NÄCHSTER HALT:
GRAZENFURT
Ab Fertigstellung im Jahr 2025 lässt der Koralmtunnel die zwei Landeshauptstädte Graz und Klagenfurt noch enger zusammenrücken, als es A2 und Packsattel jemals vermochten. Die 45 Minuten Reisezeit im Zug wird den Wirtschaftsraum im Süden Österreichs nachhaltig verändern. Aber wie genau? TEXT: JOSEF PUSCHITZ, FOTOS: ÖBB/ISOCHROM, MANUELA SCHWARZL
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und 400 Menschen schuften derzeit auf der Baustelle des Koralmtunnels. Sieben Tage die Woche im Mehrschichtbetrieb begeben sie sich in die Dunkelheit des Bergmassives, im Endeffekt um die Zugfahrtzeit von Klagenfurt nach Graz von aktuell zwei Stunden vierzig auf unter eine Stunde zu drücken. Was im ersten Moment nach einer komfortablen Erleichterung für pendelnde Studenten klingt, hat weitreichende wirtschaftspolitische Konsequenzen: Zwei Städte wachsen da zusammen, die
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im wechselseitigen Austausch enorm profitieren können. Die Chancen, die der Koralmtunnel mit sich bringt, sind seit geraumer Zeit auch Objekt von wissenschaftlicher Betrachtung. Konkret damit befasst hat sich der Leiter der Forschungsgruppe Regionalökonomie und Strukturpolitik am Joanneum Research, Eric Kirschner. „Die Koralmbahn ist das größte sozialökonomische Experiment seit 165 Jahren, als die Semmeringbahn von Carl Ritter von Ghega Graz
komplett veränderte“, sagt der Experte für empirische Sozialforschung über die Dimension des Tunnelprojekts. Im Frühjahr hat er eine Langzeitstudie vorgestellt, die sich mit dem „Wirtschaftsraum Südösterreich“ beschäftigt und einen besonderen Fokus auf die anstehenden Veränderungen legt, die vom Koralmtunnel angestoßen werden. „Mit dem Koralmtunnel entsteht eine neue urbane Agglomeration mit ungefähr 1,1 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern, was extreme Vorteile für die Erreichbarkeit
mit sich bringt. Der Ballungsraum Graz/Klagenfurt/Villach, teilweise auch Leoben, wächst immer weiter zusammen“, sagt Kirschner. Mit dem Effekt, dass Regionen und Orte, die direkt im Einzugsgebiet der Bahnhöfe sind, gestärkt werden – Menschen ziehen zu, mehr Arbeitskräfte sind verfügbar, neue Firmen siedeln sich an.
HAUSAUFGABEN ERLEDIGEN Es gilt aber, Hausaufgaben zu erledigen. Um das Potenzial der neuen Infrastruk-