SOZIALES & GESUNDHEIT
PFLEGEAUSBILDUNG IM PUSTERTAL
Es braucht endlich konkrete Schritte Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger sowie Pflegekräfte in den Sozialberufen werden im Pustertal händeringend gesucht. Nun soll unter anderem bei der Ausbildung angesetzt werden. Die Abgeordnete Maria Elisabeth Rieder hat einen entsprechenden Antrag im Südtiroler Landtag eingebracht.
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erzeit wird die Krankenpflege-Ausbildung nur in der Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe „Claudiana“ in Bozen angeboten. Seit langer Zeit versucht Elisabeth Rieder, diese Ausbildung auch in der Peripherie, vor allem in Bruneck, aber auch in Schlanders, anzusiedeln. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Claudiana bietet jährlich rund 250 Studienplätze an, von denen aber nur etwas mehr als die Hälfte besetzt werden können. Vor allem aus der Peripherie ist vielen die Anfahrt schlicht zu weit. Alternativ wählen Studierende den Ausbildungsweg über die Fachhochschule für Gesundheit Tirol (FHG), die allerdings bereits an sieben verschiedenen Standorten ausbildet – darunter auch in Lienz in Osttirol. In Österreich sind zudem die Studiengebühren und die Lebenshaltungskosten für Studierende weitaus günstiger als in Bozen. Ein weiteres Problem ist, dass die meisten Abgängerinnen und Abgänger der FHG für einige Zeit auch in Österreich arbeiten, wo auch noch der Lohn um einiges höher ist. In
Südtirol warten Studienabgängerinnen und Studienabgänger der Claudiana mitunter mehrere Jahre auf unbefristete Anstellungen im Sanitätsbetrieb. Fakt ist, dass es im Jahr 2018 den letzten Stammrollenwettbewerb gab. Von den 69 Studienabgängerinnen und -gängern der Claudiana im Jahr 2019/20 konnten lediglich drei unbefristet angestellt werden, der Rest hat einen befristeten Arbeitsvertrag erhalten. Die Arbeitsbedingungen in Südtirol sind ebenfalls in der Kritik. Nun soll Abhilfe geschafften werden: Studienstandorte in der Peripherie, in der Nähe der Krankenhäuser, bieten neue Chancen, dem Pflegemangel entgegenzuwirken. Die enge Verzahnung zwischen Theorie und Praxis, die wohnortnahe Ausbildung, bieten Studierenden eine Work-Life-Balance, die ihnen die Claudiana in Bozen nicht bieten kann. Der zuständige Landesreferent Thomas Widmann hat angekündigt, bereits im Herbst 2022 mit einem Studiengang für KrankenpflegerInnen in Bruneck starten zu wollen.
Die Ausbildung an Krankenpflegerinnen und -pfleger soll nun auch in die Peripherie gebracht werden. Im Bild Studenten der Claudiana bei der biomedizinischen Labortechnik. 14
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DIE PFLEGE IN NOT
Ein desolates Bild ergibt sich auch bei den Sozialberufen. Personal fehlt vor allem in den Pustertaler Alters- und Pflegeheimen, aber auch in den Hauspflegediensten und den Krankenhäusern. Der Landesverband machte anlässlich des “Tages der Sozialberufe” auf Personalmangel, aber auch auf mangelnde gesetzliche Regelungen zum Berufsbild sowie die zu niedrige Entlohnung, aufmerksam. Der Verband der Seniorenwohnheime forderte in den letzten Wochen mehrmals eine duale Ausbildung mit Praxis in den Alters- und Pflegeheimen und einer dezentralen Theorieausbildung. Ein Ziel ist es, Sozialberufe auch für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger oder Personen, die sich umschulen und beruflich neu orientieren, interessant zu machen. Besonders für Frauen, die nach der Mutterschaft oder Auszeiten aufgrund von Pflege von Angehörigen eine —Ausbildung oder Umschulung machen möchten, sind die Hürden einer neuen Ausbildung aber nach wie vor groß. Vor allem finanziell ist dies eine Herausforderung, da es praktisch kaum finanzielle Unterstützungen für die Zeit der Ausbildung gibt. Oft scheuen die Betroffenen daher vor langen Fahrwegen, vielen Unterrichtsstunden und finanziellen Einbußen zurück. Auch dort soll angesetzt werden. Der Beschlussantrag von Rieder für eine wohnortnahe Ausbildung in Sozialberufen wurde im November 2021 im Landtag sogar einstimmig angenommen. Ein dezentrales Ausbildungsangebot in den Pflegeberufen soll daher in Kürze errichtet werden.