EL AVISO | 03/2022
Juan Miguel Ferrer (51), ist Sprecher und Geschäftsführer der 2015 gegründeten Vereinigung „Palma Beach“, deren mittlerweile 46 Mitgliedsunternehmen dem „Ballermann-Image“ der Playa de Palma Qualität und Niveau entgegensetzen, in ihren Restaurants, Hotels und touristisch orientierten Firmen, und als Initiative für die Region. Juan Miguel Ferrer studierte Betriebswirtschaft in Maryland und Stuttgart und setzt nach internationalen Erfahrungen die Gastro-Tradition seiner Familie an der Playa und in Palma als Hauptgeschäftsführer der Enjoy Group fort. Zur Gruppe gehören das Ginger Beach, Bikini Beach, El Chiringuito Beach House, Bonito, Chalet Siena an der Playa sowie das Born 8 in Palma mit insgesamt über 800 Plätzen. EL AVISO befragte ihn zur Playa de Palma und zum Stand der Qualitätsoffensive von „Palma Beach“. EL AVISO: Wie ist die Vorgeschichte zur Gründung der Vereinigung „Palma Beach“ vor sieben Jahren? Juan Miguel Ferrer: Vor acht, neun Jahren – ich war zuvor in London im Bankgeschäft, baute dann Immobilien in Kroatien – habe ich mit meiner Familie in Italien gelebt, und mein Bruder hat in Miami gewohnt und betrieb dort und in Madrid eine Werbeagentur. Als ich dann einmal auf Mallorca war und von einem Golfspiel kam, sagte ich
Bikkini Beach
GESELLSCHAFT
Qualität,
die sich lohnt wir machen weiter, aber anders. An welcher Universität wird denn gelehrt, dass man in touristischen Gebieten schlecht essen oder trinken muss? Mein Bruder kam und wir haben nach kurzer Zeit beschlossen, dass alle unsere Restaurants auf Qualität ausgerichtet werden sollen. Auch der Name der Restaurant-Gruppe wurde in „Enjoy“ geändert – „genieße es“. Wir haben in der darauffolgenden Zeit viel gekämpft und gearbeitet. Aus dem alten „Köpi“ wurde beispielsweise das „Bonito“ und wir entwi-ckeln ständig neue Konzepte. So haben wir Ideen für rund 20 neue Restaurants in der Schublade (lacht).
Bonito
meinen Freunden: Warum essen wir nicht am Strand, meine Familie hat ein Restaurant dort? Mit den Ehefrauen und Kindern war ein Platz am Meer doch ideal zum Essen, und die Playa ist wunderschön. Wir sind dann in eines unserer Restaurants gegangen, und ich hatte Glück, dass keiner der Kellner mich kannte, ich war also ein Mystery Shopper. Viele All-Inclusive-Gäste waren da und wir verkauften Speisen wie Schnitzel, Spaghetti, Wurst und Strammer Max, das gab es aber auch in den umliegenden Lokalen und den Hotels. Ich sah dann die Präsentation der Getränke, der Speisen, den Service, ie Stühle und Tische, die Sonnenschirme und das ganze Lokal voll von Werbung: Coca Cola, Krombacher, Jägermeister… und ich fragte mich: Wo bin ich?
EA: … und heute? JMF: Heute können wir von der Qualität her mit jedem guten Restaurant auf der Insel konkurrieren. Wir haben die gleichen Lieferanten und Waren wie die Restaurants in Puerto Portals und haben bodenständige und ehrliche Qualität. Wenn wir Rindfleisch aus Galizien kaufen, dann nur wenn es wirklich auch nachweislich Rind aus Galizien ist. Wir erweitern und verbessern ständig, ob es der Tisch im Restaurant ist, der einige Zentimeter größer soll oder die neuen Küchen und Steinöfen, mit denen wir die Kapazität hochwertig erweitern. Dabei sehe ich unsere fünf Restaurants als ein erstes Kapitel an der Playa de Palma. Wir gehen davon aus, dass andere Gruppen kommen und ähnliche Qualität anbieten werden.
EA: Die weiteren Schritte waren offensichtlich schnell getan…? JMF: Ja, ich habe sofort meinen Bruder Mika in Miami angerufen, morgens um acht Uhr an einem Samstag, und habe gesagt: Komm kurz nach Mallorca, wir müssen entscheiden, was wir mit dem Familiengeschäft tun, wir haben drei Möglichkeiten: Verkaufen, Vermieten oder
EA: Noch mal kurz zurück: Sie kannten die Gastronomie Ihres Vaters als Jugendlicher. Was hatte sich denn in den zwei, drei Jahrzehnten bis zu Ihrer Übernahme der Familienrestaurants verändert? JMF: Wir hatten mit den ursprünglichen deutschen Kunden in meiner Jugend eine ganz andere, sehr positive Erfahrungen als es später der Fall war. Die „Ballermänner“
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damals – mittlerweile 70 oder 80 Jahre alt – waren zivilisiert und korrekt. Es war für uns eine Ehre sie zu bewirten. Sie haben ihr Geld gespart, oft im Sportverein und mit gemeinsamer Kasse, um es dann an der Playa auszugeben. Viele hatten bei uns ihren regelmäßigen Frühschoppen, haben sich dafür gut angezogen, um überwiegend landestypische Spezialitäten, gute Getränke und das Mittelmeer zu genießen. Einen Absacker gab es dann auf dem Weg ins Hotel in der Schinkengasse. Zwischen 16.00 und 19.00 Uhr wurde Pause gemacht, am Strand oder eben im Hotel. Dann hat man sich frisch gemacht, sich parfümiert, sich nochmal neu angezogen und kam ins Lokal mit den besten Kleidern zum Essen, Tanzen und Beisammensein, oftmals bis morgens. Von Besäufnis war keine Rede. EA: Was passierte dann? JMF: Ein deutscher TV-Sender startete mit seinen „Exklusiv-Reportagen“ über die Playa. Gezeigt wurden wilde Partys, Besäufnisse und asoziales Volk. Was kaum einer wusste: Man hatte die Darsteller, auch die Wirte, zu den Alkohol-Exzessen animiert. Mir selbst wurde 1.000 Mark geboten, damit ich unsere Gäste zum Saufen auffordere, was ich abgelehnt habe. Im fertigen Film wurde etwas gezeigt, was es bis dahin gar nicht gab. Ab
Born8
diesem Zeitpunkt, das war Mitte/Ende der 90er-Jahre, begann sich das Publikum an der Playa de Palma sehr schnell zu ändern. Es gab nicht mehr die alten Schlager wie von Leonhard Cohen, Julio Iglesias, Udo Jürgens oder Abba, sondern neue und laute Mallorca-Lieder, die den Alkohol-Konsum förderten. Es entstanden neue Partyzentren für die meist Jugendlichen, die nun vermehrt kamen, es gab das Merchandising wie T-Shirts und Uhren dazu und so ging es immer weiter. EA: Nachdem die Qualität der Restaurants auf einem Tiefstand war, haben Sie dann ja gegengesteuert. Wie kam es dann zu dem Verbund „Palma Beach“? JMF: Ja, ich habe vor jetzt rund sieben Jahren zu Mika gesagt, wir können steigende Qualität in der Breite nicht alleine schaffen, wir brauchen die Hilfe unserer Umgebung. Und sollte sich mit unserer Vision niemand anderes identifizieren, dann müssen wir uns auch darauf einstellen. Ich hatte eine Verabredung mit Carmen Riu von der RIU-Hotelgruppe gemacht. Ich war darauf eingestellt, dass sie vielbeschäftigt war und nicht viel Zeit hat. Das Überraschende war: Nachdem ich fünf Minu-