ARTMAPP #27, Sommer 2021

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KUNST UND REISEN

August – Oktober 2021

Michelangelo Pistoletto · Magdalena Jetelová · Susan Hefuna

Wir sehen uns: 8. Mai bis 31. Oktober 2021 badragartz.ch/triennale-2021

708908 198367 4

Im Land der Museen Bayern Neumünster Herbert Gerisch-Stiftung Marina Abramović in der Kunsthalle Tübingen

with compliments

13 ,9 0 S F R

8 ,9 0 € ( D ) 02

10 ,9 0 € ( A )

Mit Beilage „MecklenburgVorpommern – Schlösserkarte“


GALERIE KORNFELD • BERN ©Succession Alberto Giacometti/2021, ProLitteris, Zurich

KENNERSCHAFT UND TRADITION SEIT 1864

ALBERTO GIACOMETTI Alberto Giacometti. Buste d’Homme (New York II). 1965, Guss 1972 Bronze. 46,8 × 24,5 × 15 cm AGD 2202. Auktion September 2021

AUKTIONEN 16. UND 17. SEPTEMBER 2021 KUNST DES 19. BIS 20. JAHRHUNDERTS GRAPHIK ALTER MEISTER AUKTIONSAUSSTELLUNGEN ZÜRICH

Ausgewählte Werke, 31. August bis 2. September, täglich 12–19 Uhr

BERN

Sämtliche Werke, 9. bis 15. September, täglich 10–18 Uhr

Kataloge online und auf Bestellung ab Mitte August erhältlich

Galerie Kornfeld Auktionen AG Laupenstrasse 41 Postfach CH-3001 Bern Tel. +41 (0)31 381 46 73 galerie@kornfeld.ch www.kornfeld.ch


Titelmotiv:Marina Abramovi ć, 2019, Standbild von „Body of Truth“, © Indi Film, VG Bild-Kunst, Bonn 2021 „Marina Abramovi ć. Jenes Selbst / Unser Selbst“, 24. Juli 2021 bis 13. Februar 2022, Kunsthalle Tübingen

EDI TOR I A L #27 2021 Reiner Brouwer, Foto: Andreas Scholz

Kunstbaden Liebhabern der Skulptur empfehle ich in dieser Ausgabe Ausstellungen in der Schweiz zu besuchen, die in ihrer Dichte und Qualität ihresgleichen suchen. Meine erste Station ist im Sarganserland die Skulpturen­triennale „Bad RagARTz“. Dort verführen die Kunst­enthusiasten ­Esther und Rolf H ­ ohmeister alle drei Jahre Hundert­tausende von B ­ esuchern in den ­tradi­tions­reichen Kurort und verwandeln Bad Ragaz in ein Skulpturenmekka.

Esther und Rolf Hohmeister, Foto: privat

Liebe Esther und lieber Rolf: Seit drei Monaten ist „Eure“ achte Triennale eröffnet. Könnt Ihr ein erstes Zwischenfazit ziehen? Ja, das können wir. Wir sind natürlich sehr glücklich darüber, dass die ­Menschen nach mehr als einem Jahr der D ­ istanz ­wieder kulturelle Veranstaltungen besu­ chen können und so zahlreich die Nähe zur Kunst und zu unserer Aus­stellung ­suchen. Die „Bad RagARTz“ hat auch eine soziale und eine gesellschaft­liche Funktion, davon waren wir immer überzeugt. Bad Ragaz liegt im Sarganserland, gleich neben der berühmten Weinregion der Bündner Herrschaft. Wie habt Ihr es g ­ eschafft, dass sich an diesem

beschau­lichen Ort die Triennale zu einem ­Publikumsmagneten entwickelte? Einerseits ist Bad Ragaz natürlich ein ruhiger Ort. Andererseits haben wir hier seit vielen Jahrhunderten eine Badekultur mit Heilquellen und touristischer Infra­ struktur, die ein internationales Publikum anzieht. Wie haben wir es geschafft? Mit viel Arbeit, mit viel Liebe zur Kunst und mit der Liebe zu den Menschen. Wir wollten von Anbeginn an etwas ­Nachhaltiges schaffen. Nach einem inspirierenden Rundgang durch die Ausstellung: Welche Orte der Region sollte man unbedingt besuchen? Habt Ihr einen Tipp? Oh ja, den haben wir sicherlich. Wir haben vorhin kurz über die Badekultur gesprochen. Der Ursprung der Heilbäder liegt am hinteren Ende der wildroman­ tischen Taminaschlucht im „Alten Bad ­Pfäfers“. Dort haben einheimische Jäger um 1240 die Thermalquellen entdeckt, ­deren Ruhm dann durch ein Gutachten des b ­ erühmten Arztes Paracelsus begrün­ det wurde, der 1535 in der Schlucht ­wirkte. Der Weg dahin ist grandios: Ein Spaziergang durch imposante Fels­ formationen, begleitet vom lebendigen Rauschen der Tamina. Einmal zuhinterst in der Schlucht angelangt, wartet eine Über­ raschung: Das wohl stattlichste barocke Badehaus der Schweiz, das einst zum Kloster Pfäfers gehörte und 1716 von Abt Bonifaz II. v­ ollendet wurde.

Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen viel Spaß auf Ihrer persönlichen ­Entdeckungstour mit ARTMAPP! Reiner Brouwer Herausgeber

11.6.–5.9.2021

Foto: Ludger Aundrup Fotografie, ©Nachlass Rudolf Englert

Museumsquartier Osnabrück | Lotter Straße 2 | 49078 Osnabrück www.museumsquartier-osnabrueck.de | museum@osnabrueck.de Telefon: 0541 323-2207 / 323-2237






6

Inhalt

Martin Spantig, Foto: Goran Gajanin

Im Land der Museen. Bayern

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KU NST KU LT U R NAT U R Interview von Amrei Heyne mit Martin Spantig über die nichtstaatlichen Museen Bayern

20

WILLKOMMEN IM L AND DER MUSEEN! Fünf Museumsnetzwerke, vorgestellt von Marc Peschke: MuSeenLandschaft Expressionismus Zeitgenössische Kunst in der Oberpfalz BURG.MUSEEN.BAYERN Antike in Bayern Museen inklusive

22 36 46 52 62

FARBENR AUSCH IN OBERBAYER N Thomas Witzke und Annegret Hoch in Markt Bruckmühl

70

Hopp Schwiiz Skulptur

78

MONU MEN TE DER EWIGKEIT? Skulpturenmekka Schweiz – von Andrin Schütz

80

KU LT U RORT WEIERTAL Interview von Alice Henkes mit dem Kurator Luciano Fasciati

98

Bad RagARTz

92

von Andrin Schütz

8. Schweizerische Triennale der Skulptur in Bad Ragaz Rundgang durch die Triennale Jörg Plickat. Kraft und zeitlose Poesie

Vera Röhm, Foto: Wolfram Eder

94 96 102

Por trät VER A RÖHM Licht und Schatten sind mit Zeit Raum Kosmos verbunden

106

MARINA ABR AMOVIĆ – KU NSTHALLE T Ü BINGEN Transformation. Eine Reise ins Innere – von Christina Körner

172

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21

Nur Skulptur!

Marina Abramović, Foto: © KunstArztPraxis

WAHLVERWANDTSCHAF TEN Rodin – Arp / Lehmbruck – Beuys im Rheinland – von Danièle Perrier

116

JOSEPH BEU YS U ND DER SÜ DEN Zehn Jahre Kunsthalle Vogelmann Heilbronn – von Chris Gerbing

120

WET TBEWERB „JU NGE KU NST “ Skulpturenpark Heidelberg – von Chris Gerbing

124

DIE NORDART 2021 Kunstwerk Carlshütte – von Inga Aru

132

ARK ADIEN ZWISCHEN DEN MEEREN Herbert Gerisch–Stiftung Neumünster – von Nicole Büsing & Heiko Klaas

134


Marion Ackermann, Foto: David Pinzer, © SKD

Appetizer

Reisetipps zu Kunst und Kultur

KU NST U ND K ASTANIEN IM BERGELL Interview von Bettina Götz mit Elli Müller von Engadin Tourismus

154

KÖNIGLICHER SCHL AF Arenenberg in Salenstein und Kartause Ittingen – von Siegmund Kopitzki

156

Waiting until Heaven is done IV, 2019 © Nguyen Xuan Huy, courtesy Galerie Rothamel, Erfurt/Frankfurt

NGUYEN Talking about XUANBlackHUY Holes

MALEREI

8. AUGUST 2021

www.offener-prozess.de www.kein-schlusstrich-jena.de

Ausstellungen EINE BEGEGNU NG MIT DER WAHRHEIT Michelangelo Pistoletto in Ascona – von Amrei Heyne

148

TR ÄU ME VON BEDEU T U NG Interview von Carsten Probst mit Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

166

ZWISCHEN SYSTEM & IN T UITION Konkrete Künstlerinnen im Kunstmuseum Stuttgart – von Amrei Heyne

182

SPIELFELDER DER WIRKLICHKEIT Helmut Sturm im Kunstmuseum Ravensburg – von Babette Caesar

184

MU R ALU Das Wilhelm-Hack-Museum bringt die Kunst ins Freie – von Nina Reinhardt

AUSSTELLUNG

188

GOLDEN SU MMER PFORZHEIM EMMA – Kreativzentrum Pforzheim – von Chris Gerbing Susan Hefuna in der Pforzheim Galerie – von Clemens Ottnad

196 198 200

DIE RELATIVE VERMESSUNG DER WELT

TER MINE

210

IMPRESSU M

223

15. AUGUST 2021

KÜNSTLERBÜCHER

AUS DER SAMMLUNG OPITZ-HOFFMANN FOTOGRAFISCHE PORTRÄTS VON RENATE BRANDT Michelangelo Pistoletto, Foto: Amrei Heyne

4. SEPTEMBER

21. NOVEMBER 2021

KUNSTSAMMLUNG JENA

www.kunstsammlung-jena.de KUNSTSAMMLUNG. Städtische Museen Jena. JenaKultur.



LUXEMBOURG ΛRT WEEK THE FAIR 12–14 NOVEMBER 2021 PREVIEW 11 NOVEMBER 2021 New Venue

Champ du Glacis L-1628 Luxembourg

luxembourgartweek.lu



von Via Borgo 34 CH – 6612 Ascona +41 (0)91 759 81 40 museo@ascona.ch www.museoascona.ch @museoascona @museocomunaleascona #PistolettoAscona

Geteilter Spiegel, 1973-1978 Cittadellarte – Fondazione Pistoletto, Biella Foto: Courtesy Archivio Pistoletto Michelangelo Pistoletto neben seinem Werk Venus in Lumpen (1967) porträtiert Foto: S. Luciano

Die Wahrheit

MICHELANGELO PISTOLETTO vom Spiegel zum Dritten Paradies

30.5 — 26.9.2021

Öffnungszeiten

 Museo Comunale

d’Arte Moderna Dienstag bis Freitag 10 – 12 | 14 – 17 Uhr Samstag 10 – 17 Uhr Sonn- und Feiertage 10 – 16 Uhr Montag geschlossen

 Park Monte Verità

Strada Collina 84, Ascona

 Park Museo Castello San Materno Via Losone 10, Ascona Immer zugänglich


Bahnhof Rolandseck

RODIN / ARP

Partner

27. Juni – 14. November 2021

Förderer Maria Kerpen-Stiftung

Arp Museum Bahnhof Rolandseck | Hans-Arp-Allee 1 | 53424 Remagen | Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen 11–18 Uhr | Informationen +49 2228-9425-0 Der Denker | Auguste Rodin |1903 | Kunsthalle Bielefeld | Foto: Mark Niedermann


1 2 0 2 . 8 0 . 9 2 16 . 05 . –

WOLF HAMM

GROSSE PROZESSE

Das Max Ernst Museum Brühl des LVR wird gefördert durch:

www.maxernstmuseum.lvr.de

ZEITFENSTER-TICKETS BUCHEN

Hartmut Neumann, Pflanzenverwirrung, 2012, Öl auf Leinwand, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Alistair Overbruck, Köln (oben); Wolf Hamm, Die Befruchtung (Die großen Prozesse I), 2010, Acryl hinter Acrylglas, Privatsammlung Michael Kunz, © Wolf Hamm 2021, Foto: Alasdair Jardine, Bremen (unten)

HARTMUT NEUMANN VERBOTENE ZONEN


24.07.2021 – 13.02.2022

JENES SELBST / UNSER SELBST


Joseph Beuys, 1981, Fotoarchiv Ruhrmuseum Essen (Detail), Foto: Jürgen Leiendecker, VG Bild-Kunst Bonn, 2021

Förderer

www.museen-heilbronn.de

EIN WOODSTOCK DER IDEEN JOSEPH BEUYS, ACHBERG UND DER DEUTSCHE SÜDEN 28.08.– 28.11.2021 →→ KUNSTHALLE VOGELMANN


Johannes Vermeer. Vom Innehalten Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden

Vorverkauf unter www.skd.museum


AVANTGARDE IN FARBE

Blauer Reiter Brücke Expressionismus

Ausstellungsreihe der MuSeenLandschaft Expressionismus in Oberbayern. März bis November 2021

Lenbachhaus München GRUPPENDYNAMIK – DER BLAUE REITER 23. März 2021 bis 5. März 2023

Erich Heckel, Schlafender Pechstein, 1910. Buchheim Museum, Bernried. ©Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen.

Franz Marc Museum, Kochel am See ICH BIN MEIN STIL. KÜNSTLERBILDNISSE IM KREIS VON BRÜCKE UND BLAUEM REITER 20. Juni bis 3. Oktober 2021 Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See DIE FARBEN DER AVANTGARDE 10. Juli bis 7. November 2021 Schloßmuseum Murnau PUNKT, LINIE, FLÄCHE. DIE KINDERZEICHNUNG UND DER EXPRESSIONISMUS 29. Juli bis 7. November 2021 Museum Penzberg – Sammlung Campendonk RINGSUM SCHÖNHEIT. CAMPENDONK, DIE EXPRESSIONISTEN UND DAS KUNSTHANDWERK 7. August bis 1. November 2021

www.museenlandschaft-expressionismus.de


IM LAND DER MUSEEN 18

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — I M L A N D D E R M U S E E N

Bayerns Erlebniswelten

Nirgendwo in Deutschland gibt es so viele Museen wie in ­Bayern. In mehr als 1.300 Häusern im ganzen Freistaat können Besucher fachkundig und spannend inszenierte Sammlungen zu Geschichte und Kunst, Wissenschaft, Handwerk und Brauchtum erleben. Sie bieten eine außergewöhnlich bunte und reiche Themenvielfalt – von der Hutherstellung bis zur Keramik, vom Bier bis zum Getreide, von Rittern und ­Römern bis zur Renaissance ist alles dabei, was mit Bayern zu tun hat. Jung und Alt, Experten und Neulinge finden hier ­gleichermaßen Spannendes, Anregendes und Schönes. Rund 80 dieser Museen haben sich zu Netzwerken mit jeweils e­ inem bestimmten Thema zusammengeschlossen. Einige d ­ avon s­ tellen wir Ihnen vor – wie etwa zum Expres­ sionismus in Bayern. erlebe. bayer n

Luftmuseum Amberg, © erlebe.bayern – Florian Trykowski



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D ie n ic ht st a at l ic he n Mu s e e n i n B aye r n

Kunst, Kultur, Natur

Geheimnisvolle Funde aus der Antike im Gäubodenmuseum in Straubing, Foto: © erlebe.bayern – Florian Trykowski

In wohl kaum einer anderen deutschen Region gibt es zu allen Jahreszeiten eine so vielfältige Landschaft zu entdecken: Bay­ ern verfügt über 1.300 kunst- und kulturhistorische Museen, Burgen und Schlösser, archäologische und naturkundliche Sammlungen, Museen der Technik- und Industriegeschichte, Bauernhof- und Freilichtmuseen. Amrei Heyne sprach mit Martin Spantig, Projektleiter Museen & Tourismus der Landes­stelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, über die bayerische Kulturlandschaft von Amberg bis Zwiesel. ARTMAPP: Das Wandern hat gerade eine regel­ rechte Renaissance erfahren und ist in allen ­A ltersgruppen angekommen. Wie schaffen Sie es, die Menschen für die bayerische Kulturlandschaft zu interessieren?

Martin Spantig, Projektleiter Museen & Tourismus der Landes­s telle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, Foto: Goran Gajanin

Martin Spantig: Es ist uns ein großes Anliegen, die Menschen, die zu uns kommen wollen, schon früh und immer besser auf allen uns zur Verfügung stehenden „Kanälen“ zu informieren. Etwa darüber, was es an Kunst und Kultur in Bayern zu sehen gibt und − ganz wichtig − was um ein Museum herum noch aufzuspüren ist, zum Beispiel andere kulturelle Sehens­ würdigkeiten, und welche Radtouren oder Wanderwege dort hinführen. Wir bitten unsere Museumsbotschafter um ihre individuellen Wanderrouten oder ultimativen Campingtipps für den Familienurlaub. Wir verbinden in Zusammenarbeit mit Bayern Tourismus das, was die Natur bietet, mit dem, was es in Kunst, Kultur und Geschichte noch zu entdecken gibt.


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Die Georgskapelle mit ihrem Kreuzrippengewölbe und den gotischen Fresken ist Teil des Rundgangs im Oberhausmuseum auf der Veste in Passau. Foto: © erlebe.bayern – Florian Trykowski

ARTMAPP: Zugegeben, die Münchner Pinako­ theken sind ein Highlight für jeden Kunstfreund. Wer aber kennt das Luftmuseum in Amberg in der Oberpfalz? Was, glauben Sie, macht kleine Museen attraktiv? ARTMAPP: Wie wird der Sommer 2021? Ihre Prognose? MS: Wir sind guter Dinge und hoffen sehr, dass der Touris­ mus wieder anspringen darf. Das Interesse der Menschen an Kunst und Kultur ist groß, der Wunsch nach Urlaub genauso. Weitere Themen sind das Radeln, etwa bei den Expressionis­ mus-Radreisen, oder die Burgreisen von einem Burgmuseum zum anderen mit dem Wohnmobil. Barrierefreies Reisen ist ein ebenso wichtiges Thema, also Kulturreisen für Menschen mit Hör- oder Sehbehinderungen. ARTMAPP: Verraten Sie uns Ihr ganz persönliches Lieblingsmuseum? MS: Das Museum SPUR in Cham in der Oberpfalz, schon aus ganz persönlichen Gründen. Ich durfte mich mit dieser Künstlergruppe schon während des Studiums in der Galerie Schübbe und später im Museum Ludwig in Köln beschäftigen. Und das Franz Marc Museum in Kochel am See ist ein echter Geheimtipp in der deutschen Museumslandschaft! www. museen-in-bayer n. de

Franz Marc Museum Kochel am See © Franz Marc Museum / Ursula Maier

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — I M L A N D D E R M U S E E N

MS: Kleinere Museen sind aus sich selbst heraus attraktiv. Es zeichnet sich ein Tourismustrend ab, dass die Menschen nicht nur die großen Häuser wie den Pariser Louvre, das Guggen­ heim in Bilbao oder das Museum of Modern Art in New York besuchen wollen, sondern auch das Unbekannte, Über­ raschende in ihrer näheren Umgebung suchen. Wie eben das Luftmuseum in Amberg, welches zum thematischen Netz­ werk „Zeitgenössische Kunst in der Oberpfalz“ gehört. Das ist genauso attraktiv für alle, die zeitgenössische Kunst eher in den Metropolen vermuten. 80 der kleineren Museen haben sich zu zehn thematischen Netzwerken, zum Beispiel ­„ Mu­SeenLandschaft Expressionismus“, „Kultur und Genuss“ oder „Mittelalter und Renaissance auf Burgen erleben“, ­z usammengeschlossen. Übrigens agieren wir auch über ­Bayern hinaus bis nach Tschechien und ins baden-württem­ bergische Allgäu mit den städtischen Museen in Wangen und Isny. Egal wo man in Bayern urlaubt, ein tolles Burgmuseum gibt’s auf jeden Fall. Oder ein Freilichtmuseum, selbst die ­A ntike ist vertreten und natürlich die Glasmuseen ... Und im Hut­museum in Lindenberg kann man erfahren, wie der Hai ins Allgäu kam!


22 „ Av a nt g a r de i n F a r b e . Bl aue r R e it e r, Br üc ke , E ­ x pr e s s ion i s mu s“ – e i ne Au s st el lu n g s r e i he de r Mu S e e n L a nd s c h a f t E x pr e s s ion i s mu s i n O b e r b aye r n

Augen auf! Alles ist schön!

Iffeldorf-Osterseen, © Tourismusverband Pfaffenwinkel

BUCHH E I M M USEU M B er nr ied am Star nberger See – An den Ufer n der Phanta sie

S C H L O S S M U S E U M M U R N AU

www. buchheimmuseum. de

Mur nau – das Künstlerstädtchen am Staf felsee – A u f d e n S p u r e n v o n Wa s s i l y K a n d i n s k y u n d G a b r i e l e M u n t e r

F R A N Z M A RC M U S E U M

schlossmu seum-mur nau . de

Z w i s c h e n K o c h e l - u n d Wa l c h e n s e e – F ra n z M a r c u n d d i e M o d e r n e e r l e b e n f ra n z - m a r c - m u s e u m . d e

M U S E U M P E N Z B E RG – S A M M L U N G C A M P E N D O N K Pe n zbe rg nahe de n male r ische n Oste rsee n – Die Mot ivwelt Heinr ich Campendonks entdecken

L E N B AC H H AU S München, die Stadt der Kunst und Kult ur – Blauer R eiter www. lenbachhaus. de

www. mu se um-pe n zbe rg. de


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Gabriele Münter, „Bootsfahrt mit Kandinsky“, 1909, Privatsammlung, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Schloßmuseum Murnau, Schloßhof, © Schloßmuseum Murnau

Inmitten einer der schönsten Landschaften Deutschlands – zwischen München und dem Alpenrand – wird nicht nur Naturgenuss zum Erlebnis, sondern seit jeher auch die Kunst. Hier, wo einst Ludwig Thoma ausgerufen hat: „Mach nur die Augen auf; alles ist schön!“, sind nun jene Künstlerinnen und Künstler zu bewundern, die einen wirklich neuen Begriff von

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„Ich muss gestehen“, so sagte Fritz Schumacher einmal, „dass ich recht ratlos war, als sie mit den ersten Proben ihres ­Wollens hervortraten […] Aber in Wahrheit brach hier die ­Z ukunft durch.“ So der einf lussreiche Architekt über ­s eine Zeichenschüler an der Technischen Hochschule in Dresden – die sich bald als „Expressionisten“ einen ­Namen machen würden. Heute ist der Expressionismus geradezu der In­begriff der Avantgardekunst des 20. Jahrhunderts. In Oberbayern lädt die „MuSeenLandschaft Expressionismus“ zur Aus­ stellungsreihe „Avantgarde in Farbe. Blauer Reiter, Brücke, Expressionismus“ ein. Bis November 2021 sind zeitgleich im Lenbachhaus in München, im Buchheim ­Museum in Bern­ ried, im Schloßmuseum Murnau, im Franz Marc Museum in ­K ochel am See und im Museum Penzberg – Sammlung ­C ampendonk aufeinander abgestimmte Ausstellungen zu den Themen „­ Brücke“, „Blauer Reiter“ und Expressionis­ mus zu sehen.


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Paul Klee, „Waldvogel“, 1920,81 Privatsammlung

Schönheit ins Leben riefen: Emil Nolde und Ernst Ludwig Kirchner waren hier, bevor sie Mitglieder der Dresdner ­Künstlergemeinschaft „Brücke“ wurden. Und natürlich die Künstlerinnen und Künstler des „Blauen Reiters“, die aus München kamen: Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, Franz Marc, Alexej von Jawlensky oder Heinrich Campendonk. In der „MuSeenLandschaft Expressionismus“ kann man die Kunst dieser Avantgarde in jener Landschaft erleben, in der sie entstanden ist. Eine Fahrt in diese Kulturregion ist eine Reise zum Ursprung der expressionistischen Avant­garde, denn es war die Natur, welche die jungen Kunstschaffenden

© Franz Marc Museum, Foto: Doris Leuschner

aus ­München anlockte. So, wie die Expressionistinnen und Expressionisten einst in die Landschaft blickten, schauen auch die Gäste von heute auf sie – etwa vom zwölf Meter ­hohen Aussichtssteg des Buchheim Museums der Phantasie über den Starnberger See. Die einzigartige Konzentration expressionistischer Kunst in dieser Region lädt zu Entdeckungsfahrten ein – die man dank eines perfekten Radwegenetzes auch auf zwei ­R ädern unternehmen kann. Kunstspaziergänge, etwa in Mur­ nau, Kochel am See und Sindelsdorf, führen zu den O ­ rten, an denen ­Wassily Kandinsky oder Franz Marc malten.


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Franz Marc, „Blaues Pferd I“, 1911, Foto: Lenbachhaus © Städtische Galerie im Lenbachhaus

Inmitten einer Kultur- und Naturlandschaft, die bis heute stark von der barocken Kunst geprägt ist, von Hügeln, Alpen­ gipfeln, Seen, Biergärten, Lüftlmalerei und Zwiebel­t ürmen, genau hier, begann das Kapitel der expressionistischen Kunst. Im Jahr 1912 gaben Franz Marc und Wassily Kandinsky den

Almanach „Der Blaue Reiter“ heraus – ein Künstlermanifest von enormem Einf luss. Die fünf M ­ useen spüren diesem ­Einfluss nach – und setzen eigene A ­ kzente, etwa das Schloß­ museum Murnau, welches bis zum 7. November 2021 die Schau „Punkt, Linie, Fläche. Die Kinderzeichnung und der Expressionismus“ zeigt. An Werken von Wassily Kandisky, Gabriele Münter und Paul Klee über Jean Dubuffet, Karel Ap­ pel bis hin zu Arnulf Rainer und weiteren sind die großartigen Impulse nachzuvollziehen, welche die naiv-kraftvollen Aus­ drucksmittel von Kindern auf die Kunst der Avantgarde und die nachfolgenden Generationen ausübten. Im Franz Marc Museum in Kochel am See ist bis zum 3. Oktober 2021 die Ausstellung „Ich bin mein Stil“ zu erleben, die Künstlerbildnisse im Kreis von „Brücke“ und „Blauem Reiter“ vorstellt. Auch hier wird die revolutionäre Kraft dieser

Der Garten des Lenbachhauses, München © erlebe.bayern – Florian Trykowski

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und Kunstbau München


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Alexej von Jawlensky, „Kopf in Blau“, 1912 © Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See

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Kunst deutlich. Einer wirklich neuen, bis dato ungesehenen, originären Kunst, die mit Traditionen brach und die Be­ trachtenden der Zeit wie ein Faustschlag traf: Gerade in den Selbstporträts der Künstlerinnen und Künstler und in den Bildnissen, die sie gegenseitig von sich malten, wird dieses ­revolutionäre Selbstbewusstsein besonders deutlich.

Das Lenbachhaus in München zeigt bis zum 5. März 2023 die Ausstellung „Gruppendynamik. Der Blaue Reiter“. Im ­Z entrum der Schau stehen die Idee des Kollektivs und der ­G edanke einer Gleichwertigkeit aller Kunst, der die Avant­ gardekünstler angetrieben hat. „Die Farben der Avantgarde“ sind das Triebmittel der ­Moderne. Bis zum 7. November 2021 sind sie das Thema im Buchheim Museum. Ton für Ton erfahren wir hier etwas über Chemie, Komposition, sinnlichen Eindruck und gedank­ lichem Ausdruck der magischen Malpaste. Zu sehen sind Bilder von Modersohn-Becker, Bleyl, Kirchner, Schmidt-­ Rottluff, Heckel, Pechstein, Nolde, Jawlensky, Beckmann und anderen.

Buchheim Museum © Peter von Felbert, Tourismus Oberbayern München (TOM) e. V.


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Heinrich Campendonk, „Gems, Pferd und Kuh“, 1913, Stickereientwurf, Museum Penzberg – Sammlung Campendonk, Dauerleihgabe, Foto: Manfred Neubauer © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

M USE E N K A RT E E X PR E SSION ISM US

Die Ausstellung „Ringsum Schönheit. Campendonk, die ­E xpressionisten und das Kunsthandwerk“ wird bis zum 1. November 2021 im Museum Penzberg – Sammlung Cam­ pendonk präsentiert. In dieser Schau wird deutlich, wie sehr die Kunst der Avantgarde auch von kunsthandwerklichen Ar­ beiten beeinflusst war. Im Mittelpunkt steht der Expressionist Heinrich Campendonk, dessen Werk bisher noch ein wenig im Schatten seiner berühmteren Künstlerfreunde des „­ Blauen Reiters“ steht. Ein Grund mehr, das expressionistische Ober­ bayern in diesem Sommer zu besuchen. Augen auf! Hier ist alles schön!

Kunstgenuss und Landschaftserlebnis – Zwischen München und dem Alpenrand finden Sie eine ungewöhnlich reichhalt­ ige und reizvolle Kunst- und Naturlandschaft, die ein besonderes Erlebnis verspricht. In fünf Museen wird Ihnen ein zugleich intensiver und qualitätsvoller Einblick in den deutschen Expressionismus geboten. Gehen Sie mit der ­„ MuSeenKarte Expressionismus“ auf Museen-Tour durch das Bayerische Alpenvorland. Im ersten Museum regulär zahlen, vier weitere Museen mit ermäßigtem Eintritt besuchen. Die MuSeenkarte erhalten Sie kostenlos bei den beteiligten Museen. Weitere Infos dazu unter: w w w . m u s e e n l a n d s c h a f t- e x p r e s s i o n i s m u s . d e

MARC PESCHKE

Museum Penzberg, Außenansicht, Foto: © Stefan Geisbauer


28 E i n ob e r b aye r i s c he r Url au b sk l a s s i ke r m it v iel K u n st , K u lt u r u nd Nat u r

Chiemsee und Chiemgau

Chiemsee mit Fraueninsel, Foto: © Chiemgau Tourismus e. V. /  Anita Berger

Urlaub am Chiemsee und im Chiemgau − in einem der belieb­ testen Erholungsgebiete Bayerns. Die oberbayerische Region mit ihren traditionellen Wintersportorten ist von opulentem landschaftlichem Reiz: Urlauberinnen und Urlauber ­kommen wegen des großartigen Nebeneinanders von Wasser-, Radund Wandersport, von Kultur und Kulinarik. Der Chiemgau ist ein Klassiker, seit Dekaden schon: Jedes Jahr übernachten mehr als vier Millionen Gäste in den Hotels, Pensionen, auf Campingplätzen und Bauernhöfen der Region.

Und viel Kunst und Kultur gibt es zu entdecken: die Frauen­ insel mit der Abtei Frauenwörth und die Herreninsel mit dem weltberühmten Landschaftspark, dem Alten Schloss und dem Neuen Schloss Herrenchiemsee. Weitere kulturelle ­Höhepunkte einer Chiemgau-Reise sind etwa das 994 ge­ gründete Kloster Seeon, Burg und Altstadt Tittmoning, die Felsenburg Stein an der Traun, das Kloster Baumburg, das ­R ömermuseum in Seebruck oder die Burgen in Amerang, ­Hohenaschau, Marquartstein und Tittmoning. Unbedingt ­sehenswert sind auch die Salinenstädte Reichenhall, Traun­ stein und Rosenheim: Die Gewinnung und der Transport von Salz beeinflussten seit dem Mittelalter die Entwicklung der Chiemgauer Kulturlandschaft.


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Kloster Frauenwörth auf der Fraueninsel, Foto: © Chiemgau Tourismus e. V. /  Thomas Kujat

zeugen noch heute davon, ebenso wie eine Malerpalette über ihrem Stammtisch im wundervollen Gasthof „Zur Linde“. Seit über 600 Jahren lädt das altehrwürdige Gasthaus mit ­seinem Charme und seiner schlichten Eleganz zur Einkehr: eines der ältesten Wirtshäuser Bayerns. Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie München−­ Salzburg im Jahr 1860 konnten Gäste erstmals bequem und schnell zur Sommerfrische in den Chiemgau reisen. Der ­Tourismus kam in Schwung, die Künstler zogen sich jedoch wieder zurück. Seit 1901 ist das Kloster wieder eine Abtei. Es ist neben dem Nonnberg in Salzburg das älteste bestehende deutschsprachige Frauenkloster nördlich der Alpen. Auf der benachbarten Insel im Chiemsee steht das Schloss Herrenchiemsee, das der „Märchenkönig“ Ludwig II. dort in der Zeit von 1878 bis 1886 als Kopie von Versailles ­e rbauen ließ. Mehr als 400.000 Gäste aus aller Welt ­besuchen das Prunkschloss und den weitläufigen Schloss­ park jährlich. Eine Visite wert ist auch das ehemalige Augustiner-Chor­herrenstift, das „Alte Schloss“, mit dem Verfassungsmuseum, den restaurierten Barocksälen wie Kaiser- und Gartensaal und dem Bibliothekszimmer. Schon im Jahr 1130 siedelten sich Augustiner-Chorherren auf der Herreninsel an. Der Spiegelsaal im Schloss, das Biblio­ thekszimmer und das Münster auf der Fraueninsel dienen im Rahmen von Konzertreihen ganzjährig als Kulisse

Schloss Herrenchiemsee, Foto: © erlebe.bayern – Peter von Felbert

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Die Fraueninsel mit dem weithin sichtbaren Kampanile, dem achteckigen Glockenturm, ist weit über die Region bekannt. Die kleine Fischerinsel mit dem 7 72 durch den Karolinger ­Tasso gegründeten Benediktinerkloster Frauenwörth ent­ wickelte sich seit dem Bau der Eisenbahn vor rund 150 Jahren zu einem bedeutenden Ziel von Touristen und Pilgern. Sie ­besuchen das Idyll aus Verehrung für die Äbtissin Irmengard (um 833−866), die im Inselmünster begraben liegt. Sechs Fischerfamilien auf der Insel bestreiten ihr Leben seit Generationen von der Fischerei. Sie verkaufen den Fisch in ihren Fischhütten, beliefern die regionale Gastronomie, ­entwickeln neue Rezepte – etwa „Renken-Matjes“ – und ver­ treiben geräucherte Renken und Aale auch online. Neben dem Münster und der karolingischen Torhalle zählen noch die ­t ausendjährigen Linden auf dem höchsten Punkt der Insel zu den Sehenswürdigkeiten. Die Säkularisation im Jahr 1803 bedeutete das vorläu­ fige Ende des Klosters Frauenwörth. Einige Jahre danach entstand hier die Künstlerkolonie Frauenchiemsee, als deren Begründer der Münchner Maler Max Haushofer gilt. Als 17-jähriger Schüler kam er 1828 erstmals auf die Fraueninsel. Nach Jahren der regelmäßigen Besuche heiratete er 1838 die Tochter des Gastwirts, Anna Dumbser, und brachte zahlrei­ che Künstlerkollegen auf die Insel. Die Gräber der Künstler Haushofer, Rubens und Roubaud im kleinen Klosterfriedhof


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hochrangiger Kulturveranstaltungen. Das Inselticket kostet neun Euro pro Person und gilt für alle genannten Einrich­ tungen sowie das König-Ludwig-Museum. Das Schloss ist ganzjährig geöffnet und durch die Chiemsee-Schifffahrt mit dem Festland verbunden. Acht Kilometer lang ist ein schat­ tiger Weg, der einmal rund um die Insel führt. Noch bevor um 1870 auf dem Königsschloss Herren­ chiemsee reger Fremdenverkehr einsetzte, kamen die ersten Maler aus den Münchner Kunstakademien in den Chiemgau. Unter dem Einfluss der französischen Meister von Barbizon und des I­ mpressionismus rückte die Freilichtmalerei ins ­Z entrum der künstlerischen Auseinandersetzung. Die Chiemseemaler folgten dem französischen Beispiel, wand­ ten sich vom ­k lassizistisch-erhabenen, heroischen Stil des frühen 19. Jahrhunderts ab und interessierten sich fortan für das vitale Erfassen des atmosphärischen Gesamteindrucks der Landschaft. Künstler wie Eduard Schleich d. Ä., Karl Raupp, Josef ­Wopfner, Wilhelm Trübner, Leo Putz, Max Slevogt, Arnold Balwé oder auch Max Beckmann haben bedeutende Werke am Chiemsee und im Chiemgau geschaffen. Julius Exter (1863−1939) war einer der bekanntesten Chiemseemaler und

Mitbegründer der „Münchener Secession“. Seine Werke ­ erden im Exterhaus in Übersee präsentiert, einem alten w ­B auernhaus, das ihm als Atelier diente. Neben figürlichen Kompositionen und Porträts bilden Landschaften und Akte den Schwerpunkt seines künstlerischen Schaffens, das sich vom Symbolismus und Neoimpressionismus zum Expressio­ nismus entwickelt hat. Im Augustiner-Chorherrenstift auf Herrenchiemsee lädt die Galerie Maler am Chiemsee ein, die Künstler des Chiemsees besser kennenzulernen: In sechs Räumen wird eine Auswahl von Meisterwerken der am Chiemsee tätigen Maler gezeigt, so von Karl Millner, Friedrich August Kessler, Friedrich Wilhelm Pfeiffer, Karl Raupp, ­Joseph Wopfner, Wilhelm Trübner, Julius Exter, Leo Putz, Walter Püttner, Paul Roloff und Erich Glette. Auch die G ­ emäldegalerie Julius Exter ist Teil des Museums im Augus­t iner-Chorherrenstift. Sie be­ findet sich im sogenannten Prälaturstock. In neun festlichen barocken Räumen wird das Werk des Künstlers aus allen Schaffensperioden im Überblick gezeigt, beginnend mit den mystisch-dunklen Themen seiner symbolistischen Phase bis hin zu den spontanen, farbenprächtigen Bildern der expressi­ onistischen Zeit.

Julius Exter, „Frau mit Kahn“, 1920–1925, Inv. Ex. 984, Feldwies, Exter-Haus, Foto: © Bayerische Schlösserverwaltung, www.schloesser.bayern.de


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Walter de Maria, „12-, 11- und 10-seitige offene Polygone“, 1984, Edelstahl, DASMAXIMUM, Traunreut, Foto: Franz Kimmel © Estate of Walter de Maria

Doch nun auf in die jüngste Geschichte der Kunst − auf in DASMAXIMUM! Seit Juli 2011 finden wir in der kleinen Stadt Traunreut im Landkreis Traunstein ein Museum mit echten Spitzenwerken der Kunst. Heiner Friedrich, Sohn des Alzmetall-Gründers Harald Friedrich und Kunstmäzen, g r ündete 2010 die St ift ung mit dem markant-selbst­ bewussten Namen DASM A XIMUM, die in Traunreut große Werkgruppen von neun deutschen und US-ameri­ kanischen Künstlerinnen und Künstlern ausstellt. Sie gehören zu den engsten Weggef ährten von ­F riedrich, der seit seinen Anfängen als Galerist in München, Köln und New York die Durchführung dauerhafter Präsenta­ tionen aktueller Kunst initiierte. International als Mittler zwischen Künstlern und Museen und als Mitbegründer so ­bedeutender Stiftungen wie der Dia Art Foundation aktiv, ­ermöglicht er auch in Traunreut die intensive Begegnung mit aktueller Kunst. Als einer der ersten Galeristen zeigte Friedrich Werke von Georg Baselitz, Joseph Beuys, Imi Knoebel, Uwe Lausen, Blink y Palermo, Sig mar Polke und Gerhard R ichter. ­A ufgrund seiner frühen und engen Kontakte zur US-­ amerikanischen Avantgarde stellte er Künstler wie John Chamberlain, Dan Flavin, Donald Judd, Walter De Maria, Barnett Newman, Cy Twombly und Andy Warhol teils zum ersten Mal in Europa aus.

Für DASMAXIMUM wurde ein zuvor industriell g­ enutzter Gebäudekomplex auf mehr als 4.300 Quadrat­metern in ein Tageslichtmuseum umgewandelt. Besondere Beachtung ver­ dient die hervorragende Museumsarchitektur: Historische Produktionshallen der NS-Rüstungsindustrie wurden nach Plänen des Büro Brüderl Architektur umgebaut und ihre Sat­ teldächer mit Oberlichtern versehen. In den weiträumigen Hallen gewähren bei Georg ­Baselitz und Uwe Lausen Arbeiten aus verschiedenen Schaf­ fensphasen e­ inen Überblick über das Gesamtwerk, während bei Imi K ­ noebel und Maria Zerres großformatige Serien Orte der Konzentration schaffen. Einen besonderen Schwerpunkt setzt der reiche Bestand an Werken US-amerikanischer Künstler. So gibt es mehr als 20 Bilder von Andy Warhol, ­jeweils eigene Hallen für die Skulpturen von John Chamber­ lain und Walter De Maria sowie die Lichtinstallation aller „European Couples“ von Dan Flavin, welche die intensive ­Verbindung der US-amerikanischen und deutschen Kunst seit den 1960er-Jahren vor Augen führt. Seit dem Jahr 2015 ehrt die Stiftung DASMAXIMUM den Künstler Joseph Beuys und sein Werk mit dem Projekt der „EICHENPF L ANZUNGEN ZU EHR EN VON JOSEPH BEUYS“. Zu seinem 100. Geburtstag geht es nun weiter. 64 Basaltsteine – einer für jedes Lebensjahr des Künstlers – kommen insgesamt in Traunreut zum Einsatz. MARC PESCHKE

www. chiemsee-chiemgau . info www. he r re nchie m see. de www. dasma x imum. com


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Wasser-Radlwege Oberbayern Vom Farbspiel auf der „Kunst-Schleife“ Auf rund 350 Kilometern verläuft die südwestliche Schleife der Wasser-Radlwege zwischen München und Garmisch-­ Partenkirchen in Oberbayern. Der Fernradweg führt direkt durch das Murnauer Moos, den Ursprung des „Blauen ­Reiters“, sowie die idyllische Fluss- und Seenlandschaft rund um den Ammersee. Seit Herbst 2019 laden die neuen Wasser-Radlwege zum Radeln durch Oberbayern ein. Rund 1.200 Kilometer werden von dem Fernradweg abgedeckt, welcher sich über drei Hauptschleifen durch ganz Oberbayern erstreckt. Die drei Teilrouten machen sich dabei die regionalen Beson­ derheiten zu eigen: Im Norden ist der Radweg geprägt von Hopfen & Bier, im Südosten stehen das Salz und im

Süd­westen Kunst & Kultur im Fokus. Zentraler Dreh- und Angelpunkt aller Touren ist die Landeshauptstadt München. Aber unabhängig davon, auf welcher Schleife man sich be­ findet: Das Wasser ist ein steter Begleiter. Auf keinen anderen Radwegen kann man Kunst, ­Kultur und aktiven Naturgenuss so gut verbinden, wie auf den Wasser-Radlwegen Oberbayern. Hier finden sich die Vor­ bilder zu zahlreichen Motiven der Kunstgeschichte, Wirkorte berühmter Künstlerinnen und Künstler sowie natürlich ­a ktuelles Kunsthandwerk. Die „Kunst-Schleife“ der Wasser-­ Radlwege startet und endet in München. Hier finden Kunstliebhaber im Bereich der Pinakotheken und des Len­ bachhauses Kunstsammlungen, die ihresgleichen suchen.

Karwendel Berge bei Bad Tölz, Foto: shutterstock.com / FooTToo


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Gabriele Münter, „Blick auf das Murnauer Moos“, um 1910, Öl auf Malkarton, 32,5 x 40,5 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

www. oberbayer n. de

Radln rund um den Walchensee im Tölzer Land, Foto: @ Tourismus Oberbayern München e. V. / Christoph Jorda

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Weitere Highlights befinden sich im ländlichen Raum. Hier gehen die künstlerischen Inspirationen und die Werke Hand in Hand. Wie an einer Perlenkette aufgereiht, finden sich rund um das Murnauer Moos – für sich genommen schon ein ein­ drucksvolles Naturhighlight – die Spuren des berühmten „Blauen Reiters“. Das Münter-Haus in Murnau kann besichtigt werden und während man im und um das Haus herum f la­ niert, kommen einem verschiedenste Motive des „Blauen Reiters“ in den Sinn. Gerade die Farbspiele der Landschaften sind es, die Kunstschaffende und Kreative seit jeher inspirie­ ren. Blaue Seen, das im Herbst gelb erstrahlende Murnauer Moos, die grünen Almwiesen, die im Verlauf des Sommers ­einen ganz spannenden Wechsel in der Sättigung durchlaufen und natürlich die Felsen der umliegenden Berge. Rund um Dachau finden Interessierte zahlreiche Spu­ ren einer der bedeutendsten Künstlerkolonien Deutschlands, der Künstlerkolonie Dachau. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts siedelten sich zahlreiche bildende Künstlerinnen und Künst­ ler, etwas später auch Schriftstellerinnen und Schriftsteller rund um das Dachauer Moos an. Mit den beiden Weltkriegen verschwand die Kunsttätigkeit nach und nach. Vor allem aber verschwanden mit dem Trockenlegen der Moore die Land­ schaften. Im Bezirksmuseum und Schloss Dachau kann man noch heute zahlreiche Werke und damit die ursprüngliche Natur und den einst zeitgenössischen Blick darauf erfahren. Als Reminiszenz an die Kolonie wird in jedem Jahr im Sep­ tember in Dachau eine „Lange Nacht der offenen Türe“ von Ateliers, Galerien und Künstler- und Künstlerinnenwerk­ stätten veranstaltet.

Wer lieber hoch hinaus möchte, findet kunsthistorische Schätze auch auf der Alm, genauer gesagt auf der Staffelalm hoch über dem Kochelsee. Zwischen 1900 und 1914 erhielt die damalige Sennerin immer wieder Besuch von einem Maler aus dem Tal. Dieser hinterließ zwei Bilder auf einer Innen­ wand der Almhütte, einen Stierkopf und einen Hirsch mit Hirschkuh. Der Maler war niemand Geringeres als Franz Marc. Und die Motive wurden Ende des 20. Jahrhunderts auf­ wendig freigelegt, nachdem sie zuvor unter mehreren Schichten Wandfarbe verschwunden waren. Was sich wie eine farbenfrohe Perlenkette anhört, ist tatsächlich eine. Entlang der „Kunst-Schleife“ finden sich weitere kunsthistorisch bedeutsame Gebäude, etwa die Wies­ kirche sowie die Kloster Fürstenfeld und Tegernsee. Und das immer am Rande tiefblauer Seen, inmitten saftig grüner Wie­ sen oder eben auch nahe goldgelber Mooslandschaften. Ein besonderes Farbenspiel, welches man in der Geschwindigkeit des Rades perfekt aufnehmen kann.


Punkt, Linie, Fläche.

Paul Klee, Waldvogel, 1920, 81. Privatsammlung, © Foto: Nikolaus Steglich, Starnberg

ikmweiden.de

Die Kinderzeichnung und der Expressionismus Schloßmuseum Murnau 29. Juli bis 7. Nov. 2021 gil lit zer.net

SchloßmuseumM M u rn a u

0

19. 6. – 14. 11. 21 Erlangen

All

www.kunstpalais.de

Gabriele Münter / Der Blaue Reiter / Ödön von Horváth

Devan < R a g e Shimoyama


Luftaufnahme Murnau, © Thomas Rychly

„KunstKulinarische Reisen“ Kunst und Genuss – zwei Passionen, die einfach gut zu­ sammenpassen. Das finden auch die Murnauer Kunstwirte (w w w.kunstwirte.de), die alljährlich zu „ Kunst Kuli­ narischen Reisen“ einladen. Sie finden dieses Jahr mit neu aufgelegtem Corona-Konzept unter dem Motto „Zamm ­kemma! (Zusammenkommen)“ zu regelmäßigen Terminen von Mai bis Oktober statt. Dabei verwandeln Murnauer ­Gastronome, die sich der authentischen, regionalen Küche verschrieben haben, ihre Lokale in ungewöhnliche Aus­ stellungsräume. Die Gäste können während ihres Besuchs die Kunst auf den Tellern und die, die an den Wänden hängt, ­goutieren. Einzigartig ist das Projekt schon deshalb, weil die Künstler allesamt aus Murnau und Umgebung kommen. Auf den „ Ku nst Ku lina r ischen Reisen“ besuchen Gä ste ­n acheinander ausgewählte Restaurants, Gasthöfe oder S chlemmer-Werk st ät ten u nd haben zusät zlich die ­G ele­genheit, die Erschaffer/-innen der Werke persönlich kennenzulernen. In diesem Jahr gibt es übrigens zwei ­Varianten: Wer mag, tritt (wie in den Jahren zuvor) die „KunstKulinarische Reise“ mit dem Bus (maximale Teilneh­ merzahl 15, abhängig von den aktuellen Covid19-Vorgaben) an und lässt sich von Station zu Station bringen. Wer die neue Outdoor-Variante wählt, spaziert zwischen Vorspeise und Dessert gemütlich durch Murnau. Die Kosten für die Gourmet­reisen mit dem Bus liegen bei 130 Euro pro Person, Paare zahlen 250 Euro. Wer zu Fuß geht, zahlt 69 Euro pro Person bzw. 128 Euro pro Paar. Reserviert werden kann bei der Tourist Information Murnau, www.murnau.de.

V E R BL E I BE N DE T E R M I N E „ K u n s t K u l i n a r i s c h e R e i s e“ m i t d e m B u s : 0 3 . 0 9 . / 0 1 . 1 0 . „ K u n s t K u l i n a r i s c h e R e i s e“ z u F u ß : 1 4 . 0 8 . / 1 1 . 0 9 . /0 9 . 1 0 .

Bilder von Andy Fritsch, @ Sandra Bangerter

I N FOS ZU R R EGION To u r i s t I n f o r m a t i o n M u r n a u Unter mark t 13, 82 4 18 Mur nau a. Staf felsee T + 4 9 (0) 8 8 4 1 4 7 6 - 2 4 0 , t o u r i s t i n f o @ m u r n a u . d e www. mur nau . de

Kunstteller, © Kirsten Luna Sonnemann

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Schmackhaf te Symbiose in Mur nau am Staf felsee


36 D a s Mu s e u m s ne t z we rk „ Z e it g e nö s s i s c he K u n st i n de r O b e r pf a l z“ i n O st b aye r n

Kultur verbindet eine Region VON M ARC PESCHKE

Der Osten Bayerns ist eine Urlaubslandschaft wie aus dem ­Bilderbuch. Hier befindet sich die größte Waldlandschaft Mitteleuropas, der Naturpark Oberpfälzer Wald mit seinem Seenland und der Bayerische Wald mit seinem Nationalpark und über 130 Berggipfeln. Neben Bergen, Premium-Wander­ wegen, Auen oder der Landschaft des Bayerischen Jura sowie den vielen historischen Altstädten gibt es auch wegweisende zeitgenössische Kunst zu entdecken. Das Museumsnetzwerk „Zeitgenössische Kunst in der Oberpfalz“ ist ein Zusammenschluss von fünf Häusern: Da gibt es das SPUR Museum in Cham, das in einem ehemaligen historischen Armenhaus untergebracht ist und Kunstwerke der 1957 gegründeten avantgardistischen Künstlergruppe SPUR zeigt. Weiterhin im kooperativen Verbund sind das Luftmuseum in der Amberger Engelsburg aus dem 14. Jahr­ hundert, das internationale Oberpfälzer Künstlerhaus in Schwandorf mit seinem Artist-in-Residence-Programm, ­seinen Kunstausstellungen und Veranstaltungsprogramm in der Gründerzeitvilla und dem Skulpturenpark.

Ebenfalls im Netzwerk vertreten ist die Städtische Galerie Cordonhaus in Cham mit Ausstellungen renommierter ­z eitgenössischer Künstlerinnen und Künstler in einem ­P ropsteigebäude aus dem 16. Jahrhundert – und schließlich das Museum Ludwig Gebhard in der „Alten Schule“ in ­T iefenbach, zu dem auch ein Skulpturenweg gehört. Das ­Museum zeigt die Kunst des 2007 verstorbenen, international bekannten Druckgrafikers. Das von der Kulturreferentin des Landkreises Cham Bärbel Kleindorfer-Marx geleitete Netzwerk verbindet all ­d iese Orte miteinander. Ein weiterer Aspekt ist in der ­Oberpfalz immer wichtig: Der Blick geht hier auch über die Grenze. Vielfältig sind die traditionellen Kulturbeziehungen zu Tschechien. Ein weiteres Netzwerk, die Kulturkooperative Ober­ pfalz „KoOpf “, bündelt mit über 20 Partnern in Bayern und Tschechien Institutionen und Initiativen, die zeitgenössische Kunst, Architektur, Literatur und Musik in der Region vertre­ ten, vermitteln und ermöglichen. w w w . k o o p f. d e

Morgenstimmung in der Tirschenreuther Teichpfanne, Foto: © Oberpfälzer Wald | Thomas Kujat


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A M B E RG LU F T MUSEU M

Zum Netzwerk „Zeitgenössische Kunst in der Oberpfalz“ zählt auch das 2006 gegründete Luftmuseum in Amberg. Die 40.000-Einwohner-Stadt östlich von Nürnberg zwischen Frankenalb und Oberpfälzer Wald verbindet schönstes Mit­ telalter mit zeitgenössischer Kunst. Früher war Amberg die Hauptstadt der Oberpfalz, heute ist es „Luftkunstort“ mit dem Luftmuseum, das gerade zum „Schönsten Museum der Oberpfalz“ gekürt wurde. Das Museum wartet nicht nur mit Sonderausstel­ lungen auf, sondern auch mit Vorträgen, Konzerten und vielfältigen Veranstaltungen. Es verdankt sich einer Initiative des Amberger Künstlers Wilhelm Koch und befindet sich in einem der ältesten Gebäude der Stadt aus dem 14. Jahrhundert am Fluss Vils. Die Dauerausstellung thematisiert drei ­museumspädagogische Schwerpunkte: Lufterfahrungen, Lufttechnologien und Luftvariationen.

Gründer und Leiter Wilhelm Koch am Lüdecke Luftflipper, Luftmuseum Amberg, Foto: © erlebe.bayern – Florian Trykowski

www. luf t museum. de

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„Sonne“ von Iskender Yediler in der aktuellen Sonderausstellung des Luftmuseums

Hier wird das Medium Luft sichtbar und hörbar, er­lebbar und begreifbar. In den 15 Jahren seines Bestehens hat das Museum mit Spürsinn und Neugier bereits mehr als 100 Wechsel­ ausstellungen über Kunst, Design, Architektur und Technik im Kontext von Luft gezeigt. Luftkünstlerinnen und -künstler aus vielen Ländern wurden vorgestellt. Die Bandbreite reicht von Luftaufnahmen aus extremer Höhe über bionische ­F lug­objekte bis zu auf blasbaren Messehallen, ephemeren ­A rchitekturen und skurrilen Skulpturen. Wie eine soziale Plastik interagieren der Verein und das Museum mit Bürgerinnen und Bürgern vor Ort und binden immer wieder Publikum in die künstlerische Gestaltung der Stadt mit ein. Träger des Luftmuseums ist ein Verein mit über 150 Mitgliedern, hinzukommen rund 30 Firmenspender. Ge­ meinsam mit den Eintrittsgeldern und einer Förderung der Kommune wird der laufende Betrieb ermöglicht. Aktuell zeigt das Luftmuseum neben der zwei Stock­ werke umfassenden Dauerausstellung zwei Künstler: Der Berliner Iskender Yediler inszeniert klassische Naturphäno­ mene in wenig realistischer Ausführung. In der gotischen Hauskapelle präsentiert der Amberger Künstler Stefan Stock neue Arbeiten, die an Kunstmaschinen erinnern. Beide Aus­ stellungen sind bis zum 24. Oktober zu sehen. Und noch eine Ausstellung lohnt derzeit nach Amberg: „Georges Braque – Wegbereiter der Avantgarde“ wird im Am­ berger Congress Centrum bis zum 16. September präsentiert. Gezeigt werden über 80 Radierungen, Farblithografien und Farbholzschnitte.


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Peter Senoner, „ZYR“, 2019, Bronzeguss feuerpatiniert, Einzel-Ausstellung von Peter Senoner ab 4. September im Cordonhaus, Courtesy: Oechsner Galerie

CHAM S TÄ D T I S C H E G A L E R I E C O R D O N H AU S

Unbedingt sehenswert ist das nordöstlich von Regensburg am Fluss Regen gelegene Cham. In der Stadt gibt es viel zeit­ genössische Kunst zu bestaunen: Die Städtische Galerie Cordonhaus Cham lädt durch die Lage im ehemaligen Prop­ steigebäude des Klosters Reichenbach aus dem 16. Jahrhundert und seinem in der Stadt einmaligen Innenhof mit Arkadenund Laubengang zu einem Besuch und zum Verweilen ein. Seit beinahe 40 Jahren werden im ersten Obergeschoss – bei freiem Eintritt – Ausstellungen zeitgenössischer Kunst ge­ zeigt, die weit über die Region hinaus Interesse wecken.

Auch in diesem Jahr erwartet die Besucherinnen und Besu­ cher ein vielfältiges Programm mit Malerei, Bildhauerei, Zeichnung, Konzept- und Rauminstallationen. Im Sommer zeigen Carolin Leyck und Mary Kim aus München unter dem Titel „Die Farbe von Licht und Schatten“ bis 22. August Male­ reien und Skulpturen, die in den Ausstellungsräumen einen spannenden Dialog eingehen. Im Herbst präsentiert der aus Südtirol stammende Bildhauer Peter Senoner ab 4. September eine umfangreiche Einzelschau. Ab 13. November 2021 bis Frühjahr 2022 werden dann Peter Engel und Florian Topern­ pong aus Regensburg unter dem Titel „Olympia und Europa“ in der Städtischen Galerie Malereien, Zeichnungen und Rau­ minstallationen zeigen. Im Innenstadtbereich von Cham bespielen diesen Sommer zudem unter dem Motto „Schau nei“ an insgesamt sieben Stationen zeitgenössische Künstle­ rinnen und Künstler einzelne Schaufenster. Im zweiten Obergeschoss des Cordonhauses befindet sich die prähistorische Sammlung, deren Besonderheit die Ausgrabungsfunde einer jungsteinzeitlichen Siedlung dar­ stellt. Aufgrund der geografischen Lage des Fundortes nennt man sie „Chamer Gruppe“. w w w . c o rd o n h a u s - c h a m . d e

Städtische Galerie Cordonhaus Cham, Michael Schrattenthaler, Vorhang # 5, Rauminstallation, 12,5 x 7,6 x 2,9 m, Stoff, Schienensystem, Motor, Cordonhaus 2018, Foto: Simone Seifert, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021


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Heimrad Prem, „Die Verrückten“, 1960, Öl auf Leinwand, 119 x 119 cm, ­u nten rechts signiert: SPUR H. Prem, Foto: © erlebe.bayern – Florian Trykowski © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

CHAM

SPUR – diesen Namen fand im Januar 1958 eine Gruppe j­ unger Künstler, Absolventen der Akademie der Bildenden Künste München, im Schnee für ihren Zusammenschluss. Bis 1965 arbeiteten Heimrad Prem, Helmut Sturm, Lothar Fischer und HP Zimmer als Gruppe SPUR zusammen, die einen wichtigen künstlerischen und mit ihrem Manifest auch ­t heoretischen Beitrag zur Kunst nach 1945 leistete.

Das historische Armenhaus in Cham, am Ufer des Regen­ f lusses gelegen, beherbergt das von Stadt und Landkreis Cham gemeinsam getragene Museum SPUR. Es präsentiert – ebenfalls bei freiem Eintritt – in seinen alten Mauern Malerei, Plastik und Papierarbeiten der bis 1965 aktiven Gruppe SPUR im Stil des abstrakten Expressionismus und des Informel. In dem weltbekannten Antikriegsfilm „Die Brücke“ von Bern­ hard Wicki, 1959 in Cham gedreht, spielte das spätgotische Gebäude eine zentrale Rolle. Seit 1995 steht auf der Brücke die Eisenplastik „Großer geharnischter Sitzender“ von Lothar ­Fischer, einem Mitglied der Gruppe SPUR. Das Museum SPUR Cham stellt in wechselnden Aus­ stellungen Wirken und Arbeiten der Gruppe sowie ihren regionalen Bezug zur Oberpfalz und zu Cham vor. In diesem Jahr steht aus Anlass des 30-jährigen Jubiläums des Museums ein Überblick mit Arbeiten der Gruppe SPUR im Mittelpunkt. Das Stadtarchiv Cham zeigt im Erdgeschoss des Armen­ hauses heimatgeschichtliche Ausstellungen. 2021 ist das Thema das Kriegsende in Cham 1945. www. cham. de

Museum SPUR, Cham, Foto: © erlebe.bayern – Florian Trykowski

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MUSEU M SPU R


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Richard Vogl, „Nachklang“, 2016, Öl auf Leinwand, 130 x160 cm, Ausstellung „Richard Vogl: Malerei“, Oberpfälzer Künstlerhaus, Foto: Herbert Stolz © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

S C H WA N D O R F O B E R P FÄ L Z E R K Ü N S T L E R H AU S

Mit etwa 10.000 Besucherinnen und Besuchern jährlich ist das Oberpfälzer Künstlerhaus in Schwandorf im süd­ lichen Oberpfälzer Wald eine Größe im Kulturleben der Region. Das Areal umfasst folgende Gebäude und Flächen: Museum und Kulturzentrum Kebbelvilla, internationales ­K ünstlerhaus, Sperlstadel für städtische Kunst- und Kul­ turveranstaltungen, Marionettentheater Schwandorf, Skulpturenpark und Spielplatz. Das Oberpfälzer Künstlerhaus fördert und präsentiert, bewahrt und vermittelt Kunst und Kultur in Ausstellungen, Veranstaltungen und durch seine Sammlungen. Das

Programm ist abwechslungsreich: Kuratierte Ausstellungen zu wichtigen zeitgenössischen Themen, Strömungen und Fragestellungen, Kunst- und Grafikkurse, Workshops, ­Konzerte von Klassik bis Jazz und Pop, Kabarett, Vorträge, ­Lesungen, Führungen und Künstlergespräche. Das internationale Künstlerhaus des Förderver­eins Ober pf ä l zer Kü nst lerh au s e . V. , eben f a l ls au f dem ­K ebbelvilla-A real, bietet im R ahmen eines Artist-in-­ Residence-Programms jährlich rund 20 internationalen Gästen aus den Bereichen bildende Kunst, Literatur und ­Komposition mehrwöchige Gastaufenthalte. Im Gegenzug entsendet das Haus ebenso viele Stipendiatinnen und Sti­ pendiaten aus Bayern zu Partnerhäusern im In- und Ausland. Eines der Ziele des Oberpfälzer Künstlerhauses ist die Dokumentation und der Erhalt von zeitgenössischer Kunst und Kultur der Oberpfalz durch den Erwerb künstlerischer Exponate von Künstlerinnen und Künstlern der Region s­ owie von internationalen Kunstströmungen. Die Ausstellung ­„ LebeWesen: Die Sammlungen des Bezirks Oberpfalz und ihre Neuerwerbungen“ ist noch bis 15. August zu sehen. An­ schließend zeigt das Künstlerhaus in der Kebbelvilla bis zum 31. Oktober „Richard Vogl: Ma­lerei“. I m S eptember u nd Ok tober a ls musik a lische ­H ighlights in der Kebbelvilla empfohlen, gastieren das ­K lassikfestival „Goldener Oktober“ und „Live Talk & ­Music“ mit dem Bassisten Sven Faller und der Schauspie­ lerin und Sängerin Anna Maria Sturm. Weiterhin im Programm ist der österreichische Kabarettist und Pianist Jörg-Martin Willnauer. w w w . o b e r p f a e l z e r- k u e n s t l e r h a u s . d e www. kebbelvilla. de

Skulptur von Klaus Caspers „Der Tänzer“, Stahl, lackiert, 6 x 3 x 4 m, Oberpfälzer Künstlerhaus mit Skulpturenpark, Foto: Herbert Bürger


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Ludwig Gebhard, Linolschnitt, Foto: Conradine Gebhard

In den Jahren des Wirkens der Gruppe SPUR in München stu­ dierte ein junger Mann aus dem kleinen Oberpfälzer Ort Tiefenbach nahe der Grenze zur damaligen Tschechoslowakei Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste München. Ludwig Gebhard (1933–2007) arbeitete nach Ab­ schluss seines Studiums als freischaffender Künstler in München und Landsberg am Lech. Neben Zeichnung, Druck­ grafik, Malerei sowie Schmuck- und Textildesign befasste er sich intensiv mit plastischem Arbeiten. Emblematisch aber sind seine ausdrucksstarken farbigen Linolschnitte: Köpfe, ­Figuren und Raumstrukturen.

Skulpturenweg Tiefenbach, Foto: © erlebe.bayern – Florian Trykowski

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T I E F E N B AC H M U S E U M U N D S K U L P T U R E N W E G L U DW I G G E B H A R D

In der um 1900 im Heimatstil erbauten „Alten Schule“ rich­ tete die Gemeinde Tiefenbach ein Museum ein, das – bei freiem Eintritt – die Vielfalt des Werks von Ludwig Gebhard zeigt. Die aktuelle Sonderausstellung behandelt seine Zeich­ nungen: von der Skizze über die Feder, den Bleistift und den Buntstift zur Grafitlasur. Ein stets zugänglicher Skulpturen­ weg mit 13 Plastiken des Grafikers, Malers und Bildhauers führt von der Pfarrkirche hinauf zum Museum. Kunstbetrachtung an der frischen Luft ist das besonde­ re Erlebnis hier im Dreieck Bayerischer, Böhmischer und Oberpfälzer Wald. Heute ist die „Alte Schule“ das Kulturzen­ trum Tiefenbachs, das Tiefenbacher Vereinen, unter anderem der Theatergruppe im „Spaßettl“, als Quartier für kulturelle Aktivitäten dient. Ein weiteres Museum in unmittelbarer Nähe zum ­S kulp­t urenweg skizziert die Geschichte der ehemaligen Klöppelschule Tiefenbach als wichtigen Teil regionaler Wirt­ schafts-, Kultur- und Sozialgeschichte des ostbayerischen Grenzraumes. Und: Ein fantastischer Blick aus dem Fenster des Museums lockt zum Bad im nahen Silbersee.


Der Impressionistensaal im Museum Georg Schäfer,

Kunst- und Stadterlebnis in Schweinfurt

Foto: Peter Leutsch

KU NSTHALLE SCHWEINFU RT – ZEI TGE NÖSSISCH, POL I T ISCH, J U NG & W IL D

Schweinfurt ist eine aufstrebende Kunst- und Kulturstadt am Main, zwischen Bamberg und Würzburg gelegen. Mit dem Museum Georg Schäfer und der Kunsthalle sind hier zwei ­bedeutende Kunstsammlungen beheimatet.

Die Kunsthalle Schweinfurt lädt im ehemaligen Ernst-SachsBad zum Kunstgenuss im architektonisch sehenswerten Baudenkmal. Zu sehen ist die hochkarätige Sammlung zur „Kunst nach 1945 in Deutschland“. Der Rundgang beginnt mit dem deutschen Informel. Die Sammlung ist in ihrer Qualität und Fülle in Deutschland fast einzigartig. Gegen M U S E U M G E O RG S C H Ä F E R – dieses freie Kunstschaffen wendete sich die nachfolgende VO N C A S PA R DAV I D F R I E D R I C H Generation „junger und wilder“ Künstler, die den Gegen­ BIS M A X L I E BE R M A N N stand wieder ins Bild brachten und bisweilen politisch aufluden. Gesellschaftspolitische Positionen setzen sich im Das Museum Georg Schäfer zeigt im Zentrum der Stadt Untergeschoss vom Ost-West-Dialog bis ins heutige Kunst­ eine der bedeutendsten Privatsammlungen zur Kunst des schaffen fort. Zeitgenössische Arbeiten unter dem Motto 19. Jahrhunderts aus dem deutschsprachigen Raum. Der „Urbane Architekturen und visionäre Landschaften“ runden Großindustrielle Georg Schäfer trug nach dem Zweiten die Sammlung ab. Weltkrieg bis in die 1970er Jahre Werke von Caspar David In der imposanten, neun Meter hohen ehemaligen Friedrich, Wilhelm Leibl, Adolph von Menzel, Max Lieber­ Schwimmhalle finden heute Sonderausstellungen statt – wie mann, Lovis Corint h und vielen anderen Künst lern etwa noch bis zum 5. September die „5. Triennale Franken“ dieser Epoche sowie die weltweit größte Carl-Spitzweg-­ zum Thema „Wahrheit“. Sammlung zusammen. Den Rahmen hierfür bildet die beeindruckende Architektur Volker Staabs. Aktuell findet ein „Rendezvous der Bilder“ statt, bei dem Meisterwerke aus SCHWEINFURT – der Neuen Pinakothek in München auf die Gemälde der S TA D T VO L L E R E R L E B N I S S E Sammlung Georg Schäfer treffen, wodurch sich spannende Vergleichsmöglichkeiten und Beziehungen ergeben. Zu empfehlen ist auch ein Spaziergang durch das Zentrum von Schweinfurt. Herzstück ist der Marktplatz mit dem histo­ rischen Rathaus aus der Renaissance. Die Altstadt wurden in den letzten Jahrzehnten mit Liebe zum Detail wiederherge­ richtet. Gassen mit Kopfsteinpflaster und kleinen Wohn- und Handwerkshäusern erstrahlen in neuem Glanz. Eine Auszeit kann man sich in den Grünanlagen entlang der Stadtmauer oder am Main gönnen. Entspannt und genussvoll geht es in Schweinfurt zu, gepaart mit fränkischer Gastlichkeit bei Wein oder Bier. To u r i s t- I n f o r m a t i o n S c h w e i n f u r t 3 6 0° T 097 2 1 / 5 13600 · tour ismu s@schweinf ur t 360. de www. tour ismu s. schweinf ur t. de www. k unsthalle-schweinf ur t. de Blick in die Dauerausstellung der Kunsthalle Schweinfurt, Foto: Peter Leutsch

w w w . m u s e u m g e o r g s c h a e f e r. d e


Gefördert durch:

Abb.: Cigdem Aky, Summer night, 2021, Acryl und Öl auf Baumwolle, 70 x 60 cm © Cigdem Aky


Das Schwandorfer Felsenkeller-Labyrinth, Foto: Peter Hofmann, © Stadt Schwandorf

Bayerns größtes Felsenkeller-Labyrinth Die Schwandorfer Unterwelt F E L SE N K E L L E R A L S LU F T SCH U T Z BU N K E R KO M M U N B R AU W E S E N U N D F E L S E N K E L L E R B AU

Im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts gingen die Brauer dazu über, untergäriges Bier herzustellen, um damit ein süffigeres und länger lagerfähiges Gebräu zu erhalten. Da aber dieser Gärvorgang nur bei konstanten Temperaturen unter 10 °C funktioniert, legte man zu diesem Zweck Felsenkeller an. Mit ihrer über das ganze Jahr gleichbleibenden Kühle ca. 8 °C ­b oten sie ideale Bedingungen für die Gärung und eine ­optimale Lagertemperatur des Gerstensafts. Das umfangreichste, komplexeste und wohl auch ­ä lteste Ensemble derartiger Anlagen in der Oberpfalz ­f indet sich in Schwandorf. Über 130 Felsenkeller wurden vom Ende des 15. Jahrhunderts bis ins frühe 20. Jahrhundert ­a ngelegt. Sie bezeugen die einst rege Brautätigkeit in der Großen Kreisstadt.

K E L L E R DI E BE T R E I BE N I H R U N W E SE N

Nach dem 1. Weltkrieg kam das Kommunbrauwesen zum ­ rliegen. Jetzt wurden die Felsenkeller vermehrt zur Lagerung E landwirtschaftlicher Produkte, aber auch von Wein, Spiri­ tuosen usw. genutzt. Dieses reichhaltige Angebot rief 1931/32 drei junge Burschen, die sogenannten „Kellerdiebe“ auf den Plan. Bei ihren „Raubzügen“, durchbrachen sie Abmaue­ rungen und natürliche Felswände und verbanden dadurch verschiedene Felsenkellersysteme. Sie müssen somit als die eigentlichen Schöpfer des „Labyrinths“ mit seinen über 60 Räumen angesehen werden.

Hatten die Felsenkeller in der Vergangenheit enormen Anteil am wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt, so sollten sie sich wenig später in einer anderen Funktion bewähren. Im Früh­ jahr 1945 wurden große Bereiche gerade noch rechtzeitig zu Luftschutzbunkern aufgerüstet. Denn bei der Bombardierung Schwandorfs am 17. April 1945 suchten über 6.000 Menschen Zuflucht in den Felsenkellern und harrten dort – aufgrund der großen Zerstörung an der Oberf läche – mehrere Tage aus.

DI E F E L SE N K E L L E R A L S SE H E NSW Ü R DIGK E I T

Obwohl die Felsenkeller viele tausend Menschen vor dem Tod bewahrt hatten, wurden sie nach dem Krieg dem Verfall ­preisgegeben und ihr Schicksal schien besiegelt. Ende der 1990er-Jahre erkannte man jedoch das Potential, das in ­i hnen als herausragende Sehenswürdigkeit der Stadt steckt und rückte sie wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung. Die Stadt Schwandorf machte es sich zur Aufgabe, zumindest ­einen Teil der imposanten unterirdischen Anlagen vor dem weiteren Untergang zu retten und sie der Öffentlichkeit ­zugänglich zu machen. Heute werden regelmäßige Führun­ gen in Bayerns größtem Felsenkeller-Labyrinth mit seinen über 60 Räumen angeboten. In einem weiteren Felsenkeller, dem sogenannten Kulturkeller, finden außerdem kulturelle Veranstaltungen statt. Weitere Infos und Anmeldung: Tourismusbüro Schwandorf, Kirchengasse 1, 92421 Schwandorf T 09431/45-550, f e l s e n k e l l e r @ s c h w a n d o r f. d e w w w . f e l s e n k e l l e r- s c h w a n d o r f. d e


Faszinierende Regensburger Altstadt Museum „document Schnupftabakfabrik“

In der Regensburger Altstadt, denkmalgeschützt und als ­ NESCO-Welterbe klassifiziert, gibt es an jeder Straßenecke U faszinierende Einblicke in die Vergangenheit. Dement­ sprechend facetten- und abwechslungsreich ist die lokale Museumslandschaft. Ein ganz besonderes Museum liegt sehr zentral, aber trotzdem ein bisschen versteckt: das „document Schnupftabakfabrik“. Von außen sieht man in der Gesandtenstraße, muster­ gültig saniert, ein stattliches mittelalterliches Wohnhaus, wie es viele in Regensburg gibt. Cafés laden zum Verweilen ein; in den Obergeschossen befinden sich Wohn- und Geschäftsein­ heiten. Doch daneben gibt es hier auch ein kleines Museum. In drei Räumen kann man eine regelrechte Zeitreise antreten: Hier wurde bewusst nichts erneuert und herausgeputzt, ­sondern die Nutzung des Anwesens vor der Sanierung doku­ mentarisch festgehalten. Denn die war außergewöhnlich: Im 19. und 20. Jahrhundert befand sich im kompletten Haus eine Schnupftabakfabrik, die zu den ältesten und größten in ganz Deutschland gehörte. Durch glückliche Umstände blieben bis zur Einstellung der Produktion um das Jahr 2000 die Gerät­ schaften, die Einrichtung, die ganze Atmosphäre aus der Anfangsphase der Fabrik erhalten.

So sind die Räume heute gleich in doppelter Weise denkmal­ würdig: als Zeugnisse der Frühindustrialisierung und als Relikte mittelalterlicher Wohnkultur. Ein Widerspruch, der nur auf den ersten Blick einer ist. Denn die beiden Elemente passen überraschend gut zusammen. „Die Fabrik breitet sich in dem alten Gemäuer aus, ohne es zu ruinieren“, schrieb schon vor Jahren die Regensburger Autorin Eva Demski, die das Haus seit ihren Kindertagen gekannt und geliebt hat. ­Heute präsentiert das „document Schnupftabakfabrik“ vor­ sintflutliche Maschinen, die Patina der historischen Räume und einen unvergleichlichen Duft nach feinem Tabak, der die Räume durchzieht – ein Museum für alle Sinne. document Schnupf tabak fabr ik G e s a n d t e n s t r. 3 , 9 3 0 4 7 R e g e n s b u r g Zugang nur im R ahmen einer Führ ung T i c k e t s : C a f é A n n a , G e s a n d t e n s t r. 5 A n m e l d u n g v o n G r u p p e n : T + 4 9 (0) 9 4 1 5 0 7 - 3 4 4 2 mu se um sf uehr unge n @ rege n sburg. de www. rege n sburg. de/mu see n

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Foto: Stadt Regensburg, Bilddokumentation, Peter Ferstl


46 „ B U RG . M U S E E N . B AY E R N “ – M it t el a lt e r u nd R e n a i s s a nc e au f Bu r g e n e rle b e n

Herrliche Aussichten VON M ARC PESCHKE

Sie thronen hoch oben und faszinieren schon von Weitem: herrschaftliche Burgen und mächtige Festungsanlagen. An diesen ganz besonderen Orten treffen beeindruckende Land­ schaften und viele Jahrhunderte alte Geschichte, Kunst von Weltrang und traditionelle Lebensart zusammen. Das Netz­ werk „BURG.MUSEEN.BAYERN“ möchte Reisende dazu inspirieren, sich auf eine Rundfahrt durch Bayern zu begeben, um Mittelalter und Renaissance hautnah zu erleben.

Burghausen, Coburg, Landshut, Passau und Würzburg bieten eine faszinierende Verbindung von Erlebnis, Natur und Kunstgenuss. Vielf ältige Landschaften und besondere ­k ulturelle Höhepunkte warten hier auf Kunst- und Kultur­ interessierte. So streift man durch die Natur und entdeckt in alten Gemäuern Wertvolles und Wundersames, Glanzvolles und Geschichtsträchtiges, gekrönt von sagenhaften Aus­ blicken auf die schönsten Regionen Bayerns.

Malerisch gelegen – Burg Burghausen, die weltlängste Burg, Foto: Burghauser Touristik – Gerhard Nixdorf


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Stadtmuseum Burghausen, Darstellung eines historischen Baugerüsts, Foto: Gerhard Nixdorf

Als Residenzstadt der Reichen Herzöge von Niederbayern und später als Regierungsstadt beherbergte Burghausen zah­ AU F D E R W E LT L Ä N G S T E N B U RG lungskräftige Auftraggeber: Landesherr, Klerus, Adel und Bürgertum ließen Bauwerke errichten, Kirchen ausstatten Auf einem Bergrücken zwischen dem Alpenfluss Salzach und und Porträts von sich malen. Beeindruckende Gemälde und der Naturoase Wöhrsee erstreckt sich über 1.051 Meter die Skulpturen geben Einblick in die Kunst Burghausens vom weltlängste Burg. Das Stadtmuseum Burghausen ­befindet Mittelalter über die Barockzeit bis in die Gegenwart. sich in der Hauptburg der mittelalterlichen Fami­lienresidenz Der spannenden, mit Höhen und Tiefen durchsetzten und Landesfestung der Reichen Herzöge von Bayern-­ Stadtgeschichte Burghausens ist ebenfalls eine große Abtei­ Landshut. Die Hauptburg markiert den architektonischen lung gewidmet. Die Besucherinnen und Besucher können Höhepunkt der Burganlage, die zu den herausragenden durch die Jahrhunderte spazieren: von der Blütezeit der Stadt ­spätmittelalterlichen Befestigungswerken zählt. Das jüngst im Mittelalter und dem Leben in der Haupt- und Regierungs­ vollständig neu gestaltete ­S tadtmuseum bietet einen ein­ stadt über die Ansiedlung der Wacker Chemie, den Alltag der drucksvollen Überblick über die Geschichte, Kunst und Burghauserinnen und Burghauser in der Zeit des National­ Kultur Burghausens und seiner Umgebung. Sein Marken­ sozialismus bis hin in die Gegenwart. zeichen sind seit der Wieder­e röffnung die zahlreichen interaktiven Stationen, die die Besucherinnen und Besucher w w w . b u r g h a u s e n . d e /s t a d t m u s e u m auf unterhaltsame Weise in die Welt des ­Spätmittelalters und in die Burghauser Stadt- und Kunstgeschichte einführen. In stimmungsvollen Räumen gibt das Stadtmuseum interessante Einblicke in das Leben an einem Fürstenhof im Mittelalter. Herzogin Hedwig von Bayern-Landshut, deren glanzvolles Hochzeitsfest 1475 als „Landshuter Hochzeit“ in die Geschichte einging, residierte mit ihrem großen Hofstaat auf der Burghauser Burg. In der Ausstellung erfährt man, welch annehmliches Leben sie führte. Inszenierungen und Mitmachstationen vermitteln Wissenswertes zu Burgenbau, Wohnkomfort, Hygiene, Essen, Mode und Freizeitvergnügen im Spätmittelalter. B U RG H AU S E N

Stadtmuseum Burghausen, Hauptburg. Foto: Burghauser Touristik

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DA S N E U E S TA D T M U S E U M


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Cranach-Gemälde in den Kunstsammlungen der Veste Coburg, Foto: Lutz Naumann

C O B U RG J U W E L E N I N DE R „ F R Ä N K ISCH E N K RON E “: D I E K U N S T S A M M L U N G E N D E R V E S T E C O B U RG

Wohl wegen ihrer bezaubernden Silhouette trägt sie den Beinamen „Fränkische Krone“. Wer den kurzen Aufstieg ­g emeistert hat, den belohnt die Veste Coburg mit atem­ beraubenden Fernblicken in alle Himmelsrichtungen – und mit Kunstsammlungen von großem Wert. Besucherinnen und Besucher erleben die Faszination einer intakten Burg­ anlage, die nur ein einziges Mal, mithilfe eines gefälschten Briefs, eingenommen worden ist. Im Innern haben sich prachtvolle historische Räume und die Reformatoren-­ Zimmer erhalten, die an Martin Luthers halbjährigen Aufenthalt 1530 erinnern. Eindrücklich vermittelt sich beim Rundgang die Geschichte der Veste – ihre Entstehung als eine der größten mittelalterlichen Wehranlagen in Deutschland, ihre Blüte als kursächsisches Schloss im Zeitalter der Re­for­ mation, ihr Ausbau zur neuzeitlichen Landesfestung und nicht zuletzt ihre historistische Wiederbelebung als „Schatz­ kammer“ der C ­ oburger Herzöge. Zu den Highlights der Sammlungen zählen das ­C oburger Hedwigsglas, ein reicher Bestand an Cranach-­ Gemälden und der älteste Prunkwagen der Welt. Aus herzoglichem Nachlass stammt auch die erlesene Kollektion

Veste Coburg, Foto: Dr. Otmar Fugmann

venezianischer Gläser, die den Weltruf der Coburger Glas­ sammlung begründete. Die Coburger Waffensammlung ist bekannt für ihre ebenso v ­ ielfältigen wie kostbaren h ­ öfischen Turnier- und Jagdwaffen. Die Rüstkammer der Veste bietet zudem einen Überblick über die Entwicklung der Kriegs­ technik vom 15. bis zum 19. Jahrhundert, und die jüngst eingerichtete A ­ rtillerieausstellung „Gebt Feuer!“ führt die einstige Wehrhaftigkeit der Burganlage vor Augen. ­Ü brigens: Der einst karge Burgberg hat sich im Lauf der Jahrhunderte in einen traumhaften Landschaftspark verwandelt. www. k un st sammlunge n- coburg. de


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Die Augsburger Figurenuhr in Gestalt eines Elefanten galt Anfang des 17. Jahrhunderts als Wunder der Technik. Hintergrund: Gemälde mit der Darstellung eines Löwen, Johann Melchior, Foto: © Bayerisches Nationalmuseum München

L A NDSHU T K U N S T- U N D W U N D E R K A M M E R

Weithin sichtbar thront hoch über der Stadt ­L andshut die Burg Trausnitz. Ein Spaziergang führt hinauf über die ­F ürstentreppe zum mächtigen Herrschaftssitz. Die Wit­ telsbacher Burg wurde 1204 gegründet und diente ein Vierteljahr­t ausend als Residenz der Herzöge von Nieder­ bayern, dann als Hof ­h altung der bayerischen Erbprinzen.

Vom mittelalterlichen Leben auf der Burg zeugen die ­D ürnitz-Säle, in denen die Ritter speisten, und die gotische Burgkapelle mit wertvollen Altären und Skulpturen. Die weltberühmte Narrentreppe mit gemalten Szenen aus der ­„Commedia dell’arte“ und die mit Kachelöfen, Möbeln und Wandteppichen reich ausgestatteten Wohnräume vermitteln einen Eindruck von der Pracht des Herzogshofes unter ­W ilhelm V. zur Zeit der Renaissance. Ein besonderer Höhe­ punkt des Rundgangs durch die Burg ist die Aussicht vom Söller auf Landshut. Zum Staunen, Wundern und Bewundern lädt die „Kunst- und Wunderkammer“ im Damenstock der Burg Trausnitz ein. Diese fürstlichen Kunst- und Kuriositäten­ sammlungen sind die Vorläufer der heutigen Museen, zugleich waren sie Statussymbole und Mittel herrschaftlicher Machtdemonstration. Eingerichtet nach dem Vorbild der Kunst­k ammer der bayerischen H ­ erzöge Albrecht V. und ­W ilhelm V. lässt ein Rundgang durch die vier Räume des ­Museums den von N ­ eugier und Wissensdurst geprägten ­Zeitgeist der Renaissance lebendig werden. Hier finden sich neben kostbaren und kuriosen Kunstwerken auch seltene ­Naturschätze, astronomische Instrumente oder anspruchs­ volle Automaten. Ebenso begehrt war Exotisches aus fernen Ländern und fremden Welten: Feinste Porzellane aus China und Japan, ­b erühmte Elfenbeinarbeiten aus Ceylon, mit Edelsteinen ­verzierte Jagdwaffen aus der Türkei, goldgefasste Kokosnüsse von den Molukken, seltenes Schildpatt und schimmerndes Perlmutt aus Indien reisten um die Welt, um schließlich ­Einzug in die wittelsbachische Sammlung zu halten. w w w . b u r g - t ra u s n i t z . d e

Burg Trausnitz, Hauptburg mit Wittelsbacher Turm, Foto: © Ambild Bildarchiv, Alfred Müller, Finsing

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AU F D E R B U RG T R AU S N I T Z


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Brautkrone der Herzogin Hedwig, Oberhausmuseum, Foto: Dionys Asenkerschbaumer

PA S S AU V E S T E O B E R H AU S : GE SCHICH T E E R L E BE N I N E I N E R DE R GRÖS S T E N E R H A LT E N E N B U RG A N L AG E N E U R O PA S

Hoch über der barocken Altstadt Passaus liegt eine der ­g rößten und zugleich besterhaltenen Burganlagen Europas: die Veste Oberhaus. In den mehr als 800 Jahre alten Burg­ mauern wird Geschichte auf einzigartige Weise lebendig. Dort, wo einst die Passauer Fürstbischöfe lebten, lädt heute das Oberhausmuseum mit spannenden Ausstellungen vom Mittelalter bis in die jüngste Zeitgeschichte zu einer Reise in die Ver­g angenheit ein. Interaktive Stationen und Inszenie­ rungen begeistern kleine und große Museumsbesucherinnen und -besucher. Der Ausstellungsrundgang endet in der Georgs­kapelle, deren umfangreicher Freskenzyklus aus dem 1 4 . Jahrhundert mit Darstellungen der Legende des Hl. ­Georg einzigartig ist.

Im neu eröffneten Aussichtsturm erzählt eine multimediale Präsentation die facettenreiche Geschichte der Burgen und Schlösser im Inn-Salzach-Donau-Raum, berichtet vom ­Tauziehen um Machtverhältnisse und von regem Handel im deutsch-österreichischen Grenzland. Auf der obersten ­P lattform erwartet die Besucherinnen und Besucher eine spektakuläre Panoramasicht auf Passau und das Umland. Mit der Veste-Oberhaus-App wird der Burgrundgang zum Erlebnis! In vier Touren führt die kostenlose App durch die Burganlage. Dabei erwachen die einstige Zugbrücke und der Bergfried wieder zum Leben, eine Panoramatour führt zu den schönsten Aussichtspunkten und die Schatzsuche lädt dazu ein, an authentischen Fundorten Gegenstände aus alten Zeiten zu entdecken. Zum Abschluss empfiehlt sich ein Be­ such des Aussichtspunkts „Batterie Linde“, von dem man den schönsten Blick auf die malerische Altstadt und den berühm­ ten Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz genießt. www. oberhausmuseum. de

Veste Oberhaus, Foto: Marcel Peda


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Ob Holz oder Stein, Tilman Riemenschneider war ein Meister seiner Kunst, Foto: Museum für Franken – Katja Krause

R E I S E D U RC H D I E Z E I T I M M U S E U M F Ü R F R A N K E N

Die Festung Marienberg erhebt sich als Wahrzeichen über Würzburg und liegt nur eine Shuttlebusfahrt von der Resi­ denz oder einen Spaziergang von der alten Mainbrücke den Hügel hinauf entfernt. In dem großzügigen Gebäudekomplex befindet sich mit dem Museum für Franken eine der bedeu­ tendsten Kunstsammlungen Bayerns. Zwischen Weinbergen, alten Mauern und barocken Gärten lädt das Museum zu einer Entdeckungsreise in vergan­ gene Zeiten ein. Hier kann man besondere Schätze entdecken: die weltbekannte Riemenschneider-Sammlung mit über 80 Werken des mittelalterlichen Bildhauers, den bronzenen Kultwagen aus Acholshausen oder auch die Gemälde von Lucas Cranach d. Ä. und Giovanni Battista Tiepolo. Begeben Sie sich auf Entdeckungstour von der Vorgeschichte bis ins 19. Jahrhundert, von der Malerei bis hin zu meisterhaftem ­Kunsthandwerk! Die Festung selbst lockt mit barockem Fürs­ tengarten und einem der herrlichsten Blicke über die Stadt.

Die Festung Marienberg über Würzburg ist Sitz des Museums für Franken. Foto: © erlebe.bayern – Florian Trykowski

Jeden Sonntag, wenn der Eintritt ohnehin nur einen Euro kos­ tet, findet um 14.30 Uhr der Sonntagsspaziergang durch das Museum statt. Diese öffentlichen Führungen begeistern mit immer wieder neuen Themen große und kleine Gäste aus nah und fern. Buchbare Führungen, Workshops, Ferienprogram­ me und Kindergeburtstage runden das Programm ab und machen den Museumsbesuch zum besonderen Erlebnis. Nach dem Genuss von Kunst und Kultur empfiehlt sich unweit auf der alten Mainbrücke der traditionelle „Brückenschoppen“, um das Genusserlebnis bei feinem Wein abzurunden. w w w . m u s e u m -f ra n k e n . d e

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W Ü R Z B U RG F E S T U NGSBL ICK U N D K U NS T GE N US S :


52 D a s Ne t z we rk „ A nt i ke i n B aye r n“ l ä dt e i n :

Reise in die mediterrane Antike VON M ARC PESCHKE

Um antike Kunst zu erleben, um auf den Spuren der Römer, Kelten, Griechen und Etrusker zu wandeln, muss man nicht nach Griechenland oder Italien reisen. Das kann man auch auf schönste Weise in sieben bayerischen Museen und archäolo­ gischen Parks, die sich 2019 zum Netzwerk „Antike in Bayern“ zusammengeschlossen haben. Ausgrabungen, monumentale Bauwerke, archäologische Funde, Münzen, bemalte Ton­ gefäße, Goldschmuck, Marmorskulpturen, Friese und sogar ganze Schiffe erzählen die antike Geschichte Bayerns.

In Kempten, der ältesten schriftlich erwähnten Stadt Deutschlands, lädt der Archäologische Park Cambodunum ein. Die Archäologische Staatssammlung München am Eng­ lischen Garten wird nach ihrer Sanierung im Jahr 2023 wieder eröffnet. Das kelten römer museum manching zeigt mit den römischen Bootswracks von Oberstimm die besterhaltenen antiken Kriegsschiffe nördlich der Alpen. Das mediterran ­a nmutende Pompejanum in Aschaffenburg, hoch über dem

Die Glyptothek am Münchner Königsplatz, Foto: © Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek München / Renate Kühling


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„Hercules“ (Ausschnitt), Foto: © Archaeologische Staatssammlung Muenchen / M. Eberlein

Main gelegen, ist der idealtypische Nachbau eines römischen Wohnhauses. Das RömerMuseum Weißenburg präsentiert den berühmten Weißenburger Schatzfund mit seinen Bron­ zestatuetten. Hier kann man erleben, wie die Römer am Limes lebten. In Augsburg im Römischen Museum/Römerlager im Zeughaus, sind beeindruckende Funde des römischen Augus­ ta Vindelicum ausgestellt – Zeugnisse einer der ältesten Städte Deutschlands. Die Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek in München versammeln Glanzlichter griechi­ scher, römischer und etruskischer Kunst und Kultur in den Museen am Königsplatz – darunter auch die weltbekannte Marmorskulptur des Barberinischen Fauns. Antike Geschichte in den schönsten Urlaubsregionen Bayerns erleben, von Augsburg bis Aschaffenburg, das ist die Idee des neuen Museumsnetzwerks, das seine Aktivitäten auch digital bündelt. Wir laden Sie nun ein zu einer Tour durch das antike Bayern … www. ant ike-bayer n. byseum. de

Beginnen wir in Weißenburg. Zuerst war nur eine kleine ­ enus zu sehen – doch schnell war klar, dass es sich bei dem V Schatzfund von 1979 um eine Sensation handelte. Als Zweig­ museum der Archäologischen Staatssammlung München begann so das neueste Kapitel des RömerMuseums Weißen­ burg – gegründet in den 1920er-Jahren als Heimatmuseum für die Funde der Grabungen auf dem Kastellareal. Die bronzenen Götterstatuetten und Silbervotive sind aber nicht die einzigen faszinierenden Objekte der Ausstellung. Die Funde aus den Grabungen des Reiterkastells, des Lagerdorfs und der Römi­ schen Thermen erwecken das antike Biriciana zum Leben. Reitermasken und Paraderüstungen, Feinkeramik und ­Glasgefäße, Schmuck und Schminkutensilien lassen vom ­römischen Luxus träumen. Genauso wichtig sind die vielen alltäglichen Ge­ brauchs­gegenstände. Römer und Germanen, Soldaten und Zivilisten, Frauen und Kinder – sie alle spielten ihre Rolle am Rande des Römischen Reichs. Dem Limes als Reichsgrenze widmet sich das Bayerische Limes-Informationszentrum im Erdgeschoss des Museums. Auch das Kastellareal, die Großen Thermen und der vicus Biricianis sind heute zugänglich und runden das Bild der Römerstadt Weißenburg ab. www. mu see n-we i sse nburg. de

Ausstellungsansicht RömerMuseum Weißenburg, Foto: Museen Weißenburg / R. Renner

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R Ö M E R M U S E U M W E I S S E N B U RG


54 Erotisch-lasziv: der Barberinische Faun in der Glyptothek, Foto: © Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek München / Renate Kühling

S TA AT L I C H E A N T I K E N S A M M L U N G E N U N D G LY P T O T H E K M Ü N C H E N

Entdecken Sie die Höhepunkte griechischer, römischer und etruskischer Kunst und Kultur in den Museen am Königsplatz direkt in München! Weltbekannte Marmorskulpturen, ­kostbarer Goldschmuck, bemalte Feinkeramik und wertvolle Gläser gewähren einen spannenden Blick auf längst ver­ gangene Welten der klassischen Antike. Die Glyptothek ist Münchens ältestes öffentliches Museum. 1830 eröffnet, ­b eherbergt sie eine der bedeutendsten Sammlungen ­g rie­chischer und römischer Skulpturen. Highlights sind die Medusa Rondanini, der Barberinische Faun und die Ägineten. Diese wertvollen Giebelfiguren vom Aphaia-Tempel in Ägina konnte der Gründer der Sammlung, König Ludwig I., 1813 ersteigern. Auf der Südseite des Königsplatzes befinden sich die Staat­l ichen Antikensammlungen. Sie beheimaten eine der wichtigsten Sammlungen griechischer, etruskischer und ­römischer Kleinkunst: Vasen, Bronzen, Terrakotten, Glas und Goldschmuck vom 3. Jahrtausend v. Chr. bis etwa 400 n. Chr. Reich dekorierte und aufwendig bemalte Tongefäße führen die vielgestaltige Bilderwelt des griechischen Mythos und Alltags vor Augen. Sonderausstellungen, Mediaguides sowie ein vielfältiges kulturelles Programm für Kinder und Erwach­ sene runden den Museumsbesuch ab. www. ant ike-am-koenigsplat z . mwn . de

Römersaal, Glyptothek, Foto: © Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek München / Renate Kühling

Pompejanum, Foto: Renate Kühling

Sommertriclinium, Pompejanum, Foto: Renate Kühling


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P O M P E J A N U M A S C H A F F E N B U RG

www. ant ike-am-koenigsplat z . mwn . de w w w . s c h l o e s s e r. b a y e r n . d e

Ausstellungsansicht „Römerlager“, Foto: Sarah Rubensdörffer

R Ö M I S C H E S M U S E U M AU G S B U RG

In der zentral gelegenen Toskanischen Säulenhalle zeigt die Ausstellung „Römerlager“ ausgewählte Objekte aus der ­f rühen Geschichte Augsburgs. Mit dem ältesten Mili­t är­ stützpunkt Bayerns und den Hinterlassenschaften der Provinzhauptstadt Raetiens verfügen die Sammlungen über eine immense Fülle archäologischer Funde. Augusta ­Vin­delicum war vor 2000 Jahren für Jahrhunderte ein bedeu­ tendes Verkehrszentrum und der wichtigste Handelsplatz im Alpenvorland. Der römische Pinienzapfen diente als Vorlage für das heutige Stadtwappen – massive, 1800 Jahre alte Holz­ balken einer Schiffsanlegestelle belegen die Ver­sorgung der Stadt auf dem Flussweg. Über die Alpen verband die via Claudia Augusta ­Augsburg mit Italien, wie Glasgefäße und keramisches Tafel­ geschirr zeigen. Der entstandene Wohlstand spiegelt sich in einem Hort von Goldmünzen. Eine Glasschale mit einer Adam- und Eva D ­ arstellung repräsentiert das älteste Beispiel mit christlicher Motivik in Bayern. Diese und weitere Funde ergeben ein ­f acettenreiches Bild der Römerstadt Augsburg. Die Deckel der Ausstellungskisten kann der Besucher selbst öffnen – oder durch das Vermittlungsteam vielleicht noch mehr Über­raschendes über diese Zeit erfahren. www. k un st sammlunge n-mu see n . augsburg. de

Ausstellungsansicht „Römerlager“, Foto: Sarah Rubensdörffer

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Am Hochufer des Mains in Aschaffenburg steht ein Gebäude, das mit seiner mediterran anmutenden und auffälligen Archi­ tektur aus der Umgebung heraussticht: Das Pompejanum ist der idealtypische Nachbau eines römischen Wohnhauses, wie wir es aus den antiken Vesuv-Städten Pompeji und Hercula­ neum kennen. Es wurde zwischen 1840 und 1851 nach dem Vorbild der Casa dei Dioscuri in Pompeji im Auftrag König Ludwigs I. erbaut. Nach Zerstörungen im 2. Weltkrieg wurde es wiederhergestellt und 1994 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die ausgestellten antiken Kunstwerke illustrieren das Leben in einem römischen Haus. Sie stammen zum größ­ ten Teil aus den Staatlichen Antikensammlungen und der Glyptothek in München. Versetzen Sie sich also zurück in die Zeit um Christi Geburt und durchwandern Sie die Räume des rekonstruierten pompejanischen Stadthauses! Vom zentral gelegenen ­I nnenhof, dem Atrium, gelangen Sie in die Schlaf- und ­Speisezimmer sowie den repräsentativen Empfangssaal. Im hinteren Bereich des Hauses finden Sie den Hausgarten, die Küche und das WC. Im Obergeschoss schließen sich weitere Wohn- und Schlafräume an.


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Römische Reitermaske © Arch. Staatssammlung, S. Friedrich

A RC H ÄO L O G I S C H E S TA AT S S A M M L U N G M Ü N C H E N

Die Archäologische Staatssammlung am Englischen Garten wird nach ihrer energetischen Sanierung im Jahr 2023 wieder eröffnet. Die neue, barrierefreie Dauerausstellung ist dann in zwei Ebenen „Abenteuer Archäologie“ und „ Das begehbare Archiv“ zu erschließen. Die museale Präsentation der frühen Menschheitsgeschichte, von der Altsteinzeit bis zu Beginn des Mittelalters, ist zukünftig mit moderner Medientechnik lebendig erlebbar. Das neue architektonische Konzept des spanischen Büros Nieto Sobejano Arquitectos sieht eine unterirdische, stützenfreien Ausstellungshalle vor, in der Wechselaus­ stellungen gezeigt werden, die aber auch für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden kann. Ein großzügig ak­ zentuierter Haupteingang, ein lichtdurchflutetes Foyer mit Museumsbar und Shop entstehen ebenso wie ein neuer ­Treppenhauskubus, der alle Museumsebenen barrierefrei ­erschließt. Auf den begrünten Dachf lächen wird eine zum Englischen Garten hin ausgerichtete öffentliche Gastrono­ mie entstehen. www. archaeolog ie -baye r n . de

A RC H ÄO L O G I S C H E R PA R K C A M B O D U N U M (A P C )

Auf dem östlichen Hochufer der Iller, oberhalb des heutigen Kempten im Allgäu, wurde Cambodunum unter Kaiser Au­ gustus um Christi Geburt gegründet. Im 1. Jahrhundert nach Christus erlebte die Römerstadt ihre größte Blütezeit. Sie war zeitweise Statthaltersitz und vermutlich sogar die erste Hauptstadt der römischen Provinz Raetien. Der Archäologische Park Cambodunum (APC) schützt und präsentiert heute das unüberbaut gebliebene Zentrum der einstigen Römerstadt. Die begleitende Ausstellung im Gallo­ römischen Tempelbezirk und den Kleinen Thermen gibt spannende Einblicke in den Lebensalltag der Menschen vor zwei Jahrtausenden: Welche Gottheiten wurden hier ver­ ehrt? Wie funktionierte Wellness in der Antike? Und warum war das stille Örtchen nicht unbedingt leise? Das weitläufige Parkgelände des Archäologischen Parks Cambodunum lässt sich mit der interaktiven Cambodunum-App in Eigenregie oder auch über eine Führung erkunden. www. apc-kempten. de

Haupteingang, Archäologische Staatssammlung München © Nieto Sobejano Arquitectos, Berlin-Madrid


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Das vergoldete Kultbäumchen aus der Keltenstadt von Manching (links: Original; rechts: Rekonstruktion), Foto: © Archäologische Staatssammlung München

Der Gallorömische Tempelbezirk im Archäologischen Park Cambodunum (APC), Foto: © K. Jena

Das kelten römer museum, die letzte Station unserer Reise in die bayerische Antike, ist das Schaufenster für die spektaku­ lären Ausgrabungen in der Keltenstadt von Manching und im römischen Militärkastell von Oberstimm. Das Museum von 2006 liegt direkt am historischen Originalort, den man auf ­einem archäologischen Lehrpfad erkunden kann. In der rollstuhlgerechten Dauerausstellung ist vieles zu entdecken: Ein kostbarer Schatz mit Hunderten von Goldmünzen, ein geheimnisvolles Kultbäumchen und ­bunter Glasschmuck zeugen von der kulturellen Blüte des keltischen Manching. Aus dem nahen Oberstimm stammen die beeindruckendsten Funde im Museum: Ganze 15 Meter messen die Wracks zweier Römerschiffe, die um 100 n. Chr. auf der ­D onau patrouillierten. Neben den Originalfunden geben Teilrekonstruktionen, Modelle, digitale Medien und ein ­A udioguide anschauliche Einblicke in das Leben der ­K elten und Römer. Das Museum bietet auch spannende ­F ührungen und interaktive Workshops für alle Altersgrup­ pen an. Bis 6. Februar 2022 zeigt das kelten römer museum die Sonderausstellung „Kunst in Miniatur“. Sie präsentiert ­g riechisch-römische Gemmen aus Bayern, also farbig schil­ lernde Schmucksteine, in die faszinierende Miniaturbilder eingraviert sind. www. mu se um-manching. de

Hypokaustanlage in den Kleinen Thermen von Cambodunum, Foto: Xocolatl

Das kelten römer museum manching in der Abenddämmerung, Foto: © Michael Heinrich

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — I M L A N D D E R M U S E E N

K E LT E N R Ö M E R M U S E U M M A N C H I N G


Schloss Johannisburg © Kongress- u. Touristikbetriebe Aschaffenburg / T. Benzin

Aschaffenburg – Kunst und Kultur erleben Es ist die Mischung aus südlichem Flair, der lebensfrohen Mentalität der Menschen und dem reichen Kulturangebot, die man so wohl nur in Aschaffenburg antrifft. Ganz oben im Nordwesten Bayerns gelegen, gilt Aschaffenburg als eine Stadt der Schlösser, Parks und Museen. Neben der Stiftsbasilika beherrscht vor allem das im­ posante Schloss Johannisburg das Stadtbild Aschaffenburgs bis heute. Das majestätische Wahrzeichen ist ein Meisterwerk der Baukunst des 17. Jahrhunderts. Eine besondere Sehens­ würdigkeit im klassizistischen Interieur des Schlosses ist vor allem die weltweit größte Sammlung von aus Kork angefer­ tigten Architekturmodellen römischer Bauwerke, die zu einem Spaziergang durch die Antike einlädt. Außerdem be­ herbergt das Schloss eine der größten und bedeutendsten Sammlungen von Gemälden von Lucas Cranach d. Ä. und ­seiner Werkstatt.

Das milde und fast schon mediterrane Klima verleiht Aschaf­ fenburg südliches Ambiente. Der antikenbegeisterte König Ludwig I. ließ sich von diesem Flair inspirieren und das Pom­ pejanum als Ideal einer römischen Villa bauen. Im wunderbar ausgestatteten Inneren sind hochklassige Kunstwerke aus rö­ mischer Zeit zu bewundern. Die Aschaffenburger Museumslandschaft lädt zu einer ­Zeitreise durch die Geschichte und Kultur der Stadt ein. Die archäologische Sammlung im Stiftsmuseum glänzt mit ­Funden aus vorgeschichtlicher und römischer Zeit. Aber auch „Pracht und Glaube des Mittelalters“ werden dort mit heraus­ ragenden Kunstwerken aus Silber, Bergkristall und Gold erlebbar. Besonders sehenswert sind international bedeu­ tende Kunstschätze wie Matthias Grünewalds „Beweinung Christi“ oder der mächtige Magdalenenaltar aus der Cranach-­ Werkstatt. Die städtischen Sammlungen im Schlossmuseum zeichnen mit „Museumsgeschichte(n) – von den Wegen der Dinge in die Museen“ die Abenteuer so mancher Museums­ objekte nach. Die Kunst der Gegenwart genießt in Aschaffenburg ebenfalls einen hohen Stellenwert. Die Kunsthalle Jesu­ itenkirche bietet wechselnde Ausstellungen bedeutender Künstler der Moderne und der Gegenwart wie Man Ray mit der Ausstellung „Man Ray. Magier auf Papier … und der ­Zauber der Dinge“.

Stiftsmuseum, Magdalenen-Altar, Werkstatt Lucas Cranach des Älteren, um 1525, Foto: Philipp Endemann


59 „ M A N R AY. M AG I E R AU F PA P I E R … U N D D E R Z AU B E R D E R D I N G E “

Man Ray war überzeugt, dass es nicht das „Werk“ ist, das zählt, sondern immer die „Idee“ dahinter, für die es gilt, ­einen passenden künstlerischen Ausdruck zu finden. Und so ­zeichnen das künstlerische Œuvre Man Rays gerade der ­h ierarchielose Umgang mit Kunstgattungen aller Art, die Transmedialität und der Faktor „Zufall“ aus – genau das also, was die Surrealisten als „hasard objectif “ bezeichneten. Man Ray hat mit seiner eklektischen Herangehensweise ­vor­bereitet, was uns heute als „modern“ und „zeitgenössisch“ geläufig ist. Den größten Bekanntheitsgrad erzielte Man Ray durch seine zahlreichen inszenierten Porträtfotografien zeitgenössischer Künstler. Schon früh versuchte er sich in unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksformen, verwei­ gerte bewusst eine „Handschrift“. Futuristisch-kubistische Ölbilder in lebhaften Farben gehören genauso zu seinem Port­ folio wie filigrane Zeichnungen oder das Experimentieren mit Objekten. Indem er die Ästhetik des Mediums Fotografie mittels Fotogrammen („Rayographien“), Solarisationen und Mehrfachbelichtungen ausweitete, erhob er sie zur Kunst und integrierte die resultierenden neuen Inspirationen später in seine wieder aufgenommene Malerei.

Vermutlich war es Tristan Tzara, der Man Ray 1921 mit den ­F otogrammen von Christian Schad, der über 40 Jahre in Aschaffenburg lebte, vertraut gemacht hatte, den soge­ nannten „Schadographien“; die ersten stammen bereits aus dem Jahr 1919. Für Man Ray stellte die Technik des Fotogramms ei­ nen Wendepunkt in seinem künstlerischen Schaffen dar: Es ­bedeutete für ihn, den Automatismus, den Zufall sowie das spielerische Element werkimmanent werden zu lassen. Die „Fotos ohne Kamera“ fanden bei den Dadaisten und später bei den Surrealisten großen Anklang. Der Dichter Jean Cocteau bezeichnete Man Ray daher auch als „Poeten der Dunkelkammer“. 1976 starb Man Ray, der neben Marcel Duchamp zu den bedeutenden Vertretern des Dadaismus zählt und als Impuls­ geber für die moderne Fotografie und Filmgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts gilt. Bis 2 4 . Ok tober 202 1 „ Man R ay. Mag ie r auf Papie r … und de r Z ­ a u b e r d e r D i n g e“ Kun sthalle Jesuite nk irche www. mu see n- a schaf fe nburg. de

Man Ray, „Le Violon d‘Ingres“, 1924/1971, Silbergelatineprint, späterer Abzug, 39 x 29,5 cm, ahlers collection, Foto: ahlers collection © Man Ray Trust 2015, Paris /

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VG Bild-Kunst Bonn, 2021


Stadtmuseum Schwabach „Im Zeichen des Goldes“

Stadtmuseum Schwabach, Foto: Gerhard Hagen

Es ist nicht alles Gold, was glänzt? Im mittelfränkischen Stadtmuseum Schwabach schon! Das Herz des Museums ist eine mit echtem Blattgold belegte, begehbare Box, in der sich eine historische Goldschlägerwerkstatt verbirgt, und Live-Vorführungen mit einem Goldschläger stattfinden. Denn Schwabach ist weltbekannt für seine jahrhundertealte Tradition der Gold- und Metallverarbeitung. In der Dauer­ ausstellung können die Besucherinnen und Besucher alles über die Produktion von Blattgold, Nadeln, Nägeln, Schrau­ ben, ­F edern und Draht und auch viel über die mühevolle Blattgoldherstellung erfahren. Neben dem Gold gibt es im Museum eine der weltweit größten Eierausstellungen zu ­b estaunen. Mit rund 10.000 Exponaten sind nicht nur ­d ekorierte Eier aus der ganzen Welt, sondern auch eine ­e inzigartige Sammlung biologischer Eier zu bewundern.

Goldbox und Goldschlägerschauwerkstatt im Stadtmuseum Schwabach, Foto: Manuel Mauer

Höhepunkte sind ein Fabergé-­Ei, Dinosaurier-Eier und ein versteinertes Vogelnest. Eine Dauerpräsentation zur Stadt­ geschichte ­befasst sich am Beispiel Schwabachs mit der Zeit des Ersten Weltkriegs, der Weimarer Republik und des ­Nationalsozialismus bis zum Zweiten Weltkrieg. Die Nach­ kriegszeit bis Ende der 1970er-Jahre sowie die Geschichte der Amerikanischen Garnison bis 1992 werden in weiteren Räu­ men präsentiert. Ein Ausstellungsbereich zur „Königlich Bayerischen Hof­s eifenfabrik Ribot“ ist eine der größten Sammlungen von Objekten zur Seifenherstellung in ganz Deutschland. Neben der Abteilung zur Stadtgeschichte kommen Fans von klas­sischem Blechspielzeug und Modell­ eisenbahnen aller Spurweiten in der Abteilung zur ehemals Nürnberger Spielwarenfirma der Gebrüder Fleischmann voll auf ihre Kosten.


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„ 6 0 0 J A H R E S TA D T+ K I RC H E S C H WA B AC H “

ORT U NG 12

Eine sehenswerte Sonderausstellung über die Stadtkirche St. Johannes und St. Martin zum 600-jährigen Weihejubi­ läum wird noch bis 31.12.2021 präsentiert. Die Stadtkirche mit ihrem wandelbaren spätgotischen Hochaltar ist eines der bedeutendsten Bauwerke der Stadt. Die Weihe des Hauptaltares und Chorraums fand im Jahr 1420 statt. Seit 600 Jahren kristallisiert sich an und in ihr das ­g esellschaftliche Leben sowohl der Kirchen- als auch der Stadtgemeinde. Die Ausstellung widmet sich nicht allein der Darstellung der Baugeschichte und der zum Teil einzigartigen kunsthistorischen Ausstattung des Gebäudes, vielmehr steht das Zusammenspiel zwischen ihm und den Menschen im Mittelpunkt. Hör- und Filmstationen sowie zahlreiche ­Ausstellungsstücke erzählen von der spannenden Geschichte des Schwabacher Kirchenraums. Viele kunst- und kultur­ historisch bedeutende Objekte wie die „Affalterbacher Kirchweihfahne“ (1502), Fragmente des einzigartigen mark­ gräflichen Kirchenstuhls (1705) oder die Bücherschätze der Kirchenbibliothek sind dabei seit langer Zeit wieder der ­Öffentlichkeit präsentiert. Auch die Stadtkirche selbst ist Teil und zweiter Standort der Ausstellung.

Auch in diesem Jahr ist das Museum Teil der besucherstarken Kunstbiennale „ortung – Im Zeichen des Goldes“, die vom 7. bis 22. August die Innenstadt Schwabachs in einen ­spannenden Kunstparcours verwandelt. Die mittlerweile überregional bekannten Schwabacher Kunsttage, die auf das traditionelle Goldschlägerhandwerk in der Stadt Bezug neh­ men, finden 2021 bereits zum zwölften Mal statt. Von Berlin über Münster bis Bregenz sind dieses Jahr Künstler und Künstlerinnen vertreten. Der besondere Charme der Aus­ stellung liegt in der Präsentation der Kunstwerke: Denn für „ortung“ werden öffentliche Plätze, Kellergewölbe, Grün­ f lächen, Kirchen, Galerien, Privaträume oder besondere „Unorte“ zu Ausstellungsplätzen. Die 20 teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler verschiedener Sparten (Malerei, Bildhauerei, Grafik, Textilkunst, Installationen aller Art, ­V ideo, Performance u.a.) sowie ausgewählte Gastbeiträge ­öffnen mit ihren Arbeiten neue und überraschende Kunstper­ spektiven. Durch die einzigartige Einbindung in das Stadtbild entsteht ein reizvoller Parcours durch die wunderschöne Schwabacher Altstadt. Schwabach Stadt museum w w w . s c h w a b a c h . d e /o r t u n g

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Ausstellungsansicht „ortung 11“, 2019, Akmar, Foto: © Kulturamt I.M.


62 D a s Ne t z we rk „ Mu s e e n i n k lu s ive ! “

Vielfalt ist willkommen VON M ARC PESCHKE

2019 wurde das Netzwerk „Museen inklusive!“ gegründet. Netzwerkpartner sind das Museum im Kulturspeicher ­Würzburg, die Museen Schloss Aschach, das Edwin Scharff Museum Neu-Ulm, das Kunstmuseum Bayreuth, das Iwale­ wa Haus Bayreuth, das Freilandmuseum Fladungen, das Freilandmuseum Bad Windsheim, das kelten römer museum manching, die Galerie Bezirk Oberbayern, das Freilicht­ museum Glentleiten, das Museum Oberschönenfeld und das Kempten-Museum im Zumsteinhaus.

Alle diese Häuser verstehen sich als Häuser für Begegnung, Freiraum für Neugierige, Orte zum Wohlfühlen und für ­einen lebendigen Austausch, wie das Netzwerk selbst formu­ liert: „Bei uns steht die Wertschätzung und Anerkennung von Vielfalt im Mittelpunkt unserer Arbeit. Wir haben uns auf den Weg gemacht, eine breite Zugänglichkeit und Nutz­ barkeit unserer Museumsräume für jeden zu ver­w irklichen. Hier sind wir noch nicht perfekt und noch lange nicht am Ziel. Aber wir bemühen uns, Besucherinnen und ­Besucher in ihrer


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Die Sonderausstellung „Volker März. Laughing Windows“ im Kunstmuseum, Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel

Vielfalt und damit auch mit ihren möglichen ­Bewegungs- und Wahrnehmungseinschränkungen im Blick zu haben und ­entsprechende räumliche, inhaltliche und ­methodische Zu­ gänge zu bieten. Das Miteinander ist selbstverständlich und jeder ist willkommen.“

Das Edwin Scharff Museum in Neu-Ulm ist ein Haus für Kunst­interessierte ebenso wie für Kinder und ihre Familien. Das Kunstmuseum zeigt einen Überblick über das Werk von Edwin Scharff (1887—1955), ergänzt durch thematisch nahe Sonderausstellungen. Daneben stehen Scharffs figürlichen Arbeiten spannungsvoll Werke des ungegenständlichen ­M alers Ernst Geitlinger (1895–1972) gegenüber. Die Aus­ stellungen im Kindermuseum greifen gesellschaftliche, kulturgeschichtliche und naturwissenschaftliche Themen auf. Entdecken, forschen, mitspielen – dazu laden die Experi­ mentier- und Mitmachstationen ein. Das Museum versteht sich als anregender Erlebnis­ raum und geselliger Treffpunkt Neu-Ulms, an dem Teilhabe an Kultur und Bildung gelebt wird. Die Ausstellungen ­inklusiv und partizipativ zu gestalten ist eines der Ziele des Museums. Das vielf ältige Vermittlungsprogramm be­ rücksichtigt unterschiedliche Bedürfnisse und lädt zum Mitmachen und Ausprobieren sowie zu Begegnungen und kulturellem Austausch ein. www. edwinschar f f museum. de

Kinder erkunden das kelten römer museum manching, Foto: Gerhard Nixdorf

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E DW I N S C H A R F F M U S E U M N E U - U L M


M USE U M OBE R SCHÖN E N F E L D

Holzskulpturen von Josef Lang, Freiluft-Ausstellung des Museums Oberschönenfeld bis 7. November 2021, Foto: MOS/Johanna Feige

Eingebettet in die einmalige Landschaft des „Naturparks Augsburg – Westliche Wälder“ liegt das Museum Ober­ schönenfeld. In den historischen Wirtschaftsgebäuden der Zisterzienserinnenabtei und auf dem Areal werden Kunst und Kultur mit allen Sinnen erfahrbar. In der Dauerausstellung ­b eleuchten facettenreiche Geschichten von Menschen in Schwaben und einzigartige Objekte die wechselvolle Vergan­ genheit von 1800 bis in die Gegenwart. Erzählungen von Zeitzeugen lassen an Audiostationen die Vergangenheit ­lebendig werden, und ein Media-Guide mit inklusiven Ange­ boten macht den Museumsbesuch für alle zu einem Erlebnis. Die aktuellen Sonderausstellungen stehen ganz unter dem Motto: Holz in seiner Vielfalt. So zeigt die Freiluft-Aus­ stellung überlebensgroße Holzskulpturen von Josef Lang. Die Ausstellung „Heinz hört auf! Von Drechslern, Schreinern und einem Neuanfang“ beleuchtet einen Familienbetrieb aus dem Allgäu im Wandel. Ein gemütlicher Biergarten unter alten Kastanien und ein barrierefreier Spielplatz mit Zugang zum Wasser runden den Besuch ab. www. mos . be z irk-schwabe n . de

K U N S T M U S E U M B AY R E U T H

Das Kunstmuseum Bayreuth im Alten Barockrathaus mitten in Bayreuth bewahrt seit 1999 eine Sammlung mit Werken auf und mit Papier. Mit vier bis fünf Sonderausstellungen im Jahr stellt es Künstlerinnen und Künstler der Moderne und des 21. Jahrhunderts vor. Das Vermittlungsprogramm richtet sich an alle Menschen: „Generation 50+ Kunst“ nimmt Rück­ sicht auf die Bedürfnisse älterer Menschen, „Bürger von hier, da und dort“ wendet sich an Menschen verschiedener Spra­ chen und Kulturen. Eine inklusive-Info-Station im Eingangsbereich ­informiert mit gesprochenen Texten, Worten in Braille, Tast­ bildern und mit Videos eines Gebärdendolmetschers sowie Bildbeispielen für Menschen mit Beeinträchtigungen über das Museum und die Ausstellungen. Ein Rollcontainer zum Schieben und Festhalten, der „Grüne Zwerg“, hilft bei dem Rundgang. Aktuell zu sehen, bis zum 17. Oktober, ist die Schau „Neu und wild: Baselitz, Immendorff, Lüpertz, Penck und die anderen“. A.R. Penck, „Pferd-Kapital“, 1996,

www. k un st mu se um-bayre uth . de

Farboffset auf glattem, leichtem Karton, 60,5 x 83,5 cm, Privatsammlung, Ausstellung im Kunstmuseum Bayreuth bis 17. Oktober 2021, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021


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Die römischen Schiffswracks aus Oberstimm im kelten römer museum manching, Foto: Michael Heinrich

K E LT E N R Ö M E R M U S E U M M A N C H I N G

Vor über 2000 Jahren war Manching eine der größten und reichsten Städte der Kelten. Nur kurze Zeit nach Aufgabe der Keltenstadt bauten die Römer hier ein Militärlager. Im kelten römer museum manching sehen die Besucherinnen und ­Besucher, wie die Stadt und das Kastell damals ausgesehen ­haben und sie erfahren, wie die Menschen damals lebten und arbeiteten. Daneben können die Gäste ganz besondere Funde im Museum bestaunen: zum Beispiel den größten keltischen Goldschatz oder auch die am besten erhaltenen Römerboote nördlich der Alpen. Alle Räume im Museum sind für Rollstuhlfahrer er­ reichbar. Für Menschen mit Lernschwierigkeiten und für Kinder und Erwachsene mit Sehbeeinträchtigungen gibt es spezielle Angebote. Diese Personen können gemeinsam mit einer sehenden Begleitung das Museum auch ohne Führung besuchen. Dafür gibt es einen Museumskoffer mit Tastplänen, einem Vorlesebuch zur Ausstellung und Kopien von Funden. Daneben werden auch spezielle Tastführungen für Erwach­ sene und Kinder angeboten.

M U S E U M I M K U LT U R S P E I C H E R W Ü R Z B U RG

Das Museum beherbergt in einem denkmalgeschützten ­L agergebäude zwei Kunstsammlungen. Die Sammlung Kon­ krete Kunst ist eine der größten Privatsammlungen dieser Kunstrichtung in Europa. Die Städtische Sammlung legt den Schwerpunkt auf Künstlerinnen und Künstler aus der Region vom 19. Jahrhundert bis heute. Das Museum hat sich auf den Weg gemacht, Kunst­ werke für Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen mit allen Sinnen erfahrbar zu machen. Hier unterstützt auch die „Bf W-Smartinfo-App“, die von Beginn an inklusiv und für alle Besucherinnen und Besucher unterhaltsam entwickelt wurde. Sie ergänzt etwa das Tastmodell zu einem romanti­ schen Mondscheingemälde mit Musik, Gedichten und Informationen – auch in leichter Sprache. Einen ganz beson­ deren Sinneseindruck vermitteln Düfte zum ­G emälde. Ein Film zur Würzburger Künstlerin Gertraud R ­ ostosky ist ­untertitelt und mit Gebärdensprache begleitet.

www. mu se um-manching. de

Museum im Kulturspeicher, Foto: Andreas Bestle © Museum im Kulturspeicher

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — I M L A N D D E R M U S E E N

w w w . k u l t u r s p e i c h e r. d e


Schloss Aschach: Die Ausstellung im Graf-Luxburg-Museum kann mit vielen Sinnen entdeckt werden. Foto: Gerhard Nixdorf

M U S E E N S C H L O S S A S C H AC H

Nur wenige Kilometer von Bad Kissingen entfernt, erhebt sich an der Saale eines der schönsten Baudenkmäler Unter­ frankens: Schloss Aschach. Mit seinen drei Museen, dem Schlosspark und dem Restaurant und Café laden die Museen Schloss Aschach zum Entdecken, Erholen und Genießen ein. Das Graf-Luxburg-Museum ist das Haupthaus der An­ lage. Die gräfliche Familie von Luxburg bewohnte das Schloss von 1874 bis 1967. Besucherinnen und Besucher können die einstigen Wohnräume der gräf lichen Familie und die ­A rbeitsräume ihrer Bediensteten durchstreifen. Dabei erhal­ ten sie einen lebendigen Einblick in die adelige Wohn- und Lebenskultur. Das Museum ist weitgehend barrierefrei ­z ugänglich. Zwei Aufzüge ermöglichen den Zugang zum Haupteingang sowie den drei Etagen des Museums. Alle Aus­ stellungstexte sind in einfacher Sprache verfasst und gut leserlich gestaltet. Medien-, Hör- und Mitmachstationen zum Anfassen, Riechen und Ausprobieren bieten die Möglichkeit, die Ausstellung mit verschiedenen Sinnen zu entdecken.

K E M P T E N - M U S E U M I M Z U M S T E I N H AU S

Im Herzen Kemptens, direkt am St adt park gelegen, ­b e­h erbergt das aufwändig sanierte Zumsteinhaus das Kempten-­Museum. Ende 2019 öffnete es für Besucherinnen und Besucher seine Türen. Hier stehen die Menschen im Mit­ telpunkt: ein Ort der interaktiv und barrierefrei, offen und aktiv alle einlädt, Stadtgeschichte mit lebendig präsentierten und verständlich erklärten Inhalten zu erleben. Beim inklusi­ ven Aktivpfad werden durch Duftstationen, Tastmodelle, Fühlstationen mit Braille- und P yramidenschrift und ­H örstationen alle Sinne angesprochen. Das macht das Kempten-­Museum zu einem einzigartigen Erlebnis. Ein Flyer in einfacher Sprache macht das Museum für alle zugänglich. Im ersten und zweiten Obergeschoss gewähren elf ­z eitübergreifende Themenräume – von den Römern bis ­heute – tiefere Einblicke in die wechselvolle Stadtgeschichte. Ein neun Quadratmeter großes Stadtmodell zeigt audio­ visuell, wie sich Kempten im Laufe der Zeit veränderte.

www. mu seen-schloss-a schach . de www. kempten-museum. de

Das Kempten-Museum im Zumsteinhaus, Foto: © erlebe.bayern – Florian Trykowski


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Susanne Weyand, „Überdosis“, Mixed Media in abgesenktem Glas, 28 x 28 x 3 cm, 2019, Ausstellung SEELENART bis 17. September 2021 in der Galerie Bezirk Oberbayern in München, Foto: Judith Banerjee, Druckerei Kastner

G A L E R I E B E Z I R K O B E R B AY E R N M Ü N C H E N S TA D T M U S E U M D E G G E N D O R F

Nach seiner Renovierung und Neugestaltung lädt das ­Stadtmuseum Deggendorf ab 14. September in die denkmal­ geschützte, 1901 erbaute ehemalige Knabenschule ein. In der Stadtgalerie im Erdgeschoss präsentiert das Museum zu­ sammen mit dem gegenüberliegenden Handwerksmuseum ab 3. Oktober die Internationale Papierkunst Triennale ­„ Papier Global 5“. „Wir sind Deggendorf – die Stadt, der Fluss, die Men­ schen“ ist das Motto der neu gestalteten stadtgeschichtlichen Ausstellung. Dort wird Stadtgeschichte erzählt – mit rund 500 Exponaten. Ein Medienbegleiter lädt zur Tour oder zum freien Entdecken der Themen und Exponate ein – mit Infor­ mationen in Leichter Sprache und Videos in Gebärdensprache. Für Blinde und Besucherinnen und Besucher mit Sehbeein­ trächtigungen bietet das Haus ein Boden-Leitsystem und eine App zu 22 Info- und Taststationen. Aktivitätskisten für ­Vorschulkinder und ein Mitmach-Kinderheft für Grund­ schulkinder runden das Angebot ab.

Kunst inklusive! Die Galerie Bezirk Oberbayern in München zeigt wechselnde Kunstausstellungen von regionalen zeit­ genössischen Künstlerinnen und Künstlern. Sie ist ein Erlebnis-Ort für Kunst und Inklusion: Direkt gegenüber dem Haus der Kunst und dem Englischen Garten sind spannende künstlerische Positionen gemeinsam erarbeiteter Aus­ stellungen von Künstlerinnen und Künstlern ohne und mit Behinderung zu entdecken. Ein barrierefreier Zugang, ­Ausstellungstexte in Leichter Sprache und Brailleschrift ­sowie Erklärvideos in Deutscher Gebärdensprache gehören zu den Ausstellungen. Bis 17. September ist die Preisträgerausstellung des Kunstförderpreises SEELENART zu sehen. Gezeigt wer­ den die facettenreichen Werke der ausgezeichneten ersten Preisträger. SEELENART-Künstlerinnen und Künstler ­l aden mit ihrer feinfühligen Weltwahrnehmung und künstlerischen Ausdrucksweise ein zu einer Reise in unter­ schiedliche Lebenswelten. w w w . k u n s t- i n k l u s i v e . d e

Seelsche Apotheke im Stadtmuseum, Foto: Stadtmuseum Deggendorf

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — I M L A N D D E R M U S E E N

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T hom a s W it z ke u nd A n ne g r e t H o c h i n de r G a le r ie de r S t a dt M a rk t Br uc k mü h l

Farbenrausch in Oberbayern Ein Blick in die Fässer mit Leuchtpigmenten im Atelier von Rupprecht Geiger in München lässt erahnen, wie intensiv Far­ ben wirken können. Dieses Atelier, das nach Geigers Tod von dessen Enkelin Julia Geiger als öffentlich zugängliches Archiv Geiger geführt wird, ist ein äußerst lebendiger Ort, um dem Wirken dieses großen Malers nachzuspüren. Siebzig Kilometer weiter südlich von Rupprecht ­Geigers Atelier im Münchner Stadtteil Solln steht in Murnau das „Russenhaus“ von Gabriele Münter, das mit seinen hell­ blauen Wänden Zeugnis davon ablegt, wie expressiv die Suche nach dem Geheimnis der Farbe bei den Malerinnen und Malern des „Blauen Reiters“ und der „Brücke“ gewesen sein muss. Die Verbindungen zwischen diesen beiden Gruppen lassen sich bei Besuchen in den noch existierenden und mu­ sealisierten Ateliers gut nachvollziehen. So ist im Bonner Atelier von August Macke ein wandfüllendes Bild zu bewun­ dern, das Macke und Franz Marc einst gemeinsam malten. Auch gab es Verbindungen zwischen Lyonel Feininger und Franz Marc, der Feininger 1913 zum „Ersten Deutschen Herbstsalon“ in die Berliner Galerie „Der Sturm“ einlud. ­F einingers Ateliertreppe im Meisterhaus des Bauhauses in Dessau ist als transparente Vektorzeichnung in meiner Serie „l’art pour l’art“ zu sehen, die die Farbigkeit seines Bildes ­„ Stiller Tag am Meer“ interpretiert.

In dieser Serie „l’art pour l’art“ mit Vektorzeichnungen von europäischen Museumsräumen und Künstlerateliers geht es genau darum: Farbe! Die Serie umfasst europäische ­Kunstmuseen und Künstlerateliers aus 700 Jahren Kunst­ geschichte − angefangen bei Giotto bis zu zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern. Allerdings bin ich in keinem der Ateliers auf eine solch explizite und expressive Farb- und Raumgestaltung gestoßen wie in den Ateliers jener Künstle­ rinnen und Künstler, die am Anfang des 20. Jahrhunderts

120 x 90 cm, © VG-Bild-Kunst, Bonn 2021

Thomas Witzke, „Atelier Rupprecht Geiger“, 2018, aus der Serie „l’art pour l’art“, Vektorzeichnung, C-Print Ultrasec M, 60 x 90 cm, © VG-Bild-Kunst, Bonn 2021

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — O B E R B AY E R N

linke Seite: Thomas Witzke, „Atelier Lyonel Feininger“, 2018, aus der Serie „l’art pour l’art“, Vektorzeichnung, C-Print Ultrasec M,


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gearbeitet und gewirkt haben. In den Ateliers von Paula ­ odersohn-Becker in Worpswede, August Macke in Bonn, M Gabriele Münter in Murnau, Emil Nolde in Seebüll, den ­Bauhaus Meisterhäusern in Dessau sowie den Wohnhäusern von Piet Mondrian in Amersvoort und Winterswijk bin ich auf ­e rstaunlich intensive Farbigkeit gestoßen. Wände in Blau, Grün, Türkis, Rot und Gelb, Decken in Schwarz. Im ­n achgebauten Pariser Atelier von Piet Mondrian in seinem Geburtshaus in Amersvoort war der ganze Atelierraum ein einziges Kunstwerk von Mondrian. Im formalen Gegensatz zu den fotorealistischen Vektor­zeichnungen von „l’art pour l’art“ purzeln in Annegret Hochs Malerei auf lebendigen, monochrom gehaltenen Farb­ flächen unversehens farbige Stäbchen wild durcheinander, als wollte jedes einzelne von ihnen sich den besten Platz auf dem Bild sichern. Ein Spiel zwischen der kühl kalkulierten Strenge der Gesamtkomposition und einer lachend-chaotischen ­P anik des einzelnen Stabes entfaltet sich zu einem erzähleri­ schen Moment von reiner poetischer Abstraktion. In ihren zum Teil lustig mit „Gedankenknödel“ oder „Hampelmann“ betitelten Bildern changiert Annegret Hochs Schaffen ­z wischen ernsthafter abstrakter Malerei und gelassener Selbst­i ronie. Annegret Hoch malt mit Ei-Tempera, einem Bindemittel, das besonders gut geeignet ist, die Intensität von Farbpigmenten hervorzuheben. Kein Glanz stört den Blick auf die matt und elegant leuchtenden Farbf lächen, deren sinn­ liche Direktheit klar und einfach für sich selbst steht. Ob in den Bildern der Expressionisten oder in den foto­ realistischen Vektorzeichnungen ihrer Ateliers, ob in den Farbfeldern von Rupprecht Geiger oder in den abstrakten Flä­ chen und Stäben von Annegret Hochs Malerei, es geht am Ende um die tiefe Faszination und die geheimnisvolle Intensi­ tät von Farbe an sich. Zu sehen ist die Ausstellung „Farbenrausch“ mit der Serie „l’art pour l’art“ und Annegret Hochs Malerei in der ­Galerie der Stadt Markt Bruckmühl, allerdings coronabedingt verschoben in den Januar und Februar 2022. Die Galerie, eine charmante, 1895 von italienischen Baumeistern erbaute Villa, steht mitten im Zentrum von Markt Bruckmühl. Wer Lust hat, kann diese kleine oberbayrische Rund­ reise der Farbe und der Künstlerateliers vom Archiv Geiger im Süden Münchens über das 70 km entfernte Münter Haus in Murnau zur Galerie der Stadt Bruckmühl ins noch einmal weitere 70 km entfernte Markt Bruckmühl natürlich jetzt im Sommer nachzeichnen. Aber auch im Winter lohnt sich eine Fahrt durch das weiß verschneite oberbayrische Voralpen­ land, zumal mit der Aussicht, sich die dunkle Jahreszeit mit einer farbenprächtigen Ausstellung zu erhellen. THOMAS WITZKE

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Jean Tinguely, Niki de Saint Phalle Le Cyclop – La Tête, 1970 Museum Tinguely, Basel. Ein Kulturengagement von Roche. Donation Niki de Saint Phalle © Niki Charitable Art Foundation / 2021, ProLitteris, Zürich Foto: Christian Baur


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HOPP SCHWIIZ SKULPTUR Idylle und Künstlichkeit In diesem Sommer kann man zum Thema Skulptur eine Rund­r eise durch die Schweiz unternehmen, die in ihrer ­D ichte ihresgleichen sucht. Wir starten in Aarau mit „Schweizer Skulptur seit 1945“. Die Ausstellung des Aargauer Kunsthauses verschafft erstmals einen Überblick über das skulpturale Schaffen in der Schweiz von Hans Arp bis zu ­jenen Künstlern, die 2022 den Schweizer Pavillon auf der Biennale von Venedig bespielen werden. Unter freiem ­H immel trifft man in Bad Ragaz im S ­ arganserland zur 8. Schweizerischen Triennale der Skulptur „Bad RagARTz“ auf 80 Kunstschaffende aus aller Welt, die den Kurort mit 400 Werken in eine Landschaft voller Skulpturen verwandeln. Im Tessiner Maggiatal befindet sich ein einzigartiges ­Z entrum für zeitgenössische Bildhauerei: Das Centro In­ ternazionale di Scultura in Peccia kann nach jahrelanger Planung endlich mit der ersten Ausstellung starten. Auf der Biennale Kulturort Weiertal trafen wir uns mit Kurator und Galerist Luciano F ­ asciati und sprachen mit ihm über die ­breiten Strömungen dreidimensionalen Schaffens in diesem außergewöhnlichen Tal sowie über seine P rojekte in ­Bregaglia, Engadin. Neue Einsichten zur zeitgenössischen Skulptur runden u ­ nsere R ­ eise im Kunst Museum Winter­ thur ab. Die Ausstellung „Moment.Monument. Aspekte zeitgenös­s ischer Skulptur“ behandelt ausgehend vom ­erweiterten Skulpturenbegriff Marcel Duchamps heraus­ ragende aktuelle Positionen von Phyllida Barlow und Mona Hatoum bis zu ­Simon Starling.


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Peter Fischli (*1952) / David Weiss (1946–2012), Ohne Titel (5-teilig), 1983, Polyurethanschaum, bemalt, Aargauer Kunsthaus, Aarau / Schenkung der Erben Luzius Züst, Ausstellung „Schweizer Skulptur seit 1945“ vom 12. Juni bis 26. September 2021 im Aargauer Kunsthaus,

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — H O P P S C H W I I Z S K U L P T U R

Foto: Jörg Müller, © Courtesy: Die Künstler & Galerie Eva Presenhuber, Zürich


Frantiček Klossner, „Melting Selves“, Werkreihe seit 1990, performative Skulpturen, Foto: Frantiček Klossner, © 2021, ProLitteris, Zürich


81 S k u lpt u r e n mek k a S c hwe i z

Monumente der Ewigkeit? Der Schwei zer Kunstsommer 202 1 steht gan z im Zeichen der inter nat ionalen u n d s c h w e i z e r i s c h e n S k u l p t u r. S o s i n d n e b s t d e r 8 . S c h w e i z e r i s c h e n Tr i e n n a l e d e r S k u l p t u r u n d d e r S k u l p t u r e n a u s s t e l l u n g i m We i e r t a l z w e i w e i t e r e ­b e a c h t e n s w e r t e A u s s t e l l u n g e n z u s e h e n .

Jean Tinguely (1925–1991), Niki de Saint Phalle (1930–2002), „Le Cyclop – La Tête“, 1970, Eisendraht und -blech, Gipsgaze, Farbe, 82 x 77 x 47 cm, Museum Tinguely, Basel, ein Kulturengagement von Roche, ­D onation Niki de Saint Phalle, Foto: Christian Baur

Das Kunstmuseum Winterthur widmet sich mit der Schau „Moment.Monument“ bis zum 15. August verschiedenen ­bedeutenden Positionen und Aspekten des aktuellen inter­ nationalen skulpturalen Schaffens. Die Ausstellung lotet in spannungsvoller Weise das Verhältnis zwischen dem ­k lassischen Begriff der Skulptur im Sinne eines dauerhaften Monumentes bis hin zu Duchamps Readymades und dem spätestens seit den 1960er-Jahren zunehmend präsenten ­M oment zeitlicher Begrenzung in Skulptur und Raum­ installation aus. Das Wechselspiel von f lüchtigem Augenblick und ­d auerhafter Präsenz wird bereits eingangs der Ausstellung sichtbar: Den Weg zum Zentralen der Ausstellung durch die permanente Sammlung weisen die „Miles and Moments“ der 1976 in Frankfurt am Main geborenen Bildhauerin Katinka Bock. Monumentale Ewigkeit, Zeitgeist und die Vergäng­ lichkeit des Augenblicks kollidieren auch in der Installation „La Decollazione“ des Briten Simon Starling (* 1967) aus dem Jahre 2018. So bildet eine nebulös anmutende Röntgen­ aufnahme von Caravaggios monumentalem Gemälde „Die Enthauptung Johannes des Täufers“ (1608) die zwischen ­Gegenwart und Vergangenheit schwebende Kulisse für einen blauen Piaggio (einen Motorroller), der noch heute zum ­all­t äglichen Straßenbild Italiens gehört. Zeitlos und dennoch berührend präsent wiederum mutet Mona Hatoums (* 1954) Installation „Quarters“ aus dem Jahre 2017 an, welche das ­u ngute Gefühl längst verlassener Betten in Kriegs- und Konzentrations­lagern in die Gegenwart transportiert. Spuren der kollektiven und der persönlichen Erinnerung treten auch in den unzäh­l igen filigranen Booten aus Riedgras der

poetischen Installation „Boats“ der walisischen Künstlerin Bethan Huws (* 1961) zutage, während Roman Signers (* 1938) in ­einem blauen Ölfass positioniertes Kanu ständig Gefahr läuft, aus der Balance zu kippen. Gar selbst Teil der Skulptur und des performativ-künstlerischen Geschehens werden die Betrachterinnen und Betrachter in einer Arbeit des 195 4 geborenen Österreichers Erwin Wurm, die aus ­einem Sockel und einer Papiertüte besteht, die sich die Aus­ stellungsgäste getrost über den Kopf ziehen dürfen. In der Summe gelingt es dem Kuratorium unter ­L eitung von Konrad Bitterli anhand der insgesamt 17 ver­ tretenen Posi­t ionen hervorragend, die Schwebe zwischen Moment und Monument anhand des aktuellen internatio­ nalen Skulp­t urenschaffens in abwechslungsreicher und quali­t ativ hochklassiger künstlerischer Besetzung sichtbar und spürbar zu vermitteln.

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — H O P P S C H W I I Z S K U L P T U R

© Niki Charitable Art Foundation / 2021, ProLitteris, Zürich


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Davide Cascio (* 1976), „Be-building“, 2008, Acrylglas, Holz, Metall, 167 x 140 x 140 cm, Foto: Davide Cascio, © 2021, ProLitteris, Zürich

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — H O P P S C H W I I Z S K U L P T U R

SCHW EIZER SK U LP T U R? JA!

Wendet sich das Kunstmuseum Winterthur der internatio­ nalen Szene zu, liegt im Aargauer Kunsthaus das Schweizer Kunstschaffen im Fokus. Verteilt auf insgesamt zwölf R äume, die Dach­ terrasse, den Außenbereich sowie den Rathausplatz haben Gast­k urator Peter Fischer und Co-Kuratorin Anouchka Panchard einen thematisch angelegten Parcours quer durch das ­s chweizerische Skulpturenschaffen angelegt. Das grandiose Unterfangen bringt mit 230 Werken von 150 Künstlerinnen und Künstlern erstmals in der Geschichte des Landes die v ­ ielfältigen Positionen, Materialien und ­P erioden der Schweizer Skulptur unter ein Dach. Wobei man sich fragen mag: Gibt es überhaupt so etwas wie die „Schweizer Skulptur“? Die Antwort liegt mehr oder minder auf der Hand: Ja! Ein Umstand, der eigentlich kaum verwunderlich ist. Denn bereits aufgrund der geografischen Lage zwischen Norden und Süden, der verschiedenen kulturellen und sprachlichen Re­g ionen innerhalb des Landes sowie der geringen territo­ rialen Größe zeichnet sich der Status des a priori innovativen künstlerischen Schmelztiegels ab. Dies wiederum mag zur Folge haben, dass sich die kulturelle Innovationskraft nicht im S ­ peziellen auf bestimmte Jahre oder Jahrzehnte kon­ zentriert, sondern vielmehr in sämtlichen Perioden des 20. Jahrhunderts ihre nationale und internationale Ausstrah­ lung entwickelte. Hatte schon der Dadaismus in den Wirren des Ersten Weltkriegs eine Heimat in der kriegsverschonten Schweiz gefunden und künstlerische Ikonen wie Hans Arp (1886−1966) hervorgebracht, setzt sich der Reigen der inter­ nationalen Präsenz mit einzigartigen künstlerischen sowie zugleich konträren Konzepten und Positionen − unter ­a n­derem im Werk Alberto Giacomettis (1901−1966), in den Arbeiten der Zürcher Konkreten Max Bill (1908−1994), Fritz

Glarner (1899−1972), Verena Loewensberg (1912−1986) und Richard Paul Lohse (1902−1988) − bis in die 1960er-Jahre ­hinein fort. Parallel zur Entwicklung der stringent abstrak­ ten und nahezu dogmatisch ausgerichteten Ästhetik der Kon­k reten wiederum beginnt der Basler Künstler Jean ­T inguely (1925−1991) in den 1960er- und 1970er-Jahren mit seinen g­ ewagten und verspielten Installationen sowie ­s einen ­g i­­g antischen Kunstmaschinen den etablierten Kunstbegriff regelrecht in seine Einzelteile zu zerlegen und in kritischer Frische neu zusammenzubauen. Neben der ­k inetischen Kunst Tinguelys erlangen in jenen Jahren der ­Eisenplastiker B ­ ernhard Lunginbühl (1929−2011) und Daniel Spörri (* 1930) internationale Anerkennung. Abgelöst wird die freie und i­ nhaltsgeladene Bildsprache der großen Periode der Schweizer Eisenplastik und der Kinetik in der Folge unter anderem durch den Zürcher James Licini (* 1937), Josef Maria Odermatt (193 4−2011) und den Bündner Matias Spescha (1925−2008), welche sich einer wieder zunehmend stringen­ ten und kano­nisierten Ästhetik zuwenden.

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Eng mit Tinguely verbunden waren wiederum Niki de Saint Phalle (1930−2002) und Eva Aeppli (1925−2015). Ref lektie­ ren Niki de Saint Phalles figurative Plastiken in fröhlicher und bunter Manier auf die in jenen Jahren beginnende ­A blösung von bis anhin gesetzten gesellschaftlichen und künst­lerischen Normativen, präsentieren sich Eva Aepplis beeindruckende Figuren in ruhigem Ernst und nahezu aurati­ scher Stille. Der figurativen Bildsprache treu blieb auch der 2012 in Zürich verstorbene Bildhauer Hans Josephson, dessen Werk in diesen Tagen eine zunehmende Relevanz in der Ge­ schichte der Schweizer Skulptur erlangt.


83 Mit poetischem Flair, einem reifen kunsthistorischen ­ ewusstsein und mit subtilem Humor lassen Peter Fischli B (* 1952) und David Weiss (1946−2012) in den 1980er- und 1990er-Jahren verstärkt den Alltag in die Kunst und die Kunstmuseen einziehen. War David Weiss nebst seinem ­plastischen Schaffen auch ein hervorragender Zeichner und Maler, vermochten die Gemeinschaftsarbeiten von Fischli und Weiss stets durch ihren verspielten und dennoch klugen philo­sophischen Kern zu überzeugen. Weiter zeigt in den 1980er- und 1990er-Jahren mit ­Josef Felix Müller (* 1955) und Martin Disler (1949−1996) auch der Neoexpressionismus der „jungen Wilden“ Präsenz, während unter anderem Pipilotti Rists (* 1962) groß ange­ legte Installationen, Not Vitals (* 1948) reduktive, zugleich humorvoll-kritische und zuweilen interaktive Arbeiten ­sowie auch Isabelle Kriegs (* 1971), Davide Cascios (* 1976) oder Frantiček Klossners (* 1960) Installationen und Medien­ räume um die Jahr­tausendwende eine Zäsur in der Geschichte des „klassischen“ Schweizer Skulpturenschaffens darstellen.

U N D H E U T E : F R E I H E I T S L I E B E N D, E I G E N S TÄ N D I G U N D K R I T I S C H

Was also ist die „Schweizer Skulptur“? In jedem Falle liebt sie − anders als zuweilen die Schweizer Bevölkerung − den Kompromiss überhaupt nicht. Sie war und ist in ihren ­v ielfältigen parallelen Ausprägungen stets freiheitsliebend, eigenständig, konzentriert und kritisch eingestellt. Kritisch gegenüber dem Landes- und Weltgeschehen und ebenso ­k ritisch gegenüber sich selbst und dem Kunstbetrieb, befin­ det sie sich in einem permanenten Prozess des dialektischen Diskurses. Dem Aargauer Kunsthaus gelingt es hervor­ ragend, diesen vitalen Diskurs in all seinen Widersprüchen, Brüchen und Kontinuitäten retrospektiv und anhand rele­ vanter zeitgenössischer Positionen abzubilden und vor allem hautnah erlebbar zu gestalten. Wer also wissen will, was „Schweizer Skulptur“ ist oder sein kann, dem sei eine Reise nach Aarau wärmstens ans Herz gelegt. ANDRIN SCHÜTZ

www. k mw. ch www. aargauerk unsthau s. ch

Simon Starling (* 1967), „La Decollazione“, 2018, Courtesy: Galleria Franco Noero, Turin, Foto: Sebastian Stadler © Simon Starling. All Rights Reserved / 2021, ProLitteris, Zürich


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I nt e r v ie w m it de m K u r at or L uc i a no F a s c i at i

Kulturort Weiertal „ Der Or t ist eigentlich zu schön, u m d o r t n o c h K u n s t z u z e i g e n .“

ARTMAPP: Der Verein Art-Public Chur ist auch immer noch aktiv?

ARTMAPP: Luciano Fasciati, Sie führen eine ­renommierte Galerie in Chur. Daneben sind Sie als freier Kurator für Kunstprojekte im öffentlichen Raum tätig. Wann haben Sie damit angefangen? Luciano Fasciati: In den 1990er-Jahren. Von 2010 bis 2013 habe ich das Kunstprojekt „Arte Hotel Bregaglia“ in Pro­ montogno kuratiert. Seit 2012 kuratiere ich Ausstellungen für den Verein Art-Public Chur. Diese Ausstellungen sind vor­w iegend im Stadtraum Chur angesiedelt. 2012 habe ich gemeinsam mit Nicole Rampa für Art-Public Chur die Aus­ stellung „Säen, ernten, glücklich sein“ eingerichtet. Dafür haben wir den Churer Fontanapark in einen Kunstpark ver­ wandelt. Wir h ­ aben mehrere Werke des St. Galler Künstlers Hans Josephson gezeigt – und wir haben zehn Kunstschaf­ fende eingeladen, auf die Werke von Josephson und die Parksituation zu reagieren. ARTMAPP: Die Ausstellungen von Art-Public Chur sind aber nicht auf den Fontanapark begrenzt? LF: Nein, keineswegs. Die Ausstellungen von Art-Public Chur finden im Zwei-Jahres-Rhythmus statt, immer wieder an ­a nderen Orten. 2014 haben wir unter dem Titel „Ortung“ Kunst in Schaufenstern, auf Plakatwänden und sogar in der regionalen Tageszeitung gezeigt. 18 Kunstschaffende haben Objekte und Interventionen erarbeitet, die die Grenzen zwi­ schen öffentlichem, privatem und wirtschaftlich genutztem Raum thematisierten.

LF: Ja, in diesem Jahr feiern wir das zehnjährige Bestehen des Vereins. Dafür haben wir den Genfer Künstler Florian Bach eingeladen. Er realisiert das Projekt „Horst“. Das ­besteht aus acht schwarzen Holzkabinen, die auf dem Dach eines Wohnhauses am Stadtrand von Chur installiert ­w erden. Die Kabinen, die nicht zugänglich sind, wirken wie eine Erweiterung des Hauses und verweisen auf die ­u n­gewisse Weiterentwicklung und Formbarkeit der Stadt in ihren Grenzzonen. Neben der Ausstellung gibt es im ­S eptember auch ein dreitägiges Festival mit Musik und Videoprojektionen. ARTMAPP: Neben Ihrem Engagement für Art-­ Public Chur haben Sie auch Ausstellungen für den Verein Progetti d’arte in Val Bregaglia kuratiert. L F: Ja, ich habe zum Beispiel 2018 „ Arte Castasegna“ ­m it­k uratiert. Ein Kunstprojekt im Dorf Castasegna, das an der Schweizer Grenze zu Italien liegt. Und 2020 die erste ­„ Biennale Bregaglia“ auf Nossa Dona / Lan Müraia bei ­P romontogno. Orte, an denen sich ­w irtschaftliche, wissen­ schaftliche und kulturelle Stränge ­gekreuzt haben und noch heute kreuzen. Derzeit bin ich daran, im Bergell ein neues ­Aus­stellungsformat zu lancieren. Ausgangslage für den Aus­ stellungsraum bildet die Räumlichkeit des bestehenden Pavillongebäudes des Architekten Bruno Giacometti (1907– 2012), als ehemaliges Zollgebäude gebaut (Bauzeit 1958/59), der heutigen Sala viaggiatori. Der Raum bleibt weiterhin und ohne Einschränkung als Warteraum der Postbushaltestelle bestehen. Das neu entstehende Ausstellungsformat soll mit­ tels thematischen Ausstellungen zweimal jährlich bespielt werden, die sich zeit- und disziplinenübergreifend der All­ tagskultur, der bildenden Kunst und dem Design widmen.

linke Seite: Sandro Steudler, „Lichttrichter“, 2021, 7. Biennale „VORÜBER _GEHEND, Idylle und Künstlichkeit“, Kulturort Weiertal, Foto: Maja von Meiss

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Der Churer Galerist Luciano Fasciati ist ein Spezialist für Kunst im Außenraum. In diesem kuratiert er erstmals die Biennale Weiertal bei Winterthur. Das Gespräch mit ihm führte Alice Henkes.


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ARTMAPP: In diesem Jahr sind Sie erstmals als Kurator für die Biennale im Kulturort Weiertal tätig. Das Weiertal liegt etwas oberhalb des ­Stadtteils Wülfingen in ­W interthur. Die Biennale wird seit 2009 vom Verein der Biennale Kulturort ­Weiertal ausgerichtet. Welches Konzept haben Sie für diese Ausstellung? LF: Ich möchte mich von den vorangegangenen Ausgaben der Biennale im Kulturort Weiertal absetzen. Ich habe die Aus­ stellungen gesehen, die 2017 von Kathleen Bühler und 2019 von Christoph Doswald kuratiert wurden, und ich möchte ­einiges anders machen, als meine Vorgängerinnen und Vor­ gänger. In meinem Konzept setze ich auf weniger Positionen und mehr Freiräume oder Leerstellen. Also Orte, an denen keine Kunst steht. Solche Freiräume finde ich sehr wichtig.

ARTMAPP: Was ist an diesen Leerstellen so wichtig? LF: Eine große Ausstellung ist nicht unbedingt eine gute Aus­ stellung. Leerstellen ermöglichen es, innezuhalten, auch mal die Landschaft zu sehen. Und das Weiertal ist ein sehr speziel­ ler Ort, vor allem wenn alles blüht und wächst. Es ist gar nicht einfach, so einen Ort zu bespielen. Es ist eigentlich viel zu schön, um dort noch Kunst zu zeigen. Neben den Leerstellen finde ich auch stille Positionen wichtig, also Arbeiten, die nicht gleich ins Auge fallen, ja, die man vielleicht sogar über­ sieht. Mir gefällt es, wenn Besucherinnen und Besucher Arbeiten erst im Katalog entdecken und dann sagen: Ach, das habe ich ja vor Ort gar nicht gesehen! ARTMAPP: Wie entsteht so eine Ausstellung im Außenraum mit 20 Positionen? LF: Es beginnt mit einer Ortsbegehung mit den Künstlerin­ nen und Künstlern. Alle können frei wählen, wo sie ihre Arbeit zeigen wollen. Natürlich stehe ich beratend zur Seite und manchmal führt man eine Künstlerin oder einen Künst­ ler auch an einen Ort heran. Eigentlich geht das recht unkompliziert. Man hat am Anfang das Gefühl, alle wollen ihre Arbeit am Seerosenteich zeigen, aber so ist es gar nicht.

Bruno Giacometti, Zollpavillon (1958/59), Castasegna, Foto: Ralph Feiner


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Luciano Fasciati in seinen Galerieräumen in Chur, Mai 2021, Foto: Reiner Brouwer

LF: Außer einer Arbeit von Not Vital sind alle Werke für den Ort entstanden. Ach ja, und Roman Signers Arbeit, die stand bereits fertig im Atelier, war aber noch nie in einer Ausstel­ lung gezeigt worden. Sonst sind alle Arbeiten für das Weiertal entstanden. Und ich diskutiere auch viel mit den Kunstschaf­ fenden. Dabei geht es viel um technische Fragen. Wie kann ein Projekt umgesetzt werden? Wie kann es finanziert wer­ den? Projekte im Außenraum brauchen viel Begleitung. ARTMAPP: Was bedeutet Künstlerinnen und Künstlern so eine Ausstellung im Außenraum? Die Arbeiten, die dort gezeigt werden, sind ja nicht unbedingt verkäuflich. LF: Es ist eine Art Werbung für die Kunstschaffenden. Sie ­verdienen nicht viel daran. Oft müssen sie selbst noch Gelder akquirieren, um ihre Projekte finanzieren zu können. Aber diese Ausstellungen im Außenraum sind beliebt und ziehen viele Besucherinnen und Besucher an. Die Biennale im Kultur­ort Weiertal besuchen jeweils bis zu 7.000 Menschen. Das macht Ausstellungen im Außenraum für Kunstschaf­ fende attraktiv.

ARTMAPP: Die Ausstellung heißt „VORÜBER_ GEHEND IDYLLE UND KÜNSTLICHKEIT“. Das klingt etwas rätselhaft. LF: Das ist bewusst so gewählt. Der Titel soll verschiedene Lesarten ermöglichen. Das Temporäre der Ausstellung soll anklingen: Die Kunstwerke sind da, sie sind wieder weg, doch im Kopf bleibt etwas hängen. Auch die Bewegung der Besu­ cherinnen und Besucher der Ausstellung steckt darin. Und der Wechsel der Jahreszeiten, der ewige Wandel. Viele Arbeiten, die in der Ausstellung zu sehen sind, greifen Themen auf, die im Titel anklingen. ARTMAPP: Und der Nachsatz „IDYLLE UND KÜNSTLICHKEIT“? LF: Der bezieht sich direkt auf den Ort, das Weiertal. Das war ja früher ein Feuchtgebiet, das trockengelegt wurde. Heute wird dort Obst angebaut. Die Natur, die man dort sieht, ist ­einerseits erschlagend schön und andererseits künstlich, also vom Menschen geformt.

Bis 1 2 . September 2021 7. B i e n n a l e „V O R Ü B E R _ G E H E N D I DY L L E U N D K Ü N S T L I C H K E I T “ K u l t u ro r t We i e r t a l www. sk ulpt ure n-bie nnale. ch

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ARTMAPP: Sind alle Arbeiten für den Ort entstanden?


C E N T RO I N T E R N A Z IO N A L E D I S C U LT U R A i n P e c c i a , Va l le m a g g i a , Te s s i n

Kompetenz, Charme und international Dass es in der Vielzahl der Schweizer Täler ebenso viele ver­ schwiegene wie zugleich lauschige und interessante Dörfer gibt, ist gemeinhin bekannt. Als eines der schönsten dieser Täler gilt das traumhafte Tessiner Vallemaggia mit dem Dorf Peccia. Die Reise dorthin lohnt sich aber nicht nur der beein­ druckenden Landschaft wegen, sondern vielmehr auch aus Gründen der Kunst und der Kultur, namentlich wegen des CENTRO INTERNAZIONALE DI SCULTURA und der „Scuola di Scultura“.

Natürliche Grundlage für die rege künstlerische Tätigkeit ­bildet der imposante 1946 erschlossene Marmorsteinbruch, welcher inzwischen als einziger Marmorsteinbruch in der Schweiz noch aktiv betrieben wird. Dass sich der dort ­vorhandene „Cristallina-Marmor“ nicht nur für architek­ tonische Zwecke, sondern ebenso hervorragend für die Bildhauerei ­e ignet, war dem 195 4 geborenen Rheintaler Skulpteur Alex Naef sogleich klar, als er in den frühen


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Foto: Thierry B. Burgherr

1980er-Jahren zum ­e rsten Mal im Vallemaggia weilte. ­Bereits 1987 nahm er ­gemeinsam mit seiner Frau den Auf bau der „Scuola di ­S cultura“ in Angriff, wo bis heute in den ­Bereichen Stein­bildhauerei, Modellieren, Holzbildhauerei und Keramik gearbeitet wird. Das große Interesse der ­S tudierenden und Lernenden ließ alsbald den Wunsch ­a uf kommen, Infrastrukturen für ein internationales ­„ Artists i­ n Residence“-Programm zu schaffen.

E I N K R E AT I V E R O R T D E R K Ü N S T L E R I S C H E N ­E N T W I C K L U N G U N D D E S D I S K U R S E S

Mit Unterstützung eines Mäzenatenpaares und der öffent­ lichen Hand konnten im Jahre 2019 die lange geplanten Wohn-, Atelier- und Werkstatträumlichkeiten realisiert ­werden. „Ziel ist es“, so Thierry B. Burgherr, Geschäftsführer des CENTRO INTERNAZIONALE DI SCULTURA, „in

ANDRIN SCHÜTZ

w w w . c e n t ro s c u l t u ra . c h

CENTRO INTERNAZIONALE DI SCULTURA in Peccia, Foto: Thierry B. Burgherr

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CENTRO INTERNAZIONALE DI SCULTURA in Peccia,

j­ edem Jahr in Peccia fünf ausgewählte junge Künstlerinnen und Künstler zu beherbergen“. Und weiter: „Wir wünschen uns einen Ort der künstlerischen Entwicklung, der unseren ‚Artists in Residence‘ den Raum für die konstruktive kritische Diskussion eröffnet und ihnen zugleich dabei hilft, ein inter­ nationales Netzwerk zu schaffen, um so nachhaltig in der Kunstszene Fuß fassen zu können.“ Wird im CENTRO INTERNAZIONALE DI SCUL­ TURA künstlerisch intensiv gearbeitet, bietet die Institution zugleich die Gelegenheit, im großzügigen Neubau hoch­ karätige Wechselausstellungen zu realisieren. Den Auftakt hierzu macht in diesem ersten Betriebsjahr der bekannte ­m exikanische Künstler Jose Dávila mit der Schau „Las ­piedras saben esperar“, die noch bis zum 31. Oktober gezeigt wird. Als ­„ Artists in Residence“ sind in diesem Jahr die ­Berlinerin Marie Strauss, der Japaner Shinroku Shimokawa, der Inder Jenson Anto, die in Deutschland lebende sloweni­ sche Künstlerin Zora J­ ankovi ć sowie die Düsseldorferin Marina Bochert zu Gast. Hervorragende Gründe also, sich eine ebenso span­ nende wie entspannende Auszeit zu nehmen und einen inspirierenden Ausf lug ins herb-romantische Vallemaggia und ins CENTRO INTERNAZIONALE DI SCULTUR A zu machen!


8. Schweizerische Triennale der Skulptur in Bad Ragaz. Vom 8. Mai bis 31. Oktober 2021.

© Ottmar Hörl, «Weltanschauer IB», 2006

Distanz schärft


den Blick.

75 Künstlerinnen und Künstler aus 15 Ländern stellen ihre Kunstwerke aus.

Bad Ragartz www.badragartz.ch


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Bad bad ragartz RagARTz Triennale 2021


Ottmar Hörl, „Schlamassel“, 2021, V W Golf 4, 140 x 175 x 420 cm, in Abfallkorb aus Stahl, Höhe ca. 330 cm, Ø 290 cm, Foto: Sara Foser, Foto Fetzer


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B a d R a g A RTz 2 0 2 1

Distanz schärft den Blick Nach drei langen Jahren ist es endlich wieder so weit: Die größte Freiluftausstellung Europas, die „Bad RagARTz“, hat ­b egonnen. Die Straßen und Plätze, die großen Parks und die Landschaft rund um den Giessensee sind zum inter­ nationalen Mekka der Skulptur geworden. Die grandiose Ausstellung, die seit inzwischen mehr als zwei Dekaden vom Gründerehepaar Esther und Rolf Hohmeister organisiert

wird, zeigt ein faszinierendes, qualitätsvolles und zugleich konzen­t riertes Panoptikum des weltweiten skulpturalen Schaffens in Stein, Eisen, Bronze, Holz und Ton. Ganz gemäß dem ­Motto „Distanz schärft den Blick“ r­ eflektieren die insge­ samt über 400 Werke von 83 Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt in ihren ­jeweiligen künstlerischen Positionen das aktuelle Welt­geschehen in einem vitalen und globalen


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Christel Lechner, „Strandläufer“, 2019, Beton, je 220 x 120 x 120 cm (H x B x T),

skulpturalen Dialog und laden die Besucher dazu ein, selbst Position zu beziehen. Gefragt ist an der 8. Schweizerischen Triennale der Skulptur aber nicht nur die kritische Distanz und damit das Ein­nehmen eines je eigenen Standpunktes, sondern vielmehr auch die Nähe. Und dies macht die „Bad ­R agARTz“ unter anderem so einzigartig: Hier dürfen die Skulpturen berührt werden, hier darf die Erfahrung mit Material, Handwerk sowie Form- und ­F arbgebung aktiv nachvollzogen werden. Nicht zuletzt ­deswegen sind in der eintrittsfrei zugänglichen Ausstellung viele interaktiv angelegte Werke präsent. Denn nicht nur ­Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche sollen hier

ungezwungen und ohne Schranken oder Hemmungen ihre ersten Schritte in der Kunstwelt machen können. Nebst dem puren Kunstgenuss bietet ein ausgedehnter Spaziergang durch die „Bad RagARTz“ ein einzigartiges Naturerlebnis mit hervorragender Infrastruktur im Bereich der Kulinarik, ­Hotellerie und Golf. Wer einen längeren Aufenthalt plant, kommt in den Genuss der romantischen umliegenden Dörfer mit ihren traditionellen Weintorkeln (Kelter) sowie der alten Schlösser und kann in Ruhe die Entspannung in den berühm­ ten Thermalquellen von Bad Ragaz genießen. ANDRIN SCHÜTZ

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Foto: Sara Foser, Foto Fetzer, © Christel Lechner


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8 . S c hwe i z e r i s c he Tr ie n n a le de r S k u lpt u r „ B a d R a g A RTz“

Ein Rundgang Liu Ruowang, „Wenji Yang – Asking up (Das Nachfragen)“, 2011, Bronze, 250 x 75 x 75 cm (H x B x T), Foto: Sara Foser, Foto Fetzer


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Samuel Salcedo, „Pinball Wizards“, 2020, Aluminiumguss, je Ø 100 cm, Foto: Sara Foser, Foto Fetzer

vonstatten geht: Ungerührt wacht die Büste „Watchtower“ des Spaniers Samuel Salcedo über die auf der Erde liegenden „Pinball Wizards“. Mit faszinierend wenig bildhauerischen Eingriffen hat Salcedo den Spielbällen der modernen Gesell­ schaft gequälte, zerknautschte und von Hoffnungslosigkeit geprägte Züge verliehen. Vordergründig amüsant hingegen mag ein Werk des Deutschen Künstlers Ottmar Hörl anmu­ ten, welches sich wiederum einige Schritte von den „Pinballs“ entfernt befindet: In einem überdimensionierten Mülleimer steckt ein roter VW Golf und scheint freimütig vor sich hin rostend dem Reigen der schwarzen Limousinen zu trotzen, welche rege ihre Runden vor dem gepf legten Grandhotel ­d rehen. Ein lautstarker Protest des Künstlers gegen den ­D ieselskandal, welchen sich die deutsche Autoindustrie in den letzten Jahren geleistet hat.

Hiromi Akiyama, „Aus einem Stein“ (4-teilig), 2001, Granit, 185 x 145 x 100 cm, zweimal 130 x 90 x 50 cm, 35 x 110 x 80 cm (H x B x T), eigenhändige Atelierarbeit des Künstlers, die nicht industriell gefertigt wurde, Foto: Sara Foser, Foto Fetzer

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Zufrieden und in gemächlichem Schritt bewegen sich die wohlgenährten „Strandläufer“ der 1947 in Iserlohn geborenen Künstlerin Christel Lechner auf das „Grand Resort“ in Bad Ragaz zu. Eine faszinierende und spannungsvolle Vielfalt von Werken von Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt ­haben sie an diesem Nachmittag auf sich wirken lassen. Sie ­haben diskutiert, geschmunzelt und sind hier und da wohl in stilles Nachdenken versunken. Nun haben sie sich ein kühles Glas prickelnden Champagner verdient. Oder ein Eis. Selbiges findet sich, zumindest im symbolischen ­S inne, unweit des Standortes der durstigen Kurgäste in ­G estalt der Skulptur „Between heaven and earth “ der ­Wuppertaler Künstlerin Anke Eilergerhard: In verlockend ­realistischer ­M anier erhebt sich die süße Köstlichkeit gen Himmel, während nur einige Meter daneben ein böses Spiel


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Franziska John, „Köpfe“, 2020, Ton, 30–50 x 20–40 x 10–40 cm (H x B x T), Foto: Sara Foser, Foto Fetzer

„ HI E R BEGI N N T M E I N DE N K E N “

Bereits während der ersten Minuten an der diesjährigen Schweizerischen Triennale der Skulptur wird klar: Die ­Ausstellung hat in der Tat so einiges zu bieten. Vor allem wird sogleich der lebendige internationale künstlerische und s­ oziale Diskurs spürbar, der an der „Bad RagARTz“ ­omni­präsent ist. Die Ausstellung folgt keiner gestrengen musealen Ordnung, sondern inspiriert in ihrer Vielfalt bei jedem Schritt Jung und Alt zum angeregten Diskurs über das soeben ­E ntdeckte. ­L achen und weinen, philosophischer Ernst und verschmitzter Schalk sind hier ebenso nahe ­b eieinander wie stringente Komposition und verspielte ­I nteraktion. So steht man in ­r espektvoller Stille vor dem ­auratischen, in grandioser bildhauerischer Technik reali­ sierten Monument „Aus einem Stein“ des 1937 in Hiroshima geborenen und 2012 in Reinzabern (D) verstorbenen Japa­ ners Hiromi Akiyama, während eine fröhliche Kinderschar auf und in der riesigen Stahlskulptur des Deutschen Künst­ lers Werner Bitzigeio herumkraxelt und erste Erfahrungen mit den Grenzen der Wahrnehmung sammelt. Stefano Bombardieri, „Il peso del tempo sospeso – Rhino Monumental“, 2021, Fiberglas, Metall, 350 x 450 x 150 cm (H x B x T), Foto: Sara Foser, Foto Fetzer


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Manolo Valdés, „Clio Blanca“, 2020, Aluminium und Edelstahl, 388 x 645 x 248 cm (H x B x T), Foto: Sara Foser, Foto Fetzer

„Wenn Außen Innen wird, wenn Oben Unten wird, wenn zahlreiche Menschenleben, sondern auch die kulturellen Vorne Hinten wird, ist der Hohlraum Voraussetzung. Hier be­ Schätze vergangener Epochen mit sich fortträgt. Kritisch zu ginnt mein Denken“, so einst Hiromi Akiyama in einem Zitat. lesen sind auch die vordergründig ebenso surreal wie amüsant Eine Erfahrung, welche die spielenden Kinder in Bitzigeios anmutenden Installationen „Marta & l’elefante“ und „Il peso Skulptur wohl auch gerade machen, mag man sich denken, del tempi sospeso – Rhino Monumental“ des Italieners wird sich aber sogleich dessen bewusst, welch tiefer Ernst im ­Stefano Bombardieri, die bereits auf der letzten Biennale von Satz des Japaners steckt, der sich mit Fülle und Leere und mit ­Venedig zu sehen waren und auf das problematische Ver­ Ordnung und Unordnung befasste. Acht Jahre alt muss er hältnis zwischen Mensch und Tier und Mensch und Natur ­gewesen sein, als die unvorstellbare Katastrophe über die verweisen, zugleich aber auch als tragende Metaphern für Straßen, Plätze und Häuser seiner Geburtsstadt hereinbrach. zwischenmenschliches Verhalten dienen mögen. Spielerisch Findet der Japaner in die Klarheit der stillen Schönheit zurück, wiederum tritt das Menschliche an sich bei der in der Region ist die zerstörerische Kraft des Krieges in der Arbeit des 1966 heimischen Bildhauerin Franziska John zutage, deren be­ in Bagdad geborenen Mahmoud Obaidi noch wesentlich gehbare Installation den Besucher ganz gemäß dem Motto ­präsenter: Rund neun Meter misst der Bomber „Mosquito „Erkenne dich selbst!“ über die je eigenen positiven und nega­ ­E ffect“, der, in Bronze und Cortenstahl realisiert, nicht nur tiven Emotionen reflektieren lässt.

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© VG Bild-Kunst, Bonn 2021


Pascal Murer, „Segreto“, 2012, Nussbaum, 183 x 52 x 10 cm (H x B x T), Foto: Sara Foser, Foto Fetzer

Herbert Mehler, Serie „dedicato brancusi“, 2016–2019, Cortenstahl, Höhe 200–450 cm, Foto: Sara Foser, Foto Fetzer

VO N M U S E N , K L A N G U N D WÖ L F E N

Schlicht beeindruckend präsentiert sich in nächster Nähe die Skulptur „Clio Blanca“ des Spaniers Manolo Valdés. Während das Haupt der griechischen Muse für Heldendichtung und Geschichtsschreibung in erhabener bildhauerischer Zurück­ haltung formuliert ist, scheint sich aus dem ausladenden Haarkranz der mythischen Tochter des Zeus und der Mnemo­ syne die ganze Menschheitsgeschichte in kreativer Dichtung und unerbittlicher Wahrheit über die Welt zu ergießen. Die Muse im Sinne des spannungsvollen Wohlklanges ist in der sphärischen Klanginstallation des 1957 in Zürich geborenen

Künstlers Pius Morger präsent, welche durch ihre poetische Ruhe für Auge und Ohr zu überzeugen vermag. Wie sagt der Künstler selbst?: „Mit dem Klang bringe ich Euch die Stille.“ Und siehe da: Nahezu verzaubert scheinen die Besucher ­z wischen den roten, organisch geformten Klangkörpern ­u mherzugehen und zu verweilen. Eine ebenso wirkungs­ mächtige wie stille Schönheit wird auch in der monumentalen Skulptur des bedeutenden Schweizer Stahlbauers James ­Licini erlebbar. Kaum einen Hauch spürt man und kaum einen Laut vernimmt man, wenn man sich im Inneren der mit


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­a rchaischer Kraft dem Himmel zustrebenden Stahlträger­ komposition befindet. Lautes Gebrüll hingegen vermeint der Besucher zu vernehmen, wenn er sich denn in die Nähe der monumentalen, uniform in Bronze gearbeiteten Affen des chinesischen Künstlers Liu Ruowang begibt. Die Installation mit dem Titel „Erbsünde“ steht in krassem Widerspruch zur ebenso von Ruowang stammenden Figur „Wenji Yang – ­A sking up“, deren gen Himmel gerichteter Blick uns ins Reich des individuellen Nachdenkens und der freien philoso­ phischen und politischen Äußerung befördern will. Nicht weniger beeindruckend ist auch die Arbeit „Wolves Coming“ des 1977 in der Provinz Shanxi geborenen Chinesen, welche im lauschigen Giessenpark ihren Platz gefunden hat. „Homo hominis lupus“ – keine Frage. Die innere Ruhe bringen Pascal Murers in wundervoller Gusstechnik gearbeiteten „Grande Fleur“, „Origin“ und „Solea“ zurück, die in ihrer ­hohen ­Ä sthetik sogleich eine meditative Stimmung und eine innige Verbundenheit mit der Welt und der Natur ­aufkommen lassen.

Foto: © Hotel Restaurant Rössli

Hotel Restaurant Rössli F r e i h o f w e g 3 , 7310 B a d R a g a z T +41 81 3 0 2 32 32 w w w. r o e s s l i r a g a z . c h Das Rössli ist ein kleines Hotel mit vorzüglichem

WE LIKE IT!

­R e s t a u r a n t i n B a d R a g a z . H a u s , Z i m m e r u n d S u i t e s i n d

Nun wird es aber auch für uns bald Zeit für einen kühlen „Pinot Grigio“ aus den angrenzenden Rebbergen. Der Weg führt durch das faszinierende geometrische Form- und Schat­ tenspiel des in Fulda geborenen Künstlers Herbert Mehler sowie durch die mit den farbenfrohen „dislikes“ von Stephan Marienfeld bestückte Allee von Mammutbäumen. Ein kurzer Blick noch auf den Giessensee und das Skulpturenmeer von der knallroten Treppe von „Maboart“ aus und dann geht es zurück. „We like it!“

z u m R u f d e s 15 - P u n k t e - R e s t a u r a n t s . U e l i K e l l e n b e r g e r s

umgebaut. Architektonisch anspruchsvoll und passend Küche ist überraschend, vielfältig und er finderisch. D i e We i n k a r t e f ü h r t ü b e r 5 0 0 P o s i t i o n e n a u s a l l e r We l t . So heißt der Geheimtipp: Speisen und ruhen im Rös sli, K u n s t e r l e b e n i n d e m ü b e r 11 k m l a n g e n S k u l p t u r e n park, Erholung in der Therme, ausfliegen in die ­B ü n d n e r H e r r s c h a f t o d e r a u f d e n P i z o l .

Wer zu Hause nicht über ausgedehnte Gartenanlagen verfügt und es somit etwas kleiner liebt, der kann auf der „Bad Rag­ ARTz“ die Nähe zur Kunst auch im Kleinformat entdecken. Ein Stück Weg durch die wildromantische Tamina­ schlucht mit ihren imposanten Felsformationen und den rauschenden Wasserfällen und man langt am „Alten Bad ­P fäfers“ an. Die 12 40 von einheimischen Jägern entdeckte Heilquelle, die im 16. Jahrhundert aufgrund eines Gutachtens des berühmten Arztes und Alchimisten Paracelsus ersten Ruhm erlangte, legte die Grundlage für den heutigen ­Kur­betrieb in Bad Ragaz. Dort, in den Mauern der alten auf­ gelassenen Benediktinerabtei, welche einst den Quell­betrieb betreute, eröffnet sich in diesen Monaten der Blick auf die Welt der Kleinskulptur. In der sorgsam kuratierten Ausstel­ lung, welche gleichsam einen Mikrokosmos des globalen Skulpturenschaffens bildet, sind alle an der Triennale teil­ nehmenden Künstlerinnen und Künstler mit einem oder mehreren kleineren Werken vertreten. Altes Bad P­ fäfers, Foto: Bad Ragaz

ANDRIN SCHÜTZ

b a d ra g a r t z . c h

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F E S T I VA L D E R K L E I N S K U L P T U R


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103 Jör g P l ic k at

Archaische Kraft und zeitlose Poesie M a n c h e i n e m B e s u c h e r d e r S c h w e i z e r i s c h e n Tr i e n n a l e d e r S k u l p t u r 2 0 1 8 w i rd d i e b e e i n d r u c k e n d e S z e n e r i e i n g u t e r ­E r i n n e r u n g g e b l i e b e n s e i n : Tro t z i h r e s e n o r m e n G e w i c h t e s s c h i e n d i e S k u l p t u r „ M o v e“ , m i t d e r J ö r g P l i c k a t b e r e i t s a n d e r „ B a d R a g A R Tz“ 2 0 1 8 v e r t r e t e n w a r, ü b e r d e r s t i l l e n Wa s s e r f l ä c h e des idyllisch gelegenen Giessensees in B ad R aga z

In der Tat ist es eine wesentliche Eigenschaft der Werke des 195 4 geborenen und in Hamburg und Bredenbek, Schles­ wig-Holstein lebenden Künstlers, die archaische Kraft des Stahls und die zuweilen monumentale Größe mit dem tra­ genden Moment der zeitlosen Poesie zu vereinen. Das Werk Plickats, der in seinen früheren Jahren eine vornehmlich figu­ rative Bildsprache verfolgte, zeichnet sich auch heute stets durch eine herausragende Konzentration und eine beacht­ liche Stringenz in Komposition und Handwerk aus. Dies mag unter anderem daran liegen, dass der ursprünglich an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel ausgebildete Bildhauer auch auf dem Wege in die zunehmende Abstraktion das Prin­ zip der Figuration und des inhaltsgeladenen eigentlichen Motives keineswegs aufgegeben, sondern vielmehr in die Konstanten gekonnter und konsequenter Körper- und Raum­ analyse in der Skulptur transformiert hat. Dies wiederum geschieht durch Fragmentierung und Reduktion der theoreti­ schen Volumina sowie durch additives Vorgehen in der Komposition. Hierin wiederum lässt Plickat ein spannungs­ vol les Wechselspiel von t reibender D y na m i k u nd monumentaler Statik entstehen, welches den Betrachter so­ gleich in den Bann zu ziehen vermag.

Jörg Plickat, „Dialog“, 2006, Cortenstahl, Jakobkemenate, Braunschweig, Foto: © Jörg Plickat © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

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g e ra d e z u z u s c h w e b e n .


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E I N E M O N U M E N TA L E G E S T E DE S Z W ISCH E N M E NSCH L ICH E N B R Ü C K E N S C H L AG S

So vereint auch die Skulptur „Move“ in faszinierender Weise die Aspekte der vermeintlichen Bewegung und des Inne­ haltens sowie das poetische Spiel von träger Schwere und tänzerischer Leichtigkeit, um letztendlich in einer scheinbar zeitlosen Sphäre zu verharren. Stehen bei „Move“ die räum­ liche Analyse und die Manifestation von Statik und Dynamik im Vordergrund, werden Raum und Körper in „Quo vadis“ und „Fragmented Cube“ zum vorherrschenden Thema: Fülle und Leere verschränken sich hier in einem komplex ange­ legten geometrischen Diskurs und entfalten zugleich eine

nahezu physisch spürbare Sogwirkung sowie eine mono­ lithisch anmutende Aura, die zur vorsichtigen Distanz gemahnt. Geradezu körperlich erfahrbar wird die Präsenz auch in der Skulptur „Helping Hands“, welche sich an der diesjährigen Triennale als mächtige „Hommage an die Menschlichkeit“ aus dem Giessensee erhebt. In der 2017 mit dem großen ­NordArt-Preis ausgezeichneten Skulptur tür­ men sich die ­voluminösen Stahlkörper gleich zweier kraftvoll ineinander verschränkter Hände zur monumentalen Geste des zwischen­menschlichen Brückenschlages auf.

Jörg Plickat, „Move“, 2017, Cortenstahl, 480 x 480 x 460 cm (H x B x T), Foto: Sara Foser, Foto Fetzer © VG Bild-Kunst, Bonn 2021


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Jörg Plickat, „Helping Hands – Hommage a Humanity“, 2017, Cortenstahl, 350 x 700 x 400 cm (H x B x T), Foto: Fabio Spadin © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

SE NSI BL E R DI A L OG

Weisen Jörg Plickats skulpturale Werke in freier Natur und in öffentlichen Anlagen stets eine raumbestimmende Autorität auf, gelingt es Plickat im Umgang mit bestehenden histori­ schen Bausubstanzen wiederum, seine Arbeiten, die zuweilen auch eine konservatorische Funktion haben, sensibel in das Bestehende zu integrieren, ohne dabei die eigene inhaltliche und kompositorische Kraft zu verlieren. So geschehen bei­ spielsweise 2006 im Kulturzentrum „Jakobskemenate“ in der historischen Altstadt von Braunschweig: Der im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstörte Bau mit mittelalterlichen Fres­ ken und wertvollen erhaltenen Holzdecken gehört zu den ältesten weltlichen Bausubstanzen Braunschweigs. Zwei ­C ortenstahlplastiken, eine ebenso in patiniertem, rost­ gebremstem Cortenstahl gehaltene Fassadeninstallation sowie Dachelemente aus der Hand Plickats treten hier in einen anspruchsvollen künstlerischen und architektonischen

Dialog mit der historischen Bausubstanz. Das ebenso tiefe wie vitale Verständnis des norddeutschen Bildhauers im Um­ gang mit historischen Sakralbauten und der Tradition der christlichen Ikonografie wurde auch im Frühjahr 2006 im Rahmen einer großen Einzelausstellung in der Martinikirche in Braunschweig in den beiden Skulpturen „Ambos Mundos“ sowie „Sehnsucht einer Erinnerung“ augenscheinlich, wel­ che zum einen die gotische Bausubstanz in sich aufnahmen und zum anderen die kompositorische Tradition der PietàDar­stellungen verarbeiteten. Einen beeindruckenden Ort der konzentrierten Stille wiederum schuf Jörg Plickat im Innen­ raum der Friedhofskapelle in Barmstedt mit den in Form und Material auf das Wesentliche reduzierten „Prinzipalstücken“. Nebst der bildhauerischen Tätigkeit geht Jörg Plickat zahl­ reichen Lehraufträgen an verschiedenen internationalen Universitäten nach. ANDRIN SCHÜTZ

w w w . p l i c k a t- s c u l p t u r e . d e

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M I T H I S T O R I S C H E N S U B S TA N Z E N


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Ve r a R öh m

Licht und Schatten sind mit Zeit Raum Kosmos verbunden


Vera Röhm, „Die Nacht ist der Schatten der Erde“, Installation mit 25 Textkuben, 1995/2021, Aluminium, Licht, je 100 x 100 x 100 cm, Bad RagARTz 2021, Foto: Wolfgang Lukowski © Vera Röhm / VG Bild-Kunst, Bonn 2021

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Vera Röhm, „Die Nacht ist der Schatten der Erde“, „Textkubus (bengali)“, 1995/2009, Aluminium, Licht, 75 x 75 x 75 cm, „Erdschatten (polyglott)“, 2001/2005, Siebdruck, je 50 x 50 cm, Ausstellungsansicht, Foto: Wolfgang Lukowski © Vera Röhm / VG Bild-Kunst, Bonn 2021

T E X T K U BE N

Die Textkuben von Vera Röhm sind thematisch eingebun­ den in die von ihr seit 1983 laufenden Untersuchungen über Schatten­phasen, Schattenwandel und Schattenskulpturen, die im Zusammenhang von Geometrie, Astronomie, Philo­ sophie und Poesie stehen. Ihre in mehreren Sprachen ­b eschrifteten schwarzen Kuben erinnern an die bereits in den 70er Jahren einsetzende Beschäftigung der Künstlerin mit stereo­metrischen Körpern – zuerst mit dem Tetraeder, dann mit dem Kubus. Der nächste Schritt bestand darin, dass sie die s­ tereometrischen Körper dem Sonnenlicht aus­ setzte und sich die durch die Rotation der Erde entstehenden Veränderungen des Schlagschattens wissenschaftlich ­n otierte. Als Konkrete Künstlerin gab sie dem Schlag­ schatten massive Gestalt. Ihre Schattenreliefs in langen Reihen entsprechend sukzessiver Winkelgrade sind zu ­einzigartigen Ausstellungsobjekten geworden. Was die schwarzen Kuben, nachdem ihre geometri­ sche und astronomische Herkunft wenigstens indirekt bewusst geworden ist, jetzt noch vermehrt ins Blickfeld rückt, sind die Texte, die auf ihnen erstrahlen. Vera Röhm zeigte Ku­ ben mit Texten zum ersten Mal 1999, um sie im Erfurter Forum über „Licht und visuelle Texte“ in nächtlicher Verzau­ berung der Öffentlichkeit im Flüsschen Gera schwimmend vorzustellen. Es war nicht mehr der Schattenwurf, der faszi­ nierte, sondern es waren die Texte. Hier wird eine weitere Ader der Künstlerin sichtbar. Sie schreibt, dass sie 1985 beim Studium einschlägiger Texte zum Themenkreis „Schatten, Schattenbewegung“ im „Deutschen Wörterbuch“ von Jacob und Wilhelm Grimm auf den lapidaren, aber großartigen Satz von Johann Leonhard Frisch (1666-1743) stieß: „Die Nacht ist der Schatten der Erden“.

Sie muss den Fund fast mit Bestürzung als treffend für ihre Schattenuntersuchungen begrüßt haben. Ebenso kam es ihr nun aber auch zugute, dass sie polyglotter Natur ist. Der ­deutsche Satz wurde also – im Jahr 1995, vor dem Erfurter ­Forum – übertragen in bekannte Idiome, aber auch in solche, deren Schrift allein als solche besticht. Sie hat mit ihren Kuben einen ganzen Völkerbund zusammengetragen. Der große Satz in mehreren Idiomen fügt sich ausgezeichnet in das Werk von Vera Röhm, deren Kunst selbst von stiller Größe ist. Die Künstlerin hat für Schattenreliefs, Schatten­ wanderungen zuerst den Tetraeder, dann für das Thema der „Topographie der Zeit“ den Kubus als Gnomon eingesetzt. Die schwarzen Kuben der Ausstellung spielen als nachtdunkle Körper eine interessante Doppelrolle. Vera Röhm weiß um die Bedeutung des Kubus als platonischer Körper, nämlich in der Bedeutung der Erde. Somit fallen hier Nacht, Schatten und Erde in einer Einheit zusammen. Es geht der Künstlerin aber auch um die Gleichwertigkeit von Licht und Schatten. Sie ging bei diesem Thema auf die Gegenüberstellung von schwarz und weiß ein. Mit makellosen weißen Formenkörpern ­bezieht sie den Schatten nicht nur als Schlagschatten, sondern vor allem als Schatten am Objekt mit ein. Es entsteht ein ­d ichter Dialog von Plastizität der weißen Form und ihrem Schatten. Durch unterschiedliche Gestaltformen wird dieser Dialog zu einem Schattenlabyrinth. EUGEN GOMRINGER

A u s z u g a u s „ S h a d o w P l a y“ , A u s s t e l l u n g s k a t a l o g O d e n s e , K i e l , L i n z , K e h r e r Ve r l a g , H e i d e l b e r g 2 0 0 5 , S . 2 1 9 f.


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„Die Nacht ist der Schatten der Erde“, 25 Sprachen der 25 Textkuben von Vera Röhm für die Installation in Bad Ragaz, Bad RagARTz 2021

„Ich finde die Vielfalt der Sprachen und der Schriften auf diesem Globus staunenswert. ‚Die Nacht ist der Schatten der Erde‘ ist ein lapidarer Satz von Johann Leonhard Frisch, denn jeder sehende Mensch kann die gleiche Beobachtung machen: Abends wird es dunkel und die Nacht bricht ein. Mit dieser kurzen Aussage habe ich 1985 diese neue Serie begonnen. Es ist ein Work in Progress, am Anfang hatte ich 73 Übersetzungen, 1995 entstanden Siebdrucke, Leinwände und die ersten Textkuben, – mittlerweile sind es 887 Sprachen. Ich möchte diesen Text in allen Sprachen der Welt typographisch darstellen. Es fehlen also noch 1113 Sprachen, um 2000 der weltweit 7000 gesprochenen Sprachen gesammelt zu haben. Die Variationen der Schriftzeichen und die andersartige Grammatik der europäischen und außereuropäischen Sprachen, alle diese Schriften

werden zum Bild und die gesprochenen Sprachen, zum Klang.“

VERA RÖHM

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und übersetzten Sentenzen, die man nicht verstehen kann,


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Vera Röhm, „Erdschatten (polyglott) I-IV“, „Die Nacht ist der Schatten der Erde“ in 15 Sprachen, 2001/2005/2006, 4 Mappen mit jeweils 17 Siebdrucken, je 50 x 50 cm, Auflage 25, Foto: Octavian Beldiman, © Vera Röhm / VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Wenn der Schatten alle Sprachen spricht Se it 19 8 3 beschäf t ig t sich die 19 4 3 in L and sbe rg am L ech gebore ne und in G e nf und Dar m stadt ­a u f g e w a c h s e n e K ­ ü n s t l e r i n Ve ra R ö h m i n t e n s i v m i t d e m T h e m e n f e l d d e r S c h a t t e n w a n d e r u n g e n . I n a k r i b i s c h e r, k ü n s t l e r i s c h e r u n d w i s s e n s c h a f t l i c h e r A r b e i t l o t e t s i e i n i h r e m We r k d i s k u r s i v d i e stat ischen und dynamischen R elat ionen zwischen p ­ l a t o n i s c h e n K ö r p e r n u n d d e m a s t ro n o m i s c h e n L i c h t- u n d S c h a t t e n l a u f a u s . A n d e r d i e s j ä h r i g e n B a d R a g A R Tz i s t s i e m i t d e r e b e n s o ra u m ­ g r e i f e n d e n w i e b e e i n d r u c k e n d e n I­ n s t a l l a t i o n „ D i e N a c h t i s t d e r S c h a t t e n d e r E rd e“ p rä s e n t .

N ä her t ma n sich den i n nacht schw a r z geha ltenen ­f ünfundzwanzig Textkuben von Vera Röhm, in welche in verschiedenen Sprachen die Inschrift „Die Nacht ist der ­Schatten der Erde“ eingelassen ist, sieht man sich sogleich von ihrer stillen, auratischen Kraft in den Bann gezogen. Der ­poetisch anmutende, ursprünglich in Deutsch und Latein von dem barocken Gelehrten Johann Leonhard Frisch (1666–1743) überlieferte Satz, umreisst in prägnanter und anschaulicher Weise die Perspektiven und die Wahrnehmungsmöglich­ keiten des irdischen und des astronomischen Sonnengangs. Mutet der inzwischen in rund 900 Sprachen übersetz­ te Ausspruch zum einen auf eine nahezu mystische Weise schicksalshaft konsequent an, eröffnet er zum anderen in der Installation von Vera Röhm ungeahnte gedankliche und skulpturale Freiräume: Birgt ein jeder Kubus für sich alleine

betrachtet bereits die physikalische Möglichkeit, den Schat­ tenverlauf eines Erdentages im Schattenwurf umfassend nachzuvollziehen, kann er gleichzeitig als Metapher für eine spezifische geographische und kulturelle Region der Erde ­gelesen werden. Hat der kubische Körper an sich wiederum ­e inen in sich geschlossenen, monolithischen Charakter, ­entfaltet er seine plastische und seine diskursive Kraft in Röhms installativer Anlage weit über seine eigentlichen Grenzen ­hinaus. In wirkungsmächtiger Symbolik erweitert sich der skulpturale Körper in seinem sich stets wandelnden Schattenwurf über sich selbst hinaus und lässt Sprachen, ­geographische Regionen, Nationen und Kulturen modellhaft in einen beständig dynamischen und von Ferne und Nähe ­s owie von Fremde und Vertrautheit zugleich getragenen ­Dialog treten.


111 DA S L A BY R I N T H A L S W E G Z U R E R K E N N T N I S

Führt uns die Installation „Die Nacht ist der Schatten der Erde“ im Jahr 2021 in Realitäten, die weit über unsere unmittelbare Lebenswirklichkeit hinausgehen, ermöglicht das seit 1987 entstehende und 1998 erstmals realisierte „Schattenlaby­ rinth“, 2012 auf der Bad RagARTz zu sehen, dem Betrachter eine vertiefte geometrische, ästhetische sowie philosophi­ sche Analyse des Prinzips der Licht- und Schattenwandlung in der je eigenen Lebenswelt. Bildet der Würfel im Sinne des platonischen Hexaeders analog dem Zyklus „Die Nacht ist der Schatten der Erde“ auch die geometrische und plastische Grundlage dieser Werkgruppe aus dem Zyklus „Einschnitte im Würfelsystem“, tritt er hier in der komplexeren Anlage von Ergänzungen und Reduktionen zu Tage, woraus sich wie­ derum die vermeintlich labyrinthische Ordnung ergibt. In seiner Referenz auf die antiken Labyrinth-Mythologien (zum Beispiel „Minos“) und die Labyrinthe in der antiken Baukul­ tur sowie das platonische Höhlengleichnis wird Röhms „Schattenlabyrinth“ zu einem faszinierenden ästhetischen und erkenntnistheoretischen Erfahrungsmodell. Stehen der Schatten und das Dunkel seit jeher für die Unkenntnis und den archaischen Status der Unwissenheit, gemahnt das Laby­ rinth an Verlorenheit sowie die endlose Suche nach gangbaren Wegen und Auswegen in der Welt und im menschlichen ­Dasein. Anders als in Platons Höhle allerdings, wo das Schat­ tenspiel in trügerischer Weise den Blick auf die Wirklichkeit versperrt und im Gegensatz zum Mythos der Ausweg­ losigkeit sind es in Vera Röhms Installation der Schattenlauf und das Labyrinth selbst, welches dem Menschen die Er­ kenntnis zutragen: So es denn dem Betrachter gelingt, dem

komplexen Wechselspiel von Körperordnung in Reduktion und Addition sowie von Licht und Schattenwurf zu folgen und die darin ­a ngelegten Regularitäten zu erkennen, gelangt er zu Verständnis und Erkenntnis seiner Lebenswelt und wird in der labyrinthischen Skulptur selbst der übergeord­ neten Prin­zipien und deren exemplarisch ins Werk gesetzter Schönheit gewahr.

D I E T R A N S Z E N D E N Z D E R M AT H E M AT I K

In einer weiteren spannungsvollen und konzentrierten Va­r i­ ation manifestiert sich der Röhm’sche Gedankenkomplex rund um die Mathematik der Körper sowie der Licht- und Schattenwelten in den „Binomen“, deren Idee zu einer Instal­ lation mit 25 Stelen 1994 geboren wurde und die sie 2003 erstmals in Berlin ausstellte, bevor sie 2006 in Bad Ragaz zu bewundern war. Sind die insgesamt 25 Stelen im unteren ­Bereich im archaischen, prägnant elementaren Material des Cortenstahls gehalten und scheinen unmittelbar organisch aus dem irdenen Grund zu erwachsen, gehen sie in scharfem Schnitt in transluzides Plexiglas über. In ihrer Spitze markie­ ren sie die filigrane und zugleich absolute Grenze zwischen Erde und Kosmos, was dem Werk wiederum eine beinahe transzendentale Schönheit verleiht. Vera Röhm ist mit ihren Skulpturen und Arbeiten in zahlreichen institutionellen Sammlungen, mit be­ deutenden Werken in Kunst am Bau sowie im öffentlichen Raum vertreten.

Vera Röhm, „Die Nacht ist der Schatten der Erde“, Installation mit 25 Textkuben, 1995/2021, Aluminium, Licht, je 100 x 100 x 100 cm, Bad RagARTz 2021, Foto: Sara Foser, © Vera Röhm / VG Bild-Kunst, Bonn 2021

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ANDRIN SCHÜTZ


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Vera Röhm, „Binome“, Installation mit 25 Stelen, 1994/2003, Cortenstahl, Plexiglas, je 355 x 13,5 x 13,5 cm, Bad RagARTz 2006, Foto: Octavian Beldiman, © Vera Röhm / VG Bild-Kunst, Bonn 2021

BI NOM E

Die Inst allat ion von Vera Röhm lässt vielschicht ige, ­a mbi­v alente Wahrnehmungen zu. Stahl und Plexiglas als ­M aterialien industrieller Prägung stehen in Kontrast zu der sie umgebenden Landschaft. Natur wirkt als Raum, in dem die Vertikalen wie architektonische Elemente diesen ­g liedern. Zugleich stellt sich die Empfindung von Leben­ digkeit und Wachstum ein, als würden die statischen Stelen – ­g etrieben von innerer ­D ynamik – wie Pf lanzen

dem Licht entgegen­streben, obwohl sie durch ihre strenge geometrische Formensprache und ihr Material nicht p ­ rimär auf Organisches verweisen. Die d ­ urchsichtigen, das Licht ­reflektierenden Plexiglasbereiche eröffnen die Sicht auf den Umraum. Auf diese Art und Weise gehen instal­lative Skulp­ tur, Architektur und Natur eine s­ owohl kontrastierende als auch verbindende Beziehung ein, die Denkanstöße in ver­ schiedene Richtungen zu geben vermag. A N E T T E R E I C H , Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern


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S C H AT T E N L A BY R I N T H

Portrait Vera Röhm, Foto: © Wolfram Eder www.veraroehm.com

das Vera Röhm ab 1987 entwickelt hat, denn es besteht aus vierzehn mit unterschiedlichen Einschnitten versehenen ­Kuben aus weißlackiertem Aluminium mit einer Kantenlän­ ge von jeweils 170 cm. Farbe und Größe wirken also einem negativen Eindruck entgegen. Nun entfaltet sich die Schatten­ wirkung abhängig vom Ausstellungsort, der außen (wie in der Aschaffenburger Ausstellung Stadt-Landschaft-Fluss, 2001), oder innen (wie im Institut Mathildenhöhe in Darmstadt, 1998-99) sein kann, unterschiedlich. Einerseits wird das un­ mittelbare Ausstellungsareal von einem scharf abgegrenzten dynamischen Schattenspiel der unterschiedlichen Formen überzogen, andererseits werden durch diese künst­l ichen Gnomone Halb- und Kernschatten mit diffuser Begrenzung auf den Boden des Ausstellungsraumes sowie auf die Körper selbst geworfen. A N D R E A S B E I T I N , Kunstmuseum Wolfsburg

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Aus den Werk ser ien der „ S chat ten reliefs“ u nd der „­ Schattenwürfel“ hat Vera Röhm im weiteren Verlauf ihrer Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Schattens die konzeptuelle Idee der „Schattenlabyrinthe“ entwickelt. Die jahrtausendlang tradierte Licht-Schatten-Dialektik, nach der das Licht gut und das Dunkle böse ist, hat sich im euro­päischen Kulturkreis erst durch die omnipräsente Ver­ fügbarkeit von künstlichen Lichtquellen im 20. Jahrhundert begonnen aufzulösen. Während das Licht biologisch betrachtet für Wärme und pflanzliches Wachstum sorgt und damit die Grundlage aller menschlichen Existenz ist und aus philosophischer Sicht als Medium der Erkenntnis gilt – nicht von Ungefähr wird das Zeitalter der Auf klärung im Angelsächsischen als enlightenment bezeichnet –, wird der Schatten und in weite­ rer Konsequenz die nächtliche Dunkelheit, die ja nichts anderes ist als der Schatten der Erde, aufgrund der Absenz des positiv konnotierten Lichtes überwiegend mit negativen Aspekten und Erfahrungen in Zusammenhang gebracht. Denkt man an Platons Höhlengleichnis, so steht der Schat­ ten für Halbwissen und Teilwahrheiten; wenn jemand auf der sprichwörtlichen Schattenseite des Lebens steht, ist es nicht gut um ihn bestellt. Zahllose weitere Beispiele ließen sich hier anfügen. Und doch gehört der Schatten zu unserer und aller Dinge Existenz dazu, und natürlich auch zur Kunst. Victor Stoichita weist in seinem Buch „Eine kurze Geschichte des Schattens“ allerdings darauf hin, dass trotz des Wissens um die Relevanz des Schattens für die Malerei die Darstellung ­realistischer Schatten jedoch nur zurückhaltend umgesetzt worden ist. Wenn Vera Röhm ihre große skulpturale Installa­ tionsserie „Schattenlabyrinth“ nennt, so klingen gleich zwei negative Konnotationen an: neben dem Dunkelheit und Angst evozierenden Schatten auch die mit dem Labyrinth ver­ bundene Vorstellung von Verlorensein oder Hilf losigkeit. Dieses auf der Ebene des Titels verankerte negative Kon­ notationsfeld lichtet sich allerdings in Anbetracht des Werkes,


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Vera Röhm, „Einschnitte im Würfelsystem – Schattenlabyrinth“, Installation mit 7 Modulen mit Einschnitten, 1987/1993/1998, Aluminium, je 170 x 170 x 170 cm, Bad RagARTz 2012, Foto: Wolfgang Lukowski, © Vera Röhm / VG Bild-Kunst, Bonn 2021


R o d i n – A r p – L eh mbr uc k – B e uy s

Wahlverwandtschaften


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Hans Arp, „Daphne“, 1955, Stiftung Arp e. V., Foto: Leo Pompinon

linke Seite: Auguste Rodin, „Iris, Goetterbotin“, 1894–1895, Foto: © Fondation Beyeler / Robert Bayer

© VG Bild-Kunst, Bonn 2021 A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — N U R S K U L P T U R

Im Rheinland finden bemerkenswerte Skulpturenausstel­ lungen statt: Im Arp Museum Bahnhof Rolandseck geben sich Hans Arp und Auguste Rodin ein Stelldichein; im Lehmbruck Museum in Duisburg und in der Bundeskunsthalle in Bonn führen Joseph Beuys, der in diesem Jahr 100 geworden wäre, und Wilhelm Lehmbruck ein Zwiegespräch. Zwei Dokumen­ te bezeugen die Wahlverwandtschaften und stehen für die Gegenüberstellung Pate: Arps Gedicht „Rodin“ und Beuys’ Dankesrede bei der Entgegennahme des ihm kurz vor seinem Tod verliehenen Wilhelm-Lehmbruck-Preises. Im Arp Museum zeugt die Gegenüberstellung von mehr als 100 Werken von der intensiven Auseinandersetzung Arps mit den verschiedenen bahnbrechenden Innovationen ­Rodins, den wir hier durch die Brille des Surrealisten in seiner visionären Prozesshaftigkeit kennenlernen. Die früheste Auseinandersetzung geht wohl auf Arps Studienzeit in ­Weimar zurück, als 1904 und 1905 zwei Ausstellungen mit Rodins Plastiken und Zeichnungen im dortigen Groß­ herzoglichen Museum gezeigt wurden. Hier entdeckt Arp die erotischen Zeichnungen des Meisters, der mit zarten Umriss­ linien und Auslassungen die perspektivisch stark verzerrten Frauenkörper im Raum zu verorten vermochte. Manche sind Sepia laviert und den Konturen nach ausgeschnitten, was ­i hnen eine plastische Qualität verleiht, die in Arps aus­ geschnittenem und collagiertem „Akt“ Anklang findet. Hochinteressant in Bezug auf Arp ist das Blatt „Ursprung der griechischen Vase“, in dem ein stilisierter Frauentorso von Knie bis Kopf und braun ausgemalt zu einer Amphora mutiert. Die Metamorphose von Mensch zu Objekt oder auch von Tier zu Pf lanze geht auf den Kampf der Naturen zurück wie bei Ovid und Dante beschrieben. Gerade die Transformation von einem Zustand in einen anderen führt Arp in den 1930er-­ Jahren zur Entwicklung seiner biomorphen Skulpturen, in denen sich trotz Abstraktion immer wieder der Körper − sei er menschlich, tierisch oder pflanzlicher Natur – erahnen lässt. Arps frühe Rezension von 1907 beschreibt Rodin als „Bruder von Michelangelo, [...] der ein vermittelndes Glied zwischen Plastik und Dichtkunst“ sei. Das trifft ziemlich ­genau Rodins wichtigstes Projekt, das „Höllentor“, für das er 186 Motive erschafft, unter anderem „Das eherne Zeitalter“, „Der Kuss“, „Der Denker“, „Meditation“, „Der Schatten“, „Iris“ − alle auch als Einzelwerke bekannt. Zwischen dem schönen Jüngling des „Ehernen Zeitalters“, von dem böse Zungen behaupteten, es handle sich um einen Abguss, und


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Wilhelm Lehmbruck, „Kopf eines Denkers“, 1918, Foto: Dejan Saric

dem Torso der Götterbotin „Iris“, die mit gespreizten Beinen zum Sprung ausholt und selbstbewusst ihre Genitalien zur Schau stellt, findet ein gewaltiger formaler Wandel statt: Die Auslassungen, die bereits in den Zeichnungen erkennbar sind, führen in der Skulptur zum Torso. Das Fragment wird pars pro toto zugunsten der Konzentration auf die Bewegung, die als Ausdruck des Lebens eine äußerst wichtige Rolle in seiner Plastik einnimmt und der er mit „Schreitender Mann“ ein Mo­ nument setzt. Konzentration kann aber auch auf eine innere Spannung hinsteuern wie beim Monument für „Balzac“, dem großen Schriftsteller, dessen Statuarik durch das Abstrahie­ ren des Körpers unter e­ inem mächtigen Mantel verschwindet, sodass die Aufmerksamkeit auf das Gesicht, Ausdruck der schöpferischen Kraft, gerichtet wird. Abwandlungen an ­s einen Hauptfiguren sind ein zusätzliches Indiz für das ­Unfertige, Wandelbare, Werdende und finden ein Echo in Arps fragmentierten Figuren, etwa der „Kore“. Zu einer nur wenig bekannten Werkgruppe gehören die Assemblagen, in denen Rodin Einzelteile verschiedener Skulpturen verwendet, zum Beispiel in „Zwei Gedanken auf

einem Nabel“, bei der Köpfe und Hände der „Bürger von ­ alais“ mit einer gef lügelten Figur zu einem Konglomerat C ­zusammengefügt sind, Surrealismus avant la lettre. In der Tat scheint diese Idee einen Widerhall in Arps Assemblagen ­gefunden zu haben, etwa in „Verwandlung des Reliefs ‚Kopf mit grüner Nase‘“ oder auch in „Schale mit kleiner Chimäre“. Arp hatte zweifellos die Skulpturen Rodins verinner­ licht, was der Vergleich von „Automatische Skulptur (Rodin gewidmet)“ mit Rodins „Kauernder“ zeigt. Doch Arps Vorge­ hensweise beruht auf dem Unbewussten und dem Zufall, weshalb diese Arbeit als „Automatische Skulptur“ betitelt ist. Der Zusatz „(Rodin gewidmet)“ wurde erst im Nachhinein beigefügt. Es ist mehr als gerechtfertigt, gleich beim Eingang mit Arps „Ptolemäus III“ und Rodins „Der Denker“ die ­E igenständigkeit und Freiheit beider Meister vor Augen zu führen. Arp huldigt mit einer glatt polierten abstrakten Skulptur, die den Leerraum umschließt, dem antiken Philo­ sophen und Erfinder des geozentrischen Prinzips. Rodin zeigt Dante Alighieri als muskulösen nackten Mann auf einem klei­ nen Felsvorsprung hockend, ganz in sich gekehrt, den Kopf


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Joseph Beuys, Unbetitelt, undatiert (1963), Museum Schloss Moyland, Sammlung van der Grinten, Ausstellungsansicht „Beuys-Lehmbruck. Denken ist Plastik“, Bundeskunsthalle, 2021, Foto: © Bastian Geza Aschoff, 2021 / Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH

schwer auf die Hand gestützt, hoch konzentriert über die Welt sinnierend. Die Leichtigkeit des einen wird mit der ­Erdenschwere des anderen konfrontiert. Die Einleitung des Beuys-Lehmbruck-Kataloges stellt mit „Das Unvollendete als plastisches Prinzip“ eine Ver­bindung von Lehmbruck und Beuys zu Rodin her. Der Torso, bei Rodin eingesetzt, um Bewegung darzustellen, wird bei Lehmbruck zur Konzentration auf das Geistige verwendet und statisch. Bei „Kopf eines Denkers“ (1918) ist der Körper quasi auf die breiten Schultern, die den Schmerz der Welt ­t ragen, reduziert. Mit geklärtem Blick beurteilt der in sich ­r uhende Jüngling das Weltgeschehen. Denken ist hier Schmerz, Leid, Last, verursacht durch Schuld, wenn man die geballte Hand als mea culpa deutet. Immobilität als Symbol der Machtlosigkeit? Die Figur wirkt stark und ­verletzlich z­ ugleich. Ist es das, was Beuys mit der „Schwellen­ situation“ des plastischen Begriffs bei seinem mystischen Meister ­u mschreibt? Inhaltlich verwandt ist Beuys’ „Zeige Deine Wunde“.

Demgegenüber steht bei beiden die Frau als Lebensspenderin, als mit der Natur verbundene schützende Instanz: Bei Beuys gilt sie als das spirituelle Wesen schlechthin. Ihr setzt er mit „Badewanne für eine Heldin“ ein Denkmal − bestehend aus zwei einzeln entstandenen Werken „Ofen mit Torso und ­Badewanne“, hier mit einem Tauchsieder angereichert. Beuys ehrte mit dieser Installation den Archetypus der Frau als ­L ebensspenderin, als Wärme spendende Beschützerin, mit Objekten, die zu seinem visuellen und geistigen Vokabular ­gehörten und die Betrachterinnen und Betrachter auffordern, ihren Sinn intuitiv wahrzunehmen – was seine Vollendung in „Hirschdenkmäler“ findet. Rodin – Arp – Lehmbruck – Beuys, eine Quadriga, und ein jeder hat zu seiner Zeit die Plastik ­revolutioniert. Alles ist Skulptur! DANIÈLE PERRIER

www. bundesk unsthalle. de www. lehmbr uck museum. de www. ar pmu seum . org

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© Joseph Beuys Estate / VG-Bildkunst, Bonn 2021


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1 0 J a h r e K u n st h a l le Vo g el m a n n H e i l br on n

Joseph Beuys und der Süden Kurz nach Kriegsende 1945 war Joseph Beuys zusammen mit zahlreichen weiteren Kriegsheimkehrern eines Gefangenen­ transports in der zerbombten Schalterhalle des Heilbronner Hauptbahnhofs angekommen. Um noch am Abend weiterrei­ sen zu können, benötigte er seine Papiere, die ihm der zuständige Schalterbeamte nach einem Streit nicht aushändi­ gen wollte. Kurzerhand schlug Beuys den Mann nieder und legte den Hauptstromhebel des Bahnhofs um, wodurch die komplette Energiezufuhr lahmgelegt wurde. Die Dunkelheit nutzte er dann, um mit seinen Papieren zu verschwinden. Erst einige Jahre später definierte Beuys diese Situation zur Aktion um. Wichtig ist sie insofern, als Beuys mit ihr einerseits den Grundstein für seine künstlerische Lauf bahn legte, anderer­ seits mit der „Aktion Hauptstrom (Happening Hauptbahnhof Heilbronn)“ erstmals die Einheit von Kunst und Leben her­ stellte, die programmatisch für seinen künstlerischen Werdegang werden sollte. Mit „Beuys für alle!“ kam Joseph Beuys 2001 zur Eröff­ nung der Kunsthalle Vogelmann in Form einer Ausstellung nach Heilbronn zurück, auf die 2016 „Beuys und Italien“ folg­ te. Zu seinem 100. Geburtstag haben sich Heilbronn und Ulm nun zusammengetan und würdigen den Ausnahmekünstler mit einer Ausstellung, die seine Vielfältigkeit, zugleich aber auch seinen Einf luss auf nachfolgende Generationen von Künstlerinnen und Künstlern würdigt. „Wir haben viele glei­ che Exponate“, so die ­Heilbronner Kuratorin Barbara Martin. In Ulm wurde insbesondere auf die politische Person Beuys und seine spezielle Verbindung zum deutschen Südwesten fo­ kussiert: Aus Giengen an der Brenz stammte der Filz für seine Objekte; in Wangen im Allgäu wurde 1977 das Herzstück der „Honigpumpe am Arbeitsplatz“ hergestellt, die auf der „docu­ menta 6“ zu sehen war; im Internationalen Kulturzentrum Achberg arbeitete Beuys alljährlich im Sinne seiner Idee der „Sozialen Plastik“; in Karlsruhe fand 1980 die Parteigründung der Grünen statt, an der Beuys ebenfalls beteiligt gewesen ist.


Johannes Stüttgen/Joseph Beuys, Plakat der Grünen zur Europawahl 1979, unter Verwendung des Motivs Der Unbesiegbare von Joseph Beuys, Plakat, Siebdruck, Museum Ulm, Foto: Oleg Kuchar © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

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Joseph Beuys, „Demokratie ist lustig“, 1973, Siebdruck auf Karton mit handschriftlichem Text, Privatsammlung Brugger, Foto: Oleg Kuchar, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

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In Heilbronn ist zudem ein ganzes Stockwerk für eine zeitge­ nössische Adaption der Performance „I like America and America likes me“ durch den mexikanischen Künstler Yos­ hua Okón reserviert. In „Coyoteria“ verlegt er das G ­ e­schehen an die mexikanisch-US-amerikanische Grenze, und indem er die Beuys’schen Requisiten durch trashige ­O bjekte er­ setzt, führt er die Referenz einerseits ad absurdum, zeigt ­a ndererseits, dass wir noch weit entfernt sind von einer ­humanen Gesellschaft. Der Kojote ist bei Okón sowohl Schleuser wie auch korrupter Betrüger. Die mexikanischen

Ureinwohner bezeichnen die Spanier überdies als Kojoten. Mit Verweisen auf Flucht, Korruption und Kolonialismus ­berührt Okón zeitgenössische, ganz aktuelle Themen, mit ­d enen Heilbronn die Aktualität von Joseph Beuys vor ­A ugen führt und den Blick über Süddeutschland weitet. „Ein Woodstock der Ideen“ lautet der Titel der Wanderaus­ stellung, innerhalb derer das Konvolut an Beuys-Multiples und -Grafiken, die als Dauerleihgabe der Franz Ernst Vogel­ mann-Stiftung im Museum Vogelmann bewahrt werden, eine besondere Würdigung erfährt. Aus dem etwa 300 Kunstwerke umfassenden BeuysDepo­situm der Stiftung, „einem Schatz, aus dem geschöpft werden kann“ (Barbara Martin), werden rund 40 Objekte ­präsentiert; die hauseigene Sammlung zieht sich durch die verschiedenen Sektionen, die politischen und gesellschafts­ reformerischen Aspekte kommen vor allem in den Multiples zum Ausdruck. Dabei handelt es sich um Auflagenwerke, die entsprechend der Beuys’schen Diktion, Kunst für alle schaf­ fen zu wollen, eine deutlich größere Verbreitung erhalten haben und natürlich auch kostengünstiger zu erwerben ­w aren als ein nur einmal geschaffenes Original. Der


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Privatsammler Manfred Ballmann, ein Apotheker aus Seck­ ach, hatte die in seinem Besitz befindlichen Werke, die er in den vorangegangenen 30 Jahren gesammelt hatte, 2007 an die ­Vogelmann-Stiftung verkauft, um sie der Öffentlichkeit ­zugänglich zu machen. Er ist dem Haus lange gut verbunden und fungierte für die aktuelle Ausstellung wieder als Leih­ geber. „Mit dem Erwerb des Beuys-Konvoluts konnten wir auf einen Schlag unseren Schwerpunkt Skulptur der Moderne bis in die Gegenwart durch eine der wichtigsten Positionen des 20. Jahrhunderts anreichern“, so Martin. Die Bildhauerei steht auch im Fokus des Ausstellungsprogramms der Kunsthalle Vogelmann, das nochmals mit dem im dreijährigen Turnus verliehenen „Ernst Franz Vogelmann-Preis“ für zeitgenös­ sische Skulptur g­ eschärft wird.

Hinzu kommt inzwischen die Fotografie als Alleinstellungs­ merkmal in der Region, die über das Programm des Museums im Deutschhof ausgreift, an dessen Veranstaltungsprogramm aber dennoch anknüpft. Marc Gundel, der seit 2004 die ­Städtischen Museen Heilbronn leitet, ist gleichzeitig Grün­ dungsdirektor der Kunsthalle Vogelmann und Initiator des Skulpturenpreises, der seit 2008 zeitgenössische Bild­ hauerinnen und Bildhauer auszeichnet. Zuletzt ging er 2020 an die türkischstämmige Künstlerin Ay ş e Erkmen, die 2017 bei den „Skulptur Projekten“ in Münster mit „On Water“ ­g roße Beachtung erfahren hatte. CHRIS GERBING

28. August bis 28. November 202 1 E i n Wo o d s t o c k d e r I d e e n . Joseph B euys, Achberg und der deutsche Süden m u s e e n . h e i l b ro n n . d e

Joseph Beuys auf dem INKA-Jahreskongress 1973 im Garten des Humboldt-Hauses beim Seminar „Kunst im Wirtschaftsbereich“, Achberger Beuys-Archiv, Foto: Rainer Rappmann


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S k u lpt u r e np a rk H e idel b e r g

Wettbewerb „Junge Kunst“ Neckaraufwärts reicht der Odenwald bis dicht an den Neckar heran, weshalb sich Heidelberg etliche Kilometer ins Neckar­t al hineinzieht. In Schlierbach, einem zugehörigen Vorort , bef indet sich seit 1918 der urspr ünglich f ür ­K riegsversehrte und Kinder mit Behinderungen erbaute ­G ebäudekomplex, der heute die Orthopädie des Heidel­ berger Klinikums ­beherbergt. 1995 wurde der Außenbereich zum Landschaftsgarten um­gestaltet; in diesem Zusammen­ hang entstand auf Initiative des damaligen Klinikdirektors Horst Cotta der Skulpturenpark, der mit aktuell knapp 30 Skulpturen einen Querschnitt skulpturalen Schaffens durch die vergangenen rund 75 Jahre bietet. Alljährlich wird eine bildhauerische Position in einer Sonderausstellung

­ orgestellt, alle drei Jahre lobt man – heuer zum dritten Mal – v den Wettbewerb „Junge Kunst – Skulpturenpreise“ aus, der mit insgesamt 12.000 Euro der „Manfred-Fuchs-Preise“ aus­ gestattet ist und sich explizit an Kunstschaffende richtet, die das 40. Lebensjahr noch nicht erreicht haben. Für die Wettbe­ werbsphase 2020 wurden 28 Künstlerinnen und Künstler durch die siebenköpfige Jury aufgefordert, ihre ­I deen zu ­e iner Freilandskulptur einzureichen. Aus diesem Pool ­w urden dann fünf Künstlerinnen und Künstler einge­laden, diese im Skulpturenpark zu realisieren. Bei den 2021 für den Preis Nominierten handelt es sich um die gebürtige Argenti­ nierin Viviana Abelson, die in Berlin lebt, um den aus Japan stammenden Hamburger Kazunori Kura, um Nino Maaskola


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Nino Maaskola, „Flussbalken”, 2021, Aluminium, Beton, 600 x 20 x 70 cm, Foto: Thomas Henne

und Laura Sacher, beide an der Karlsruher Aka­demie ausge­ bildet, sowie um den Wahlberliner Gary Schlingheider. Ihre Arbeiten zeigen die immense Bandbreite der Möglichkeiten in Bezug auf Form, Farbe und nicht ­z uletzt Material und ­setzen damit auf dem Klinikareal temporär neue Akzente. Prominent platziert ist Schlingheiders farbenfrohe ­I nstallation aus unterschiedlich langen, zum Dreieck aufge­ stellten, monochrom eingefärbten Aluminiumstreben, die er „10 multi part pieces“ nennt und damit auf ihre Variabili­ tät bereits im Titel anspielt. Direkt gegenüber, im Schatten einer alten Buche, findet sich „Flussbalken“ von Nino Maas­ kola. Das Fließen des Wassers hat der Karlsruher Künstler in ge­gossenes Aluminium übertragen, das auf einem Beton­ balken zu ruhen scheint, das als künstlerische Interpretation der Bundeswasserstraße Neckar und ihrer infrastrukturel­ len Aufgaben gelesen werden kann. Das Schiff als Symbol für ­G eborgenheit und Schutz, aber auch als Verweis auf die

Flüchtlingsbewegungen unserer Zeit thematisiert Kazunori Kura in seiner Installation „In the name of a day“. Ske­ lettierte Schiffsrümpfe ragen unterschiedlich tief aus der Erde, sind für den Künstler quasi archäologische Artefakte, die Vergangenheit und Zukunft miteinander verbinden, ob­ wohl sie durch die Art der Präsentation das Moment der Be­wegung, das ­ihnen sonst zu eigen ist, einbüßen. Auch bei Viviana Abelson ist ein Element der Irritation einkalkuliert, denn ihre über­d imensionierte im Boden verankerte Kette entpuppt sich bei näherem Hinsehen als ineinander ver­ schränkte LKW-Reifen unterschiedlicher Größe. Während hier Bewegung nicht mehr möglich ist, hat Laura Sacher die­ se dezidiert einkal­k uliert, denn die Betrachterinnen und Betrachter sollen das riesige Pendel, eine Lehmkugel, expli­ zit in Schwingung bringen. CHRIS GERBING

Bis Ok tober 202 1 www. sk ulpt ure npark-he idelbe rg. de

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — N U R S K U L P T U R

© VG Bild-Kunst, Bonn 2021



127 J e pp e H e i n s f r e u nd l ic h- e mph at i s c he I r r it at ione n i m K u r g a r t e n B a de n- B a de n

Rein ins Herz!

Jeppe Hein, „Mirror Balloons“, 2015, Courtesy: KÖNIG GALERIE, Berlin / London, 303 GALLERY, New York, und Galleri Nicolai Wallner, Kopenhagen, Foto: Morten Kjoer

und Weise, wie seine interaktive Kunst das Spielerische und Ernste verbindet, Persönliches und Außenwelt zusammen­ bringt und dabei konsequent auf eine hohe kommunikative Wirkung setzt, das scheint perfekt für einen sommerlichen Kunst-Parcours: Genuss, Freude und Spiel, das Ansprechen aller Sinne, die Einladung zum Mitmachen und zur Begeg­ nung, das Schaffen einer neuen Wahrnehmung – all das verspricht der Kunstsommer im Kurgarten Baden-Baden. MARC PESCHKE

31. Juli bis 5 . September „ k unst f indet stadt“ mit Jeppe Hein Kurgar ten vor dem Kurhau s B aden-B aden www. badenbadene vents. de

linke Seite: Jeppe Hein, „Appearing Rooms“, 2004, Courtesy: KÖNIG GALERIE, Berlin / London, 303 GALLERY, New York, und Galleri Nicolai Wallner, Kopenhagen, Foto: Alain Roux

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — J O S E P H B E U Y S .1 0 0

„Momentan merkt man einfach, dass meine Kunst so ins Herz rein geht. Das mögen manche Kritiker, Museumskuratoren nicht. Aber ich mache Kunst für die Leute.“ So fasst Jeppe Hein sein Werk zusammen. Ein „Werkzeug, das Herzen öff­ net“, will er schaffen, Besucherinnen und Besucher seiner Ausstellungen einbeziehen wie jüngst in der Schirn in Frank­ furt am Main, wo man in kleine von Hein gestaltete Kreise seine ganz eigenen Gefühle hineinmalen konnte. Solche interaktiven Aktionen liebt Hein. Oder auch Spiegelkabinette, Labyrinthe und Wasserspiele, die senso­ risch auf Passantinnen und Passanten reagieren: Stets steht das Verhältnis des Individuums zu seiner Umwelt, die räum­ liche Erfahrung der Betrachtenden im Fokus des 1974 geborenen dänischen Künstlers, der unter anderem an der Frankfurter Städelschule studiert hat, in Berlin lebt und seine Kunst bereits im Central Park und im UN Hauptquartier, im Kunstmuseum Wolfsburg, im Centre Pompidou, im MoMA PS1 und bei der Biennale von Venedig präsentierte. Jeppe Heins freundlich-emphatische Kunstirritatio­ nen kann man in diesem Sommer nun auch in Baden-Baden erleben: Inspirieren will der Künstler, nicht belehren. Und ihm gelingt dies coronakonform unter freiem Himmel, als der erste von einer renommierten Jury ausgewählte Künstler der neuen Ausstellungsreihe „kunst findet stadt“. Vom 31. Juli bis zum 5. September zeigt er hier – kosten­ frei zugänglich – seine „hoch ästhetische und gleichzeitig spielerische Kunst“, wie es Jurymitglied Henning Schaper, Direktor des Museums Frieder Burda, ausdrückt. Aus dem Kurgarten wird ein Kunstgarten, der zum Lachen und Stau­ nen einladen soll, so Hein: Verschiedene Installationen wie der Wasserpavillon „Appearing Rooms“ nutzen die Ressour­ cen vor Ort, metaphorisch etwa auch das Heilwasser der Quellen Baden-Badens, um Orte der Begegnung zu schaffen. Die Arbeit „Modified Social Benches“ macht die Kom­ munikation auf Parkbänken zum Thema. Die hängende, sich drehende Spiegelinstallation „Shift in Perception“ zeigt Ver­ trautes neu und stellt die Frage, ob hier nun die Wirklichkeit oder die Spiegelung davon zu sehen ist. „Mirror Balloons“ schließlich ist eine Installation aus verspiegelten Ballons vor dem Kurhaus, die die Menschen zum Wünschen anregen soll. Die von der Baden-Baden Events GmbH initiierte Rei­ he „kunst findet stadt“ wird von nun an jährlich unter freiem Himmel präsentiert. Sie ist auf mehrere Jahre angelegt und funktioniert auch unter Pandemiebedingungen. Heins künst­ lerische Position markiert einen guten Anfang, denn die Art


DAS BECKMANN•DIX•POLLOCK

WHO KANDINSKY•MALEWITSCH

IS

RICHTER•KIRCHNER•KLEE

WHO

KOLLWITZ•PICASSO•WARHOL

IN

ERNST•BEUYS•PECHSTEIN

LU


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Franz Bernhard, „Aufragende“, 2012, Cortenstahl, 400 x 600 x 230 cm, vor dem KunstKabinett Tiefenthal, Wolfgang Thomeczek, Foto: Rainer Feser, Juni 2021

S p e n d e n a k t i o n s o l l d e n E r w e r b e i n e r G ro ß p l a s t i k v o n F ra n z B e r n h a rd e r m ö g l i c h e n

Kunst und Kultur kosten Geld – oft genug reicht der An­ schaffungsetat eines Museums nicht, um das gewünschte Werk zu erwerben, auch wenn es eine hervorragende Ergän­ zung zum Bestand darstellt. Insofern kann sich das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern, das unter der Trägerschaft des Bezirks­verbands Pfalz steht, glücklich schätzen, dass es mit Unterstützung der den Nachlass von Franz Bernhard verwal­ tenden Andreas C. H. Schell-Stiftung die Möglichkeit erhält, die sechs Meter hohe Stahlplastik ­„ Auf­r agende“ vor dem ­Museum zu platzieren. Die in Karlsruhe be­heimatete Stiftung verfolgt insbesondere das Ziel, das Werk Bernhards über Aus­ stellungen und Publikationen zu fördern und zu bewahren. Um die Plastik zu erwerben, haben der Pfälzer Galerist ­Wolfgang Thomeczek und der Vorsitzende des Ausschusses für Kunst, Kultur, pfälzische Geschichte und Volkskunde des Bezirkstags Pfalz, Manfred Geis, eine Spendenaktion ausge­ rufen: Die Bürgerinnen und Bürger sind dazu eingeladen, Künstler­editionen zu erwerben, aber auch Originalzeichnun­ gen von Franz Bernhard, die ebenso zum Verkauf stehen wie ein Fotomotiv aus seinem Jockgrimer Atelier. Auch der Erlös dieser Fotoedition von Barbara Klemm, zweier Kleinplastiken von Madeleine Dietz, der Werke von Valentina ­Jaffé, Michael Volkmer und Friederike Zeit Narum, geht in die Finanzierung ein; die Editionen von Michael Dekker und R ­ obert Schad, de­ ren Verkauf ebenfalls zu 100 Prozent in den Ankauf einfließt, sind bereits vergriffen. Mit dieser Art der Finanzierung soll Identität geschaffen werden, denn letztlich gehört das Kunst­ werk dann allen, weil es mit dem Geld vieler er­worben wird.

Von Franz Bernhard besitzt das Museum einen großen skulp­ turalen und grafischen Bestand. Die „Aufragende“ aus dem Jahr 2012 soll die Skulpturen namhafter Künstlerinnen und Künstler im öffentlichen Außenraum rund um das mitten in der Kaiserslauterner Innenstadt gelegene, ehemalige Kunst­ gewerbemuseum ergänzen. Bei der Plastik von Bernhard, der bis zu seinem Tod 2013 im südpfälzischen Jockgrim lebte, handelt es sich um ein Spätwerk. Der Künstler, der 1946 aus dem Böhmerwald zunächst nach Siegelsbach (Landkreis ­Heilbronn) kam, um dann an der Kunstakademie Karlsruhe bei Wilhelm Loth und Fritz Klemm zu studieren, hatte sich in ­seinem bildhau­erischen Werk ganz der menschlichen Figur verschrieben. Allerdings ging es ihm nie darum, den ­Menschen naturgetreu wiederzugeben, vielmehr war er für ihn „Ausgangspunkt, Stimulans und Ziel“ seiner Arbeit. ­Gerosteter Cortenstahl war unter anderem sein bevorzugtes künstlerisches Material, das er durch das Zusammenschwei­ ßen einzelner Bleche in die von ihm gewünschte Form brachte. Auffällig ist dabei der Gegensatz von B ­ ewegung und Standfestigkeit, der sich gerade bei der „Auf­r agenden“ in ­einem austarierten Gleichgewicht manifestiert. Im November 2021 steht mit der diesjährigen Ver­ leihung des Pfalzpreises für Bildende Kunst ein weiteres Highlight an. Seit 1953 wird der Preis, mit dem 1975 Franz Bernhard geehrt wurde, nach einem zweistufigen Jury-­ Verfahren abwechselnd in den Sparten Malerei, Plastik und Grafik/Fotografie/Video/Neue Medien verliehen und ist mit 10.000 Euro bzw. 2.500 Euro für den Nachwuchspreis ­dotiert. Zudem erhalten die Preisträgerin beziehungsweise der Preisträger jeweils die Möglichkeit einer Ausstellung im Museum Pfalzgalerie. Des Weiteren kauft das Museum ein Werk an. CHRIS GERBING

www. mpk. de

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — N U R S K U L P T U R

Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern Ein Bernhard für die Pfalz


„RETURN – Skulpturen für Eschborn“ Ein Skulpturenprojekt von Reiner Seliger in Eschborn

Eschborn liegt in der Metropolregion FrankfurtRheinMain in direkter Nachbarschaft zu Frankfurt am Main. Die „Skulp­ turenachse“, deren Anfänge zurück ins Jahr 1992 reichen, durchzieht das gesamte Eschborner Stadtgebiet. Je nach Standort wechselt der Blick zwischen der Silhouette der Frankfurter Skyline und dem Taunus. Im Stadtraum stehen 25 Skulpturen internationaler Künstlerinnen und Künstler wie Timm Ulrichs, Hanneke Beaumont, Dietrich Klinge und Laura Ford. Während des Sommers 2020 waren in der Ausstellung „Bricks and Stones“ die Ziegelsteinplastiken des Freiburgers Reiner Seliger zu sehen. Der 1943 in Löwenberg in Schlesien geborene Künstler studierte von 1964 bis 1969 Industrial ­Design an der Folkwang-Hochschule in Essen und lehrte als Dozent am National Institute of Design in Ahmedabad, ­I ndien, später in London, Mailand, Florenz und Düsseldorf. Seligers Plastiken besitzen eine prägnante Ausstrahlung und bestechen mit ihren lebendigen, bruchhaften Oberflächen. Besonders die elementaren Materialien und Formen machen seine Arbeiten so anziehend. Aus der Zusammenarbeit resultierte die Idee, ein Kunstwerk direkt vor Ort aus Eschborner Abbruchmaterial zu bauen. Das Material stammt von alten Eschborner Häusern. Der Bitte des Künstlers, Material zu sammeln, sind viele ­Bürgerinnen und Bürger nachgekommen. So f ließen ganz verschiedene Steine in das Kunstwerk mit ein.

Reiner Seliger, „RETURN – Skulpturen für Eschborn“, Foto: Reiner Seliger

Stein für Stein entstehen drei unterschiedlich dimen­sionierte zylinderförmige Körper. Die Skulpturen verbleiben als fester Bestandteil der „Skulpturenachse“. Der Aspekt des „Bauens“ steht an erster Stelle: Seliger entwickelt die Gestalt der Skulp­ turengruppe erst im Bauprozess, er schichtet die Steine von Hand, ohne technische Hilfsmittel. Alles hängt von dem recycelten Abbruchmaterial ab. Mit der Einbindung von Ziegeln und Backsteinen wird die Erinnerung an die Vergangenheit Eschborns bewahrt. Heute ist Eschborn ein attraktiver Wirtschaftsstandort, an dem viele internationale Unternehmen ansässig sind. Der Blick in die Historie der Stadt offenbart eine lange Tradition der Ziegel-, besser Backsteinherstellung: Seit dem 19. Jahr­ hundert gab es verschiedene Ziegeleien, die größte und bedeutendste war die der Gebrüder Philipp und Balthasar Helfmann − später Hochtief AG −, die 1875 gegründet wurde und bis Ende des Jahres 1973 Ziegel produzierte. Ein be­ sonderes Projekt, auf das Künstler, Einwohnerinnen und Einwohner sowie die ganze Region gespannt sind. www. eschbor n. de


BEGE Galerien Thomas Baumgärtel German Urban Pop Art 28. August bis 2. Oktober 2021

Weitere Ausstellungen in Vorbereitung: www.bege-galerien.de Beuysbanane 2021, Spraylack auf 300g Hahnemühle Büttenpapier, 50 x 39 cm, WVZ-Nr. 2416, Auflage 100, limitiert, signiert und vom Künstler handgesprüht in drei Farben in Stenciltechnik, 799,– Euro

BEGE Galerien Ulm 89073 Ulm Tel +49 (0) 179 . 483 41 88 www.bege-galerien.de

Galerie am Saumarkt Fischergasse 34 , 89073 Ulm Tel +49 (0) 731 . 934 074 11 und +49 (0) 731 . 6 33 49 Mo und Di nach Vereinbarung, Mi bis Fr 10 – 13 und 14 – 18 Uhr, Sa 10 – 13 Uhr


132 K u n st we rk C a rl shüt t e

NordArt 2021

Hoch oben im Norden Deutschlands, mitten zwischen den Meeren, hat sich eine Kunstausstellung etabliert, die europa­ weit ihresgleichen sucht. Bereits zum 22. Mal öffnet die NordArt ihre Tore und lädt von Juni bis Oktober erneut zu ­einer Weltreise durch die Kunst ein. Die historische Carlshütte, in der einst über viele ­Jahrzehnte hinweg Eisen geschmolzen wurde, ist heute ein Schmelztiegel ganz anderer Art. Nämlich ein Ankerplatz für Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt und ein Zuhause für die internationale Kunst. Hier verbinden sich Gemälde,

Fotografien, Skulpturen, Installationen und Videoarbeiten von mehr als 200 ausgewählten Kunstschaffenden jährlich zu einem Gesamtkunstwerk. Jedes Werk steht für sich und ­zugleich im Dialog mit den anderen. Im Zusammenspiel mit der imposanten Kulisse entwickelt sich eine ganz eigene ­Atmosphäre und lädt auf eine Entdeckungsreise ein. Neben den Gießereihallen mit ihren 22.000 Quadratmetern Fläche gehören dazu der 80.000 Quadratmeter große Skulpturen­ park und die charmante ACO Wagenremise.


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Liu Ruowang „Findet Dodo“ und Fotografie von Ulrich Heemann, Foto: Dirk Eisermann

INGA ARU

Bis 10. Ok tober 202 1

Die NordArt lebt von den unterschiedlichen Perspektiven einzelner Kulturen, sie verdeutlicht aber ebenso, dass Ost und West, Süd und Nord viele gemeinsame Hoffnungen und ­Träume haben. Jedes einzelne Kunstwerk und alle zusam­ men verknüpfen sich so zu einer Erzählung vom Menschsein. Um die Einblicke zu vertiefen, widmet die NordArt jedes Jahr ­einem anderen Land einen eigenen Pavillon und prä­ sentiert Sonderprojekte, kooperiert mit Botschaften, Kulturinsti­t utionen sowie Kuratorinnen und Kuratoren aus verschiedenen Ländern.

N o rd A r t 2 0 2 1 Öf f nungszeiten Di – So 11 – 19 Uhr Vo r w e r k s a l l e e , 2 4 7 8 2 B ü d e l s d o r f w w w . n o rd a r t . d e

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — N U R S K U L P T U R

Die NordArt wird von Wolfgang Gramm und Inga Aru jähr­ lich neu konzipiert und kuratiert. Dabei tritt dieses Mal ein Thema besonders heraus: die Auseinandersetzung mit unse­ ren ethischen Grundsätzen und die Suche nach Wegen, um verloren gegangene Werte in die Moderne zu retten. Das gilt zum Beispiel für den Länderfokus, der sich der zeitgenössi­ schen Kunst in der Ukraine widmet und für den Evgen Karas und Darina Momot aus Kiew unter dem Ausstellungstitel „Die Grenzen der Realität“ Arbeiten von 25 ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern ausgewählt haben. Auch die von Manuchehr Kudratov kuratierte Sonderausstellung „Identität. Zeitgenössische Kunst aus Zentralasien“, die Ma­ lerei aus Usbekistan, Kasachstan und Tadschikistan zeigt, nimmt die Suche nach Orientierung in den Fokus. In der ACO Wagenremise wird es dagegen fantastisch. Unter dem Titel „Welt der wundersamen Wesen“ zeigen sich teils realistische, teils tierisch-menschliche Wesen – eine Welt voller mytho­ logischer, politischer und ironischer Anspielungen. Ein Wiedersehen gibt es in diesem Jahr auch mit allen Prämierten der NordArt 2019. Dazu gehören die Publikumspreisträger David Černý, Deng Guoyuan und Xi Jianjun sowie Ochirbold Ayurzana – Preisträger des von Hans-Julius und Johanna ­A hlmann gestifteten NordArt-Preises.


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H e r b e r t G e r i s c h- S t i f t u n g Ne u mü n st e r

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — A U S S T E L L U N G

Arkadien zwischen den Meeren Die Herbert Gerisch-Stiftung im schleswig-holsteini­ schen Neumünster feiert ihr 20-jähriges Bestehen. Die Jubiläumsschau zeigt über 200 Arbeiten in sieben ver­ schiedenen Ausstellungsarchitekturen – beginnend in der Villa Wachholtz über den historischen Park bis hinein in den privaten Bereich. Mitten in Schleswig-Holstein liegt Arkadien. So ­bezeichneten einst die Stifter Brigitte und Herbert Gerisch ­i hren Skulpturenpark in Neumünster, auf halber Strecke ­z wischen Hamburg und Kiel. Zwischen verschlungenen ­P faden und Seerosenteichen, gesäumt von Schwertlilien, trifft man hier auf zeit­g enössische Skulpturen von inter­ national renommierten Künstlerinnen und Künstlern wie Bogomir Ecker, Olaf N ­ icolai, Magdalena Abakanowicz oder

Ian Hamilton Finlay. Die Stiftung wurde 2001 gegründet, um aus einem ver­w ilderten Landschaftspark einen Skulp­ turengarten von internationaler Bedeutung zu schaffen. Im Jahre 2005 haben die kunst- und architektursinnigen ­E heleute auch die im Park gelegene baufällige Villa Wach­ holtz übernommen und denkmalgerecht saniert. 2007 folgte der zweite große Schritt: Die ­Jugendstilvilla und der Park wurden o ­ ffiziell für Besucherinnen und Besucher ge­ öffnet. Seitdem werden in der Villa und in den modernen, ­l ichtdurchf luteten Galerieräumen ­neben dem Bungalow ­regelmäßig Wechsel­ausstellungen namhafter Künstlerinnen und Künstler wie Max Ernst, ­C arsten Höller, Tjorg Douglas Beer oder Yehudit Sasportas gezeigt.


135 linke Seite: Pit Kroke (1936–2016), „Tiko“, 1989, Stahl gestrichen, 450 x 171 x 162 cm, Foto: Jens Sauerbrey

„Mit regionalen Wurzeln und mit internationaler Perspek­ tive“ bezeichnete Herbert Gerisch gerne den Ansatz seiner Sammlung. Der Unternehmer und Lokalpolitiker war der Kunst viele Jahrzehnte lang verbunden. Unter anderem war er im Stifterkreis der Kunsthalle zu Kiel aktiv. Als er die Villa ­Wachholtz und den dazugehörigen Landschaftsgarten ­erwarb, geschah dies zunächst, um das Grundstück neu zu ­b ebauen. Der damalige Oberbürgermeister der Stadt ­Neumünster überzeugte ihn jedoch von der architektoni­ schen Qualität des Gebäudes. Statt es abzureißen, reifte der Entschluss, es zu ­renovieren und Villa samt Park der Öffent­ lichkeit zugänglich zu machen. Im Jahr 2016 ist Herbert Gerisch gestorben, seitdem führt seine Frau Brigitte die ­Stiftung mit großem Engagement weiter. Der von dem kleinen Flüsschen Schwale durch­ zogene Park wurde einst vom Lübecker Reformgartenbauer Harry Maasz (1880 −19 46) angelegt. Maasz hat in ganz Deutschland Spuren seiner Reformgartenarchitektur hin­ terlassen. Im L ­ aufe der Zeit ist die Sammlung des Ehepaars Gerisch Stück um Stück angewachsen, sind Künstlerinnen und Künstler in den Park gekommen, um neue Arbeiten im Einklang mit der Natur oder im kritischen Dialog mit der Landschaft zu entwickeln. Am 15. Mai 2021 wurde auch das denkmalgeschützte, ehemalige Pfauenhaus auf dem Gelände der Gerisch-Stiftung aus seinem langjährigen Dornröschenschlaf erweckt und als fester Ausstellungsort etabliert. Die Arbeit „Sleeping Figure in Red“ der in Berlin lebenden japanisch-schweizerischen Künstlerin Leiko Ikemura wird hier in Zukunft dauerhaft zu sehen sein. Von Leiko Ikemura stammt auch die einfühlsame farbliche Ausgestaltung im Innenraum des Backsteinbaus mit gelben Farbverläufen und zarten Wandskizzen. Im Park ­b efindet sich noch eine weitere Skulptur der Künstlerin. Bis zum 19. Dezember 2021 ist auf dem gesamten Parkgelände sowie in allen Gebäuden und Räumen der ­S tiftung die Jubiläumsausstellung „OUTSIDEINSIDE“ zum 20-jäh­r igen Bestehen zu sehen. Gezeigt werden über 200 Werke, darunter etliche Neuerwerbungen, Schen­ kungen und Leih­g aben. Die gezeigten A rbeiten von Kunstschaffenden wie Thorsten Brinkmann, Norbert ­P rangenberg, Via Lewandowsky, Brigitte Kowanz oder Mischa Kuball umfassen alle denkbaren Medien wie Skulp­ tur, Zeichnung, Fotografie, Kleinplastik oder Installation. Von Anfang an ist der Gerisch-Park auch ein Ort des kulturellen Austauschs gewesen. Im Café der Villa finden kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen, Vorträge, Kon­ zerte bis hin zu Modenschauen statt. Zudem nutzen rund 80 Schulklassen pro Jahr das museumspädagogische Ange­ bot der Stiftung. Magdalena Abakanowicz, „Osiel“, 2005–2006, NICOLE BÜSIN G & HEIKO KL A AS

Bronze, 226 x 58 x 90 cm, Werk in der Villa Wachholtz, Courtesy: Marlborough Gallery, New York, Foto: Bill Orcutt

w w w . h e r b e r t- g e r i s c h - s t i f t u n g . d e

© The Estate of Magdalena Abakanowicz


ART-MV | Atelier Otto Niemeyer-Holstein, Lüttenort | Caspar-David-Friedrich-Zentrum, Greifswald | CIRCUS EINS – Aktuelle Kunst, Putbus | Dezernat5, Schwerin | Edvard-Munch-Haus, Warnemünde | Ernst Barlach Museen Güstrow | Fotografische Sammlung Schloss Kummerow | Galerie A.G. für zeitgenössische Kunst, Schwerin | Galerie Atelier ROTKLEE, Putbus | Galerie Born, Born/Darß | GALERIE BORN, Projektraum Heiddorf | Galerie Burg Klempenow, KULTUR-TRANSIT-96 e.V. | Galerie Kristine Hamann, Wismar | Galerie Hartwich, Ostseebad Sellin | Galerie im Kloster, Ribnitz-Damgarten | Galerie Klosterformat, Rostock | Galerie LÄKEMÄKER, Wustrow

| Galerie Schwarz, Greifswald | Galerie des St. Spiritus, Greifswald |

Galerie STP, Greifswald |

GOLDWERK GALERIE | kulturforum Pampin, Skulpturenpark, Kunsthalle, Galerie | Kulturhaus Mestlin | Kunstverein für Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin | Kunsthalle Kühlungsborn | Kunsthalle Rostock | Kunsthof Hirschburg BLACK BOX | Kunstkaten Ahrenshoop | Kunstmuseum Ahrenshoop | Kunstmühle Schwaan | Kunstort Alte Wassermühle, Putbus | Kunstsammlung Neubrandenburg | Kunstverein Wiligrad e.V., Lübstorf | Kunstverein zu Rostock | Kunst-Wasser-Werk, Schwerin | Künstlerhaus Lukas | Mecklenburgisches Künstlerhaus Schloss Plüschow | Museum Atelierhaus Rösler-Kröhnke, Kühlungsborn | Neues Kunsthaus Ahrenshoop | Pommersches Landesmuseum, Greifswald | Schleswig-Holstein-Haus, Schwerin | schloss bröllin e.V, international theatre research location | Schönberger Musiksommer, St. Laurentius-Kirche, Schönberg | Staatliches Museum Schwerin | Städtische Galerie Wollhalle, Güstrow | wolkenbank kunst+räume, Rostock

© Verband der Kunstmuseen, Galerien und Kunstvereine in Mecklenburg-Vorpommern e.V.

www.kunstorte-mv.de


Karl Hagemeister

(1848–1933)

„… das Licht, das ewig wechselt.“

Landschaftsmalerei des deutschen Impressionismus 7. August bis 10. Oktober 2021 Das Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte in Kooperation mit dem Museum Georg Schäfer, Schweinfurt und dem Kunstmuseum Ahrenshoop. Gefördert durch:

Weg zum Hohen Ufer 36 18347 Ostseebad Ahrenshoop Tel. 038220 66790 kunstmuseum-ahrenshoop.de

Abb.: Karl Hagemeister, Schwere See, um 1913, Öl auf Leinwand, Privatbesitz, Foto: Ketterer Kunst GmbH & Co. KG


GREIFSWALD

art KARLSRUHE SELECTION 2021 Künstler der Brouwer Edition zu Gast: Sabine Becker Stefan Bircheneder Michael Lauterjung Andreas Scholz 18. September bis 23. Oktober 2021

www.brouwer-edition.com www.galerie-schwarz.de Lange Straße 21, 17489 Greifswald


Ausstellung l AnDsCHAF t II 23. JulI - 28. August 2021 MalErEi PaPiErschnittE sKulPtur linolschnitt Es erscheint ein Katalog.

ANNA ARNSKÖTTER

VOLKER MÄRZ

MARION EICHMANN

FLORIAN PELKA

MATTHIAS GARFF

MICHAEL RAMSAUER

HARALD GNADE WERNER SCHMIDT SONJA EDLE VON HOEßLE MICHAEL LAUTERJUNG

ALEXANDRA SONNTAG LARS THEUERKAUFF

Michael Lauterjung | Biotop | 2021 | Acryl, Lack, Leinwand, Oel auf Holz | 130 x 120 cm

Ausstellung „FounD In tr Ansl AtIon“ JInY l An – MAlereI 3. sep teMber - 9. ok tober 2021 Es erscheint ein Katalog.

Jiny Lan | Hongkong wird modern | 2020 | Mischtechnik auf Leinwand | 200 x 140 cm

Messe posItIons berlIn 9. - 12. septeMber 2021 w w w. p o s i ti o n s .d e

DIETMAR BRIXY MARION EICHMANN MATTHIAS GARFF JINY LAN MICHAEL LAUTERJUNG VOLKER MÄRZ Matthias Garff | Antennenvogel TAUBE | 2021 | Abwasserrohr, Nussschale, Schuhe, Fußmatte, Lack | 50 x 20 x 30 cm

D-10969 Berlin • Hedemannstr. 14

Tel: +49 (0)30 225 027 910

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Von C u r i a R ae t or u m bi s C hu r

Spaziergang durch Kunst und Geschichte Eingebettet in Rebhügel und dicht bewaldete Hänge ist die historische Altstadt von Chur mit ihrer intakten Bausubstanz und ihren romantischen Plätzen an sich schon einen Besuch wert. Chur bietet aber nicht nur lauschige Gassen und ­charmante Straßencafés, sondern auch viele bekannte und weniger bekannte kulturelle Sehenswürdigkeiten und ­Trouvaillen, denen wir an dieser Stelle im Rahmen eines ­freimütigen Rundganges nachgehen möchten.

Giger Brunnen, Foto: Stadt Chur

Nähert man sich von Bad Ragaz und vom Churer Rheintal herkommend dem historischen Kern der Alpenstadt, stößt man zuerst auf das Bündner Kunstmuseum. Im modernen Neubau sind nebst den umfangreichen Sammlungsbestän­ den immer wieder spannungsvolle Wechselausstellungen mit einheimischem und internationalem Kunstschaffen zu sehen. Nach einem Besuch des Museums, in dem in diesem Sommer erst mals die einzigart igen P anoramen von ­Giovanni ­Giacometti in geschlossener Formation gezeigt werden, findet man sich alsbald zwischen mittelalterlichen Mauern wieder. Eine erste Trouvaille ist hier der kürzlich eingeweihte Gigerplatz nahe dem Regierungsgebäude. In Erinnerung an den welt­bekannten Churer Künstler wurde der Brunnen auf dem Platz unweit von Gigers Elternhaus, in dessen Kellerräum­lichkeiten erste Zeichnungen entstanden, mit Werken des Oscar-Preisträgers ausgelegt. Ein paar Schritte weiter, die V ­ azerolgasse entlang, findet sich die Ga­ lerie Edition Z, die vom bekannten Churer Künstler Thomas Zindel betrieben wird. Hier bietet sich immer wieder die ­Gelegenheit, eta­blierte, aber auch alternative und junge Posi­ tionen aus der Schweizer Kunstszene zu entdecken.


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Florian Bach, „HORST“, 2021, Foto: © Yanik Buerkli CLUS

AU G U S T O G I AC O M E T T I , BÜ N DN E R GE SCHICH T E U N D

Weiter geht es sodann in Richtung des belebten Martinsplat­ zes, dessen architektonisches Zentrum die St. Martinskirche bildet. Erstmals um 800 erwähnt und nach dem Stadtbrand von 1464 im Jahre 1535 in ihrem heutigen Erscheinungsbild neu aufgebaut, ist sie die größte spätgotische Anlage Grau­ bündens. Besonders sehenswert sind im Inneren der Kirche die farbintensiven Glasgemälde des Bündner Künstlers ­Augusto Giacometti aus dem Jahre 1914, welche Ausschnitte aus der Weihnachtsgeschichte zeigen und Giacomettis Ruf als Erneuerer der Glasmalerei begründeten. An der Martins­ kirche vorbei steigt der Weg sanft zum bischöflichen Hof hin

an. Unterwegs zu Schloss und Kathedrale lohnt sich ein aus­ gedehnter Zwischenhalt für einen Besuch des Rätischen Museums. Das historische Museum beherbergt umfang­ reiche Bestände zur rätischen Kulturgeschichte und vermag immer wieder, mit innovativ gestalteten Wechselausstel­ lungen zur Bündner Geschichte zu begeistern. Nach einem Ausf lug in die regionale Historie ist eine entspannende ­P ause im romantischen, von Bäumen beschatteten Hof des Hotels „Marsoel“ angeraten, wo sich übrigens auch gleich die weithin bekannte Galerie Luciano Fasciati für zeitgenös­ sische Kunst befindet.

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — H O P P S C H W I I Z S K U L P T U R

M EDI T ER R A N E S F L A IR


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Rätisches Museum in Chur, im Hintergrund der Hofturm, Foto: Andre Meier

K AT H E D R A L E U N D B I S C H Ö F L I C H E S S C H L O S S

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — H O P P S C H W I I Z S K U L P T U R

Nach dem Genuss des mediterranen Flairs im „Marsoel“ sind noch einige Schritte hinauf zur Zitadelle mit der ­K athedrale und dem bischöf lichen Schloss zu machen. Die schlichte spätromanische Pfeilerbasilika aus den Jahren 1150 bis 1272 ist ein herausragendes Beispiel für den mächtigen und ­atmosphärischen Baustil im alpinen Raum. In unmit­ telbarer Nachbarschaft zur Kathedrale wiederum befindet sich das ­bischöf liche Schloss. Ursprünglich der gleichen

Domschatz, Domschatzmuseum, Bischöfliches Schloss, Foto: Hugo Hafner

Bau­phase wie die Bischofskirche zugehörig, erfuhr die An­ lage 1732/33 eine barocke Neukonzeption, welche bis heute ihr Erscheinungsbild prägt. Seit 2020 ist dort das Dom­ schatzmuseum untergebracht, dessen Bestand sich primär aus Reliquiaren und liturgischem Gerät zusammensetzt und ­einen tief­reichenden Überblick über die Bündner Kirchen­ geschichte bietet.


ZU DE N RÖM E R N U N D ZU RÜCK I NS H E U T E

Ein Spaziergang zurück zum Martinsplatz und in der Folge durch die obere Gasse führt ins ursprünglich vor den Stadt­ mauern gelegene „Welschdörfli“, an dessen äußerem Rand sich am Seilerbahnweg die berühmten Schutzbauten befin­ den, die der weltbekannte Architekt Peter Zumthor 1986 zur Konservierung der römischen Siedlungsanlage „Curia Rae­ torum“ realisierte. Aus der römischen Antike geht es hier mit der diesjährigen „Art Public“ sogleich zurück ins Heute. Un­ ter der Leitung von Kurator Luciano Fasciati setzt sich die Projektgruppe in diesem Jahr installativ sowie mittels Video­ projektionen und musikalischen Interventionen mit diversen Örtlichkeiten im „Welschdörfli“ auseinander. Visuelles Zen­ trum der „Art Public“, welche dieses Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiert, bildet die Installation „HORST“ des 1975 ge­ borenen Künstlers Florian Bach auf einem Wohngebäude am Seilerbahnweg 15. Anhand von acht in der Nacht beleuchteten Holzkabinen untersucht Bach Fragen wie etwa: „Wurde der Raum dieser Kolonie zur Verfügung gestellt? Wurde er mit Gewalt eingenommen? Wurden die Insassen willkommen geheißen? ‚HORST‘ stellt die Frage des Empfangs und der Notwendigkeit, Platz zu nehmen. ‚HORST ‘ symbolisiert ­einen Staat“, so der Veranstalter. Nebst der weithin sichtbaren Installation ist vom 9. bis zum 11. September das Festival „Nachrauschen“ mit Licht- und Videoprojektionen von Judith Albert, Alex Dorici, Asi Föcker, frölicher I bietenhader, Zilla Leutenegger, Norbert Möslang und Olga Titus geplant. Von musikalischer Seite stehen drei Uraufführungen mit Luca ­Sisera und Patrick Müller, Felix Profos und Peter Conradin Zumthor sowie Valeria Zangger auf dem Programm. ANDRIN SCHÜTZ

d o m s c h a t z m u s e u m - c h u r. c h ra e t i s c h e s m u s e u m . g r. c h l u c i a n o -f a s c i a t i . c h galer ie-edit ion-z . ch a r t- p u b l i c - 2 0 2 1 . c h


Foto: Yvonne Bollhalder, © Chur Tourismus

Chur Im Zentrum des Bergzaubers Die gut erreichbare Schweizer Alpenstadt Chur ist nicht nur ein lohnenswertes Ausf lugsziel aufgrund der malerischen Altstadt und der unzähligen Ausflugsmöglichkeiten in ganz Graubünden, welche das Tor des Gebirgskantons bietet. Auch kulturell ist ein Besuch äußerst lohnend und abwechslungs­ reich – gerade in diesem Sommer!

K A N T O N A L E M U S E E N I N G R AU B Ü N D E N

Das Bündner Kunstmuseum versteht sich als Zentrum für Kunst in und aus Graubünden mit internationaler Ausstrah­ lung. Allein schon die architektonisch reizvolle Kombination macht den Besuch besonders. Das Rätische Museum befindet sich mitten in der Altstadt in einem prächtigen Gebäude und präsentiert Bündner Geschichte(n) von den Anfängen bis in die Gegenwart; eine Reise durch die Jahrhunderte auf vier Stockwerken. Im Bündner Naturmuseum schließlich entde­ cken Sie viel Wissenswertes und Spannendes über die Flora, Fauna und Geologie des Kantons Graubünden; äußerst ­lohnenswert, nicht nur (aber auch) für Familien und Kinder.

S TA D T F Ü H R U N G E N

Die älteste Stadt der Schweiz ist bekannt für abwechslungs­ reiche Stadtführungen. Nebst Geschichte und Kultur gibt es auch zahlreiche Themenführungen. In diesem Jahr neu ist ­u nter anderem die Führung „Vorhang auf – Theaterleben in

Chur“, in deren Rahmen man sogar einen Blick hinter die ­ ulissen des Theaters Chur werfen kann. Bei „Per giassas e K streglias“ erlebt man einen Romanisch-Crashkurs der beson­ deren Art. Oder wie wär’s mit einer „Alpenstadt Häppchen Tour“? Bei diesem Stadtrundgang steht eine Degustation ­verschiedenster Bündner Spezialitäten auf dem Programm.

N E U : D O M S C H AT Z M U S E U M C H U R

Bereits seit dem Jahr 451 beherbergt das bischöfliche Schloss in Chur den Bischof und die Verwaltung des ältesten Bistums nördlich der Alpen. Von dieser 1.500-jährigen Geschichte des Bistums Chur erzählt das neue Domschatzmuseum, das da­ mit erstmals einen Teil des Gebäudes für die Öffentlichkeit zugänglich werden lässt. Das Schloss liegt direkt gegenüber der Kathedrale, von wo der Schatz ursprünglich stammt. Zu­ dem wird nach 44 Jahren im neuen Domschatzmuseum ein schweizweit einmaliger Zyklus von Todesbildern wieder öf­ fentlich präsentiert. Bei den 25 bemalten Bildfeldern handelt es sich um Übertragungen des „Totentanzes“ des deutschen Malers Hans Holbein d. J. (1497−1543), welche bis 1882 im ­bischöf lichen Schloss hingen und danach bis 1976 im Räti­ schen Museum ausgestellt wurden. Seither blieben sie für die Öffentlichkeit verborgen.

EIN T R IT T INKLUSIVE: MI T DE R N EU E N GÄ S T E K A RT E CH U R

Bereits ab einer Übernachtung im Hotel kommt man neu in den Genuss von verschiedenen Inklusivleistungen. Nebst dem ÖPNV im Stadtgebiet, der Bergbahnfahrt zum Hausberg Brambrüesch und dem Eintritt in Freibäder und Hallenbad sind auch die Eintritte in die drei kantonalen Museen inklusi­ ve. Und im Domschatzmuseum gibt es einen vergünstigten Eintrittstarif (CHF 5 statt CH 8). Zusätzlich gibt es Vergünsti­ gungen für diverse Ausflugsziele in Graubünden. www. chur tour ismus. ch


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Zum ersten Mal vereint: Die großen Panororamen von Giovanni Giacometti im Bündner Kunstmuseum

Giovanni Giacomettis „Panorama von Muottas Muragl“ (Ausschnitt)

Nach einer über die Jahre hin bewegten Geschichte sind im Bündner Kunstmuseum in Chur bis zum 29. August erstmalig die drei „großen Panoramen“ des weltbekannten Bergeller Künstlers Giovanni Giacometti (1868 –1933) zu sehen. Ursprüng­l ich war in Giacometti die Idee der Panorama­ malerei Rahmen eines von Giovanni Segantini initiierten Projektes für die Weltausstellung in Paris im Jahre 1900 ­gereift. Nach dem vorzeitigen Scheitern des gemeinsamen Unterfangens wandte sich Giovanni Giacometti dennoch dem Genre zu und schuf 1898 das erste Panorama von ­Muottas Muragl im Engadin. Das vierteilige Werk besticht durch seine einzigartige und freie künstlerische Fassung der weiten Gebirgslandschaft sowie durch seine intensive Farbig­ keit. Rund ein Jahr später entsteht eine weitere große Arbeit, deren Zentrum der mächtige Bau des Hotel Palace in Maloja zeigt. Als letztes der beeindruckenden Meisterwerke schuf Giacometti im Auftrag des Hotels Waldhaus in Flims 1904 das „Flimser Panoroma“. Eröffnet der in hellen Farbtönen ­gehaltene Mittelteil des Triptychons den Blick in die liebliche Landschaft sowie in den schier unendlich und licht erschei­ nenden Horizont, präsentieren sich die in dunkler und dichter Farbtonalität gefassten Flügel als kompositorisch hervor­ ragender Abschluss.

EXEMPL ARISCH F Ü R G I AC O M E T T I S E N T W I C K L U N G

Nebst der Tatsache, dass diese herausragenden Werke zum ersten Mal in ihrer Geschichte vereint sind, zeigen sie gleich­ sam exemplarisch die kontinuierliche und kohärente malerische Entwicklung des Künstlers in Komposition, ­Farbigkeit, Duktus und Gestus in jenen frühen Jahren. So ist es kaum verwunderlich, dass diese außerordentlich reprä­ sentativen Auftragsarbeiten den Startpunkt zum geradezu fulminanten Aufstieg Giovanni Giacomettis in der Kunstwelt markieren. Weitere Werke Giovanni Giacomettis befinden sich in der Sammlung des Bündner Kunstmuseums und ­ermöglichen einen hervorragenden Nachvollzug des lebens­ langen Schaffens des großen Bündner Malers. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Stephan Kunz, Paul Müller Cordula Seeger, welcher sich nicht nur mit den Werken selbst, sondern auch mit der histo­ risch spannungsvollen Geschichte der Auftraggeber befasst. ANDRIN SCHÜTZ

5 . Juni bis 29. August 202 1 Giovanni Giacomet t i D i e g ro s s e n P a n o ra m e n

Giovanni Giacometti, „Panorama von Muottas Muragl“, 1898, Öl auf Leinwand, 4 Tafeln, insgesamt 67 x 510 cm, Fotos: © Bündner Kunstmuseum, Chur

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — S C H W E I Z

k u n s t m u s e u m . g r. c h


Rui Chafes, „Occhi che non dormono“, 2020, Stahl, 310 x 160 x 860 cm, Permanente Installation, Fondazione Centro Giacometti, Stampa, Foto: © Marco Giacometti

S e mpl ic e me nt e aut e nt ic a u nd i m B e s it z e i ne r g r oß e n P or t ion K u n st & K u lt u r

La Bregaglia C E N T R O G I AC O M E T T I − MI T DE M W E R K „OCCHI CHE NON DOR MONO“

Die Bergeller Bergwelt wirkt inspirierend auf das künstleri­ sche Schaffen, wie sonst könnte es erklärt werden, dass eine Gemeinde mit 1.500 Einwohnern so zahlreiche namhafte Kunstschaffende hervorgebracht hat und immer noch her­ vorbringt? Als Wahlwohnort ist die Gemeinde Bregaglia bei angehenden wie gestandenen Künstlerinnen und Künstlern sehr beliebt. Sommer und Herbst bieten im Bergell ein kulturelles Angebot, dass es individuell zu entdecken gilt. Ganz beson­ ders sollte sich jeder Kunstinteressierte in Stampa Zeit nehmen, die Schätze zu entdecken. Hier nämlich befinden sich das ­Talmuseum, das Centro Giacometti, das Atelier ­G iacometti sowie das Kulturgasthaus „Pontisella“. Im ­a n­l iegenden W ­ eiler Coltura darf ein Besuch im Palazzo Castelmur und ein Mittagessen im „La Stala Bistrò d’Arte“ mit Ausstellung von Beat Ritter nicht fehlen.

Das Centro Giacometti ist der Ort, an dem Giacomettis Werk zu neuen Zeichen und anderen Formen der Interpretation der zeitgenössischen Welt inspiriert. Hier hat der portugiesische Künstler Rui Chafes im Garten eine emblematische Skulptur erdacht und geschaffen, die in die steilen Hänge des Bergells eindringt. Chafes begibt sich in Stampa auf eine Reise zu den historischen und kulturellen Wurzeln Alberto Giacomettis. Der Künstler reflektiert, erfindet und notiert Linien und Pro­ file, bis diese sich in seinem Atelier in Lissabon mit Blick auf den Ozean in eine sehr feine schwarze metallische Zeichnung verwandeln. Dann f liegt die Skulptur, an einem Haken ­hängend, majestätisch durch die Bäume des Piz Duan auf der Suche nach ihrem Zuhause: dem verwunschenen Garten mit Blick auf den Fluss Maira. w w w . c e n t ro g i a c o m e t t i . c h


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M U S E O C I Ä S A G R A N DA – DA S TA L M U S E U M I N G I AC O M E T T I S H E I M AT O R T

In diesem Jahr zeigt das Museum Ciäsa Granda zwei Ausstel­ lungen: eine im Zusammenhang mit einem bedeutenden Literaten aus dem Bergell, Giovanni Andrea Scartazzini. Die zweite befindet sich in dem an das Museum angegliederten Giacometti-Varlin-Saal. Hier wird ein Gipsabguss des Kopfes von Alberto Giacometti, der 1927 von Otto Charles Bänninger in Paris angefertigt wurde, ausgestellt sowie, ebenfalls als Leihgabe, das komplementäre Gemälde „Stillleben mit Alber­ tos Kopf “ von Giovanni Giacometti aus dem Jahr 1929 − eine einzigartige Gegenüberstellung von Skulptur und Malerei. Dies ist Ausgangspunkt der von David Wille kuratierten ­A usstellung, die durch eine Reihe von Tonarbeiten und ­Porträts von Piero Del Bondio di Borgonovo führt und in ­einem Raum endet, der begabten Bergeller Jugendlichen ­gewidmet ist. D ­ iese erhalten hier die Möglichkeit, ihre Bilder mit Bezug zum Tal auszustellen. w w w . c i a e s a g ra n d a . c h

Palazzo Castelmur, Bregaglia, Foto: Heingummi

PA L A Z Z O C A S T E L M U R – AU S S T E L L U N G „ F R E M D DA S F R E M D E “

Auch die Künstlerin Miriam Cahn hat im Bergell eine neue Heimat gefunden; sie wohnt und arbeitet seit rund zehn ­Jahren in ihrem Atelier in Stampa. Miriam Cahn gehört seit den 1970er-Jahren zu den meistbeachteten Kunstpersön­ lichkeiten der Schweiz und wird heute als eine der weltweit bedeutendsten Künstlerinnen angesehen. Normalerweise werden ihre Werke in den großen europäischen Metropolen ausgestellt, doch dieses Jahr hat sie sich entschieden, ihrer neuen Heimat, dem Bergell, eine Ausstellung im historischen Palazzo Castelmur zu „schenken“. Ihr Projekt widmet sich den großen Themen des Fremden, der Auswanderung, der Weiblichkeit und dem Stellenwert der Frau in unserer Gesell­ schaft. Die Schau wird von einer Reihe hochkarätig besetzter Podiumsgespräche und einer zweisprachigen Publikation „FREMD das fremde“ umrahmt. Ob für Kunst, Kultur oder der Natur und des Sports wegen, im Bergell, dem kleinen Bündner Südtal mit einzig­ artiger Größe gibt es einiges zu entdecken. w w w . p a l a z z o - c a s t e l m u r. c h www. F R E M Dda sf re mde. e u www. bregaglia . ch Miriam Cahn, Aufbau im Palazzo Castelmur, Foto: © Lukas Wassmann

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — B R E G A G L I A

VO N M I R I A M C A H N


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M ic hel a n g elo P i st ole t t o i m Mu s e o C omu n a le d ’A r t e M o de r n a A s c on a

Eine Begegnung mit der Wahrheit Nach über einem Jahr Pandemie − den Tragödien, Diagram­ men, Diskussionen in Parlament, Labor, Wirtschaft und Familie − öffnen die Museen ihre Türen. Immer noch arbeiten Menschen kurz oder gar nicht, andere noch mehr. Wo ist die Ausstellung, die Antworten auf die gesamtgesellschaftliche weltweite Krise parat hat? Wir haben sie gefunden. Das Prinzip Hoffnung? Das „Dritte Paradies“! In der Schweiz, im Tessin, in Ascona. ­A scona − was für ein magischer Ort, dieses Ascona am Lago Maggiore mit d e m Monte Verità! Auf dem Berg der Wahrheit wollten einst Menschen ihren Traum klassenloser Freiheit in der Natur leben … Das Museo Comunale d’Arte Moderna im Borgo-Vier­ tel Asconas befindet sich in einem Stadtpalast aus dem 16. Jahrhundert und besitzt Werke von Alexej Jawlensky, Cuno Amiet, Paul Klee − gestiftet von der russischen Malerin Mari­ anne von Werefkin (wir berichteten). Es gibt ein Aquarell von Hermann Hesse und eins von Alfred Kubin, eine Zeichnung von Franz Marc und vieles mehr. In diesem Jahr feiert das Museo Comunale d’Arte ­Moderna die bisher umfangreichste Einzelausstellung von Michelangelo Pistoletto in der Schweiz. Der Mitbegründer und Künstler der Arte Povera nahm vier Mal an der „docu­ menta“ in Kassel und 13 Mal an der Biennale von Venedig teil (2003 erhielt er den „Goldenen Löwen“ für sein Lebenswerk). Unzählige Einzel- und Gruppenausstellungen ermöglichen Menschen auf der ganzen Welt Zugang zu seiner Arbeit.

Die von der Museumsdirektorin Maria Folini und dem ­M ailänder Kurator Alberto Fiz kuratierte Werkschau zeigt ­retrospektiv klug positionierte Arbeiten und Installationen von 1958 bis 2021 − bereit für den Publikumsdialog und sehr instagrammable. Da wären die ikonischen Spiegelbilder (zum Beispiel das 1968 entstandene „Padre e madre“ − Pistolettos Eltern nehmen die gleiche Position ein, wie die Betrachte­ rinnen und Betrachter des Werks), legendäre Installationen, etwa „Labirinto“ von 1969 in raumfüllender Wellpappe, die „Venus in Lumpen“ von 1967, Video- und Fotoarbeiten ­kollektiver Aktionen der Theatergruppe „Zoo“, die Segno-­ Arte-Werke, der „Kubikmeter Unendlichkeit“ von 1966 vor den Werefkin-Gemälden … 2003 schrieb er das Manifest des „Dritten Paradieses“ und entwarf ein Symbol hierfür, eine Weiterentwicklung des mathematischen Unendlichkeitszeichens: Die liegende Acht wird um einen Kreis erweitert, der Bezug zu Vergangenheit (die Einheit des Menschen mit der Natur), zu Phase zwei dieser Vergangenheit (meint die, in der wir heute leben, die künst­ liche, hochtechnisierte, umweltzerstörende). Der mittlere Kreis steht für eine neue Menschlichkeit in Selbstreflexion und verantwortungsvollem Umgang mit der Umwelt, den Ressourcen, Recycling … − ein Ideal vom Leben auf der Erde. Das Werk als Skulptur aus Steinen, das „Dritte Paradies“ am Monte Verità ergänzt die Ausstellung nachhaltig und führt diese Utopie nach Louvre, Raumstation, der Bucht von ­Havanna … auf den Berg der Wahrheit nach Ascona.


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Michelangelo Pistoletto zeichnet das neue Symbol der Unendlichkeit Foto: J.E.S.

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„Il Terzo Paradiso (Das dritte Paradies)“ auf den Spiegel.


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Pistoletto ist 88 Jahre jung und von einer ansteckenden Ener­ gie und Vitalität. Er wird nicht müde, von seiner Arbeit zu berichten. Schnell wird klar, was für ein ausgezeichneter ­L ehrer er uns ist. Es wird überdeutlich, welche Schlüssel­ werke er in den 1960er-Jahren schuf, diese und vor allem die Beziehung zu den Kunstwerken zeitlich neu definiert und verortet hat. Seiner Auffassung nach wird das Kunstwerk selbst Beziehungsprinzip. Die Spiegelbilder beweisen das am direktesten, denn sie wirken erst mit den Betrachterinnen und Betrachtern. In Biella, seiner Heimatstadt, gründete er 1990 die ­C ittadellarte, Stiftung und Thinktank auf 20.000 Qua­ dratmetern mit Schule, Werkstätten, Museum. Pistoletto arbeitet im Sinne eines Gesamtkunstwerks mit dem visionä­ ren wie simplen Ziel, unsere Welt zu einer besseren zu machen. Die Aktualität und Radikalität seiner Arbeit faszi­ niert und begeistert. Wir haben den von italienischen und schweizerischen Fernsehstationen, der Presse und Influencerinnen wie Influ­ encern auf Selfie-Jagd umlagerten Maestro am Eröffnungstag begleitet und auf dem Monte Verità neben seiner Stein-LandArt-Skulptur des „Dritten Paradieses“ zwei Fragen gestellt: ARTMAPP: Signore Pistoletto, wann haben Sie entschieden, Künstler zu sein? Gab es hierfür ein Schlüsselerlebnis? Michelangelo Pistoletto: Durchaus! Meine Geburt. Meine Mutter entschied sich, mit meinem Vater ein Kind zu haben; meine Eltern erschufen mich. ARTMAPP: Was raten Sie jungen Künstlerinnen und Künstlern heute zu tun? MP: Sie sollen tun, was sie wollen; auch auf den Kunstmarkt zielen, dabei aber ihre Verantwortung für die Gesellschaft ­leben. Die Fähigkeit, Kunst zu schaffen, muss mit der huma­ nen Weiterentwicklung dieser einhergehen, der Welt das geben, was sie am nötigsten braucht. AMREI HEYNE

30. Mai bis 26. September 202 1 L a Ve r i t à d i M i c h e l a n g e l o P i s t o l e t t o

www. museoascona. ch

Ausstellungsansicht: „Le cose che esistono sanno di esistere? Si, sanno di esistere! (Do things that exist know they exist? Yes, they know they exist!)“, „Venere degli stracci (Venus in Lumpen)“, 1967, „Labirinto (Labyrinth)“, 1968, Saal Arte Povera im Museo Comunale d’Arte Moderna Ascona, Foto: Alexandre Zveiger

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D a l l o S p e c c h i o a l l Te r z o P a ra d i s o M u s e o C o m u n a l e d ’A r t e M o d e r n a A s c o n a


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L a nd s c h a f t e n vom M e i st e r de r L e e r st el le n

Albrecht Schnider Albrecht Schnide r re f lek t ie r t malend die Möglichkeiten der Kunst. Das Kunst museum Thun zeigt neue Arbeiten des Schweizer Künstlers.

Die Farbe Grün steht für Natur und Wachstum, ebenso wie für Entspannung und Geborgenheit. Grün sind sie ja durch­ aus, die Landschaften von Albrecht Schnider. Aber: ­S aftig? Natürlich? Beruhigend? Nein. Sie wirken so kühl und glatt als entstammten sie einem Computerspiel. Die ­Horizontlinien

wie mit dem Lineal gezogen. Berge von erschreckender Regel­ mäßigkeit reihen sich aneinander. In den Tälern liegen sauber geschnittene Schatten. Und obwohl alles so grün ist, wächst kein Baum, kein Strauch. Kein ­Grashalm ist zu sehen. Von Tieren oder Menschen ganz zu schweigen. Schniders künstlerische Annäherungen an die Natur sind von höchst unnatürlicher Leere und Sauberkeit. Es sind keine Abbildungen realer Landschaften. Noch sind es Idyllen, in die man sich sanft hinein träumt. Diese Wiesen und Berge haben gerade dank ihrer Perfektion etwas Beunruhigendes. Die Farbflächen, aus denen sie locker zusammengesetzt sind, sehen aus, als könnten sie jeden Moment auseinanderdriften und nichts zurücklassen als die blanke Leere.


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Albrecht Schnider, „Landschaft“, 2020, Öl auf Leinwand, 16,5 x 33 cm, Courtesy: der Künstler,

A B WA N N I S T E I N B I L D E I N B I L D ?

D R O H E N D E L E E R E I N KÖ R N I G E M G R AU

Albrecht Schnider, 1958 in Luzern geboren, ist vor wenigen Jahren von Berlin in die Schweiz zurückgekehrt. Seither lebt und arbeitet er in Hilterfingen bei Thun. Schnider ist ein ­Meister der Leerstellen. Weithin bekannt sind seine Porträt­ bilder, die dort eine Leerstelle lassen, wo man bei einem Porträt gemeinhin die größte Informationsdichte erwartet: mitten im Gesicht. Dieses Auslassen, Ummalen, Umgehen ist weit mehr als ein Spiel mit der Wahrnehmung des Publikums oder ein Ausloten der Grenzen zwischen Abstraktion und Figuration. Albrecht Schnider gestaltet in seinen Bildern immer auch ein Nachdenken über die Mittel und Möglichkeiten der Malerei. Was braucht es, damit ein Bild Bild ist? Was, damit das Bild im Kopf sich auf der Leinwand manifestieren kann? Landschaf­ ten sind dabei ein Thema, das Schnider schon seit vielen Jahren immer wieder beschäftigt. Auch weil Landschaften – neben dem Porträt – zu den großen klassischen Sujets der Kunst gehören.

Die Ausstellung im Kunstmuseum Thun nimmt sich „Ent­ wegte Landschaft“ in den Titel. Die abstrahierte Landschaft ist das Kernthema der Ausstellung, die allerdings auch zahl­ reiche weitere, gänzlich ungegenständliche Arbeiten zeigt. In diesen eleganten und leicht unterkühlten Kompositionen aus Acryllack auf Rohleinwand scheint bereits vollzogen, was sich in den glatten Landschaften drohend andeutet: Die Auf­ lösung des Bildes zugunsten der Leere. Die Leere erscheint hier in Form der rohen Leinwand. Körnig-grau und damit durchaus kraftvoll behauptet sie sich neben ornamentalen Farbelementen. Diese Leinwand ist alles andere als ein stiller Hintergrund, der sich geduldig bemalen lässt. Im Gegenteil! Ihre Leere scheint sich dem Malenden energisch entgegenzu­ stellen. Der kreative Prozess erhält so eine fast kämpferische Dimension, die auch für den Betrachter, die Betrachterin ­f ühlbar wird. ALICE HENKES

Bis 15 . August 2021 A l b r e c h t S c h n i d e r. E n t w e g t e L a n d s c h a f t Kunst museum Thun www. k unst museumthun. ch

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — A U S S T E L L U N G

Foto: Dominique Uldry, Bern


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Kunst und Kastanien Oft als schönstes Tal der Schweiz gerühmt, ist das Val ­Bregaglia, wie das Bergell im Süden Graubündens genannt wird, längst kein Geheimtipp mehr: ein Paradies für Naturwie Kunstenthusiasten. Bettina Götz sprach mit Eli Müller, Direktorin Bregaglia Engadin Turismo. ARTMAPP: Frau Müller, was empfehlen Sie ­k unstbegeisterten Besucherinnen und Besuchern, die das Bergell noch nicht kennen? Eli Müller: Das Bergell besitzt viel unberührte Natur und eine außerordentliche Dichte an Kulturschätzen, etwa den ­K astanienwald und historische Dörfer. Von Maloja bis ­C astasegna gibt es in jedem Dorf mindestens eine „Kultur­ stätte“ zu ­besichtigen. Daher rate ich allen Gästen zu einem mehrtägigen Aufenthalt. Für die, die nur wenig Zeit haben, empfehle ich einen Stopp in Stampa und Coltura. Hier kann nebst dem Besuch des Talmuseums Ciäsa Granda, des Centros Giacometti und des Ateliers Giacomettis auch der Palazzo

Castelmur besucht werden: Im Palazzo gibt es aktuell eine Ausstellung der Künstlerin Miriam Cahn. Danach sollte ­u nbedingt noch ein Abstecher ins La Stala Bistrò d’Arte in ­Colutra eingeplant werden. Hier tafelt man unter Kastanien­ bäumen, während im Inneren des ehemaligen Stalls Gemälde des Künstlers Beat Ritter ausgestellt sind. ARTMAPP: Das Bergell zeichnet eine vielfältige Baukultur aus. Was macht die Region für Architektur­interessierte so besonders? EM: Erstaunlich ist, dass eine Gemeinde mit nur 1.500 Ein­ wohnern so viele Architekturschätze birgt. Direkt nach dem Silsersee begrüßt einen der imposante Bau des bel­g ischen Comte de Rennesse aus dem 19. Jahrhundert. Im nächsten Dorf, in Casaccia, wacht Eingangs die Ruine San Gaudenzio. Mit 26 Metern Innenlänge vermittelt die Kirche, einer der größten spätgotischen Bauten Graubündens, ein besonderes Raumerlebnis. Weiter geht es nach Vicosoprano. Imposante

Eli Müller, Foto: Mayk Wendt


Soglio, © Switzerland Tourism – By-Line swiss-image.ch, Andreas Gerth

ARTMAPP: Das Bergell ist bekannt als das Tal der Künstler und Kastanien. Was hat es mit der ­K astanie auf sich? EM: Früher war die Kastanie ein Hauptlebensmittel; sie half getrocknet und zu Mehl verarbeitet, die harten Winter zu überstehen. Heute ist die Kastanie vor allem ein Kulturschatz der aufwendig gepflegt und im Herbst mit einem vierwöchi­ gen „Festival della Castagna“ gefeiert wird. Da dreht sich alles nur um eines: Kastanien. Mir persönlich schmecken sie am besten im Bergeller Traditionsgericht, den gekochten

Kastanien mit Rahm und Speck. Perfekt zur Einstimmung auf kalte Wintertage geeignet, werden die rauchgetrockneten Kastanien etwa drei Stunden mit Speck gekocht und anschlie­ ßend mit einem Stück Speck und e­ inem Klecks Sahne serviert. Zudem wird die Kastanie zu Käse, Tagliatelle, Gnocchi, Torte, Crème, Grappa und ­v ielem mehr weiterverarbeitet und ist so von der Bergeller Speisekarte nicht wegzudenken. ARTMAPP: Was sind Ihre persönlichen ­L ieblingsorte im Bergell? EM: Meine beiden Lieblingsorte, für kurze Ausf lüge mit Weitsicht, sind, ab Soglio die Maiensäss-Siedlung Tombal und ab Casaccia der Motta Salecina. Im Winter schnalle ich mir in Maloja gern Langlaufski an die Füße, um über den ­gefrorenen Silsersee zu gleiten. Mit Tourenski lässt sich im Winter der Piz Lunghin besteigen. Im Sommer genieße ich die Fahrt mit dem Rennrad über den Malojapass oder eine Joggingrunde über den Sentiero Panoramico. Ein absolutes Muss für Bergsteiger ist der Blick vom Piz da la Margna mit grandioser Weitsicht über das ganze Bergell und das Ober­ engadin. Zur Erfrischung empfehle ich einen Sprung in einen unserer schönen klaren Bergseen. www. bregaglia . ch

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — A P P E T I Z E R

Herrschaftshäuser zeugen vom früheren Handelsreichtum. Das Tal hinunter, in Stampa Coltura, wartet der außerge­ wöhnliche Palazzo Castelmur. In Promontogno zeugt das historische Hotel Bregaglia vom früheren starken Tourismus im Tal. Gegenüber befindet sich Bondo, das trotz des großen Bergsturzes 2017 noch immer zahlreiche historische Bauten und Gassen, darunter den Palazzo Salis, vorzuweisen hat. Kein Wunder, dass sich Varlin Bondo als Wohnsitz aussuchte … Auch neuzeitliche Bauten von namhaften Architekten wur­ den im Bergell ­erbaut – zum Beispiel eine Schule und ein Zollpavillion von Bruno Giacometti.


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appetizer R e i se t ipps z u K un s t und K ult ur zusammengestellt von B et t ina Götz

Der Arenenberg in Salenstein und die Kartause Ittingen im Kanton Thurgau Königlicher Schlaf Ein Himmelbett im Grünen ist die neue Sommerattraktion an zwei der schönsten Orte im Kanton Thurgau. Im Rahmen des Projekts „Million Stars Hotel“ von Schweiz Tourismus schlafen Gäste in „Bubbles“ – möblierte, durchsichtige ­Kugelzelte – des Hotel Arenenberg und der Kartause Ittingen den Sternen noch ein Stück näher.

Ein Kraftort der besonderen Art ist der Arenenberg am Schweizer Ufer des Bodensees – die Höri ist in Sichtweite. Ar­ chäoligische Funde lassen darauf schließen, schon die Römer schätzten die Schönheit dieses „Berges“. Im 15. Jahrhundert wurde auf dem „Narrenberg“ (wie der Hügel einst hieß) im Stil der Renaissance ein „Lustschloss mit Garten“ errichtet. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wählte es Hortense de Beau­ harnais, die Stieftochter Napoleons I., als Exilsitz, in dem sie mit ihrem Sohn Louis lebte, dem späteren Napoleon III. und letzten Kaiser von Frankreich. Nach der Napoleon-Ära konnte der Kanton Thurgau 1906 den Berg übernehmen, verbunden mit zwei Auflagen: Sowohl ein Museum als auch eine landwirtschaftliche Schule sollten auf dem Gelände entstehen. So geschah es. Eine noble Herberge folgte im klassizistischen Hauptgebäude des Schlossguts. Insgesamt 40 Zimmer mit 85 Betten bietet das „Hotel Arenenberg“. Es stehen vier Zimmerkategorien zur Verfügung. Am kaiserlichen Arenenberg ist nicht nur könig­ licher Schlaf inkludiert. Die Gäste genießen im Bistro Louis Napoléon Slow Food mit allerbesten Zutaten aus den eigenen angeschlossenen Gutsbetrieben.

Bubble, Kartause Ittingen, Foto: Ivo Scholz


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oben: Blick vom Napoleonmuseum auf den Bodensee, links: Innenansicht Napoleonmuseum Schloss Arenenberg,

Ein für die Hotelgäste kostenloser Rundgang im Napoleon­ museum ist ein Muss – die aktuelle Sonderausstellung gilt „Napoleons Ende: St. Helena, Arenenberg und die Geburt ­einer Legende“ (bis 24. Oktober). Auch Wein wurde auf dem Arenenberg schon immer angebaut. Heute werden Mül­ ler-Thurgau-, Pinot Noir- und Kerner Trauben gekeltert. Be­w irtschaftet werden die Reben nach umweltschonenden Richtlinien. Die Umstellung auf biologischen Weinbau ist auf der Agenda. Das Hotel bietet Rebberg-Begehungen mit an­ schließender Degustation an. Auf dem Schlossgut wachsen im Übrigen viele Heilpflanzen und unzählige, essbare Wild­ kräuter. Auf geführten Rundgängen können die Gäste so manche Entdeckung machen. Apropos Kräutergärtlein. Auf der Gemüse- und Welt­ erbe-Insel Reichenau, die gegenüber dem Arenenberg liegt, schrieb der Abt des Klosters Walafrid Strabo zwischen 830 und 840 ein Gedicht über Gartenbau. Sein „Hortulus“ gilt als das erste botanische Dokument aus altdeutscher Zeit, das sich mit dem „grünen“ Thema auseinandersetzt. Mit Sicherheit wurden die Mönche der Kartause Ittin­ gen von Strabos Gartenideen angeregt. Mehrere Jahrhunderte lebten dort Mönchsgemeinschaften, anfangs die Augustiner, ab 1462 die Kartäuser. Sie pflegten mit Sorgfalt die Gärten des Klosters. Vor den Zellen hatte jeder Mönch eigene kleine Bee­ te. Damit war im 19. Jahrhundert Schluss. Die Klosteranlage wurde privatisiert und verkam etwas. 1977 gründete sich eine Stiftung, die die Regie über den Wiederauf bau der Anlage

betrieb. Dazu gehörte auch ein Hotel, das über 68 stilvolle, modern eingerichtete Zimmer und Tagungsräume verfügt. Dank der Einbettung in die wundervolle Natur, umgeben von hauseigenen Rebbergen, Obstbäumen und der idyllischen Thurlandschaft, wirkt dieser prächtige Ort entschleunigend. Das ehemalige Kloster, das die Weisheit und das ­W issen von Jahrhunderten zu speichern scheint, wurde ­authentisch erhalten und restauriert. In den alten Mauern ­befinden sich zudem das Kunstmuseum des Kantons, das ­Ittinger Museum, eine Konzerthalle und ein Gutsbetrieb, der Brot, Fisch und Fleisch, Milchprodukte, Gemüse, Kräutertees, hausgemachte Konfitüren und vieles mehr ans Küchenteam des Hotels und des Restaurants Alte Mühle abgibt. Das DreiSterne-Haus ist Mitglied bei „Garten Hotels Schweiz“. Es belegte beim Rating durch die „Neue Zürcher Zeitung“ jüngst Platz fünf bei den besten Hotels der Schweiz mit Fokus auf nachhaltige Aktivitäten. Berühmt ist die Kartause für ihre Rosengärten. Mehr als tausend Rosenstöcke gedeihen dort in 250 verschiedenen Sorten. Der Garten, so heißt es, enthält die größte Sammlung historischer Rosen in der Eidgenossenschaft. Er lockt von überall Publikum. Auch die Kräuterbeete, Obstgärten und Rebhänge stehen den Gästen der Kartause offen. Und selbst für spirituelle Erfahrungen ist gesorgt. In einem stillen Teil des Gartens wartet ein Thymianlabyrinth, das achtsame ­Gehen zur Mitte kann neue Gedanken wecken. Die Kartause zählt mit rund 66 Ar Kulturland und 32 Hektar Wald zu den größten Landwirtschaftsbetrieben im Kanton. Die umlie­ genden Wälder und Felder laden zu Wanderungen ein: Eine Landschaft wie ein Kunstwerk. SIEGMU N D KOPITZKI

www. are ne nbe rg. ch www. kar tause. ch

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — A P P E T I Z E R

Fotos: Helmuth Scham


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Foto: © Grand Resort, Bad Ragaz

Aarau

Bielerhöhe/

Kultur ­ wochenende E i n p e r f e k t e s Wo c h e n e n d e f ü r z we i e r wa r t e t S i e i n A a ra u.

Bad Ragaz

Montafon

Baden

Grand Resort

Roman Signer

bei Wien

Bad Ragaz A n d e r G re n z e z w i s c h e n Vo r-

Viva Latina

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S t a r t e n S i e m i t e i n e m Ru n d g a n g d u rc h d i e m a l e r i s c h e

s c hwä r m t e s c h o n d e r D i c h t e r

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­A l t s t a d t m i t i h re n S e h e n s w ü r-

S o m m e r i n B a d e n b e i W i e n,

Ra i n e r M a r i a R i l ke. B e re i t s

s i e r t e d e r S c hwe i z e r Kü n s t l e r

d i g ke i t e n . Ve rg e s s e n S i e d a b e i

d a s h e i ß t a u c h, d i e g rö ß t e

z u m d r i t t e n M a l w u rd e d a s t ra -

Ro m a n S i g n e r e i n e Wa s s e r­

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i n s t a l l a t i o n . D a s P ro j e k t e n t -

Die bemalten Dachunterseiten

Eu ro p a s z u e r l e b e n . B i s 17.

B a d Ra g a z vo n G a u l t& M i l l a u

s t a n d i n Zus a m m e n a r b e i t m i t

s i n d e i n e A a ra u e r B e s o n d e r-

O k t o b e r p rä s e n t i e re n s i c h d i e

S c hwe i z z u m „H o t e l d e s J a h -

d e m Ku n s t h a us B re g e n z (K U B)

h e i t. O d e r b e s u c h e n S i e e i n

G ä s s c h e n, P l ä t z e u n d G ä r t e n

re s“ g ewä h l t. Zu Eu ro p a s

u n d d e m E n e rg i eve r s o rg e r

M us e u m . B e s i c h t i g e n S i e d i e

d e r e i n s t i g e n ka i s e r l i c h e n

g rö ß t e r Fre i l u f t - S ku l p t u re n a us -

­i l l we r ke v k w AG. D a s Wa s s e r

s p a n n e n d e A us s t e l l u n g

S o m m e r re s i d e n z a l s G e s a m t -

s t e l l u n g , d e r Tr i e n n a l e d e r

d e s B i e l b a c h s w i rd f ü r d i e ­I n s t a l l a t i o n i n e i n e r Fo n t ä n e

ku n s t we r k . „V i va L a t i n a“, s o

S ku l p t u r „B a d Ra g A RTz “, h a t

d i e n o c h b i s 26 . S e p t e m b e r i m

d e r T i t e l d e s Fe s t i va l s m i t Fo t o -

d a s p re i s g e k rö n t e H a us z we i

ü b e r d e n Fu ßwe g h i nwe g

A a rg a u e r Ku n s t h a us z u s e h e n

g ra f i e n a us L a t e i n a m e r i ka,

b e s o n d e re A r ra n g e m e n t s

­w i e d e r i n d e n S e e g e l e i t e t.

„S c hwe i z e r S ku l p t u r s e i t 194 5“,

i s t. „We e ke n d A a ra u ku l t u re l l “

ve r wa n d e l t d i e S t a d t i n e i n e

z us a m m e n g e s t e l l t. Wä h re n d

D e r b o g e n f ö r m i g e Wa s s e r-

n e n n t a a ra u i n f o s e i n a t t ra k t i -

e i n z i g e g ro ß e „B i l d e r- ­G a r t e n -

das Basic-Angebot ab

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We l t “. B e g e b e n S i e s i c h a u f

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t e k t o n i s c h e n E l e m e n t, z u r

I m Pa us c h a l p re i s a b C H F 159

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m i t Fr ü h s t ü c k , e i n e Ke n n e n -

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sind eine Übernachtung mit

l a n g e n S t re i f z u g d u rc h 31

l e r n f ü h r u n g d u rc h d e n S ku l p ­

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Fr ü h s t ü c k i m D re i - u n d

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T h e r m a l S p a u n d z u r Ta m i n a

E r l e b n i s s e b i e t e n, o f t a u c h m i t

4 - S t e r n e - H o t e l, d e r E i n t r i t t i n

D i e To u r i s t I n f o r m a t i o n B a d e n

T h e r m e u m f a s s t, b i e t e t d a s

Po i n t e. B i s 25. S e p t e m b e r ka n n

e i n M us e u m o d e r e i n e ö f f e n t l i -

b i e t e t m e h re re Fe s t i va l -­

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man jeden Samstag am

c h e S t a d t f ü h r u n g s ow i e e i n

Pa c ka g e s a n, d i e n e b e n e i n e r

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S i l v re t t a - ­S t a us e e a n e i n e r

Re s t a u ra n t g u t s c h e i n e n t h a l t e n .

Übernachtung einen Stadt­

„ M e e t - a n d - g re e t - A p é ro“ m i t

­Fü h r u n g t e i l n e h m e n .

s p a z i e rg a n g u n d e i n e Fü h r u n g

E s t h e r u n d Ro l f H o h m e i s t e r,

a a ra u i n f o.c h

d u rc h d i e A us s t e l l u n g s ow i e

d e n I n i t i a t o re n u n d Ve ra n ­

e i n e n d i g i t a l e n A us s t e l l u n g s -

s t a l t e r d e r Tr i e n n a l e.

ku n s t h a us - b re g e n z .a t

ka t a l o g e n t h a l t e n . re s o r t ra g a z .c h t o u r i s m us . b a d e n .a t

Festival La Gacilly-Baden Photo, 2018 © GG Tourismus der Stadt­g emeinde ­B aden  / Lois Lammerhuber


159

Graz Lyrik to go

Leipzig Den Noten

I m l i t e ra r i s c h ex p e r i m e n t i e rf re u d i g e n G ra z l a d e n d a s I n s -

auf der Spur

t i t u t f ü r Ku ns t i m ö f f e n t l i c h e n Ra u m S t e i e r m a r k u n d d e r D i c h -

Das Albertinum beherbergt die Galerie Neue Meister sowie die Skulpturensammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Foto: Frank Exß

Dresden Duisburg Beuys meets Die sächsische Landeshaupts t a d t i s t re i c h a n Ku n s t u n d

Lehmbruck

Ku l t u r, n i c h t u m s o n s t t rä g t s i e

J o h a n n S e b a s t i a n B a c h, Fe l i x M e n d e l s s o h n - B a r t h o l d y, d a s

50 C e n t G e d i c h t e a us Po e s i e -

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m i t j ewe i l s 14 G e d i c h t e n we r-

Wa g e n e r u n d G us t a v M a h l e r –

d e n d re i A u t o m a t e n b i s 14 .

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D ez e m b e r z u l y r i s c h e n Ra u m ­

u n d a r b e i t e t e n i n L e i pz i g .

i n(t e r) ve n t i o n e n . D e r „Fr i -

Auf einem fünf Kilometer lan-

s c h e - G e d i c h t e“- A u t o m a t i m

g e n Ru n d g a n g , d e r „L e i p­z i g e r

Joanneumsvier tel enthält

N o t e n s p u r “, ka n n m a n d e m

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bänder und Informationstafeln

Ly r i ke r u n d „g e f ü h l s e c h t e“

f ü h re n z u Wo h n - u n d W i r k­

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s t ä t t e n b e r ü h m t e r M us i ke r.

Ko n d o m a u t o m a t n e b e n d e m

A n 23 S t a t i o n e n g ewä h re n

E i n g a n g d e s Fo r u m s S t a d t p a r k .

M us i k b e i s p i e l e s ow i e k l e i n e

D e r p o e t i s c h e Pa rc o u r s w i l l

Hörszenen spannende Ein­

L us t a u f d a s L e s e n m a c h e n .

d e n B e i n a m e n „E l b f l o re n z “.

b l i c ke i n d a s A l l t a g s l e b e n d e r M us i k s c h a f f e n d e n . I n f o r m a ­

A l l e i n d i e z a h l re i c h e n h o c h ­

2021 f e i e r t N o rd r h e i n -­

ka rä t i g e n M us e e n s i n d e i n e

We s t f a l e n d e n 10 0. G e b u r t s -

z i g s M us i kg e s c h i c h t e i s t d i e

Re i s e we r t. D i e S t a a t l i c h e n

t a g vo n J os e p h B e u ys m i t

p a s s e n d e „N o t e n s p u r “- A p p.

Ku n s t s a m m l u n g e n D re s d e n

e i n e m v i e l ­f ä l t i g e n J u b i l ä u m s -

zählen zu den ältesten und

p ro g ra m m . A u c h D u i s b u rg

b e d e u t e n d s t e n M us e u m s ­

re i h t s i c h i n d e n A us s t e l l u n g s -

ve r b ü n d e n d e r We l t. M i t d e r D re s d e n M us e u m s C a rd s t e h e n

k i o e r.a t

t i ve r We g b e g l e i t e r d u rc h L e i p -

n o t e n s p u r- l e i pz i g .d e

re i g e n e i n . U n t e r d e m T i t e l „ A l l e s S ku l p t u r “ w ­ idmet sich

I h n e n n i c h t n u r d i e b e ka n n t e s -

d a s L e h m b r u c k M us e u m d e r

t e n M us e e n u n d A us s t e l l u n g e n

kü n s t l e r i s c h e n Ve r wa n d t s c h a f t

kos t e n l os o f f e n . Zus ä t z l i c h

vo n z we i d e r b e d e u t e n d s t e n

g e n i e ß e n S i e z a h l re i c h e

Kü n s t l e r d e s 20. J a h r h u n d e r t s .

­E r m ä ß i g u n g e n i n Re s t a u ra n t s ,

E r l e b e n S i e e i n ku n s t vo l l e s

G e s c h ä f t e n, b e i Ve ra n s t a l ­

Wo c h e n e n d e i n d e r Ru h r­

t u n g e n u n d Fre i z e i t a n g e b o t e n .

m e t ro p o l e: Zwe i Ü b e r n a c h ­

D a s Re i s e a n g e b o t „D re s d e n

t u n g e n i m D o p p e l z i m m e r,

3 f ü r 2 i n k l us i ve M us e e n“ –

Eintritt in das Lehmbruck

d re i Ü b e r n a c h t u n g e n z u m

M us e u m m i t e i n e r Fü h r u n g ,

P re i s vo n z we i i m D o p p e l ­

i n d a s M us e u m Kü p p e r s m ü h l e

z i m m e r m i t Fr ü h s t ü c k , d a z u d i e

u n d i n d a s M us e u m D K M , e i n e

D re s d e n M us e u m s C a rd – i s t

H a f e n r u n d f a h r t u n d e i n T i c ke t

a b 130 € b e i d e r D re s d e n

für den ÖPNV sind Bestand­

Information GmbH erhältlich.

t e i l e d e s „B e u ys - m e e t s -­ L e h m b r u c k “- A r ra n g e m e n t s ,

d re s d e n .d e

d a s a b 175,9 0 € b i s 17. O k t o b e r g e b u c h t we rd e n ka n n . d u i s b u rg .d e

Johannisfriedhof in Leipzig, Foto: W. Schneider, © Notenspur Leipzig e. V.

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — A P P E T I Z E R

Elbflorenz

ter Matthias Göritz Besucher i n n e n u n d B e s u c h e r e i n, f ü r


Neumünster Ausflug Mannheim/

auf der

Heidelberg

­G artenroute

Moderne trif f t Romantik

H i e r d i e O s t s e e, d o r t d i e N o rd s e e. Fl e n s b u rg , K i e l u n d H a m b u rg s ow i e a l l e w i c h t i g e n A t t ra k t i o n e n i m U r l a u bs l a n d

Ute und Günter Grass auf dem Tandem, Foto: Anneli Høier © die LÜBECKER MUSEEN

„ Zwe i S t ä d t e, e i n E r l e b n i s“ –

Schleswig-Holstein in der

u n t e r d i e s e m M o t t o p rä s e n ­

N ä h e. N e u m ü n s t e r i s t d e r

t i e re n s i c h d i e b e i d e n

­i d e a l e A us g a n g s p u n k t f ü r A us -

Nachbarstädte Mannheim und

f l ü g e. E i n e d e r G a r t e n ro u t e n

H e i d e l b e rg a l s g e m e i n s a m e s

in Schleswig-Holstein –

Re i s ez i e l . G ä s t e h a b e n d i e

Lübeck Liechtenstein

Tour de Grass

Ein Land, ein Weg

„ Zu g r ü n e m We r k u n d E r n t e g l ü c k “ – z e i c h n e t d e n i n d us t r i -

p a ke t e n z u ve r s c h i e d e n e n

e l l e n A u f s c hw u n g N e u m ü n s t e r s

­T h e m e n s c hwe r p u n k t e n, d i e

u m 19 0 0 n a c h . U n t e r n e h m e r

ä h n l i c h u n d d o c h j ewe i l s e i n -

u m g a b e n s i c h m i t p r i va t e n

zigartig in beiden Städten zu

­V i l l e n g ä r t e n, a n d e re A n l a g e n

finden sind. „Moderne trif f t

dienten der Erholung der

Ku l t u r- u n d N a t u r b e g e i s t e r t e

Ro m a n t i k “ n e n n t s i c h e i n e s d e r

A r b e i t e r u n d B ü rg e r s c h u f e n

kö n n e n d i g i t a l b e g l e i t e t a u f

Ko m b i - A n g e b o t e m i t p e r s ö n ­

b u n t e K l e i n g a r t e n ko l o n i e n .

d e n S p u re n d e s S c h r i f t s t e l l e r s

l i c h e m G u i d e. B e i e i n e r i n d i v i -

Erhalten geblieben sind auch

G ü n t e r G ra s s vo n L ü b e c k b i s

d u e l l e n S t a d t f ü h r u n g e r ku n d e n

W i e s e n e i n s t i g e r O bs t g ü t e r,

D a s Fü r s t e n t u m L i e c h t e n s t e i n

n a c h M ö l l n d u rc h d a s S t e c k-

S i e d i e a u ß e rg ewö h n l i c h e

d i e vo r m a l s z u r Ve r s o rg u n g

ka n n g u t a n n u r e i n e m Ta g

n i t z t a l ra d e l n . D i e n e u e S m a r t -

Open Urban Art Galler y

der Stadt b ­ eitrugen und heute

d u rc h q u e r t we rd e n . D e r L i e c h -

p h o n e - A p p „To u r d e G ra s s“

M a n n h e i m . I m Ko n t ra s t z u d e n

a l s Fu n d g r u b e n a l t e r O bs t ­

t e n s t e i n -We g f ü h r t d u rc h a l l e

f ü h r t z u 24 S t a t i o n e n, d i e i m

z e i t g e n ös s i s c h e n M a n n h e i m e r

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166 D ie S t a at l ic he n K u n st s a m m lu n g e n D r e s de n i m Umbr uc h

Träume von Bedeutung Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) sind ein Verbund aus 15 Museen und vier Institutionen von Weltrang. Nach jahrzehntelangem Wiederaufbau hat Generaldirektorin Marion Ackermann seit ihrem Amtsantritt im Jahr 2016 eine neue Mission für das Universalmuseum entwickelt, dessen riesige Sammlungen seit der Kunstkammer der sächsischen Kurfürsten über fünf Jahrhunderte gewachsen sind. Nicht mehr nur die sächsische Identität soll sich in Gemäldegalerie oder Grünem Gewölbe spiegeln – jetzt gehen die Dresdner Kunstsammlungen auch dorthin, wo es weltpolitisch gerade wehtut. Zuletzt nach Moskau, wo ausgerechnet auf dem Höhe­punkt der Nawalny-Proteste im April eine vom Alberti­ num und der Moskauer Tretjakow-Galerie gemeinsam organisierte opulente Schau über russische und deutsche ­Romantik eröffnet wurde. Carsten Probst sprach mit Marion Ackermann über Museen als Partner der Außenpolitik – und über kühne Pläne für weitere Initiativen. ARTMAPP: Frau Ackermann, am Tag vor der offi­ ziellen Ausstellungseröffnung in der Staatlichen Tretjakow-Galerie zogen Tausende für die Frei­ lassung Alexej Nawalnys durch russische Städte, die Moskauer Innenstadt war abgeriegelt, es gab zahllose Verhaftungen. Zugleich hielt Präsident Putin eine Rede, in der er Drohungen gen Westen richtete und Russlands neueste Waffensysteme pries. Eigentlich nicht die besten Bedingungen für eine Ausstellung über deutsch-russische Romantik, könnte man meinen ... Marion Ackermann: Die Kompliziertheit dieses Vorhabens war mir und meinen russischen Kolleginnen und Kollegen immer bewusst. Ich habe es fast als Wunder empfunden, dass es überhaupt stattfinden konnte. Schon in den drei Jahren der Vorbereitung gab es immer wieder Hindernisse – nach dieser langen Zeit wollte ich unbedingt daran festhalten. Die Vorbe­ reitung war von Anfang an auf Augenhöhe, gleichberechtigt, mit hohem persönlichem Einsatz gerade der russischen Kolle­ ginnen und Kollegen. Die Resonanz in den russischen Medien zeigt auch, dass das produktiv war, das Publikum kommt zahlreich und versteht, dass schon der Ausstellungstitel „Träume von Freiheit“ einen politischen Beiklang hat. Aber wir müssen die Situation immer wieder neu bewerten, das russische Verbot von drei deutschen NGOs Ende April zum Beispiel ist natürlich problematisch.


167

Maxim Worobjow, „Vom Blitz gespaltene Eiche (Unwetter)“, 1842, Öl auf Leinwand, 100,5 x 131 cm

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — A U S S T E L L U N G

© Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau


168 ARTMAPP: Der deutsch-russische Museums­ dialog leidet schon lange unter diversen politischen Krisen. Wollen Sie gezielt die große Politik durch persönliche Initiativen unterlaufen? MA: Es darf im kollegialen Austausch nicht mehr wie früher ein Gefälle entstehen. Und das bedeutet eben, dass man ­u nterhalb des Radars der hohen Politik arbeitet, weil ein ­k ritisches, offenes Gespräch jederzeit möglich sein muss. ­Zelfira Tregulova, die Direktorin der Tretjakow-Galerie, hat über die Romantik promoviert, ich selbst über Wassily ­K andinsky. So kamen wir miteinander ins Gespräch darüber, was man ­eigentlich über Kunst und Kultur der Moderne von­ einander weiß. Wer kennt bei uns schon die Namen von grandiosen russischen Malern der Romantik wie Wene­ zianow oder Iwanow? So entstand die Idee für das Projekt. Je mehr man die Kultur des anderen liebt, je mehr man davon weiß, desto gefeiter sind Menschen davor, ideologisch mani­ pulierbar zu sein. Das ist nach wie vor meine Überzeugung.

ARTMAPP: Steht Kultur denn nur für das Gute? Als Korrektiv entgleister Politik? Die chinesische Regierung begründet ihre Auffassungen in ­Menschenrechtsfragen doch auch immer mit ­k ultureller Differenz gegenüber Europa. MA: In allen Diktaturen ist Kultur immer benutzt worden, frei nach George Orwell: Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft, und wer die Gegenwart kontrol­ liert, kontrolliert die Vergangenheit. Meine Erfahrung ist trot zdem: Indem man zusammenarbeitet , entstehen ­Komplexitäten und Differenzierungen, die uns am Ende vor einseitigen Wahrnehmungsfallen bewahren. Als Frank-­ Walter S ­ teinmeier noch Außenminister war, habe ich ihn in einer Delegation auf einer Reise in die Maghreb-Staaten ­begleiten können. Damals hatte man seit 13 Jahren erfolglos versucht, ein deutsch-algerisches Kulturabkommen zu unter­ zeichnen. Und als es dann wieder scheiterte, sagte Steinmeier: Nie den Dialog abbrechen! Weiter miteinander reden! Ich muss sagen, dieses Erlebnis hat mich stark geprägt.

Emeka Ogboh, „Vermisst in Benin“, 2020, © Emeka Ogboh


169

Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Foto: David Pinzer, © SKD

MA: Ich würde sagen, das ist eine Form von Freiheit. Als unse­ re Sammlungen unter August dem Starken im 17. Jahrhundert im Wesentlichen entstanden, war dieser ja schon mit dem ­O smanischen Reich sowie mit dem indischen und chinesi­ schen Großreich konfrontiert. Er hat deren Kunst und Kulturgüter gesammelt, alles damals übrigens ordentlich ­bezahlt. Auch von den Türken haben wir kaum Kriegsbeute, sondern meist eigene Erwerbungen. Von daher kann ich bei unseren Projekten stets argumentieren: Unsere Sammlungen waren immer schon international, und das auf einer relativ ­geklärten Grundlage. Daraus ergeben sich heute Netzwerke und Projekte. ARTMAPP: Was sind das für Projekte? MA: Das Musée du Luxembourg in Paris hat uns eingeladen, unsere Objekte aus dem ehemaligen afrikanischen König­ reich Benin zu zeigen, die wir im Grünen Gewölbe und in unseren ethnologischen Sammlungen auf bewahren. Dabei soll der Unterschied zwischen Artefakten, die noch aus der frühen Zeit der Kunstkammer im 16. Jahrhundert stammen, und solchen, die aus dem kolonialen Kontext des 19. Jahrhun­ derts kommen, untersucht werden. Nicht alle unsere Benin-Objekte stammen ja aus der berüchtigten „Strafaktion“ der Briten im 19. Jahrhundert. Aber gibt es so eine Kategorie präkolonialer Kunst überhaupt? Das ist historisch komplex und wir müssen gerade jetzt als Museum dazu eine Haltung finden. – Und auf der Biennale in Lyon im nächsten Jahr wer­ den wir als Universalmuseum präsent sein, um ebendieses Ideal der Universalmuseen kolonialkritisch zu hinterfragen.

ARTMAPP: Sie planen auch ein Projekt mit der Türkei … MA: Ich würde gern mit unserer „Türckischen Cammer“ ein Projekt zur osmanischen Kultur realisieren, mit Partnern in der heutigen Türkei. Dafür böte sich eigentlich das Jubiläum der Staatsgründung durch Atatürk 2023 an. Das wird natür­ lich nicht so einfach, vielleicht scheitert es auch. Aber es ist es wert, es zu wagen, finde ich. ARTMAPP: Das ist nicht mehr viel Zeit für ein Projekt dieser Größe. MA: Es muss im Herbst entschieden werden. Vor allem die Frage: Kooperieren wir mit privaten Institutionen wie den von der Familie Koç geförderten oder mit den großen staat­ lichen Museen, von denen wir natürlich zumindest Leihgaben bräuchten. Davon hängt am Ende die Art des Projektes ab. ARTMAPP: Das Verhältnis zwischen Deutschland und der Türkei ist auch nicht gerade entspannt. Haben Sie keine Bedenken, politisch instrumen­ talisiert zu werden? MA: Brücken zu bauen mit Kultur, das wird in der Türkei und hier grundsätzlich positiv gesehen, glaube ich. Unser Außen­ minister war ja gerade dort und sagte mir, der Augenblick sei verhältnismäßig günstig, eine Tür habe sich leicht aufgetan. Ein solches Projekt muss unabhängig kuratiert sein und wir müssen eine Balance finden zwischen historischer Ausstel­ lung und der Haltung, die wir zeigen.

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — A U S S T E L L U N G

ARTMAPP: Die SKD sind der sächsischen Landes­ regierung unterstellt, nicht der Bundesregierung. Ist das nicht ein arg begrenzter Rahmen für Kulturaußenpolitik?


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Johannes Vermeer, „Bei der Kupplerin“, 1656, Öl auf Leinwand, 143 x 130 cm, Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Estel/Klut, © SKD

ARTMAPP: Die SKD als Botschafterin deutscher Außenpolitik? MA: Das wären wir, wenn die Außenpolitik unsere Arbeit nutzt, um politisch voranzukommen. Aber wir selbst sind nicht in der Rolle der Politikerinnen und Politiker. Es ist viel­ leicht ähnlich wie bei dem Projekt mit Moskau: Es geht um vertieftes Wissen und um die Menschen − „people to people“. Ich bin in einem Teil meiner Kindheit in der Türkei aufge­ wachsen, und ich war immer erschüttert, wie wenig man in Deutschland über dieses Land weiß. Zum Beispiel über die vielen Exilantinnen und Exilanten, die in der Zeit des Natio­ nalsozialismus nach Ankara und Istanbul gegangen sind. Ankara wurde durch deutsche und österreichische Architek­ ten der zweiten Moderne aufgebaut. Allein da gibt es in der gegenseitigen Vermittlung eine Menge zu tun.

ARTMAPP: Sie erwähnten eben die Benin-­ Bronzen im Besitz der SKD. Deren Restitution an Nigeria wurde im April bundespolitisch beschlos­ sen. Befürchten Sie nicht, mittelfristig als Museum ohne Originale dazustehen? MA: Die SKD erforschen ihre Bestände schon seit mehr als 20 Jahren, und wir restituieren fast jeden zweiten Monat ­O bjekte aus verschiedenen historischen Kontexten oder ­bekommen selbst welche zurück. Es gibt derzeit so viele ver­ schiedene ­Modelle für künftige Kooperationen! Ich denke zum Beispiel, bevor so viele Objekte in den Depots schlum­ mern – auch bei uns: Warum suchen wir nicht neue Wege, sie zugänglicher zu machen, gern über kulturelle Austausch­ programme? Wer weiß denn hierzulande etwas über die Renaissance oder die Moderne in Afrika oder in den anderen Ländern, aus denen diese Objekte stammen? Eigentlich wäre gerade jetzt die Zeit für neue Bildungsoffensiven.


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MA: Was ich gelernt habe, ist: Jeder Ort mit seinem Publikum ist komplett anders. Man war froh, als ich bei meiner Einstandsrede sagte, dass ich schon die Unterschiede zwi­ schen München, Stuttgart und Düsseldorf mindestens so groß finde wie zwischen Westen und Osten. Im Vergleich zu Düsseldorf muss ich sagen: Dort gibt es eine berühmte, exzel­ lente, doch quantitativ kleine, westlich geprägte, kanonisierte Sammlung, die ich liebe − eine Art Nationalgalerie der alten Bundesrepublik. Aber in Dresden sind wir an einem Ort der Unerschöpf lichkeit, der Transkulturalität, die überall zu ­spüren ist. Hier sieht man: Keine Kultur kann entstehen ohne die andere.

ARTMAPP: Dresden war lange nicht unbedingt als Ort kultureller Innovation bekannt, eher im Gegenteil. MA: Ich finde, die Kür für jedes Museum ist, die künstlerische Produktion anzureizen. Dazu realisieren wir hier inzwischen sehr viele Projekte und versuchen, die Werke dann auch zu sammeln. Das ist sicher ein Akzent, den ich mit hier­ hergebracht habe, auch durch Aufnahme der großen zeitgenössischen Kunstsammlung von Erika und Rolf Hoff­ mann sowie des Archivs der Avantgarden aus der Sammlung von Egidio Marzona. Dadurch holen wir die Zeitgenossen­ schaft der Sammlung intensiv nach, was hier durch die jüngere Geschichte weggebrochen war. Und das wird das ­ganze Gefüge der SKD noch einmal stark bereichern und viel­ leicht auch verändern. www. skd. museum

Ausstellungsansicht „STILL ALIVE. Werke aus der Schenkung Sammlung Hoffmann“, März 2021, Foto: Oliver Killig, © SKD

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — A U S S T E L L U N G

ARTMAPP: Vor viereinhalb Jahren kamen Sie von der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen nach Dresden − nach Stationen in Stuttgart und Mün­ chen. Müssen Sie sich mit Ihrem Ansatz der inter­ nationalen Vernetzung hier anders erklären?



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M a r i n a A br a mov i ć i n de r K u n st h a l le T ü bi n g e n

Transformation Eine Reise ins Innere We l t w e i t f a s z i n i e r e n i h r e P e r f o r m a n c e s , V i d e o s

Marina Abramović gilt als Pionierin der Performance-Art. Die Ausstellung in der Kunsthalle Tübingen beleuchtet eine neue Seite der Ausnahmekünstlerin. Sie zeigt, wie Abramović die Entwicklung am „eigenen Selbst“ mittels unterschiedlichster Medien und Werke in die Sprache der Kunst übersetzt hat, und ihre Bezüge zu Tübingen seit den 1970er-Jahren. „Mich fasziniert, wie sie mit der eigenen Transforma­ tion so offen umgeht. Sie hat das in ihrer Biografie getan und auch als wir vor mehr als zwei Jahren begannen, die Ausstel­ lung zu planen, war Marina Abramović diejenige, die von sich aus vorgeschlagen hat, für die Auslegung und Neuinterpreta­ tion ihres Werkes verschiedene Autorinnen und Autoren einzuladen, die ihr Werk neu beleuchtet haben“, sagt Nicole Fritz, Direktorin der Kunsthalle Tübingen. „In mir stecken drei Marinas – die Kriegerin, die Jammertante und die Spiri­ tuelle“, steht in ihrer Biografie „Durch Mauern gehen“. Die Ausstellung „Jenes Selbst / Unser Selbst“ stellt den spirituel­ len Aspekt in Leben und Werk der Künstlerin, die 1946 in Belgrad geboren wurde, in den Mittelpunkt. Sie studierte an der Kunstakademie Belgrad und beginnt in den 1970er- und 1980er-Jahren, performativ, also mit ihrem Körper, Kunst zu machen, und gibt das Malen und Zeichnen auf. „Wir zeigen in Tübingen ein Gesamtkunstwerk, den Menschen und die Künstlerin Marina Abramovi ć , der ­Parcours an Werken ist sowohl chronologisch als auch thema­ tisch angelegt“, betont Nicole Fritz. Die „Reise ins eigene Innere“ der Künstlerin wird anhand von ausgewählten Hauptwerken gezeigt, aber auch die Frühphase ist mit bisher

unveröffentlichtem Archivmaterial dokumentiert. Ergänzt wird die Ausstellung durch einen umfangreichen Katalog mit interdisziplinären Beiträgen, die das Œuvre unter psychoana­ lytischem, theologischem, mythologischem, kunst- und kulturwissenschaftlichem Blickwinkel analysieren. Wenig bekannt ist bislang die Verbindung von Marina Abramović zu der Galerie Ingrid Dacić aus Tübingen. Hier war die Künstlerin von 1975 bis 2000 mehrfach zu Gast. „Wir machten fünf Ausstellungen mit Marina und eine mit Marina und Ulay. Wir haben Marina 1974 in Belgrad im studentischen Kulturzentrum kennengelernt. Dort haben wir ihre Per­ formance ‚Rhythm 5‘ gesehen und mein Mann hat sie, zusammen mit einem anderen Zuschauer, aus dem brennen­ den Stern geholt, als sie ohnmächtig wurde“, erinnert sich Ingrid Dacić , die ehemalige Tübinger Galeristin. „Generell hat sie ihre politische Haltung künstlerisch sehr gut umge­ setzt. Der fünfzackige Stern war das politische Symbol der kom­munistisch und sozialistisch regierten Länder und des ehemaligen Jugoslawiens“, ergänzt sie. „Wir hatten ab 1983 bis 2000 die Galerie, davor haben wir uns die Kunst ins Haus geholt und Performances sowie Rauminstallationen gezeigt“, sagt Ingrid Daci ć , deren Galerie gut 1.300 Meter von der Kunsthalle Tübingen entfernt war und neben Marina ­A b­r amović Künstlerinnen und Künstler unterschiedlicher Richtungen gezeigt hat wie Julije Knifer, Radomir Damnjan, Braco Dimitrijevi ć , aber auch Reiner Ruthenbeck, Luigi ­Ontani, Martin Kippenberger, Albert Oehlen, Georg Ettl und viele andere.

linke Seite: Marina Abramović, „Levitation of Saint Teresa“, aus der Serie „The Kitchen, Homage to Saint Teresa“, 2009, Videoinstallation, Courtesy: Marina Abramović Archives, © Marina Abramović / VG Bild-Kunst, Bonn 2021

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u n d a n d e r e P ro j e k t e e i n M i l l i o n e n p u b l i k u m .


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„Die Zusammenarbeit mit Marina Abramović und i­ hrem Stu­ dio war großartig und sehr eng“, so Nicole Fritz b ­ egeistert. „Marina Abramović hat eigenes Archivmaterial beigesteuert und wir haben die Ausstellung im Vorfeld – da wir aufgrund der Pandemie nicht reisen konnten − gemeinsam virtuell auf­ gebaut“, beschreibt die Kunsthallendirektorin. Zahlreiche Fotos sowie Videos werden erstmals der Öffentlichkeit in der Ausstellung und im Katalog vorgestellt und weitere wichtige Werke dieser frühen Phase, etwa das Video „Freeing the Me­ mory“ von 1975 sowie die Performance „Talking about Similarity“ von 1976, belegen diese Zeit. Marina Abramović lernte den deutschen Künstler Ulay 1975 kennen und lieben − aus der zwölfjährigen Zusammenarbeit ging die titelgebende Arbeit „That Self “ von 1980 hervor. Bereits im Jahr 1972 lernte Marina Abramović Joseph Beuys kennen, und er hat sie nachhaltig beeinflusst. „Es gab immer schon zahlreiche Künstlerinnen und Künstler des 20. Jahrhunderts, die sich mit der Suche nach dem eigenen In­ neren auseinandergesetzt haben“, sagt Kunsthistorikerin Nicole Fritz, die über Beuys promoviert hat. Alchemie war stets – mal mehr oder weniger − ein Teil der Kunst. Und sie er­ gänzt: „Beuys hat weniger seinen autobiografischen Körper benutzt. Er hat sich auf die Anthroposophie bezogen und ­s eine ­Werke verweisen oft auf diese Metaerzählungen.“ Marina Abra­mović dagegen ist viel körperhafter, ihre Lebens­ sicht ­leitet sie aus radikalen Körperbefragungen ab. Ihre frühen P ­ erformances wie „Rhythm 0“ von 1974 loten auf fast schon selbstzerstörerische Art und Weise die Grenzen des

Körpers und des Bewusstseins aus. Während die große ­ erformance „The Artist Is Present“ von 2010, bei der sie 90 P Tage im New Yorker MoMA bewegungslos, ohne Unterbre­ chung Be­su­cherinnen und Besuchern gegenübersitzt und ihre Aufmerksamkeit auf sie richtet, dann mehr einen „Energie­ dialog“ mit dem Publikum darstellt. Der spirituelle Aspekt zeigt sich darüber hinaus auch in den Arbeiten, die von den Spuren ihrer serbisch-orthodoxen Erziehung geprägt sind. So nutzt sie beispielsweise ihren ­Körper in der Tradition christlicher Bußrituale als Tor, um ­einen erweiterten Bewusstseinszustand zu erlangen. „Sie ­f indet neue Bilder für den Dialog mit dem inneren ‚Selbst‘ wie das ‚Portrait with White Lamb‘ von 2010“, erklärt Nicole Fritz. Im Lauf ihres Lebens hat sie einen ganz individuellen Zugang zum Transzendenten entwickelt, der auf diese Art und ­Weise Elemente der europäischen Mystik, etwa von Teresa von Ávila, des südamerikanischen Schamanismus und des Buddhismus vereint. Am Ende der Entwicklung dieses Dialogs mit dem ­„eigenen Selbst“ steht eine selbstbewusste Künstlerin. Die ­E ssenz ihres Werkes als Impulsgeberin sowie ihre Erfah­ rungen gibt sie heute in Workshops und in dem von ihr gegründeten Marina Abramović Institute (MAI) weiter. Erst­ mals werden in Tübingen auch die Arbeit „The Life“ in einem musealen Kontext zu sehen sein, eine der jüngsten Arbeiten, in der diese dem Pub­l ikum im Ausstellungsraum mittels ­M ixed-Reality-Technik virtuell erscheint, sowie das Video „Boat Emptying, Stream Entering 2“ von 2001. CHRISTINA KÖRNER

2 4 . Juli 202 1 bis 13. Febr uar 202 2 M a r i n a A b ra m o v i ć Jenes Selbst / Unser Selbst www. k unsthalle-t uebingen. de Marina und Ulay bei Familie Dacić, Tübingen, 1976, Courtesy: Ingrid Dacić Archive


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Ulay / Marina Abramović, „Point of Contact“, Januar/August 1980, Performance, 60 Min., De Appel Gallery, Amsterdam,

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Courtesy: Marina Abramović Archives, © Ulay und Marina Abramović / VG Bild-Kunst, Bonn 2021


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Marina Abramović Bundeskunsthalle Bonn, 2018

Im Lockdown er inner t sich auch die „ K u n s t A r z t P ra x i s“ g e r n a n g l ü c k l i c h e r e Z e i t e n . A n v e r g a n g e n e „ O p e ra t i o n e n“ , z u m B e i s p i e l da s auf rege nde Fotoshoot ing in de r B onne r B u n d e s k u n s t h a l l e m i t M a r i n a A b ra m o v i ć , d i e i n d i e s e m J a h r j a 7 5 w i rd . U n d a n zwe i ir r it ie re nd unte rschiedliche Seiten einer Künstler in.

Wir von der „KunstArztPraxis“ werden oft gefragt: „Ist es schwer, die Reichen und Schönen des Kunstbetriebs zu foto­ grafieren?“ Wir antworten dann immer: „Eigentlich nicht.“ Überhaupt ist das erste Foto oft das beste. Die Sekunde vorm letzten Strich durchs Haar. Der Moment beim Ver­senken ei­ nes Schmierpapiers in der Jackentasche. Der entscheidende Augenblick vor dem fast unvermeindlichen Posieren also. Bei Ai Weiwei, bei Erwin Wurm, teils auch bei Katharina Grosse. Bei Marina Abramović war das vollkommen anders.


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SICH BE I M BL ICK I NS L E E R E SA M M E L N

Im April 2018 war das, im Auftrag des WDR und im Vorfeld der großen Retrospektive „The Cleaner“ in der Bundeskunst­ halle Bonn. Daran erinnern wir uns, als sei es gestern gewesen. Marina Abramovi ć hatte sich fürs Fotoshooting viel Zeit ­genommen: ungewöhnlich in all dem Auf baurummel. Wir gehen zusammen ins lichte Foyer, einen von Abramovi ć s ­e rklärten Lieblingsorten im Museum. Das hauseigene Kamera­team folgt hinterdrein. Abramović setzt sich auf eine der Bänke, den Rücken an der Lehne. Sie schaut uns nicht an. Schaut gar nichts an. Wir können erkennen, wie sie sich ­sammelt. Wie sie die ganze Konzentration in das fließen lässt, was kommen wird. Wir gehen derweil (zum Fotografieren) in die Knie.

D I E K A M E R A A L S S C H U T Z WA L L

Alle Fotos: © KunstArztPraxis

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Dann dreht Abramović sich zu uns um – und wir blicken in et­ was seltsam Starres. Ein Gesicht zwischen Physiognomie und Maske, das wir von vielen offiziellen Fotos der Künstlerin längst kennen. Ein ikonisches Gesicht, das immer noch ­befremdet. Ein Gesicht, das augenblicklich zeigt, worum es geht – hier wie in Abramovi ć s Aktionen: Blicke fast wie Schmerzen aushalten, den eigenen Blick bei aller Verletzlich­ keit unbedingt kontrollieren wollen. Durchdringen. Und dabei undurchdringlich bleiben. So ist das Shooting wie eine Art Privat-Performance. Im Grunde könnten wir auch mitten in Abramović s Aktion „The Artist Is Present“ (2010) im New Yorker MoMA sein, bei der die Künstlerin drei Monate lang täglich während der Öff­ nungszeiten schweigend im Atrium auf einem Stuhl saß. Und ihr rund 1.500 gegenübersitzende Besucherinnen und Besu­ cher nacheinander in die Augen blickten. Nur nicht mit einem Tisch, sondern mit der Kamera als Schutzwall dazwischen.


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AU S D E R M A R K E W I R D D E R M E N S C H

T R ÄU M T A B R A M OV I Ć I N P E R F O R M A N C E S ?

Und dann passiert etwas ganz Zauberhaftes: Abramovi ć nimmt ihren Kopf in die Hände, senkt den Blick, hebt den Kopf wieder, öffnet die Hände – und ist plötzlich aufgewacht. Wir blicken in ein gelöstes Gesicht, das lächelt. Alles Maskie­ rende ist abgefallen. Aus der Marke, denken wir zumindest, wird der Mensch. Seitdem fragen wir uns: Wer ist Marina Abramović ? Ist sie jene Kunstfigur, die ihre Rolle im MoMA auch nach Mona­ ten und sichtlich gezeichnet von den Strapazen teils krampfhaft aufrechtzuerhalten sucht – und in dieser Emoti­ onslosigkeit manche der Besucherinnen und Besucher zum Lachen oder Weinen rührt? Oder ist sie jene „Privatperson“, die weinend aus der Rolle fällt, als sie erkennt, dass sie, angeb­ lich erstmals nach Jahren des Schweigens, ihrem Expartner Ulay gegenübersitzt – selbst wieder eine der ergreifendsten Szenen der Kunstgeschichte?

Wie man Marina Abramović wird, hat die Künstlerin 2016 in ihrer Autobiografie „Walk Through Walls: A Memoir. ­B ecoming Marina Abramovi ć “ hinlänglich beschrieben. Aber: Wie ist man Marina Abramović ? Und wann ist man ­Marina Abramović ? In der Per­formance? Im privaten Raum? Oder ist das gar nicht mehr zu trennen bei jemandem, der so stark in der eigenen Kunst ­versunken, mit ihr verbunden ist? Wir jedenfalls haben in zwei ganz unterschiedliche Gesichter geschaut. Zwei völlig verschiedene Blicke erhascht. Und es ­natürlich nicht herausgefunden. Am Ende des Shootings, beim gemeinsamen Betrach­ ten der Fotos, hat uns Marina Abramović übrigens über den Unterarm gestreift. Eine unachtsame Geste? Eine emotionale Regung? Abschluss der privaten Performance? Vielleicht alles zusammen. Oder auch nichts davon. Die „besten“ Fotos ­waren auf jedem Fall die letzten drei.


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K U N S TA R Z T P R A X I S

w w w . k u n s t a r z t p ra x i s . d e

„ S u p e r D a n k e , d i e s e K u n s t A r z t P ra x i s h a b e i c h h e u t e entdeck t – die Idee genial, einmalig, ungewöhnlich, ­h e ra u s ra g e n d , i n s p i r i e r e n d – a u c h f ü r d e n S ü d e n i n t e r e s s a n t . We i t e r s o u n d b i t t e n e h m t m i c h i n E u r e n N e w s l e t t e r-­ Ve r t e i l e r. I n B e u y s’ s c h e r A b w a n d l u n g ‚ K u n s t i s t M e d i z i n‘ I h r e r I d e e v e r b u n d e n g r ü ß t h e r z l i c h .“ H E L E N A VAY H I N G E R ,

Galeristin in Singen am Hohent wiel/Bodensee

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Kunst ist immer noch die beste Medizin. Deshalb präsentiert die „KunstArztPraxis“ in ihrer „Sprechstunde“ seit Mitte Ja­ nuar 2021 Körperstärkendes und Seelentröstendes aus den Museen NRWs. Und das in einer Form, die den Blog zu einer echten Entdeckung macht. Gegründet wurde die „Kunst­ ArztPraxis“ mit dem erklärten Ziel, der Kunst in NRW nicht nur, aber auch in Zeiten von Corona zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen: Dafür haben die Museen sogar hin und wieder das Licht angeknipst und den Alarm abgeschaltet, sodass die „KunstArztPraxis“ in Text & Bild von Ausstellungen berich­ ten konnte, die teils noch gar keine Besucherinnen und Besucher gesehen hatten. Formate (bisher): Ausstellungsbesprechungen („Ope­ rationen“), Ateliereinblicke („Hausbesuche“), Interviews, Quiz, Fotostrecken („Reine Bildgebung“). Und Erinnerungen an Treffen mit Künstlerinnen und Künstlern wie das mit ­Marina Abramović .



M a g d a le n a J e t elov á i m F or u m K u n st R ot t we i l

Pacific Ring of Fire

Magdalena Jetelovás Projekt „Pacific Ring of Fire“ aus dem Jahr 2018 entstand in Patagonien an der Nahtstelle zwischen Antarktischer und Pazifischer Platte und beschäftigt sich mit dem Thema der Grenze − im geografischen und erdgeschicht­ lichen, im philosophischen und kulturellen Kontext. Mithilfe eines Laserstrahls wurden mathematische Berechnungen der geologischen Nahtstelle als Lichtlinien markiert und in Foto­ grafien festgehalten. Jetelová beschreibt den Zustand einer Landschaft, die sich aufgrund des drastischen Klimawandels immer rascher und deutlich wahrnehmbar verändert. Die ­F otografie hält dabei nur einen kurzen Augenblick eines ­P rozesses fest, der unauf hörlich voranschreitet und mög­ licherweise nicht mehr aufhaltbar erscheint. Die Künstlerin begab sich dabei selbst in Gefahr, denn um den richtigen Standort für das Fotografieren ausfindig zu machen, musste sie in ein kleines Boot steigen oder Eisberge

erklimmen, um wiederum Bilder zu schießen, die von großer ästhetischer Wertigkeit sind. Gleichzeitig entsteht bei Be­ trachterinnen und Betrachtern aber das Gefühl massiver Bedrohung aufgrund sichtbarer klimatischer Veränderungen. Die unter großem technischem Aufwand fotografier­ ten Eislandschaften sind in Lichtboxen montiert. Auf diese Weise können die Landschaftserfahrungen, die die Künstle­ rin vor Ort in Patagonien fotografisch festhielt, weit entfernt vom eigentlichen Geschehen eindrücklich vor Augen geführt werden. Jetelovás Werkzyklus „Pacific Ring of Fire“ ist ein Memento für einen Prozess, der unaufhaltsam zu sein scheint, aber gleichzeitig mit aller Kraft verhindert werden muss, will die Menschheit auf Dauer überleben. JÜRGEN KNUBBEN

Bis 29. August 2021 Magdalena Jetelová „ P a c i f i c R i n g o f F i r e“ w w w . f o r u m k u n s t ro t t w e i l . d e

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Magdalena Jetelová, „Pacific Ring of Fire“, 2018, Leuchtkasten


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S oph ie Tae u b e r-A r p (1 8 8 9 − 1 9 43 ) · S on i a D el au n ay (1 8 9 5 − 1 9 7 9) Au r el ie Ne mou r s (1 9 1 0 − 2 0 0 5 ) · M a r c el le C a h n (1 8 9 5 − 1 9 8 1) Ve r e n a L o e we n sb e r g (1 9 1 2 − 1 9 8 6) · G e ne v iè ve C l a i s s e (1 9 3 5 − 2 0 1 8) C l a r a F r ie d r ic h- J e z le r (1 9 8 4 − 1 9 6 9 · K at a r z y n a K obr o (1 8 9 8 − 1 9 5 1) M a r y V ie i r a (1 9 2 7 − 2 0 0 1) · C h a rlot t e P o s e ne n ske (1 9 3 0 − 1 9 8 5 ) L i ly Gr e e n h a m (1 9 2 4 − 2 0 0 1) · Ve r a M ol n a r ( * 1 9 2 4)

Konkrete Künstlerinnen Verena Loewensberg, Ohne Titel, 1965, Öl auf Leinwand, 108 x 108 cm, Sammlung Peter C. Ruppert – Konkrete Kunst in Europa nach 1945, Museum im Kulturspeicher Würzburg, Foto: Andreas Bestle, © Nachlass Verena Loewensberg, Henriette Coray Loewensberg, 8001 Zürich

Das Kunstmuseum Stuttgart feiert eine Gruppe von zwölf Künstlerinnen mit einer Ausstellung, die es so noch nie gab. Gemeinsam folgten sie einer Kunstrichtung, waren der Stadt Stuttgart wie der Sammlung des Hauses verbunden und kannten sich. Das Schaffen jeder Einzelnen wird be­ trachtet, Ausbildungs- und Präsentationsmöglichkeiten mit Bezug zu Weltpolitik und Familienstand in Bild, Ton und Tafel erörtert.

Die Künstlerinnen beschäftigten sich mit dem Verhältnis von Fläche, Form, Linie, Raum und Farbe, sie arbeiteten geistig unabhängig voneinander über Jahrzehnte hinweg fokussiert konkret, so es ihre Lebensverhältnisse und die gesellschaftli­ chen Konventionen zuließen. Eine wirkliche Anerkennung ihres Tuns erfolgte meist spät oder zu Lebenszeit nur wenig. Allen gemeinsam ist, dass ihr Existenzgrund allein die Kunst war. Nicht der Kunstmarkt. Es waren überwiegend Galeristinnen nach 1945, die ihre Geschlechtsgenossinnen anfangs auf der Suche nach ­e inem noch nicht besetzten Programm im Bereich der ­a bstrakten und konkreten Kunst fanden, diese förderten, ­u nterstützten und mit ihrer Arbeit entschieden dazu bei­ trugen, dass sich ihr Wirken durchsetzte. In Paris waren das Colette Allendy, Denise René und Anne Lahumière, in Stutt­ gart Edith Wahlandt. Die Galeristin Linde Hollinger verbindet mit Vera Mol­ nar, der Pionierin der Computerkunst, eine seit fast 30 Jahren andauernde Arbeits- und Freundschaftsbeziehung. Sie ist bis heute von ihrem Werk fasziniert und löste das Versprechen mit ein, dieses zu Lebzeiten sehr bekannt zu machen.


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Charlotte Posenenske, „Vierkantrohre Serie D“, 1967/2021, Feuerverzinktes Stahlblech, Maße variabel,

Die Biografien der Ladies lesen sich wie Kinoplots! Die fan­ tastische Verena Loewensberg begann beispielsweise als Textilweberin; führte den Zürcher Plattenladen „City Dis­ count“ in den 1960ern; war als einzige Frau Mitgründerin der Zürcher Gruppe „allianz“; 1958 folgt die erste Einzelausstel­ lung in der Galerie im Haus Behr in Stuttgart; aber erst in den 1970ern konnte sie von ihrer Kunst leben. Von Charlotte Posenenske ist bekannt, dass sie − Stu­ dentin von Willi Baumeister in Stuttgart − erst Bühnenbild und Malerei verfolgte, ihren frühen Zeichnungen aus seriellen Strukturen, Rastern und Punkten Herstellungsanleitungen für mögliche Skulpturen folgen ließ; diese baute sie später, unterstützt durch ihren ersten Mann, den Architekten Paul Posenenske; 1968 entschied sie sich, politisch denkend und nach den Studentenunruhen in Frankfurt am Main die Sinn­ haftigkeit künstlerischer Produktion anzweifelnd, Soziologie zu studieren und die Kunst sein zu lassen. Die im Baumarkt erworbenen Vierkantrohre waren in dieser Skulpturform so noch nie zu sehen; das Aufbauteam in Stuttgart: Kuratorin, Direktorin, Pressechefin und andere ­installierten selbst! Eva-Marina Froitzheim kuratierte diese überaus inter­ essante, kunstsoziologisch wichtige Ausstellung und ließ jeder Künstlerin ihren Raum. Ausstellungsbesucherinnen und -besucher haben alle Möglichkeiten, sich in ihrem Tempo und nach ihrem Interesse frei zu bewegen, die Rezeption mit

neuem Medienguide zu vertiefen. Diese Ausstellung macht Lust, sie sich auch mehrfach anzusehen; das Programm an Veranstaltungen bis Oktober ist vielfältig und für ein junges Publikum ebenso interessant wie für Kennerinnen und ­Kenner der Materie. Die besondere Ausstellungsarchitektur erweitert die „Konkreten Künstlerinnen“ noch um eine weitere Dimen­ sion: Kathrin Alischer, Nele Esteban Dettmar, Lucy Ann Guth, ­K atharina Trilken, Studierende der Staatlichen Aka­ demie der Bildenden Künste Stuttgart aus den Bereichen Architektur, Industrial Design, Kunst und Textildesign ent­ wickelten S ­ itz­elemente, Vitrinen und Teppiche, die sich in Form, Farbe, Design zu den jeweiligen Werken dialogisch verhalten und so berechtigt für eigenständige konkrete Kunst neueren Datums stehen. AMREI HEYNE

2 6 . J u n i b i s 1 7. O k t o b e r 2 0 2 1 z w i s c h e n s y s t e m & i n t u i t i o n : KO N K R E T E K Ü N S T L E R I N N E N Kunst museum Stuttgar t k unst museum-stuttgar t. de

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Kunstmuseum Stuttgart, © Nachlass Charlotte Posenenske und Mehdi Chouakri, Berlin


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H el mut S t u r m i m K u n st mu s e u m R ave n sb u r g

Spielfelder der Wirklichkeit

Helmut Sturm, „Golz und Golem“, 1962, Öl auf Leinwand, 150 x 100 cm, Sammlung Selinka Kunstmuseum Ravensburg, Foto: Wynrich Zlomke © VG Bild-Kunst, Bonn 2021


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ARTMAPP: Was hat den Ausschlag gegeben, diese Retrospektive nach Oberschwaben zu holen? Ute Stuffer: Vor drei Jahren hat mich das Museum Lothar ­F ischer angesprochen, um gemeinsam mit der Kunsthalle Emden eine Retrospektive zu Helmut Sturm auszurichten. Die Sammlungen aller drei Häuser umfassen wichtige ­A rbeiten von Sturm. Somit entstand ein idealer Zusammen­ schluss, um erstmals eine umfassende Retrospektive mit beglei­tendem Katalog zu Sturms Schaffen zu realisieren. In enger Kooperation mit dem Archiv Helmut Sturm bot sich zugleich die wunderbare Gelegenheit, während unserer ­A rbeitstreffen in München sukzessive den Nachlass von Sturm zu durchforsten.

Ute Stuffer, Leiterin des Kunstmuseum Ravensburg, Foto: Wynrich Zlomke

ARTMAPP: Welche Position nahm Helmut Sturm gegenüber den anderen „SPUR“-Mitgliedern ­L othar Fischer, Heimrad Prem und HP Zimmer ein? US: Unter seinen Künstlerkolleginnen und -kollegen galt Sturm als leidenschaftlicher Dauerdiskutierer (HP Zimmer) und Provokateur, aber auch als Mittler und Brückenbauer. ­Lothar Fischer bezeichnete ihn als Hauptinitiator der Gruppe „SPUR“, der „alle zusammengefasst hat und uns daran ­gehindert hat, einen privaten Interessensverband daraus zu machen“. Innerhalb der Gruppe wurde versucht, eine ge­ meinschaftliche Grundhaltung mit einer individuellen Künstlerschaft zu vereinen. Die Rolle der Künstlergruppe „SPUR“ hat Sturm selbst als „Störfaktor“ beschrieben; es ging um den dialektischen Austausch, um das Streiten, Infrage­ stellen und gegenseitig Antreiben, um die gemeinsame Suche nach außerordentlichen Momenten.

ARTMAPP: Wie werden dabei die Werke von Helmut Sturm aus der Sammlung von Peter und Gudrun Selinka in die Ausstellung eingebunden? US: Die Werke der Sammlung werden chronologisch in den Ausstellungsparcours eingebunden und erhalten so einen ­Resonanzraum. Da ein Großteil der Arbeiten aus der „SPUR“Zeit stammt, gehen wir in unserem Kabinettraum auch auf die kulturpolitisch provokanten Aktivitäten der Künstlergruppe „ SP U R“ ein, et wa die Verbreit ung von Ma nifesten, ­F lugblätter n und im Speziellen die Herausgabe der „SPUR“-Zeitschriften. w w w . k u n s t m u s e u m - ra v e n s b u r g . d e

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Assoziativ aus der Übereinanderschichtung von Linien, alten Figuren und alten Räumen entstünden die Figuren. Dabei würden Farbgruppen mit Raumschichten und neuen Form­ knäueln abwechseln und Relikte aus früheren Schichten auftauchen, so formulierte die Künstlergruppe „SPUR“ ihr bildnerisch-experimentelles Vorgehen 1959 in einem Aus­ stellungskatalog der Münchner Galerie Otto van den Loo. Einer ihrer Mitbegründer war Helmut Sturm (1932 Furth im Wald – 2008 Pullach bei München). Ihn rückt die Retrospek­ tive im Kunstmuseum Ravensburg in den Fokus. Sie gibt erstmals einen umfassenden Einblick in sein facettenreiches Werk und beleuchtet seine verschiedenen Schaffensphasen vom Ende der 1950er-Jahre bis zu seinem Tod. Die farbmäch­ tigen Arbeiten Sturms sind bedeutende Zeugnisse einer expressiven Malerei in Deutschland, die Abstraktion und Fi­ guration souverän vereinte. Im dynamischen Malprozess fand er zu einer Bildsprache, die die räumlichen Grenzen der Lein­ wand auf bricht. Für Sturm war die Leinwand ein „räumlich bewegtes Spielfeld“, in dem sich Geschlossenheit und Expan­ sion, Konstruktion und spontaner Gestus mit „allerlei Gerümpel aus der Spielzeugkiste der Wirklichkeit“ verbin­ den. Als Mitbegründer der Künstlergruppe „SPUR“, eine der ersten Avantgardebewegungen im Nachkriegsdeutschland, trägt er maßgeblich zur künstlerischen Aufbruchsstimmung der 1960er-Jahre bei. In den fünf Jahrzehnten seines Schaffens gehörte der langjährige Professor an der Kunstakademie ­München ebenfalls zu den zentralen Akteuren der Künstler­ gruppen „Geflecht“ und „Kollektiv Herzogstrasse“ und war kurze Zeit mit der „Situationistischen Internationale“ ­verbunden. Die permanente Befragung seiner Malerei hatte er sich zur Lebensaufgabe gemacht. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit der Kunsthalle Emden, dem Museum Lothar Fischer in Neu­ markt/Oberpfalz und dem Archiv Helmut Sturm. Babette Caesar sprach mit Ute Stuffer, Kuratorin der Aus­stellung, über Helmut Sturm und die Gruppe SPUR.


W W W. H O R S T - J A N S S E N - M U S E U M . D E

53°8'N8°13'O

Expedition Jugendstil

ILNA EWERS-WUNDERWALD Ilna Ewers-Wunderwald, O.T. (Wassermann), um 1910, Tusche.

D

as Horst-Janssen-Museum feiert die Wiederentdeckung einer fast vergessenen Künstlerin

des Jugendstils: Ilna Ewers-Wunderwald. Hochgelobt zu Beginn ihres Schaffens, zog sich die virtuose Zeichnerin, Illustratorin und Gestalterin von Möbeln und avantgardistischer Frauenmode bereits in den 1920er Jahren aus der Öffentlichkeit zurück. Das Museum zeigt nun die umfänglichste Schau ihrer Arbeiten aus rund fünfzig Schaffensjahren.

Andreas Greiner, Heinrich (craniocervical), 2015, Tintenstrahldruck © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Foto: Andreas Greiner & Theo Bitzer

21. Mai bis 29. August 2021

wild/schön Tiere in der Kunst

22. Feb. bis 26. Sept. 2021 Kunsthalle Emden

info +49 (0) 49 21 97 50-50 kunsthalle@kunsthalle-emden.de www.kunsthalle-emden.de Hinter dem Rahmen 13, D-26721 Emden öffnungszeiten Di bis Fr 10 bis 17 Uhr, Sa, So/Feiertage 11 bis 17 Uhr, Mo geschlossen jeder erste Di/Monat 10 bis 21 Uhr Die Kunsthalle wird gefördert von

Die Ausstellung WILD/SCHÖN wird gefördert durch

Kooperationspartner

Kulturpartner

www.wildschoen-erleben.de

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Zwanzig Jahre Herbert Gerisch-Stiftung

Verlängert bis 19. Dezember 2021 Herbert Gerisch Stiftung

Brachenfelder Str. 69 24536 Neumünster gerisch-stiftung.de


188 D a s W i l hel m- H ac k- Mu s e u m br i n g t d ie K u n st i n s F r e ie

MURALU „MURALU“ heißt das Street-Art-Projekt des Wilhelm-Hack-­ Museums und setzt sich aus dem englischen Wort „Mural“ (übersetzt „Wandgemälde“) und „Lu“ für Ludwigshafen ­zusammen. Seit 2018 werden nationale und internationale Größen der Street-Art-Szene vom Museum eingeladen, ­W ände in Ludwigshafen zu bemalen. Mit seiner Industrie­ stadt-Patina und der hier angesiedelten BASF – die das Projekt seit Jahren fördert – das ideale Terrain für die vermutlich ­urbanste aller Kunstformen.

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B L AU F U S S T Ö L P E L U N D DAT T E L PA L M E N

Den Auftakt der dritten Saison des Street-Art-Projekts mach­ te 2021 das deutsch-österreichische Künstlerpaar Video.Sckre aus Linz gemeinsam mit dem italienischen Künstler Agostino Iacurci. Allen dreien dient die Natur als Quelle ihrer Inspi­ ration für die monumentalen Wandbilder, welche seit Juni die Ludwigshafener Gartenstadt in eine surrealistische Mär­ chenkulisse verwandeln. Video.Sckre, bestehend aus Julia Heinisch und Frederic Sontag, vereinen klassische Malerei mit moderner Street-Art. Mit ihren fantastischen Landschaf­ ten und abstrahierten Tierfiguren sowie einer ornamentalen, fast jugendstilhaften Formsprache bringt das Duo ein Flair von „urban jungle“ auf die Hausfassade. Auf einen Titel für das Wandgemälde mit zwei Blaufußtölpeln, die sich mit ihren gewaltigen Schwingen auf ein Wasserloch zu stürzen ­scheinen, hat Video.Sckre bewusst verzichtet. Ihre Heran­ gehensweise setzt auf die Kraft der Intuition und auf diese vertrauen sie auch bei den Betrachterinnen und Betrachtern: „Leute sollen sehen, was sie sehen wollen. So entstehen die Geschichten im eigenen Kopf.“ Ganz anders verhält es sich bei dem Mural von Agos­ tino Iacurci. Seine Wandarbeit „Palmen am Rhein“ referiert unter anderem auf einen gleichnamigen Artikel, den der Künstler im Zuge seiner Nachforschungen für das Projekt und darüber, in welcher Umgebung er genau arbeiten wird, ange­ stellt hat. Gefunden hatte er einige Artikel über Palmen, wobei ihm zwei besonders in Erinnerung geblieben sind: ­Einer handelte von einem Journalisten, der am Rhein entlang Palmen gefunden hatte. Ein weiterer thematisierte die Klima­ krise und bezog sich auf einen anderen Punkt am Rhein in der Nähe von Köln, wo Tomaten, Wassermelonen und Dattelpal­ men entdeckt wurden. Auf diese Weise kam dem Künstler die Idee der riesigen Palme im Blumentopf, die über die gesamte Höhe der Hauswand wächst. Nach fast sieben Tagen Arbeit ist ein simples und dennoch expressives Kunstwerk entstanden, inspiriert von Klimawandel und davon, dass mittlerweile ­sogar Palmen am Rhein wachsen.


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Parisko & Blaqk, „MONEYBOX“, © Murat Bilir


190 H A LT E S T E L L E M Ä RC H E N WA L D

An der Haltestelle nur wenige 100 Meter Luftlinie von den Wänden mit den Bildern von Agostino Iacurci und Video. Sckre entfernt, wartet ab sofort niemand mehr alleine auf den Bus. Passend zum Pseudonym des Künstlers Limow – die Ab­ kürzung von „Living in my own world“ − hat dieser eine surreale Traumwelt erschaffen, die, und das ist der Clou daran, gleichwohl die reale Umgebung aufgreift. So taucht die vor dem Wohnhaus stehende Bushaltestelle, wenn auch verklei­ nert, in Limows Mural auf. Freundlich aussehende Tierwesen haben sich wie eine schützende Wand um die kleine Bushalte­ stelle gruppiert: Die reale Welt und Limows Traumwelt überschneiden sich, denn der Künstler vermischt spielerisch Realitätsebenen: Wir sind real, die Bushaltestelle ist real, die Fabelwesen im Hintergrund vielleicht auch – wir können Sie nur nicht sehen.

linke Seite: Agostino Iacurci, „Palmen am Rhein“, © Domenico d‘Alessandro / Agostino Iacurci


LUX OF LUMEN ZHUANG HONG YI JULI 2021 - OKTOBER 2021

Bahnhofstraße 41 89231 Neu-Ulm

Sterngasse 14 89073 Ulm

www.venethausgalerie.de


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Video.Sckre, Fotos: Martin Hartmann, © Stadt Ludwigshafen


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KO N K R E T U N D A B S T R A K T

Während in der Gartenstadt figürliche Wandbilder zu finden sind, stoßen Kunstliebhaberinnen und -liebhaber in der Lud­ wigshafener Innenstadt auf Werke, die sie eher im Museum und weniger im öffentlichen Raum vermuten würden. So ruft das Mural in der Rheinuferstraße Assoziationen an Gemälde der konkreten oder geometrischen Kunst hervor. Realisiert von dem Athener Paris Koutsikos zusammen mit dem Künst­ lerduo Blaqk vereint die Arbeit Geometrie, Typografie und Kalligrafie. Und was zunächst aussieht wie ein Wirrwarr von Mustern und Formen, lässt nach einiger Betrachtung eine ­Folge von Buchstaben erkennen, die sich von links oben nach rechts unten erstreckt: „Moneybox“ („Spardose“) lautet der Titel, der nicht nur als Schriftzug die Fassade ziert, sondern sich gleichzeitig auf die kastenförmige Architektur des ­Gebäudes und auf dessen Funktion als Geldinstitut bezieht. Der US-Amerikaner Augustine Kofie hat sich mit seinem Werk am Luitpoldhafen von Schriftzügen vollkommen

wegbewegt, ist aber immer noch stark beeinf lusst von den Formen und Linien des Graffitis. Mit seinem Mural bezieht sich der Künstler nicht nur auf die Straßenkultur, sondern ebenso auf die Kunstgeschichte. Kofies Farb- und Formen­ sprache wiederum lässt sich ferner mit den frühen abstrakten Werken von László Moholy-Nagy, einem ungarischen Konst­ ruktivisten und Lehrmeister am Bauhaus, vergleichen, dessen Werke sich unter anderem auch in der Sammlung des Wilhelm-Hack-­Museums befinden. Weiter geht das Projekt diesen Sommer mit den Künstlerinnen Natalia Raks (Polen), Lula Goce und Udatxo (Spanien). NINA REINHARDT

wilhelmhack. museum

Junge Kunst – Skulpturenpreise 2021 Wettbewerb 2020 und Ausstellung 2021 im Skulpturenpark Heidelberg VIVIANA ABELSON KAZUNORI KURA NINO MAASKOLA LAURA SACHER GARY SCHLINGHEIDER

Manfred Fuchs-Preise des Skulpturenparks Heidelberg 4. Juli bis 18. Oktober 2021

Verein der Freunde und Förderer des Skulpturenparks Heidelberg e. V. www.skulpturenpark-heidelberg.de



Bleichstraße 81 75173 Pforzheim Tel ( 07231 ) 39 - 28 69

Öffnungszeiten: Mi – Sa 14–17 Uhr So 10–17 Uhr

Zierkamm mit Putten und Frauenkopf, Johann Conrad Geiß Berlin, um 1820 | gestaltung: L2M3.com

SUSAN HEFUNA BE ONE 19. Juni – 31. Oktober 2021 Städtisches Kunstmuseum Pforzheim, Pforzheim Galerie

Bleichstraße 81 75173 Pforzheim

Fon 07231 39-1435 kult@pforzheim.de


golden summer Art@Pforzheim Pforzheim hat, bedingt durch seine Nachkriegsarchitektur, einen h ­ erben Charme, der entdeckt werden will. Aber auch die drei F ­ lüsse Nagold, Enz und Würm sowie die Ausläufer des Schwarzwalds ­prägen die Stadttopografie. In puncto Kunst im öffentlichen Raum tut sich e­ iniges in der Goldstadt, die damit auch an die Fassaden­m alereien und -mosaike der 1950er-Jahre anknüpft. „Urban Art@Pforz­ heim“ ist nun die Aus­stellung betitelt, die über den Sommer das Stadtlabor im Rathaus mit Werken verschiedener ­Künstlerinnen und Künstler bespielt und die Stadt als künst­ lerisches Material begreift: Das Rathaus selbst, aber auch der Marktplatz und ein Parkplatz werden von den Kunstschaf­ fenden als b ­ ildwerter U ­ ntergrund begriffen. Im Vorgriff auf die Ausstellung hat der inter­n ational bekannte Street-ArtKünstler KEF! eine Brandschutz­m auer mit einem seiner ornamentalen Gemälde ver­sehen, zudem wird das „Mobile Atelier“ fünf Wochen lang an fünf unterschied­lichen ­Orten fünf Künstlerinnen und Künstler und ihr Schaffen präsentie­ ren – Kunst wird auf diese Weise hautnah erfahrbar. Auch die parallel in der P ­ forzheim Galerie ­lau­fende Ausstellung mit Werken von Susan Hefuna weist partizipato­r ische Elemente auf, die in die Stadtgesellschaft hineinreichen. Die „Designers in Residence“ und die Werkschau der ­Hochschule lenken im Juli den Blick zusätzlich auf aktuelles ­D esignschaffen, während das Schmuckmuseum mit „Zart wie ­E isen“ auf Schmuck aus dem 19. Jahrhundert fokussiert, der die Werte der ­d amaligen Zeit – Beständigkeit, Beschei­ denheit und ­Zurückhaltung – transportiert, gleichzeitig aber auch Patrio­t ismus vermittelte. CHRIS GERBING

www. pforzheim . de

KEF!, „BLOOMING OF CALM“, 2021, Sprayfarbe auf verputztem Mauerwerk, ca. 17 x 9 m, Germaniastraße, Pforzheim, Courtesy: NEUE KUNST GALLERY – Michael Oess, Foto: Tom Hahn


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E M M A – K r e at iv z e nt r u m P for z he i m

„divers“ aktuell EMMA – das sind vier Buchstaben, die landläufig mit einem Frauennamen gleichgesetzt werden. In Pforzheim stehen sie für Emma Jäger, die Stifterin des nach ihr benannten Bades. Nachdem es wegen Bau- und Statikmängeln geschlossen ­werden musste, befindet sich dort seit 2014 als Domizil der Kultur- und Kreativwirtschaft das „EMMA – Kreativzentrum Pforzheim“. Schmuck-, Mode- und Grafikdesigner, aber auch bildende Künstlerinnen und Künstler sowie Fotografinnen und Fotografen arbeiten hier und stellen regelmäßig aus. Das EMMA wurde damit zum Nukleus einer Kreativszene, für die Pforzheim im Schmuckbereich mit seiner hervorragenden ­Infrastruktur und kurzen Wegen bereits als Eldorado gilt. Als Ausstellungs- und Projektraum dient dem EMMA seit vier Jahren auch der nebenan befindliche Alfons-­Kern-Turm, der nun unter dem Kürzel „A.K.T;“ firmiert und sich seit 2019 als „Ort für gesellschaftliche Diskurse und interdisziplinäres ­L abor der Zukunft“ begreift. Der Rest der alten Gewerbe­ schule wird auch von der Hochschule Pforzheim genutzt: Im „MADLAB“ im 4.OG erforschen Studierende des Master­ studienganges Design & Future Making Zukunftsfragen. Die Fakultät für Gestaltung der Hochschule Pforzheim mar­ kiert einen weiteren Angelpunkt des Kreativquartiers, das sich in den 2010er-Jahren südöstlich der Pforzheimer Innen­ stadt entwickelte. Weltoffen und international sind Schlagworte, die nicht nur mit der Wirkweise der Hochschule verknüpft ­werden können, sondern gleichermaßen auch auf die Projekte des EMMA zutreffen. Für die diesjährigen „Designers in ­R esidence“ bewarben sich über 270 Künstlerinnen und Künstler aus aller Herren Länder. Auch wenn die Durchfüh­ rung des S ­ tipendienprogramms dieses Mal pandemiebedingt unter ­erschwerten Bedingungen stattfand, sind die damit ­verbundenen Ziele – internationale Beziehungen sowie das Knüpfen von Netzwerken im Zeichen der Vielfältigkeit – ­heute vielleicht wichtiger denn je.

A.K.T;, Außenansicht, Ausstellung „Das dritte Geschlecht. Vielfalt ist mehr“, Foto: A.K.T;


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Tobias Zielony, „Maskirovka“, 2016/2017, Video,

Den Aspekt der Vielfalt betont auch die aktuelle Ausstellung im A.K.T; „Das dritte Geschlecht. Vielfalt ist mehr“ mit rund 40 internationalen Künstlerinnen und Künstlern, die auf drei Ebenen präsentiert werden. In Deutschland darf seit 2013 auf den Eintrag eines Geschlechts im Geburtsregister verzichtet werden, fünf Jahre später erfolgte die Möglichkeit, „divers“ eintragen lassen zu können. Aber wie sieht es in anderen Län­ dern aus? Der Blick über die Nationalstaatsgrenzen hinaus zeigt, dass diese Freiheit und Offenheit in vielen anderen Län­ dern so nicht gegeben sind. Kritisch könnte man natürlich hinterfragen, ob ein Mehr an Vielfalt durch gesetz­liche Ände­ rungen tatsächlich möglich und wie weit die Gesellschaft überhaupt entwickelt ist. Einerseits geht es um die aktuelle Debatte, die aufgegriffen und mit künstlerischen Mitteln aus­ gedeutet wird, andererseits zeigt die Ausstellung, so Janusz Czech (künstlerischer Leiter des A.K.T;), dass es „bei dem Thema um sehr viel mehr geht als nur um die Wahl einer ­dritten Geschlechtsoption“. Sie ermöglicht Einblicke in den Alltag von Menschen, die sich keinem Geschlecht zugehörig

fühlen, beleuchtet die geschlechtliche Vielfalt in anderen ­ ändern und Kulturen und reflektiert den gesellschaftlichen L Umgang mit anderer Geschlechtlichkeit. Schon das Aus­­ stellungsdesign steht ganz im Zeichen der Regenbogenfahne, die erst jüngst als Symbol der Vielfalt in Fußballstadien die ­A ktualität des Themas unter Beweis stellte. Großformatige Raum- und Videoinstallationen, Fotografien, Objekte und Hördokumente sind zu erleben, darunter auch eine ­F oto­g rafie von Jean-Jacques Lebels Pariser Happening von 1966, ­a nlässlich dessen sich die transsexuelle Prostituierte ­C ynthia nackt dem Publikum zeigte – ein echter Aufreger, der zur ­Verhaftung des Künstlers führte. Im let zten ­G eschoss wartet Rad Hourani mit einer künstlerischen ­I nterpretation der Nonkonformität auf. Allerdings sind ­seine Stofffiguren, die an androide Roboter erinnern, nur durch ihre Farbigkeit ­voneinander zu unterscheiden. Es ­ließe sich also durchaus ­f ragen, was den Menschen ausmacht und ob die Vielfalt nicht an wesentlich mehr festgemacht werden muss als (nur) am Geschlecht. CHRIS GERBING

Bis 15 . August 2021 Da s dr it te Geschlecht. Vielfalt ist mehr A . K . T; www. akate. de w w w . e m m a - p f. d e

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Ausstellungsansicht „Das dritte Geschlecht. Vielfalt ist mehr“, Foto: A.K.T;


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S u s a n H ef u n a i n de r P for z he i m G a le r ie

Wissen ist süßer als Honig In den Arbeiten der ägyptisch-deutschen Künstlerin Susan Hefuna überlagern sich Zeichen und Schrift in komplexen Schichtungen. Englische, arabische sowie deutsche Buchsta­ ben und Begriffe sind in eins verwoben, und unwillkürlich wirken alle grafischen Notationen Susan Hefunas wie ein ­einziger, nur allmählich entschlüsselbarer Textkörper aus ­g eheimen Codes und Chiffren. Dabei bedient sich die an ­verschiedenen internationalen Hochschulen lehrende Künst­ lerin – neben der Hochschule für Gestaltung in Pforzheim ist sie in Abu Dhabi, Kairo, London und New York tätig – ganz unterschiedlicher Ausdrucksmedien. Zeichnungen und ­C ollagen entstehen häufig auf mehrlagigen, transparent durchscheinenden Papieren: Zwischenräume des Verstehens.

Ägyptische Baumwolle, Gaze, Filz werden miteinander ­verschichtet, zerschnitten und wieder mit Lettern vernäht. An anderer Stelle kristallisieren sich – freilich erst sukzessive lesbar – Worte aus massiven Gitterwerken polierter Bronze oder gegossenem Aluminium heraus. Und noch die groß­ formatigen Tusche- und Aquarellblätter muten an, als ob sie eher auf einen bildhauerisch durchwirkten Auf bau denn auf ein nur zeichnerisches Tun an der Oberfläche zurückgingen. Auf diese Weise kommen nicht nur völlig verschie­ dene Werkstoffe und Materialien, heterogene Sprachen und Schriften zusammen. Vielmehr erscheinen in der Arbeit von Susan Hefuna, die 2009 auf der Biennale von Venedig mit ­e inem 300 -teiligen Zeichnungsblock vert reten war,


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Susan Hefuna, „Time Square“, 2019,

mehrere Kulturen und Zeitschichten zu einer neuen, eigen­ ständigen Bildsprache verschmolzen. Das imperative Motto „Be One“ – so auch der Titel der Ausstellung – prägt ganze Zeichnungsfolgen und Gruppen von Skulpturen. Umge­ kehrt sind Susan Hefunas Videoarbeiten in der Reihe der „Crossroads“ durchaus auch als Zeichnungen im weiteren Sin­ ne zu verstehen, indem sie nicht nur die Bewegungsverläufe der darin gezeigten Passantinnen und Passanten oder Fahr­ zeuge „nachzeichnen“, sondern Performances der Künstlerin selbst mit einschließen, entweder mit einer ihrer eigenen ­A rbeiten versehen oder sogar vollständig davon verhüllt. Diese simultanen Überschreibungen von Orten, ­Zeiten und Kulturen – die menschliche Existenz der oder des Einzelnen als Zeichnung per se – hat der britische Kunst­ historiker und Kurator Mark Gisbourne anlässlich einer Ausstellung von Susan Hefuna in der Berliner Galerie Volker Diehl (April/Mai 2021) besonders treffend mit dem Begriff „ P a l i mpsest of Bei ng“ bezeich net . Ob nu n a n den

Kreuzungspunkten der „Crossroads“ in New York City und in Kairo, Duisburg-Marxloh und in Stein am Rhein, oder aber angesichts ihrer Papierarbeiten und Skulpturen: Immer wie­ der bilden sich da grafisch verdichtete Gef lechte und Netzwerke. Eine fast unsichtbare Verbindungslinie spannt sich so von den Maschrabiyya genannten Fenstervergitte­ rungen bzw. den Gitterschranken von Moscheen in der traditionellen islamischen Architektur hin zu klösterlichen Sprechgittern im westeuropäischen Umfeld: öffentlicher und privater Raum, Fremdes und Vertrautes, getrennt und nah ­z ugleich. Ornament und Zeichen gehen auf beiden Seiten ­ineinander über, lesbarer Text und zeichenhafter Kontext sind unauflösbar miteinander verschränkt. Zur Ausstellung ist ein Katalog im Kehrer Verlag erschienen. CLEMENS OT TNAD

pforzheim-galer ie. de

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Video, Standbild


Stefan Bircheneder „Nur mit Waschen“, 2020 Öl auf Leinwand 120 x 90 cm

Foto: Wolfram Schmidt

Stefan Bircheneder Malerei und Objekte brouwer-edition.com bircheneder.de


FORUM KUNST ROTTWEIL zeigt

Magdalena Jetelova

Pacific Ring of Fire

18. 7. - 29.8.2021 FORUM KUNST ROTIWEIL Frieclrichsplatz D•78628 Rottweil www.ForumKunstRottweil.de Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 14·17, Do 17·20, Sa+So 10·13, 14·17 Uhr

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1970-2020


Festival La Gacilly-Baden Photo Fotografie aus Lateinamerika

„VIVA LATINA!“ lautet der Titel des Festivals La Gacilly-­ Baden Photo 2021 und zeigt Fotografien aus Lateinamerika, die stark von der Komplexität der Geschichte dieses Konti­ nents mit all seinen Revolut ionen und Hoffnungen durchdrungen ist, mit seinem Gewirr von Bräuchen, in denen sich Träume des Westens mit schamanistischen Überzeu­ gungen vermischen und in denen die Inbrunst seiner Gesellschaft von Gewalt und einer starken Lebensfreude

­geprägt ist. Ob sie aus Argentinien, Brasilien, Ecuador, Chile oder Mexiko stammen, alle Fotografinnen und Fotografen des Festivals sind fest im Alltag verwurzelt, fangen die V ­ ielfalt der Menschen des Kontinents ein, erforschen das städtische Chaos und beklagen die Schäden, die der Natur zugefügt wer­ den, − und das alles mit einem gewissen Sinn für Poesie, Kreativität oder Humor. Vor allem aber repräsentieren sie eine Fotokunst, die vor Energie und Erfindungsreichtum strotzt.


205 Ein aktueller Skandal in Mexiko ist der Einsatz von Kindern in den Bürgerwehren. Erwachsene bringen ihnen den Umgang mit Schusswaffen bei, wie hier im Januar 2020 im Dorf Ayahualtempan. Foto: © Pedro Pardo /AFP

Diese beiden hochkomplexen Erzählstränge werden von 22 Fotografinnen und Fotografen, fünf Fotografenkollektiven und 16 Schulen in Niederösterreich visualisiert, verbunden mit einem Plädoyer für Frieden, Toleranz und Miteinander, getragen von humanistischer Gesinnung: Carolina Arantes: „Die Jagd auf das grüne Gold“, David Bart: „CHINA 0.06“, Martin Bernetti: „Notstand“, Emmanuel Berthier: „Die heili­ gen Stätten des Morbihan“, Nadia Shira Cohen: „Der Honig der Götter“, Pablo Corral Vega: „Hymne an die Anden“, Carl de Souza: „Der Aufstand der Amazonas-Indianer“, Luisa Dörr: „Mulheres“, Coline Jourdan: „Der schwarze Rote Fluss“, Lois Lammerhuber: „Lateinamerika Trilogie“, Sébastien ­L eban: „Tangier, die verlorene Insel“, Greg Lecoeur: „Reise zum Mittelpunkt des Meeres“, Ulla Lohmann: „Die Hüter der Artenvielfalt“, Marcos López: „Pop Latino“, Pascal Maitre: „Die faszinierende Reise der Monarchfalter“, Tomás Munita: „Die Cowboys Patagoniens“, Catalina Martin-Chico: „Ecua­ dor – Lebendiger Wald“, Pedro Pardo: „Dunkle Horizonte“, Sebastião Salgado: „Gold“, Éric Valli: „Honigsammler“, Cás­ sio Vasconcellos: „Jenseits der Wirklichkeit“, Emmanuel Honorato Vázquez: „Die vergessene Welt der 1920er-Jahre“. Das Festival La Gacilly-Baden Photo geht in sein viertes Jahr und wird sich, ausgehend vom Besucherzentrum am Brusattiplatz, in zwei Schleifen durch die Badener Altstadt so­ wie durch Kurpark, Doblhoffpark und Gutenbrunner Park erstrecken – fast sieben Kilometer lang, mit rund 1.500 groß­ formatigen Bildern. Es ist das größte Outdoor-Fotofestival Europas, das 2020 von 306.02 4 Besucherinnen und Besu­ chern gesehen wurde. Der Eintritt ist frei. S I LV I A L A M M E R H U B E R

1 8 . J u n i b i s 1 7. O k t o b e r 2 0 2 1 Fest ival L a Gac illy-B aden Photo 202 1 V I VA L A T I N A ! Baden bei Wien

Darüber hinaus wird das Festival die biologische Vielfalt ­u nseres Planeten feiern! Der Weltnaturschutzkongress der International Union for Conservation of Nature (IUCN) ­hätte Mitte Juni 2020 in Marseille stattfinden sollen, gefolgt von der COP 15 , der Konferenz der Vertragsstaaten der ­U N-Konven­t ion über die biologische Vielfalt (CBD)in ­Kunming, China, im Oktober. Doch angesichts der andau­ ernden Pandemie ist der Kalender nun zerrissen, und diese beiden für den Schutz unserer Ökosysteme richtungs­ weisenden Veranstaltungen wurden auf 2021 verschoben. Wir haben uns daher an diese Umstände angepasst und ­zeigen 2021 Ausstellungen, die von einigen der besten Foto­ grafen der Welt erarbeitet wurden, um das Wesen und die Wichtigkeit der Biodiversität unseres P ­ laneten zu belegen, und die dazu beitragen wollen, die M ­ enschen wieder stärker mit der Lebenswelt unserer Natur zu verbinden.

Baden, Doblhoffpark, Orangerie © Festival La Gacilly-Baden Photo / Luisa Dörr

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fest ival. lagac illy-baden. photo


K u n st f e st iv a l a qu a me d i a le 1 4 , S c h le p z i g / S pr e e w a ld

„Hand Werk Kunst“

Der thematische Ansatz der „aquamediale 14“ basiert auf dem Credo des Kulturlandes Brandenburg für 2021: „Zukunft der Vergangenheit – Industriekultur im Land Brandenburg“. Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert hinterließ in Branden­ burg beeindruckende Industriedenkmale als Zeugnisse der Alltagskultur. Das Handwerk im digitalen Zeitalter mit seinen vielfältigen Ausformungen und Einflüssen auf alle Bereiche der Gesellschaft ist die Werkstatt der künstlerischen Ausein­ andersetzungen des Kunstfestivals 2021. Unser Thema „Hand Werk Kunst“ fühlt sich der „Artsand-Crafts“-Bewegung des 19. Jahrhunderts in England verpflichtet. John Ruskin untersuchte vor 150 Jahren die Ver­ bindung zwischen Kunst, Gesellschaft und Arbeit, während der Utopist und Ästhet William Morris mit vielen Gleich­ gesinnten diese Gedanken in die Praxis umsetzte. Sie erinnerten an den Wert der Arbeit, die Freude an der Hand­ arbeit und an die natürliche Schönheit des Materials. Im Zeitalter der maschinellen Produktion initiierten unter ande­ rem Walter Crane, Arthur Heygate Mackmurdo, Charles Voysey, Charles Robert Ashbee, Dante Gabriel Rossetti und William Lethaby als Künstler und Handwerker eine Rück­ besinnung auf das Schöne im Handwerk. Die „aquamediale 1 4“ modifiziert die Grundsätze ­d ieser Bewegung auf das Handwerk in der Region des Spreewaldes und ruft internationale Künstlerinnen und Künstler sowie nationale Handwerkerinnen und Hand­ werker auf, das Thema „Kunst & Handwerk im Zeitalter künstlicher Intel­l igenz“ in einem gemeinsamen Projekt zu realisieren. Im Anschluss sollen die Ergebnisse in der Spree­landschaft um Schlepzig aus- und ganz allgemein zur Diskussion gestellt werden. Die Objekte und Installationen künden allen Besu­ chern und Bewohnern vom Wert der Handwerkskunst im digitalen Zeitalter und stiften Identität für die Zukunft der Region. Veranstaltungen in verschiedenen Orten des Spree­ waldes bieten allen Beteiligten und Interessierten vielfältige Möglichkeiten der Begegnung und des Austauschs. Der Spreewaldort Schlepzig hat ideale Möglichkeiten, die künstlerischen Äußerungen in der Natur zu installieren und mit dem Kahn erlebbar zu machen. Über das Festival hin­ aus bietet das historische Fischer- und Mühlendorf seinen

Gästen Sehens- und Erlebenswertes wie die Dorfkirche, die Ölmühle, die Schneidemühle, die Buschmühle, den Weiden­ dom, das Bauernmuseum und reizvolle Gelegenheiten zum Wandern – zu Wasser mit dem Kahn oder Paddelboot und zu Lande mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Nicht nur ­Brauhaus und Destille laden zum Verweilen ein. Beste Bedingungen, um die künstlerischen Installationen und Objekte einzeln oder ge­ meinsam zu entdecken.


Mayumi Okabayashi (Japan), „Touch in Timescale“

Ein alte r Kahn au s Hol z – vor viele n Jahre n von t ücht ige n Ti schle r n gebaut . Z e i t v e r g e h t . N u n l i e g t e r i m Wa s s e r u n d v e r s i n k t i n d e r Z e i t . E r i s t Ve r g a n g e n h e i t . E i n e j u n g e F ra u k o m m t u n d b e r ü h r t d e n a l t e n K a h n . Z w e i Z e i t e n b e g e g n e n s i c h . Eine Z e it, die un sichtbar i st, be r ühr t die sichtbare. Anfa sse n i st da s B e r ühre n

Sie erleben ein Kunstfestival, wo das Gewisse ungewiss und das Bekannte unbekannt sein können, wo die kopfstehende Betrachtung der Begriffe und der gespiegelte Blick auf die Dinge das Denken erfrischt und eine neue Wahrnehmung er­ möglicht. Vom 5. Juni bis zum 18. September 2021 werden die Objekte und Installationen der elf Künstlerinnen und Künst­ ler aus acht Nationen dem hektischen Treiben des Ortes einen eigenen ruhigen, aber kontrastreichen Klang geben.

Schauen Sie mit den Kunstschaffenden über die Schulter zu­ rück nach vorn in eine analog digitale Zukunft. Kurator Harald Larisch und Projektleiterin Anika Meißner wünschen Ihnen inspirierende Momente. k u e n s t l e r h a u s - e i s e n h a m m e r. d e

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21 — N U R S K U L P T U R

d e r Z e i t e n , i s t d e r Ve r s u c h , ­G e s c h i c h t e z u e r f a s s e n .


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Marion Anna Simon, Foto: Rundschau Gaildorf, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

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Gaildorf Stadtmalerin Marion Anna Simon Die Stadtmalerin 2021 ist die Kölner Künstlerin Marion Anna Simon. Ihr Stil ist aufsehenerregend und nicht zu übersehen. Und das, obwohl man die Künstlerin keinem Genre zuordnen kann. Sie malt, sie aquarelliert, die zeichnet, fotografiert, macht Happenings und Installationen. Die Form ist ihr nicht wichtig, wohl aber ihre jeweilige Aussage. Simon verweist ohne Umschweife auf unsere Probleme: die Geschlechterdif­ ferenz, die Ausgrenzung von gesellschaftlichen Gruppen und Personen aufgrund äußerer Merkmale, die Organisation von Gesellschaft und Wirtschaft, die Differenz zwischen Traditi­ on und Moderne, die konstruierte Identität und die Stellung des Individuums in der heutigen Zeit sind ihre Themen. In Gaildorf überwindet sie die Pandemie und geht mit ihrer Kunst in die Stadt. Den Auftakt bildet eine Freiluftaus­ stellung im Innenhof des Alten Schlosses. Die dort von den Fassaden herabblickenden Köpfe haben eine Aussage: Die Zu­ mutungen der Pandemie werfen uns auf uns selbst zurück und sind Herausforderung und Zuspruch zugleich. Die hier im Alten Schloss versammelten Köpfe der Stadtmalerin Marion Anna Simon blicken auf uns herab. Sie stammen aus zwei früheren Werken, dem „Winterkönig im Schlamm der Kunst“ und dem „Gemalten Kaddisch“. Beide Werke werden hier in Gaildorf in einen neuen, eigenen Zu­ sammenhang gesetzt. Denn beide Werkzyklen thematisieren die Auswirkungen von Krankheit, Leid und Tod.

Im „Winterkönig“ kommt das Leid von außen, verursacht durch die politische Auseinandersetzung der konfessio­ nell-politischen Lager der damaligen Zeit. Der entfesselte Krieg ließ die Pest in Europa grassieren, Erfahrungen, die wir auch in der Corona-Pandemie machen. Im „Gemalten Kad­ disch“ setzt sich Marion Anna Simon mit dem Tod ihrer Mutter auseinander, die individuelle Sicht auf den Verlust ­eines geliebten Menschen ist die zweite Seite des Sterbens in der Pandemie. Die Stadtmalerin transzendiert durch ihr Werk ihre persönliche Erfahrung und macht die allgemeine menschliche Erfahrung des Sterbens von Angehörigen sicht­ bar. Auch dies in der Pandemie leider eine Erfahrung, die viel zu viele machen mussten. Oder in den Worten von Marion Anna Simon: „Es wird ‚Gesicht gezeigt!‘, Stellung bezogen, Gedenken an die Verstorbenen, durch die Kunstwerke entsteht neues Lebern, wieder Leben in den Schlosshof bringen, wieder Leben nach der Corona Quarantäne, Isoliertheit, Kommunikation und Verweis auf die eigene Existenz und Achtung, Sicht nach in­ nen und außen, gegen die Ungerechtigkeiten in der Welt, den steigenden Antisemitismus und Rassismus“. DANIEL KUHN

g a i l d o r f. d e


14. Skulpturen.SCHAU! in Weikersheim Plastiken von Marco Flierl, Berlin Weikersheim stellt seit 2008 die figürliche Kunst ins Zentrum und zeigt jährlich eine Ausstellung in den Sommermonaten im öffentlichen Raum. In diesem Jahr wurde Marco Flierl (* 1963) ausgewählt. Er absolvierte eine Ziseleur­lehre in einer Kunstgießerei und studierte anschließend Plastik an der Kunsthochschule Weißensee. Flierl wurde 1989 im Verband Bildender Künstler aufgenommen und lebt und arbeitet in Berlin und der Uckermark. Von 2014 bis 2019 konzentriert sich Marco Flierl aus­ schließlich auf seine Arbeit als Bildhauer, Ausstellungen in Galerien aber auch Auftragsarbeiten stehen im Vordergrund seines Schaffens. 2015 gewann er den Wettbewerb für die Ge­ staltung einer 3,6m hohen Bronzetür der Schlosskirche in Wittenberg, die zum Lutherjahr eingeweiht wurde. Im Som­ mer 2020 rief er die Kunstgießerei und Bildhauerwerkstatt Panther Art Foundry sowie die Panther Galerie ins Leben. Seine Skulpturen aus Bronze sind geprägt von klarer Frontalität, die Oberf läche ist in plastischen Prismen und ­Kuben gelegt und strahlen eine besondere Ruhe aus. In Wei­ kersheim stellt er 18 Großplastiken aus. Ein Rundweg führt zu den einzelnen Werken.

Marco Flierl, „Ausgezeichnetes Pferd“, 2011, Bronze, 135 x 160 cm, Foto: © Marco Flierl

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Achberg

Ahrenshoop

Aschaf fenburg

Lesser Ury – Stadt Land Licht Bis 24.10.2021 Schloss Achberg

Land in Sicht. Die Kunstankäufe des Landes Mecklenburg-Vorpommern – 2018, 2019, 2020 25.9. – 28.11.2021 Kunstmuseum Ahrenshoop

ready ready made 26.9. – 21.11.2021 Eröffnung Sa, 25.9.2021, 18 Uhr KunstL ANDing Aschaffenburg

Ganz gleich, ob Lesser Ury (1861–1931) Streifzüge durch die belebten Straßen der Metropolen Berlin, Paris oder London unternimmt oder die menschen­ leeren Landschaften erkundet – der Berliner Impres­ sionist fängt die je eigene Stimmung mit ganz ­u nterschiedlichen künstlerischen Ansätzen ein. ­I nmitten des Realismus der Kaiserzeit schafft Ury eine Bildwelt mit verblüffenden Perspektiven, ­e xtremen Bildausschnitten und Beleuchtungseffekten. „Er bricht mit den Bildkonventionen seiner Zeit und ist damit seinen Künstlerkollegen weit voraus“, stellt die Kuratorin Barbara Wagner fest. Diese individuelle Herangehensweise Urys zeigt die Ausstellung in Schloss Achberg anhand zahlreicher Gemälde, ­P as­t elle, Zeichnungen und Grafiken aus dem Stadt­ museum Berlin und vielen privaten Sammlungen. Auch die Wirkung, die Urys Werk auf das Schaffen anderer Künstler unterschiedlicher Sparten wie Musik, Fotografie und Poesie bis heute ausübt, wird erstmals vorgestellt. Informationen unter www.schloss-achberg.de ☞ SCHLOSS ACHBERG Fr 14–18 Uhr, Sa/So/Feiertag 11–18 Uhr 88147 Achberg (Duznau) T +49 (0) 751 859510 www.schloss-achberg.de

Das Land Mecklenburg-Vorpommern erwirbt Jahr für Jahr Werke in den Ateliers von Künstlerinnen und Künst­lern, die aus dem nordöstlichsten Bundesland stammen, dort leben, ausgebildet wurden, lehrten oder ihm thematisch verbunden sind. So entsteht seit 1994 eine der wichtigsten und umfangreichsten Sammlungen zeitgenössischer Kunst des Landes. ­D iese nunmehr vierte Triennale präsentiert sämtliche Kunstankäufe der Jahre 2018 bis 2020: eine Vielfalt unterschiedlicher Ausdrucksweisen, Stile und künst­ lerischer Anliegen. Die Gattungen umfassen Hand­ zeichnung, Druckgrafik, Skulptur, Tafelbild, Objekt, Fotografie, Filmstill und Video. Es finden sich – ­g enerationenübergreifend – die Wiederbelebung ­k lassischer Techniken sowie das Experiment. An zwei Orten, auf Schloss Bothmer und im ­K unst­m useum Ahrenshoop, sind 133 Arbeiten von 28 Künstlerinnen und Künstlern zu sehen: ein Querschnitt aktuellen Kunstschaffens über regionale ­G renzen hinaus. ☞ Kunstmuseum Ahrenshoop Mi–So 12–17 Uhr Weg zum Hohen Ufer 36, 18347 Ostseebad Ahrenshoop T +49 (0) 38220 6679-0 kunstmuseum-ahrenshoop.de

„ready ready made“: mit Anina Brisolla, Susanne Britz, Anne Pöhlmann, Michael Reisch, Anita Stöhr Weber, Maria Vedder und Ralf Ziervogel. Was bedeutet ­D igitalisierung für Malerei und Zeichnung heute? Wie verändert die digitale Kommunikation gegen­ wärtiges künstlerisches Arbeiten? Was ist das Faktum für künstlerische Produktion in einer postfaktischen Gegenwart? In der von Anita Stöhr Weber und ­S usanne Britz kuratierten Ausstellung stehen künst­ lerische Konzepte im Mittelpunkt, die sich mit dem Wesen von Intermedialität auseinandersetzen. ­A usgehend von den künstlerischen Positionen der zwei Künstlerinnen, die Digitalität in ihren Arbeiten ganz unterschiedlich reflektieren, soll durch den Ein­ bezug ausgewählter Arbeiten anderer Künstlerinnen und Künstler ein Diskurs eröffnet werden. Dieser ­f indet ganz konkret sowohl durch die Zusammen­ stellung der Arbeiten als auch über die räumlichen Bezieh­u ngen der Arbeiten im Ausstellungsraum statt. ☞ KunstL ANDing, Neuer Kunstverein Aschaffenburg e. V. Di 14–19 Uhr, Mi–So/Feiertag 11–17 Uhr Landingstraße 16, 63739 Aschaffenburg T +49 (0) 6021 299278 www.kunstlanding.de

Lesser Ury, „Waterloo-Brücke bei durchbrechender Sonne“, 1926, Privatbesitz, Foto: Heinz Pelz

Matthias Kanter, „Schöne Aussicht“, 2007, Pigment und Acrylfarbe auf HDF-Platte, Foto: Tinett Kähler, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Susanne Britz, „Leitung“, Foto: Susanne Britz © VG-Bild-Kunst, Bonn 2021


Bamberg

Basel

Bern

DIE SENDUNG MIT DER KUNST! youtube.com/Internationales Künstlerhaus Villa Concordia

Bewegte Welt – Steiff überrascht und fasziniert Spielzeug Welten Museum Basel

AUKTIONEN 16. UND 17. SEPTEMBER 2021 Kunst des 19. bis 21. Jahrhunderts Grafik Alter Meister Galerie Kornfeld Auktionen

15 Künstlerinnen und Künstler aus Finnland und Deutschland wurden mit dem Stipendium im Interna­ tionalen Künstlerhaus Villa Concordia ausgezeichnet. Corona allerdings erschwert direktes Begegnen. So entschied Direktorin Nora-Eugenie Gomringer, das Büro des Künstlerhauses in die Redaktion eines ­V ideo-Podcasts umzuwandeln. Mit den in Bamberg angekommenen Stipendiatinnen und Stipendiaten werden Segmente produziert, die „DIE SENDUNG MIT DER KUNST!“ einem breiten Publikum vorstellen. Aspekte wie Ankunft und Wirken am neuen, unbe­ kannten Ort, künstlerischer Auftrag und zahlreiche Projekte und Werke aktueller und ehemaliger Preis­ trägerinnen und Preisträger des Stipendiums rücken in den Mittelpunkt der Folgen, die mit der Media­ firma Wendevarga aus München produziert werden und lebhafte Einblicke in den Status quo künst­ lerischen Schaffens erlauben. Neue Folgen mit ­YouTube-Premieren jeweils ab 18.30 Uhr am 13.8., 10.9. und 8.10.2021! ☞ Internationales Künstlerhaus Concordia Mo–Do 8–12 Uhr und 13–15 Uhr, Fr 8–13 Uhr Concordiastraße 28, 96049 Bamberg T +49 (0) 951 95501-0 www.villa-concordia.de

Seit dem 27. April 2021 läuft die neue Sonder­ ausstellung „Bewegte Welt – Steiff überrascht und fasziniert“. Sie zeigt wahre mechanische Schmuck­ stücke aus der Produktion des weltbekannten ­F amilienunternehmens Margarete Steiff GmbH. Diese können nun nach fachkundiger Restauration wieder in Bewegung bestaunt werden. Eine der ­A ttraktionen ist das „Wochen-Ende im Tier-Reich“. Die Installation wurde 1928 original mit 47 Steiff-­ Tieren bestückt, die in einer am Bauhaus-Stil ange­ lehnten Szenerie integriert sind. Mit über fünf Metern Länge und zwei Metern Tiefe verfügte das Original­ schaustück über beeindruckende Abmessungen. Ein weiteres Highlight ist das Schaustück „Die Mühle im Grund“ aus dem Jahre 1926. Auf ungefähr 15 Quadratmetern sind gut 70 alte originale Steiff-Filzpuppen in idyllischer ländlicher Umgebung zu sehen. Neben den beiden außergewöhnlichen ­I nstallationen sind noch 13 kleine bewegliche ­m echanische Schaustücke von Steiff und einige ­imposante Studiotiere ausgestellt. ☞ Spielzeug Welten Museum Basel Di–So 10–18 Uhr Steinenvorstadt 1, CH-4051 Basel T +41 (0) 61 2259595 www.swmb.museum

Zu den Höhepunkten der Auktionen vom 16./17. Sep­ tember 2021 zählen Arbeiten der Klassischen Moder­ ne, der Gegenwartskunst, der Schweizer Kunst und wichtiger Druckgrafik. Eine Auktion zur Grafik Alter Meister ergänzt das Angebot. Zum Ausruf kommen ein großformatiges Gemälde von Robert Delaunay, „Nature morte portugaise“, 1916, Öl auf Leinwand, mit einer Schätzung von CHF 2,5 Mio., sowie ein seltenes Aquarell von Paul Cézanne, „Pot à gingem­ bre avec fruits et nappe“, 1888−1890, geschätzt auf CHF 1,25 Mio., beide aus Privatsammlungen. Ein Stillleben von Alexej von Jawlensky, „Stillleben mit gelber und weißer Kanne“, 1908, kommt mit CHF 1 Mio. zum Ausruf, gefolgt von einer kubisti­ schen Collage von Georges Braque von 1913, Schät­ zung CHF 1,6 Mio. Als Höhepunkt der Gegenwarts­ kunst ragt ein Werk von Sam Francis mit dem Titel „Green“ von 1952 heraus, geschätzt auf CHF 2 Mio. Eine Bronze­s kulptur von Alberto Giacometti, „Buste d’Homme (New York II)“, 1965, Guss 1972, rundet das Angebot ab. ☞ Galerie Kornfeld Bern Mo–Fr 9−12 und 14–18 Uhr Laupenstraße 41, PF, CH-3001 Bern T +41 (0) 31 3814673 www.kornfeld.ch

TERMINE FÜR ENTDECKER

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„Wochen-Ende im Tier-Reich“, Margarete Steif f GmbH, Foto: Spielzeug Welten Museum Basel

Emil Nolde, „Mohn und Rosen“, 1917, Öl auf Leinwand, 73,3 x 88,3 cm, Urban Nr. 760, © Nolde Stiftung Seebüll

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21

© Internationales Künstlerhaus Villa Concordia


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Bietigheim- Bissingen

Bonn

Eb erdingen - Nus sdor f

Ernst Ludwig Kirchner Tierleben in den Davoser Alpen Bis 3.10.2021 Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen

Italiensehnsucht! Auf den Spuren deutschsprachiger ­K ünstlerinnen und Künstler 1905–1933 Bis 19.9.2021 Museum August Macke Haus

Zwischenzeit Bis 19.12.2021 KUNSTWERK Sammlung Klein

Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938) ist als Mit­ begründer der Künstlergruppe „Die Brücke“ einer der bekanntesten Expressionisten der Klassischen ­M oderne. Gezeichnet vom Ersten Weltkrieg kam er 1917 nach Davos in die Schweizer Alpen: Tiere und Hirten zählten zu seinen ersten Motiven. Kühe auf der Stafelalp, Berghänge voller Schafe und Ziegen inmitten hochalpiner Landschaft – durch seine ­e xpressive Malweise und Farbigkeit verlieh Kirchner ihnen eine große Eindringlichkeit. Die Tierdarstel­ lungen Kirchners in den versammelten Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen, Druckgrafiken, Stickereien und Skulpturen waren noch nie Thema einer eigenen Ausstellung! Parallel und ergänzend zu dieser großen Kirchner-Ausstellung gibt die Städtische Galerie einen Einblick in die Sammlung: „Von Vierbeinern, Feder­ vieh und Flügelwesen“ zeigt Werke von der Klassi­ schen Moderne bis zur Gegenwart, in denen sowohl heimische Haus- als auch exotische Wildtiere im ­M ittelpunkt stehen. ☞ Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen Di,/Mi, Fr 14–18 Uhr, Do 14–20 Uhr, Sa/So/Feiertag 11–18 Uhr Hauptstraße 60–64, 74321 Bietigheim-Bissingen T +49 (0) 7142 74-483 galerie.bietigheim-bissingen.de

Mit Italien verbinden sich seit Goethes Reise (1786–1788) Sehnsuchtsbilder antiker Kunstschätze und südlicher Landschaft. Auch im 20. Jahrhundert blieb das Land ein begehrtes Reiseziel für junge Künstlerinnen und Künstler – zumal, wenn dies mit einem Stipendium an der Villa Romana in Florenz oder an der Villa Massimo in Rom verbunden war. Die Auseinandersetzung mit der (Kunst-)Geschichte und die Suche nach einer verlorenen Einheit von Mensch, Natur und Kosmos inspirierten August Macke, Walter Ophey, Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, Erich Heckel, Max Pechstein, Karl Schmidt-Rottluff, Alexander Kanoldt, Max Beckmann u. v. a. In den 1920er-Jahren wurden die Amalfiküste, Sizilien, aber auch Ischia und Capri Treffpunkte für Anita Rée, ­E duard Bargheer, Werner Gilles, Max Peiffer ­W atenphul oder Hans Purrmann. Mit rund 100 ­W erken spürt die Ausstellung der Italien­ begeisterung und ihrem künstlerischen Niederschlag zwischen expressivem Farbenrausch, surrealer ­F antastik und neusachlicher Kühle nach. ☞ Museum August Macke Haus Do 11–19 Uhr, Fr–So/Feiertag 11–17 Uhr Hochstadenring 36, 53119 Bonn T +49 (0) 228 655531 www.august-macke-haus.de

Für viele war und ist das vergangene Jahr im Zeichen der Pandemie mit existenziellen Zäsuren verbunden. Für manche hat der Rückzug vom öffentlichen Leben eine Chance zur Rückbesinnung geboten. So mussten die einen oder durften die anderen jene Zeit dazu nutzen, das Bisherige zu überdenken und den eige­ nen Lebensplan neu zu skizzieren. Die Ausstellung „Zwischenzeit“ bietet mit einer Auswahl von Neu­ erwerbungen und Klassikern der Sammlung Klein einen Resonanzraum für unsere Erfahrungen während und nach der Krise. Mit welcher Haltung begegnen wir der Situation völliger Ungewissheit und Offen­ heit? Welche Räume der Wahrnehmung eröffnen sich losgelöst vom gewohnten Tun? Vermögen wir daraus eine neue Kraft zu schöpfen, die uns im „normalen“ Leben weiter trägt? Gezeigt werden Werke u. a. von Michelin Kober und Thomas Müller (Ebene 1), ­M ichelangelo Pistoletto, Arnulf Rainer, Spandita ­M alik und Erdmut Bramke (Ebene 2), David Schnell, Chun Kwang Young, Günther Uecker und Anna ­K rammig (Ebene 3). ☞ KUNSTWERK Sammlung Klein Mi–Fr, So 11–17 Uhr Siemensstraße 40, 71735 Eberdingen-Nussdorf T +49 (0) 7042 3769566 www.sammlung-klein.de

Ernst Ludwig Kirchner, „Absteigende Kühe“, 1920, Georg Kolbe Museum, Berlin, Foto: Markus Hilbich

Thomas Müller, ohne Titel, 2019, Adolf Erbslöh, „Am Meer bei Positano“, 1923, Öl auf Leinwand,

Bleistift, Ölfarbe, Tusche auf Fabriano-Bütten, 196 x 140 cm

48,2 x 37,2 cm, Privatsammlung, Foto: © Privatarchiv

© Thomas Müller


Heinz Mack

Museum Ritter Waldenbuch www.museum-ritter.de

Werke im Licht 1956– 2017

Museum Ritter

Mediterraner Garten (Chromatische Konstellation), 2003 (Detail) © VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Archiv Heinz Mack

8.5. –19.9. 2021

hängung #23

Thomas Müller, Ohne Titel, 2018, ©Thomas Müller

21. märz — 19. dezember 2021

KUNSTWERK I SAMMLUNG KLEIN SIEMENSSTRASSE 40 I 71735 EBERDINGEN-NUSSDORF TELEFON +49 (0) 70 42 - 37 69 566 I WWW.SAMMLUNG-KLEIN.DE GEÖFFNET MITTWOCH BIS FREITAG UND SONNTAG VON 11 - 17 UHR


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Heilbronn

Jena

Klütz

Ein Woodstock der Ideen Joseph Beuys, Achberg und der deutsche Süden 28.8. – 28.11.2021 Kunsthalle Vogelmann

Künstlerbücher aus der Sammlung Opitz-Hoffmann Fotografische Porträts von Renate Brandt 4.9. – 21.11.2021 Kunstsammlung Jena

Land in Sicht. Die Kunstankäufe des Landes Mecklenburg-Vorpommern – 2018, 2019, 2020 25.9. – 28.11.2021 Schloss Bothmer

Mit „Ein Woodstock der Ideen“ widmet sich erstmals eine Ausstellung den Beziehungen von Joseph Beuys zu Süddeutschland. Im Fokus stehen die Aktivitäten des Künstlers im Umfeld des Internationalen Kultur­ zentrums Achberg, das seit den 1970er-Jahren als ein „deutsches Woodstock“ galt. Hier fand Beuys Gleich­ gesinnte im Streben nach einem humanen Miteinan­ der – leidenschaftlich setzte sich der Künstler für die Veränderung der Gesellschaft ein. Zum Ausdruck kom­ men seine gesellschaftsreformerischen Ideen auch in zahlreichen Multiples und Grafiken, die in der Schau präsentiert werden. In Kooperation mit dem Museum Ulm zeigt die Kunsthalle Vogelmann, wie unmittelbar Kreativ-Gestalterisches, Soziales und Politisches in Leben und Werk des Ausnahmekünstlers verbunden waren. Neben hochrangigen internationalen Leih­ gaben sind Materialien aus dem Archiv des Autors und Verlegers Rainer Rappmann sowie Auflagen­ objekte aus der Sammlung der Heilbronner Franz Ernst Vogelmann-Stiftung zu sehen. ☞ Kunsthalle Vogelmann Di–So/Feiertag 11–17 Uhr, Do 11–19 Uhr Allee 28, 74072 Heilbronn T +49 (0) 7131 56-4420 www.museen-heilbronn.de

Bei der Sammlung Opitz-Hoffmann handelt es sich zum größten Teil um Arbeiten auf Papier, um Zeich­ nungen, Drucke, Fotografien, Künstlerbücher und Multiples. Franz Erhard Walther steht hierfür ebenso stellvertretend wie Hans-Peter Feldmann, Timm ­U lrichs oder Bogomir Ecker. Viele dieser Künstlerin­ nen und Künstler teilen eine Leidenschaft für Bücher. Oft sind es Auflagenobjekte, die im Offset-Druck pro­ duziert, konzeptuell geprägt und Gesamtkunstwerken nahe sind. Die Werke verlangen Zeit und Aufmerk­ samkeit. Viele Künstlerinnen und Künstler der Aus­ stellung wurden von der Bonner Fotografin Renate Brandt begleitet und porträtiert. Die Fotos sind quad­ ratisch, oft schwarz-weiß und belegen den sensiblen, entschleunigten, auf das Essenzielle zielenden Blick der Fotografin. So gesehen erweisen sich die Fotos von Renate Brandt als komplexe poetische Signaturen, die vor allem eines sind, empathische Huldigungen an die Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung. ☞ Kunstsammlung Jena Di–So 10–17 Uhr Markt 7, 07743 Jena T +49 (0) 3641 49-8261 www.museen-jena.de

Das Land Mecklenburg-Vorpommern erwirbt Jahr für Jahr Werke in den Ateliers von Künstlerinnen und Künst­lern, die aus dem nordöstlichsten Bundesland stammen, dort leben, ausgebildet wurden, lehrten oder ihm thematisch verbunden sind. So entsteht seit 1994 eine der wichtigsten und umfangreichsten Sammlungen zeitgenössischer Kunst des Landes. ­D iese nunmehr vierte Triennale präsentiert sämtliche Kunstankäufe der Jahre 2018 bis 2020: eine Vielfalt unterschiedlicher Ausdrucksweisen, Stile und künst­ lerischer Anliegen. Die Gattungen umfassen Hand­ zeichnung, Druckgrafik, Skulptur, Tafelbild, Objekt, Fotografie, Filmstill und Video. Es finden sich – ­g enerationenübergreifend – die Wiederbelebung ­k lassischer Techniken sowie das Experiment. An zwei Orten, auf Schloss Bothmer und im ­K unst­m useum Ahrenshoop, sind 133 Arbeiten von 28 Künstlerinnen und Künstlern zu sehen: ein Querschnitt aktuellen Kunstschaffens über regionale ­G renzen hinaus. ☞ Schloss Bothmer Sept. Di–So 10–18 Uhr, Okt. Di–So 10–17 Uhr, Nov. Sa/So 11–16 Uhr Am Park, 23948 Klütz T +49 (0) 385 58841513 mv-schloesser.de

Maria Sewcz, o. T., Rom, 2011, aus der Arbeit „ROM A – VM. 365/39/51 masw“ Fritz Schwegler, „4 Effeschiadenstücke zum Glücke“, 1970−1972, Artübung zur „Ef feschiade“, 31,5 x 23,5 x 4 cm, Edition Hundertmark, Berlin 1972, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Joseph Beuys, 1981, Fotoarchiv Ruhrmuseum Essen (Detail), Foto: Jürgen Leiendecker

© VG Bild-Kunst, Bonn 2021


Kornwestheim

Ladenburg

Leipzig

Josef Paul Kleihues − Geometrie und Poesie 30 Jahre Kunst im Kleihues-Bau Bis 12.9.2021

Vera Molnár Arbeiten von 1949–2021 Bis 25.9.2021 galerie linde hollinger

STÜHLE – nur für Kinder! Bis 3.10.2021 GRASSI Museum für Angewandte Kunst

René Wirths – Time is on my side Bis 23.1.2022 Museum im Kleihues-Bau, Kornwestheim Im postmodernen Ausstellungshaus des Kleihues-Baus in Kornwestheim treten faszinierende Ausstellungen in einen spannenden Dialog. Die Jubiläumsschau zum Architekten Josef Paul Kleihues widmet sich neben dem Entwurf für die verschiedensten Museen und Galerien auch den unterschiedlichsten von Josef Paul Kleihues gestalteten Designobjekten. Höchst beein­ druckend ist auch der rege Austausch mit zeitgenös­ sischen Künstlern wie Markus Lüpertz und Georg ­B aselitz, der in der Ausstellung genauer beleuchtet wird. Die meisterhaften Werke des in Berlin lebenden Künstlers René Wirths zeigen realistisch gemalte ­M otive des täglichen Lebens, die vor einem neutral weißen Hintergrund überlebensgroß abgebildet ­w erden. Sein analytisch-beobachtender Blick gilt dem Ding „an sich“ und so entstehen im Atelier faszi­ nierende und überraschende Objektporträts. ☞ Museum im Kleihues-Bau Fr–So 11–18 Uhr Stuttgarter Straße 93, 70806 Kornwestheim T +49 (0) 7154 202-7401 www.museen-kornwestheim.de

Die international renommierte Künstlerin Vera Molnár wird von Linde Hollinger in ihrer Galerie in Ladenburg seit 1991 vertreten. Während dieser Zeit entstand eine enge und konstruktive Freundschaft. Ihre Werke wurden über die Jahre hinweg in verschiedenen ­E inzel- oder Gruppenausstellungen präsentiert. Die retrospektiv angelegte Einzelschau umfasst ­A rbeiten aus sieben Jahrzehnten. Eine außergewöhn­ liche Vielfalt an bildnerischen Mitteln und ein großer Formenreichtum sind für das Œuvre der in Paris ­lebenden Künstlerin charakteristisch. Die zentralen Anliegen im Kunstschaffen von Molnár sind eine ­s ystematische Analyse ihrer Bildmittel, vor allem aber deren Reduktion und Variation, weshalb sie ­o ftmals in Serien arbeitet. ☞ galerie linde hollinger Do–Sa 13–17 Uhr und n. V. Rheingaustraße 34, 68526 Ladenburg www.galerielindehollinger.de

Die Sonderausstellung im Leipziger Grassimuseum zeigt Sitzmöbel für die Jüngsten – von den ersten Hochstühlen der Firma Thonet, Pionier auf dem ­G ebiet des kindgerechten Möbels, über Designikonen der Bauhaus-Zeit bis hin zu zeitgenössischen ­S itz­o bjekten aus Kunststoff. Mit der wechselnden Rolle der Kinder in der Ge­ sellschaft verändert sich auch das Aussehen der ­K inderstühle: Zuerst nur als kleinere Version der ­E rwachsenenmodelle ausgeführt, eta­b lierte sich der Kinderstuhl im Zuge der erstarkenden Bedeutung der Pädagogik, als eigenständige Gattung des Designs. Zunehmend bemühten sich Designer um eine gute und kindgerechte Gestaltung der Stühle, welche die ­K inder nicht nur zum Sitzen, sondern auch zum krea­ tiven Umgang einladen. Entwürfe von Luigi Colani, Keith Haring und Javier Mariscal sind gelungene Bei­ spiele für Möbel, die „Stillsitzen“ unmöglich machen. ☞ GRASSI Museum für Angewandte Kunst Di–So/Feiertag 10–18 Uhr Johannisplatz 5–11, 04103 Leipzig T +49 (0) 341 2229100 www.grassimak.de

TERMINE FÜR ENTDECKER

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Vera Molnár „BLEU“, 2021, Installation, 36 Teile à 40 x 40 cm, in 6 Blautönen, Foto: Linde Hollinger © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Lehnstuhl „Bambi“, Ent wurf Sawada Takeshi, 2010/11, und „Elefant“,

René Wirths, „Ghettoblaster“, 2017, Foto: Eric Tschernow, Detailaufnahme © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21

Ent wurf Charles und Ray Eames, um 1946, Foto: Esther Hoyer


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Mainz

Mannheim

Frauke Alina Becker – flex Bis 4.9.2021 Emde Gallery

BRIXY REFLECT 24.9. – 17.10.2021 Altes Pumpwerk Mannheim-Neckarau Special Guest: Galerie Tammen, Berlin | Sonja Edle von Hößle – Skulpturen

Die Galerie freut sich sehr, die Einzelausstellung „flex“ mit Keramiken, Malereien und Zeichnungen von Frauke Alina Becker zu präsentieren. Frauke Alina Becker orientiert sich in ihren Arbeiten an organi­ schen Formen der Natur. Das besondere Augenmerk der Künstlerin liegt auf vereinzelten, sich schlingen­ den Pflanzenteilen und amorphen Formen. Während ihre Keramiken, die in den Händen gehalten werden wollen, Assoziationen zu Algen, Rhizomen, Wurzeln oder Wurfsternen wecken, sind ihre Malereien und Zeichnungen, die zum Teil mit einzelnen Worten oder Textfragmenten kombiniert sind, mehr auf eine visuell-­k ognitive Rezeption hin angelegt. Allen Ar­ beiten gemeinsam ist, dass sie sich als Metaphern sowohl für das menschliche Zusammenleben als auch die fragile Koexistenz von Natur und Kultur lesen lassen. Elementar ist darüber hinaus die Erforschung der Bedeutung von Begriffen wie Berührung, ­B ewegung, Nähe und Distanz. ☞ Emde Gallery Di/Do/Fr 11–18 Uhr, Sa 11–15 Uhr und n. V. Richard-Wagner-Straße 13, 55118 Mainz T +49 (0) 171 6903990 www.emde-gallery.com

Dietmar Brixys neue Werkserie trägt den sinnreichen Namen „REFLECT“. Er bezieht sich auf die Strahlkraft der Farben, die Brixys Bilder so unvergleichlich leuch­ ten lassen. Rot dominiert die Serie − als Signalfarbe, die wie keine andere Sinnlichkeit und Lebensfreude verkörpert. Im Jahr 2021 mag das Rot auch für neue Energie und Optimismus stehen. Defensivere Farben wie Blau, Grau und zarte Pastelltöne treten da zurück, kühlen die Temperatur und bespielen den Raum, der sich hinter dem Rot öffnet. Wie ein Theatervorhang macht das Rot die Bühne frei für einen fast illusionis­ tischen Tiefenraum, wie wir ihn seit der Renaissance kennen. Dort lassen sich natürliche Horizonte, Gebirgs­k etten oder Uferlinien erkennen. Während das Rot in der Regel sehr kräftig und pastos gemalt ist, erscheinen dahinter fein verstrichene Passagen, die wie impressionistische Spiegelungen im Wasser ­a nmuten. Die Farben des Bildes spiegeln sich im ­B ilde selbst und lösen den Titel der neuen Serie so ganz wortwörtlich ein. ☞ Altes Pumpwerk Mannheim-Neckarau Fr 14–19 Uhr, Sa/So 11–16 Uhr Aufeldstraße 19, 68199 Mannheim T +49 (0) 621 1561436 www.brixy.de

Frauke Alina Becker, ohne Titel, 2021, © Emde Gallery

Dietmar Brixy, „REFLECT“, 2021, Öl auf Nessel, 180 x 140 cm © Dietmar Brixy

33. ART

GALLER Y WEEKEN D


Nürnberg

Oberhausen

Of fenburg

Wilhelm Uhlig – Die gute Figur Bis 3.10.2021 Kunstvilla

Museum Under Construction – Willkommen auf der Kunstbaustelle! Bis 29.8.2021 LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Chang Min & Eun Hui LEE Malerei und Zeichnung Bis 14.11.2021 Städtische Galerie Offenburg

Während die LUDWIGGALERIE für Sanierungsmaß­ nahmen geschlossen ist, wird der Innenhof von der PriseSalz Crew mit kunstvollen Installationen in ­S zene gesetzt. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Wunschmaschine in Form einer Murmelbahn von Aaron.St und den großflächigen Malereien von Ursula Meyer. Vielfältig bespielbare Themenhütten und ­S itzgelegenheiten laden zu einem interaktiven ­O utdoorprogramm für alle Altersgruppen ein.

Wilde und heimische Tiere, üppige Natur und kuriose Szenen prägen die starkfarbigen Bilder von Chang Min Lee. Die Lebewesen treffen sich an exotischen Orten, in fröhlich-ironischen, geheimnisvollen Situa­ tionen. Im Zentrum der zeichnerisch angelegten, sehr feinen Malerei von Eun Hui Lee stehen Erlebnisse des Alltags und in häuslicher Umgebung. Beim Croissant auf dem Teller liegen Essstäbchen – verschiedene Traditionen und skurrile Einfälle verknüpfen sich. ­I nhaltliche Schnittstellen der beiden sind die Themen Heimat und Zuhause. Das Eigene und das Andere ­s pielen eine besondere Rolle. Die Welt und das Leben erscheinen schön, bunt und vielfältig, manchmal aber auch verwirrend und gefährlich. Es gibt immer wieder neue, zuweilen seltsame Begegnungen. 1976 und 1975 in Südkorea geboren, lebt das Künstler­p aar nach einem ersten Kunststudium in ­S eoul seit 2003 in Deutschland. Es folgte ein ­S tudium an der Nürnberger Kunstakademie. Beide waren Meisterschüler von Ralph Fleck. ☞ Städtische Galerie Offenburg Di–Fr 14–18 Uhr, Sa/So 11–17 Uhr Amand-Goegg-Str. 2, Kulturforum, 77654 Offenburg T +49 (0) 0781 822040 www.galerie-offenburg.de

Wilhelm Uhlig, geboren 1930, ist einer der bekann­ testen Bildhauer seiner Generation. Die Kunstvilla nimmt den 90. Geburtstag des Künstlers im letzten Jahr zum Anlass, ihn mit einer großen Retrospektive, die eine Zusammenschau seiner Werke von Mitte der 1950er-Jahre bis heute darstellt, zu ehren. Uhlig ­s tudierte von 1951 bis 1959 an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. 1972 übernahm Uhlig selbst eine Professur an der Nürnberger Kunstakade­ mie, der er von 1984 bis 1987 als Präsident vorstand. In Uhligs Schaffen nehmen teilweise als Torsi ausge­ bildete Aktfiguren und Porträts eine besondere Rolle ein. Seit seinem Studium verfolgt Uhlig das Ziel, „eine gute Figur“, letztlich über das reine Abbild ­h inausgehende Archetypen, zu schaffen. An seinen Plastiken arbeitet Uhlig nicht selten über mehrere Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte. Die Präsentation stellt Wilhelm Uhlig in die Tradition der figurativen Plastik und bezieht erstmals auch den Außenraum der Kunstvilla in größerem Maße ein. ☞ Kunstvilla Di–So 10–18 Uhr, Mi 10–20 Uhr Blumenstraße 17, 90402 Nürnberg T +49 (0) 911 231-15893 www.kunstvilla.org

8.8. – 26.9.2021 INS GRÜNE, INS BLAUE, INS SCHWARZE – Malerei, Zeichnung, Wortarbeiten Der Kunstverein zeigt in seiner Reihe „PARALLEL“ die Werke von Benjamin Nachtwey und Klaus Sievers. 26.9.2021 – 9.1.2022 DER SCHMERZ DES VATERS – Die trinita­ rische Pietà zwischen Gotik und Barock Zu einer Skulptur aus der Sammlung Peter und Irene Ludwig 3.10.2021 – 16.1.2022 Unveröffentlicht – Die Comicszene packt aus! Strips and Storys – von Wilhelm Busch bis Flix ☞ LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen Di–So 11–18 Uhr Konrad-Adenauer-Allee 46, 46049 Oberhausen T +49 (0) 208 4124928 www.ludwiggalerie.de

TERMINE FÜR ENTDECKER

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Eun Hui Lee, „Herr Sammler“, 2020, Öl auf Leinwand, 190 x 230 cm, Foto: Chang Min Lee

Ursula Meyer, „Wham“, 2020,

Besitz des Künstlers, Foto: Kunst villa, Annette Kradisch

Foto: Andrea Kiesendahl, © Ursula Meyer, PriseSalz Crew A R T M A P P   S O M M E R 2 0 21

Wilhelm Uhlig, „Hockende“, 1993, Bronze, Höhe 77 cm,


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Oldenburg

Saarbrücken

Ilna Ewers-Wunderwald: Expedition Jugendstil Bis 29.8.2021 Horst-Janssen-Museum Oldenburg

„Photography!“ – Meisterwerke aus dem SCHAUWERK Sindelfingen Bis 3.10.2021 Saarlandmuseum – Moderne Galerie

Das Horst-Janssen-Museum Oldenburg feiert mit der Ausstellung „Expedition Jugendstil“ die Wieder­ entdeckung einer fast vergessenen Künstlerin: Ilna Ewers-Wunderwald (1875–1957). Hochgelobt zu Beginn ihres Schaffens, zog sich die virtuose Zeich­ nerin, Illustratorin und Gestalterin von Möbeln und avantgardistischer Frauenmode bereits in den 1920er-Jahren aus der Öffentlichkeit zurück. In Oldenburg ist nun mit rund 75 Arbeiten aus 50 Schaffensjahren die bisher umfänglichste Schau von Ilna Ewers-Wunderwald zu sehen. Ihre Zeichnun­ gen und Illustrationen zeigen florale Elemente, ­m ärchenhafte Wesen und Tiere, inspiriert von ihren vielen Reisen nach Indien, in die Karibik und ans ­M ittelmeer. Ewers-Wunderwald arbeitete mit chine­ sischer Tusche und Farbstiften und schuf so eine ­f antasievolle Welt, die noch bis zum 29. August im Horst-Janssen-Museum zu entdecken ist. Der Eintritt ist frei. ☞ Horst-Janssen-Museum Oldenburg Di–So 10–18 Uhr Am Stadtmuseum 4−8, 26121 Oldenburg T +49 (0) 441 235-2885 www.horst-janssen-museum.de

Die Moderne Galerie des Saarlandmuseums prä­ sentiert bis 3. Oktober 2021 die Ausstellung ­„ Photography! – Meisterwerke aus dem SCHAUWERK Sindelfingen“ und zeigt wichtigste internationale Positionen der Fotografie in der zeitgenössischen Kunst auf. Die Liste der ausgestellten Fotografinnen und Fotografen liest sich wie ein Who’s who der ­internationalen Fotografie: Nobuyoshi Araki, Daniele Buetti, Thomas Demand, Elger Esser, Günther Förg, Andreas Gursky, Candida Höfer, Astrid Klein, In Sook Kim, Marie-Jo Lafontaine, Sherrie Levine, Vera Lutter, Robert Mapplethorpe, Bettina Rheims, Thomas Ruff, Karl Hugo Schmölz, Thomas Struth und Wolfgang Tillmans. Das Saarlandmuseum kooperiert zum ersten Mal mit dem SCHAUWERK Sindelfingen: Im Jahr 2021 werden die fotografischen Sammlungen der Museen ausgetauscht. Im Sommer 2021 ist zunächst das Saarlandmuseum Gastgeber für die Fotografie aus dem SCHAUWERK, im November 2021 wird umge­ kehrt die Fotografische Sammlung des Saarland­ museums in Sindelfingen zu Gast sein. ☞ Saarlandmuseum – Moderne Galerie Di–So 10–18 Uhr, Mi 10–20 Uhr Bismarckstraße 11−15, 66111 Saarbrücken T +49 (0) 681 9964-234 www.modernegalerie.org

“Dieses Museum ist ein Gesamtkunstwerk” (Besucherstimme)

Museum Stangenberg Merck Helene-Christaller-Weg 13 64342 Seeheim-Jugenheim Tel. 06257 - 90 53 61 www.mstm.info / facebook: Museum Stangenberg Merck geöffnet: Mi - Fr: 15 - 19 Uhr Sa / So / FT: 11 - 18 Uhr

S O N D ER AU S S T EL L U N G AB 18.04.2021 Ilna Ewers-Wunderwald, „Einsiedlerkrebs“, 1953 © Ilna Ewers-Wunderwald

Bettina Rheims, „Jin Xing, dans les toilettes de chez Maxim’s au Grand théâtre de Shanghai, avril 2002“, Shanghai 2002, SCHAUWERK Sindelfingen, Courtesy: Galerie Xippas; Frank Kleinbach, Stuttgart, © Bettina Rheims


Stuttgart

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Angespannte Zustände. Sammlungspräsentation Gegenwart Ab 16.3.2021 Staatsgalerie Stuttgart

Oil. Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters 4.9.2021 – 9.1.2022 Kunstmuseum Wolfsburg

WIR. Bilder für eine neue Kunst des Zusammenlebens Bis 6.3.2022 Barkenhoff und Große Kunstschau

Seit einiger Zeit prägen angespannte Zustände unse­ ren Alltag. Ob es sich um Ausgangssperren, Gewalt oder die Suche nach der eigenen Identität handelt, wir sind ständig dabei, uns neu zu orientieren. Auf die Verletzlichkeit und Verwirrung, die in Kon­ trollen, Rassendiskriminierung und Ausgrenzung ­s tecken, nehmen Künstlerinnen und Künstler Bezug. Sie stellen die Unsicherheit und Instabilität, die wir täglich erleben, in ihren Werken dar. Die neue Samm­ lungspräsentation konfrontiert zeitgenössische Posi­ tionen aus der privaten Sammlung Scharpff-Striebich mit Werken des 20. Jahrhunderts aus dem eigenen Bestand der Staatsgalerie, die erst durch den retros­ pektiven Blick eine solche Aktualität gewinnen und die Komplexität und Widersprüchlichkeit unserer ­G esellschaft hervorheben. Zu sehen sind Werke u. a. von Giovanni Anselmo, Phyllida Barlow, Anna und Bernhard Blume, Julian Charrière, Cameron Clayborn, Jesse Darling, Mark Dion, Jadé Fadojutimi, Rebecca Horn, Edward Kienholz, Kapwani Kiwanga. ☞ Staatsgalerie Stuttgart Di–So 10–17 Uhr, Do 10–20 Uhr Konrad-Adenauer-Straße 30−32, 70173 Stuttgart T +49 (0) 711 47040-0 www.staatsgalerie.de

Erdöl – kein anderer Rohstoff durchdringt so viele Bereiche unseres Lebens: unsere Städte, unsere ­K örper, unsere Emotionen. An keinen sind derart weit­ reichende Freiheitsversprechen gebunden. Aber auch kein anderer Stoff neben der Kohle ist so sehr für Umweltverschmutzung und Klimawandel verantwort­ lich, für Plastikberge an Land und Mikroplastik in den Ozeanen. Und keiner ist derart in Kriege verwickelt. Deshalb wird es Zeit für eine Bestandsaufnahme ­d ieser verhängnisvollen Beziehungen. „Oil. Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters“ ist die erste, his­ torisch und geografisch umfassende Retrospektive der künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem Erdöl und seinen Materialien. Komplex und vielfältig wie nie zuvor bieten rund 220 Gemälde, Skulpturen, ­I nstallationen, Videos, Fotografien, eigens für die Ausstellung geschaffene Kunstwerke sowie tech­ nische und naturwissenschaftliche Objekte einen ­E inblick in das globale Erdölzeitalter. ☞ Kunstmuseum Wolfsburg Di–So 11–18 Uhr Hollerplatz 1, 38440 Wolfsburg T +49 (0) 5361 2669-0 www.kunstmuseum.de

Die Corona-Pandemie macht uns bewusst, dass die zwischenmenschlichen Dimensionen alles andere als eine Selbstverständlichkeit sind. Deutlich wird jetzt auch, wie wenig Aufmerksamkeit wir der Achtung und Gestaltung des Miteinanders in den letzten Jahren geschenkt haben. Dabei zeigen die aktuellen Krisen nur zu deutlich, wie dringend wir eine neue Kunst des Zusammenlebens brauchen. Die Ausstellung „WIR“ geht der Frage nach, welche Impulse die Kunst für eine neue Wir-Kultur geben kann. Im Barkenhoff bil­ den die Komplexbilder Heinrich Vogelers einen Aus­ gangs- und Höhepunkt der Ausstellung. Diese Werke stehen für die Suche Vogelers nach einer solidari­ schen, von Mitmenschlichkeit geprägten Gesellschaft und für seinen Aufbruch in eine neue künstlerische, aber auch ideell-ideologische Lebenswelt. Die Große Kunstschau wiederum nimmt Figurenbilder von Paula Modersohn-Becker zum Ausgangspunkt und bringt Werke unterschiedlicher Zeiten und Gattungen von Sandra Boeschenstein bis Käthe Kollwitz zusammen. ☞ Barkenhoff / Heinrich-Vogeler-Museum Mo–So 10–18 Uhr Ostendorfer Straße 10, 27726 Worpswede T +49 (0) 4792 3968

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Große Kunstschau Worpswede Mo–So 10–18 Uhr Lindenallee 5, 27726 Worpswede T +49 (0) 4792 1302 www.worpswede-museen.de

Courtesy: der Künstler und Pace Gallery, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Staatsgalerie Stuttgart, Courtesy: Archivio Anselmo, © the artist

Heinrich Vogeler, „Zentralasien“, 1927, Öl auf Leinwand, Inv.-Nr. A III 274, Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Foto: © Nationalgalerie, SMB / Eike Knopf

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John Gerrard, „Western Flag (Spindletop, Texas) 2017“, Simulation, Giovanni Anselmo, „Torsione (Drehung)“, 1968,


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27. Ausgabe – 10. Jahrgang – August 2021

Bettina Götz M. A., b.goetz@artmapp.net

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Caesar, Prof. Dr. Chris Gerbing, Bettina Götz M. A.,

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Mark Brouwer, Nina Czayka, Ute Lauterjung ISSN 2195-1594

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Die ARTMAPP-Ausgabe beinhaltet eine Beilage der Bayern Tourismus Marketing GmbH, München. Sollten Sie weitere Exemplare wünschen, senden Sie uns bitte eine Nachricht an mail@artmapp.net.

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Antje Majewski, Pommerscher Krummstiel, 2014. ©2021, Pro Litteris, Zürich. Foto : Jens Ziehe, Berlin

DER APFEL. EINE EINFÜHRUNG. IMMER UND IMMER UND IMMER WIEDER 4.9.– 21.11.2021 Kunstmuseum Thun, Hofstettenstrasse 14, 3602 Thun Di–So, 10–17 Uhr / Mi 10–19 Uhr, www.kunstmuseumthun.ch


www.schauwerk-sindelfingen.de Antony Gormley · CLOSE I · 1992 · © the artist


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Zehn Jahre Kunsthalle Vogelmann Heilbronn – von Chris Gerbing

4min
pages 122-125

Transformation. Eine Reise ins Innere – von Christina Körner

11min
pages 174-183

Interview von Carsten Probst mit Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

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pages 168-173

Interview von Bettina Götz mit Elli Müller von Engadin Tourismus

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pages 156-157

Michelangelo Pistoletto in Ascona – von Amrei Heyne

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pages 150-155

Herbert Gerisch–Stiftung Neumünster – von Nicole Büsing & Heiko Klaas

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Kunstwerk Carlshütte – von Inga Aru

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pages 134-135

Skulpturenpark Heidelberg – von Chris Gerbing

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pages 126-133

Rodin – Arp / Lehmbruck – Beuys im Rheinland – von Danièle Perrier

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pages 118-121

Interview von Amrei Heyne mit Martin Spantig über die nichtstaatlichen Museen Bayern

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pages 22-71

Licht und Schatten sind mit Zeit Raum Kosmos verbunden

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Thomas Witzke und Annegret Hoch in Markt Bruckmühl

7min
pages 72-79

Interview von Alice Henkes mit dem Kurator Luciano Fasciati

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Hopp Schwiiz Skulptur

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Bad RagARTz von Andrin Schütz

3min
pages 94-99

Skulpturenmekka Schweiz – von Andrin Schütz

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pages 82-93

Im Land der Museen. Bayern

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