POLITIK & VERWALTUNG
FEHLENDE (FREI)RÄUME, TREFFPUNKTE UND ANGEBOTE FÜR JUGENDLICHE
Die Klagen häufen sich Es ist schulfrei, Feierabend, Wochenende, und die Jugendlichen wollen raus, sich treffen, feiern… Verständlich, gerade nach dieser langen Zeit vieler coronabedingter Entbehrungen. Aber wohin soll’s gehen? Was tun? Wo ist was los? In letzter Zeit scheinen sich die Klagen zu häufen, in Bruneck, der einstigen Ausgeh-Hochburg sei so gar nicht mehr viel los und Jugendliche würden nicht auf ihre Kosten kommen, und das nicht nur von Seiten der Kids selbst, sondern vermehrt auch von den Eltern.
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ei der Vorstellung der Ergebnisse zu einer Umfrage die Attraktivität des Stadtzentrums betreffend (siehe eigenen Artikel auf Seite 12) kam auch aus dem Publikum eine entsprechende Nachfrage: Was sei denn nun für die Jugend künftig so geplant? Brunecks Bürger-
meister Roland Griessmair verwies an jener Stelle an die Jugendorganisationen, die sich verstärkt dem Angebot für Jugendliche annehmen sollten. Und tatsächlich, sieht man sich beispielsweise das aktuelle Veranstaltungsprogramm des Jugend- und Kulturzentrums UFO in Bruneck an, so steht die Ju-
gend ganz klar im Mittelpunkt. Aber ist es damit getan? Werden den Bedürfnissen der jungen Menschen in punkto Freizeitgestaltung damit zur Genüge Rechnung getragen? Oder hinterlässt die zunehmend fehlende Nachtgastronomie doch Löcher?
Die PZ hat UFO-Leiter Gunther Niedermair und Bürgermeister Roland Griessmair um eine entsprechende Einschätzung der Situation gebeten. PZ: Das aktuelle Programm des Jugend- und Kulturzentrums UFO präsentiert sich dieses Mal ganz offensichtlich mit einer besonderen Akzentuierung auf die Zielgruppe „Jugendliche“, oder? Gunther Niedermair: Es freut mich, wenn es so wahrgenommen wird. In den letzten beiden Jahren waren Partys, Konzerte, Festivals nicht oder nur sehr beschränkt möglich. Auch die beliebten Maturabälle fielen aus. Die wenigen Clubs, die es in Bruneck noch gibt, waren extrem eingeschränkt. Für junge Menschen ist dies natürlich eine Zumutung, da zwei Jahre für sie eine Ewigkeit bedeuten. Das Jugendalter definiert sich über den Freundeskreis, neue Erfahrungen und in der natürlichen Distanzierung zu den Eltern. Wie wir wissen, wurde dieses Prinzip in der Pandemie umgedreht. Es gab Zeiten, in der auf die Jugendlichen mit dem Finger gezeigt wurde, wenn sie sich irgendwo heimlich trafen. Während der Pandemie haben wir um jeden kleinen Freiraum gekämpft und konnten wichtige Jugendprojekte unter Beachtung der jeweiligen Bestimmungen umsetzen. So gestalteten wir beispielsweise den Treffpunkt in einem Partizipationsprozess komplett um, was seit geraumer Zeit eine hohe Besucherfrequenz bedingt. Nun werden Schritt für Schritt die Einschränkungen aufgehoben und so wird es wieder möglich, attraktive Veranstaltungen für junge Menschen anzubieten. 14
PZ 8 | 21. A P R I L 2022
Bühne. Im Juni führen dann 150 Kinder und Jugendliche der Shabba Crew ihre Tänze vor. Daneben laufen Projekte wie die „Zyklusshow“ für Mädchen zwischen 10 und 12 Jahren, das Maturaprojekt „Schneidig“ oder das Gemeinschaftsprojekt „Hond in Hond“. Die größte Arbeit bereiten aber nicht die Events, sondern die tägliche, „unsichtbare“ Jugendarbeit in unserem Jugendtreff und Jugendcafé. Hier finden Begegnungen, Gespräche, Erstberatung, Entwicklung von Perspektiven statt. Das nennt man in der Jugendarbeit die „Beziehungsarbeit“. Gerade in der Pandemiezeit konnten wir mit diesem Ansatz einiges auffangen… UFO-Direktor Gunther Niedermair.
PZ: „Young Space“ lautet dementsprechend der Obertitel der aktuellen Reihe – an wen richten sich die Veranstaltungen im Besonderen? Gunther Niedermair: Die Zielgruppen sind unterschiedlich. Vergangene Woche fand im UFO eine U15 DJ-Party für Jugendliche von 12 bis 15 Jahren statt. Nun folgt eine Reihe von Konzerten für Jugendliche im Oberschulalter und darüber hinaus. Da haben wir angesagte Indie-Bands wie Jolphin aus Wien ebenso eingeladen wie junge, innovative Bands aus Südtirol für das kultige Archetype Fest. Bei der Erstellung des Programms haben wir darauf geachtet, dass wir unterschiedliche Jugend- und Musikszenen ansprechen. Endlich erobert auch die elfköpfige HipHop- und Dubformation Shanti Powa wieder unsere
PZ: Jugendliche brauchen „Räume“, um sich zu treffen, abzuhängen, sich zu verwirklichen und und und… aber natürlich auch um zu feiern – haben die Kids, Ihrer Meinung nach, diesbezüglich derzeit zu wenig Möglichkeiten? Gunther Niedermair: Hier muss man unterscheiden. Für Jugendliche gibt es in Bruneck und Umgebung viele attraktive und unterschiedliche Angebote und Räume im kreativen, sportlichen und jugendarbeiterischen Bereich. Schwieriger wird es beim Feiern und da kommen wir am Thema Alkohol nicht vorbei. Seit dem Jahr 2012 gibt es ein striktes Ausschankverbot von alkoholischen Getränken für Minderjährige. Dieses Gesetz wird von manchen Erwachsenen sehr locker ausgelegt – solange die damit verbundenen