RETROWELT #20

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AUF DEN SPUREN DER

KURVEN Text: Joachim Fischer

Fotos: Maximilián Balázs

Im Matheunterricht in der Schule hat man gelernt, dass der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten eben eine Gerade ist. Der schönste Weg allerdings ist die Kurve – idealerweise am Steuer eines Porsche.

K

ein anderer zeigt uns die Kurven dieser Welt so eindrucksvoll wie Stefan Bogner. Und das, obwohl Landschaften durch Straßen eher verschandelt werden. Auf den Fotos von Stefan Bogner ist das anders: Sie zeigen Straßen und Pässe, die sich scheinbar natürlich in die Landschaften einfügen. Was den Fotografen, Gestalter, Verleger zum Kurvenkünstler macht, ist vor allem seine ganz eigene Sichtweise auf die Welt und das Gefühl, ein bisschen Abstand zu den Dingen da unten gewonnen zu haben und dabei näher bei sich selbst zu sein. Genau das transportieren seine Fotos. Und freundlicherweise liefert er Wegbeschreibungen, wo man solche Orte – und damit bestenfalls sich selbst – findet. Dass dies dann alles noch mit den schönsten PorscheModellen stattfindet, rundet die Touren durch die Kurven ab.

„Curves – Soulful Driving“ Vor zehn Jahren ging es los mit Stefan Bogners großem Kurvenreigen. Seitdem sind 16 Ausgaben der „Curves“ und ebenso viele Bücher erschienen.

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Wir treffen Stefan Bogner in seinem Büro in München. Das Eklektische, das Kreative in diesen Altbauräumen zieht mich auf Anhieb in seinen Bann. Es zeugt von der grenzenlosen Passion von Stefan Bogner. Ich stehe vor Reihen von Special-Edition-Magazinen, die Bogner über die Jahre herausgebracht hat, außerdem wundervoll gestaltete Bücher über Autos – vornehmlich Porsche. Oh, und natürlich Kunst, massig davon. Von Postern über Gemälde bis hin zu Siebdrucken und großen Fotoprints von Straßen. In den Bergen. Was sonst?! Besonders beeindruckt bin ich von den unzähligen kleinen Accessoires, die mich daran erinnern, dass mein Gastgeber ja auch ein großer Petrolhead ist. Während uns Bogner in der Küche einen Espresso brüht, entdecke ich weitere Details, die das Büro einzigartig machen: Porschemodelle in allen Größen, Zeichnungen, zahlreiche Bücher und Magazine. Nicht nur seine eigenen. Und Pläne, Straßenkarten, neue wie auch alte, die er vorsichtig auf dem Tisch ausbreitet. Alles, wirklich alles hier dient ihm zur Inspiration. Für Max und mich öffnet er eine gute halbe Stunde lang Schubladen auf der Suche nach seltenen Postkarten und historischen Straßenkarten. Er ist ein stolzer Vater seiner Kreationen. Und so fügt er zusammen, was – und wie es – ihm gefällt. In seinen Bildbänden und dem Reisemagazin „Curves“ macht Bogner nichts anderes, als seine gesammelte Erfahrung zu teilen. „Wenn ich mir eine Auszeit nehme, fahre ich immer in die Berge“, sagt er in sanftem Bayerisch. „So bin ich zum Beispiel öfter im Jahr mit einem guten Freund in meinem alten Porsche dorthin unterwegs. Zur Vorbereitung so einer Reise hat mir immer ein Roadtrip-Magazin gefehlt, das mich wirklich anspricht. Ich hatte zu der Zeit bereits acht Jahre Reisemagazine für MairDumont gestaltet und in unserem Job ist die Antenne ja immer auf Empfang.“ Auf einer Tour um die Sella-Runde in den Dolomiten habe er das Konzept von „Curves“ dann in ein Skizzenbuch gezeichnet: „Fünf Tage Roadtrip – das Zeitfenster kann man sich immer irgendwie rausschneiden.


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