ERKER 10 2020

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SPORT

Race Around Austria Kurt Matzler aus Wiesen umrundet in 122,5 Stunden Österreich

Mit seinen 2.200 km und über 30.000 Höhenmetern nonstop ist das Race Around Austria das längste und härteste Radrennen Europas. Gestartet wird jedes Jahr Mitte August in St. Georgen im Attergau, die Strecke führt entlang der Grenzen im Uhrzeigersinn rund um Österreich. Der Wiesner Kurt Matzler nahm in diesem Jahr daran teil (siehe Erker 09/2020) und bewältigte die Strecke in fünf Tagen, zwei Stunden und 27 Minuten. Im Erker berichtet er von den seinen Erfahrungen, von den Herausforderungen und Schwierigkeiten, von den Höhen und Tiefen während des Rennens. Montag, 10. August, 20.32 Uhr. Ich starte als Solofahrer das Rennen in St. Georgen im Attergau. Vor mir liegt eine Extremstrecke, die mir alles abverlangt: Fahren bei Tag und Nacht, bei Regen und Hitze, durch die buckelige Welt in Ober- und Niederösterreich, durch das flache Burgenland, über die höchsten Alpenpässe wie den Großglockner, das Kühtai oder die Silvretta Hochalpenstraße. Mein einziges Ziel: durchhalten und finishen innerhalb der vorgegebenen Zeit von maximal fünf Tagen und neun Stunden. Am Rennen nehmen Profis wie Christoph Strasser ebenso teil wie Amateure. 15 Solofahrer starten in diesem Jahr, darunter eine Frau, dazu einige Zweier- und Viererteams. Das Regelwerk ist ähnlich wie beim Race Across America: Die Stoppuhr beginnt am Start zu laufen und endet bei der Zielankunft. Schlafen, Essen und Waschen wird selbst eingeteilt oder am besten ganz weggelas-

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Erker 10/20

Kurt Matzler (l.) mit seiner Crew im Ziel

sen. Jede Pause bedeutet verlorene Zeit, die man am Rad nicht mehr gutgemacht werden kann. Meine Strategie: etwa 1,5 Stunden Schlaf pro Tag und bei Bedarf einen maximal 15-minütigen Powernap. Für die längeren Schlafpausen habe ich entlang der Strecke Hotels gebucht, die Powernaps gibt es auf einer Parkbank, im Auto oder einfach neben der Straße. Windschattenfahren ist verboten, in der Nacht muss der Radfahrer im Scheinwerferkegel eines Begleitfahrzeuges fahren. Räder und Begleitfahrzeuge müssen vorschriftsmäßig mit Reflektoren beklebt sein. Die Strecke muss penibel eingehalten werden. Dafür wird man über GPS getrackt und Race Officials kontrollieren die Einhaltung der Regeln. Gleich nach dem Start geht es Richtung deutsche Grenze bei Passau, dann ostwärts Richtung Niederösterreich. Die erste Nacht ist in der Regel die schwierigste. Über die rette ich mich trotz star-

kem Gegen- und Seitenwind einigermaßen gut: Montagmittag vor dem Start schlafe ich nochmals drei Stunden und so stellt die erste Etappe über 503 km und 5.700 Höhenmeter bis zur ersten Schlafpause auch kein Problem dar. Die zweite Etappe wird schon schwieriger: Das Fahren in der Nacht wird zur Herausforderung – zwischen 3.00 und 5.00 Uhr in der Früh ist der Kampf gegen den Schlaf am härtesten. Dazu kommt eine Umleitung, die dann auch noch abgesperrt ist, Navigationsprobleme, ein gebrochenes Pedal am Rad, eine kleine Panne am Auto und erste Sitzprobleme am Hintern. Das alles kostet Zeit und Nerven. Vor allem, weil die Karenzzeit von 41 Stunden in Halbenrain einzuhalten ist. Wer es bis dorthin in der vorgegebenen Zeit nicht schafft, wird aus dem Rennen genommen. Und tatsächlich muss der erste Teilnehmer schon aufgeben.

Am dritten Tag kommen die Berge. Die Soboth in der Steiermark und der Großglockner mit rund 1.800 Höhenmetern – von unten bis oben steil. Bei der Abfahrt muss ich dringend einen Powernap einlegen. Im strömenden Regen finde ich ein Garagenvordach, unter dem ich kurz schlafe. Nach dem Aufwachen plagen mich extreme Knieschmerzen. Nach einer eingeschobenen Schlafpause von 1,5 Stunden in einem Hotel, einer Rücksprache mit einem Arzt, einer Massage, Tapes und Schmerztabletten geht es in der Nacht weiter nach Innsbruck. Dort kann ich mich mit einer weiteren Schlafpause von zwei Stunden so gut erholen, dass ich die jetzt kommenden schweren Bergetappen in Tirol und Vorarlberg gut schaffe, trotz Regenschauer und Kälte vor allem in der Nacht. Auf den letzten 400 km werde ich immer wieder von meinen Teamkollegen von Physio 1.0 angefeuert,


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