Mehr ist immer besser Schon der reguläre Ford Mustang Mach-E ist nicht unbedingt untermotorisiert. Nun setzt der GT nicht nur in Sachen Power noch einen drauf, sondern hat auch sonst einiges mehr zu bieten. Text: Johannes Posch, Fotos: Stuart Price für Ford
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in „GT“-Schriftzug outete auf einem Mustang immer schon die Variante, die man eigentlich meint (und haben will), wenn man von „einem Mustang“ redet. Also eine mit V8-Motor und ordentlicher Ausstattung. Ersteres fällt nun freilich flach, dafür aber entlocken die FordIngenieure den hier zwei gleich starken Permanentmagnet-Synchronmotoren mehr Leistung, als es je in einem Mustang gab … Shelby-Versionen ausgenommen. Heißt: Trotz E-Kraftlackl-typisch stämmigen 2,3 Tonnen Lebendgewicht ist der neue TopStang richtig schnell. Nicht „Tesla-Model-S-Plaid-schnell“, aber allemal schnell genug, 4,4 Sekunden auf 100 km/h, um genau zu sein. Und das nicht nur geradeaus, sondern auch in Kurven. Dafür sorgt sodann neben der cleveren Elektronik vor allem das GT-exklusive Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern, die ihm trotz der dicken 20-Zöller nebenbei auch einen minimal besseren Federungskomfort bescheren, als ihm der konventionelle Mach-E bietet.
Entwurmung „Over the Air“? Das gilt zumindest im „zahmen“ Modus, also dem komfortabelsten. Auf „aktiv“ ist man circa auf Augenhöhe, auf „temperamentvoll“ wird es hart. Darüber hinaus beeinflussen die Modi vor allem die Assistenzsysteme und die Kraftverteilung; von 50:50 auf 40:60 bis 30:70. On top darf man im Sport-Modus dann noch die „Plus“-Option aktivieren, die für besonders starke Zurückhaltung der Traktionskontrolle sorgt und so echtes Quertreiben zulässt. Der Haken: Während unserer Ausfahrt durch Kroatien ließ sich der Modus oft nicht aktivieren oder schaltete sich nach einiger Zeit von allein wieder aus. Komponenten schonen, schon klar. Dennoch ärgerlich. Ebenso, dass beim etwas verschachtelt zu bedienenden Infotainment-System samt seinem großen, hochkantigen 15,5-Zoll-Display mit integriertem Drehregler noch etwas der Wurm drin zu sein schien; es hängte sich
10 electric WOW #4-2021
„GT“: steht bei einem Mustang schon immer für das richtig gute Zeug; so auch hier, wo es als Schriftzug großzügig im und am ganzen Auto verteilt wurde
gelegentlich auf. Aber hey: Hier wird sicher noch mit Over-the-Air-Updates nachgebessert. Immerhin wird über ein ebensolches schon jetzt der nutzbare Energiegehalt der Akkus erhöht: von 88 auf 91 kWh. Nett von Ford. Ein ebenso hochachtungsvolles Tippen auf die Cowboyhut-Krempe verdienen sich die Fordianer für den künstlichen Motorensound, der je nach Lust und Laune aktiviert werden kann. Der klingt nämlich ein bisserl nach V8 und ist einer der wirklich wenigen künstlichen Elektro-Auto-Motoren-Klangteppiche, die wir nicht sofort und am liebsten mit einem Hammer aus dem Auto prügeln wollen, sondern sogar bewusst eingeschalten gelassen haben.