EL AVISO Mallorca Juli 2022

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EL AVISO | 07/2022

GESELLSCHAFT

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dann nicht mehr so dramatisch, und es gibt immer Lichtblicke, auch wenn alles zunächst doch so negativ erscheint.

Ganz

EA: Verändert auch die Umgebung Mallorcas? CN: Ich fühle mich einfach sauwohl hier auf der Insel. Alles was hier ist entspricht zu 1000 Prozent mir und meiner Seele, so wie ich bin und wie ich fühle: Die Wärme, die Sonne, das freundliche Lächeln … und eben nicht die eingezogenen Schultern, um der Kälte zu trotzen. Ich habe südländisches Temperament.

nicht

EA: Sie stammen aus Bayern, wo kommt das Temperament her? CN: Da wo ich geboren bin, geht historisch die alte Römerstraße durch. Ich habe mal Ahnenforschung betrieben, alle Frauen in meiner Familie hatten Fragezeichen bei den Vätern und ich frage mich warum und kombiniere: Römerstraße und wir sehen alle italienisch aus… (lacht). Ich rede mit den Händen, haue dabei alle Gläser vom Tisch, liebe das Meer und die Sonne, damit verbindet sich meine gegebene Mentalität.

oder gar

Foto: José Campos

Die Schauspielerin Christine Neubauer, in München geboren und Mutter eines erwachsenen Sohnes, lebt mit ihrem Lebenspartner, dem Fotograf José Campos, hauptsächlich auf Mallorca, in Palma und in der Tramuntana. Nach Schauspielunterricht u.a. am Lee Strasberg Theatre and Film Institute in New York konnte man sie in zahlreichen Theater- und bis heute über Einhundert TV- und Filmproduktionen sehen, so zum Beispiel in der „Löwengrube“ (1987), „Liebe mich bis in den Tod“ (1998), „Momella – Eine Farm in Afrika“ (2007) und „Die Holzbaronin“ (2012). EL AVISO befragte Christine Neubauer zu ihrem 60-sten Geburtstag (24. Juni 2022) zum Älter werden, zu Mallorca und ihrem neuen Projekt „Design-Team“ im Can Bordoy Grand House & Garden in Palma.

und langhaarig, sondern blond und Fransenpony. War das Midlife-Crisis? CN: Überhaupt nicht, das Gegenteil ist der Fall. Und wenn ich etwas mache, dann ganz oder gar nicht. Die Ausgangsgeschichte war eine Typveränderung für die Zeitschrift „Gala“. Nach einer endlosen Prozedur war ich dann auch richtig blond, aber nur auf dem Kopf, nicht im Herzen. Heute bin ich froh, dass mir meine Haare nicht ausgefallen sind und auch die Rolle rückwärts, begleitet durch den Berliner Stylisten Apjar Black, problemlos gelang. Um ehrlich zu sein, hatte auch mein Partner José gedacht, die blonde Christine würde ihm gefallen. Südamerikaner mögen blonde Frauen (lacht), aber irgendwie war es ihm dann doch fremd, brünett gefällt ihm besser.

EL AVISO: Man hat Sie oft als Quoten-Queen bezeichnet. Aus der TV- und Kinolandschaft sind Sie nicht wegzudenken und wurden mit Preisen für Schauspielkunst überhäuft. Was war bisher Ihre Lieblingsrolle, was der schönste Preis? Christine Neubauer: Eine Lieblingsrolle gibt es für mich nicht, aber es gibt Produktionen, die für meinen Weg wichtig waren. Die erste prägende Rolle war die Traudl Grandauer in der „Löwengrube“. Wir hatten fünf Jahre Zeit für diese monumentale Produktion. Dafür habe ich meinen ersten Grimme-Preis bekommen. Da war ich als junge Schauspielerin so aufgeregt, dass ich nur „Danke“ sagen konnte, was ich im Nachhinein ganz furchtbar fand. Die Verleihung genießen und mich richtig bedanken konnte ich erst beim zweiten Grimme-Preis für „Krambambuli“. In all der Zeit ist auch das Bild vom „Vollweib“ entstanden, gefolgt von einer Reihe von TVProduktionen, wie die „Geierwally“, die ich unbedingt spielen wollte! Diese Frau mit all ihrer Urgewalt auf dem Berg, und mit dem grandiosesten Partner, einem riesigen Adler, der mir im Laufe der Zeit dann schon geantwortet hat, allein mit seinen Bewegungen und seinem Verhalten. Großartig auch die Produktion „Gottes mächtige Dienerin“, die Rolle der Pascalina, das Leben einer bayerischen Nonne bei Papst Pius XII, die mich nicht nur nach Rom, sondern auch international zu einer Rolle in „Under the Roman Sky“ brachte, ebenfalls als Pascalina. Ein weiterer Höhepunkt war „Hannas Entscheidung“. Für die Rolle der Hanna habe ich vier internationale Preise als beste Schauspielerin bekommen, eine wunderbare Anerkennung für meine Arbeit.

EA: Sie haben gesagt, Sie hätten immer Mut gehabt, es sei allerdings auch eine Altersfrage, die Entschlossenheit zu entwickeln, etwas durchzuziehen und an sich selbst zu glauben. Fällt Ihnen das mit 60 Jahren – die man Ihnen nicht ansieht – leichter? CN: Ja, das ist so. Man hat schon so viel erlebt, dass als positiver Effekt eine Gelassenheit entsteht, und vieles ist

EA: Bei Ihrem Erfolg könnte man meinen, Sie sind mit sich und der Welt zufrieden. Trotzdem ist es noch nicht so lange her, da haben Sie experimentiert: nicht mehr brünett

EA: Sie malen auch. Maler sagen Mallorca ein besonderes Licht nach… CN: Erst gestern haben wir einen Sundowner in Can Pastilla genommen und ich habe auf ein tief türkises Meer geschaut, übergehend in einen blauen Himmel. So wie die alten Küchenschränke in den Fünfzigern, dieses Grün-blau (lacht). Hinzu kam das intensive Grün einer Palme. Alles in einem wunderbaren Licht. Die faszinierenden Farben liegen sozusagen auf der Straße. Ich fange in meinen Gemälden die außergewöhnliche Kolorierung samt strahlender Beleuchtung und habe mir dafür auch als Rückzugsort ein Atelier am Fuße des Tramuntana-Gebirges eingerichtet. EA: Zurück zum TV: Die „Schubladenbesetzungen“ haben Sie kritisiert. Wie wird man Etikettierungen los? CN: Also als erstes muss man lernen, das zu ertragen. Denn das Etikett geht nicht von einem selbst aus, sondern von denen, die es einem antackern. Und das Einzige, was man tun kann, ist unbeirrt seinen Weg zu gehen. Das hängt natürlich auch daran, was einem an Rollen angeboten wird. Da muss man erspüren, was wann richtig ist. Ich bin zurzeit viel auf der Bühne, und es entsteht damit für andere Bereiche zugleich eine Pause, um wiederum Neues entstehen zu lassen. Das was immer bleibt ist die Hoffnung, dass sich die Schublade niemals schließt und man immer wieder rausspringen kann. EA: Stichwort „Vollweib“ – immerhin Titel einer Buchreihe von Ihnen als Autorin – spielt der Begriff heute noch eine Rolle für Sie, oder ist es eher der Titel Ihres letzten Buches „Das Leben ist ein Jo-Jo“? CN: Beides stimmt. Das Leben ist immer ein Jo-Jo, es geht immer rauf und runter, dafür müssen es ja nicht gleich Katastrophen sein. Und das Vollweib bleibe ich immer. Der Begriff steht für Weiblichkeit und mein Gefühl dazu, nicht aber für Kleidergrößen oder sonstige Assoziationen, die andere damit verbinden. Deswegen werde ich auch immer das Vollweib sein, weil ich mit Leib und Seele Frau und weiblich bin und damit so gar keine Probleme habe.

Foto: José Campos

EA: Sie haben mal gesagt, mehr Auswahl bei Film- und Fernsehrollen ist für Sie ein Ziel von Veränderung. Das ging in die Richtung beispielsweise von Netflix, auch die spanischsprachige TV-Landschaft war angedacht. Ist das heute noch ein Thema für Sie? CN: Naja, ich spreche vier Sprachen, Deutsch, Bayerisch (lacht), Englisch und Spanisch. Was liegt also näher, als auch in spanisch zu drehen. José und ich arbeiten seit vier Jahren an einem Filmprojekt in Chile und es wür-


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