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LE A VATER L AUS & SIMONE HU TM ACHER-OESCH
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Z W ISCHEN M Ä ZENATENTUM U ND KOMPOSITION
VON L E A VATER L AUS & SI MON E H U TM ACHER-OESCH
Das 1913 im Basler Münster uraufgeführte Oratorium Weissagung und Erfüllung ist das Ergebnis einer i ntensiven Zusammen arbeit des Komponisten Hans Huber mit seiner Basler Auftraggeberin und Widmungsträgerin Elisabeth Speiser-Sarasin. Der jahrelange Briefverkehr zwischen Hans Huber (1852−1921) und Elisabeth Speiser-Sarasin (1861−1938) zeigt, wie eng die Mäzenin und Klavierschülerin des Komponisten mit der Entstehung des Oratoriums verbunden war. Anhand von Briefen in Hubers Nachlass, welcher im Archiv der Universitätsbibliothek Basel aufbewahrt wird, lassen sich der Kompositionsprozess des Werks gut zurückverfolgen und ein umfassendes Bild der Zusammenarbeit zwischen Mäzenin und Komponist zeichnen. Elisabeth Speiser-Sarasin gehörte der Basler Familiendynastie Sarasin an. Als Tochter des Seidenbandfabrikanten
und Basler Regierungsrats Karl Sarasin (1815−1886) wuchs sie im Umfeld des protestantischen, konservativ-patrizischen Basler Grossbürgertums auf. Die Musik Hubers spielte im Leben der leidenschaftlichen Amateurmusikerin eine grosse Rolle. Zusammen mit ihrem Ehemann, dem Basler Juristen und Politiker Paul SpeiserSarasin (1846−1935), veranstaltete sie bei sich zu Hause regelmässig musikalische ‹Huber-Abende›, die unter der Leitung des Komponisten standen. Um 1900 blühte die Hausmusik genauso wie das öffentliche Konzertwesen auf, und das leidenschaftliche Musizieren von Amateuren erreichte durch die Zusammenarbeit mit professionellen Musikern ein hohes Niveau. Auch Elisabeth Speiser-Sarasins Spieltechnik am Klavier und ihr umfassendes Musikverständnis übertrafen dilettantische Qualitäten weit, was sich auch daran zeigte, dass sie manche Werke Hubers gemeinsam mit ihm vierhändig am Klavier uraufführte. Elisabeth ‹Lily› Speiser-Sarasin war es, die Huber zur Komposition des Oratoriums anregte, ihn finanzierte, die Textauswahl für das geistliche Werk beisteuerte und dem Komponisten im Austausch über musikalische Fachfragen zur Seite stand. Bereits 1903 schrieb Huber von «unserem gemeinschaftlichen Oratorium», schwärmte noch ein Jahr vor seinem Tod in einem Brief von den «vielen schönen