ZUM W ER K
SA MUEL BA R BER Toccata Festiva
16
BA RBERS ‹SUPER-ORGEL›
VON JOH N HEN K EN
Während grosse Orgeln in den neuen Konzertsälen des späten 19. Jahrhunderts immer häufiger zu hören waren, entwickelte sich gleichzeitig ein bescheidenes Repertoire an Festtagsmusik für Orgel und Orchester. Das vielleicht überschwänglichste dieser Stücke ist die Toccata Festiva, die Samuel Barber zur Einweihung einer neuen Orgel in der Academy of Music in Philadelphia komponierte. Mary Curtis Zimbalist, eine Freundin und Mäzenin des Komponisten seit dessen Jugendzeit am Curtis-Institut, finanzierte die Orgel und war Auftraggeberin des Werks.
Paul Callaway, der Organist und Musikdirektor der National Cathedral in Washington, D.C., interpretierte die Uraufführung im September 1960 mit dem Philadelphia Orchestra unter der Leitung von Eugene Ormandy. Barbers Stück entspricht in manchem Sinne dem 1. Satz eines typischen romantischen Konzerts. Der mutige Beginn mit einer provokanten, drängenden a-MollFanfare wird erst vom Orchester vorgestellt, danach von der Orgel übernommen. Am Ende dieses ersten Abschnitts präsentiert die Orgel eine punktierte Rhythmusfigur im 5/8-Takt, welche das ganze Stück hindurch grosse Bedeutung hat. Hier mündet sie in ein langsames lyrisches Thema, erst in den Streichern, danach in der Orgelstimme. Die kleine punktierte Figur beginnt sich als leise tanzende Gegenmelodie bemerkbar zu machen – hören Sie erst auf die Orgelpfeifen, danach auf das Englischhorn im Orchester. Barber behandelt die Soloinstrumente des Orchesters wie die