style in progress 2/2017 – Deutsche Ausgabe

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SO LÄUFT’S 145 NACHFOLGE NICHTFOLGE

Die Gründer von Fond of Bags Sven-Oliver Pink, Florian Michajlezko und Oliver Steinki können neben neuen Produkten auch Traditionsmarke.

Offermann „Die Historie hat uns interessiert“ Was bringt drei Gründer dazu, eine alteingesessene Traditionsmarke zu übernehmen? Im Fall der Kölner Leder­ manufaktur Offermann stand eine fast 175-jährige Marke zum Verkauf. Und die erwies sich als überaus reizvoll für die Neuen. Text: Ina Köhler. Foto: Fond of Bags

Vor der Übernahme von Offermann jedoch hatte das Trio mit dem Aufbau der eigenen Firma zu tun. Sven-Oliver Pink, Florian Michajlezko und Oliver Steinki revolutionierten mit Ergobag mal eben das Schultaschengeschäft. Pink und Michajlezko kannten sich vom Wirtschaftsstudium und entdeckten per Zufall, dass viele Schulranzen nicht ergonomisch waren. Aus der Idee entwickelten sie 2010 ein innovatives und nachhaltiges Produkt, das sich rasch zum einträglichen Geschäft mauserte. Unter dem Dach von Fond of Bags, wie sich das Unternehmen heute nennt, gibt es mittlerweile sieben Taschen- und Rucksackmarken für unterschiedliche Zielgruppen. 45 Millionen Euro Umsatz waren es bereits im Geschäftsjahr 2015/16, der Mitarbeiterstamm ist auf über 180 gewachsen. Für 2019 ist der Umzug in ein neues großes Gebäude mit 10.000 Quadratmeter Fläche in Köln geplant. Ausgezeichnet wurden die Gründer auch schon – mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis und dem Deutschen CSR-Preis. 2014 kam die Traditionsmarke Offermann ins Spiel. Auf der einen Seite das junge Startup – auf der anderen 175 Jahre Firmengeschichte in Bensberg bei Köln. Dort wurde 1842 die Gerberei von Jakob Offermann

gegründet, aus der sich seit den 1920er-Jahren eine erfolgreiche Produktmarke etablierte, die letztlich zum Verkauf stand. Ein anderer Zweig der Familie betreibt renommierte Lederwarengeschäfte in Köln und Aachen unter der Leitung von Bernhard Offermann. Alt und neu miteinander

„Ein gemeinsamer Bekannter hatte mich schon 2012 darauf aufmerksam gemacht, dass Hubertus Offermann auf der Suche nach einem Nachfolger war“, erzählt Sven-Oliver Pink. „2014 wurde es dann konkret: Bis dahin war unsere Entwicklung so weit, dass wir bereit dafür waren. Offermann verfügt aus unserer Sicht über eine Menge Know-how für Leder, zudem hat uns die Historie sehr interessiert.“ Altgediente Mitarbeiterinnen wie eine Feintäschnerin unterstützen bei Produktionsprozessen ebenso wie die bestehende Lieferantenund Händlerstruktur, die man von der Marke quasi übernahm. „Strategisch eine kluge Bereicherung für uns“, so Sven-Oliver Pink. „Es war uns zudem wichtig, dass das Team Offermann zum Teil des Teams von Fond of Bags wird, was super geklappt hat, und das ist nicht selbstverständlich. Eine Kultur, die über Jahrzehnte gewachsen ist, unterscheidet sich meistens sehr von

einem jungen Unternehmen.“ Die Mitarbeiter sind nun stärker in die Prozesse eingebunden und können eigenverantwortlicher arbeiten. „Wir sehen eine schöne Entwicklung und im Fazit ist es ziemlich erfolgreich“, resümiert Sven-Oliver Pink. In der Produktpalette folgte ein klarer Schnitt – zunächst wurde das Portfolio massiv verkleinert und die Händlerstruktur neu sortiert. „Offermann hat einen tollen Namen – selbst in Tokio und New York gibt es Kunden, die darauf schwören. Für uns bestand die Herausforderung darin, das Traditionsprodukt ins Heute zu holen und etwas zu schaffen, was in die Neuzeit passt, ohne die Werte und den Qualitätsanspruch zu verlieren.“ Das zeigt sich unter anderem auch darin, dass im Januar die Linie Klatta by Offermann für Frauen gelauncht wurde, die schon bald unter Klatta eigenständig laufen soll. Kritisch beäugt wurde und wird die Entwicklung von der Schuhund Lederwarenbranche. „Die waren schon neugierig, was die Schultaschenleute mit dieser wertigen Ledermarke machen“, erzählt Pink. Würde er es noch mal tun? „Jederzeit, auch wenn es mehr Arbeit war, als wir es uns vorgestellt hatten.“


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