TŌKYŌ
Stadtgeschichte: Aus Edo wird Tōkyō Exotik, Wellness, Vulkane: Izu- und Ogasawara-Inseln Meine erste Tōkyō-Reise: Wichtige Fragen beantwortet
Hideaway im Herzen Düsseldorfs
Cocktails auf japanische Art
Versteckt in einer Seitenstraße liegt die außergewöhnliche Cocktailbar Hideaway. Abseits vom städtischen Gewusel verbringen Sie hier wertvolle Momente mit Freunden und Familie. Yuto Nagasawa, einer der talentiertesten Barkeeper Japans, entführt Sie in die faszinierende Welt der Cocktails, wie Sie sie in dieser Stadt noch nicht erlebt haben. Nur hier bekommen Sie japanische Gastfreundschaft, kombiniert mit raffinierter Finesse und leckeren Delikatessen, geboten. Öffnen Sie die weiße Tür zum Hideaway und genießen Sie originelle Kreationen und klassische Cocktails mit Twist!
Immermannstraße
Graf-Adolf-StraßeKarlstraße Hüttenstraße
DüsseldorfHauptbahnhof
INHALT
Nur wenige Städte sind so aufsehenerregend wie Tōkyō: Die Millionenmetropole präsentiert sich stets anders –modern, rustikal, futuristisch, unauffällig, schrill, naturverbunden, chaotisch, gemütlich – schnell ist man gefangen im Wirbel der Extreme. In dieser Ausgabe feiern wir die erstaunliche Vielfalt und den Charme Tōkyōs. Dazu geben wir Ihnen wichtige Tipps, die Sie für Ihre erste Tōkyō-Reise wissen müssen. Wie immer dabei: leckere Rezepte und spannende Events. Viel Spaß beim Lesen! Alle Artikel und mehr finden Sie online unter: www.japandigest.de
Männer- und Frauengeschirr ALLTAGSGEGENSTÄNDE NACH MASS 32 Lecker & locker japanisch kochen KULINARISCHE REISE NACH JAPAN 34 Anleitung RICHTIG MIT DER BAHN FAHREN 35 Japan in Deutschland DIE JAPAN-TIPPS DER REDAKTION
IMPRESSUM
Herausgeber: Doi tsu News Digest GmbH
Geschäftsführung: Mie Mori
Generaldirektion: Kei Okishima
Vertrieb: Sho Kajiwara, Takuya Ine Redaktion: Diana Casanova, Miho Doi, Kei Okishima, Constanze Thede
Übersetzung: Diana Casanova, Constanze Thede
Beiträge: Diana Casanova, Simone Hencke, Maria-Laura Mitsuoka, Kei Okishima, Aya Puster, Matthias Reich, Elisa Röhr (1mal1japan), Constanze Thede Art Director: Mayuko Ishibashi
Grafikdesign: Mayuko Ishibashi, Kanako Amano Web: Mas aru Mito, Erika Yamaguchi
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TŌKYŌ STADT DER GEGENSÄTZE
Mit 37 Millionen Einwohnern ist Tōkyō die bevölkerungsreichste Metropolregion der Welt. Sie ist das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Zentrum Japans, der Sitz des Parlamentes und des Kaiserpalastes. Obwohl sie aus 23 Unterbezirken, 31 Städten und acht Dörfern besteht, ist sie eine der kleinsten Präfekturen des Landes. Über 220 Restaurants in Tōkyō haben mindestens einen Michelin-Stern, Shinjuku ist der weltweit verkehrsreichste Bahnhof und der Tokyo Skytree ist das dritthöchste Bauwerk der Erde. 2021 fanden dort – zum zweiten Mal – die Olympischen Spiele statt. Tōkyō ist ein Dschungel aus riesigen Wolkenkratzern, grellen Neonlichtern und überfüllten Zügen, in dem die Menschenmassen scheinbar niemals stehenbleiben.
TŌKYŌ GEGENSÄTZE
So stellen sich wohl die meisten Menschen Tōkyō vor. In dieser Ausgabe zeigt sich die Stadt jedoch von einer etwas anderen Seite: Von bescheidenen Anfängen als Fischerdorf über die faszinierenden Gegensätze der heutigen Stadtviertel, bis hin zu atemberaubenden Insel- und Gebirgswelten, köstlichen Delikatessen und modernen Bahnlinien – hier offenbart sich das Facettenreichtum der Mega-City. Im Laufe der Jahrhunderte wurde Tōkyō mehrmals zerstört, durch Brände, Erdbeben, Luftangriffe. Doch es hat sich stets wieder erholt, weiter entwickelt und neu erfunden. Dort trifft Natur auf Großstadt, Tradition auf Innovation, alt auf neu. Gehen Sie auf eine Reise durch Tōkyō, das immer neue Rekorde bricht und der Zukunft entgegenstrebt.
Der Traum eines Shōguns
AUS EDO WIRD TŌKYŌ
Keine andere Stadt ist wie Tōkyō: Ob extravagante Mode, vorzügliche Cuisine oder spannende Unterhaltung, hier finden Reisende alles, was ihr Herz begehrt. Doch nicht immer stellte die Metropole den Mittelpunkt Japans dar. Denn erst durch die Vision eines Mannes sollte sich ein kleines Fischerdorf zu einer der größten Städte der Welt entwickeln. (Text: Maria-Laura
Mitsuoka)igentlich hatte sich der Feldherr Tokugawa Ieyasu 1590 eine andere Belohnung als die marode Burg Edo vorgestellt, nachdem er dem zweiten Reichseiniger Toyotomi Hideyoshi mit etwa 30.000 Mann zum Sieg in der Schlacht von Odawara verholfen hatte. Toyotomi und Tokugawa,
eigentlich Rivalen um die Vorherrschaft Japans, gingen vor dieser bedeutenden Schlacht gegen den mächtigen Hōjō-Clan eine Allianz ein. Möglicherweise erhoffte sich letzterer als Belohnung die strategisch wichtige Burg Odawara. Trotz unerfüllter Erwartungen erkannte Tokugawa schnell das Potenzial der
sumpfigen Küstenregion. Aufgrund der großen Entfernung zu Ōsaka und Kyōto konnte er unabhängiger von Toyotomis Politik regieren. Außerdem war Edo zum damaligen Zeitpunkt lediglich ein kleines Fischerdorf ohne Burgherren, sodass er problemlos seine eigenen Gesetze einführen konnte. Mit diesen Hintergedanken
begann der Feldherr 1594 erste Pläne zu entwerfen, die Edo bis weit nach seinem Tod zu einer der wichtigsten Städte Japans machen sollten. Er ließ die Burg rundum erneuern und quartierte Vasallen in Nachbarregionen ein, um sie zu überwachen. Außerdem baute er das Küstengebiet aus und ließ Kanäle anlegen, mit denen Landwirtschaft und Handel gefördert und ausgeweitet werden sollten. Mit seiner Ernennung zum Shōgun im Jahre 1603 verlegte Tokugawa den Regierungssitz von Kyōto nach Edo und läutete damit die namensgebende Edo-Zeit ein.
Beginn einer neuen Ära
1615 führte Tokugawas Sohn Hidetada das buke shohatto ein, eine strenge Verfassung, die den Handlungsspielraum der anderen Kriegerfamilien stark einschränkte. So mussten die Clanführer etwa alle Burgen in ihrem Herrschaftsbereich mit Ausnahme der Hauptburg zerstören und durften keine neuen Bauwerke ohne die Zustimmung des Shōgunats errichten. Jeder Clanführer, der die Regeln nicht einhielt, wurde bestraft und verlor sein han (vom Shōgun verliehenes Lehen). Auf diese Weise gelang es den Tokugawa, 265 Jahre lang eine von Samurai dominierte Herrschaft über das Land auszuüben. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte entwickelte sich Edo zum wirtschaftlichen Mittelpunkt Japans. Darüber hinaus zog die Instandhaltung der
Burg viele Arbeiter in die Region, deren Ansprüche neue Wirtschaftszweige eröffneten. So machten erste Badehäuser auf, die zu belebten Versammlungsorten für Arbeiter und Samurai wurden. Unterhaltungsangebote wie das Kabuki-Theater oder das Sumō-Ringen, die beim Kriegeradel beliebt waren, etablierten sich auch beim gemeinen Volk, wodurch für Edo ein blühendes Zeitalter der Kunst und Kultur anbrach.
Edos Ende, Tōkyōs Geburt
Die Ära der Samurai sollte jedoch ihr Ende finden, als der neue Meiji-Kaiser 1867 dem Shōgunat und den Clanführern befahl, ihre Privilegien und han an den Staat abzutreten. Diese Perspektiven stießen bei den mächtigen Kriegerfamilien auf Widerstand und führten Anfang 1868 schließlich zum Boshin-Bürgerkrieg, der in Edo seinen Höhepunkt erreichte. Trotz hoher Verluste auf beiden Seiten endete der Krieg ein Jahr später zugunsten der kaiserlichen Armee. Noch während der Kampfhandlungen übergab der letzte Shōgun, Tokugawa Yoshinobu, die Burg Edo an den Kaiser, der seinen Palast daraufhin von Kyōto nach Edo verlegte und es zur offiziellen Hauptstadt Japans mit dem neuen Namen Tōkyō („Hauptstadt des Ostens“) machte.
Mit dem Fall des Tokugawa-Shōgunats und der Öffnung der Landesgrenzen für
den Westen nahm die Entwicklung Japans neue Dimensionen an. Die han wurden in die heutigen Präfekturen umbenannt und alle Einwohner mussten zur offiziellen Registrierung einen Familiennamen annehmen. Das gesellschaftliche Ständesystem (Krieger, Bauern, Handwerker, Kaufleute) wurde aufgelöst und ehemalige Samurai mussten ihre Schwerter abgeben. Mit der Einführung einer allgemeinen Wehrpflicht 1872 verlor der Kriegerstand seine Daseinsberechtigung als Verteidiger Japans gänzlich. Auch in der Architektur und der Infrastruktur Tōkyōs kam es zu großen Veränderungen. Gebäude wurden westlichen Vorbildern angepasst und die Hauptstraßen gepflastert. Im Zuge der Industrialisierung nahm 1872 die erste Eisenbahnlinie zwischen Shinbashi und Yokohama den Betrieb auf, wodurch sich nicht nur die Reisezeiten verkürzten, sondern auch der Transport von Waren und Briefen beschleunigt wurde. 1885 wurde das Kabinettssystem eingeführt, in dessen Rahmen der ehemalige Samurai und Staatsmann Itō Hirobumi das Amt als erster Premierminister antrat. Auf diese Weise entwickelte sich ausgehend von Tōkyō schnell ein moderner politischer Staatsapparat.
Turbulentes 20. Jahrhundert
Während der Taishō-Zeit nahm die Bevölkerungsdichte in Tōkyō rasch zu, gleichzeitig gediehen Industrie, Bildung
Nach dem verheerenden Kantō-Erdbeben von 1923 lag die
und Kunst. Doch im September 1923 ereignete sich eine Naturkatastrophe, die noch heute im kulturellen Gedächtnis der Region verankert ist: das Große Kantō-Erdbeben. Mit einer Stärke von 7,9 auf der Richterskala forderte es als eines der schwersten Erdbeben der japanischen Geschichte mehr als 140.000 Menschenleben und zerstörte über 300.000 Häuser in Tōkyō und der umliegenden Kantō-Region. Trotz dieser Ausmaße erholte sich die Stadt allmählich von den Folgen. 1927 nahm die erste U-Bahn-Linie zwischen Asakusa und Ueno ihren Betrieb auf, 1931 folgte die Eröffnung des Flughafens Haneda. Bis 1935 wuchs die Einwohnerzahl auf 6,4 Millionen an, damals vergleichbar mit New York und London. Doch mit Japans Eintritt in den Zweiten Weltkrieg 1941 sollte die Hauptstadt erneut großen Schaden nehmen: Im Laufe der Kriegshandlungen wurde sie 102-mal bombardiert, wobei der schwerste Luftangriff am 10. März 1945 erfolgte. Schließlich kapitulierte Japan im September desselben Jahres nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki. Fast die Hälfte der Einwohner Tōkyōs kam während des Krieges ums Leben.
Ab 1950 begann für das kriegsgebeutelte Japan eine Ära des wirtschaftlichen
Aufschwungs. Technische Innovationen ermöglichten es dem Land, sich allmählich als bedeutende Wirtschaftsmacht zu etablieren. Schon bald knackte die Bevölkerung die 10-Millionen-Marke. 1964 ging in Erwartung der Olympischen Spiele der Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszug in Betrieb, womit ein weiterer Grundstein für Tōkyōs heutigen Wohlstand gelegt wurde. Bis Ende der 1980er Jahre kannte Japans Wirtschaftswachstum keine Grenzen. Doch wie sich herausstellte, beruhte der Fortschritt auf Spekulationen, rücksichtslosen Kreditvergabepraktiken und einer unverantwortlichen Regierungspolitik. Diese sogenannte „Bubble Economy“ implodierte Anfang der 90er und warf das ganze Land in eine ökonomische und gesellschaftliche Krise. Banken gingen reihenweise insolvent, Immobilienwerte brachen ein und Aktien stürzten ab – das rasante Wachstum kam plötzlich zum Stillstand.
Zwischen Pandemie und Olympia
Durch mehrere Sanierungsmaßnahmen konnte Tōkyō die Finanzkrise überwinden und weltweit einen Spitzenplatz einnehmen. So war es keine Überraschung, dass die Olympischen Spiele 2020 wieder
in die Hauptstadt zurückkehren würden. Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren, in deren Zuge ganze Stadtteile erneuert, Dienstleistungen ausgebaut sowie modernere Technologien eingeführt wurden. Doch der große olympische Traum sollte sich nicht gänzlich erfüllen, denn nach dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie im Frühjahr 2020 mussten die Sommerspiele um ein ganzes Jahr verschoben werden. Obwohl die Austragung der Olympischen Spiele unter den strikten Vorschriften litt, gelang es der Regierung, die Infektionszahlen vergleichsweise gering zu halten.
Tokugawas Traum einer kosmopolitischen Stadt ist in Erfüllung gegangen: Aus einem kleinen Fischerdorf schuf er das mächtige Edo und legte durch politisches Geschick den Grundstein für eine der bedeutendsten Städte der Neuzeit. Tōkyō hat im Laufe der Jahrhunderte viele schwierige Umstände bewältigen müssen – und doch war es immer in der Lage, sich von Rückschlägen zu erholen. Zu Recht wird Tōkyō seit Jahren unter ausländischen Touristen immer populärer. Die außergewöhnliche Geschichte der Metropole macht sie schließlich zu einem der interessantesten Reiseziele der Welt.
DAS ERBE VON TŌKYŌ 2020
Neue Sportstätten und Stadtentwicklung
Die Austragungsorte der Olympischen Spiele in Tōkyō wurden in zwei Zonen unterteilt: die Heritage Zone und die Tokyo Bay Zone. Die Gestaltung der Heritage Zone zeichnet sich durch die historischen Einflüsse der Spiele von 1964 aus. Die Tokyo Bay Zone hingegen steht für die Moderne und die Zukunft. In diesem Zuge wurden viele bereits bestehende Einrichtungen genutzt und renoviert. Die Grenzen der Zonen erinnern zudem an das Unendlichkeitssymbol – es steht für die Leidenschaft der Spitzensportlerinnen und -sportler, das Potenzial kommender Generationen und das Erbe der Olympischen Spiele von Tōkyō 2020.
Die für 2020 in Tōkyō geplanten Olympischen Spiele waren historisch einzigartig, denn sie mussten aufgrund der COVID19-Pandemie ein Jahr später als geplant und ohne internationales Publikum stattfinden. Seit die japanische Hauptstadt 2013 als Gastgeberland für die Sommerspiele ausgewählt wurde, hat sie dennoch acht Jahre lang keine Bemühungen gescheut, um die Infrastruktur zu modernisieren, zu internationalisieren und barrierefreier zu gestalten – eine Investition in die Zukunft, die Tōkyō bis heute vorantreibt.
(Text: Kei Okishima)Heritage Zone
Heritage Zone
Nationalstadion
Das Nationalstadion ist schon seit Jahrzehnten Schauplatz zahlreicher Sportveranstaltungen. Zunächst 1924 als große Arena für Leichtathletikwettkämpfe errichtet, war es 1964 Hauptaustragungsort der Olympischen Spiele – die ersten, die in Asien abgehalten wurden. In Vorbereitung auf Tōkyō 2020 wurde es ab 2016 vollständig renoviert. Für das imposante Vordach wurde vor allem heimisches Holz verwendet. Der wichtigste Aspekt des neuen Nationalstadions ist die Barrierefreiheit: Bereits in der Entwurfsphase wurden in enger Zusammenarbeit mit Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen sowie Seniorinnen und Senioren deren Bedürfnisse berücksichtigt. Mittlerweile wird das Nationalstadion für verschiedene Sport- und Kulturveranstaltungen genutzt.
Tokyo Bay Zone
Ariake Arena
Das moderne Hafengebiet an der Bucht von Tōkyō entstand im Zuge der Landgewinnung der 80er und 90er Jahre und ist heute ein sehr beliebtes Unterhaltungsund Shoppingviertel. Das stadtplanerische Konzept dahinter sollte eine Balance zwischen „Arbeit, Wohnen, Lernen und Erholung“ schaffen, und so ist es zu einem attraktiven Viertel und Symbol der Olympischen Spiele geworden. Was an der dort erbauten Ariake Arena besonders auffällt, ist das nach oben geschwungene Dach. Dort fanden die Wettkämpfe im Volleyball und im Rollstuhlbasketball statt. Rund 800 Kubikmeter heimisches Holz wurden in Decken und Wänden verbaut, so viel wie in keiner anderen Austragungsstätte, um ein besonders „japanisches“ Ambiente zu schaffen.
Flughafen Haneda Tokyo Bay Zone Tokyo Tower Tokyo Skytree Tokyo Metropolitan Government Flughafen Narita © Tokyo Convention&Visitors Bureau © Tokyo Convention&Visitors BureauALTES TŌKYŌ
Altes
Tōkyō,
neues Tōkyō ZWEI GESICHTER EINER STADT
Jahrhunderte alte Traditionsviertel reihen sich an kunstvolle Bauwerke der technologisierten Moderne – Tōkyōs faszinierendes Erbe alter Zeiten ist oft nur einen Schritt von innovativen Zukunftsideen entfernt. (Text: Matthias Reich)
Wer das wahre japanische Leben schnuppern möchte, begibt sich in das shitamachi einer Stadt. Bis ins 19. Jahrhundert hinein stand in vielen Städten eine Burg im Zentrum – die unterhalb dieser Burg gelegenen Viertel shitamachi („Unterstadt“) waren für das „gemeine Volk“ vorgesehen. Grundzüge vieler dieser Viertel sind bis heute erhalten. Tōkyō, bzw. das alte Edo, hatte bereits im 18. Jahrhundert rund eine Million Einwohner, und eine entsprechend große Unterstadt, die sich nördlich des Kaiserpalastes erstreckte.
ie Hauptstadt Japans wird mit vielen Dingen assoziiert – mit übervollen Bahnen oder unzähligen Brücken und Tunneln als Ausdruck eines gewaltigen Molochs mit mehr als 37 Millionen Menschen, die in der gesamten Metropolregion leben. Eine moderne, hocheffiziente Stadt ohne viel Grün, die den Großteil ihrer Geschichte einbüßte, da sie gleich zwei Mal im vergangenen Jahrhundert nahezu vollständig dem Erdboden gleichgemacht wurde. Einige Reiseführer empfehlen, sich Tōkyō erst einmal per günstiger Rundfahrt mit der Yamanote-Ringlinie anzusehen. Doch der dadurch entstehende Eindruck trügt, denn Tōkyō kann nicht nur kosmopolitisch. Man braucht sich in der Stadt oftmals nur 100 Meter von einer der großen Straßen zu entfernen, um sich plötzlich in einer anderen Welt wiederzufinden. Mitten in einem Dorf zum Beispiel, vor einem kleinen, uralten Schrein, einer Gasse mit Geschäften, die seit Jahrzehnten unverändert sind oder
einem öffentlichen Bad, in dem man sich vom Stress der Großstadt erholen kann.
Erstaunlich viel ist in Tōkyō erhalten geblieben, trotz verheerendem Erdbeben und Krieg. Zahlreiche alte Stadtviertel haben ihren Charakter bewahren können: Dort, wo vor Jahrhunderten hauptsächlich Bücher verkauft wurden, werden auch heute noch welche angeboten. Dort, wo früher die besten und feinsten Stoffe gehandelt wurden, werden diese noch heute genäht und gehandelt. Gold und Kochutensilien werden im selben Viertel vertrieben wie noch in der Edo-Zeit vor über 300 Jahren. Die berühmten matsuri-Festivals werden immer noch dort gefeiert, wo sie einst gefeiert wurden – auf unveränderte Art und Weise. Tōkyō ist nicht gleich Tōkyō. Es gibt die moderne, glitzernde Hauptstadt, doch überall lugt auch das Tōkyō vergangener Zeiten hervor. Man muss es nur suchen, und man muss natürlich wissen, wo – schließlich war die heutige Millionenstadt früher deutlich kleiner.
NEUES TŌKYŌ
Nur wenige Kilometer liegen zwischen der rustikalen Unterstadt und den moderneren Stadtteilen – doch der Unterschied könnte größer nicht sein. Tradition auf der einen Seite, Innovation auf der anderen, und das alles dicht an dicht. Ein Blick auf das verwirrende Streckennetz der Bahnlinien täuscht nicht selten eine große Distanz zwischen den Orten vor. Dabei ist man manchmal nur ein paar Minuten zu Fuß unterwegs, um sich plötzlich in Gegenden wiederzufinden, die wie eine völlig andere Stadt wirken.
YANAKA
Zeitreise ins Tōkyō der Nachkriegszeit
Rund fünf Kilometer nördlich des Kaiserpalastes und in Laufweite des Bahnhofs Ueno liegen die Stadtviertel Yanaka und Nezu, in denen auf Schritt und Tritt Überraschungen warten. Die Gegend ist erstaunlich hügelig. Es gibt zahlreiche steile Treppen, sehr enge Gassen und einen wunderschönen, fotogenen Schrein, den Nezu-Schrein. Richtig aufregend wird es in der Yanaka Ginza, der Haupteinkaufsstraße des Viertels. Als Ginza kennt man die international bekannte, lange und sehr teure Shoppingmeile von Tōkyō, doch der Begriff wird auch allgemein für Einkaufsstraßen verwendet. Die Yanaka Ginza besticht durch ihre viele kleinen Geschäfte und Restaurants – die meisten unprätentiös und kaum verändert seit der Nachkriegszeit. Hier können Besucher noch etwas Luft der Shōwa-Ära schnuppern, benannt nach dem Kaiser, der von 1926 bis 1989 auf dem Chrysanthementhron saß. Mit „Shōwa“ assoziiert man in Japan im Übrigen hauptsächlich die 1950er bis 1980er Jahre, also die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg. In der Nähe von Yanaka laden für alle, die genug vom Einkaufsbummel haben, einige sehenswerte Museen zum Schwelgen ein.
SHIBUYA
Nur wenige Orte Tōkyōs haben sich in den letzten Jahrzehnten so grundlegend verändert wie Shibuya: Gab es hier in den 1950ern maximal zweistöckige Gebäude und einfache Hütten, so ist es heute eine Ansammlung hochmoderner Wolkenkratzer, wegweisender Modekaufhäuser und beeindruckender Kultureinrichtungen. Das Einzige, was sich in all der Zeit nicht verändert hat, ist die Statue des treuen Hundes Hachikō direkt auf dem Bahnhofsvorplatz – heutzutage ist sie ein beliebter Treffpunkt vor einem ausgiebigen Einkaufsbummel.
Shibuya ist nicht nur ein Shopping-Paradies, sondern auch der zweitgrößte Bahnhof (nach Passagieraufkommen) der Welt, unterhalb dessen es noch ein paar Etagen in die Tiefe geht. Shibuya ist jedoch noch lange nicht fertig: Noch immer arbeitet man mit Hochdruck an der Umgestaltung dieses für das neue Tōkyō so symbolträchtigen Stadtviertels. Das lässt sich besonders eindrucksvoll von der Dachterrasse des nagelneuen, 230 Meter hohen Shibuya Scramble Square beobachten, die stellenweise nur mit einer schulterhohen Glasbrüstung gesichert ist und maximalen Nervenkitzel verspricht.
SUGAMO
Unterstadt mit Herz und Flair
NIHONBASHI
Während die jungen Menschen in Scharen in das trendige Harajuku und Shibuya pilgern, um den neuesten Modetrends zu folgen, gilt Sugamo am nördlichen Scheitelpunkt der Yamanote-Linie als das „Harajuku der Großmütter“. Schuld daran ist wohl der legendäre Togenuki Jizō, eine buddhistische Statue mitten in Sugamo. Dieser werden Heilkräfte nachgesagt – wäscht man sie an der Stelle, an der es einem selbst gebricht, dann soll sich der eigene Zustand bald bessern. Das zieht natürlich vor allem die betagtere Kundschaft an, die mit Eifer die Statue wäscht. Doch Vorsicht ist geboten: Bei dem Ritual ist man natürlich gänzlich den neugierigen Blicken des wartenden Publikums ausgesetzt!
In der nach der Statue benannten Jizō-dōri, eine lebhafte und charmante Einkaufsstraße, kann sich der Besucher an zahllosen kulinarischen Köstlichkeiten laben und zusehen, wie japanische Seniorinnen knallrote Unterwäsche kaufen. Warum ausgerechnet rot? Die Farbe symbolisiert Glück und Langlebigkeit, weshalb sie besonders bei der älteren Bevölkerung beliebt ist. Und wie auch in Yanaka werden viele dieser Geschäfte schon seit Generationen mit Herzblut geführt.
Nihonbashi, wörtlich „Japanbrücke“, liegt am nördlichen Ende der Ginza-Meile, Tōkyōs längster Häuserschlucht gesäumt von edlen Kaufhäusern. Hier befindet sich der Schnittpunkt zwischen dem alten und neuen Tōkyō. Die Brücke existiert seit 1604, doch wurde sie immer wieder neu gebaut. Die heute sichtbare, steinerne Brücke ist die 20. Version und stammt aus dem Jahre 1911.
Nihonbashi war jahrhundertelang der Ausgangspunkt fünf bedeutender Handelsstraßen, von denen Waren nach ganz Japan transportiert wurden. Das Viertel repräsentiert auch das städtebauliche Dilemma der Hauptstadt, denn wegen Platzmangels wurde direkt über der Brücke die Stadtautobahn gebaut, was viele als störend empfinden. Dennoch gehört die Autobahn über der altehrwürdigen Nihonbashi einfach zu Tōkyō dazu, genauso wie die monumentalen Steinbauten der Ginza-Meile, die um 1900 errichtet wurden. Und noch eine Kleinigkeit: Während Nihonbashi heute ein paar Kilometer landeinwärts liegt, befand sich der Ort vor Jahrhunderten noch fast direkt am Meer. Das gesamte Gebiet östlich der Ginza wurde nämlich seit dem 17. Jahrhundert mühsam dem Meer abgerungen.
ASAKUSA
Das quirligste traditionelle Stadtviertel Tōkyōs findet der Reisende in Asakusa, mit der großen, prächtigen Tempelanlage im Mittelpunkt, die zwar mit den gleichen Schriftzeichen wie „Asakusa“ geschrieben wird, jedoch „Sensō“ gelesen wird. Wer hier das Donnertor mit seiner gewaltigen Laterne im Torbogen passiert, wird umgehend in eine alte und fast vergessene Welt versetzt. Die Nakamise-dōri, die Straße zwischen dem Tor und der Haupthalle des Sensōji-Tempels, präsentiert sich seit Jahrhunderten in ihrer ursprünglichen Pracht. Unzählige kleine Läden reihen sich hier aneinander, in denen man nach landestypischen Souvenirs und vielen traditionellen Leckerbissen jagen kann. Wer hier kein passendes Mitbringsel findet, ist nicht wirklich auf der Suche nach einem.
Je näher man der Haupthalle kommt, desto eindringlicher wird ein ungewohnter, aber wohliger Geruch, denn vor dem Tempel werden tagtäglich hunderte japanische Räucherstäbchen als Opfergabe verbrannt. Doch man sollte es nicht bei einem Spaziergang auf der Nakamise belassen, denn es gibt in den Straßen von Asakusa noch viel mehr zu entdecken.
Keine zehn Minuten zu Fuß von Shibuya entfernt ist man schon wieder in einer anderen Welt – auch diese ist hochmodern, wenngleich die Straße selbst, die Omotesandō, schon seit Jahrhunderten existiert und den Hauptweg zum bedeutenden Meiji-Schrein markiert. Die Allee erinnert etwas an europäische Hauptstädte, doch kaum verlässt man sie, verliert man sich schnell in einem Labyrinth aus zahllosen Gassen mit vielen Boutiquen, Galerien und kleinen Restaurants. Im nahegelegenen Harajuku toben sich vor allem modebewusste Teenager aus. Entlang der Hauptstraße und vor allem rund um die große Kreuzung am Bahnhof Omotesandō wird es gehobener, mit Luxusgeschäften und teils futuristischer Architektur, die mit riesigen Glasfassaden und außergewöhnlichen Formen und Farben spielt.
Während die Gegend entlang der Omotesandō gut und gerne als architektonisches Freilichtmuseum gelten kann, sind es auch die Museen und Galerien selbst, die den Besuch unvergesslich machen – allen voran das Nezu-Museum, in dem man beim Anblick japanischer Landschafts- und Architekturkunst richtig entspannen kann.
NINGYOYAKI
Die kleinen Küchlein mit süßer Bohnenmus-Füllung stammen ursprünglich aus dem Viertel Ningyochō, in der Nähe des Geschäftsdistrikts Nihonbashi. Heutzutage findet man sie eher in Asakusa: Während der Taishō-Zeit tauchten dort die Süßspeisen z. B. in Form des berühmten Donnertors des Sensōji-Tempels auf und erfreuen sich seither großer Be liebtheit. Die Originale aus Ningyochō zeigen die Gesichter der „Sieben Glücksgötter“, denen einige Schreine vor Ort huldigen. Mittlerweile gibt es sie auch in Form von traditionellen Puppen oder Figuren aus Kinderserien.
Gesättigt durch die Hauptstadt
TŌKYŌS DELIKATESSEN
KAMINARI OKOSHI
Bleiben wir in Asakusa: Kaminari Okoshi, angelehnt an das Donnertor (Kaminari-mon), ist ein traditioneller Snack, der dort seinen Ursprung hat. Die Cracker, bestehend aus Puffreis, Zucker und Sirup, werden in flache, viereckige Formen gepresst und geschnitten. Oft sind Erdnüsse beigemischt, doch es gibt weitere Geschmacksrichtungen wie Matcha und Sesam. Sie gelten als typische Mitbringsel aus Asakusa und wurden schon vor Jahrhunderten verspeist. Das Süßwarengeschäft Tokiwado mit seiner über 250-jährigen Geschichte ist eine der besten Anlaufstellen dafür!
Westlich von Tōkyō, in der Stadt Chōfu, befindet sich der Jindaiji-Tempel, der aus dem 8. Jh. stammt und damit einer der ältesten Tempel der Präfektur ist. Die Gegend ist zudem berühmt für ihre vielen Soba-Restaurants: Während der EdoZeit wurde um den Jindaiji herum Buchweizen angebaut, aus dessen Mehl die populären Nudeln hergestellt werden. Das reine Quellwasser vor Ort machte sie besonders schmackhaft. Noch heute werden in den Traditionslokalen die dünnen Nudeln mit leicht nussigem Geschmack von Hand hergestellt. Für Nudelliebhaber ein echter Geheimtipp!
DELIKATESSEN
In der japanischen Hauptstadt kann man Monate, sogar Jahre verbringen und dennoch jeden Tag etwas Neues entdecken. Dafür braucht es viel Ausdauer und stärkende Mahlzeiten – und vielleicht etwas Süßes für zwischendurch. Probieren Sie diese sieben leckeren Spezialitäten, wie Sie sie nur in Tōkyō genießen können! (Text: Diana Casanova)
Mehr auf der Webseite: Reisen > Essen
HARAJUKU CRÊPE
Die allseits beliebten Crêpes stammen zwar ursprünglich aus Frankreich, doch im angesagten Viertel Harajuku genießen sie Kultstatus. Harajuku gilt aufgrund seiner vielen Boutiquen als wichtigstes Mode- und Shoppingzentrum des Landes und ist vor allem bei der japanischen Jugend äußerst beliebt. Auf der stets gut besuchten Einkaufsmeile Takeshita-dōri befinden sich viele Lokale, die süße oder herzhafte Crêpes in unzähligen Variationen anbieten und sie wie eine große Eiswaffel aufrollen. Perfekt für den Hunger zwischendurch und für den eigenen Social Media-Kanal!
TŌKYŌ RĀMEN
Die japanische Nudelsuppe hat ihren internationalen Siegeszug längst angetreten und das überrascht kaum: Rāmen gibt es in unzähligen Varianten, sodass für jeden Geschmack etwas dabei sein sollte. Neben Tonkotsu Rāmen gehört Tōkyō Rāmen zu den beliebtesten Sorten weltweit. Die vergleichsweise milde Brühe basiert auf Schweine- bzw. Hühnerfleisch und wird mit Dashi oder Sojasauce gewürzt, die Nudeln sind dünn und leicht gewellt. Tōkyō Rāmen hat einen klaren, herzhaften Geschmack und genießt vor allem in der Kantō-Region den Ruf des „Standard-Rāmen“ (im positiven Sinne!).
MONJAYAKI
Monjayaki ist ein in der Kantō-Region beliebtes Teppan-Gericht und ähnelt in Sachen Zutaten und Zubereitung den japanischen Pfannkuchen Okonomiyaki. Allerdings wird dem Teig zusätzlich Wasser oder Dashi-Brühe beigemischt, was ihn etwas flüssiger macht. Monjayaki wird auf einem Teppan-Grill zusammen mit verschiedenen Gemüse- oder Fleischsorten gebraten und mit einem kleinen Spatel gegessen. Das Gericht soll aus dem Tōkyōter Viertel Tsukishima stammen, weshalb es dort eine Spezialität ist – auf der beliebten „Monja Street“ gibt es ganze 70 Lokale, die es anbieten!
TOKYO BANANA
Landestypische Süßigkeiten sind ein tolles Mitbringsel – je ausgefallener, desto besser! Wer von einer Tōkyō-Reise zurückkehrt, kann mit dieser fluffigen Spezialität Eindruck machen: TOKYO BANANA ist ein weicher Biskuit-Kuchen mit fruchtiger Bananen-Creme-Füllung. Doch gibt es viele weitere Geschmacksrichtungen und Produkte des Konfekt-Unternehmens, etwa mit Cheesecake- oder Ahornsirup-Geschmack. Diese erhalten Sie zum Glück auch in anderen japanischen Städten, aber dafür nicht in anderen Ländern! Exklusiv am Flughafen Haneda gibt es zudem die bananenförmigen Küchlein mit Honig-Note und süßem Bären-Gesicht zu kaufen.
Autorin des Erfolgsmangas „Tokyo Girls – Was wäre wenn...?“
IM INTERVIEW MIT
HIGASHIMURA AKIKO
Als Single-Frau um die Dreißig hat man es auch in Tōkyō nicht leicht – Higashimura Akiko fängt diese Sorgen und Nöte in ihrem Manga „Tokyo Girls“ äußerst treffend und mit teils bissigen Gags ein. Was bedeutet ihr die Metropole Tōkyō persönlich, welche Tipps hat sie für Besucher und was ist rund um die Entstehung des Mangas so alles passiert? (Text: Constanze Thede)
Mehr auf der Webseite: Moderne Kultur > Popkultur
ie „Tokyo Girls“ Rinko, Koyuki und Kaori kennen sich schon seit ihrer Schulzeit und sind nach dem Abschluss gemeinsam nach Tōkyō
gegangen. Doch im Handumdrehen sind über zehn Jahre vergangen und die drei sind mit über Dreißig Single und beruflich nur mäßig erfolgreich. Angesichts
der für 2020 geplanten Olympiade beschließen sie, bis dahin einen passenden Heiratskandidaten zu finden. Dies ist jedoch schwieriger als gedacht.
Die Olympischen Spiele sind mittlerweile vorbei. Was ist aus den Single-Frauen geworden, die Ihnen als Vorbild für die „Tokyo Girls“ dienten?
Eine beträchtliche Zahl der „Tokyo Girls“ in meinem Umfeld hat sich aktiv auf die Partnersuche begeben und geheiratet. Der Gedanke, dass sie nicht unendlich viel Zeit haben und im Handumdrehen älter werden, scheint als Antrieb gewirkt zu haben. Es sind wirklich allesamt ganz zauberhafte Frauen, daher haben sie keine Probleme, einen Partner zu finden, wenn sie sich erst einmal aufraffen.
Was macht Tōkyō in Ihren Augen so besonders?
Tōkyō ist die bevölkerungsreichste Stadt der Welt und voller junger Menschen, die vom Land in die Stadt gezogen sind. Wer dort behauptet, keinen Partner oder keine Partnerin zu finden, wird nirgendwo auf der Welt fündig werden – auch darum sollte es im Manga gehen. Selbst im digitalen Zeitalter gibt es Begegnungen, die man nur in Tōkyō haben kann.
Achten Sie im Alltag auf bestimmte Dinge, um Ihr Werk möglichst authentisch zu gestalten?
Da ich in Harajuku arbeite, habe ich mich bemüht, sowohl die Frauen, die dort unterwegs sind, als auch die Cafés, Bekleidungsgeschäfte und Bars so darzustellen, wie sie sind. Das gilt auch für die Mode und Kleidung der Frauen um die Dreißig. Beim Zeichnen überlege ich mir genau, ob ein Kleidungsstück z. B. 30 oder 70 Euro kostet.
In „Tokyo Girls“ ist die Izayaka-Bar ein wichtiger Ort für die Protagonistinnen. Was macht für Sie persönlich den Charme eines Izakaya aus?
Dies ist wohl vor allem in Asien üblich, aber für mich liegt der Charme eines Izakaya darin, dass man nach Lust und Laune viele kleine Portionen seiner Lieblingsspeisen verzehren und dazu etwas trinken kann. Außerdem kann man laut und ausgelassen sein, ohne dass sich jemand darüber ärgert.
Welche Orte in Harajuku und Omotesandō, wo „Tokyo Girls“ hauptsächlich spielt, sollte man besuchen?
In Harajuku und Omotesandō auf jeden Fall die Takeshita-dōri, wo es Crêpes, Tapioka und Regenbogen-Zuckerwatte gibt, die bei den Jugendlichen gerade sehr angesagt sind. Außerdem das Izakaya Hyōtan, denn dort ist es besonders günstig und lecker und es diente als Vorbild für das Izakaya, das die „Tokyo Girls“ immer besuchen. Meine Assistent:innen gehen nach der Arbeit immer zum TōgōSchrein, den ich auch sehr empfehlen kann. Ich war wirklich überrascht, dass es mitten in der Großstadt so große Wasser- und Ochsenfrösche gibt. Man sieht hier sogar Füchse. In der Hochphase der Pandemie waren die Straßen von Harajuku menschenleer und die Füchse sind hier umhergeschlichen. Das ist wirklich passiert!
Generell würde ich Touristen unbedingt die Depa chika (unterirdische Feinkostabteilungen) ans Herz legen, besonders die der Kaufhäuser Mitsukoshi Ginza, Mitsukoshi Nihonbashi und Isetan in Shinjuku. Allein sich dort umzuschauen ist eine wahre Freude.
Was verbinden Sie mit Deutschland und haben Sie eine Botschaft an Ihre Leser:innen hierzulande?
Ich wollte schon immer mal ein deutsches Brauhaus besuchen. Außerdem würde ich gerne mal eine echte Schwarzwälder Kirschtorte probieren. Übrigens habe ich neben „Tokyo Girls“ noch zahlreiche andere Mangas gezeichnet! Leider ist nur ein Bruchteil davon im Ausland erschienen, aber dennoch lege ich sie Ihnen wärmstens ans Herz.
TOKYO GIRLS
Was wäre wenn...?
Egmont
HIGASHIMURA AKIKO
Geboren 1975 in Miyazaki, hat sie in Japan schon zahlreiche Werke veröffentlicht. „Tokyo Girls“ erschien dort von 2014-2017 unter dem Titel Tōkyō tarareba musume und erhielt 2017 sogar eine TV-Adaption.
Pulsader einer Großstadt
DIE
YAMANOTELINIE
In ganz Tōkyō existieren fast 900 Bahnstationen, die von über 50 verschiedenen Linien angefahren werden. Neben dem Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen ist die Yamanote-Linie die wohl bekannteste Bahnlinie Japans, die in einer scheinbar ewigen Dauerschleife die großen und kleinen Knotenpunkte der Stadt miteinander verbindet – für Touristen und Pendler so ermüdend wie lebensrettend. (Text:
An der leuchtend grünen Farbe erkennt man die Züge der Yamanote-Linie in Tōkyō sofort. Laut der Betreibergesellschaft Japan Railways (JR) nutzen sie durchschnittlich 3,5 Millionen Menschen – und das täglich. Die Besonderheit ist ihre Strecke, die in einer ovalen Kreisform verläuft. Alle zwei bis vier Minuten fährt eine Bahn in beide Richtungen ab und steuert insgesamt 30 Stationen (darunter die wichtigen
wie Shinjuku, Shibuya, Tōkyō und Ikebukuro) an. Für eine ganze Runde auf der etwa 35 km langen Strecke benötigt sie ca. 59 Minuten. Da sie also quasi ständig im Kreis fahren, unterscheidet man die Züge nicht anhand ihrer Endstation, sondern anhand ihrer Fahrtrichtung im Uhrzeigersinn (sotomawari , „äußerer Kreis“) und gegen den Uhrzeigersinn (uchimawari , „innerer Kreis“). Eine Endstation gibt es aus technischen Gründen trotzdem, die Station Ōsaki, wo sich das Betriebswerk von JR befindet. Dort finden zwischen
Ōsaki Shinagawa Gotanda Meguro Ebisu Shibuya Harajuku Yoyogi Shinjuku Shin-Ōkubo Takadanobaba Mejiro Ikebukuro Ōtsuka Sugamo Komagome Tabata Nishi-Nippori Nippori Uguisudani Ueno Okachimachi Akihabara Kanda Tōkyō Yūrakuchō Shinbashi Hamamatsuchō Tamachi Takanawa GatewayAn fast jeder Station der Yamanote-Linie ertönt bei Abfahrt eines Zuges eine „hauseigene“ Melodie. Achten Sie einmal darauf!
01:18 Uhr und 04:26 Uhr – der kurze Zeitraum, in dem die Ringlinie nicht operiert – alle Wartungsarbeiten statt.
Bescheidene Anfänge, rasantes Wachstum
Ursprünglich diente die Yamanote-Linie nicht dem Personenverkehr, sondern dem Frachttransport. Ihr historischer Vorgänger wurde ab 1885 von der privaten Nippon Railway Company eingesetzt und beförderte maximal 50 Passagiere pro Tag. Zwei Linien verbanden die für den Handelsverkehr zentralen Bahnhöfe Ueno (via Akabane) im Norden mit Shinagawa im Süden der Hauptstadt. Mit dem Bevölkerungswachstum nahm auch die Bedeutung und Nutzung der Bahnstrecke zu. 1903 eröffnete ein weiterer Streckenabschnitt, der „obere“ Teil der heutigen Yamanote-Strecke, der die Bahnhöfe Ikebukuro und Tabata miteinander verband. 1909 wurden diese Strecken als Yamanote-Linie zusammengeführt. Von der Station Tōkyō, die 1919 hinzu kam, fuhren die Züge in Richtung Westen weiter, sodass sie in einer Art 6-Form operierten. 1925 wurde die Lücke zwischen Tōkyō und Ueno geschlossen – die Kreisform war komplett.
In der Wiederaufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg avancierte die Yamanote-Linie zu einem der wichtigsten
Transportmittel der Hauptstadt. 1971 wurde zudem endlich das Namensdilemma gelöst: Lange Zeit war die Linie sowohl unter dem Namen Yamanote als auch Yamate bekannt. Das liegt an den Schriftzeichen, die auf beide Weisen gelesen werden können. Der staatliche Nachfolger der Nippon Railway Company, Japanese National Railways (welche 1987 privatisiert und zu Japan Railways wurde), taufte die Linie offiziell Yamanote, auch um sie von der Station Yamate im nahegelegenen Yokohama zu differenzieren. Doch warum heißt sie überhaupt so? Da die Yamanote-Züge ursprünglich zum Frachttransport eingesetzt wurden, legte man die Gleise im weniger bewohnten, hügeligen Teil der Stadt, dem yama no te („Oberstadt“; „in Richtung der Berge“).
Modern, effizient, (des Öfteren) überfüllt
Heutzutage ist die Yamanote-Linie eine der modernsten Bahnlinien Japans. Stets mit der neuesten Technik ausgestattet, sind die Elektrozüge voll klimatisiert, die automatisierten Ansagen werden sowohl auf Japanisch als auch auf Englisch durchgeführt. Seit 2018 testet JR sogar autonom fahrende Züge und plant, diese Technologie bis 2028 vollständig auf der Strecke einzuführen. Diese durfte sich kürzlich zudem über Zuwachs
freuen: Der futuristische Bahnhof Takanawa Gateway, entworfen vom japanischen Star-Architekten Kuma Kengo, wurde 2020 im Rahmen der Olympischen Spiele in Tōkyō eingeweiht – passenderweise neben Tōkyōs ältestem Bahnhof Shinagawa, der 1872 erbaut wurde.
Für Touristen ist die Ringlinie der ideale Weg, um alle großen Sehenswürdigkeiten der Stadt schnell zu erreichen. Da sie Teil des JR-Streckennetzes ist, deckt der Japan Rail Pass außerdem alle Fahrten mit ihr ab! Von einer Fahrt zur berüchtigten japanischen Rushhour sollte man allerdings absehen, auch wenn durch die Corona-Pandemie die berühmten Bilder von überfüllten Waggons seltener geworden sind. Aber egal, ob voll oder nicht: Wie die meisten Züge in Japan ist die Yamanote-Linie äußerst zuverlässig und verspätet sich nur in Ausnahmefällen.
Rushhour in Tōkyō: Besonders der Bahnhof Shinjuku stellt Fahrgäste oft auf Geduldsprobe.Der Takao
TŌKYŌS HEILIGER BERG
Wenn man an Tōkyō denkt, bauen sich vor dem geistigen Auge riesige Wolkenkratzer auf. Tatsächlich aber wird die Metropole von einer märchenhaften Naturlandschaft eingerahmt. Der Berg Takao ist der ganze Stolz Tōkyōs, den Naturliebhaber sich nicht entgehen lassen sollten. (Text: Maria-Laura Mitsuoka)
Z
u Beginn der Reise am Bahnhof Takaosanguchi bietet der erhöhte Bahnsteig einen guten Ausblick auf das Trick-Art- und das Takao 599-Museum, auf traditionelle Souvenirläden und die Hauptroute, die sich entlang der Bäume zum Gipfel schlängelt. Ruhig wie ein schlafender Titan schaut der 599 m hohe Berg Takao auf seine Besucher herab und lädt dazu ein, einen der sechs verschiedenen Wanderwege zu erkunden, die je nach Schwierigkeitsgrad und Naturlandschaft variieren.
Ein Wanderpfad durch die Geschichte Wer den Berg Takao zum ersten Mal besucht, sollte Route 1 einschlagen. Der 3,8 km lange Wanderweg führt an zahlreichen Sehenswürdigkeiten wie dem Jōshinmon (dem Eingangstor), der Izuna Daigongen-Halle sowie dem Hauptgebäude des Yakuōin-Tempels vorbei und endet am Berggipfel, der eine herrliche Aussicht über die gesamte Region und mit etwas Glück auch auf den Fuji bietet. Der Yakuōin-Tempelkomplex wurde 744 während der Herrschaft des Kaisers
Mehr auf der Webseite: Reisen > NaturWer die prächtige Herbstlaubfärbung erleben möchte, sollte am besten Ende November den Takao besteigen.
Der Berg Takao bietet neben einem Ausflug durch die Geschichte Japans auch atemberaubende Naturlandschaften.
Aussicht vom Gipfel des Takao: Bei gutem Wetter gibt sich der heilige Berg Fuji die Ehre.
Bäume, die mit einem Strohseil (shimenawa) umbunden sind, sollen heilige Götter beherbergen.
Die kleine Station Takaosan im Herbst. Die dort abfahrende Seilbahn bringt Wanderer etwas schneller auf den Gipfel. Mitsufuku Dango: Die Takao-Spezialität verspricht dreifa -
Shōmu (seinerzeit ein begeisterter Anhänger des Buddhismus) errichtet. 1375 suchte der Mönch Shungen Daitoku den Takao auf, um unter dem Biwa-Wasserfall asketisch zu meditieren. Er führte anspruchsvolle Rituale durch und beschwor der Legende nach schließlich die Schutzgottheit Izuna Daigongen (die vor Schaden bewahren und Glück bringen soll), zu deren Ehren er die gleichnamige Halle errichten ließ. Während der Sengoku-Zeit (1467-1603) verehrten auch eine Reihe mächtiger Kriegerfürsten wie Takeda Shingen, Uesugi Kenshin und der berühmte Hōjō-Clan diese Schutzgottheit.
Takaos kulinarische Delikatessen
Für hungrige Bergsteiger stehen am Fuße des Takao zahlreiche Restaurants offen, die lokale Spezialitäten anbieten. Besonders beliebt ist das Tengu-yaki, das im Geschäft Takaosan Sumika angeboten wird. Dabei handelt es sich um ein mit süßer Bohnenpaste gefülltes Gebäck in Form eines mythischen tengu
Eine weitere Delikatesse ist Mitsufuku Dango, ein Snack, der aus drei Reismehlbällchen besteht und an den Raststätten entlang der Route 1 erworben werden
kann. Seine Bestandteile stehen für daifuku (Glück), kōfuku (Glückseligkeit) und yūfuku (Wohlstand). Die Spieße werden langsam über einem Holzkohlefeuer gegrillt und mit einer speziellen Walnuss-Miso-Sauce überzogen.
Diese Köstlichkeiten genießt man am besten mit Blick auf die Berglandschaft, denn der Takao geizt nicht mit seinen Reizen. Im Frühling hüllen Kirschbäume den Yakuōin-Tempel in ein Meer aus rosa Blüten ein, während im Sommer kühle Spaziergänge entlang der Bäche das Gemüt erfrischen. Rotgoldene Blätterdächer erstrecken sich im Herbst über das gesamte Gelände, wohingegen der Aufstieg an kalten Wintertagen mit einem herrlichen Ausblick auf den schneebedeckten Fuji belohnt wird.
Für jüngere Besucher oder Naturliebhaber bietet der Berg neben einem Affenpark fünf weitere Wanderwege, deren Wälder ganzjährig eine farbenprächtige Vielfalt an Pflanzen und Bäumen beherbergen. Diese Eindrücke machen das Bergsteigen nicht nur zu einer abwechslungsreichen Freizeitbeschäftigung, sondern auch zu einem Abenteuer für Freunde und Familie.
TENGU
Der Berg Takao ist eng mit der Verehrung von Tengu verbunden, dämonenartigen Wesen mit langen Nasen, die als Götterboten dienen. Vor den Hallen des Izuna Daigongen begegnet man zwei Tengu-Arten: Der kleinere mit dem Krähenschnabel ( karasu tengu ) symbolisiert eine Person, die sich noch in der spirituellen Ausbildung befindet, während der größere einen erfahrenen Yamabushi darstellt, der bereits die spirituelle Kraft des Takao erlangt hat.
IZU & OGASAWARA Inselidyllen
Beim Stichwort Tōkyō denkt wohl kaum jemand an endlose weiße Sandstrände, von Vulkanausbrüchen geprägte Ebenen und im Wasser spielende Delfine. Tatsächlich ist die Verwaltungseinheit Tōkyō aber von Nord nach Süd mehr als 1.000 km lang und umfasst eine Anzahl sagenhafter, naturbelassener Inseln, auf denen man genau das erleben kann! Die Izu-Inseln bilden zusammen mit den Ogasawara-Inseln eine faszinierende Meeresidylle.
AOGASHIMA
Ein paar dutzend Kilometer südlich von Hachijōjima befindet sich dieses „verlorene Paradies” – eine steile Vulkaninsel, in dessen Krater sich mehrere hundert Bewohner angesiedelt haben und Landwirtschaft betreiben. Dort werden mit der Hitze des Vulkans Speisen zubereitet und das schmackhafte Hingya-Salz hergestellt. Doch Vorsicht: Aogashima kann nur von Hachijōjima per Boot oder Hubschrauber erreicht werden. Beide fallen aufgrund schlechten Wetters jedoch häufig aus.
ŌSHIMA
Das dem Tōkyōter Zentrum am nächsten gelegene Ōshima ist vor allem im Winter von den Hochhäusern der Stadt gut zu erkennen. Die eiförmige Insel wird von dem 764 m hohen aktiven Vulkan Mihara dominiert. Reisende können im „Tsubaki Garden“ hunderte Kamelien (und mindestens ebenso viele Kaninchen) bewundern oder das Geröllfeld auf dem Gipfel durchlaufen. Auch die heißen Quellen sowie das Vulkanmuseum sind empfehlenswert. Auf den Gourmet wartet die Spezialität Bekkō-Don – in Sojasauce marinierte Seebrasse auf Reis mit grünem Pfeffer, der auf Ōshima angebaut wird.
IzuInseln
HACHIJŌJIMA
Izu-Inseln
Wasserfälle, Fußbäder, Bergsteigen, Bade- und Tauchgelegenheiten, eine „schwarze Wüste“ direkt über dem Meer und ein vielfältiger Botanischer Garten – diese subtropische Insel lässt keine Wünsche mehr offen und galt in der japanischen Bevölkerung lange Zeit als günstigere Alternative zum Hawaii-Urlaub. Auch kulinarisch gibt es viel zu entdecken: etwa das Shimazushi („Insel-Sushi“, das mit japanischem Senf gegessen wird), Molkereiprodukte, die am Fuße des 850 m hohen Berges Hachijō-Fuji hergestellt werden, Zitronen sowie andere subtropische Obstsorten.
OgasawaraInseln Ōshima Toshima Niijima Miyakejima Hachijōjima Chōfu Haneda TakeshibaPier Aogashima Chichijima Hahajima (Text: Matthias Reich) Mehr auf der Webseite: Reisen > TourismusNIIJIMA
Die große Insel Niijima bietet herrlich weiße Strände, Gelegenheiten zum Schnorcheln, Surfen und Angeln – und Kunst, denn dort verstreut kann man sonderbare Skulpturen und auch ein Museum für Glaskunst bewundern. Entspannen lässt es sich in einer Thermal-Quelle mit Meerblick oder einem „Bad” in heißem Sand. Für die lokale Spezialität Kusaya, eine Art Stockfisch, ist ein wenig Mut nötig: Der Geschmack ist köstlich, doch der Geruch äußerst gewöhnungsbedürftig. Die Insel bietet als Alternative viel frisches Gemüse sowie vor Ort gebrannten Reisschnaps.
MIYAKEJIMA
Kaum eine Insel ist in Japan so stark von einem aktiven Vulkan geprägt wie diese –immer wieder müssen sie alle Bewohner verlassen, zuletzt von 2000 bis 2005. Und doch kehren die meisten gerne zurück. Die Kraft des Vulkans erlebt man am besten im Südwesten der Insel, nahe der Siedlung Ako, wo die Küste besonders spektakulär ist. Dort kann man in heißen Quellen baden und mit Delfinen schwimmen. Am kleinen Izu-Misaki-Leuchtturm hat man einen herrlichen Ausblick, und bei den Kraterseen tummeln sich viele endemische Vogelarten.
HAHAJIMA & CHICHIJIMA
Ganze 1.000 km von Tōkyō entfernt liegt die Ogasawara-Inselgruppe – allen voran die bewohnten Inseln Hahajima („Mutterinsel”) und Chichijima („Vaterinsel”). Dort wird es richtig tropisch, mit Temperaturen um 20 Grad im Winter und 30 Grad (und damit oft kühler als in der Hauptstadt) im Sommer. Von rauen Küsten bis exotischen Gewächsen, Walen und Meeresschildkröten gibt es Zahlreiches zu entdecken, und die Inseln genießen entsprechend den Ruf als Taucherparadies. Neben Passions- und Zitrusfrüchten wird dort sogar Kaffee angebaut.
MIT DER FÄHRE
Alle Fähren zu den Izu-Inseln fahren vom Takeshiba-Pier in Tōkyō ab (Haltestelle Takeshiba der Yurikamome-Linie). Die Überfahrt dauert ca. sechs Stunden bis Ōshima und über 12 Stunden bis Hachijōjima. Die Ogasawara-Inseln sind ausschließlich per Fähre zu erreichen. Einmal pro Woche fährt eine vom Takeshiba-Pier ab und braucht ca. einen Tag bis zum Ziel, und kehrt nach drei Tagen zurück nach Tōkyō. Vorsicht: An- und Abreise sollten sehr frühzeitig geplant werden.
TOSHIMA
Von weitem sieht sie aus wie eine im Wasser stehende Miniaturversion des Fuji. Toshima besteht nur aus einem einzigen Berg, dem 500 m hohen Miyatsuka. Der kann rasch bestiegen werden und in den Wintermonaten ist von dort der echte Fuji sichtbar. Der Minamigayama-Park wiederum bietet einen tollen Blick auf die umliegenden Izu-Inseln. Doch nicht nur das: Auf Toshima kann man gut tauchen oder mit einer Delfinschule – dort leben rund 20 Delfine – schwimmen. Gerichte mit frischen Meeresfrüchten runden den Abend ab.
MIT DEM FLUGZEUG
Die bewohnten Izu-Inseln (mit Ausnahme von Hachijōjima) werden vom Flughafen Chōfu angeflogen. Hachijōjima erreicht man über den Flughafen Haneda, dieser Flug dauert ca. eine Stunde und ist in der Regel günstiger als die Flüge zu den anderen Inseln.
Izu-Inseln Izu-Inseln Izu-Inseln Ogasawara-Inseln © Tokyo Convention&Visitors Bureau © Tokyo Convention&Visitors Bureau © Ogasawara Village Tourist AssociationDIE WICHTIGSTEN FRAGEN BEANTWORTET Meine erste Tōkyō-Reise
Trotz großer Faszination zögern noch viele, Tōkyō zu besuchen – es sei zu weit weg, die Sprache zu fremd. Dabei bietet die Stadt einen hohen Komfort, spannende Sehenswürdigkeiten und eine einzigartige Esskultur, die es sich lohnt zu entdecken. (Infos: Stand Juli 2022)
auf der Webseite: Reisen > Tourismus
Muss ich Japanisch können, um in Tōkyō zurecht zu kommen?
Leider sprechen selbst in Tōkyō viele Einheimische nur wenig Englisch. Eine Übersetzungssoftware ist hilfreich, aber nicht zu 100 % zuverlässig. Die meisten Ortsansässigen sind jedoch Touristen gern behilflich, zur Not auch mit Händen und Füßen. Bahnhofsschilder und Anzeigen wiederum sind oft zweisprachig, auch viele Restaurants und Sehenswürdigkeiten bieten englischsprachige Menüs und Informationen an. Man kommt zwar auch ohne Sprachkenntnisse in Tōkyō zurecht, ein Grundwortschatz an einfachem Japanisch macht den Besuch aber angenehmer.
Wann ist die beste Reisezeit?
Wie teuer ist eine Tōkyō-Reise?
Das hängt vom Budget und gewünschtem Komfort-Level ab. In Tōkyō gibt es günstige Hostels wie luxuriöse 5-Sterne-Hotels, dasselbe gilt für Restaurants. Pro Tag und Person sollte man für Unterkunft 50 bis 80 €, für Verpflegung 20 bis 40 € einplanen. Hinzu kommen Eintritte, Transport, Souvenirs und andere individuelle Ausgaben. Bei Direktflügen (Hin und Zurück) sind zwischen 600 und 900 € pro Person die Norm, je nach Saison und Airline.
Die beliebtesten Reisezeiten für Japanreisen sind Frühling und Herbst. Besonders zur Kirschblütenzeit Mitte März bis Anfang April sind die großen Touristenspots überlaufen. Dafür besticht das Land mit milden Temperaturen und schönen Naturlandschaften. Flüge und Unterkünfte sollten deshalb mehrere Monate im Voraus gebucht werden. Der Sommer ist ebenfalls eine gute Reisezeit, in Tōkyō aber heiß und sehr schwül. Im Juni ist zudem Regenzeit. Über Neujahr haben die meisten öffentlichen Einrichtungen, Restaurants und Geschäfte geschlossen.
Kann ich in Tōkyō mit Kreditkarte zahlen?
Für eine Woche Tōkyō sollte man mit Gesamtkosten von mind. 1.500 bis 2.000 € pro Person rechnen.
Wie viele Tage sollte ich in Tōkyō verbringen?
Da Tōkyō riesig ist und zahlreiche Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, empfehlen sich mind. fünf, besser aber sieben bis zehn Tage, um möglichst viel zu erleben und entspannter zu reisen. Wer länger als sieben Tage bleibt, sollte sich das Umland von Tōkyō sowie andere Städte wie Kyōto und Hiroshima auch nicht entgehen lassen.
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Um beim Geldabheben flexibel zu sein, empfiehlt sich eine Kreditkarte. Manche Geldautomaten akzeptieren jedoch ausschließlich VISA und keine Mastercard, Maestro-Karten funktionieren nur in Ausnahmefällen. Da auch viele Geschäfte und Restaurants keine (ausländischen) Kreditkarten akzeptieren, sollten Sie immer genug Bargeld dabei haben.
Tipp: Der Convenience Store 7-Eleven z. B. verfügt über Geldautomaten, bei denen sich mit ausländischen Kreditkarten zum aktuellen Wechselkurs Geld abheben lässt.
Darf ich mit meinem Führerschein Auto fahren?
Um in Japan ein Kfz fahren zu dürfen, braucht man eine japanische Übersetzung des deutschen Führerscheins. Der deutsche Internationale Führerschein wird dort nicht anerkannt. Übersetzungen können kostenpflichtig u. a. bei der Japan Automobile Federation (JAF) oder beim ADAC Südbayern e.V. angefertigt werden. Diese sowie der Original-Führerschein müssen immer zwingend mitgeführt werden. Achtung: In Japan gilt Linksverkehr!
Gibt es öffentliches WLAN?
Ein flächendeckendes öffentliches WLAN in Tōkyō gibt es nicht. Die Stadt bietet einen kostenlosen WLAN-Service (TOKYO FREE Wi-Fi) an touristisch gut besuchten Orten sowie den U-Bahnhöfen an. Diverse andere Anbieter stellen kostenlose Hotspots an zahlreichen Locations wie Hotels, Restaurants, Cafés, Bahnhöfen, Einkaufszentren oder großen Sehenswürdigkeiten zur Verfügung, deren Zahl, Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit allerdings von Ort zu Ort stark variieren. Um flexibler zu sein, empfiehlt sich ein mobiler WLAN-Router, den man online reservieren und am Flughafen abholen kann.
Ist Tōkyō für Touristen
gefährlich?
Trotz sehr niedriger Kriminalitätsrate kommen Diebstähle, Betrugsmaschen oder Übergriffe durchaus vor. Eine gesunde Portion Vorsicht ist angeraten, achten Sie auf Ihre Wertgegenstände und meiden Sie zwielichtige Gegenden. Davon abgesehen ist Japan das erdbebenreichste Land der Welt und man sollte wissen, wie man sich im Fall eines Erdbebens verhält. Haben Sie Notfallnummern Ihrer Botschaft und Auslandskrankenversicherung griffbereit.
Welche Impfungen sollte ich haben?
Lohnt sich der Japan Rail Pass?
Mit dem Japan Rail Pass kann man in einem bestimmten Zeitraum sämtliche Züge des JR-Liniennetzes (inkl. der Shinkansen-Züge) nutzen. Dieser kostet zwischen 210 und 440 €. Er lohnt sich, wenn man viel mit dem Shinkansen durch Japan reisen möchte. Wer nur in Tōkyō unterwegs ist, sollte auf den Pass eher verzichten und z. B. auf Tages- oder Kombitickets von JR oder der U-Bahn zurückgreifen.
Viele weitere Informationen zum Tourismus in Tōkyō erhalten Sie auf GO TOKYO! www.gotokyo.org
Empfohlen wird ein Impfschutz gegen Tetanus, Diphtherie, Masern und Hepatitis A, ggf. auch Hepatitis B. Bei längeren Aufenthalten, etwa in ländlichen Gebieten, ist eine Impfung gegen die Japanische Enzephalitis sinnvoll. Je nach geltenden Bestimmungen kann eine COVID-19-Impfung Voraussetzung für die Einreise nach Japan sein.
DIE VIELFÄLTIGE WELT DER KOKESHI
Es gibt sie klein und groß, dick und dünn, mal bunter, mal blumiger, meist mit einem leichten Lächeln im Gesicht. Kokeshi, so heißen diese arm- und beinlosen Holzfiguren, die die Häuser von immer mehr Menschen schmücken und (angeblich auch) schützen. In rund 150 Jahren haben die Kunstwerke nicht nur Japan, sondern die ganze Welt erobert.
(Text: Simone Hencke)
Bereits in den späten Jahren der Edo-Zeit stellten Holzdrechsler:innen in der nördlichen Tōhoku-Region die ersten kokeshi aus Holzresten her und verkauften sie an die Besucher:innen der onsen-Badehäuser vor Ort. Waren sie zunächst eher als Souvenirs oder Spielzeug für Kinder gedacht, wurden die Puppen mit der Zeit aber auch unter Erwachsenen, u. a. als Dekoration und Talismane, immer beliebter.
Als sich in den 50er und 60er Jahren die Bevölkerung Japans von der Zerstörung des Zweiten Weltkriegs zu erholen und die Wirtschaft zu boomen begann, taten dies auch die kokeshi. In dieser Zeit wurden die kreativen sōsaku kokeshi geboren, moderne und freiere Varianten. Hersteller:innen dieser neuen Art mussten nicht so viele Regeln befolgen wie bei den traditionellen dentō kokeshi. Etwa durften sie vielfältige Materialien (und nicht nur
bestimmte Holzarten) nutzen und sich anderen Motiven und Mustern als den klassischen (wie Chrysanthemen oder Pflaumenblüten) widmen.
Niedliche Hoffnungsträger
So werden kokeshi heute auch aus Plastik hergestellt, teils in schillernden Farben, teils Anime-Charakteren nachempfunden. Es gibt kokeshi-Schlüsselanhänger, -Lippenstifte und sogar eine kokeshi-Flaschenpost! In der Präfektur Gunma, wo die meisten kreativen kokeshi produziert werden, entstanden nach dem Tōhoku-Erdbeben 2011 etwa auch niedliche „ kokechi “, mit dem Ziel, den Menschen in Japan neuen Mut zu schenken. Mittlerweile haben es kokeshi in verschiedener Form rund um die Welt geschafft. Zum Beispiel verkaufen manche Schreibwarengeschäfte oder Kaufhäuser in Deutschland die Kimmidolls, eine
Neuinterpretation der traditionellen Holzpuppen aus Australien. Und all jene, die einmal Wii Sports gespielt haben, kennen kokeshi ebenfalls, denn das Design der Spielcharaktere, der Mii, wurde teilweise von ihnen inspiriert. Doch obwohl die kleinen Figuren international bekannt sind, umgeben sie noch immer einige Geheimnisse, wie etwa über den Ursprung ihres Namens. Einer gängigen Theorie zufolge basiere dieser auf den Schriftzeichen für „Kind“ (子, ko) und „verschwinden“ (消し, keshi), weil die Figuren bei Trauerfeiern für Kinder, die im Zuge von Hungersnöten während der Edo-Zeit ihr Leben verloren hatten, aufgestellt worden seien. Belege dafür gibt es allerdings keine – höchstwahrscheinlich handelt es sich nur um ein düsteres Gerücht. Denn tatsächlich sind kokeshi keine Träger schlechter Omen, sondern stehen für allerlei Positives wie Fruchtbarkeit, Heilung, Glück und Hoffnung.
WUSSTEN SIE SCHON...?
Washoku ist vielfältig und unheimlich lecker, doch man lernt wahrlich nie aus. Kannten Sie schon diese interessanten Fakten zur japanischen Küche?
Was isst man im Herbst?
Japans Küche ist stark von saisonalen Zutaten geprägt. Der Herbst ist Erntezeit und so freuen sich die Menschen z. B. auf frischen Reis, Süßkartoffeln, Maronen, Kürbis und zahlreiche Pilzsorten. Auch der Buchweizen, aus dem die beliebten Soba-Nudeln hergestellt werden, wird im Herbst geerntet. Als klassische japanische Herbstgerichte gelten Reis mit Maronen (kuri gohan) bzw. edlen Matsutake-Pilzen (matsutake gohan) oder gegrillter Makrelenhecht (sanma). Zum Dessert schmecken karamellisierte Süßkartoffeln (daigaku imo) oder saftige Kakifrüchte, die roh, getrocknet sowie als Zutat in anderen Süßspeisen verzehrt werden.
Woher kommt der Teppanyaki-Grill?
Der Name lässt schon vermuten, dass die glatte Grillplatte aus Eisen (teppan) eine japanische Erfindung ist. Auch wenn nicht ganz geklärt ist, wann und wie genau sich die Zubereitung von Speisen mit dem teppan-Grill entwickelt hat, wurde 1945 in Kōbe das erste Restaurant für „auf teppan Gegrilltes“ – teppanyaki – eröffnet. Besonders unter den in Japan stationierten Amerikanern fand diese Art der Zubereitung großen Anklang und sie ist im Ausland bis heute sehr beliebt. Bekannte Teppanyaki-Gerichte sind z. B. Okonomiyaki und Yakisoba.
Welche Miso-Sorten gibt es?
Miso-Paste ist ein unentbehrlicher Teil der japanischen Küche. Es überrascht also nicht, dass es viele verschiedene Sorten gibt. In japanischen Supermärkten in Deutschland begegnet man vor allem zwei Typen: Helles Miso (shiro miso) hat einen milden, süßlichen Geschmack sowie einen geringen Salzgehalt. Dunkles Miso (aka miso) wird länger fermentiert als helles und besitzt eine dunkle, rötliche Farbe. Sein Geschmack ist salziger und kräftiger, und eignet sich daher für reichhaltige Suppen sowie Marinaden. Unterschieden wird vor allem nach Region, Geschmack sowie Fermentierungszeit.
ORIGAMI-ANLEITUNG SAMURAI-HELM
Connichi www.connichi.de
Die beliebte Anime- und Manga-Convention erwartet ihre Besucher u. a. mit japanischen Ehrengästen, Live-Acts und Vorträgen. Außerdem gibt es einen großen Händlerbereich und viele japanische Snacks.
2022-23 OKTOBER BIS FEBRUAR
Aki no Matsuri www.akinomatsuri.ch
Beliebte zweitägige Anime- und Manga-Convention in der Schweiz.
Sylwia Makris: Die 7 Tugenden www.samuraimuseum.de
Frankfurter Buchmesse www.buchmesse.de
Die große deutsche Messe in Frankfurt steht ganz im Zeichen des Buches mit zahlreichen Highlights. Ehrengast Spanien präsentiert unter dem Motto „Sprühende Kreativität“ seine literarische Vielfalt.
Fotoausstellung im Samurai Museum über die sieben Tugenden des Bushidō.
Kyary Pamyu Pamyu https://cw.kyary.asobisystem.com
Die japanische Musikerin hält im Rahmen ihrer Welttournee zwei Konzerte in Deutschland.
German Comic Con https://shop.germancomiccon.com Comic-Convention nach US-amerikanischem Vorbild mit Star-Gästen und Cosplay.
Japanmarkt Berlin: Weihnachtsmarkt www.moijmomente.de
Der regelmäßig stattfindende Kunst- und Kreativmarkt lädt zum entspannten Spaziergang zwischen zahlreichen Händlerständen mit einzigartigen Waren in japanischem Flair ein.
www.jki.de
In Anlehnung an Miyazawa Kenjis berühmten Roman „Night on the Galactic Railroad“ präsentieren neun Künstler:innen aus Japan und Deutschland ihre beeindruckenden Werke.
EYES ON JAPAN: 16. Japanische Filmtage www.dus.emb-japan.go.jp Zahlreiche japanische Filme, Animes und Dokus werden im Rahmen des Filmfests gezeigt.
DRUM TAO www.drum-tao.de Japanische Künstler:innen geben Taiko-Konzerte in verschiedenen deutschen Städten.
Das Print- und Onlinemagazin JAPANDIGEST berichtet nahezu täglich über spannende Themen zu Japans Kultur, Geschichte, Gesellschaft, Sprache und Alltag. Wir versorgen Sie außerdem mit leckeren Rezepten und aktuellen Infos zu Events im deutschsprachigen Raum!
Galactic Railroad: Kunst zwischen Japan und Deutschland © Frankfurter Buchmesse Kassel / 07. bis 09. Oktober Berlin / 27. November Köln / bis 18. Dezember Frankfurt a. M. / 19. bis 23. OktoberDas Medienunternehmen News Digest veröffentlicht für die japanischen Gemeinden in Deutschland und England zweimal im Monat die Zeitschrift News Digest auf Japanisch. Um alle deutschsprachigen Japanfans zu versorgen, geben wir seit 2012 den JAPANDIGEST in Deutschland heraus.
UNSERE LEISTUNGEN
www.newsdigest-group.com/de
TEXTE
Wir verfassen Texte für Magazine, Websites, Broschüren, Event- und Programm-Ankündigungen und mehr.
RECHERCHE
Unsere Japanexperten recherchieren zu aktuellen Nachrichten und anderen japanbezogenen Themen.
ÜBERSETZUNGEN
Wir übersetzen Texte vom Deutschen, Englischen und Französischen ins Japanische und umgekehrt.
DESIGN
Wir entwerfen und produzieren Werbemittel nach Ihren Wünschen für ein kreatives und effektives Marketing.
WEBDESIGN
U. a. Design und Aufsetzen von Websites, Domain-Erstellung, Server-Installation und Umsetzung von Webservices.
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Planung, Produktion und Bearbeitung von Videoaufnahmen nach Ihren Vorstellungen und Bedürfnissen.
Sprechen Sie uns an! info@newsdigest.de
Männer- und Frauengeschirr
ALLTAGSGEGENSTÄNDE NACH MASS
Wussten Sie, dass es in Japan unterschiedlich große Essstäbchen und Teetassen für Männer und Frauen gibt, die nach besonderen Maßeinheiten angefertigt werden? Sun, shaku und ata sind einige dieser traditionellen Längenmaße, die noch heute den japanischen Alltag beeinflussen. (Text: Aya Puster)
Mehr auf der Webseite: Alltag > Langfristig in Japan
Stellen Sie sich vor, Sie sind nach einer langen Corona-bedingten Pause wieder in Japan, genießen die schöne Landschaft und gutes Essen. Sie betreten ein Porzellan-Geschäft, um für Ihre Liebsten feine Teetassen als Mitbringsel zu besorgen. Sie finden eine große Herrentasse und eine zierliche Damentasse in einer Geschenkpackung für Pärchen, die sich meoto chawan („Ehepaartassen“) nennen. Dieser Anblick erinnert Sie an den neuesten „Global Gender Gap Report“ von 2021, nach dem Japan auf Rang 120 von 156 abgerutscht sei. Sie sind empört und enttäuscht, dass Japan die Geschlechterdiskriminierung so weit treibt und Frauen eine kleinere Portion Tee als Männern zugesteht. Doch so ist es zum Glück nicht, im Gegenteil. Hinter diesem Größenunterschied steckt ein ganz pragmatischer Gedanke.
Unterschiedliche Größen erleichtern den Alltag
Während der Edo-Zeit (1603-1868) fanden japanische Handwerker durch ihre tägliche Arbeit heraus, dass sich bestimmte Alltagsgegenstände angenehmer nutzen lassen, wenn sie der eigenen Körpergröße entsprechen. Eine Tasse, die perfekt in die Handflächen der Person passt und weder zu leicht noch zu schwer ist, würde das Trinkerlebnis deutlich
verbessern – besonders, da man in Japan die Teetasse mit beiden Händen anhebt. Eine ideale Tasse ist etwa so hoch wie der Durchmesser des Kreises, den man mit beiden Daumen und Zeigefingern bilden kann, und etwa so breit wie dessen Radius. Da Männer meistens breitere Hände und längere Finger als Frauen haben, fallen Herrentassen etwas größer aus.
Der Durchmesser einer typischen Herrentasse (12 cm) entspricht etwa 4 sun. Sun ist
eine alte Maßeinheit mit einer Länge von ca. 3 cm. Die Einheit ist auch heute noch ein wichtiger Maßstab für japanisches Geschirr. Die kleinsten Tellerchen mit 2 bis 3 sun werden meist als Dipschalen für Sojasauce verwendet. Mittelgroße Teller zwischen 6 und 8 sun kommen für Hauptgerichte zum Einsatz. Der größte Teller von einem shaku dient als Servierplatte, auf der z. B. Sushi-Rollen dekorativ angeordnet werden.
10 sun = 1 shaku (ca. 30 cm)
10 shaku = 1 jō (ca. 3 m)
6 shaku = 1 ken (ca. 1,8 m) 60 ken = 1 chō (ca. 109 m)
Manche Leser werden beim Bilden eines Kreises mit Daumen und Zeigefingern feststellen, dass dieser viel größer ist als die typische Herrengröße von 4 sun. Die Japanerinnen und Japaner der Edo-Zeit hatten eine geringere Körpergröße als heute und besaßen dementsprechend auch kleinere Hände. Männer waren im Durchschnitt 1,55 m groß, Frauen sogar nur 1,45 m.
Auch bei der Herstellung von Essstäbchen
wurde an die Körpergröße der Nutzer gedacht: Typische Essstäbchen für Männer sind mit 23 cm etwas länger als solche für Frauen (21,5 cm). Als die ideale Länge für Essstäbchen gilt die Faustregel: ein ata x 1,5. Ein ata entspricht dem Abstand zwischen Daumen und Zeigefinger, wenn diese einen Winkel von 90 Grad bilden. In China und Korea, wo traditionell ebenfalls auf die Körpergröße bezogene Längenmaße angewendet wurden, kommen generell längere Essstäbchen zum Einsatz. Der Grund dafür liegt an unterschiedlichen Essgewohnheiten, die sich in den Ländern etabliert haben. Während in Japan das Essen auf kleineren,
individuellen Tellern oder Schalen serviert wird, die in die Hand genommen werden, sitzt man in China und Korea meistens an einem großen runden Tisch, auf dem die Speisen in größeren Tellern angerichtet und geteilt werden. Davon bedienen sich dann alle Anwesenden. Dafür sind längere Essstäbchen praktischer. Außerdem haben japanische Essstäbchen ein spitzes Ende, was sich besser zum Zerteilen von Fisch eignet.
Finden Sie auch Ihre ideale Geschirr- und Stäbchengröße heraus, um während der nächsten Japanreise das perfekte Souvenir für sich und Ihre Liebsten zu finden!
A B Ehepaartassen: Die Tasse für Männer ist traditionell etwas größer als die für Frauen.
C Japanische Teller und Schalen in verschiedenen Größen: 10,5 cm (o. l.), 15 cm (o. r.), 12,5 cm (u. r.), und 30 cm (u. l.).
D Japanische Essstäbchen in unterschiedlichen Größen.
E Beispiel zur Ermittlung der idealen Länge für Essstäbchen:
Der Abstand zwischen Daumen und Zeigefinger (ata) beträgt 14,1 cm. Die Essstäbchen sollten also 21,1 cm lang sein.
Die ideale Länge von Essstäbchen
Lecker & locker japanisch kochen
KULINARISCHE REISE NACH JAPAN
Die Kantō-Region, in deren Zentrum die aufregende Hauptstadt Tōkyō liegt, hat auch kulinarisch einiges zu bieten. Wir nehmen Sie mit auf eine kleine Reise, die in Ihrer eigenen Küche beginnt!
(Text und Fotos: Elisa Röhr von 1mal1japan)
Mehr auf der Webseite: Japan in Deutschland > Rezepte
Kantōs Nudelsuppe Nr. 1 TŌKYŌ
SHŌYU RĀMEN
2 Portionen / Zubereitungszeit: 45 Min.
ZUTATEN
• 2 Portionen Rāmen-Nudeln (z. B. im Asia-Markt erhältlich)
• 1 l Dashi-Brühe
• 4 EL Sojasauce
• 2 EL Sake
Toppings:
• 2 in Sojasauce marinierte Rāmen-Eier (alternativ: hartgekochte Eier mit weichem Dotter)
• Geschmorter Schweinebauch (nach Belieben)
• Bambusscheiben (nach Belieben)
• Narutomaki-Scheiben (gedämpfte Fischrolle, nach Belieben)
• 2 Frühlingszwiebeln
• 1 Nori-Blatt
• Etwas Shichimi Tōgarashi (jap. Gewürzmischung, alternativ: Chiligewürz)
ZUBEREITUNG
1 Die marinierten Eier jeweils halbieren. Den geschmorten Schweinebauch und die Narutomaki in dünne Scheiben schneiden. Die Bambusscheiben abtropfen lassen.
2 Für die Toppings Frühlingszwiebeln waschen, trockentupfen und in feine Ringe schneiden. Nori-Blatt mit einer Schere in kleine Rechtecke schneiden.
3 In einem großen Topf reichlich Wasser zum Kochen bringen. Darin die Rāmen-Nudeln (nach Packungsanweisung) garen. Anschließend durch ein Sieb abgießen und kurz, aber gründlich mit kaltem Wasser abschrecken.
4 Dashi-Brühe aufkochen und mit Sojasauce und Sake abschmecken.
5 Rāmen-Nudeln auf Schüsseln aufteilen und mit Brühe auffüllen. Nun die Toppings darauf verteilen und mit etwas Shichimi Tōgarashi garnieren. Heiß servieren!
Herbstliche Beilage nach Amazuzuke-Art
EINGELEGTER DAIKON-RETTICH
6 Portionen / Zubereitungszeit: 10 Min. + 2 Tage
ZUTATEN
• 500 g Daikon-Rettich (jap. Riesenrettich, alternativ: gewöhnlicher Rettich)
• 1 EL Reisessig
ZUBEREITUNG
• 1 EL Sake
• 1/2 TL Salz
• 5 EL Zucker
1 Rettich schälen und in 1 cm breite Scheiben schneiden.
2 Reisessig, Sake, Salz und Zucker in einen wiederverschließbaren Plastikbeutel geben und die Rettich-Scheiben hinzufügen. Beutel verschließen und kräftig mit beiden Händen schütteln sowie den Inhalt einmassieren, sodass sich alles gut vermischt.
3 Den gut verschlossenen Beutel für 2 Tage in den Kühlschrank legen und den Inhalt gelegentlich bewegen. Nach zwei Tagen ist der selbstgemachte eingelegte Rettich fertig und hält sich für weitere 5 Tage im Kühlschrank.
4 Zum Servieren einzelne Scheiben aus dem Beutel nehmen und in einer kleinen Schale anrichten. Bei Bedarf mit getrockneten und in kleine Ringe geschnittenen Chilischoten garnieren.
Mit
Kirschblättern und süßer
Bohnenfüllung SAKURA-MOCHI NACH KANTŌ-ART
10 Stück / Zubereitungszeit: 60 Min.
ZUTATEN
• 25 g Klebreismehl
• 85 g Weizenmehl
• 10 g Zucker
• 20 ml rote Lebensmittelfarbe
• 120 ml Wasser
ZUBEREITUNG
• 300 g feine Anko-Paste (rote Bohnenpaste, z. B. im Asia-Markt erhältlich)
• 10 in Salz eingelegte Kirschblätter (z. B. online erhältlich)
• 2 EL Öl (z. B. Rapsöl)
1 Kirschblätter flach in kaltem Wasser für 30 Minuten einweichen. Danach leicht trockentupfen. Anko-Paste zu 10 länglichen Rollen formen.
2 Klebreismehl, Weizenmehl, Zucker und Wasser in einer Schüssel vermischen. Lebensmittelfarbe hinzufügen und den Teig durch ein feines Sieb passieren. Schüssel mit einem Tuch abdecken und für 20 Minuten ruhen lassen.
3 Eine große Pfanne mit Öl ausstreichen und bei mittlerer Hitze erwärmen. Nacheinander jeweils 2 EL des Teiges eng nebeneinander in die Pfanne geben und zu einem breiten Oval von 8 x 10 cm dünn verstreichen. Für 3 Minuten von einer Seite (nicht wenden!) ausbacken.
4 Pfannkuchen herausnehmen und auf Backpapier abkühlen lassen. 9 weitere Pfannkuchen auf diese Weise zubereiten (nach der Hälfte die Pfanne ggf. noch einmal mit Öl ausstreichen).
5 Jeweils eine Rolle Anko in einen der Pfannkuchen (mit der gebackenen Seite nach außen) einrollen.
6 Kirschblatt um die Pfannkuchenrolle herum wickeln und mit dem Verschluss nach unten servieren. Das Kirschblatt kann mitgegessen werden!
RICHTIG
AM BAHNSTEIG
Markierungen auf dem Boden zeigen an, wo welcher Waggon halten wird. Fahrgäste stellen sich in Zweier- oder Dreier-Reihen – stets hinter der gelben Sicherheitslinie – an. Warten Sie, bis alle aus der Bahn ausgestiegen sind und steigen Sie anschließend der Reihe nach ein. Sich vorzudrängeln gilt als sehr unhöflich! Rauchen ist übrigens nur in ausgewiesenen Raucherbereichen gestattet.
IN DER BAHN
Laute Musik und Gespräche sowie Telefonieren sind zu unterlassen. Es gehört zudem zum guten Ton, das Handy auf lautlos zu schalten. Essen und Trinken (vor allem Alkohol) sind ungern gesehen – eine Ausnahme ist der Shinkansen. Verstauen Sie Gepäck auf dem Schoß, auf dem Boden oder in den Gepäckablagen (niemals auf den Sitzen!), um andere Reisende nicht zu belästigen. Priority Seats sind reserviert für Schwangere, Senioren oder Menschen mit Behinderung. Manche Bahnlinien verfügen außerdem über Women Only Cars, die i. d. R. weiblichen Fahrgästen vorbehalten sind – eine Maßnahme u. a. zum Schutz vor sexueller Belästigung. Achten Sie auf entsprechende Hinweisschilder am Zug und am Bahnsteig.
NACH DER ANKUNFT
Halten Sie beim Verlassen des Bahnhofes Ihr Ticket bzw. Ihre IC Card bereit, da Sie ein weiteres Ticket Gate passieren müssen. Das Papierticket wird nach dem Passieren der Schranke einbehalten. Bei Problemen sind Bahnmitarbeiter stets in der Nähe, die Ihnen behilflich sein werden!
DIE JAPAN-TIPPS DER REDAKTION!
Manchmal muss man nicht 12 Stunden im Flugzeug sitzen, um japanische Kultur zu erleben: Mit diesen Reise-, Kulinarik- und Literaturtipps entdecken wir Japan in Deutschland!
auf der Webseite: Japan in Deutschland > Reise & Kultur
Kuma Kengo gehört zu den wichtigsten japanischen Architek ten der Neuzeit, u. a. entwarf er das Nationalstadion in Tōkyō. Auch in Deutschland steht eines seiner Bauwerke: Unter dem Projektnamen „Wood/Pile“ eröffnete 2018 das Meditation House im Hotel „Das Kranzbach“ im bayerischen Krün. Ein kunstvoll mit Holzelementen bestücktes Meisterwerk der japanischen Architektur. Dort kann man meditieren und entspannen – im Winter vor schönen Schneelandschaften! (mm)
VON EINSAMKEIT UND VOM GLÜCK DES REISENS
NIE WIEDER LANGWEILIGE PASTA!
Genug von der immergleichen Pasta mit Tomatenoder Sahnesauce? Man kann einfachen Nudelgerichten japanische Aromen verleihen, indem man z. B. Sojasauce und Sesamöl anstelle von Salz und Olivenöl verwendet. Einfach gehackte Frühlingszwiebeln und Edamame-Bohnen in der Pfanne mit Sesamöl anbraten, dann gekochte Spaghetti dazugeben und mit Sojasauce abschmecken. Abgerundet mit getrockneten Bonito-Flocken – fertig sind die Edamame-Pasta japanische Art! (md)
In „Die Heldin reist“ (2022) erzählt Doris Dörrie von drei Reisen in ferne Länder, u. a. Japan, die sie unternommen hat, bevor die Pandemie dies lange unmöglich machte. Doch schildert sie nicht nur ihre Erfahrungen als ausländische Touristin, sondern auch die Erlebnisse einer Japanerin, die als junge Frau als Austauschstudentin nach Hannover ging. Allein für diese packende Erzählung lohnt sich die Lektüre. (ct)
LERNEN WIR JAPANISCH!
Japanische Lautmalereien können verwirren, besonders wenn nur ein ausgetauschter Buchstabe die Bedeutung völlig verändert. Kurukuru bedeutet „kullern“, guruguru aber „im Kreis (herum)“; spricht man eine Sprache gut, ist man perapera , aber ist man herahera , lacht man wohl albern. „An Illustrated Dictionary of Japanese Onomatopoeic Expressions“ vom Kinderbuchautor Gomi Tarō erklärt diese Wörter humorvoll auf Japanisch und Englisch. (ko)
AUTHENTISCHE SOBA-KÜCHE
Lange habe ich mich vor Soba-Nudeln gesträubt. Mich schreckte das Buchweizen, aus dem sie bestehen, ab, also probierte ich sie nicht einmal. Was für eine Verschwendung: Ich musste erst das Restaurant Soba-An in Düsseldorf besuchen, um „bekehrt“ zu werden. Dort werden die Nudeln per Hand hergestellt, was ihnen einen authentischen Geschmack verleiht. Meine Empfehlung: Kalte Soba-Nudeln mit Tempura, (echtem!) Wasabi und Matcha-Salz. (dc)
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