GESCHICHTE & HISTORIE
MUSEUMSVEREIN BRUNECK
Durch die Linse betrachtet Der Museumsverein Bruneck ehrt mit der neuen Publikation „Durch die Linse betrachtet“ den Brunecker Fotografen Ernst Mariner und die Familie Kofler bzw. die Arbeit dieser bedeutenden Fotografen. Durch ihren kreativen Blick und ihren aufmerksamen Beobachtungen sind einmalige Aufnahmen der Stadt Bruneck, ihren Bewohnerinnen und Bewohnern, sowie ihrer Umgebung erhalten geblieben.
I
m damals beschaulichen Städtchen Bruneck begründeten Alois Kofler und Albuin Johann Mariner, durch ihre Begeisterung für das neue Medium der Fotografie und ihren Pioniergeist zwei Fotografdynastien. Sie haben viele Spuren hinterlassen. Alois Kofler eröffnete 1859 sein Fotoatelier im sogenannten Sterngarten gegenüber der Rainkirche, welches das erste im heutigen Südtirol war. Als gelernter Apotheker verfügte er über das nötige chemische Wissen zur Erzeugung von Fotografien. Albuin Johann Mariner, der eine Ausbildung zum Fotografen genoss, eröffnete sein Atelier 1885. Als Bildnisfotografen jener Zeit, lichteten sie Brunecker Bürger:innen, aber auch die Landbevölkerung in ihren Tageslichtateliers ab. Den beiden Fotopionieren war auch ihre Liebe für die Natur und die erhabene Bergwelt gemein. Die Bergfotografie stellte damals jedoch ein gewaltiges Unterfangen dar, denn es musste nicht nur der große Fotoapparat, sondern auch die zerbrechlichen Glasplatten und die benötigten Chemikalien, zuerst hinauf und später wieder unbeschadet heruntergetragen werden.
handlicher werdenden Fotoapparaten war es David möglich, mit relativ kleinem Aufwand, Aufnahmen außerhalb des Ateliers zu machen. Er hielt den Wandel der Stadt, aber auch die aktuellen zeitgeschichtlichen Geschehnisse fest. Mit seinem Automobil, einem der ersten in Bruneck, erkundete er auch die umliegenden Täler und fotografierte Ansichten von Landschaften und Dörfern und lichtete die Bewohnerinnen und Bewohner nun auch vor Ort ab.
DER BESONDERE BLICK FÜR MENSCHEN
DER WANDEL DER ZEIT
Sowohl Alois Kofler als auch Albuin Johann Mariner gelang es, ihre Leidenschaft für die Fotografie an ihre Kinder weiterzugeben. David Kofler übernahm am Beginn eines turbulenten Jahrhunderts das Atelier seines Vaters Alois. Durch die technischen Neuerungen im Bereich der Fotografie und den immer
Bruneck von Osten nach der Überschwemmung von 1882. 24
PZ 2 | 28. J Ä N N E R 2021
Alois Kofler
Einen besonderen Blick für die Menschen hatte auch Ernst Mariner. Nach seiner Ausbildung und ersten Berufserfahrungen in Italien und Deutschland, kehrte er, nach dem Krieg, wieder in seine Heimatstadt zurück und eröffnete sein eigenes Atelier. Besonders gerne fotografierte Ernst Mariner auch in der Brunecker Stadtgasse und am belebten Graben. Den Finger immer am Auslöser, gelang es ihm das alltägliche Leben, Feste und Feierlichkeiten festzuhalten. Unter anderem dokumentierte er die 700 Jahr-Feier der Stadt Bruneck, die Turn-
In der Brunecker Stadtgasse (1970er Jahre).
Hans Kofler