Teilnehmer*innenverzeichnis / List of participants cess of manufacturing an exact copy of a “real” stone. The walls of the exhibition space are covered with data sheets that give the results of measuring the surface of the stone using a 3D scanner.
Bruno Wo können wir landen? Diese Frage nach der Art unserer VerLatour bundenheit mit der Erde ist die wörtliche Übersetzung des französischen Titels von Bruno Latours 2018 erschienenem Essay, der auf Englisch „Down to Earth“ heißt und den Ausgangspunkt des diesjährigen Programms von Immersion bildet. Angetrieben von dem Wunsch, angesichts der Klimakatastrophe politisch wirksam zu werden, unternimmt dieses Manifest den Versuch, unser Denken neu zu kalibrieren und zugleich Handlungsanleitungen zu geben. Der französische Soziologe, Anthropologe und Wissenschaftsphilosoph ist emeritierter Professor am Médialab und am Experimental Programme in Political Arts (SPEAP) der Sciences Po Paris, das er 2010 gegründet hat. Von 1982 bis 2006 war er Professor am Centre de Sociologie de l’Innovation (CSI) an der École Nationale Supérieure des Mines in Paris. Latour wurden sechs Ehrendoktortitel verliehen, er ist Mitglied zahlreicher Akademien und erhielt den Holberg-Preis des Jahres 2013. Er hat über 20 Bücher und mehr als 150 Artikel veröffentlicht. Neben dem namensgebenden Klimawandel-Essay „Das terrestrische Manifest“ (2018; engl. Titel: „Down to Earth“) sind unter anderem folgende Monografien entstanden: „Kampf um Gaia. Acht Vorträge über das neue Klimaregime“ (2015), „Existenzweisen. Eine Anthropologie der Modernen” (2012), „Wir sind nie modern gewesen: Versuch einer symmetrischen Anthropologie” (1991) und „Laboratory Life: The Construction of Scientific Facts” (1979). Wie derzeit kein anderer Philosoph hat sich Latour dem Theater zugewandt und nutzt es, wie er selbst sagt, um die Bandbreite der Leidenschaften bezüglich aktueller politischer Themen zu erforschen. In seiner Arbeit schlägt sich dieser Impuls nicht nur in Theaterproduktionen nieder, sondern auch in großen Ausstellungsprojekten – wie „Critical Zones“ derzeit am ZKM in Karlsruhe. Für „Down to Earth“ wird Latour zusammen mit Frédérique Aït-Touati einen Raum des Gropius Bau für einen ganzen Monat in einen Working Space verwandeln – einen Ort, an dem sie ihre philosophischen Werkzeuge herstellen und teilen, Aufführungen proben, gemeinsam lesen, denken und reden; ein Raum, der offen für die Besucher*innen der Ausstellung ist, die eingeladen sind, die „Landeprotokolle“ zu testen. Wenn die Besucher*innen den Raum betreten, werden sie auf einen bewohnten Ort treffen, auf Menschen, die arbeiten. Eine Gruppe von Schreibenden empfängt die Besucher*innen mit dem Angebot, sie bei einer Übung zur Selbstbeschreibung zu begleiten – ein entscheidender erster Schritt zur Beantwortung der Frage: „Wo sollen wir landen?“ An den Wänden, Tischen und auf dem Boden werden allmählich die Spuren der terrestrischen Beschreibungen der Besucher*innen auftauchen, die diesen Raum von Beginn an mitbewohnen.
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