Essen und Gesundheit
Geht’s den Tieren gut, geht’s uns allen gut Tierwohl à la Ja! Natürlich: Mutterkuh und Kalb leben gemeinsam in der Herde auf der freien Weide, ohne angebunden zu werden.
Zu den größten Herausforderungen der modernen Welt zählt nicht nur die Bereitstellung und Verteilung von Ressourcen, sondern zunehmend auch der verantwortungsvolle Umgang mit ihnen. Die Tierhaltung ist besonders in den Vordergrund gerückt – begleitend zu den veganen, vegetarischen und flexitarischen Ernährungstrends steht das Tierwohl heute an erster Stelle. von markus höller Schon 25 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind Flexitarier, das heißt, sie ernähren sich vorwiegend vegetarisch und konsumieren nur ab und zu Fleischprodukte oder Fisch. Gemeinsam mit den 5 Prozent Vegetariern und 1 Prozent Veganern tragen sie schon sehr viel zu einer in den letzten Jahren und Jahrzehnten massiv veränderten Fleischwirtschaft bei. Dennoch bezeichnen sich über 60 Prozent als überzeugte Fleischesser, der Markt für Schnitzel, Wurst und Co. ist demnach immer noch riesig. Jedoch: Obwohl mehr als die Hälfte aller Menschen, die auf Fleisch verzichten, den Tierschutz als ihre Hauptmotivation für den Verzicht nennen, schwappt dieses Bewusstsein auch zunehmend in die Haltung jener, die sich gerne regelmäßig von Fleisch ernähren. Eine Umfrage zum Thema Tierwohl am Welttierschutztag 2021 spricht eine klare Sprache: Tierwohl bedeutet für
Konsumentinnen und Konsumenten vor allem mehr Freilauf, artgerechte Haltung und ausreichend Fläche pro Tier. Und 90 Prozent der Befragten wünschen sich eine genauere Auszeichnung zum Tierwohl auf Fleisch und tierischen Produkten. Der Schlüssel zu verantwortungsvollem Genuss Fleischkonsum und Achtsamkeit im Umgang mit Tieren müssen einander nicht ausschließen. Tierwohl ist das Zauberwort, das zunehmend in den Köpfen der Konsumentinnen und Konsumenten einen wichtigen Platz einnimmt und somit auch entsprechende Reaktionen in Handel und Landwirtschaft erzwingt. Ein gutes Beispiel dafür ist die Art und Weise, wie sich das Produkt Hühnerei im Lauf der Zeit gewandelt hat. War es in den 70er- und 80er-Jahren noch gang und gäbe, den Großteil der Eier aus der grausamen Käfighaltung zu gewinnen, ist diese durch die entsprechende Bewusstseinsbildung und Gesetzgebung völlig verschwunden. Dafür gibt es jetzt Bodenund Freilandhaltung, selbstverständlich auch Bio. Und ähnliche Dynamiken sind seit einigen Jahren in der Haltung von Puten, Rindern, Schafen und sogar Fischen zu beobachten. Ganz besonders die Haltung von Schweinen rückt immer mehr in den Fokus der Berichterstattung. Mit immerhin 42 Prozent orten laut aktuellen Umfragen
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