BUCHVORSTELLUNG IN DER STADTBIBLIOTHEK BRUNECK
KULTUR & KUNST
Albwachen
Am 16. und 17. Februar ist der Südtiroler Autor Christoph Flarer in der Stadtbibliothek Bruneck zu Gast und liest aus seinem unlängst erschienenen Roman „Albwachen“. Ein Buch, das seinen Leserinnen und Lesern psychisch einiges abverlangen wird, wie der Autor verrät…
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ährend sich die Buchvorstellung am ersten Abend ganz allgemein an interessierte Bücherfreund*innen richtet, findet die Lesung am darauffolgenden Vormittag für Oberschüler*innen im Rahmen des Projekts „Südtiroler Autor*innen für die Schulen“ statt ein neues und spannendes Projekt, das die Stadtbibliothek Bruneck in Zusammenarbeit mit der Südtiroler Autorinnen- und Autorenvereinigung veranstaltet, um einerseits junge Menschen für das Lesen (und Schreiben) zu sensibilisieren, andererseits aber auch um die Südtiroler Literatur zu bewerben und dem Literaturbetrieb ein jüngeres Publikum zuzuführen.
DER AUTOR
Christoph Flarer wurde 1979 in Meran geboren. Nach Abschluss seines Architekturstudiums in Innsbruck arbeitet er als Architekt in Bozen und ist als Hobbymusiker (Mitglied der Band „Queen Laurin“) aktiv. Er hat zahlreiche literarische Kurzprosa und Erzählungen für Zeitschriften im In- und Ausland geschrieben und Drehbücher verfasst. 2013 erschien sein vielbeachteter Debütroman „Am achten Tag“ im Wiener SeptimeVerlag. Sein Romanerstling besticht vor allem durch seinen Ideenreichtum und durch eine Sicht auf neue Welten. Er fügt in „Am
PZ-Redakteurin Judith Steinmair hat den Autor im Vorfeld zum Interview gebeten: PZ: Sie sind Architekt, Musiker und Autor – ein kreativer Tausendsassa quasi… Welchen Stellenwert nimmt das Schreiben dabei ein? Christoph Flarer: Ich habe schon seit Kindheitstagen gerne und viele Bücher gelesen, das aktive Schreiben hingegen begleitet mich seit dem Beginn meiner Oberschulzeit, als ich angefangen habe für die Schülerzeitung Artikel zu verfassen. Dabei habe ich in all den Jahren danach das Schreiben in unterschiedlicher Form und Intensität mehr oder weniger, man könnte sagen in Wellenformen, verfolgt. Auch wenn ich mo40
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achten Tag“ mehrere, kunstvolle und auch surreale Welten ineinander, die in ihren sich stets verwandelnden Figuren mehrere Erzählebenen ausloten. Im September vergangenen Jahres ist nun sein zweiter Roman „Albwachen“ erschienen, den Christoph Flarer an den beiden Terminen in der Stadtbibliothek Bruneck vorstellen wird.
DAS NEUE BUCH
Gewöhnlich hält die Erinnerung an einen Albtraum lediglich wenige Sekunden nach dem Erwachen an. Doch nicht so für Thomas, Ende vierzig, der besessen von seinen Träumen ist. Für ihn endet die Illusion nicht, wenn der Schlaf verfliegt. Für Thomas beginnt der eigentliche Albtraum erst. Als Thomas im Alter von vier Jahren davon träumt, dass der Puppe seiner Schwester ein Bein fehlt, schnappt er sich am nächsten Morgen die Puppe und schlägt sie so lange gegen die Wand, bis er nur mehr den Beinstumpen in seiner Hand hält. Der Anfang eines Wahnsinns, der wieder- und wiederkehrt, denn sobald Thomas seine Aufgabe erfüllt hat, kommt ein neuer Traum, der sein Tun bestimmt. Verfolgt vom inneren Trieb, seine Träume wahr werden zu lassen, versucht Thomas über die nächsten Jahre, seinem Schicksal zu entrinnen. Doch die Bil-
natelang nichts niederschreibe, spinne ich gedanklich Themen und Ideen weiter. Ich glaube das Schreiben und alle damit zusammenhängenden Vorhänge sind ein untrennbarer Teil von meinem Ich. Die Themen/Inhalte Ihrer Bücher sind… nun ja, wie? Surreal? Albtraumhaft? Oder wie würden Sie Ihr neues Buch beschreiben? Meine bisher veröffentlichen Bücher haben durchaus surreale Merkmale, wobei die Geschichten immer entlang der Realität erzählt werden, ein schmaler Grat somit, dessen klarer Verlauf verschwimmt und wo sich beide Welten vermengen. Im neuen Buch „Albwachen“ wird der Protagonist von Träumen, die er im Schlaf er-
Christoph Flarer kommt in die Stadtbibliothek Bruneck.
der der nächtlichen Träumereien bleiben wie Schatten über seinem Leben. Mithilfe seines besten Freundes gelingt es Thomas, seinen Alltag so recht und schlecht in den Griff zu bekommen, bis er plötzlich nach einer verhängnisvollen Nacht vor einer schweren Entscheidung steht. Eine surreal reale Reise beginnt und eine Flucht vor der Gesellschaft und sich selbst, die Thomas bis in die Wäl// jst der Schwedens führt.
lebt, bis in die Realität verfolgt. Der Leser begleitet dabei den Träumer, seine Gedanken und seine Handlungen hautnah, diese Nähe und Intimität werden beim Leser einerseits Emotionen und Assoziationen hervorrufen, sie werden ihn aber auch psychisch einiges abverlangen. Woher nehmen Sie die Inspirationen/ Ideen für Ihre Bücher? Die Inspirationen für einen Text entspringen meist aus dem Alltag, dabei suche ich nicht nach Ideen, sondern sie tauchen durch Beobachtungen, oder auch ohne erkennbaren Grund in meinem Kopf auf, das kann auch mal in einem Wartesaal für eine Visite, bei einer Autofahrt oder während einem langweiligen Vortrag sein.