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In der Humorkirche von Michael Berger zeigt Mary Bauermeister ihr textiles Objekt „Auch nur ein Mensch“ und blickt hinter die katholische Klerus-Kulisse. Unter dem edlen Zwirn eines prächtigen Ornats wird eine armselige Unterhose mit Flicken sichtbar.
„Zuvielisation“ und „ein Cello im Eisbad“ „Fluxus SexTies“ würdigt „60 Jahre Fluxus - Die Künstlerinnen“ von Mary Bauermeister über Alison Knowles bis Charlotte Moorman Fluxus lebt. GratulARTion! Kaum sind 60 Jahre vergangen, werden „schon“ die Frauen gewürdigt. Unter dem Titel: „Fluxus SexTies - 60 Jahre Fluxus. Die Künstlerinnen“ werden Events angeboten und sind laut Axel Imholz als „eine Art ´warm up´ für den 2023 stattfindenden Wiesbadener Kunstsommer zu verstehen“. Der Kulturstadtrat ruft „be part of it!“ Die „einmalige Gelegenheit, die weibliche Seite der FluxusBewegung kennen zu lernen“, gibt es bis 31.12.2022. „Wenn Du es verstehst, ist es zu spät“ ist bei Fluxus die Devise. 16
„Neue Musik war gestern“, hieß es Anfang September 1962 bei einigen Jungen Wilden. Ihr „Festum Fluxorum“ präsentierte augenzwinkernd „Neueste Musik“. Die „Piano Activities“ von Philipp Corner mutierten im Landesmuseum spontan zur Piano-Destruktion mit Hammer und Säge. „Die Irren sind los!“ schimpfte eine Plakat-Kritzelei. Zum Goldjubiläum Anno 2012 war Wiesbaden als Geburtsort der Avantgardekunst „total im Flux“. Unerhörtes für Stielaugen & Ungesehenes für gespitzte Ohren als Ausflüge nach Absurdistan wurde zelebriert. „Zopf ab!“ Mary Bauermeister war mit Uwe Dierksen & Herrmann Kretzschmar (Ensemble Modern) hinreißend lebensprühende Gästin in der Caligari FilmBühne sowie im „Schaufenster
Stadtmuseum“ im vormaligen Café Kühn mit ihrer „Hommage á Nam June Paik“ und signierte Salatblätter: „Selbst gezüchtet!“ Mary B. wollte damals mit Fluxus-Sammler Michael Berger die schwarz-rot-goldene Deutschlandfahne vom Kopf auf die Füße stellen, damit das Schwarze (wie beim Hambacher Fest 1832, Anm. d. Autorin) wieder nach unten kommt, das Rote in der Mitte bleibt und das Gold die Oberhand gewinnt. Der Titel „Zuvielisation“ fiel der Fluxus-Impulsgeberin, die schon 1960/61 in ihrem Kölner Atelier Bauermeister zu Konzerten „neuster Musik“ mit Aktionen von John Cage, George Brecht und Benjamin Patterson einlud, in den 80ern ein. wiesbadener*in II/2022