Wiesbadener*in Ausgabe II / 2022
Preis: 6,50 €
Magazin für Kunst, KulTouren und Lebensfreude
12. Wiesbadener Fototage
Neue Ideen in unruhigen Zeiten
Die Kunst der Animation
23. Internationales TrickfilmFestival
Ein Fest der Künste Die 3. Edition der „Wiesbaden-Biennale“
Perlen Vergessene Schönheiten
„Fluxus SexTies“ Die Künstlerinnen
Nibelungen-Festspiele „ein königinnendrama“
Ackern für die Zukunft Neues Projekt am Campus Klarenthal
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne Andrea Esswein in der Walkmühle
ATELIEReins Der Fluss inspiriert
Inhalt JAM Bingen: Nils Landgren Funk Unit, Foto: © Thron Ullberg
Hold me still, Trickfilm-Festival
...... „Unruhige Zeiten“ – Es gibt wohl kaum ein passenderes Motto für diese Zeit als das der Wiesbadener Fototage 2022. Unruhig waren bereits die letzten zwei Jahre, nicht nur für Kulturschaffende. Zu den Pandemiebedingten Restriktionen gesellen sich nun explodierende Preise, Verknappung von Waren, unterbrochene Lieferketten und ein furchtbarer Krieg am Rande Europas. Und: „Alle warten ab“, so Veranstalter Michael Stein in der letzten Ausgabe. Immer schwieriger wird es, zukünftige Veranstaltungen zu planen. Da freut es, dass die 12. Wiesbadener Fototage vom 13. bis 28. August an insgesamt sechs Orten der Stadt aktuelle Bilder von insgesamt 37 FotografInnen präsentieren (S. 22). 2022 wird Fluxus 60 Jahre alt. Und Wiesbaden, das als Wiege der Bewegung in Europa gilt, gedenkt in regelmäßigen Abständen der einstigen Antikunst-Bewegung. Nun richtet der Nassauische Kunstverein ab 14. Juli in einer Ausstellungsreihe den Fokus auf die Künstlerinnen der Bewegung. Bis 2023 zeigen Zeitgenössinen, dass Fluxus bis zum heutigen Tag lebendig ist. Bereits am 2. Juli wird in der Humorkirche des Fluxus-Sammlerehepaars Berger die großformatige Rauminstallation „Zuvielisation“ (Koblenz 2015) von Fluxusikone Mary Bauermeister gezeigt (S. 16). Das Museum Wiesbaden fluxt dieses Mal nicht mit und zeigt dafür ab 10. Juni Werke des Alexej von JawlenskyPreisträgers 2022 Frank Stella, der sagte: „Aber schließlich ist es das Ziel der Kunst, Raum zu schaffen — Raum, der nicht durch Dekoration oder Illustration kompromittiert ist, Raum, in dem die Themen der Malerei leben können. Das ist es, worum es in der Malerei immer ging.“ (S. 37) Ein Hoch auf die Kunst der Animation! Alle Jahre wieder - doch erstmals im Frühsommer - wird Wiesbaden zum El Dorado der „trickreich“ flimmernden Hochkaräter. Das 23. Internationale Trickfilm-Festival Wiesbaden geht vom 23. bis 26. Juni 2022 über die (Film-)Bühnen. (S. 18)
Jazz and Joy: Bonnie Tyler, Foto: © Tina Korhonen
„Ein Fest der Künste“ soll die Biennale 2022 sein, „ein Ort des Erlebens, der Begegnung, des Austauschs und der Verhandlung von Realitäten“. Die 3. Edition der „Wiesbaden-Biennale“ geht vom 1. bis zum 11. September 2022 über die Bühne des Staatstheaters Wiesbaden. „Postnational, postkolonial, postdigital und postpandemisch“ sind die Leitlinien von 30 Vorstellungen. Gut ein Dutzend eingeladene internationale Kunstschaffende offerieren Theater & Performance, Tanz & Bildende Kunst. Diversität ist Trumpf. Hochkarätiges ist am Start. Der Hessenlöwe kriegt Besuch von der Sippe aus Venedig und von der documenta. (S. 30)
Nibelungen Festspiele: Jasmin Tabatabai, Foto: © Anne Bonkowski
schatz & Schätze Perlen
unternehmen & Märkte SEG – alles im Fluss LeBistrot99 Das Graue Haus
menschen & meinungen Feminine Courage
kultur & kreatives
Kulturfonds und allem Anfang... Jazz and Joy JAM am Mäuseturm Fluxus SexTies Trickfilm-Festival ATELIEReins Wiesbadener Fototage Deko zum Essen Theater Mannheim Wiesbaden-Biennale „Stell dir Vor ...“ Frank Stella Worte, Wasser & Wein Theaterdonner Nibelungen-Festspiele irritiert & amüsiert Tanztheater
magazin
KulTouren
heilen & helfen
Säure-Basen-Balance
zusammen leben
Ackern für die Zukunft
S. 4 S. 6 S. 7 S. 1 S. 10 S. 11 S. 12 S. 14 S. 15 S. 16 S. 18 S. 21 S. 22 S. 26 S. 28 S. 30 S. 36 S. 37 S. 38 S. 40 S. 42 S. 43 S. 44 S. 31 S. 45 S. 46
Ansonsten wünschen wir Ihnen wir immer viel Vergnügen mit Kunst, Kultur und Kulinarik in dieser Ausgabe und eine hoffentlich entspannte Sommerzeit. IMPRESSUM: Herausgeberin, Gesamtkoordination & Gestaltung: media futura • Inh. Petra Esser • Mittelstraße 3 • 56856 Zell/Mosel • Tel. 06542.954.00.80 • Fax: 06542.954.00.79 • www.media–futura.de • mail@media–futura.de • Gestaltung: Petra Esser • Redaktion: Petra Esser, Tobias Mahlow, Gesine Werner, Konstantin Mahlow • Anzeigenleitung: Tobias Mahlow • Titelbild: Laura Stromp, TOXIC, Wiesbadener Fototage 2022 • Vignetten: Bernd Schneider • Druck: Onlineprinters GmbH, RudolfDiesel-Str. 10, 91413 Neustadt a. d. Aisch • Redaktionsschluss für die Ausgabe III/2022: 10.08.2022 • Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages • alle Fotos und Logos wurden uns – wenn nicht anders dokumentiert – von den porträtierten Personen/Institutionen zur Verfügung gestellt. wiesbadener*in II/2022
schatz & schätze
Perlen - vergessene Schönheiten
F
ranzösische Archäologen haben 2012 in einem Grab in den Arabischen Emiraten eine Perle entdeckt, deren Entstehung zwischen 5547 und 5235 vor Christus datiert werden konnte. In allen Jahrhunderten waren Perlen hochgeschätzt, weil selten. Bis Ende des 19. Jahrhunderts gab es ausschließlich natürlich entstandene Perlen. Allerdings wurden bereits vor mehr als tausend Jahren in Asien kleine Buddhafiguren in Perlmuscheln gesteckt, um sie mit einer Perlmuttschicht überziehen zu lassen. Dieses in Vergessenheit geratene Verfahren wurde Ende des 19. Jarhunderts wiederentdeckt und weiterentwickelt. Der Japaner Kokichi Mikimoto war dabei besonders erfolgreich und erhielt 1919 ein Patent auf seine Methode. Perlen wurden erschwinglich und können heute, dank dieses Verfahrens in allen Größen und Schattierungen gezüchtet werden. Erst als die Perle in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch Kunststoffersatz und minderwertige Zuchtperlen zur Massenware wurde, schwand ihre Popularität. Die Perle galt lange als altmodisch und bieder. Jetzt erfährt sie, auch dank umsichtiger Züchter:inn:en und Goldschmied:inn:en, eine Renaissance. Auf dem Markt gibt es fast ausschließlich Zuchtperlen, da so gut wie keine Naturperlen mehr zu finden sind; und wenn doch, ist der Preis gigantisch, da der Aufwand, eine natürliche Perle zu finden, enorm ist. Und Zuchtperle ist natürlich nicht gleich Zuchtperle. Nachhaltigkeit ist auch in der Schmuckherstellung inzwischen ein großes Thema. Daher wird in der Goldschmiede in der Regel auf ökologisch und nachhaltig produzierte Perlen Wert gelegt. Die Goldschmiedemeisterin Susanne Geiger verwendet ausschließlich Perlen in allerbester Qualität. Sowohl bei
Edelsteinen und Metallen als auch bei Perlen ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema für die Goldschmiedemeisterin. „Ich wähle die Edelstein- und Perlhändler ganz bewusst aus und weiß um die Herkunft der Materialien“, erzählt Susanne Geiger.
Perl-Arten Flügelperlen Perlen entstehen, indem „Fremdkörper“ in die Muschel gelangen und von der Muschel mit Perlmutt überzogen werden. Die Muschel schützt so ihr Inneres vor Schaden durch Fremdkörper, indem sie diesen isoliert. Gelangt ein Fremdkörper zwischen die Muschelschalen und landet sozusagen im „Scharnier“, entstehen Flügelmuscheln (siehe Goldohrringe rechts). Akoyaperlen Die Akoya Auster ist die kleinste perlenproduzierende Auster. Ihre Perlen erreichen eine durchschnittliche Größe von zwei bis neun Millimetern. Die klassische Akoya-Perlenauster ist die “Pinctada nartensii”. Akoyaperlen werden bereits seit 1916 in Japan produziert. Ihr Aussehen prägte das Bild einer perfekten Perle (Perlen Collier rechts und links oben). Tahiti-Perlen – die schwarze Perle Ihr metallisch wirkender Glanz und die wechselnden Schattierungen sind charakteristisch für diese Perlen. Sie wird in der “Pinctada margaritifera” gezüchtet. Diese Muschel kann in der Wildnis bis zu 30 cm groß und rund 30 Jahre alt werden. Ihr Ursprungsort ist das insel- und korallenreiche Umland von Tahiti. Heute ist der Hauptproduktionsort Französisch Polynesien (Ohrringe oben links). wiesbadener*in II/2022
schatz & schätze
Die neue Webseite ist fertig! Unter www.feilgold.de finden Sie alles, was die Goldschmiede zu bieten hat: von neuen Kreationen, über Öffnungszeiten bis hin zu Terminen für Veranstaltungen – hier ist alles zu finden! Demnächst wird auch der Online-Shop eröffnet. Reinschauen lohnt sich! Oder folgen Sie Susanne Geiger auf Instagram und Facebook. Hier stellt sie regelmäßig neue Arbeiten vor und informiert über ihre aktuellen Termine. Goldschmiedewerkstatt feilgold me. Susanne Geiger Am Schlosspark 103 65203 Wiesbaden 0171-3134456 0611-4503286 info@feilgold.de www.feilgold.de Die Meisterin fertigt in Ihrer Werkstatt aus fast allen Materialien außergewöhnliche Schmuckstücke, die sowohl von ihr entworfen als auch angefertigt werden – kleine Unikate aus der Hand der Meisterin! Susanne Geiger verwendet – auch ganz nachhaltig – gerne alte Schmuckstücke und gibt so den alten Geschmeiden neues Leben – Upcycling sozusagen! So entsteht, ganz nebenbei eine wunderbare Möglichkeit der Erinnerung! Die Goldschmiedemeisterin, die sich stets intensiv mit den Materialien auseinandersetzt, die sie zu Schmuck verwendet, arbeitet aktuell wieder mehr mit Perlen. Perlen sind ausgesprochen vielfältig und lebendig und veredeln viele Schmuckstücke. Das Collier (Foto oben links und rechts) wird mit Akoya-Zuchtperlen veredelt; bei den Ohrringen oben links wurden graue Tahiti-Zuchtperlen verwendet. Die goldenen Ohrringe rechts zieren Flügelperlen. Genaue Materialzusammensetzung und Wissenswertes zu Perlen und Edelmetallen können bei Susanne Geiger direkt erfragt werden. wiesbadener*in II/2022
Perlen und Nachhaltigkeit Das Thema „Nachhaltigkeit“ hat längst auch in der Schmuckbranche Einzug gehalten, und es wird zunehmend sowohl bei der Schmuckherstellung als auch bei der Beschaffung der Rohstoffe auf Herkunft und Regenerationsfähigkeit der Ökosysteme geachtet. Perlen können als „nachwachsender Rohstoff“ diesen Ansprüchen durchaus gerecht werden. Perlen werden in Muscheln gezüchtet und sind in einem Lebenszyklus mehrmals zum Züchten verwendbar. Sie reagieren sehr empfindlich auf die Wasserqualität. So sind die Bewohner der Anbaugebiete gezwungen, auf ihre Umwelt zu achten. Den Menschen in diesen Regionen bietet die Muschelzucht eine Grundlage, von der sie leben können.
Unternehmen & märkte
Gut gelaunt und für viele Ideen offen: Das SEG-Geschäftsführer-Tandem Roland Stöcklin und Andreas Guntrum begrüßt in der alten Dyckerhoff-Werkshalle „am Fluss“ die Gäste des Jahresempfangs.
SEG – Alles im Fluss am Fluss und überall in der Stadt Jahresempfang im „Jahr des Wassers“ mit Ausblick bei der Stadtentwicklungsgesellschaft SEG „Alles im Fluss am Fluss!“ Passend zum „Jahr des Wassers“ hatte sich die Stadtentwicklungsgesellschaft SEG für ihren Jahresempfang einen passenden Slogan überlegt. Diesmal bot die riesige Industriebrache am Rheinufer die filmreife Kulisse als „Ort des Geschehens“, an dem sich Vertretungen aus Politik, Baubranche und Gesellschaft tummelten. Parlamentspräsident Dr. Gerhard Obermayr wurde von Amtsvorgängerin Christa Gabriel und deren Vorgänger Wolfgang Nickel flankiert. Naurods Ortsvorsteher weiß: „Die SEG hat manch harte Nuss zu knacken, wie beispielsweise das Walhalla oder den Zollspeicher in Biebrich. Magistrat und Parlament geben der SEG oft die schwierigsten Aufgaben.“ Stadträtin Monika Becht schätzt die SEG als „sehr rührig. Die tun viel Gutes für die Stadt.“ Das Ambiente der alten Dyckerhoff-Werkshalle, die mit dem östlich angrenzenden Grundstück samt markantem Wasserturm und Verwaltungsgebäude kürzlich Eigentum der SEG wurde, hat rustikalen Charme. Welche Vorstellungen auf dem Areal am Industriepark Amöneburg realisiert werden, ist noch nicht raus. „Nachhaltigkeit“ ist ein „mitbestimmendes Thema“ und eine Ideenfindung wurde animiert. Der Einladung „aus Steinpapier“ waren kleine Bauklötzchen beigefügt aus Holz als „Material, das wir bei unserm jüngsten Bauvorhaben in Kastel bereits umfassend einsetzen.“ Hessenweit setzt der Holzturm Maßstäbe. Auf einer ganzen Einladungs-Seite wurde „Platz“ offeriert. Hier waren „Zukunftsvisionen für das 2,7 Hektar große Gelände am Fluss im Fluss“ hoch willkommen.
In seiner Begrüßungsrede machte Roland Stöcklin klar, dass noch keine Entscheidung fiel in punkto Areal. „Im Herzen von Europa“ sei Kultur ebenso möglich wie Büroflächen und/oder Freizeitnutzungen. Mit Blick auf die „düstere Zeit“ und das „Desaster“ des Krieges in der Ukraine beklagte Roland Stöcklin rapide gestiegene Preise und erschwerte Verhandlungen. „Ohne feste Finanzierungszusage geht nix“. Als „unverbesserlicher Optimist“ hoffe er jetzt „auf echte Kampfangebote. Die SEG wird auch in schwierigen Zeiten bauen. Wir legen kein Projekt auf Eis“, versprach der SEG-Geschäftsführer. „Es sind unglaublich viele Projekte, die von der SEG zeitgleich umgesetzt werden“, war SEG-Aufsichtsrats-Chef Gert-Uwe Mende über den „unverzichtbaren Partner“ voll des Lobes. Als „Ankerfunktion in der Stadt“ und eine zentrale soziale Frage sieht der Oberbürgermeister die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum an. Wiesbaden als Teil der Region müsse „Landesbehörden gute Heimstatt bieten“. Die Stadt und die SEG müssten „Teil der Lösung sein, nicht des Problems“. Schließlich hätten „die falschesten Prognosen gründlich danebengelegen, die kein Wachstum vorhergesagt haben.“ Am Rande des Empfanges hieß es zum Thema Walhalla, die große Steuerungsgruppe trete zeitnah zusammen. Im zweiten Halbjahr soll die Projektleitung ausgeschrieben werden. Wie berichtet (Wiesbadener*in 1/2022), sollte der Prozess um Eigentümerin WVV-Holding und Bauherrin SEG schnell in die Gänge kommen, um Fördergelder nicht zu verlieren. 2024 muss gebaut werden.
Text und Foto: Gesine Werner
wiesbadener*in II/2022
unternehmen & märkte
Eheleute Heike und Dirk Iserlohe mit Sportmoderator Rolf Töpperwien, der eine flammende Rede auf das Konzept und die Ideengeberin gehalten hat.
LeBistrot99: Ein Stück Paris im Herzen von Wiesbaden
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as seit mehr als einem Jahrzehnt erfolgreiche Kölner „LeBistrot99“-Konzept wird ab 1. Juni 2022 in der Wiesbadener Innenstadt fortgesetzt, und zwar im Dorint Pallas Wiesbaden, Eingang Auguste-Viktoria-Straße 15. Hinter Idee und Konzept steckt die Kölner Künstlerin, Galeristin und Yoga-Lehrerin Heike Iserlohe. Sie war es, die viele Wiesbadener VIPs aus Sport, Wirtschaft und Medien zu einer Kostprobe in ihren Wiesbadener Ableger eingeladen hatte. Unter den Gästen waren Stammkunden der Dorint Hotels im Rhein-Main-Gebiet, Freunde und prominente Gäste wie ZDF Sport-Moderator Rolf Töpperwien mit Ehefrau Elisabeth, die Frankfurter Fußball-Legende Dieter Müller mit Ehefrau Dr. Johanna Müller, Dr. Höhls Pomp Sekt/Bioaperitif, Bio Apfelesssing), Hockey-Legende Stefan Blöcher (Geschäftsführer Brita Arena Wiesbaden), Sterne- und TV Koch Mario Kotaska und Sternekoch Michael Kammermeier (ENTE im Nassauer Hof).
aus Kunst, Kultur und Kulinarik das Lebensgefühl der Stadt an der Seine vermitteln“, beschreibt die Familienunternehmerin ihr Konzept. Das LeBistrot99 soll ab 1. Juni 2022 ein beliebter Treffpunkt frankophiler Lebenskünstler, Genießer und Gourmets werden. Hier kann man in legerer Atmosphäre bei französischen Spezialitäten und interessanter Kommunikation den Alltag hinter sich lassen und mit allen Sinnen genießen. Als Malerin hat Heike Iserlohe häufig Paris besucht und die Inspiration, die von der Stadt an der Seine in den Cafés und Bistrots ausgeht, lieben gelernt. Dort traf sie Schriftsteller, Philosophen, Künstler und Schauspieler. Mit ihnen erlebte sie die Kultur des Genusses, der Entspannung und Kommunikation, die es so nur
in der französischen Hauptstadt gibt. „Hier lernt man sich kennen, man diskutiert, tauscht sich aus bei gutem Essen, Wein und Musik“, erinnert sich Heike Iserlohe begeistert. „Ich freue mich, wenn sich bald auch bei uns Nachbarn, Freunde, Künstler und Hotelgäste bei Flammkuchen, Jakobsmuscheln oder Coq au Vin vom Schwarzfederhuhn und vielen weiteren Spezialitäten der französischen Cuisine, begleitet von Champagner oder verführerischen Weinen treffen. Denn das Team um unseren erfahrenen Chef de Cuisine Jörg Schilling vermittelt französische Lebensart“. Salut et à bientôt! LeBistrot99 im Dorint Pallas Wiesbaden Auguste-Viktoria-Straße 15 65185 Wiesbaden / Tel.: 0611 – 33 06 2970
Zusammen mit Dorint-Architekt Joachim Troyke, hat Heike Iserlohe in den letzten Monaten das Pariser Ambiente für das zweite typisch pariserische LeBistrot99 im Dorint Pallas Wiesbaden geschaffen. „Wir wollen den Hotelgästen und den Gästen der Region mit unserer Mischung wiesbadener*in II/2022
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Foto: Graues Haus, Romanische Bögen, © Dr. Manuel Stirn
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s war wohl Bestimmung – für das Graue Haus und für Dr. Manuel Stirn. Seit Jahren träumte der einst legendäre Tempel für Wein, Genuss und Lebensfreude vor sich hin. Ein massives Holztor versperrte zuletzt den Blick auf das älteste Steinhaus Deutschlands.
Doch Dr. Manuel Stirn, Unternehmer aus Wiesbaden, hatte sich in die Immobilie verliebt. Er kann sich noch gut an die großen Zeiten des Grauen Hauses erinnern. Im vergangenen Jahr machte er seinen Traum wahr, erwarb die geschichtsträchtige Immobilie und hauchte ihr neues Leben ein. Gefragt nach seiner Motivation kommentierte er seine Entscheidung mit den Worten: „Vielleicht bin ich verrückt. Ja, wirklich, ich bin verrückt nach diesem wundervollen Ort. Er soll mein Meisterstück werden, denn er verdient es, dass endlich wieder Leben einzieht in die alten Mauern, dass wieder Gläser klingen und Menschen sich hier treffen, um gemeinsam eine schöne, genussvolle Zeit zu verbringen“.
Hochfliegende Pläne, vollmundige Versprechungen und sich raus-ziehen, wenn es hakt – das ist nicht Stirns Sache. Probleme sind da, um gelöst zu werden. Das passt besser zu ihm. Im Grauen Haus traf er laut eigener Aussage auf einen guten baulichen Zustand. Darauf hat er in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz aufgebaut. Immer das Ziel vor Augen, einen Treffpunkt für Genießer der verschiedensten Couleur zu schaffen: Gehoben, aber nicht abgehoben. In Gedanken greift er gerne nach den Sternen, doch wenn es um das Gastro-Konzept im neuen Grauen Haus geht, dann stehen die so begehrten Michelin Sterne nicht auf der DutyListe.
Die Legende lebt (wieder) Das Graue Haus – Trüffel im Rheingau Ein besonderer Ort für Wein, Genuss und Lebensfreude – Die Heimat der Charta Rieslinge
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Foto: Graues Haus, Feinkost, © Dr. Manuel Stirn
Für jeden Geschmack etwas – immer in bester Qualität Sein Plan, mehrere gastronomische Einheiten gekonnt zu einem stil- und stimmungsvollen Ganzen verschmelzen zu lassen, ist aufgegangen. Dreißig Plätze gibt es im Fine Dining Restaurant, dem Herzstück des Grauen Hauses. Im Bistro und Café mit 22 Plätzen trifft man sich ganz entspannt auf ein Glas Wein, leckere kleine Gerichte oder zum Frühstück. In angrenzenden Feinkost Shop, der zu den üblichen Geschäftszeiten geöffnet ist, gibt es feine Kost aus Deutschland, Frankreich und Italien zum Mitnehmen. In Kürze wird auch der Garten wieder öffnen. Kontakt und weitere Infos: Tel. 06723 885 39 11 www.graueshaus.com Adresse: Graues Haus – Trüffel im Rheingau Graugasse 10 65375 Oestrich-Winkel Regelmäßige Veranstaltungen: – „Literatur in drei Gängen“ – nach der Premiere sind neue Termine für den Herbst in Planung. Autoren können sich gerne bei Dr. Stirn melden. – „Musik in drei Gängen“ – die zweite Veranstaltung findet am 4. Juli unter dem Motto „Lieder vom Rhein – Lieder vom Wein“ statt. Bei gutem Wetter draußen. wiesbadener*in II/2022
Foto: Graues Haus, Blick ins Restaurant, © Dr. Manuel Stirn
Er soll im Stil einer Gutsschänke betrieben werden. Bei der Ausgestaltung der Räume hat man darauf geachtet, möglichst viel von der historischen Substanz zu erhalten. Neben den bestehenden Elementen wurden auch alte Bruchsteinmauern freigelegt. Die Fliesen in Bistro und Feinkost Shop empfinden das Alte nach und passen sich sensibel dem Gesamtkonzept an. Die Farbgebung im Restaurant setzt auf Rosé-, Grau- und Sand-Töne und nimmt damit die Farben des charakteristischen Sandsteins auf, wie man ihn aus den romanischen Bogenfenstern, die untrennbar mit dem Grauen Haus verbunden sind, kennt. Diese Bögen waren es auch, die einst Pate für bei der Entstehung der Charta Weine standen – ins Leben gerufen von einem Zusammenschluss der Top-Erzeuger des klassischen Rheingau Rieslings. Im Bistro dominieren Grün- und Gelb-Töne und erinnern an die Farben der Natur und den Wein, der im gesamten Ensemble eine tragende Rolle spielt. Bei seiner Auswahl setzt Stirn auf die Verbindung zu den Charta-Winzern von heute und hat mehrere Charta Weine auf die Karte gesetzt. Doch natürlich werden auch Weine aus Stirns Herzensheimat Italien angeboten. Der Mix entspricht dem Küchenkonzept – es soll für jeden Geschmack und für jeden Geldbeutel etwas zu finden sein. Immer in bester Qualität.
Der Mensch macht den Unterschied – Neue Mitarbeiter herzlich willkommen Björn Theiß ist Chef am Herd und hat sich bereits in die Herzen vieler Gäste gekocht. Neue Mitarbeiter, die Freude an der Herausforderung haben, an einem besonderen Ort tätig zu sein, sind herzlich willkommen, sich zu melden. Manuel Stirn freut sich auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ohne Winterpause, wie sie im Rheingau in vielen Betrieben üblich ist. „Das Jahr hat 12 Monate, die wir füllen werden“ sagt er. Er selbst bringt viel Erfahrung aus der Praxis in Hotellerie, Gastronomie und der Lebensmittel-Branche mit. Zuletzt war das „Trüffel“ in Wiesbaden sein Lebensmittelpunkt. Stirn ist Chef der Eichenwald Consulting, einer erfolgreichen Beratungsgesellschaft und seit vielen Jahren mit zahlreichen Anbietern von Premium-Produkten bestens vernetzt. Sein Herz schlägt (auch) für Italien, wo er studiert und promoviert hat. Wie die Eiche, die seiner Firma den Namen gab, so ist auch das Holz der Weinrebe stark und robust und dient als Inbegriff für Solidität, Langlebigkeit und Schönheit. Diese Grundwerte sollen den italophilen Rheingau-Fan jetzt auch bei seinem Herzensprojekt Graues Haus begleiten – ein Solitär, ein Trüffel, ein kostbares Stück Geschichte, das zu bewahren eine große Aufgabe ist. Dr. Manuel Stirn stellt sich ihr gerne.
menschen & meinungen in direktem Austausch. Ein gutes Viertel der Anfragen kommt von Männern und eher in Schriftform. Das hartnäckige Stereotyp - Frauen reden wesentlich mehr als Männer“ - wurde widerlegt. „Demnach sprechen Frauen und Männer im Durchschnitt täglich etwa gleich viel.“ Erkenntnis der Soziolinguistik: „Frauen liefern mehr Informationen, haben einen wesentlich breiter gefächerten aktiven Wortschatz“. Männer „liefern weniger Informationen und haben einen geringeren Wortschatz“. Auf großer Weltbühne beweisen Frauen beachtliche Courage: Marija Aljochina von der weltbekannten Guerilla-Punkband „Pussy Riot“ gastierte im November 2019 in Wiesbaden. Kürzlich in einer filmreifen Aktion nach Berlin geflüchtet, plant die Politaktivistin neue Pussy Riot-Konzerte. „In Darmstadt nehmen Charfie und Lena - beide 16 - den 18jährigen Levin in die Mitte und demonstrieren „Feminism should be common sense“.
Ein Hoch auf die feminine Courage Frauen, die Putin trotzen und der Doublebind des Alltags
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on wegen „Wir sind doch alle längst gleichberechtigt!“ Tun Zwei das Gleiche, ist es bei Frau und Mann noch immer nicht dasselbe. Frauen sind im Doublebind des Alltags gefangen, werden bei gleicher Arbeit oft nicht gleich bezahlt. Es gilt: Wenn eine Frau schreit, ist sie hysterisch. Schreit ein Mann, ist er energisch. Hübsch soll sie sein, doch nicht zu sexy. Schlau darf sie sein, doch ihre Intelligenz nicht zeigen. Sei tough, doch nicht forsch. Gilt auch in Zusammenhang von Elternschaft und Gleichberechtigung, den Gesellschaftsredakteurin Alexandra Zykunov mit einer Studie von Professorin Jutta Allmendinger zur „Care-Arbeit“ zeigt. In ihrem Buch geht es um „25 Bullshitsätze und wie wir sie endlich zerlegen.“ Das Patriarchat feiert fröhliche Urständ. Unter dem Titel „Viel Glamour!“ wird in einem Magazin, das sich fortschrittlich dünkt, von der 10
„Mannschaft des Jahres“ gefaselt. Gemeint sind die Olympiasiegerinnen der Bahnrad-Vierer-Equipe. Auf einem Auge blind sind Medizin und Pharmazie. Jetzt erforscht die „Gendermedizin“ spezifisch weibliche Belange. „Ent-deckt“ wurde Erstaunliches: Krankheiten verlaufen bei Männern oft anders als bei Frauen. „Männer sind die Norm“, stellt Dr. Vera Regitz-Zagrosek als Leiterin des 1. Institutes für Gendermedizin an der Berliner Charité fest. Immerhin ist die Gesellschaft für deutsche Sprache dem Gendern zugetan. Per Doppelnennung bzw. Paarformel und mit geschlechtsneutralen Begriffen wird eine gleichstarke Vorstellung von Frauen und Männern erzeugt. Dass Frauen an sprachlichen Themen interessierter sind, belegt eine Studie der GfdS: Von jährlich rund 5.000 Sprachanfragen stellen Frauen fast dreiviertel, meist per Telefon
Bewundernswerte Courage zeigte Marina Owsjannikowa, Redakteurin des ersten Kanals des russischen Staats-TVs. In den Hauptnachrichten des Senders war „Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet Ihr belogen“ auf einem Protestplakat zu lesen, das die Journalistin mutig in die Kamera hielt. Weltweite Anerkennung, Verurteilung durch den Kreml und eine gerichtlich verhängte Geldstrafe folgten. Marina Owsjannikowa soll jetzt für die Medienmarke „Welt“ aus der Ukraine und Russland berichten. Gesine Werner, geprüfter Mann und Diplompädagogin
Im November 2019 gastierte Marija Aljochina mit ihrer Guerilla-Punkband „Pussy Riot“ auf Einladung der Friedrich Naumann Stiftung im Staatstheater Wiesbaden. Eine filmreife Flucht brachte die Politaktivistin nach Berlin. wiesbadener*in II/2022
kultur & kreatives
Pressekonferenz in der Caligari FilmBühne mit Kulturfonds-Geschäftsführerin Karin Wolff (rechts). Das Spezial-Programm „Archipelago“ der 22. Ausgabe von „goEast, Festival des mittel- und osteuropäischen Films“ wurde vom Kulturfonds ermöglicht.
„In einem Europa der Regionen wollen wir die starke Position von Frankfurt RheinMain festigen und weithin sichtbar machen.“ Der Kulturfonds RheinMain bietet Perspektiven durch gezielte Förderung, nimmt Stellung schon seit 15 Jahren. „Die Nachrichten machen unverändert große Sorgen: der brutale Krieg gegen die Ukraine mit zahllosen auch zivilen Opfern, Einzelschicksalen wie die Ermordung des litauischen Regisseurs Kvedaravicius in Mariupol und die Verhaftung Oppositioneller in Russland gehen tief unter die Haut. Wir spüren, wie wir Kultur brauchen, um auf dem menschlichen Niveau zu bleiben, auf dem wir uns selber sehen wollen“, stellt Geschäftsführerin Karin Wolff klar. Mit der Fördersumme von 396.686 Euro aus dem Füllhorn des sogenannten „Kleinen Verfahrens“ werden das Projekt „Urzeit und Moderne“ des Landesmuseums Darmstadt (72.850 Euro) und die Stiftung Stadtmuseum Wiesbaden (65.000 Euro) für die Schau „Wasser.Macht.Identität“ bedacht. Für sein Projekt „Walk in and Wonder - Konkrete Kunst in der Walkmühle“ bekam der Künstlerverein Walkmühle Wiesbaden 18.000 Euro Zuschuss. In der druckfrisch aufgelegten Fonds-Broschüre „Theater-Sommer RheinMain 2022“ sind auch die 22. Darmstädter Residenzfestspiele mit dem optimistischen Thema „Aufbruch wiesbadener*in II/2022
Sinnliche Kultur für Alle in einem Europa der Regionen Spartenübergreifend bietet Kulturfonds Frankfurt RheinMain gezielte Förderung und Wagnis - Frieden in Europa“ sowie der „Improsommer Wiesbaden“ in der Erlebnismulde Neroberg aufgeführt. Der Kulturfonds ermöglichte in der 22. Ausgabe von „goEast, Festival des mittel- und osteuropäischen Films“ das aktuelle Rahmenprogramm „Cinema Archipelago“. Mit „neuen Begegnungsformaten“ wie dem „Senior Cinema“ mit drei kostenfreien Kinovorstellungen - vom Schwarzweiß-Klassiker „Der Untertan“ bis zum anrührenden „Balkonfilm“ von Masterclass-Dozent Pawel Lozinski aus Polen - wurde das „Paneuropäische Picknick“ ersetzt. „Den Osten im Auge behalten“ und „Short Film Remix Battle“, die „Rheinmain-Kurzfilmrolle“ und die „Yugoretten“ mit Frauen aus Ex-Jugoslawien sowie ein „XR-Hackaton - Geschichten aus dem Badehaus“ belebten das Pilotprojekt. Tanzplattform und Tanzfestival RheinMain als innovatives Kooperationsprojekt des Hessischen Staatsballetts mit dem Künstlerhaus Mousonturm werden gefördert.
Auch „Darmstadt represent (Verweile doch!)“ als Teil des Langzeitprojekts Auftritt/Enter Darmstadt“ bekam Förderung. Fluxus-Wiege Wiesbaden: Bei „Fluxus SEX TIES!“ heißt es programmatisch „Hier spielt die Musik”, wenn der 175 Jahre junge Nassauische Kunstverein mit einem Doppeljubiläum den 60. Geburtstag von Fluxus gleich mit zelebriert. Im Wiesbadener Museum ging das Spektakel „Festspiele neuester Musik“ damals über die Bühne - inklusive lustvoll zertrümmertem Piano. „Festen für alle Sinne“ widmet sich der Kulturfonds. Großformatige Förderung ging an die Internationalen Maifestspiele Wiesbaden in der „Jubiläumssaison 125 plus 1“mit der fulminanten Eröffnung durch das Operngroßprojekt „Babylon“. Auch „Vorhang auf!“ als Zeitreise durch 125 Jahre Internationale Maifestspiele Wiesbaden ist ein gefördertes Kulturereignis. www.kulturfonds-frm.de Text und Foto: Gesine Werner 11
kultur & kreatves
Foto: © Kira Jacobi, Andrea Esswein – Inspriation im neuen Atelier
... und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne
(aus: Stufen, Hermann Hesse)
Andrea Esswein über ihren Neustart in der Walkmühle Wiesbaden
A
uch für Andrea Esswein ist es eine Art Neuanfang. Die in Wiesbaden lebende Künstlerin gehört zu den Stipendiatinnen des nach Sanierung neu eröffneten gemeinnützigen Künstlervereins Walkmühle e.V. Selten habe sie sich in einem Atelier so inspiriert gefühlt, stellt die Künstlerin fest. „Ich bin sehr glücklich, dass sich die Jury für mich entschieden hat. So sind schon über 10 neue Arbeiten entstanden.“ Das neue Atelier sei ein wundervoller Ort der Ruhe, um sich auf neue Projekte zu konzentrieren. „Der Raum, das ganze Anwesen, die Natur ringsherum, sind ein Geschenk.“ Und so wohnt auch für Andrea Esswein in diesem Anfang ein Zauber inne… Zehn Jahre hatte sie ihr Atelier in der Mainzer Waggonfabrik, davor war sie Stipendiatin im Wiesbadener Kunsthaus, und nun gehört sie zu den ersten Stipendiat:inn:en des Künstlervereins Walkmühle. Das Stipendium läuft über drei Jahre, danach kann sie sich um 12
Ausstellungen und Aktuelles: Eine Ausstellung im Kunstverein Viernheim wurde gerade beendet. Eine laufende Ausstellung findet in der Galerie bdr in Neustadt an der Weinstraße mit dem Titel „It´s about the image #3“ statt. Gemeinsam mit Katja von Puttkamer und Eyal Pinkas geht sie der Frage nach, was ein Bild ausmacht, wie entsteht ein Bild. Es ist die 3. Ausstellung einer gemeinsamen Tournee, der weitere werden folgen. Einblicke in das Ausstellungskonzept: https://eyalpinkas.com/ works/its-about-the-images/ Die nächste jurierte Ausstellung findet im Rahmen der Landeskunstausstellung Rheinland-Pfalz statt https://www.flux4art.de Die Landeskunstsammlung Rheinland-Pfalz hat aus der neuen Serie großformatige Scanogramme angekauft.
eine Verlängerung bemühen, und dann sind andere Künstler:inn:en an der Reihe. Für Andrea Esswein ist die Ateliergemeinschaft eine große Bereicherung. Die Planung gemeinsamer
Projekte und der Austausch mit Kolleg:inn:en seien eine schöfperische Quelle. „Alles steht gerade auf Neustart“, so die Künstlerin. Das neue Atelier und ein Arbeitsstipendium von Kunstfonds Bonn mit dem Titel „BildWechsel“ (Scanogramm-Collagen) bieten ihr die Möglichkeit, neue Ideen in die Tat umzusetzen. Seit über 20 Jahren arrangiert Andrea Esswein Kopien zu großformatigen Copy Collagen. Das Stipendium bietet die Möglichkeit, mit einer für sie neuen Technik (Scanografie seit 2020) nun großformatige Bildtafeln zu produzieren. Durch die Kombination der auf Aludibond geprinteten Einzelbilder ergeben sich immer neue Möglichkeiten der Bildfindung. Es entsteht ein kombinatorisches Spiel, in dem das Gesamtbild durch den Wechsel der Einzelbilder immer neu und anders sein kann. Ihr neues Atelierprojekt, das die Künstlerin unmittelbar mit dem Einzug realisiert hat, trägt den Namen „AUFGEHÄNGT – Gespräche zwischen Bilder“. wiesbadener*in II/2022
kultur & kreatives
Fotos: © Kira Jacobi, Atelierimpressionen
In unregelmäßigen Abständen lädt sie Kolleg:inn:en in ihr Atelier in die Walkmühle zu einem Gespräch ein.
Walkmühle Wiesbaden Der gemeinnützige Künstlerverein Walkmühle e.V. ist ein Ausstellungs- und kulturelles Veranstaltungszentrum mit angeschlossenem Atelierhaus in der ehemaligen Industriebrache Walkmühle. 2003 gründete sich der Verein, dass sich als offenes Netzwerk von Künstlern, Kulturinteressierten und Akteuren aus der Kreativwirtschaft versteht. Er ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine (ADKV) und erhielt für sein Engagement 2011 den Preis zur Förderung des kulturellen Lebens der Landeshauptstadt Wiesbaden.
(aus: www.wiesbaden.de)
Die Sanierung des Industriebaus aus dem Jahr 1737 dauerte sieben Jahre. Ursprünglich wurde sie als Waisenhaus mit angeschlossenen Werkstätten gebaut. Später waren dort eine Brauerei und eine chemische Reinigung untergebracht. www.walkmuehle.net
Der Gast/die Gästin bringt ein eigenes Werk mit, das im Atelier aufgehängt wird; Andrea Esswein hängt eine ihrer Arbeiten daneben. Es gibt keine vorherige Absprache; der Gast/die Gästin entscheidet, was gezeigt wird. Es bleibt überraschend, welche Werke sich begegnen. Aufhänger“ sind die gemeinsam gehängten Bilder. wiesbadener*in II/2022
Andrea Esswein
Zwei Arbeiten, die sich begegnen; zwei Künstler:inn:en, die sich austauschen. Das spannende ist, welche Resonanz hier entsteht; welche Gespräche sich daraus entwickeln? „Ich möchte den Moment dokumentieren. Fotos davon machen, ein Reel, ein Post in Instagram. Vielleicht entsteht daraus eine Reihe, die eine analoge Präsentation findet.“, sagt die Künstlerin über ihre Motivation zu dieser Auseinandersetzung. Aktuell dokumentiert sie die Treffen auf Instagram (www. instagram.com/ann_eaty/). Und so hat für Andrea Esswein der Zauber des Anfangs erst begonnen! Möge er lange anhalten und zu zahlreichen kreativen Ideen motivieren. Folgen Sie der Künstlerin auf Instagram (www.instagram. com/ann_eaty/), um stets über die aktuellen Projekte auf dem Laufenden zu sein. Weitere Infos: www.andrea-esswein.com www.existenzundexzellenz.de https://vimeo.com/user43112977
Foto: © Andrea Esswein, Vorbereitung zu den Collagen 13
kultur & kreatives
SILBERMOND, Foto: Jens Koch
Jazz & Joy in Worms
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as 31. „Worms: Jazz & Joy“ findet vom 19. bis 21. August in der Wormser Innenstadt statt. Besonders am Freitag dürfte Jazz-Fans bei diesen Namen das Herz aufgehen: Das Julia Hülsmann Trio mit Marc Muellbauer am Doublebass und Heinrich Köbberling an den Drums mit hinreißenden Sounds und klangvollen Melodien auf der EWR-Bühne am Schlossplatz auf. Julia Hülsmann prägt seit zwanzig Jahren den zeitgenössischen Jazz. Inspiriert wird der Stil des Trios nicht nur durch Einflüsse anderer Musikrichtungen, sondern insbesondere durch literarische Werke großer Lyriker wie Cummings oder Shakespeare, die als Grundlage der Kompositionen dienen. Um 21 Uhr wird dann die aus der Wormser Partnerstadt Bautzen stammende Band „Silbermond“auf der Sparkassen-Bühne ihr Publikum mit deutschen Texten aus eigener Feder begeistern. Mit Hits wie „Symphonie“ und „Das Beste“ stürmen sie seit nunmehr zwanzig Jahren die Charts und sind nun erstmals in Worms zu Gast. 14
Fast zur gleichen Zeit, diesmal auf der Volksbank-Bühne, wird der begnadete Live-Musiker und Entertainer der alten Schule Curtis Stigers auftreten. Der amerikanische Sänger und Saxophonist wurde mit Hits wie „I wonder why“ und „Your’e all that matters to me“ in den Neunzigern vor allem im Genre Popballaden bekannt. Aber auch Progressive Rock, Country Musik und Jazz gehören mittlerweile zu seinem Repertoire. Am Samstag wird der israelische Künstler Ben Aylon nn seiner Performance „One Man Tribe“ mit seinen senegalesischen Instrumenten, einem zehnteiligen Drumset und dem Saiteninstrument „Xalam“, einen einzigartigen Sound kreieren, inspiriert durch die westafrikanische Kultur.
in diesem Jahr ist das Konzert der britischen Pop- und Rocksängerin Bonnie Tyler, die am Sonntag auftreten wird. Ihre neue Konzertreihe „Celebrating 70 Years“ widmet die Musikikone nicht nur ihrem 70. Geburtstag, sondern auch dem Erscheinen ihres neuen Albums „The Best Is Yet To Come“. Zum Abschluß des Festivals tritt am Sonntag Das HYPNOTIC BRASS ENSEMBLE auf der Volksbank-Bühne auf. Die sieben Brüder „from the south side of Chicago“ beeindrucken mit einem einzigartigen Sound zwischen Jazz, Funk und Hip-Hop. Weitere Infos und Tickets unter: www.jazzandjoy.de JupiterJones, Foto: Tessa Meyer und Niclas Moos
Für eingängige Melodien, deutsche Texte und ganz viel Gefühl stehen „Jupiter Jones“, die ab 22 Uhr auftreten. Für ihre Rock-Ballade „Still“ wurden sie 2012 mit einem ECHO ausgezeichnet. Spätestens ab diesem Zeitpunkt sind sie aus der deutschen Musiklandschaft nicht mehr wegzudenken. Eines der wohl größten Programmhighlights bei „Worms: Jazz & Joy“ wiesbadener*in II/2022
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Bennie Julian Gay, Foto: © Joy Denalane, 2020
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ach 25 Jahren Bingen Swingt überrascht das JAM Festival mit neuem Konzept, einem frischen, hochkarätigen LineUp und einzigartiger Atmosphäre – DIE Einladung zum perfekten Frühsommer-Wochenende! Vom 16. bis 18. Juni 2022 bringen über 20 internationale Künstler auf drei Bühnen unvergessliche Konzertmomente in die atemberaubende Kulisse des Binger RheinNahe-Ecks. Die bekannte Sängerin Joy Denalane hat ihr Album „Let Yourself Be Loved“ im Gepäck – ein definitives Soul-Statement! Souverän führt sie hier alle Stränge ihres bisherigen musikalischen Wirkens zusammen. Wie Joy Denalane ist auch Max Mutzke im Park am Mäuseturm zu hören. Glücksgefühle kommen spätestens auf, wenn er „Wunschlos süchtig“ vor der spektakulären Naturkulisse bei chilliger Festivalstimmung spielt. Mit der Jazzrausch Bigband kehrt ein echter Publikumsliebling an Rhein und Nahe zurück. Tanzbarer Jazz – Jazz und Elektro im Rausch von einer der erfolgreichsten Big Bands weltweit, die sonst auf renommierten Festivals von Europa bis Amerika, von Asien bis Afrika spielt. Mit Blick auf den Sonnenuntergang über dem Mittelrheintal wird wiesbadener*in II/2022
Max Mutzke, Foto: © Nils Müller
Neues Festival
JAM am Mäuseturm der Kameruner Richard Bona auftreten. Der mit einem Grammy ausgezeichneter Musiker ist einer der versiertesten internationalen Bassisten. Auch die SWR Big Band bringt internationale Unterstützung mit: mit dem amerikanischen StarSaxophonisten Chris Potter widmet sich das gemeinsame Programm der Jazzlegende Charlie Parker – eine Hommage an den wahrscheinlich größten Jazzsaxophonisten des 20. Jahrhunderts. In Anlehnung an das Motto des Kultursommers Rheinland-Pfalz „Kompass Europa: Ostwind“ ergänzen zwei aufstrebende polnische Acts das Programm: Kinga Głyk, die bereits bei ihrem Bingen Swingt Auftritt 2018 ein echtes Gänsehautkonzert spielte und das Adam Bałdych Quartett. Adam Bałdych, spielt als Jazzgeigen-Virtuose jungen, offenen Jazz.
Mit einer spektakulären Mischung aus Tango, Flamenco und Buleras will Komponist und Musiker Marco Mezquida Genregrenzen beim JAM Festival sprengen. Ähnliches hat die die franko-algerische Sängerin, Cellistin und Songwriterin Nesrine mit einem individuellen Mix zwischen Pop, Jazz und Weltmusik vor. Tickets, Infos & das komplette LineUp ab sofort unter www.jam-festival.com Richard Bona, Foto: © Jarasum Jazz Festival
Produziert wird er vom Jazz-Urgestein Nils Landgren, auf den man sich ebenfalls freuen darf. Der Schwede mit Markenzeichen, seiner roten Posaune, wurde mehrfach mit dem Grammy ausgezeichnet, unter anderem für sein Lebenswerk. 15
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In der Humorkirche von Michael Berger zeigt Mary Bauermeister ihr textiles Objekt „Auch nur ein Mensch“ und blickt hinter die katholische Klerus-Kulisse. Unter dem edlen Zwirn eines prächtigen Ornats wird eine armselige Unterhose mit Flicken sichtbar.
„Zuvielisation“ und „ein Cello im Eisbad“ „Fluxus SexTies“ würdigt „60 Jahre Fluxus - Die Künstlerinnen“ von Mary Bauermeister über Alison Knowles bis Charlotte Moorman Fluxus lebt. GratulARTion! Kaum sind 60 Jahre vergangen, werden „schon“ die Frauen gewürdigt. Unter dem Titel: „Fluxus SexTies - 60 Jahre Fluxus. Die Künstlerinnen“ werden Events angeboten und sind laut Axel Imholz als „eine Art ´warm up´ für den 2023 stattfindenden Wiesbadener Kunstsommer zu verstehen“. Der Kulturstadtrat ruft „be part of it!“ Die „einmalige Gelegenheit, die weibliche Seite der FluxusBewegung kennen zu lernen“, gibt es bis 31.12.2022. „Wenn Du es verstehst, ist es zu spät“ ist bei Fluxus die Devise. 16
„Neue Musik war gestern“, hieß es Anfang September 1962 bei einigen Jungen Wilden. Ihr „Festum Fluxorum“ präsentierte augenzwinkernd „Neueste Musik“. Die „Piano Activities“ von Philipp Corner mutierten im Landesmuseum spontan zur Piano-Destruktion mit Hammer und Säge. „Die Irren sind los!“ schimpfte eine Plakat-Kritzelei. Zum Goldjubiläum Anno 2012 war Wiesbaden als Geburtsort der Avantgardekunst „total im Flux“. Unerhörtes für Stielaugen & Ungesehenes für gespitzte Ohren als Ausflüge nach Absurdistan wurde zelebriert. „Zopf ab!“ Mary Bauermeister war mit Uwe Dierksen & Herrmann Kretzschmar (Ensemble Modern) hinreißend lebensprühende Gästin in der Caligari FilmBühne sowie im „Schaufenster
Stadtmuseum“ im vormaligen Café Kühn mit ihrer „Hommage á Nam June Paik“ und signierte Salatblätter: „Selbst gezüchtet!“ Mary B. wollte damals mit Fluxus-Sammler Michael Berger die schwarz-rot-goldene Deutschlandfahne vom Kopf auf die Füße stellen, damit das Schwarze (wie beim Hambacher Fest 1832, Anm. d. Autorin) wieder nach unten kommt, das Rote in der Mitte bleibt und das Gold die Oberhand gewinnt. Der Titel „Zuvielisation“ fiel der Fluxus-Impulsgeberin, die schon 1960/61 in ihrem Kölner Atelier Bauermeister zu Konzerten „neuster Musik“ mit Aktionen von John Cage, George Brecht und Benjamin Patterson einlud, in den 80ern ein. wiesbadener*in II/2022
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Das Bauermeister-Objekt „Auch nur ein Mensch“ leuchtet unter den edlen Zwirn eines prächtigen Ornats. Eine armselig geflickte Unterhose wird sichtbar als Verweis auf massenhaften Macht-Missbrauch in Kirchenkreisen.
Dem Fluxusnachwux 1 Gasse! „Kinder mittenDRIN“ ist das Motto von Integrationspreisträger Titus Grab in der Humorkirche (25. Juni, 11 bis 13 Uhr). www.kunstverein-wiesbaden.de
„When too perfect, lieber Gott böse!“ Zum 90. Geburtstag des koreanischen Videokünstlers Nam June Paik am 20. Juli 2022 wird „Cello im Eisbad - Charlotte Moorman & Nam June Paik“ als „Hommage in Bildern“ gezeigt (Kunsthaus). „Topless cellist“ Moorman war Performance-Pionierin der ersten Stunde. Aktionskünstlerin Snezana Golubovic widmet einer exzellenten Fluxus-Friedenskämpferin ihren multimedialen Brief: „Dear Yoko…“
Zum 175. Geburtstag des NKV schuf die Künstlerin eigens eine Edition aus 30 Unikaten Schaukästen. Die sehenswerte Schau ist bis 7. August zu erleben.
Wasser im Jugendstil Heilsbringer und Todesschlund 13 Mai —23 Okt 22 wiesbadener*in II/2022
Text und Foto: Gesine Werner „Zu viel, zu viel, zu viel!“ Die raumfüllende GroßInstallation „Zuvielisation“ der Prä-Fluxuskünstlerin Mary Bauermeister dominiert das Kirchenschiff der Humorkirche in Erbenheim
Walter Crane, Die Rosse des Neptun (Detail), 1892, Bayerische Staatsgemäldesammlungen München — Neue Pinakothek. Foto: bpk ⁄ Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Die Satellitenschau des Nassauischen Kunstvereins hat ihr Domizil in Michael Bergers Humorkirche, „ein wichtiger Genius loci!“ für die Künstlerin, Einen XXL-Holztisch mit Holzbänken („aus alten Pferdestallbrettern“) flankieren Riesen-Prunkthron und Minischemel, feines Porzellan steht unerreichbar einer kargen Holzschüssel am anderen Tischende gegenüber. Die großformatige Rauminstallation „Zuvielisation“ (Koblenz 2015) provoziert genaues Hinsehen. Filius Simon Stockhaus steuert als Komponist eine Klanginstallation bei.
Besuchen Sie auch unsere Ausstellung Vom Wert des Wassers Alles im Fluss? 22 Apr 22 — 5 Feb 23
Wiesbadener Jahr des Wassers
Förderer und Partner
Medien- und Kulturpartner
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„Belle“
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in Hoch auf die Kunst der Animation! Alle Jahre wieder – doch erstmals im Frühsommer – wird Wiesbaden zum El Dorado der „trickreich“ flimmernden Hochkaräter. Das 23. Internationale Trickfilm-Festival Wiesbaden geht vom 23. bis 26. Juni 2022 über die (Film-)Bühnen. „Es ist unter den zahlreichen internationalen Trickfilmfestivals das einzige, das die Hauptpreisträger der wichtigsten Festivals und Trickfilmwettbewerbe der Welt im Programm hat.“ Alle Animations-
ausgefallen war, ging es pandemiebedingt schwierig weiter. „Wir mussten das Internationale Trickfilmfestival Wiesbaden, das seit 1999 im Rahmen der „Filme im Schloss“ von uns veranstaltet wird, sehr knapp vor Beginn verschieben und praktisch zweimal komplett neu organisieren“, berichtet Detelina Grigorova-Kreck. Die Filmexpertin ist zusammen mit Filmkoryphäe Joachim Kreck eingebunden in das Oral HistoryProjekt erlebte Geschichte & Geschichten“ des Fördervereins Stadtarchiv Wiesbaden.
FBW, der Omnimago GmbH (der besondere Dank gebührt) und der Caligari FilmBühne. Als kulturpreisgekrönte „Freunde der Filme im Schloss“ zeigen die Krecks im Trio mit dem wie immer unverzichtbaren „Dritten Mann“ Michael O. Fechner diesmal 77 innovative Werke. Zwei großartige Langfilme sind auch mit an Bord. Gezeigt werden hauptsächlich deutsche Erstaufführungen, vor allem aus Frankreich, Großbritannien, Kanada und den USA. „Der
Vier Tage im Juni trickreich animierte Kunst 23. Internationales Trickfilm-Festival Wiesbaden vom 23. bis 26. Juni 2022 im Filmschloss und der Caligari FilmBühne techniken und Trickfilmarten sind an Bord. Bewerben is´ nich – die Beiträge sind strikt kuratiert und werden nur auf Einladung gezeigt. Nachdem im November 2020 das beliebte Publikums-Schmankerl 18
Jetzt dürfen Fans wieder mit den Hufen scharren, die 23. Edition des Festivals wird nachgeholt. Das international hoch renommierte Festival basiert auf Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden, der
deutsche Trickfilm ist mit acht Beiträgen vertreten, vier davon sind internationale Koproduktionen.“ Dem Nachwuchs eine Gasse: Am Samstag wird in der Sektion „Best of International Animation: New wiesbadener*in II/2022
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„Die rote Schildkröte“
Generations“ ein rundes Dutzend von in- und ausländischen Diplomund Debütfilmen präsentiert. Es lebe die einzigartige Tradition: In Wiesbaden ist das Publikum die Jury und die gibt vor Ort ihr Votum ab. Wie gehabt, konkurrieren vier Wettbewerbsprogramme der Sparte „Best of International Animation“ um den Publikumspreis in dieser Kategorie. Die Preisgelder kommen von der Firma eduflat.de Hamburg, vom Ortsbeirat Wiesbaden-Biebrich und der Sparkassen-Versicherung Holding AG Wiesbaden. Die kleine Tradition der Eröffnung in der Caligari FilmBühne geht weiter. Am Donnerstag, den 23. Juni, wird mit dem Grußwort von Kulturdezernent Axel Imholz und einem Coming of age-Film gestartet. „Die Schöne und das Biest“ für die Generation TikTok. Der neue Langfilm „Belle“ des Oscar-nominierten Regisseurs Mamoru Hosoda („Summer Wars“ / „Wolf Children“ / „Mirai“) wartet mit visueller Pracht, viel Action und Gesang in exzellenter 3D-Computeranimation auf, läuft in japanischer Originalfassung mit deutschen Untertiteln. Das japanische Studio Chizu besteht 10 Jahre und feiert Jubiläum. Clou: Der deutsche Kinoverleih Koch wiesbadener*in II/2022
Media KSM Anime sitzt in Wiesbaden-Nordenstadt. Der zweite Langfilm in diesem Jahr ist „Die rote Schildkröte“ von Oscarpreisträger Michael Dudok de Wit („Father and Daughter, 2000) und erzählt eine „zauberhafte Geschichte vom Kreislauf des Lebens und der Liebe“. Das Werk ist der erste Film des weltberühmten japanischen Studios Ghibli mit einem europäischen Regisseur und läuft am Sonntag um 15.30 Uhr.
Das Trickfilm-Festival trotz(t) Corona. Detelina Grigorova-Kreck und Joachim Kreck mit Fachzeitschriften zu „The physics of Sorrow” und „Genius Loci”. Das T-Shirt macht Werbung für Les Blanks Film „A Poem is a naked Person”, der 2015 in Wiesbaden lief. Foto: Gesine Werner
Noch ein Schmankerl: Das Titelmotiv mit dem ausgelagerten Gehirn, das durch ein ach so „smartes“ Mobiltelefon ersetzt wird, stellte Steve Cutts als Kulturamtspreisträger 2021 kostenfrei zur Verfügung. Der 26 jährige Animator aus London, brillanter Illustrator einer neuen Generation, ist stilistisch von den Cartoons der 1920er Jahre inspiriert, konnte den Preis im Lockdown nicht persönlich entgegen nehmen Seine Filme Hapiness“ und „The Turning Point“ wurden gezeigt und bekamen Applaus. Den Kulturamtspreis der LH Wiesbaden wird Kulturamtsleiter Jörg Uwe Funk persönlich überreichen an Christoph Lauenstein, Studio Lauenstein & Lauenstein 19
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„Blume unter Wasser“ / „Ur azpian lore“
Hamburg. Mit seinem Bruder Wolfgang wurde er 1989 Oscarpreisträger und zeigt im Filmschloss Biebrich seinen Oscar-Film „Balance“ außer Konkurrenz. Der neue Puppen-Trickfilm „People in Motion“ der Lauenstein-Brüder aus dem Jahr 2020 läuft im Wettbewerb. Aus Wiesbadens baskischer Partnerstadt San Sebastian-Donostia am Atlantik will Aitor Onederra anreisen und stellt seine „Blume unter Wasser“ / „Ur azpian lore“ mit dem ausgezeichneten Sound von Zabala vor. Das renommierte Festival scheut nicht vor aktueller Brisanz zurück: Die aus Minsk stammende und in Brooklyn lebende Regisseurin Yulia Ruditskaya zeigt mit „Magutny Bozha“ – „Prayer for Belarus“ aus dem Jahr 2020 die Zusammenarbeit des talentierten belarussischen Musikers Rostany mit der Naka Band. Das Gebet „O mächtiger Gott“ wurde nach der brutalen Eskalation durch die Regierung zum Symbol der friedlichen Proteste für Freiheit und Menschenrechte in Belarus. Mit dem mehrfach ausgezeichneten Werk „Boxbalet“/ „Boxballett“ von Melnitsa Animation Studio wird eine russische Produktion gezeigt. „Es ist ein sehr wichtiger Film von Anton Dyakov. Der Regisseur hatte die Kraft und den Mut, sich vom russischen Krieg zu distanzieren“, erklärt Detelina Grigorova-Kreck. „Anton Dyakov widmet seinen neu20
en Film `Ich brenne` als Koproduktion mi der ukrainischen Gruppe Flexible Chaplin den Kriegsopfern in der Ukraine.“ Anstelle eines anderen, aus dem Programm gestrichenen russischen Beitrages kann sich das Publikum auf ein Wiedersehen mit dem furiosen „Mr Hublot“ von Alexandre Espigales & Laurent Witz freuen, der 2014 den Oscar-bekam. Ein Herz für Kinder Detelina Grigorova-Kreck hat wieder ein besonderes Programm „Tricks für Kids“ kuratiert:In der Sonntagsmatinée Neben dem „Tiger“ und dem „Pinguin“, die auf einer Schmusedecke „ein Problem“ haben, gibt es ein Wiedersehen mit Preziosen aus der Vor-Coronazeit. Im „Nest“ schickt Sonja Rohleder einen Paradiesvogel auf Partnersuche. „Wie ein Elefant im Porzellanladen“ ist der zweite Beitrag aus der Edition 2019. Zwei russische Beiträge wurden aus dem Programm genommen. Selbstverständlich lässt sich das Festival unter geltenden Regeln der Hessischen Landesregierung mit Sicherheit genießen. „Es gilt die Maskenpflicht bis zum Sitzplatz, dort kann die Munaske abgenommen werden.“ Das Personal trägt durchgehend Munaske. Anmeldungen unter: www.filme-im-schloss.de Telefon: 0611 – 84 07 66. Text: Gesine Werner wiesbadener*in II/2022
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Gemeinschaftsarbeit ATELIEReins
Aussicht auf den Rhein ATELIEReins: die inspririerende Nähe zum Fluss
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er entscheidende Tipp kam vom Glaskünstler Narbo Gaß, der seit vielen Jahren in seinem „Uferatelier“ in Biebrich arbeitet. Denn Anna Bieler und Bernd Schneider, die bis dato im gemeinsamen Künstleratelier im Wiesbadener Westend arbeiteten, mussten sich neu orientieren. Ein Investor hatte das Gebäude gekauft und ihnen gekündigt. Und Gaß wusste, dass in der Rheingaustraße 85b Räume in einem ehemaligen Industriebetrieb frei wurden. Was für ein Glücksfall: die Räume, auf einer Etage gelegen, haben einen wunderbaren, unverbauten Blick auf den Rhein, ließen sich nach eigenen Vorstellungen umgestalten und bieten so viel Platz, dass noch weitere Künstlerinnen und Künstler mit aufgenommen werden konnten. So kamen zu den beiden genannten noch Mike Wosnitzka, Patricia Sant` Ana Scheld, Roman Mikos und Anja Baumgart-Pietsch dazu, die ebenfalls auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten waren. wiesbadener*in II/2022
Ein Stockwerk höher hat sich zudem eine Yogaschule unter Leitung von Romea Kanzler niedergelassen. Jeder der Sechs pflegt seinen eigenen Stil, doch gemeinsam treten sie als „ATELIEReins“ auf, mit der erklärten Absicht, die inspirierende Nähe zum Fluss zu nutzen und ein offenes Haus für Kunst und Kultur am Rhein entstehen zu lassen. Ähnlich wie bei den „Tatorten Kunst“, an denen Bieler und Schneider seit Jahren teilnehmen, will das Sextett in Biebrich präsent sein, etwa im Rahmen des Höfefestes oder mit eigenen Aktionen. Zur Künstlergruppe „505 Kunst am Rhein“ hat man bereits Kontakt aufgenommen. Man darf gespannt sein, wie es den Sechs gelingen wird, den Stadtteil und seine Bewohner für Kunst zu begeistern. Zusammen lässt sich Vieles und Gutes erreichen, wie auch das gemeinschaftlich entstandene Bild beweist, das anlässlich der Eröffnung des Ateliers entstanden ist.
Am 11. Juni von 14 bis 19 Uhr laden „Atelier eins“ und „Studio 85“ zu einem Tag der offenen Tür ein, um sich den Biebricher und Schiersteiner Nachbar:innen und allen anderen vorzustellen. Weitere Informationen zu den Künstlern und Künstlerinnen der Ateliergemeinschaft ATELIEReins findet man unter: https://instagram.com/atelier_ eins_wiesbaden. Sowie auf den Websites: https://annabieler.de, https://www.illustralabor.com/, https://www.mike-wosnitzka. com/ http://www.roman-mikos. de/ und https://www.facebook. com/bernd.schneider.129142. Ateliergemeinschaft ATELIEReins Rheingaustraße 85b 65203 Wiesbaden
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„Fototage“-Gründer Reinhard Berg (re) übergibt an seinen Nachfolger Jürgen Strasser, der ab jetzt das Festival leitet.
Wiesbadener Fototage 2022 Neue Ideen in unruhigen Zeiten
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ach 20 Jahren übergibt Reinhard Berg die von ihm gegründeten „Wiesbadener Fototage“ an Jürgen Strasser, der die 12. Ausgabe des Festivals unter das Motto „Unruhige Zeiten“ stellt. Vom 13. bis 28. August 2022 werden an sechs Ausstellungsorten der Stadt 37 nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler präsentiert. Das Magazin WIESBADENER*IN traf die beiden Fotografen zum Gespräch. Wie seid ihr beiden in Kontakt gekommen?
Foto: © Pang Hai, Beijing, aus der Serie „The Garden‘s Crossing“ 22
Jürgen Strasser (JS): Ich wohnte in Wiesbaden und hatte jahrelang bei einer Frankfurter Werbeagentur gearbeitet, bis ich 2013 beschlossen habe, mich ganz der Fotografie ganz zu widmen. In meiner Arbeit bin ich eigentlich ein Dokumentarfotograf mit einem konzeptionellkünstlerischen Ansatz. 2013 habe ich dann meinen zweiten Wohnsitz in Worpswede eingerichtet. Schnell habe ich gemerkt, dass man hier wiesbadener*in II/2022
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Foto: © Uta Schmitz-Esser, Köln, aus der Serie „Verheizte Heimat – Unruhige Zeiten im Revier“
etwas initiieren sollte. Ich habe einen befreundeten Fotograf kontaktiert und ihm als Beispiel die „Wiesbadener Fototage“ genannt, die ja auch klein angefangen haben und dann immer weiter wuchsen. Ich hatte sie bereits mehrmals besucht und 2019 sogar als Aussteller teilgenommen. Als ich meinen Kollegen nach zwei Jahren von dem Ausstellungsprojekt in Worpswede überzeugen konnte, habe ich Reinhard Berg aufgesucht und ihn nach Details gefragt. Zum Glück war er sehr offen, denn normalerweise redet man nicht ohne weiteres über Budget und Kontakte. In Worpswede ist dann unter deiner Leitung die »RAW Phototriennale Worpswede« entstanden… JS: Die Idee war, klein anzufangen und zu wachsen, doch es ging gleich ziemlich groß los. Uns ging es um die Lust am Bilderschauen, das war unser Motto. Vom Bild zum Text und nicht umgekehrt. Wir haben uns dann für einen dreijährigen Rhythmus entschieden, damit genug Zeit für Planungen bleibt. Zum Glück, denn nur deshalb konnte ich das Angebot, die „Wiesbadener Fototage“ zu leiten, annehmen. Reinhard Berg (RB): Wir haben bei den „Wiesbadener Fototagen“ mit einem jährlichen Rhythmus begonwiesbadener*in II/2022
nen, sie dann als Biennale weitergeführt, weil es sonst zu viel Arbeit war. 2007 hatten wir 22 Ausstellungsorte, das muss man sich mal vorstellen! Das war aber auf der anderen Seite notwendig, um bekannt zu werden und Synergien zu schaffen,
ORTE DER HAUPTAUSSTELLUNGEN Aktives Museum Spiegelgasse Spiegelgasse 11, 65183 Wiesbaden www.am-spiegelgasse.de Frauenmuseum Wiesbaden Wörthstraße 5, 65185 Wiesbaden www.frauenmuseum-wiesbaden.de Kunsthaus Wiesbaden Schulberg 10, 65183 Wiesbaden www.wiesbaden.de/kunsthaus Kunstverein Bellevuesaal Wilhemstraße 32, 65183 Wiesbaden www.kunstverein-bellevue-saal.de Rubrecht Contemporary Büdingenstraße 4–6, 65183 Wiesbaden www.rubrecht-contemporary.com Sam Stadtmuseum am Markt Marktplatz, 65183 Wiesbaden www.wiesbaden.de/stadtmuseum Kernöffnungszeiten für alle Häuser: Freitag, Samstag, Sonntag von 11 – 17 Uhr Der Eintritt in die Ausstellungen ist frei!
Jetzt sind die „Wiesbadener Fototage“ für dich ein abgeschlossenes Kapitel… RB: Als ich 2002 die „Wiesbadener Fototage“ gegründet habe, hat gerade das große Fotofestival in Herten aufgehört, weil die finanzielle Unterstützung wegbrach. Und so gab es damals gar nichts mehr in Deutschland, und das war meine Motivation, das Festival ins Leben zu rufen. Im Laufe der Zeit ist es mir dann einfach zu viel geworden. In den 20 Jahren haben wir ja insgesamt 500 Fotografen nach Wiesbaden geholt, und irgendwann konnte ich mich nicht mehr an alle Namen erinnern. Für mich gab es die Alternative: entweder das Festival ganz beenden oder es weitergeben. Dass Jürgen Strasser ziemlich ähnliche Ansichten hat –er kommt vom Bild und nicht vom Text, also fotografisch und nicht akademisch - war ein wichtiger Grund, sie an ihn zu übergeben. Und nun hat er die Gelegenheit, neue Ideen in die „Wiesbadener Fototage“ einzubringen. Welche neuen Ideen werden bei den „12. Wiesbadener Fototagen“ umgesetzt? 23
kultur & kreatives Was hat es mit dem angekündigten Foto/Buch/Salon auf sich? JS: Es gab bis vor zwei Jahren ein Fotobuchfestival in Kassel und es gibt seit vielen Jahren den Fotobook Dummy Award. Dort konnte man ein unveröffentlichtes Fotobuch einsenden. Unter den weltweiten Einsendungen wird eine Shortlist mit etwa 50 Büchern erstellt, aus denen dann die Preisträger ermittelt wurden und die dann anschließend auf Tournee gehen. Und wir präsentieren die Bücher der Shortlist 2022 im Kunsthaus. Und noch etwas Neues: Die Deutsche Gesellschaft für Photographie schreibt einen Nachwuchspreis aus, den Otto-Steinert-Preis. Der Preisträger wurde vor einigen Monaten ermittelt. Die Preisverleihung selbst findet während des Festivals statt, was sicherlich noch zusätzliche Aufmerksamkeit auf das Festival lenkt. Das sind Kontakte, die ich einbringen kann. Für den Sonntag nach der Eröffnung planen wir ein Format unter dem Motto „Meet the Artist“, wo Besucher zu bestimmten Zeit mit den teilnehmenden Fotografen ins Gespräch kommen können. Wie war die Beteiligung bei der diesjährigen Ausschreibung? Foto: © Dennis Henning, Hamburg, aus der Serie „Hochaufgelöst“
JS: Das Haus ist ja gebaut, das Format steht und wird von uns so weitergeführt, d.h. die „Wiesbadener Fototage“ sind nimmer noch in dieser Größe fast das einzige Fotofestival in Deutschland, auf das man sich bewerben kann. Wir bleiben bei dem bewährten Dreiklang aus Ausstellungen als zentraler Bestandteil des Festivals plus ein attraktives Rahmenprogramm plus die beiden Förderpreise – nämlich den Preis der Jury und den Publikumspreis. So wollen wir den Dialog mit dem Publikum fördern. Meine Aufgabe besteht darin – um im Bild zu bleiben –, den Dachboden auszubauen. Ich habe das Gefühl – und durch meine Kontakte hat sich das bestätigt-, dass sich die „Wiesbadener Fototage“ unter Wert verkauft haben. Ich glaube, für Reinhard und das Team war es wichtig, tolle Ausstellungen zu haben und dafür zu sorgen, dass es läuft. Und ich habe mir gedacht, dass sich die „Wiesbadener Fototage“ ruhig verbreitern könnten. 24
Sie müssen mehr beachtet werden, denn der künstlerische Wert war und ist ja da. Ich versuche, die Kommunikation auszubauen und das Festival deutlich überregional zu positionieren, verstärkt die sozialen Medien einzusetzen und es vom Design her aufzufrischen, was man auf der Website bereits erkennen kann. Da ist meines Erachtens Potential nach oben, denn die Qualität der Ausstellungen war schon immer gut. Da setze ich zurzeit den Schwerpunkt. Gibt s neue Ausstellungsorte? JS: Diesmal ist neu der KunstvereinBellevuesaal dabei, das Stadtmuseum am Markt, die Galerie Ruprecht Contemporary und das Aktive Museum Spiegelgasse, das in Vergangenheit ja schon mal mitgemacht hat. Weggefallen ist die Sparkassenstiftung, die bisher auch die beiden Förderpreise finanziert haben. Das hat nun das Unternehmen Oschatz Visuelle Medien aus Niedernhausen übernommen, was uns sehr freut.
JS: Ich war überrascht wie viele ausländische und namhafte FotografInnen sich beworben haben. Sicherlich gab es einen Stau wegen Corona, die Fotografen hatten in den letzten 2 Jahren kaum Möglichkeiten, an solchen Veranstaltungen teilzunehmen. Bei der Auswahl blieben wir offen. Die Bildsprache ist wichtig, aber nicht entscheidend, es muss zum Thema passen, aber stilistisch machen wir keine Einschränkungen RB: Eine weitere Neuerung, die mich sehr freut, ist die Tatsache, dass nun durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain die einzelnen Fotografen finanziell unterstützt werden. Wir hatten wegen des knappen Etats nie die Möglichkeit gehabt, den Teilnehmern ein Honorar zu zahlen. Ausnahmen konnten wir nur bei den Fotografen des Länderschwerpunktes machen. Da hatte ich immer ein schlechtes Gewissen, aber es war finanziell nicht möglich. Wie positionieren sich die „Wiesbadener Fototage“ neben den anderen Festivals im Rhein-MainGebiet? wiesbadener*in II/2022
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Foto: © Andreas Rost, Berlin, aus der Serie „A Forlorn Hope“
JS: Wichtig ist, dass man sich mit Frankfurt und Darmstadt geeinigt hat, dass alle drei auf einen Triennale-Rhythmus umschalten und es nun jedes Jahr in einer der drei Städte ein Fotofestival mit eigenem Format gibt. RB: Das haben wir noch initiiert, ein Konzept, das von dem damaligen Chef des Kulturfonds Dr. Müller
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entwickelt und mit umgesetzt wurde. JS: Und vielleicht können die drei Veranstalter auch mal etwas Gemeinsames machen. Meine Idee ist, eine Dachmarke zu entwickeln, und wenn es nur einen Broschüre ist, in der sich alle drei Festivals vorstellen. Aber das ist noch Zukunftsmusik, jetzt geht es erst einmal darum, die 12. „Wiesbadener Fototage“ durchzuführen.
Wir haben tolle Bilder, wir haben schöne Orte, wir werden sie gewohnt gut präsentieren, und das wird 14 Tage lang ein großartiger Event werden. Webseite: www.wiesbadener-fototage.de Facebook @fototagewiesbaden Instagram #wifo2022
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liche Gemüse- und Kräuterarten, feine Gewürze sowie essbare Blüten und Zimmerpflanzen. Das hängt auch ein wenig davon ab, in welcher Himmelsrichtung das Fenster liegt oder ob man die Muse hat, eine kleine Vollspektrum-LED-Lampe auf Amazon zu bestellen. Neben dem Licht basiert der Innenanbau auf denselben Grundlagen wie draußen: ein gutes Substrat und eine ausreichende Wasser- und Nährstoffversorgen. Doch die Autorin hat noch ein paar Tricks mehr auf Lager. Lucy Hutchings ist kein Kind von Bio-Farmern, der die Arbeit mit Pflanzen in die Wiege gelegt wurde. Die heutige Bloggerin war einst in der kaum ökologischen Welt der Mode zu Hause. Nebenbei baute sie jedoch immer zu Hause Lebensmittel an und machte fleißig Bilder von ihren Erfolgen. Als sie auf Instagram den Account @shegrowsveg startete und ihr Hobby öffentlich präsentierte, wurde sie unter Selbstversorgern schnell zu einem Star. Den Erfolg verdankt sie unter anderem ihrem Gespür, ästhetisches
Autorin Lucy Hutchings prüft ihre Anpflanzungen
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alkon und Garten sind gestern: Auch innerhalb der eigenen vier Wände lassen sich stilvoll Kräuter, Gemüse und Früchte anbauen. Lucy Hutchings erklärt in ihrem neuen Buch „Get Up and Grow“, wie es geht. Die Welt braucht mehr Eigeninitiative, soviel steht fest. Denn praktisch alles, was wir selber machen, selber produzieren, verbraucht prinzipiell deutlich weniger Ressourcen als das fertig gekaufte Pendant – in Zeiten der Klimakrise kein schlechter Ansatz. Das gilt natürlich insbesondere für die natürlichste Form der Selbstversorgung, dem Anbau von Lebensmitteln. Endlose Quadratmeter Balkon- und Gartenflächen werden von Frühling bis Herbst mit Tomaten, Minzen und anderem Grünzeug zugestellt und von den grünen bis braunen Dau26
men der Nation gepflegt – manchmal bis zum Tode. Dabei reduzieren sie fleißig ihre persönlichen „Food Miles“ und damit den CO2-Verbrauch. Aber was machen all diejenigen unter uns, die nicht über den Luxus einer eigenen Anbaufläche verfügen? Bloß nicht verzagen, sagt Lucy Hutchings. Der Anbau von Kräutern, Obst und Gemüse funktioniert genauso gut drinnen. Und sorgt dabei noch für ein stilvolles Ambiente. In dem soeben im at Verlag erschienenen Ratgeber „Get up and grow“ beschreibt die Britin, wie man sein Wohnzimmer in ein Garten Eden verwandelt. Wer dabei an die immer gleichen Büropflanzen denkt und sich unter „essbar“ höchstens ein paar Kressepflänzchen vorstellen kann, liegt weit daneben. Anbauen kann man so gut wie alles: heimische wie exotische Obstsorten von Pflaume bis Maracuja, alle mögwiesbadener*in II/2022
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mit praktischem zu verbinden: „Vielleicht fiel es mir auf, weil ich Quereinsteigerin bin und einen Design-Hintergrund habe“, schreibt sie in „Get Up and Grow“. „Es gibt kaum Berührungspunkte zwischen der Ziergärtnerei, Zimmerpflanzen-Fans und der Selbstversorgungsszene.“ Genau hier setzt Hutchings an: „Ästhetik hat für mich einen hohen Stellenwert, und ich bin fest davon überzeugt, dass Schönheit und eine reiche Ernte nicht unvereinbar sind.“ Dann heißt es endlich: „Bye bye verschrumpeltes, um die halbe Welt geflogenes Supermarkt-Gemüse!“ In unserem Magazin Gastro-CityGuide haben wir auf die Problematik bereits mehrfach hingewiesen: Der weltweite Transport von Lebensmitteln ist ein Klimakiller bedrohlichen Ausmaßes. Bewusste Konsumenten sollten sich am besten an die Dreifaltigkeit der ökologischen Ernährung halten – saisonal, regional und vegetarisch. Der Innenanbau nach Hutchings erfüllt die letzten beiden Kriterien und ist dazu unabhängig vom ersteren, denn zu Hause kann das ganze Jahr über gepflanzt werden. Nachdem sich der Leser durch die (dringend erforderlichen) Basics im Buch gekämpft hat, steht ihm eine ganze Palette kreativer Projekte zur Auswahl, die den Traum von der Selbstversorgung näher rücken lassen und gleichzeitig die Inneneinrichtung verschönern. Fairerweise eingestuft in Schwierigkeitsgraden. Wie wäre es beispielsweise mit dem Kokedama-Zitrusgarten (siehe Bild rechts oben) oder dem Essbaren Terrarium für den Anbau von Ananas und Vanille? Das sieht zwar toll aus, gilt aber als tricky und ist zugegeben nicht der beste Einstieg für eine Wohnung voller wachsender Lebensmittel. Lieber erst einmal klein anfangen, etwa mit dem hängenden Fenster-Kräutergarten, den selbstbewässernden Töpfen, der rollenden Salatbar oder den Microgreens (Keimlingen). Danach sollte man sich langsam aber sicher an die mittelschweren Projekte ran wagen: Hydroponik-Kulturen, die Schreibtischfarm oder der Mobile Wandgarten. Mal muss mehr, mal muss weniger gebastelt werden. wiesbadener*in II/2022
Fotografie © Filippa Langley, AT Verlag / www.at-verlag.ch
Dabei helfen detaillierte und leicht verständliche Illustrationen zu den einzelnen Arbeitsschritten sowie eine Auflistung der wichtigsten Bezugsquellen für das überschaubare Equipment. Insgesamt stecken genug Herausforderungen in Hutchings Buch, um längerfristig beschäftigt zu sein. Die entspannende, beinahe meditative Wirkung der Gartenarbeit entfaltet sich innerhalb der Wohnung übrigens genauso gut wie außerhalb. Ein kleiner, aber besonders interessanter Wissensschatz findet sich am Ende der Lektüre: Essbare Zimmerpflanzen. Hutchings hat schmackhafte Alternativen zu populären Zimmerpflanzen aufgelistet, die jeden Raum kulinarisch bereichern. Statt Sukkulenten einfach mal eine Agave anpflanzen, anstelle von Kakteen einen Feigenkaktus ausprobieren. Mit „Get Up and Grow“ scheint alles möglich zu sein. Wer eine einfache bis anspruchsvolle Art der Selbstversorgung im eigenen Zuhause sucht, ist mit Hutchings definitiv an die richtige Adresse geraten.
Dann heißt es in Zukunft vielleicht öfter mal „Schatz, reich mir bitte die Fernbedienung rüber. Und pflück‘ mir grad noch ne Zwergbanane ab!“ Text: Konstantin Mahlow
Lucy Hutchings: Get Up and Grow - Stilvoll Wohnen mit Projekten für ein essbares Zuhause, AT-Verlag, ISBN: 978-3-03902-131-4
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Der Countdown läuft: Die farbenfroh verhängte Front kündet vom Ende des in die Jahre gekommenen Theatergebäudes vor der Generalsanierung.
Faszinierender Tanz, Musik & Theater von Mozart bis heute Nationaltheater Mannheim – letzte Spielzeit am Goetheplatz vor der Generalsanierung Der Countdown läuft -– die letzte Spielzeit des Nationaltheaters Mannheim am Goetheplatz auch. Die NTM-Oper verabschiedet sich aus dem maroden Bau in einer Koproduktion mit dem NTMSchauspiel und der Münchener Biennale: Komponistin Malin Bang und Hausautor Pat To Yan widmen sich der Freundschaft zweier Frauen in Zeiten der Repression: „The damned and the Saved“. Luk Perceval & Asli Erdogan blicken mozärtliche auf die „Entführung aus dem (inneren) Serail“ und gewinnen dem Singspiel- Dauerbrenner neue Seiten ab. 28
Aller Abschied fällt schwer. Die Tanzsparte zaubert nach Jeroen Verbruggens Uraufführung von „Amor & Psyche?“ den furiosen Doppelabend „Speed“ am 2. Juli) aus dem Hut. Der griechische Choreograf Andonis Foniadakis mit seinem rasend schnellen „Kosmos“ und Hausherr Stephan Thoss mit bewusst anderem Tempo werden „ins Rennen um das Ausreizen musikalisch-dynamischer Optionen gehen“. Dürfte spannend werden. Mit Faust-Preisträger und Ballettdirektor Stephan Thoss (heute gefeierter Tanzintendant am NTM) war
Johannes Grube zuvor in Leitungsposition am Hessischen Staatstheater Wiesbaden. NTM-Tanzdirektor Grube deutet Pläne für die neue Spielzeit ab 15. Dezember in der Oper am Luisenpark/Opal-Halle an. Schon im Oktober könnte es im NTM-Tanzhaus Käfertal mit einer Produktion von Tanzintendant Thoss und Gästen weitergehen. Auch Shuttlebusse sind in Planung. In Wiesbaden hatte der belgische Ausnahmetänzer Jeroen Verbruggen 2013 mit Les Ballets de Monte Carlo amüsierten Szenenapplaus kassiert: Im unvergesslichen wiesbadener*in II/2022
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Lasst uns starten: Der 3. Mannheimer Sommer am NTM widmet sich als „Internationales Festival für Musik & Theater von Mozart bis heute“dem Kampf gegen den Klimawandel.
Maifestspiel-Highlight „Le Songe“ nach Shakespeares „Sommernachtstraum“ kurvte Puck-Jeroen im Puckomobil - eine Segway-Blüte mit Rüssel- über die Bühne und sprühte Zaubernebel. Jetzt stellte sich der ausdrucksstarke Tänzer als Faust-nominierter Choreograf („Dornröschen“ 2020) am NTM vor. Mit dem OrchesterTanzabend unter exzellenter musikalischer Leitung von Yura Yang schließt sich ein Kreis. Eingeweihte amüsiert ein Déja Vu-Effekt - Wasserpistolen als Cupidos Liebespfeile. Doch Psyches Regenmantel „schützt“ sie, Amors Liebe tropft (noch) von ihr ab. Psyches Entwicklung zur reifen Frau braucht Zeit und Raum.
„Amor & Psyche?“ Nachts im Museum - nicht ohne meine Taschenlampe in diesem mystisch-geheimnisvollen Raum. Musik von Pop bis Metaphysik, griechischer Livesong über „die Rettung der Seele“. Fauré, Jimmy
Lopez & Charles Ives „unanswered question“ zum Schluss. Der Rest ist schwebende Frage. Das Publikum ist angetan, spendet tüchtig Beifall. Text und Fotos: Gesine Werner
Das NTM leuchtet in blau-gelb und signalisiert auch mit einer großen Fotoschau vor dem Theatergebäude gelebte Solidarität mit der Ukraine.
Bei bekannten Stoffen findet es Jeroen Verbruggen „verlockend, die eigentliche Geschichte zu ändern“. Seine Version „blickt auf Psyche und wie sie die Liebe findet.“ Und ihre Seele auch. wiesbadener*in II/2022
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Die Wiesbaden-Biennale 2022 bürstet Gewohntes und Erwartungen gegen den Strich: Kurator Kilian Engels holt hochkarätige internationale Kunstschaffende diverser Sparten an Kaisers Musentempel.
Ein spartenübergreifendes Fest der Künste „Wiesbaden-Biennale 2022“ mischt den wilhelminischen Musentempel auf
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er Countdown läuft. „Ein Fest der Künste“ soll sie sein, „ein Ort des Erlebens, der Begegnung, des Austauschs und der Verhandlung von Realitäten“. Die 3. Edition der „Wiesbaden-Biennale“ wird „strikt multidisziplinär“. Vom 1. bis zum 11. September 2022 tobt das neu konzipierte Festival auf allen Bühnen rund ums Staatstheater Wiesbaden. „Postnational, postkolonial, postdigital und postpandemisch“ sind die Leitplanken. Gut ein Dutzend eingeladene internationale Kunstschaffende offerieren Theater & Performance, Tanz & Bildende Kunst. Diversität ist Trumpf und Hochkarätiges. Der Hessenlöwe kriegt documentaBesuch und von der Sippe aus Venedig. Für die litauische Kunstinstallation „Sun & Sea (Marina)“ schütten die Goldene-Löwen-Gewinnerinnen (2019) Rugilé Barzdziukaité, Vaiva Grainyte & Lina Lapelyte in der Wartburg einen Strand auf. Den Eisbrecher gibt US-Choreograf Trajal Harrell (Tänzer des 30
Jahres 2018) mit „The Köln Concert“ von Keith Jarrett & Klängen von Joni Mitchell: „Voguing meets Postmodern Dance und Butoh“. Unverstellten Blick von außen und frischen Zugriff bringt Kilian Engels als neuer Kurator mit. „Europäisch ausgebildet“, bürstet der Master in europäischer Literatur (Uni Oxford) mögliche Erwartungen gegen den Strich. Leerstehende Passagen gibt es zuhauf. Früher Chefdramaturg am Volkstheater München und langjähriger Kurator des Festivals „Radikal jung“, kennt der 1978 in Bonn geborene frühere Vizedirektor der Otto Falckenberg-Schule die Biennale seit den Anfängen. Die Theaterbiennale „Neue Stücke aus Europa“ wurde in Bonn gegründet von Autor Tankred Dorst und Intendant Dr. Manfred Beilharz, der sie nach Wiesbaden „importierte“. Uwe-Eric Laufenberg machte das Erfolgsmodell zur „Wiesbaden-Biennale“. 2022 liegt der Fokus auf aktueller Theater-Kunst aus Kenia, Südafrika, USA, Frankreich, Großbritannien, Schweiz.
Die Historie des 1894 von Willem Zwo eröffneten Prunkbaus dient als Sprungbrett, konfrontiert postkoloniale Kontinuität mit neuer Deutung. „Leute, die der Kaiser nicht hätte sehen wollen“, sind willkommen ohne Hierarchie. Ur- und Erstaufführungen, Performances, Installationen, Choreografien und Filme preisgekrönter Kreativer laden spartenübergreifend ein. Aus Valparaiso/Chile kommt das weltberühmte Frauen-Kollektiv LASTESIS und erarbeitet mit 60 Wiesbadener:innen eine kollektive Protest-Performance im Stadtraum. „2020:OBSCENE“ bringt documenta 13/14-Teilnehmerin Alexandra Bachzetsis ins Große Haus. Spannend wird die Begegnung mit „The Nest Collective“, multidisziplinäres Ensemble aus Nairobi. Die Produktion „The Feminine and the Foreign (F+F)“ geht weiter. Eine Party „für Frauen und nicht binäre Personen, unabhängig von Herkunft, Alter und Glauben“ ist geplant. Ziel ist, „wesentliche Diskurse über die Arbeit schwarzer Aktivist:innen in queeren, feministischen, ökologischen und migrantischen Räumen zu dokumentieren und zu ermöglichen.“ Text und Foto: Gesine Werner
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„Wiesbaden hält inne“ mit einem touristischen Schmankerl: Die THermine fuhr als Silent Train zur Feldkapelle, die Raum zu Besinnung und innerer Einkehr bietet.
Innehalten und eine Meditation unterwegs
Fahrt im Schweigen mit der Stadtbahn THermine und Besuch der Feldkapelle „Versuche stets ein Stückchen Himmel über Deinem Leben freizuhalten“, empfahl Marcel Proust. Dieser Ratschlag diente als Leitmotiv für die dritte „Woche der Stille“ unter Schirmherrschaft von OB Gert-Uwe Mende von Evangelischer Kirche in Kooperation mit der Stadt Wiesbaden unter der Devise „Wiesbaden hält inne“. Zu „überraschenden Begegnungen“ wie der „New Silence im Alten Gericht“ oder „radikaler Selbstfürsorge“ als „feministische Perspektive“ wurde eingeladen. Stadtkirchenpfarrerin Annette Majewski begrüßte als Organisatorin der „Woche der Stille“ die Interessierten am Markt. „Ein Gegenpol“ zum Alltag sollte gesetzt werden, das Fahren im Schweigen und „das zusammen unterwegs sein“ sollte zum Genuss werden. Die „Silent Train – Eine Fahrt im Schweigen“ mit der Wiesbadener Stadtbahn THermine, von Stadtbahn-Gründer Wagner ehrenamtlich kutschiert (!), begann mit dem zarten „Gong“ einer Klangschale, bevor die Türen der kleinen Stadtbahn (hörbar!) geschlossen wurden. Auch diese ungewöhnliche „Tour de Wiesbaden“ bot eine „Rundreise mit Flair“ über Parkstraße und Dietenmühle nach Sonnenberg hoch ins Eigenheim, wo an der Forststraße dann ein Fußmarsch von zehn Minuten in Richtung Feldkapelle führte. Higheels wären hier fehl am Platze gewesen. Nach kurzer Meditation und dem Ertönen der Klangschale mit der Aufforderung, bei geschlossenen Augen speziell den Riechsinn zu aktivieren, wurde Raum geboten. Innere Einkehr und Versenkung sowie die Erkundung der Feldkapelle mit ihrem skulpturalen „Innenleben“ wie dem Dornbusch und den Seraphinflügeln waren individuell erfahrbar. Die Schuhe des Moses draußen vor der Tür sind übrigens ein besonderes Element. Auf der Rückfahrt über Tränkweg und Christian Spielmann-Weg wurde eine weitere Kirche passiert - die russisch-orthodoxe Kapelle auf dem Neroberg. Perfektes Timing: Mit dem Glockenschlag des Nassauer Landesdoms um 19 Uhr bog die THermine am Marktplatz ein.
Der Musentempel engagiert sich für eine George Sand-Strasse in Saarbrücken. Sébastien Jacobis deutsche Erstaufführug von Gorge Sands „Gabriel*le“ ist ein umjubelter Geniestreich und kommt in der Saison 2022/23 wieder in die alte Feuerwache.
„Anders! In welcher Welt?
Saarländisches Staatstheater Saarbrücken blickt wach mit offenem Blick über Grenzen hinaus Wenn George Sands „Gabriel*le“ auf Ute Lempers „Rendezvous mit Marlene“, auf den Dänenprinzen im Doppelpack und auf digital erzeugte Partitur trifft, ist „Bühne frei!“ Trumpf. „Anders! In welcher Welt?“ ist das Motto der attraktiven Spielzeit 2022/23 am Saarländischen Staatstheater in Saarbrücken. Generalintendant Bodo Busse, in Wiesbaden aus seiner Zeit als beliebter Operndramaturg der Ära Beilharz prägnant in Erinnerung, betont im partiell zweisprachigen Spielzeitfahrplan: „Noch nie war Theater so wertvoll!“ Doch sein Haus lässt es nicht bei „großer Programmvielfalt und ganz Neuem, bisher unbekannten Klang- und Sprachwelten“ mit „wunderbarer Diversität und Menschen, Stimmen und Sprachen“ bewenden. „Für Frieden und Freiheit in Europa!“ Die Theaterfront leuchtet in blaugelb, signalisiert „Solidarität mit der Ukraine“. Geldspenden werden nach jeder Vorstellung gesammelt und gehen an „Help 4 Ukraine e.V.“. Deutsche und französische Jugendliche üben „Onomatopoesie“. Ballettdirektor Stijn Celis führt die „menschenverbindende und humanistische Rolle des Tanzes“ vor Augen: Der Chef choreografiert „The privacy of Things“ und „SubsTanz 21“ kommt von Ensemblemitgliedern. „Hamlet. Stimmenreich“ (Regie Bettina Bruinier) und „Hamlets Kinder. Die Zeit ist aus den Fugen“ zeigen, was „faul ist im Staate…“ Der international gefragte Generalmusikdirektor Sébastien Rouland, in Wiesbaden mit Erfolgen wie Cavallis „La Calisto“ in bester Erinnerung, holt Sarah Nemtsov als Composer in Focus, bietet ein breit gefächertes Konzertprogramm und schmiedet Wagners „Ring“. Am 18. September startet das „Rheingold“ unter femininer Leitung. Für Regie, Bühne & Kostüme stehen Alexandra Szemerédy & Magdolna Parditka, Dramaturgie Frederike Krüger. Start am 11. September mit Theaterfest & Promenadenkonzert.
www.thermine.de Text und Foto: Gesine Werner
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Eindringliche Präsenz und besondere Intensität der leisen Szenen geht unter die Haut: Sebastian Kroll wird als „Exekutor 14“ zum verzweifelten Kämpfer wider Willen im syrischen Bürgerkrieg.
Auch bei Go East 22 war der „Ost-Kiosk K 67“ wieder ein Treffpunkt in Wiesbaden. Der nostalgisch anmutende Kiosk des slowenischen Architekten Sasa Mächtig lud vor dem Landesmuseum ein.
Wie der Hass entsteht
Filmkunst als Spiegel der Realität in Zeiten des Krieges
Theater spiegelt Realität. Doch diese erschreckende Aktualität war wirklich nicht geplant. Der Monolog „EXekutor 14“, von Adel Hakim vor dem Hintergrund des Libanon-Krieges geschrieben und 1990 in Paris uraufgeführt (DEA 1991 am TAT Frankfurt), zeigt die Entstehung von Hass. Sebastian Kroll zieht mit leiser Intensität besonders in den Bann. Gänsehaut pur.
Go East 2022: „eingeschränkter Boykott“ russischer Filme und Cinema Archipelago
Klaus-Dieter Köhler und das KartenhausEnsemble mit Adel Hakims „EXekutor 14“in der Spielstätte Marleen
Ein Tisch, ein Stuhl, Holzklotz und Axt, ein paar Dosen, ein Schlafsack und eine Knarre mit Zielfernrohr - mehr Ausstattung braucht es nicht. Tränen hat er keine mehr, Ruhe oder Schlaf findet er nicht mehr. Der junge Mann, ein träumerischer Beobachter der Machtkonflikte diverser Clans, wurde plötzlich zum Kriegsopfer, seine Freundin überlebt ihre Vergewaltigung nicht. Er mutiert verzweifelt zum Gewalt-Täter. „Und dann war ich auch so.“ Bomben fallen, das Zuhause wird Zuflucht und Versteck, es geht um´s nackte Überleben. Pistazien, Comics, Gewehr in Griffnähe. „Solange du Deinen ID hast, bist Du schuldig für Manche, verlierst Du ihn, bist du schuldig für Alle.“ Ja mach nur einen Plan. Im Sommer des vergangenen Jahres wollte Regisseur Klaus-Dieter Köhler das bedrückende Solostück des Libanesen Adel Hakim (UA 1990 Paris) - von ihm 1993 am Regensburger Theater inszeniert - für das Kartenhaus-Ensemble herausbringen. Jemen, Syrien und den Donbass vor Augen wurde geprobt. Dann holte „die blutige Realität eines Angriffskrieges mitten in Europa“ das Ensemble ein. Um falschem Pathos vorzubeugen, setzt der Sohn des langjährigen Wiesbadener GMDs, schwedischen Hofkapellmeisters und wichtiger Zeitzeuge im oral historyProjekt des Stadtarchiv-Fördervereins, gezielt Kompositionen seines Vaters ein. Wirkt wie ein Filmsound und kurbelt das Kopfkino zusätzlich an. Die Inszenierung (Dramaturgie Halvor Boller) ist eine runde Sache inklusive Flyer (Roni Merza) mit dem Emblem der „Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsgegner“. Anhaltender Applaus. www.kartenhausensemble.de
„Der brutale Krieg gegen die Ukraine mit zahllosen auch zivilen Opfern, Einzelschicksalen wie die Ermordung des litauischen Regisseurs Kvedaravicius in Mariupol und die Verhaftung Oppositioneller in Russland gehen tief unter die Haut. Wir spüren, wie wir Kultur brauchen, um auf dem menschlichen Niveau zu bleiben, auf dem wir uns selber sehen wollen“, stellt Karin Wolff als Geschäftsführerin des Kulturfonds RheinMain klar. Nie war die Dringlichkeit eines Verbundes aller Bereiche des Alltags und des Miteinanders stärker. In der 22. Ausgabe von „goEast, Festival des mittel- und osteuropäischen Films“ ermöglichte der Kulturfonds das aktuelle Rahmenprogramm „Cinema Archipelago“. Die „neuen Begegnungsformaten“ zielen ab auf „solidarisches Erleben, Verständnis und Rücksichtnahme“ und ersetzen das bisherige Paneuropäische Picknick“. Das „Senior Cinema“ bot den StaudteKlassiker „Der Untertan“ sowie „Meine Mutter, ein Krieg und ich“ und den pfiffig-dokumentarischen „Balkonfilm“ von Masterclass-Dozent Pawel Lozinski aus Polen. „Den Osten im Auge behalten“ und die „Yugoretten“ mit Frauen aus Ex-Jugoslawien sowie der „XR-Hackaton - Geschichten aus dem Badehaus“ waren dabei. Dem unter die Haut gehenden Dokufilm „Mariupolis“ von Mantas Kvedaravicius, 2016 auf der Berlinale gezeigt und am Go East-Finaltag im TV auf arte gesendet (!), war die Matinee gewidmet. Die Goldene Lilie für den Besten Film „Vera träumt vom Meer“ ging an Kaltrina Krasniqi. Den Preis der LH Wiesbaden für „Sanft“ bekamen Anna Nemes & Laslo Csuja, der Dokupreis CEEOL und der FIPRESCI-Dokupreis für „Taubes Gestein“ gingen an Taras Tomenko, Laurynas Bareisa bekam für „Pilger“ den FIPRESCISpielfilmpreis, „Klondike“ von Marina Er Gorbach war der 3Sat-Ankauf. Hanis Bagashov („I don`t want“) bekam CurrentTimeAward und ein Recherche-Stipendium. Text und Foto: Gesine Werner
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Ein Iglu offeriert „midde ufff de Gass“ der Landeshauptstadt „Freiraum“. Als Performance-Duo geben Christoph Kohlbacher & Marje Hirvonen in ihrer „Oase der Freiheit“ Interview-Antworten und klingende Klassik auf die Ohren. Passantin Dörte Fardella ist angetan: „Die Gedanken sind frei“.
Ein Iglu im Herzen der Stadt als „Freiraum“ Christoph Kohlbacher & Marje Hirvonen führen mit dem interaktiven IMF-Projekt „Ans Licht“ „Was is denn hier los?“ fragen Neugierige beim Bummel in der City. Alle wundern sich über das durchsichtige Iglu. Ein Kind sitzt still auf einem Stuhl und lauscht mit geschlossenen Augen dem Sound aus Ohrhörern. Der Vater steht ergriffen und staunt, sein kleiner Filius sei „sonst nie so lange“ bei der Sache. Erwachsene nutzen auch die „Oase der Freiheit“. Ein Iglu midde uf de Gass? Alles so schön hell hier. Nein, keine Sekte buhlt um Mitglieder, um Unterschriften geht´s auch nicht. Die Internationalen Maifestspiele Wiesbaden mäandern „ans Licht“ in die Stadt. „Am Ende des Tunnels nach Zeiten der Krise als Hoffnungsschimmer und Motivation“ lobten die IMF zum zweiten Mal mit dem Kulturamt Projektstipendien aus. „Freiraum“ nennen Schauspieler/Regisseur Christoph Kohlbacher und Tänzerin/Choreografin Marje Hirvonen ihre „installative Performance im öffentlichen Raum“. Und wer hat´s erfunden? Treffen sich eine Finnin und ein Österreicher auf einer Geburtstagsparty in Zürich, sind auf einer Wellenlänge und baldowern pfiffige Vorhaben aus. „Was bedeutet individuelle Freiheit? Wo fängt (m)ein Freiraum an, wo hört er auf?“ In der Stadt wurden Interviews geführt, sind samt Meditation und Natur-Geräuschen zu hören. Kleine Fluchten. Den „Kanon“ von Pachelbel gibt´s als Zugabe auf die Ohren. Christoph K. ist dem Publikum als ausdruckstarker Mime aus dem „zerbrochenen Krug“ und „The Minutes“, aus „Bunbury“ und „drei Schwestern“ bekannt. Als Autor & Regisseur (Choreografie Marje Hirvonen) trifft der Debütant mit seinem hintersinnig gewitzten Stück „Instame“ und der rasanten Inszenierung um drei spätpubertäre Möchtegern-Influencerinnen am Rande des Nervenzusammenbruchs genau den enervierenden Ton der Generation TikTok.Keine Ahnung, davon aber viel. Die Macho-Realität sticht brutal in die grellbunte Bubble. Hashtag OMG! Wie es ausgeht? Hingehen und den grellen Abend selbst erleben. It´s so nice! Text und Foto: Gesine Werner
Von wegen „Saxophobie“: Bei Kaiserwetter mischten Undine Engel, Oliver Hart, Dagmar Heckmann & Dr. Martin Popp von der anderen Rheinseite klangvoll den Sonnenberger Burggarten auf.
Klangvolle Saisoneröffnung
Wiesbadener Burgfestspiele bieten genussvolle „Saxophobie“ GratulARTion! Da haben sich doch glatt vier musikalische Talente von der „ebsch Seit“ in Meenz und Rheinhessen über den Fluss getraut, konnten „unser“ Kaiserwetter erleben und kamen im Sonnenberger Burghof beim zahlreich erschienenen Publikum gut an. Gelungener Musik-Brückenschlag, vom Wiesbadener Jens Hunstein geleitet. „Saxophobie“ nennen sich Undine Engel (Tenor), Dagmar Heckmann (Alt) und die Herren Oliver Hart (Sopran/Alt/Tenor) sowie Dr. Martin Popp (Bariton) und haben den ersten Auftritt nach Pandemie-Pause im zweiten Anlauf souverän absolviert. Rührig sind die Wiesbadener Burgfestspiele auch weiterhin. Die Sonne schien, als bekäme sie es bezahlt. Vereins-Chef Matthias Holtz begrüßte kurz und knackig. Ab ging´s in die Roaring Twenties. Der „Chinese Rag“ machte seinem Namen Ehre - per Sopransax. Das „Vaudeville Spectacular-Medley“ entführte klangvoll in die Varietés von Paris. Mit „Hello Dolly“ bekam Barbra Streisand die Showtreppe bereitet und „Anatevka“-Milchmann Tevje wollte „einmal reich“ sein. Auch Rocky war mit von der Partie: „Eye oft the tiger“ war das „Duell“ zweier Baritonsaxophone. Das Kopfkino war angekurbelt und „Jazz geht´s los“ schien die Devise. „A song for Japan“, von Steven Verhelst nach dem Tsunami komponiert, ging unter die Haut. Ohne Zugaben kamen die Vier mit ihrer sympathischen „Moderatorin“ Undine Engel, die einige Arrangements beisteuerte, nicht davon. Auch Wolfgang Kaeppel, technischer Leiter und äußerst bühnenversiert, war des Lobes voll. www.saxophobie.de Mit der mozärtlichen „Zauberflöte für Kinder“ geht es am 4. Juni (17 Uhr) und 5. Juni (11 Uhr) weiter. Der Rheingauer Kinder- und Jugendchor St. Martin / Oestrich kommt. Klangbrücke zwischen den Kulturen: Am 12. Juni wird unter interreligiöser Trägerschaft (Kirchen, Jüdische Gemeinde, Islamische Gemeinde der Bosniaken & Co.) mit dem interkulturellen Ensemble AVRAM ein Schmankerl geboten. Sängerin Schirin Partowi leitet das Konzert zwischen Jazz und Religionen. www.avram.de Text und Foto: Gesine Werner
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Bei der Kundgebung #WIstandwithukraine am Rathaus erhob auch die „Wiesbaden Allstarband“ mit La Diva Dunja Koppenhäfer (in blau) ihre Stimme.
Die Zehn-Prozent-Aktion sucht weiterhin Spendenwillige
Mit Herz für den Frieden in Europa
Es kommt auf jede einzelne Münze an!
Kundgebung mit Klartext-Ansagen und Musik am Rathaus
Zehn-Prozent-Aktion“ feiert Dankgottesdienst mit Broten als „Spendenschecks“
„Slava Ukraini!“ („Es lebe die Ukraine!“) Die Landeshauptstadt Wiesbaden bezieht Position gegen den Krieg und zeigt Herz auf vielen Ebenen. Unter dem Motto „#WIstandwithukraine“ hatten kurz nach dem russischen Einmarsch Schlachthof und Palast Promotion in Rekordzeit eine große Kundgebung auf die Beine gestellt mit über 40 Musikschaffenden, Kulturinitiativen und Redebeiträgen. Mehr als 3000 Personen kamen auf das Dernsche Gelände. Begleitet von 30 Staatsorchester-Mitgliedern sang die aus Dnipropetrovsk stammende Sopranistin Olga Zaitseva-Herz mit Bassbariton Petro-Pavlo Tkalenko die ukrainische Nationalhymne und rief: „Wir schaffen das!“ Evi & Mr. Leu, Absinto Orkestra, Dunja Koppenhöfer, die Wiesbaden-Allstar-Band, Rodgau-MonotonesFrontmann Osti, La Bolshe Vita und Ukraine-DJ Jannek legten sich tüchtig ins Zeug. Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende bekannte „fassungslos“ Trauer und Wut, „aber es macht uns nicht stumm“. Er verurteilte Krieg und Völkerrechtsbruch „in aller Deutlichkeit. Wir stehen an der Seite der Opfer.“ Klartext kam von Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr, dem es „bis jetzt zu still“ war. Putin müsse vor das UN-Kriegstribunal in Den Haag: „Er ist ein Verbrecher, das muss gesagt werden.“ Persönlich berührt zeigte sich Michael Gahler. Der EUAbgeordnete und Ukraine-Berichterstatter war kürzlich in Kiew und Mariupol. Er forderte ein komplettes Gas-, Öl- und Kohle-Embargo. „Zwei Grad weniger heizen sind zwölf Prozent Energieersparnis.“ Hessens EuropaStaatssekretär plädierte für offene Türen der EU, sieht in Georgien und Moldawien potentielle Ziele von Putin. Der ukrainische Generalkonsul Kostiuk Vadym will „stärkere Sanktionen.“ Auf dem Platz herrschte Blaugelb und die FriedensRune vor. Pappschilder riefen: „Stop War - Stop Putin“ oder „KaPuttin“. Kinder zeigten Friedenstauben.
Es kommt auf jede Münze an! Die Engagierten der weltweit tätigen „Aktion Zehnprozent“, ökumenisches Erfolgsmodell aus Wiesbaden, freuen sich über den beeindruckenden Spendenwillen des letzten Jahres:.Der Aktion wurden von 481 Personen insgesamt 164.181 Euro gespendet. Die Riesensumme wurde durch die beiden anonymen „Mister Zehnprozent“ aufgestockt um 40.000 Euro. Es gingen mehr Spenden ein als erwartet. Für Direkthilfe in der Ukraine wurden deshalb schon 25.000 Euro an die Diakonie Katastrophenhilfe überwiesen. Die Wiesbadener „Tafel“ bekam 6.000 Euro. Der Dank-Gottesdienst in der Wiesbadener Thomaskirche stand unter der Devise: „Teilen macht Freu(n)de“. Keine Schecks bekamen die Projektpartner „Brot für die Welt“ und „Misereor“ sowie „Missio“ und „Diakonisches Werk“ diesmal - die Bäckerei Abt hatte Brote mit dem Logo der Zehn-Prozent-Aktion angefertigt. Pfarrerin Bea Ackermann gestaltete mit Gemeindepädagoge Achim Hook und Organist Dr. Wolfgang Hildebrand die Dankfeier mit der biblischen Geschichte der wunderbaren Brotvermehrung. Kinder hatten 20 Sparschweine bunt gestaltet und mit kleinen Geldsummen „gefüttert“ und dieser „Altarschmuck“ wurde zum Schmankerl des Gottesdienstes. Aktionskreisleiterin Ackermann war von der kindlichen Freude am Teilen sehr berührt: „Es war für mich einer der fröhlichsten Dankgottesdienste“. Die aktuelle Spendenrunde läuft bis 31. März 2023. In Guatemala sollen Gesundheitsberaterinnen für Mütter, Kinder und Jugendliche ausgebildet werden, im indischen Ananthapuramu werden Frauen in der traditionellen Weberei geschult, in der Mongolei bietet ein „Skill Training Center“ Chancen für ein selbstbestimmtes Leben. Das „Projekt vor der Haustür“ ist das Containerdorf des Diakonischen Werkes für Obdachlose. Spendenkonto: Evangelische Bank eG Kassel, IBAN DE31 5206 0410 0004 0444 44. www.zehn-prozent-aktion.de Text und Foto: Gesine Werner
Text und Foto: Gesine Werner 34
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Zum „Elevator Shaft Opening“ des Nassauischen Kunstvereins faszinieren die „Shooting stars“ von Städelabsolvent Alex Chalmers aus Neuseeland im frisch deinstallierten Aufzugschacht.
Zuerst hieß es im vollbesetzten Studio „Opa will Action!“, nach dem lautstarken Applaus kamen die Mitwirkenden vom Theater Anders und Leiterin Priska Janssens (rechts) mit dem Publikum ins Gespräch.
Kunst im Aufzug, Autobahn-Historie und Ukraine-Flagge im XXLFormat
„Opa will Action“ und Superman kommt zu Besuch
Kurze Nacht der Galerien & Museen in Wiesbaden zelebriert verspätetes Jubiläum
Schultheatertage 2022 am Staatstheater Wiesbaden - und „Opa will Action!“ Von wegen gemütlicher TVAbend auf dem Sofa. In die Ferne sehen is nich – die Fern-Bedienung tritt in unbefristeten Streik und „dient“ nicht der Unterhaltung. „Rummel und Rabatz in Lunas Park“ war gestern, sprich 2017. Jetzt muss die bucklige Verwandtschaft ran und ein witziger Rundruf bringt sie alle auf Trab, denn wenn Opa bei Laune ist, kauft er morgen das ersehnte Flachbildschirm-Gerät.
Besser spät als nie. Die 20. KURZE NACHT der Galerien und Museen in Wiesbaden konnte sich zwo Jahre verspätet wieder „sehen“ lassen. Das so beliebte „Rollende Museum“ der Oldtimer möge 2023 wieder am Start sein, hofft das Publikum mit Organisator Erhard Witzel bei der Eröffnung im Frauenmuseum. In der Wörthstrasse zeigte Justine Otto „New Traditionalists“ und in der sehenswerten Schau „Seiltänzerinnen zwischen Autonomie und Anpassung“ wurde die Frauenbewegung der 80er Jahre gewürdigt. „Ihren Platz in der Welt finden“ war die Präsentation über Else Niemöller betitelt, welche über die Frau im Schatten von Ehemann Martin als Ehrenpräsidentin der Westdeutschen Frauenfriedensbewegung umfangreich informierte. Richtig spannend wurde es natürlich beim Nassauischen Kunstverein, an dessen Front eine blaugelbe Flagge im XXL-Format von Solidarität mit der Ukraine kündet. Der NKV gewährte den Blick hinter seinen Bauzaun, nahm die surreale Behauptung: „ceci n´est pas une BAUSTELLE“ ernst und kündigte zugleich die „Geburtstagsparty“ am 16. Juli 2022 an. Denn: „Hier entsteht Kunst seit 175 JA!ren!“ Wie berichtet (Heft 1/2022), wird es „ein Jubiläum mit Aufzug“ im zukünftig barrierefreien Haus geben. Zur Kurzen Nacht zog eine „ortsspezifische Installation“ das Augenmerk auf sich: Städelabsolvent Alex Chalmers aus Neuseeland (Touch Release/NKV 2021) faszinierte mit seinen „Shooting Stars“, die im Videoloop als Hologramm auf einem Ventilator mit Winkelschleifern Funken sprühen. Im Bellevuesaal ging es zur Autobahn-Historie unter der Devise: „130 km/h“ mit hintersinnigen Installationen von Theresa Lawrence und Mathias Weinfurter, die mit dem (Reichs-)autobahnmaterial Beton arbeiten. Spaten stehen „einbetoniert“ Spalier. Seitenspiegel trifft Auspuffrohr. 94 Pflastersteine aus Beton bilden einen „no-brainer“ als Rechtsabbiegepfeil. „Durch-Einander“ von Young Wha Song &. Constanze Nowak endet am 19. Juni. www.kunstverein-bellevue-saal.de Text und Foto: Gesine Werner wiesbadener*in II/2022
„Theater anders“ mischt die Schultheatertage 2022 im Studio auf
Alle kommen und haben ihren Auf-Tritt, ob tänzelnd, winkend oder mit den Flügeln schlagend. Es klingt nach „The lion sleeps tonight“. Nix da, der König der Tiere trägt Krone und gibt den Löwen. Fun-Ta-Sie und Phantaduse ohne Grenzen. Jede Menge coole Socken sind auf Achse. Spiderman und Ross Antony mischen mit. Onkel Otto kriegt ne Quizshow und Superman Julius Müller wird zum Rapper. Tatütata is auch schon da. Helden, Musigg, Schlägerei. Was fehlt? Fassenacht! Wolle mer se roilosse? Und wie! Funkemariechen, Büttenreden, Dachdeckers „Heile heile Gäns`che“ – und das Studio schunkelt mit: „Helau!“ Lautstarker Applaus, dann kommen die Mitwirkenden vom Theater Anders mit Leiterin Priska Janssens und dem Publikum ins Gespräch. Der pädagogische Dauerbrenner „Schultheatertage“ war in Priska Janssens Konzeption gestartet und sorgt mit seiner eigenen Magie immer wieder für volles Haus. Seit 2o Jahren (!) probt das inklusive Ensemble Theater Anders Der rührige Verein Semiramis e.V. ist auch mit dem „Hotspot Theaterschule“ engagiert. Ende Mai tobte der workshop „Move!“ als Tanz und Theater für Alle ab 8 Jahren in der Spielstätte Marleen im Lili am Bahnhof über die Bühne. Neben Kulturpreisträgerin Priska Janssens war mit Ezra Rudakova eine faszinierende Profitänzerin mit an Bord. Ezra Rouben ist eine ausdruckstarke Persönlichkeit mit einzigartiger Bühnenpräsenz. Aus vielen Solo-Partien in Meisterchoreografien des Hessischen Staatsballetts ist die gefeierte Ausnahme-Tänzerin prägnant in Erinnerung. Info über aktuelle Projekte und Angebote unter p.janssens@hotspot-theater.de Text und Foto: Gesine Werner 35
kultur & kreatives
Stell Dir vor…Die Spielzeit-Pressekonferenz mit Intendant Karsten Wiegand und dem Leitungsteam wurde mit Kostproben aus „Homo Faber“ (Marielle Layher, Mathias Znidarec, Daniel Scholz) und „Lulu“ (Juliana Zara & Jan Croonenbroek) bereichert.
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ie neuen Spielpläne am Staatstheater Wiesbaden & Staatstheater Darmstadt offerieren interessantes Bühnenerlebnis Die beiden südhessischen Staatstheater lassen sich nicht lumpen und stellen attraktive Pläne für die Spielzeit 2022/23 vor. „Stell Dir vor!“ Der Darmstädter Musentempel wird als „Übungsraum“ genutzt und singt das Hohe Lied der Fantasie quer durch die Sparten. Und Wiesbaden hat die Nase vorn - Netflix kann warten. „Opera
In Wiesbaden personell Neues: Zur Spielzeit 2022/23 wird Chordirektor Albert Horne, für seine furiose IMF-Eröffnung mit „Babylon“ umjubelt, „Koordinierender Musikalischer Direktor“. International erfahren, bringt der neue Orchesterdirektor Ilia Jossifov frischen Wind ins Haus.
nachtstraum“ von Sir William vor die Brust. Kann ja heiter werden. “Wallenstein“-Titelheld Tom Gerber bringt die rasante Komödie „The play that goes wrong“ heraus. Christoph Kohlbacher („Instame“) setzt Ulf Erdmann Zieglers „Digitales Feuer“ als Uraufführung in Szene. Iris Limbarths Junges Staatsmusical bringt das „Chicago“ der wilden Zwanziger und den Broadway-Hit „Sister Act“ nach dem Whoopi Goldberg-Film auf die Bretter.
„Stell Dir vor ...“ Theater hat die Nase vorn first!“. Soren Nils Eichberg („Schönerland“ 2017) bringt die Auftrags-Oper „Oryx and Crake“ nach Margaret Atwoods dystopischem Roman über den Klammergriff einer globalen Seuche als Uraufführung ins Große Haus. Danach darf Netflix seine Serie machen. Eine Doppelpremiere wird Leo Janaceks „Die Sache Makropulos“ in Kombination mit seiner letzten Oper „Aus einem Totenhaus“ nach Dostojewski. Regie Nicolas Brieger. Drei Frauen: Daniela Kerck inszeniert mit Olesya Golovneva zusammen Anton Dvoraks Märchenoper „Rusalka“. Regisseurin Kerck („The Minutes“/ IMF-Start „Babylon“) stattet die Bühne aus, die Faust-nominierte Sopranistin Golovneva („Titus“/ „l trittico“) singt die Rusalka höchstselbst. Im Sprechtheater nimmt sich Schauspieler Tilo Nest - für die Regie von „Shockheaded Peter“ und „Tyll“ bejubelt -den „Sommer36
Die Wiesbaden-Biennale vom 1. bis 11. September 2022, frisch kuratiert von Kilian Engels, startet die neue Saison. Personalia: Nach dem allseits bedauerten frühzeitigen Abgang von GMD Patrick Lange wird Chordirektor Albert Horne zusätzlich „Koordinierender Musikalischer Direktor“. Ilia Jossifov aus Tel Aviv bringt als neuer Orchesterdirektor frischen Wind ans Haus.
Darmstadt Tanz! Tanz! Tanz! Vielfalt ist in der DNA der gefeierten Kompanie verankert. Das Tanzfestival RheinMain, Höhepunkt der Tanzplattform Rhein-Main als Kooperationsprojekt des Hessischen Staatsballetts mit dem internationalen Produktionshaus Mousonturm Frankfurt, findet vom 27. Oktober bis 13 November 2022 statt. Ballettdirektor Bruno Heynderickx kündigt fulminante Abende an: Der
Doppelabend „V/ertigo“ konfrontiert mit Extremsituationen. Die Choreografie „Skid“ von Damien Jalet(Faust-nominiert) zeigt auf einer halsbrecherischen Schräge bislang Un-Gesehenes. „I´m afraid to forget your smile“: Die Geschwister Imre & Marne van Opstal/ Belgien widmen sich dem Loslassen. Felix Berner entwickelt in Kooperation mit JUST Wiesbaden das Stück „blau“. Als Auftrag entsteht der Doppelabend: „Boléro“ von Eyal Dadon/Israel und „Force Majeure“ von David Raymond & Tiffany Tregarthen/Kanada. Die Vorstellungskraft wird provoziert mit Romanadaptionen wie Frischs „Homo Faber“ und Erich Kästners „Fabian – oder Der Gang vor die Hunde“. Isabelle Redfern bringt „Drei Kameradinnen“ von Shida Bazyar auf die Bühne. Hausherr Karsten Wiegand setzt mit GMD Daniel Cohen als musikalischem Leiter Mozarts „Don Giovanni“ in Szene, „La Traviata“ folgt auch. Regisseurin Eva-Maria Höckmayr bringt Alban Bergs „Lulu“ mit Juliana Zara in der Titelpartie als Dreiakter heraus. GMD Cohen & Jan Croonenbroek leiten musikalisch. Komponistin Ethel Smyth wird von Regisseurin Franziska Angerer mit „The Prison“ zur Geltung gebracht. Zum Erfolg „Saturday Night Fever“ kommt „The Last five Years“, Neuversion von 2020. „Becoming Luise Büchner“ ist eine Hommage an die Frauenrechtlerin. „Shockheaded Peter“ kündigt sich als Revue mit Figuren an. Vom 30. September bis 9. Oktober 2022 ist Festwoche: „Wir feiern 50 Jahre!“ Text und Fotos: Gesine Werner
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kultur & kreatives „Aber schließlich ist es das Ziel der Kunst, Raum zu schaffen — Raum, der nicht durch Dekoration oder Illustration kompromittiert ist, Raum, in dem die Themen der Malerei leben können. Das ist es, worum es in der Malerei immer ging.“ Jawlensky hatte in seinem Spätwerk in Wiesbaden seine ersten Serien vollendet und serielles Arbeiten kennzeichnete auch von Anfang an das Schaffen Stellas. Darüber hinaus ist Stellas Werk überaus vielschichtig, voller literarischer Bezüge und dabei weder abstrakt noch gegenständlich im herkömmlichen Sinne. Bis heute erweitert er die Malerei in den Raum, aber auch konzeptionell. Frank Stella ist ein Künstler, der sein Werk nicht allein in der Gegenwart verortet. Stattdessen sucht er vielfältige Bezüge in die Vergangenheit. Er selbst studierte neben Malerei auch Kunstgeschichte. Hier beschäftigte er sich intensiv mit verschiedenen Epochen: von der Kunst der frühen Neuzeit, über den Barock, bis in die Moderne. Die „Problemstellungen“ der Malerei erschienen ihm dabei stets ähnlich, grundlegende Fragestellungen begleiteten alle Malerinnen und Maler durch die Jahrhunderte. So fand sich auch die Frage nach Abstraktion oder Gegenständlichkeit immer schon in der Diskussion um Abbild, Zeichen und Ornament, ebenso wie sich Fragen nach Fläche und Raum in der Renaissance, dem Barock aber auch der Klassischen Moderne immer wieder neu stellten. Und auch Stella selbst arbeitete intensiv am Thema des Ornaments, der — wenn man es so nennen möchte — „Abstraktion“ vergangener Jahrhunderte.
Frank Stella, Bene come il sale, 1987, Mischtechnik auf Aluminium, 238 x 227 x 157 cm, Sammlung Henkel
Frank Stella Das Museum Wiesbaden zeigt ab 10. Juni Werke des Alexej von Jawlensky-Preisträgers 2022 Alles weitere unter: www.museum-wiesbaden.de
Dabei werden auch Stellas revolutionäre Streifenbilder nicht fehlen: diese markierten für viele seiner Kolleginnen und Kollegen zu Beginn der 1960er Jahre einen Aufbruch in ein vollkommen verändertes Verständnis von Malerei. Auch hier bietet das Museum Wiesbaden mit seinem Schwerpunkt amerikanischer Kunst, im Besonderen der Kunst des Minimalismus, wie auch der selbstreferentiellen Malerei von Robert Mangold, David Novros und Joseph Marioni, einen Kontext für die frühen Werke Frank Stellas, in dem deren historische Verortung, aber auch deren Vorbildfunktion veranschaulicht werden können. wiesbadener*in II/2022
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kultur & kreatives
Worte, Wasser und Wein Friedenslesung am 26. Mai 2022
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ine kleine illustre, aber leseund wanderfreudige Gruppe hat sich am Donnerstag, den 26. Mai in Zell auf den Weg hoch zum Collisturm gemacht. 200 Höhenmeter waren zu überwinden! Unter fachkundiger Begleitung des Zeller Wein- und Kulturbotschafters Walter Hoff und seiner Frau fand die Gruppe, bestehend aus Autorinnen und Autoren sowie erwartungsvollen Zuhörerinnen und Zuhörern den Weg nach oben. Walter Hoff teilte an ausgewählten Infoplätzen sein Wissen und informierte ebenso fachkundig wie spannend über Zell, seine Geschichte, den Weinbau und was es sonst noch Interessantes zu erzählen gab, und blieb keine Antwort auf die zahlreichen Fragen schuldig.
Oben angekommen fanden alle Wanderer Platz und konnten den wunderschönen Ausblick hoch über Zell und seine Vororte genießen. Und welche Überraschung: der Zeller Bürgermeister Hans-Peter Döbgen war unter den Gästen, die auf eigenem Weg auf den Collis gefunden hatten. In einer kleinen Ansprache würdigte er die Aktion zugunsten der Ukraine-Hilfe der Stadt Zell und hieß alle Autorinnen und Autoren, und alle leseaffinen Gäste im Namen der Stadt Zell herzlich willkommen! Sechs Autorinnen und Autoren gaben sich und uns die Ehre! Darunter Matthias Kreck, der mit Cello den Weg nach oben gefunden hatte und uns zum Auftakt musikalisch auf die kommenden Lesungen einstimmte. Der erste Lesezyklus gehörte, anlässlich des Vatertags den Autoren. Den Auftakt machte Jürgen Heimbach, der aus seinem Buch „Vorboten“ las und uns in die Zeit des ersten Weltkrieges zurückversetzte – erschreckend aktuell, in Anbetracht des Ukrainekrieges.
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Petra Esser, Walter Hoff, im Hintergrund: Matthias Kreck, Foto: © Reinhard Berg
thematiker und Cellospieler, der sich ebenfalls als Autor einen Namen gemacht hat, las einen eigens für den Anlass geschriebenen Text mit dem Titel „Putin“ vor, der uns wieder in die Gegenwart führte und uns heiter und beklemmend zugleich zurück lies. In der Pause durften wir erneut den Klängen seines Cellospiels lauschen. Die Auswahl der Stücke hatten alle auf ihre Art einen aktuellen Bezug auf den Anlass der Friedenslesung.
Mischa Martini schloss sich an, und auch er hatte – unabgesprochen – einen Text gewählt, der ebenfalls in der Zeit des ersten Weltkrieges angesiedelt war. Er las aus seinem Buch „Fischers Mathes“.
Thomas Müllers, unser Mann an der Technik lies alle Autorinnen und Autoren, alle Rednerinnen und Redner und natürlich die musikalische Einlage in einwandfreien Klängen über die Zeller Höhen erklingen.
Den Schluss der Männerrunde machte Matthias Kreck. Der Ma-
Dann begannen die Damen. Hier machte Gina Greifenstein den Aufwiesbadener*in II/2022
Verena Mahlow, Mischa Martini, Gina Greifenstein, Jürgen Heimbach, Anne Griesser, Matthias Kreck, Fotos: © Reinhard Berg
takt. Auch sie hatte einen aktuellen Text dabei, der in der Zukunft spielte und ein ebenso unterhaltsames, wie beklemmendes Szenario über den Untergang der Erde zeichnete. Anne Griesser schloss sich an und erfreute die Zuhörerinnen und Zuhörer mit einer heiteren Kurzgeschichte aus ihrem Buch „Grüne Soße mit Schuss“. Denn auch in diesen schwierigen Zeiten sollte uns das Lachen nicht vergehen. Den Abschluss bildete Verena Mahlow. Die in den USA lebende Autorin las aus ihrem aktuell noch entstehenden Buch „New York“ und entführte uns mit ihrem Text aus „Der jährliche Tod von Ronkonkoma“ in die Lebensgegenwart einer Frau, deren Lebensplan eine unerwartete Wendung nimmt. Hans-Peter Döpgen (Zeller Bürgermeister), Foto: © Reinhard Berg
Wir danken nochmals auf diesem Weg allen Autorinnen und Autoren, die uns mit ihrer Anwesenheit und ihren Texten so sehr unterstützt haben und natürlich dem Wein- und Kulturbotschafter Walter Hoff für die wunderbar geführte Wanderung auf den Collis. Wir danken allen Zuhörerinnen und Zuhörern, die den Weg nach oben gefunden haben. Wir danken dem Heimatverein der Stadt Zell.
… und vielleicht sehen wir uns im nächsten Jahr wieder in Zell zur nächsten Leserunde. Die eingenommene Spende wurde auf das Konto der Stadt Zell (Sparkasse Mittelmosel, IBAN: DE67 5875 1230 0006 0294 09, Stichwort: Ukraine-Hilfe Stadt Zell) überwiesen, dass für die örtliche Ukraine-Hilfe eingerichtet wurde.
Ohne ihn wäre gar nichts gegangen: Thomas Müllers, Elektromeister und DJ aus Mayen, Foto: © Reinhard Berg
Ganz besonders danken wir auch Thomas Müllers für die exzellente technische Umsetzung und Reinhard Berg, Fotograf und Fotokünstler aus Wiesbaden für seine wunderbaren Fotos. Und natürlich danken wir der Stadt Zell und hier vor allem dem Bürgermeister für seine Unterstützung. Mehr unter: www.litzell.de wiesbadener*in II/2022
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kultur & kreatves
In Darmstadt grassiert das „Saturday Night Fever“ in der Disco „Odyssey“ und ist äußerst ansteckend. Das Ensemble um Hauptdarsteller Alexander Klaws als egozentrischer Disco-King Tony (Mitte) und die fulminant rockige Röhre Beatrice Reece (schwebend) wird gefeiert.
Wallenstein mit Abraham und drei Schwestern im Saturday Night Fever TheaterDonner auf den Bühnen in Wiesbaden und Darmstadt
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enn Abraham mit den furiosen Drei auf Lohengrin trifft, stecken sich drei Schwestern bei Don Carlo mit dem Saturday Night Fever an. Auf diversen Brettern der Region wird Sehenswertes geboten - unter aktuellen Pandemieregeln.
Blick nach Wiesbaden „Geben Sie Gedankenfreiheit!“ fordert Posa (Aluda Todua) vom hartleibigen König Filippo II (Timo Riihonen) im spanischen Flandern mit gruseligem Inquisitor-Boss in der Kaiserloge (Young Doo Park) und Königsohn Carlo (Rodrigo Porras Garula), der unter die Haut geht. Jesus als Ketzer gekreuzigt. Flanderns Deputierte mit Fotos von Putin-Opfern wie Anna Politkowskaja und Alexej Nawalny. Furchtbar aktueller Schiller. Aufrüttelnde Premiere von Verdis „Don Carlo“ mit Cristina Pasaroiu (Elisabeth) und Alessandra Volpe als Eboli. Starke Bilder von Uwe-Eric Laufenberg. 40
Antonello Allemandi dirigiert das Staatsorchester in Bestform. Gänsehaut in Gelb-Blau beim Schlussbeifall - der Chor singt die Ukraine-Hymne mit Chordirektor Albert Horne. Im Foyer informiert Amnesty International über Aktionen. „Schauspiel in der Kirche“: Kürzlich irritierend intensiv als „Judas“ im Lot Vekemans-Erfolg, jetzt mit dem Eigentext „Die Erprobung Abrahams“. Schauspieler-Autor Jürg
Wisbach („The Minutes“/ „Wallenstein“) bürstet Genesis 22 gegen den Strich und zeigt ein fiktives Vater-Sohn-Treffen - Jahrzehnte nach dem abgeblasenen Brandopfer des Sprösslings. Langes Grauhaar und Bademantel-Outfit im Rollstuhl, bezwingendes Wesen. Seinen Sohn Isaak (der einst seinen Hund vor dem Vater beschützte) und den Pfleger verkörpert Lars Wellings, als wandlungsfähiger Mime aus der Beilharz-Ära prägnant erinnerlich.
Zirkuspferd Caruso Cavaletto Klaus Nicola Holderbaum), Ackergaul Ottokar (Stephan Rumphorst) und Galopper Scirocco sind die „furiosen Drei“. Schauspiel-Publikumsliebling Uwe Kraus bringt als Regisseur Angela Khuon-Sieferts Stück mit dem berührend aufspielenden Ensemble in facettenreiche Bilder. Ob das Trio dem Pferdemetzger (Mark Paus) entkommt? Am 23.Juli starten die Gäule nochmal. wiesbadener*in II/2022
kultur & kreatives
„Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt schwankt sein Charakterbild in der „Geben Sie Gedankenfreiheit“. Verdis Oper „Don Carlo“ zeigt beklemmende Geschichte.“ Kurze Absprache auf der Wallenstein-Bühne: Noah L. Perktold Parallelen zu Putins Ukraine-Krieg, der Chor überrascht im Premieren-Beifall (General Dendati), Tom Gerber (Generalissimus Wallenstein) und Jürg mit der Ukraine-Hymne. Im Foyer informiert Amnesty International über Wisbach (Generalleutnant Octavio Piccolomini) brillieren. aktuelle Aktionen und sammelt Unterschriften.
Sehenswert und zum Nachdenken anregend. Anton Cechov schrieb die „drei Schwestern“ als „heitere Komödie“ und zeigt dekadent-traurige Langeweile, unzufriedene Erschöpfung, kurzes Glück, Verzweiflung, philosophierende Soldaten. „Nach Moskau, nach Moskau“ oder in einer anderen Zeit leben wollen sie. Doch sie verharren, innen wie außen - auch in Uwe-Eric Laufenbergs Sicht, die dem leisen Stück sinnfreie Schrei-Attacken hinzufügt. Zum hervorragenden Ensemble zählen Lena Hilsdorf, Mira Benser & Lina Habicht als Trio, Christian Klischat, Christoph Kohlbacher, Noah L. Perktold, Uwe Kraus, Felix Strüven, Matze Vogel, Benjamin Krämer-Jenster. Beglückendes Wiedersehen mit Monika „Anfissa“ Kroll und Charakterkopf Bernd „Ferapont“ Ripken. „Hier ist kein Glanz als der von Waffen.“ Oh, wie aktuell ist Schillers „Wallenstein“, im 30jährigen Krieg „mit einem Netz verderblich …umstrickt“. Nicolas Brieger zeigt mit hochkarätiger Besetzung (oft in mehreren Rollen) ein packendes Drama an einem langen Abend. Durchhalten lohnt sich. Das formidabel aufgelegte Team um Titelheld Tom Gerber nötigt Hochachtung ab, wird gefeiert. Jürg Wisbach, Lukas Schrenk, Matze Vogel und Mathias Lamp (aus Mainz gut erinnerlich) sowie der furiose Hanno Friedrich, Christian Klischat, Noah L. wiesbadener*in II/2022
Perktold, Matze Vogel und Sybille „Gräfin Terzky“ Weiser nebst Wallenstein-Tochter Maria Wördemann berühren. Bernhard Moshammer überzeugt als Bänkelsänger mit Kreisler-Charme.
Blick nach Darmstadt Schwert trifft Smartphone. Zweimal verschoben, aber ganz große Oper: Andrea Moses wird für ihre großartig aktualisierte Inszenierung von Wagners „Lohengrin“ samt kompletter Gralserzählung als selten gehörter Rarität umjubelt. Der grandiose Abend zeigt Lug & Trug, manipulative Macht und den para-religiösen Schwanenritter als Politprofi im halbrunden Plenum (Bühne Christian Wichle). GMD Daniel Cohen, das beseelt musizierende Staatsorchester und die Chöre beweisen Klasse. Fulminante Leistungen bietet das Ensemble. Peter „Lohengrin“ Sonn, KS. Kathrin „Ortrud“ Gerstenberger, „Heerrufer“ Julian Orlishausen, „Telramund“ Johannes Schwärsky und „König“ Johannes Seokhoon Moon trumpfen klangschön auf. Ein Genuss. Ansteckend ist der Musical-Boom („Flashdance“/„Footloose“) in Darmstadt. Es grassiert das „Saturday Night Fever“, in der Brooklyn-Disco Odyssey darf getanzt werden. Das Publikum ist elektrisiert. Till Kleine-Möller setzt den Kultfilm in der tüchtig rotierenden Drehbühne von Maria Reyes Pérez und stilgerechten Kostümen von Jose Luna
gekonnt in Szene. Dirigent Michael Nündel sorgt mit kleiner Besetzung für funkig-souligen Bigband-Sound. Das Ensemble um Alexander „Tony Manera“ Klaws und Beatrice Reece, Livio Cecinei, Janina Moser & Marije Maliepaard ist Broadwaywürdig. Choreograf Timo Radünz zitiert auch mal John Travolta. Das Hessische Staatsballett in Höchstform: Der herausragende Doppel-Abend „What we are made of“ reißt mit den absolut gegensätzlichen Choreografien „Untitled black“ von FAUST-Preisträgerin Sharon Eyal/Gai Behar - Musik Ori Lichtig, Licht Avi Yona „Bambi“ Bueno - sowie „Timeless“ von Xie Yin mit Streichquartett und Klavier zu Begeisterungsstürmen hin. Ein echtes Schmankerl! Text und Fotos: Gesine Werner
„Die Erprobung Abrahams“ als berührendes Schauspiel von Jürg Wisbach in der Heilig Geist-Kirche: „Isaak“ Lars Wellings zeigt seinem Vater Abraham (Jürg Wisbach) die alte Hundebiss-Wunde am Arm. 41
kultur & kreatves
Hildensaga, Court of Worms
„hildensaga. ein königinnendrama“
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ie Nibelungen-Festspiele wurden 2002 mit der Vision eröffnet, eines der bedeutendsten Werke mittelalterlicher Epik einem breiteren Publikum wieder ins Bewusstsein zu rufen und damit auch den Originalschauplatz der Nibelungensage bekannter zu machen: die Stadt Worms – einst wichtiges Zentrum für geistiges, kulturelles und politisches Wirken in Europa. Auf den Stufen vor dem imposanten Wormser Kaiserdom, auf denen einst Kriemhild und Brünhild ihren legendären Königinnenstreit ausgetragen haben sollen, stehen jährlich die bekanntesten Schauspieler aus Theater, Film und Fernsehen und zeigen die Vielfalt, die der Nibelungenstoff in sich trägt. 2022 wird in Worms eine Uraufführung bei den Nibelungen-Festspielen unter der Intendanz von Nico Hofmann zu sehen sein. Ferdinand Schmalz, Nestroypreisträger und Shootingstar der österreichischen Dramatik, erzählt die Geschichte für die kommenden Nibelungen-Festspiele aus einer neuen Perspektive: Aus der Sicht der Frauen. In seinem Stück „hildensaga. ein königinnendrama“ stehen die Frauen, vor allem Brünhild und Kriemhild, im Zentrum, sie sind die treibende Kraft der Geschichte. Regie führt Roger Vontobel, dessen Inszenierung „Siegfrieds Erben“ und deren technische 42
Effekte, wie das 3D-Mapping mit den projizierten Gesichtern an den Dommauern, 2018 viele Besucher überzeugte. Gemeinsam mit dem Bühnenbildner Palle Steen Christensen verwandelt er die Bühne vor dem Dom in eine riesige Wasserlandschaft, die ein spektakuläres und überraschendes Spiel ermöglicht. Ferdinand Schmalz spinnt in „hildensaga“ gemeinsam mit den Nornen, den aus der Ursage der Edda stammenden Schicksalsfrauen, die Fäden der Geschichte neu. Und so sind es vor allem Brünhild und Kriemhild, die das Heft des Handelns in die Hand nehmen und dem Treiben der Männer Einhalt gebieten. Die aufbegehren gegen Raub und Betrug, Verrat und Vergewaltigung. Zwei Frauen, die sich weigern, Opfer einer außer Rand und Band geratenen Männerwelt zu sein und die sich auf das besinnen, was sie sind: Zwei Königinnen. Dass Brünhild und Kriemhild sich verbünden, statt sich gegeneinander ausspielen zu lassen, verändert nicht nur die Beziehung der beiden Frauen, sondern auch den Ausgang der bekannten Nibelungengeschichte. Schmalz zeigt dabei exemplarisch, was alles möglich ist, wenn wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen – aber auch, dass es keinen dauerhaften Frieden geben kann, solange es
uns nicht gelingt, die Kriegslogik von Gewalt und Gegengewalt zu durchbrechen. Seine „hildensaga“ wird so nicht nur zu einer modernen Nibelungenüberschreibung, sondern auch zu einem hochaktuellen Gegenwartskommentar. Neben der Hauptinszenierung haben die Nibelungen-Festspiele auch in diesem Jahr schöne Highlights in den Nebenreihen zu bieten. Von den Theaterbegegnungen mit dem Festspielautor Ferdinand Schmalz und der Schriftstellerin Felicitas Hoppe, über die Uraufführung des Siegerbeitrages vom Autorenwettbewerb bis hin zu einem Konzert mit der Schauspielerin und Sängerin Jasmin Tabatabai gibt es ein ambitioniertes Angebot. Familien können sich wieder auf das Kinderfest freuen. Die Nibelungen-Festspiele finden vom 15. Juli bis 31. Juli 2022 auf der Nordseite des Wormser Doms statt. Alle Infos und Tickets unter: www.nibelungenfestspiele.de.
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kultur & kreatives
Bärbel Maiberger irritiert und amüsiert 100-Wörter-Geschichten aus dem Leben Dr. Gisela Lermann Verlag, Mainz 68 Seiten, Hardcover ISBN 978-3-927223-30-1 EUR 12,90 auch als E-Book erhältlich
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eschichten aus 100 Worten, was für eine wunderbare Idee! Bärbel Maiberger erzählt in ihrem aktuellen Buch 55 kleine kompakte Geschichten aus dem Leben. Mit den Augen der jungen Frau Der junge Mann am Check-in-Schalter schaute auf. „Pass und Flugticket bitte.“ Er lächelte freundlich; sie starrte ihn an. Diese Augen … Nur einmal hatte sie so betörend schöne braune Augen gesehen – vor ungefähr vierzig Jahren. Eine leidenschaftliche Affäre war die Folge. Konnte das sein? Konnte das sein Sohn, vielleicht sogar sein Enkel sein? Kurz irritiert, dann amüsiert schauend, wiederholte er freundlich seine Aufforderung. „Ja, natürlich, Entschuldigung“, stotternd reichte sie ihm die Dokumente. Von Erinnerung überwältigt, die ungewohnt starken Gefühle genießend, sah sie unterwegs zum Gate die Männer mit den Augen der jungen Frau von einst an. Sich ertappt fühlend, errötete sie. Das Erstaunliche: es fehlt uns nichts; jede Geschichte ist in ihrer Kürze zu Ende erzählt. Manchmal möchten wir eine weitere Geschichte mit genau diesen Akteuren lesen, manchmal gibt es nicht mehr über die Person(en) zu berichten, aber alle Geschichten sind fertig erzählt! wiesbadener*in II/2022
Bärbel Maiberger
irritiert und amüsiert 100-Wörter-Geschichten aus dem Leben Die Autorin bedient sich eines interessanten Genres; kurz, knapp und doch spannend und fesselnd erführt sie uns mit ihrer Erzählweise in die Leben ihrer Figuren. Wir werden Zeugen eines wichtigen Details ihrer Figuren, dass vielleicht aus der Vergangenheit in die Zukunft reicht, oder dass sie für das Leben geprägt hat; oder das gerade jetzt aktuell ist. Immer aber lässt Bärbel Maiberger mit ihrer Sprache Menschen entstehen, die wir unmittelbar vor uns sehen, fast so, als würden wir gerade selbst zusehen – und das mit nur 100 Worten! Wunderbar! Zu beziehen durch den Buchhandel. Bärbel Maiberger, geboren 1954 in Mühlacker/Enzkreis, lebt mit ihrer Familie in Bietigheim-Bissingen. Sprache und Literatur sind ihr Metier. Sie arbeitet als Trainerin für Deutsch als Fremdsprache. Als Autorin veröffentlichte sie Gedichtbände, Haiku und Aphorismen sowie besprochene CDs. 43
kultur & kreatives Peeping Tom, alias Gabriela Carrizo & Franck Chartier das Publikum. Den Klimawandel hat der multimediale Doppelabend „Extension“ zum Thema. Der australische Residenz Extension-Choreograf Marc Brew der Tanzplattform Rhein-Main ist ein international bekannter Vorreiter von „Mixed Abilities“, realisierte einen Tanzfilm mit Sidi Larbi Cherkaoui. Sein „exisTence“ widmet sich der ambivalenten Kraft von Sonne, Wasser & Wind. Der Franzose Martin Harriague ist Residenzkünstler des Malandain Ballet Biarritz. In seinem Stück „Of Prophets and Puppets“ kollidieren Greta & Trump in einer Talkshow.
„Wesen aus Stahl und Seide“: Mit ihrem berührenden „Präludium der Kälte“ wurde die Cooperativa Maura Morales im Rahmen der Tanzplattform Rhein-Main vom Wiesbadener Publikum gefeiert..
Der Nussknacker mit Vertigo in der neuen Normalität von Eden Das Hessische Staatsballett setzt in Wiesbaden & Darmstadt neue Impulse mit furiosen Schmankerln „Wir sollten jeden Tag als verloren betrachten, an dem wir nicht getanzt haben.“ Also tanzen wir „vor Freude“ und in der Landeshauptstadt ruft der Musentempel den „Tanzmonat Juli“ aus. Das Tanz-Kombi-Ticket für drei Abende ist ein Angebot, das kaum abzulehnen ist. Stell Dir vor: Es wird ein Fest für die Sinne. Das Hessische Staatsballett als gefeierte „ZweiStädte-Kompanie“ der Musentempel Wiesbaden und Darmstadt schwelgt in der Spielzeit 2022/23 wieder in tänzerischen Genüssen. Das bestechende Ensemble um FAUST-Preisträger Ramon John, Ausnahmetänzer/Choreograf Taulant Shehu und die ausdruckstarke Greta Dato verkörpert Vielfalt und ist ein Pfund zum Wuchern. Der Geniestreich „memento“ mit Suchtpotential von Tim Plegge sicher ein Anwärter für den FAUST („Wiesbadener*in 1/2022) - ist im Juli in Wiesbaden zu erleben. Das Faszinosum mit „Luftobjekt“ hat Sogwirkung, das Publikum will das Ensemble kaum von der Bühne lassen. Ausgesprochen schade, dass der frühere Ballettdirektor Tim Plegge, 44
seit der Saison 2020/21 HausChoreograf, sich so überraschend verabschiedet hat „aus gesundheitlichen Gründen“. Publikumsliebling Plegge gelten die herzlichsten Wünsche für sein Wohlergehen. Umjubelt und oft gewünscht, kommt sein wunderbar humorvoller Publikumserfolg „Nussknacker“ im Dezember 2022 wieder. Fans scharren schon mit den Hufen.
Die kommende Spielzeit schüttet ein Füllhorn aus. Der Doppelabend „V/ertigo“ bringt furiosen Augenschmaus, der an Akrobatik grenzt: Der FAUST-nominierte Choreograf Damien Jalet mutet seinem Ensemble mit „Skid“ den Tanz auf einer extremen Schräge zu. In einem doppelten Auftragswerk treten „Bolero“ von Nachwuchschoreograf Eyal Dadon / Israel und „Force Majeure“ von David Raymond & Tiffany Tregarthen / Kanada in einen vielschichtigen Dialog. Das Duo Raymond-Tregarthen ist mit seinem Ensemble „Out Innerspace“ geprägt von der langjährigen Kooperation mit StarChoreografin Christal Pité und war für das Nederlands Danse Theater tätig. Text und Foto: Gesine Werner
Tanz als Hochleistungssport. Seit der Spielzeit 2020/21 leitet der bisherige Kurator und Vizedirektor Bruno Heynderickx die Geschicke vorzüglich, will „neue Impulse setzen“ und ist „auf der Suche nach einer neuen Normalität“. Der bestens vernetzte Belgier mischte die Maifestspiele mit Hochkarätern auf, zeigte Irlands Star-Choreografen Michael Keegan-Dolan und sein berührendes „MAM“ sowie den innovativen „Double Bill“. Aus Italien kam „Hole in Space“ und aus Armenien war „Me, My non-Self and I“ von und mit Ballett-Pionierin Rima Pipoyan zu Gast. Mit einzigartiger Körpersprache aus Tanz, Akrobatik, Illusionismus und filmreifer Spannung überwältigte das „Triptych“-Gastspiel von
Stell Dir vor…Ballettdirektor Bruno Heynderickx lässt mit der hochkarätigen Kompanie um FAUSTPreisträger Ramon John „die Energie der nicht in Worte zu fassenden Kommunikation“ spüren. wiesbadener*in II/2022
heilen & helfen
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arum basische Ernährung, was ist basische Ernährung, was passiert, wenn unser Körper übersäuert, und woran merken wir, dass unser Körper übersäuert ist? Stefanie Arlt bleibt keine Antwort schuldig. Das Buch ist sehr gut aufgebaut, informativ und sehr verständlich geschrieben. Alle wichtigen Körpervorgänge werden anschaulich beschrieben, ohne die Leserin/den Leser zu überfordern. Wir erfahren, was passiert, wenn unser Körper dauerhaft übersäuert ist, und wie wir uns ernähren können, um eine Übersäuerung zu verhindern, bzw. ihr entgegenzuwirken. Stefanie Arlt Inhaberin der Firma „Energy & Health“ hat sich auf basische und vegane Küche spezialisiert. Sie gibt Kochunterricht an einigen remomierten Kochschulen in Darmstadt und man kann sie als „Rent a cook“ buchen. Stefanie Arlt hilft Menschen bei der Umstellung auf basische und vegange Ernährung und hat den ersten veganen Mittagstisch in Pfungstadt und Darmstadt ins Leben gerufen. „Bei anhaltender Übersäuerung gerät unser Organismus aus dem Gleichgewicht, was über kurz oder lang zu Symptomen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Allergien und Gewichtszunahmen führt. Im Laufe unseres Lebens lagern sich Säureüberschüsse im Körper als Schlacken ab, die u.a. für fast alle sogenannten Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck und Arteriosklerose (Schlacken in den Blutgefäßen), Gicht, Arthritis, Rheuma (Schlacken in den Gelenken), Nieren- und/oder Gallensteine oder Gewichtszunahme und Cellulite (Schlacken im Bindegewebe) – um nur einige zu nennen – verantwortlich sein können.
wiesbadener*in II/2022
Man weiß inzwischen: Du bist, was du isst, und die Bedeutung der Ernährung ist längst auch in der Schulmedizin angekommen. Wer den Zivilisationskrankheiten über die Ernährung „entkommen“ und sich mit der basischen Ernährung vertraut machen möchte, ist hier genau richtig!
Stefanie Arlt 111 Rezepte für die Säure-Basen-Balance Genießer-Gerichte für die ausgewogene Ernährung nach der Basen-Fasten-Kur 176 Seiten, Softcover ISBN 978-3-8426-2913-4 € 19,99 [D]
Neben allen oben beschriebenen körperlichen Zusammenhängen enthält das Buch einen umfangreichen Teil an leckeren und bekömmlichen Rezepten und hilft bei der Ernährungsumstellung, die, wenn man sich die Rezepte genau ansieht, gar nicht so schwer ist!
humbold Ratgeber www.humboldt.de Petra Esser, Ernährungsberaterin TCM
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zusammenleben
Los geht´s! Jessica Nowotka von der Gemüseackerdemie gibt den Startschuss zum gemeinsamen Ackern.
Ackern für die Zukunft
Das neue und nachhaltige Bildungsprojekt am Campus Klarenthal
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n diesem Mittwochmittag geht es turbulent zu auf den Wiesen neben den Schulgebäuden des Campus Klarenthal. Mehr als 100 Schülerinnen und Schüler wuseln über die schmalen Trampelpfade, die zwischen den insgesamt 140 Gemüsebeeten angelegt sind. Noch ist nichts außer Wiese zu sehen, doch bald wird hier ein Gemüseacker entstehen, dessen Erzeugnisse in der Schulkantine verarbeitet werden sollen. Doch bis dahin ist noch viel zu tun. Zahlreiche Lehrkräfte der Schule sowie Experten der „Gemüseackerdemie“ sind damit beschäftigt, Arbeitsgeräte zu verteilen, Setzlinge und Samen bereit zu stellen und den SchülerInnen zu erklären, was wohin kommen soll. Denn heute ist der erste Pflanztermin, nachdem im März die Beete angelegt wurden, 46
und alles dreht sich um Kartoffeln, verschiedene Salate, Karotten, Petersilie, Radieschen, Kohlrabie und Sellerie. Campus Klarenthal ist eine Bildungseinrichtung mit Montessori-Grundschule und Integrierter Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe in Trägerschaft der EVIM Bildung gemeinnützige GmbH. Aktuell werden an der Schule rund 450 Schülerinnen und Schüler in gebundenem Ganztagsbetrieb von 08:30 Uhr – 16:15 Uhr unterrichtet und betreut. Nachhaltigkeit ist ein Thema, das an der Schule Campus Klarenthal von jeher eine wichtige Rolle spielt. „Kinder sollen die Natur mit allen Sinnen entdecken und wertvolles Wissen zum Gemüseanbau durch praktische Arbeit erlernen“, sagt Schulleiter Uwe Brecher, der das
Projekt mit initiiert hat. „Kinder und Jugendliche für einen sorgsamen Umgang mit der Natur und für natürliche Lebensmittel zu begeistern, erreicht man nicht durch den erhobenen Zeigefinger, sondern durch mitackern“, sind der Schulleiter und die Projektbeteiligten überzeugt. Besonders schön: ein Großteil der Pflanzen wird durch die Gärtnerei vom EVIM Schlockerhof in Hattersheim geliefert. In Kooperation mit den Fachexperten von der GemüseAckerdemie, einem Bildungsprogramm von Acker e.V. - startete die Schule Campus Klarenthal in Wiesbaden Ende März ein auf vier Jahre angelegtes nachhaltiges Bildungsprojekt. Ziel ist es, mit den Schüler:innen aller Jahrgangsstufen und unter Beteiligung der Kita-Kinder aus dem benachbarten Campus Kinderhaus auf zehn Äckern mit jeweils 14 Beeten wiesbadener*in II/2022
zusammenleben
Schulleiter Uwe Brecher (rechts) war ebenfalls mit dabei
Gemüse zu produzieren, um es in der Klimakantine auf dem schuleigenen Gelände für die Produktion des Schulessens nach vorab mit den Kindern ausprobierten Rezepten zu verwenden. Begleitet wird das Projekt von Bilge Caner, Inhaberin der Küche, deren Unternehmen Teil des Netzwerkes von 100 Klimakantinen ist und für die hessische Lehrkräfteakademie Fortbildung zum Thema Ernährungsbildung anbietet. Im Campus Klarenthal trägt dies bereits Früchte: Fleisch wird zukünftig nur noch an einem Tag der Woche angeboten. Die Gemüseackerdemie wurde 2014 gegründet, ist mittlerweile in allen Bundesländern vertreten und mit über 20 Preisen Deutschlands am meisten ausgezeichnetes Bildungsprogramm. Die Kinder erfahren unmittelbar, wie aus einem Samenkorn eine knackige Möhre wird. Sie übernehmen gemeinsam Verantwortung für ihren Acker und verstehen, welche Wirkung ihr Handeln hat. Auf dem Acker begreifen sie natürliche Zusammenhänge, blicken über den wiesbadener*in II/2022
eigenen Tellerrand und erforschen aktiv ihre natürliche Umgebung. Und das Beste: Sie bewegen sich an der frischen Luft und haben dabei jede Menge Spaß. Das gesamte AckerJahr teilt sich in drei Phasen. In der Zeit von Februar bis April dreht sich alles um die Vorbereitung. Die PädagogInnen nehmen vor der AckerSaison an ersten Fortbildungen teil. Mit den Unterrichtsmaterialien nähern sich die Kinder dem Thema Gemüseanbau und dem konkreten SchulAcker. Die Gemüseackerdemie kümmert sich in dieser Zeit um die Saat- und Pflanzgutbestellung. Die AckerSaison von April bis Oktober ist das Herzstück des Programms. Die Kinder pflanzen, pflegen und ernten ihr Gemüse. Die PädagogInnen werden durch Unterrichtsmaterialien, Fortbildungen und einen wöchentlichen Newsletter mit Acker-To-Dos unterstützt. Bei größeren Schwierigkeiten gibt es telefonische Beratungsmöglichkeiten oder Betreuung vor Ort. In der Zeit von Oktober bis Januar liegt der Acker in der Winterpause – Zeit, das Geleistete zu reflektieren
und sich Gedanken über die Lebensmittelproduktion insgesamt zu machen. Unterstützt werden PädagogInnen und Ehrenamtliche mit einer digitalen Acker Lernplattform, auf der sie alles finden, was sie für ein erfolgreiches AckerJahr brauchen. Hier gibt es u. a. detaillierte Informationen und (Video-)Anleitungen zu anstehenden AckerAufgaben, passgenaue Unterrichtseinheiten und Übungen für den AckerUnterricht, abgestimmt auf die Rahmenlehrpläne der Bundesländer, methodische Anregungen zur Gestaltung der AckerStunden sowie anschaulich aufbereitetes Fachwissen rund um den Acker, seine Bewohner und ökologische Zusammenhänge. Wenn alles läuft wie geplant und die SchülerInnen sich weiterhin so engagieren wie beim 1. Pflanztermin, dann entsteht, wie uns Jessica Nowotka von der Gemüseackerdemie berichtet, der größte „betreute“ Acker in Hessen – zumindest in diesem Jahr. www.acker.co/gemueseackerdemie Fotos: © Paul Müller 47
13.– 28.08.2022
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Aktives Museum Spiegelgasse frauen museum wiesbaden Kunsthaus Wiesbaden Kunstverein Bellevue-Saal Rubrecht Contemporary sam – Stadtmuseum am Markt
Alle Infos auf wifo2022.de
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Foto © Laura Stromp »toxic« (Ausschnitt); Edit Paul Möricke
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