneter Helmut Tauber

Ein immer wieder aktuelles Thema ist die Raumordnung. Richtig, und diese hängt wieder mit der künftigen normativen Umsetzung des Landestourismusentwicklungskonzeptes zusammen. Natürlich verfolge ich dieses Thema sehr intensiv und versuche, mich auf allen politischen Ebenen einzubringen. Weitere Themen, die für den Tourismus und somit für meine politische Arbeit relevant sind, sind die Kontrollmechanismen gegen das wilde Campieren, die öffentliche Mobilität und das Hotspotmanagement in Orten, die stark vom Ausflugsverkehr betroffen sind, wie Pragser Wildsee, Talschluss von Villnöß, Dolomitenpässe und rund um die Drei Zinnen. Sie pflegen einen guten Kontakt zur Jugend, unter anderem auch zur HGJ. Welche Themen stehen hier im Fokus? Es ist mir ein großes Anliegen, Südtirol als attraktiven Lebens- und Arbeitsraum für unsere Jugend zu stärken. Wichtig dabei ist es, jungen Menschen Visionen und Perspektiven zu bieten und dabei auch eine stärkere Vernetzung von Schule und Wirtschaft zu fördern. Dafür werde ich mich weiterhin einsetzen. In diesem Zusammenhang spielen für mich auch die Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Forschung und Innovation eine wichtige Rolle; alles Themen, die für die Jugend wichtig sind. Südtirol nachhaltiger auszurichten ist ein Mammutprojekt, das zum Wohle von Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft angegangen werden muss. In der Digitalisierung liegt auch Zukunft, sie ist aber ebenso eine große Herausforderung. Wichtig ist mir, besonders die kleineren Betriebe unseres Landes in dieser Entwicklung mitzunehmen und zu fördern und sie dadurch langfristig in ihrer Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.


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