style in progress 2/2017 – Deutsche Ausgabe

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132 SO LÄUFT’S NACHFOLGE WANDERJAHRE

Matthias Mey, Geschäftsführender Gesellschafter: „Ich konnte mich auf das konzentrieren, was ich kann: auf Marke, Produkt, Vertrieb und Modernisierung.“

Mey Wer Werte vorfindet, kann viel bewegen Als Matthias Mey nach 14 Jahren bei der Holy Fashion Group ins Familienunternehmen kam, fand er beste Bedingungen vor. Aber statt sich auf dem auszuruhen, trieb er voran, was ihn in den vergangenen Jahren geprägt hatte: sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Mey

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„Mach das, worauf du Lust hast“, hatte Vater Dietmar Mey zu seinem Sohn Matthias gesagt. Also verschlug es ihn statt in die Wäschebranche nach Kreuzlingen zu Strellson, im Jahr 2000 noch ein 70 Mitar­ beiter kleines Unternehmen. Zwei Jahre später wurde er Assistent von Reiner Pichler, damaliger CEO der Holy Fashion Group, und bekam nicht lange darauf die Gelegenheit, sich zu bewähren, als die Holy Gruppe Windsor.Men von Bielefeld nach Kreuzlingen holte. „Ich bekam als Brand Director, später als Managing Director von Windsor.Men die Chance, die Marke zu modernisieren. Das war damals mit knapp 32 Jahren eine große Aufgabe und eine Riesenmotivation“, so Matthias Mey. Er war von Reiner Pichlers Leidenschaft für die Marke beeindruckt, fokussierte sich auf Heritage und Werte und begann gleichzeitig, die Kollektionen spürbar zu verändern. Mit Erfolg, die Marke wuchs stetig und stand auch in der Kundenwahrnehmung deutlich moderner da, mit einem soliden Aufbau im Vertrieb. Als Matthias Mey 2011 ein­ willigte, neben seinem Job bei der Holy Fashion Group in den Beirat der Mey Unternehmensgruppe einzutreten, begann er sich bald mit dem

Thema Nachfolge, gemeinsam mit seinem Bruder Florian und seinem Cousin, in der Firma zu beschäftigen. Schließlich siegte der Wunsch, etwas im eigenen Familienunternehmen zu bewegen, und so übernahm Matthias Mey 2014 die Geschäftsführung der Mey Unternehmensgruppe an der Seite seines Bruders, zuständig für die Produktion, seines Cousins Markus Mey, verantwortlich für IT, Logistik, E-Commerce, sowie Roland Kull, zuständig für Finanzen und Personal. Fokus Marke

Matthias Mey nutzte seine Energie und seine Erfahrung und konzentrierte sich auf seine Stärken: Marke, Vertrieb, Produkt und Modernisierung. Mitunter wurde bewusst auf Marktanteile verzichtet, um das Profil zu schärfen und die Marke zu modernisieren. Loungewear und moderne Nachtwäsche sowie seit 2007 auch Dessous gehören heute zu den stärksten Wachstumssegmenten von Mey. Wer Werte vorfindet, kann viel bewegen, weiß Matthias Mey. „Unser hochwertiges Produkt kostet Geld, das unser Kunde nur ausgibt, sofern er den Mehrwert unserer Produkte kennt.“ So startete Mey 2016 eine Wertekampagne, teils mit provokanten Slogans wie: „Ihr

Sportwagen kommt ja auch nicht aus Bangladesch.“ Ebenso initiierte er Mey Story als Luxusmarke rund um das beste weiße T-Shirt, mit beachtlichem Imagegewinn. Nicht zuletzt dank einer authentischen Kampagne, die Unternehmer zeigt, die ähnliche Werte wie Mey verkörpern, darunter Talbot Runhof und Markus Meindl, was im Premiummodemarkt gut ankommt. Heute ist Mey Story nicht nur bei Lodenfrey und Murkudis zu finden, sondern auch bei Princess in Antwerpen, The Store in Mailand oder United Arrows in Tokio. Innerhalb von vier Jahren wurde Beachtliches erreicht. Nicht nur die Umsatzsteigerung der Unternehmensgruppe von 69 Millionen Euro im Jahr 2013 auf heute 88 Millionen Euro, sondern auch die Verankerung der Marke im Bewusstsein der jüngeren Zielgruppe, was Mey umso zukunftsfähiger macht. „Mein Beitrag lag vielleicht im unternehmerischen Mut zu mitunter radikaleren Veränderungen“, sagt Matthias Mey. „Das konnte aber nur gelingen, weil ein großartiges Fundament vorhanden war, mit tollen und erfahrenen Mitarbeitern. Wenn man das Glück hat, einen Rohdiamanten vorzufinden, der nur noch geschliffen werden muss, macht das vieles leichter.“


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