Wir sind weg
Der River Liffey ist nicht nur ein wichtiger Handelsweg, sondern auch die Lebensader Dublins. Mehr als die Hälfte der Wasserversorgung wird durch ihn gespeist.
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Reise ohne
Das irische Tor zur Welt Die irische Hauptstadt Dublin ist reich an Geschichte, Unterhaltung und Sehenswürdigkeiten. Sie übt daher eine große Anziehungskraft auf Künstler, Studenten und Städtereisende aus, ist aber in der Historie der grünen Insel vor allem als Drehscheibe für Handel und Migration nicht wegzudenken. von markus höller Dublin ruft auch bei wenig gereisten Menschen sofort bestimmte Assoziationen hervor: Irish Pubs, Guinness, den St. Patrick’s Day und natürlich auch Musik – von U2 über Thin Lizzy bis Sinéad O‘Connor. Das ist selbstverständlich alles richtig und gehört zur Grundessenz der Millionenstadt am River Liffey, aber es gibt noch so viel mehr zu entdecken. Ja, richtig gelesen, Millionenstadt! Denn anders als in der Wahrnehmung vieler ist Dublin keine verträumte Kleinstadt, sondern eine echte Metropole mit knapp 1,5 Millionen Einwohnern, Satellitenstädte im Umland und die Vororte mitgerechnet. Dementsprechend lebhaft ist auch der Verkehr, die eigene Ringautobahn gehört so wie der Hafen und der internationale Flughafen zu den wichtigsten Knotenpunkten des Landes. Autofahren in Dublin ist daher nicht nur wegen des Linksverkehrs für Festlandeuropäer eine echte Herausforderung …
Ulysses lässt grüßen James Joyce, einer der bedeutendsten irischen Schriftsteller, beschrieb in seinem wegweisenden Roman „Ulysses“ von 1922 einen Tag, an dem der Protagonist durch Dublin unterwegs ist. Ganz ähnlich fühlt man sich, wenn man die Stadt zu Fuß erkundet. Angefangen von den zahlreichen Brücken, die den River Liffey queren (zum Beispiel die berühmte, alte Ha’penny Bridge oder die imposante Samuel Beckett Bridge), dem majestätischen Dublin Castle oder den kolossalen Kathedralen St. Patrick’s und Christ Church gibt es viel Abwechslung im Stadtbild. Auch das bei der Bevölkerung umstrittene, aber dennoch erstaunliche, über 120 Meter Landmark „Spire of Dublin“ auf der geschichtsträchtigen O’Connell Street ist einen Besuch wert – ebenso wie das altehrwürdige Trinity College, eine der ältesten und angesehensten Universitäten Europas. Berühmte Persönlichkeiten
wie Oscar Wilde, Jonathan Swift, Bram Stoker und Samuel Beckett studierten hier. Außerdem werden hier ein paar der interessantesten Artefakte der irischen Kultur aufbewahrt (siehe Kasten). Von Dublin in die ganze Welt Das irische Volk hat sich über die Jahrhunderte, teils aufgrund der Handels- und Seefahrerkompetenz, teils aufgrund tragischer Geschichten wie der großen Hungersnot zwischen 1845 und 1849, über den ganzen Globus verteilt. Man schätzt, dass außerhalb Irlands (rund 5 Mio. Einwohner) über 70 Millionen Iren oder irisch-stämmige Menschen leben. Das irische Auswanderungsmuseum EPIC, direkt am Fluss in einem revitalisierten Lagerhaus der Docks, schildert in sehr gut aufbereiteter Weise, wie Emigranten aus Irland international Politik, Sport, Kunst oder Wissenschaft & Technologie geprägt haben. So lernt man unter anderem, dass
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