Juli-Ausgabe der HGV-Zeitung

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14 HGV-Zeitung Juli 2022

BETRIEBSFÜHRUNG

HGV-Baumanagement: Wie sich Wärmepumpen besonders gut einsetzen lassen

Wärmepumpen als Chance der Zukunft Von Geom. Michael Pichler

In letzter Zeit hört und liest man immer wieder von Wärmepumpen. In Zeiten steigender Rohstoff- und Energiepreise sicher ein Thema, das sich lohnt, im Detail besser anzuschauen. Der HGV verfolgt schon seit längerem das Ziel, den Tourismus in Südtirol möglichst nachhaltig zu gestalten. Auch aus diesem Grund schaut sich die HGV-Unternehmensberatung auch bei den gängigen Energiesystemen nach Alternativen um, denn zurzeit sind Öl- und Gasheizungen in den Hotels und Gastbetrieben immer noch stark präsent. Wärmepumpen nutzen die in Luft, Wasser oder Erde gespeicherte Energie, um sie mithilfe einer (strombetriebenen) Wärmepumpe auf ein für Heizzwecke nötiges Temperaturniveau zu bringen. Die Wärmepumpe arbeitet im Prinzip wie ein Kühlschrank. Kühlschränke entziehen Lebensmitteln Wärme und geben diese über ihre Rückseite an den Raum wieder ab. Eine Wärmepumpe holt sich aus Luft, Wasser oder Erdreich ebenfalls Wärme und pumpt diese auf ein Temperaturniveau, das für die Beheizung eines Hauses notwendig ist. Von dieser Zusatzenergie (Strom) ist aber circa nur ein Viertel nötig, um damit 100 Prozent Heizleistung zu generieren – also ein Höchstmaß an Effizienz. Hinzu kommt, dass Wärmepumpen beim Betrieb selbst keinerlei Emissionen verursachen. Sie sind schließlich

Michael Pichler, Bereichsleiter Baumanagement, HGVUnternehmensberatung

Eine Wärmepumpe ist eine effiziente und nachhaltige Anlage zur Gewinnung von Heizwärme. Foto: IDMEnergie

nicht auf einen Verbrennungsvorgang angewiesen, wie etwa Gas- oder Ölheizungen. Dennoch kann eine geringe CO2-Emission verursacht werden. Und zwar in den Kraftwerken, die den für den Betrieb der Pumpe notwendigen Strom liefern. Je mehr hier auf regenerativ erzeugten Strom gesetzt wird, desto größer ist auch der Einspareffekt an CO2.

COP – die Maßzahl für Effizienz COP steht für „Coefficient of Performance“, die Maßzahl für Effizienz. Je höher der COP, desto niedriger ist der Stromverbrauch der Wärmepumpe. Allerdings ist die Wärmepumpe nicht allein für eine hohe Effizienz des Heizungssystems verantwortlich. Wärmequelle (Erde oder Luft) und Heizungssystem – die Vorlauftemperatur und die Abstimmung der Wärmeverteilung im Haus – spielen ebenso eine große Rolle. Wärmepumpen ergänzen sich hervorragend mit einer

Fotovoltaikanlage. Das ist sozusagen die optimale Kombination für die Umwelt. Die Betriebskosten von Wärmepumpen können durch die Nutzung des selbst produzierten Solarstroms erheblich gesenkt werden. Die Nutzung des Solarstroms ist umso wirtschaftlicher, weil die mit der Fotovoltaik selbst produzierte elektrische Energie auch selbst genutzt werden kann, anstatt sie ins Netz einzuspeisen. Wichtig ist dabei auch ein großer Wärmespeicher, oft als Pufferspeicher bezeichnet.

Arten von Wärmepumpen Es gibt sowohl Luftwärmepumpen als auch Erdwärmepumpen. Luftwärmepumpen nutzen die kostenlose Umweltenergie, arbeiten ohne Emissionen und brauchen keinen eigenen Heizraum. Die Energie aus der Umgebungsluft wird mit elektrischem Strom für das Heizungssystem und die Brauchwasser-Erwär-

mung nutzbar gemacht. Erdwärmepumpen nutzen ebenso die kostenlose Energie, welche sich in der Erde oder im Grundwasser befindet. Auch hier wird mittels Strom die Energie für das Heizungssystem und die Brauchwasser-Erwärmung nutzbar gemacht. Beide Arten von Wärmepumpen können fürs Heizen und fürs Kühlen verwendet werden.

Wärmepumpen sind nachhaltig Wärmepumpen sind nahezu wartungsfrei. Die Betriebssicherheit von Wärmepumpen ist sehr hoch. Der CO2-Ausstoß ist in der Regel

um bis zu 90 Prozent geringer als bei Gas- und Ölheizungen. Auch aus diesem Grund stehen Wärmepumpen derzeit hoch im Kurs.

Beispiel aus der Praxis Das Hotel Das Bayrischzell in Bayern wird ausschließlich mit Ökostrom aus dem Netz und einer Fotovoltaikanlage sowie mit Wärmepumpen betrieben. Dieser Beherbergungsbetrieb verfügt über eine stattliche Größe von 280 Betten. Der Stromverbrauch beträgt ca. 500.000 kWh proJahr. Davon werden rund 150.000 kWh pro Jahr über die Fotovoltaikanlage und der Rest durch Ökostrom vom Netz gedeckt. Installiert sind Großwärmepumpen, die in Kaskade geschaltet sind, mit einer gesamten Anschlussleistung von rund 900 kW. Das Beispiel zeigt, dass durch den Einsatz von Wärmepumpen auch größere Hotels komplett auf fossile Energieträger verzichten können.


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