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EDITORIAL
PETRA REGER
Hochwasserschutz alleine reicht nicht Die Hochwasserkatastrophe Mitte Juli in RheinlandPfalz und NordrheinWestfalen ist sicherlich das nationale Ereignis, das den Bundestagswahlkampf in den vergangenen Wochen massiv beeinflusst hat und sich auch im Ergebnis der Wahl am 26. September widerspiegeln dürfte. Gleichzeitig muss man – bei aller berechtig ten Kritik an Behörden und Politikern – aber auch konstatieren: Über die Einrichtung eines Wiederaufbaufonds mit einem Volumen von 30 Mrd. Euro haben sich Bund und Länder – ansonsten notorisch uneins – so schnell geeinigt wie bei keiner anderen zu treffenden Entscheidung in den vergangenen Jahren. Fest steht schon jetzt: Eine wichtige Rolle beim Wiederaufbau wird auch die Bauwirtschaft spielen.
B
evor das Geld – abgesehen von den Mitteln für die Soforthilfe und provisorische infrastrukturelle Maßnahmen – in konkrete Wiederaufbauprojekte fließt, sollten einige grundsätzliche Fragen geklärt werden. Das Zerstörte nur wieder neu aufzubauen, das dürfte wenig Sinn machen angesichts des Klimawandels und seinen Folgen. Der nächste Starkregen jedenfalls kommt bestimmt. Neben der Beschleunigung der Verfahren für Ausschreibung, Planung, Genehmigung und Vergabe müssen weitere Punkte beachtet werden, betonen die Bauverbände. So müsse man klimaresilientes Planen und Bauen unbedingt stärker in den Fokus rücken, erklärte TimOliver Müller als Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), »da Extremwetterereignisse als Folgen des Klimawandels immer häufiger werden«. Neben gezielten Einzelmaßnahmen, wie beispielsweise für den Hochwasserschutz, müsse eine ganzheitliche Herangehensweise für Städte und ländliche Regionen im Mittelpunkt stehen. »Wir müssen Infrastrukturen neu denken, Mehrfachnutzungen – etwa für Energiegewinnung oder zur Reduzierung der Temperaturen in den Innenstädten – anstreben oder Nachverdichtungen im Rahmen ganzheitlicher Stadtentwicklungskonzepte fördern.«
Das Zerstörte nur wieder neu aufzubauen, das dürfte wenig Sinn machen angesichts des Klimawandels und seinen Folgen. Der nächste Starkregen jedenfalls kommt bestimmt.
10 SEPTEMBER 2021
Hochwasserschutz alleine reicht also nicht, um eine Flutkatastrophe wie die im Sommer zu verhindern. Beispielsweise plädiert die Initiative »Grün in die Stadt« des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) dafür, Flächen wieder zu entsiegeln, in die Versickerung, Rückhaltung und Verdunstung von Regenwasser zu investieren und so auch für eine CO2-Reduzierung zu sorgen (siehe auch Seite 51). Dafür biete sich – neben den klassischen Wasserspeichern wie Grünanlagen, Parks oder Dachbegrünungen – auch das Konzept der »Schwammstadt« an, bei dem Wasser zwischengespeichert und nicht einfach kanalisiert und abgeleitet wird. Für den BGL jedenfalls steht fest: Je grüner eine Stadt, umso besser kann sie Starkregen nutzen. Ähnliches im Sinn gehabt hat auch die Wilhelm Schäfer GmbH als Generalimporteur für Takeuchi beim Bau der neuen Firmenzentrale im südhessischen Heppenheim, wie Sie in unserer Rubrik »Im Blickpunkt« lesen können (Seite 20). So ist alles auf dem rund 44 000 m2 großen Komplex energetisch auf dem neuesten Stand: Sensoren steuern das Raumklima, es gibt eine Photovoltaikanlage, das Regenwasser wird aufbereitet, das Dach ist begrünt. »Wir wollten einen energieeffizienten Firmensitz bauen, mit dem wir unserer Verantwortung als Unternehmen gegenüber der Umwelt gerecht werden«, so Geschäftsführer Frank Evers. Außerdem in dieser Ausgabe: Wie Transportboxen aus dem Hause HS-Schoch für eine effiziente Ladungssicherung sorgen (Seite 128). Sollten Sie zu unseren Themen in dieser Ausgabe Anregungen haben oder Wünsche, schreiben Sie uns unter baumagazin@sbm-verlag.de. Wir freuen uns über jede Zuschrift. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine unterhaltsame Lektüre.
Michael Wulf Chefredakteur