Schlossseiten Frühlings &Sommerausgabe 2022

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Fotos: © Iko Freese, Komische Oper Berlin

Foto: © Monika Rittershaus, Komische Oper Berlin

„Candide“

nierungen wie „Ball im Savoy“ und „Die Perlen der Cleopatra“, mit denen er die Operette der Weimarer Republik wiederbelebt. Bei dem sarkastischen Musical „Candide“ von Leonard Bernstein – als Vorlage diente der satirische Roman „Candide oder der Optimismus“ des französischen Philosophen Voltaire über die Beschränktheit des Menschen – steckte Kostümbildner Klaus Bruns die Darsteller unter anderem in Dirndl und Lederhose, in rosa Schafskostüme, verpackte sie in Goldlamé oder in Rettungswesten. Die begeisterungsfähige Berliner Fangemeinde Koskys liebte jedoch alle seine Produktionen wie „Rusalka“, „Die Hochzeit des Figaro“, „Kiss me, Kate“ (diese wurde von der TheaterGemeinde Berlin zur „Aufführung des Jahres 2008“ gekürt), „Orpheus“, „West Side Story“, „Moses und Aron“, „Ball im Savoy“ oder „Die Bassariden“. „Das Faszinierende an Barrie Kosky ist, dass er sich immer wieder neu erfindet“, sagt Ulrich Lenz, langjähriger künstlerischer Wegbegleiter des Regisseurs und seit der Spielzeit 2012/13 Chefdramaturg an der Komischen Oper Berlin. „Kaum eine seiner Inszenierungen gleicht der anderen. Wer Claudio Monteverdis ,Orpheus‘, Arnold Schönbergs ,Moses und Aron‘ und Paul Abrahams ,Ball im Savoy‘ sieht, würde, ohne es zu wissen, nicht glauben, dass es sich dabei um Arbeiten ein und desselben Regisseurs handelt. Kosky entwickelt die Bildersprache seiner Inszenierungen aus dem jeweiligen Werk – und daher jedes Mal neu.“

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Immer wieder setzt Kosky sich mit dem Antisemitismus auseinander. Daher nimmt er im Jahr 2017 das Angebot Katharina Wagners, nach Bayreuth zu kommen, erst nach einiger Überlegung an. Als erster jüdischer Regisseur inszeniert er dort Richard Wagners „Meistersinger“ als hochpolitisches Stück, welches vom Publikum frenetisch bejubelt wird.

„Zauberflöte“

Zahlreich sind Koskys Ehrungen. So erhält er u. a. 2009 den Faust-Theaterpreis für Beste Regie im Musik­ theater, 2012 den Laurence Olivier Award, die höchste Auszeichnung des britischen Theaters, für die beste Opernneuproduktion „Castor et Pollux“ an der English National Opera. Im Mai 2012 ernennt ihn die Akademie der Künste in Berlin zum Mitglied. Den International Opera Award 2014 erhält er als Regisseur des Jahres, die Goldene Iffland-Medaille des Berliner Theaterclubs 2015, ebenso den BZ-Kulturpreis Berliner Bär, der seit 1991 jährlich an herausragende Künstlerinnen und Künstler verliehen wird und zu dessen Preisträgerinnen und Preisträgern Größen wie Daniel Barenboim, Helmut Newton, Christa Ludwig, Hildegard Knef, Billy Wilder oder Daniel Libeskind zählen. 2016 wird Kosky „Regisseur des Jahres“ bei der Kritikerumfrage der Opernwelt und 2020 wird er von der Nationalen Rhein-Oper Straßburg mit der Ehrentrophäe „Les Trophées de la Comédie Musicale“ für „Un Violon sur le Toit“, die französische Version von „Anatevka“, ausgezeichnet.

„Die Perlen der Cleopatra“ 41 SCHLOSSSEITEN


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