Brauerei Forum 12/2020

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BRAUEREI

FORUM Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner

Ausgabe 12 | 18. Dezember 2020 | 35. Jahrgang  |  ISSN 0179-2466

IN DIE SER A USGA IfGB A BE: K Brenn TUELL – Inf ereien or und S mationen f piritu osen- ür Herst el

ler

 Trauer um Prof. Dr. Roland Tressl  Dr. Brian Gibson übernimmt TUB-Lehrstuhl

für Brauwesen und Getränketechnologie

 VLB Berlin setzt neue Standards mit ihrer

1. Brewing Web Conference (IBWC)

 Brau-Börsen-Bilanz:

Durchatmen im 3. Quartal 2020

Informationsservice der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin

www.brauerei-forum.de


INHALT INHALT

 MENSCHEN & UNTERNEHMEN 4 Brian Gibson übernimmt Lehrstuhl für Brauwesen und Getränketechnologie an der TU Berlin 5 VLB aktuell: Führungswechsel im VLB-Forschungsinstitut für Biotechnologie und Wasser (FIBW)

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6 Nachruf: Prof. Roland Tressl im Alter von 82 Jahren verstorben 8 VLB aktuell: Dr. Nils Rettberg mit dem BarthHaas-Grant 2020 ausgezeichnet / Ulrich Brendel neues Mitglied im VLB-Verwaltungsrat 9 Benet Fité zum neuen Präsidenten der European Brewery Convention (EBC) ernannt 10 Dr. Mark Schneeberger ist neuer Entwicklungsleiter bei GEA / Oetker-Gruppe kauft flaschenpost SE 11 EUWA Wasseraufbereitungsanlagen: Der Technologieführer aus Schwaben baut Kundenbetreuung aus

Dr. Brian Gibson hat zum Wintersemester die VLB-Stiftungsprofessur angetreten und den Lehrstuhl für Brauwesen und Getränketechnologie an der TU Berlin übernommen

12 Deutscher Brauer-Bund/Private Brauereien: Brauereien an der Grenze ihrer Existenz

 TECHNIK & TECHNOLOGIE

Allen widrigen Umständen zum Trotz wünschen wir Ihnen ein frohes Fest, Gesundheit und einen guten Rutsch!

Ihre Redaktion Brauerei Forum (redaktion@brauerei-forum.de) Eva Wiesgrill, Julia Bork, Olaf Hendel & Wiebke Künnemann

© Fotolia.com, 95614957

Gemeinsam drücken wir uns allen die Daumen, dass sich die allgemeine Lage im Laufe des kommenden Jahres wieder normalisiert.

13 1st International Brewing Web Conference – ein Meilenstein bei Online-Events 16 Verpackung & Logistik: Störtebeker meistert mit Krones komplexe Abfüll- und Logistikprozesse 17 Effizienz-Agentur NRW: Privatbrauerei Moritz Fiege erhält Förderung des Bundesumweltministeriums 18 Brauer-Schule: Hefe 19 BrauBeviale/mybeviale.com: Dialogplattform für Getränkebranche gestartet

 IfGB AKTUELL 20 18. IfGB-Forum in Graz war ein Erfolg

6 Sein Leben war die Wissenschaft: Mitte Oktober verstarb Prof. Roland Tressl im Alter von 82 Jahren. Der gebürtige Rothauer leitete von 1972 bis 2008 das TUB-Institut für Chemischtechnische Analyse

22 Jubiläum 100 Jahre Destillerie Franz Bauer 23 Destillateurmeisterkurs 2020 verabschiedet 24 Spirituosen-Forum des BSI – online / BSI: „Craft Spirits Festival (Gin) 2020“ 25 BMEL verleiht Bundesehrenpreise für Spirituosen 2020

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 BETRIEBSWIRTSCHAFT

VLB LABOTECH – IHR SPEZIALIST FÜR LABOR-EQUIPMENT Labor-Equipment und mikrobiologische Nährmedien für die Analyse von Rohstoffen,

Symposium for craft and micro brewers from Germany Zwischen- und Endprodukten sowie Nebenprodukten für & European countries 7

+ die BrauMalzindustrie November 2016, und Nuremberg, Germany + die Spirituosenindustrie

+ Hersteller von alkoholfreien Erfrischungsgetränken

+ Brennereien VLB LaboTech GmbH, Seestraße 13, 13353 Berlin Tel.: 030 450 80-220, Fax: 030 453 55 17 labotech@vlb-berlin.org

26 Brau-Börsen-Bilanz: Durchatmen im 3. Quartal 2020

 MARKT & MARKEN 30 Warsteiner erweitert Alkoholfrei-Segment / United Liquids: Pure Hard Seltzer im nationalen Handel gestartet 31 Schweiz: Die Pandemie hinterlässt Spuren beim Absatz im Braujahr 2019/2020

 EHEM. VLBER 32 Der deutschsprachige Kurs zum/r Brauer- und Mälzermeister/in erfolgreich beendet 34 VLB-Mitgliederversammlung: Wechsel im Verwaltungsrat und positives Ergebnis 2019

 SONSTIGES www.vlb-berlin.org/labotech

Digital-Premiere gelungen: 230 Teilnehmer aus aller Herren Ländern haben vom 1. bis 3. Dezember an der 1. International Brewing Web Conference teilgenommen. Damit setzte die VLB Berlin neue Branchen-Standards

35 Lösungen Brauer-Schule / Impressum 36 Veranstaltungstermine Titelfoto: Lichthof im VLB-Gebäude, Foto: Michael Voit, Berlin

28 20 Vom 5. bis 8. Oktober hat das 18. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei in Graz stattgefunden. Unter strengen COVID-19-Auflagen erlebten rund 100 Experten eine Tagung mit spannendem Rahmenprogramm

Brauerei Forum  –  Dezember 2020

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MENSCHEN & UNTERNEHMEN

  PERSONALIEN

  VLB AKTUELL

Brian Gibson übernimmt Lehrstuhl für Brauwesen und Getränketechnologie an der TU Berlin

Führungswechsel im VLB-Forschungsinstitut für Biotechnologie und Wasser (FIBW)

Mit Beginn des Wintersemesters 2020/2021 hat Dr. Brian Gibson den Ruf der Technischen Universität Berlin als neuer Professor und Leiter des Fachgebiets Brau- und Getränketechnologie angenommen. Er folgt damit auf Prof. Dr.-Ing. Frank-Jürgen Methner, der das Fachgebiet von 2005 bis 2019 leitete. (BF) Dr. Brian Gibson (43) zeichnet sich durch eine internationale Karriere als Fermentationswissenschaftler aus. 1995 begann der gebürtige Ire sein Studium der Pflanzenwissenschaften und Mykologie an der UCD School of Biology and Environmental Science in Dublin, Irland, das er 2004 als PhD (Dr.) abschloss. Anschließend ging er an die University of Nottingham, England, Division of Food Sciences, wo er sich mit Bierhefen und Rat der TU BERLIN Fermentat ionsFakultät III: Prozesswisschenwissenschaf ten schaften beschäftigte. Ein nächster KarrieDekan: Prof. Dr. Aleksander Gurlo reschritt führte ihn 2009 an das VTT Technical ReProf. Dr. Brian Gibson ist dem Ruf der Technischen Universität Berlin gefolgt und ist neuer Professor für Brauwesen und Getränke­ technologie

INSTITUTE FAKULTÄT III

Biotechnologie Prof. Vera Meyer Energietechnik Prof. Martin Kriegel Lebensmitteltechnologie und Lebensmittelchemie Prof. Hajo Haase Prozess- und Verfahrenstechnik Prof. Harald Kruggel-Emden Technischer Umweltschutz Prof. Matthias Finkbeiner Werkstoffwissenschaften- und Technologien Prof. Walter Reimers

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search Centre of Finland, wo er bis 2020 den Bereich der Brauereiforschung wissenschaftlich leitete. Ab 2017 war Gibson zusätzlich Dozent an der University of Helsinki. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit lag insbesondere auf Bierhefen und deren Einfluss auf die Gärung und Bierqualität. Unter anderem beschäftige er sich dabei mit der Optimierung von Hefezellen mittels Hybridisierung und adaptiver Evolution. Seine Arbeiten mündeten in verschiedenen Lösungen, die den Weg in die industrielle Praxis fanden. Darüber hinaus beschäftige er sich auch mit anderen fermentierten Getränken und Lebensmitteln wie Wein, Cider, Kombucha oder Sauerteig. Dr. Gibson war als Autor bislang an rund 60 Peer-Review-Publikationen beteiligt und hat zahlreiche Forschungsarbeiten FACHGEBIETE auf PhD-, MSc- und Lebensmittelchemie und BSc-Niveau betreut. Toxikologie In seiner neuen Prof. Hajo Haase Funktion an der TU Lebensmittelchemie und Berlin möchte er -analytik die Lehre moderProf. Sascha Rohn nisieren und sich Lebensmittelverfahrenstechnik insbesondere mit Prof. Eckhard Flöter Innovationen bei Bier und Getränken Brau- und Getränketechnologie Prof. Brian Gibson befassen. Mit seiner Erfahrung im Lebensmittelbiotechnologie und Bereich Hefe und -prozesstechnik Prof. Cornelia Rauh Fermentation will er die laufende ForLebensmitteltechnologie und schung seines Fach-materialwissenschaften gebiets in den SegProf. Stephan Drusch menten Rohstoffe, Food Colloids Prozessoptimierung Prof. Anja Maria Wagemans und Bierqualität er-

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gänzen. VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine betont: „Wir als VLB freuen uns sehr, dass der Lehrstuhl für Brau- und Getränketechnologie an der TU Berlin mit einem international anerkannten Brauereiwissenschaftler neu besetzt worden ist, und blicken einer konstruktiven Zusammenarbeit mit Dr. Brian Gibson entgegen.“ Bei der Universitätsprofessur der Technischen Universität Berlin für das Fachgebiet Brau- und Getränketechnologie handelt es sich um eine Stiftungsprofessur, die von der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei (VLB) e.V. kofinanziert wird. www.brauwesen.tu-berlin.de

Foto: privat

Neuer Leiter des VLB-Forschungsinstituts für Biotechnologie und Wasser (FIBW) ist Dr. Martin Senz. Er hat die Nachfolge von Dr. Katrin Schreiber angetreten, die die VLB zum November 2020 auf eigenen Wunsch verlassen hat.

(BF) Unter der Leitung von Dr. Katrin Schreiber entstand das Forschungsinstitut für Biotechnologie und Wasser der VLB im Jahre 2015 aus einer Fusion des damaligen Forschungsinstituts für Wasser- und Abwassertechnologie und dem Bereich Mikrobiologie. In den folgenden Jahren baute sie mit ihrem Team neue Arbeitsgebiete auf und setzte Forschungsprojekte im Brauerei- und Getränkesektor um. Aus diesen Projekten resultierten auch verschiedene neue Produkte und Dienstleistungen der VLB. Darüber hinaus ist insbesondere ihr großes Engagement bei der Aufrechterhaltung der Akkreditierung der kommerziellen Laboratorien und dem Aufbau eines leistungsfähigen Qualitätsmanagementsystems an der VLB hervorzuheben. „Wir danken Frau Dr. Schreiber für ihre engagierte Arbeit sowohl in ihrem Institut als auch für die gesamte VLB und wünschen ihr alles Gute für die Zukunft“, betont VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine. Aus den eigenen Reihen Dr. Martin Senz (38) war bislang Leiter der Abteilung Bioprozesstechnik und Angewandte Mikrobiologie (BEAM) des FIBW. Er hat die Gesamtleitung des Instituts ab 1. November 2020 übernommen. Nach seinem Studium der Biotechnologie promovierte er bis 2011 an der Technischen Universität Berlin. Nach einer anschließenden Postdoc-Zeit wechselte er 2015 an die VLB Berlin. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt seit jeher in der angewandten biotechnologischen

Forschung mit dem Schwerpunkt Fermentationstechnik. Zuletzt war er maßgeblich an der Schaffung eines umfangreichen Netzwerks, mit einer Vielzahl an daraus entstandenen erfolgreichen Industrieprojekten sowie bei der Beantragung und Umsetzung diverser Forschungsprojekte beteiligt. „Wir freuen uns, dass wir die Leitung des FIBW einem kompetenten und erfahrenen Wissenschaftler aus den eigenen Reihen übertragen konnten, und wünschen Dr. Senz für diese Aufgabe viel Erfolg“, sagt Fontaine.

Dr. Martin Senz ist seit Anfang November neuer Leiter des VLBForschungsinstituts für Biotechnologie und Wasser (FIBW) und folgt auf Dr. Katrin Schreiber, die die VLB auf eigenen Wunsch verlassen hat

Kontakt: VLB-Forschungsinstitut für Biotechnologie und Wasser (FIBW) Dr. Martin Senz m.senz@vlb-berlin.org

VLB Forschungsinstitut für Biotechnologie und Wasser (FIBW) Dr. Martin Senz

ABTEILUNGEN • Wasserqualität, -management und -technologie Dr. Alfons Ahrens • Bioprozesstechnik und angewandte Mikrobiologie Dr. Martin Senz • Biologisches Labor Dr. Martin Hageböck Fotos: ew

Brauerei Forum  –  Dezember 2020

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MENSCHEN & UNTERNEHMEN

Nachruf

.

Prof. Roland Tressl im Alter von 82 Jahren verstorben

Wir trauern um

Prof. Dr. rer. nat.

Roland Tressl * 18. Juli 1938 in Rothau

† 17. Oktober 2020 in Berlin

Professor für Chemisch-technische Analyse an der Technischen Universität Berlin (1971–2008) Leiter des Forschungsinstituts für Chemisch-technische Analyse der VLB Berlin (1971–2008) Mitglied des Technisch-Wissenschaftlichen Ausschusses (TWA) der VLB Berlin (1971–2003) Wir werden sein Andenken stets in hohen Ehren halten.

Im Namen des Verwaltungsrates, der Geschäftsführung, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und aller Mitglieder der VLB Berlin.

Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V.

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Ulrich Rust

Dr. Josef Fontaine

Vorsitzender des Verwaltungsrates

Gerhard Andreas Schreiber

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VLB-Geschäftsführer

Am 17. Oktober 2020 verstarb Prof. Dr. rer. nat. Roland Tressl im Alter von 82 Jahren in Berlin. Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2006 leitete er 37 Jahre lang das Fachgebiet Chemisch-technische Analyse (heute Bioanalytik) an der Technischen Universität Berlin und das Forschungsinstitut für Chemisch-technische Analyse der VLB Berlin. Er erlangte insbesondere mit seinen Arbeiten in der Aromaforschung internationale Reputation. (oh) Geboren wurde Roland Tressl am 18. Juli 1938 in Rothau (heute Rotava, Tschechien). Er studierte von 1958 bis 1963 Chemie und Lebensmittelchemie an der TU München. Anschließend wurde er 1967 in Karlsruhe promoviert. Der Habilitation an der TU München schloss sich 1970 bis 1971 ein Forschungsaufenthalt an der University of California, Davis, in den USA an. Anschließend führte ihn sein Weg nach Berlin: Hier wurde er 1971 zum Ordentlichen Professor an der TU Berlin berufen und gleichzeitig zum Leiter des Forschungsinstituts für Chemisch-technische Analyse der VLB Berlin ernannt. Beide Funktionen füllte er auch nach Prof. Dr. rer. nat. Roland Tressl (2006) seiner Emeritierung an der TU Berlin im Jahre 2006 weiter aus, bis er 2008 von Dr. Leif-Alexander zurück. Insbesondere der Einsatz Garbe abgelöst wurde. der modernen, hochauflösenden Massenspektrometrie gekoppelt Wissenschaftliche Arbeiten mit der Kapillargaschromatographie In seinen ersten wissenschaftlichen entwickelte sich in seinem Bereich Arbeiten hat sich Roland Tressl mit zu einem leistungsfähigen Verfahder Biogenese von Aromastoffen ren. in Pflanzen und Früchten beschäf- Als zweiten großen Forschungstigt. Dabei konnte er mithilfe von schwerpunkt widmete sich Tressl isotopenmarkier ten Vorstufen der Bildung von Aromastoffen durch grundlegende Erkenntnisse über thermische Prozesse. Sein besondie Bildung flüchtiger Inhaltsstoffe deres Interesse lag auf der Mailin natürlichen Systemen gewinnen. lardreaktion. Hier hat Tressl eine Vor dem Hintergrund dieser Ergeb- Vielzahl von Maillard-spezifischen nisse analysierte Tressl an der VLB Reaktionsprodukten in Würze, Bier Berlin vor allem die Aromastoffe in und anderen Lebensmitteln nachHopfen, Malz, Würze und Bier. Dabei weisen können. Spätere Arbeiten wurde deutlich, welchen Einfluss die zielten dann auf die CharakterisieRohstoffqualität und Technologie in rung von peptid- und proteinkatalyder Brauerei und Mälzerei auf die sierten Maillard-Reaktionen und die flüchtigen Verbindungen hat, die Entwicklung moderner massenspekwährend des Brauprozesses gebil- trometrischer Verfahren ab. det werden. Möglich wurden diese Trotz seiner zahlreichen UntersuForschungsarbeiten aber erst durch chungen zu brauspezifischen Theden Einsatz der in den 1970er-Jah- men hat Tressl nicht die Aromaforren neu entwickelten Kapillargas- schung an Früchten aus den Augen chromatographie. Die Aufklärung verloren. So begann er Anfang der der Struktur von zahlreichen Aro- 1980er-Jahre mit grundlegenden mastoffen geht auf Tressls Arbeiten Arbeiten zur Biogenese chiraler Aro-

mastoffe. Mithilfe von kapillargaschromatographischen Trenntechniken konnten erstmals Aussagen über die Zusammensetzung von Enantiomeren in Früchten getroffen werden. Diese Informationen sind im Hinblick auf die Authentizität von Aromen und deren Bildungswege auch heute noch von Bedeutung. In den vergangenen 15 Jahren seiner wissenschaftlichen Arbeit rückten dann Stoffwechselwege in Mikroorganismen wie z.B. Hefen in den Vordergrund. Auch hier konnte Tressl mithilfe von isotopenmarkierten Vorstufen zahlreiche Bio­s ynthesewege aufklären, wobei aroma- und bioaktive Intermedia­te sowie neue Schlüsselenzyme charakterisiert wurden. Seine Forschungsergebnisse wurden in rund 200 wissenschaftlichen Publikationen einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Neben seiner Forschung war er auch in der Lehre sehr aktiv. Er führte diverse Lehrveranstaltungen im Bereich der chemisch-technischen Analytik und Molekularanalytik für die Studiengänge Biotechnologie, Lebensmitteltechnologie und Brauwesen an der TU Berlin durch. Darüber hinaus betreute er in seiner langen Schaffensperiode zahlreiche Diplom- und Doktorarbeiten sowie Habilitationen. Im Technisch-Wissenschaftlichen Ausschuss (TWA) der VLB Berlin war er von 1971 bis 2003 geschäftsführendes Mitglied im Fachausschuss für Qualitätssicherung und Analysentechnik. Prof. Tressl war ein brillanter Wissenschaftler, der in seinen anspruchsvollen Vorlesungen und Vorträgen seine Zuhörer durch sein enormes Detailwissen beeindruckte. Er verstarb am 17. Oktober 2020 in Berlin. Ulrich Rust (Vorsitzender des VLB-Verwaltungsrates) Dr. Josef Fontaine, Gerhard Andreas Schreiber (VLB-Geschäftsführer) Brauerei Forum  –  Dezember 2020

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MENSCHEN & UNTERNEHMEN

European Brewery Convention (EBC) / The Brewers of Europe

  VLB AKTUELL

Dr. Nils Rettberg mit dem BarthHaas-Grant 2020 ausgezeichnet

Dr. Nils Rettberg vom Forschungsinstitut für Bierund Getränke­ analytik (FIBGA) der VLB Berlin war einer von zwei Preisträgern des diesjährigen BarthHaasGrants

(F.) Gibt es Möglichkeiten, die Produktentwicklung neuer, hopfenintensiver Biere zu erleichtern? Wie lässt sich die Kalthopfung optimieren, ohne dass es zu unerwünschten Veränderungen im Hopfenaroma bzw. im Hopfengeschmack des Bieres kommt? Arbeiten zu diesen beiden Themen wurden jetzt mit den BarthHaas-Grants 2020 ausgezeichnet. Jeweils 10 000 € gehen an Forscher der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) und des Forschungszentrums Weihenstephan, die mit der Firma BANKE process solutions zusammengarbeitet hatten.

sensorischer Analyse mit chromatographischen Analysen. Untersucht wird, welche Stoffe für bestimmte Bereiche der Sensorik ausschlaggebend sind. Am Forschungszentrum Weihenstephan forschen die weiteren Preisträger: Unter Leitung von Dr. Martin Zarnkow und Prof. Fritz Jacob wird ein neu entwickeltes und optimier tes Verfahren der Kalthopfung mit einem konvent ionellen dynamischen Kalthopfungsver fahren verglichen . Im Mittelpunkt stehen dabei die Sensorik und analytisch ermittelte Leitkomponenten.

Stephan Barth, geschäftsführender Gesellschafter von BarthHaas, zeigte sich bei der virtuellen Preisverleihung gemeinsam mit Thomas Raiser, dem Leiter Verkauf bei BarthHaas sehr zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen der BarthHaas Grants: „Seit 2007 vergeben wir jährlich Grants an richtungsweisende Forschungsprojekte rund um das Thema Hopfen – und die Ergebnisse waren immer faszinierend.“ Beim Preisträger Dr. Foto: ew Nils Rettberg vom Forschungsinstitut für Bier- und Getränkeanalytik (FIBGA) an der VLB geht es um die Kombination von

Ulrich Brendel neues Mitglied im VLB-Verwaltungsrat

(oh) Ulrich Brendel begann seine Laufbahn bei der Warsteiner Brauerei 1992 als Betriebsingenieur. 2002 stieg er zum Technischen Direktor auf und übernahm 2007 die komplette Verantwortung für den Betrieb am Stammsitz in Warstein. Im Juli dieses Jahres wurde Brendel zum Geschäftsführer Technik der Warsteiner Gruppe mit sieben Brauereistandorten berufen und löste damit Peter Himmelsbach ab, der sich Ende Juni in den Ruhestand verabschiedet hat. Mit der VLB Berlin verbindet Ulrich Brendel eine lange Zusam-

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Brauerei Forum  –  Dezember 2020

menarbeit. Er ist seit rund zwei Jahrzehnten aktives Mitglied im Fachausschuss für Logis­tik des Betriebswirtschaftlichen Ausschusses (BWA) der VLB Berlin, dem er von 2007 bis 2020 wichtige Impulse als Vorsitzender gab. Die Warsteiner Brauerei (Haus Cramer) gehört mit zu den langjährigsten Mitgliedsunternehmen der VLB und ist bereits seit Jahrzehnten im Verwaltungsrat vertreten, zuletzt durch Peter Himmelsbach. Mit dessen Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben hat die Mitgliederversammlung am 7. Dezember 2020 den Vorschlag, seinen Nachfolger Ulrich Brendel auch in den Verwaltungsrat der VLB zu wählen, einstimmig angenommen. „Ich freue mich über dieses Vertrauen und übernehme gerne dieses Ehrenamt“, so Ulrich Brendel im Anschluss an die Abstimmung, die aufgrund der anhaltenden Covid-19-Pandemie online durchgeführt wurde.

Der Verwaltungsrat beschließt über alle grundsätzlichen, die VLB betreffenden Angelegenheiten und ist damit neben der Mitgliederversammlung und der Geschäftsführung eines der drei Lenkungsgremien der VLB. Er wird für die Dauer von vier Jahren durch die Mitgliederversammlung gewählt und hat derzeit neun Mitglieder (siehe Bericht S. 34). Foto: Warsteiner

Die Mitgliederversammlung der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. wählte am 7. Dezember einstimmig den Geschäftsführer Technik der Warsteiner Gruppe, Ulrich Brendel, in den Verwaltungsrat. Er löst Peter Himmelsbach ab, der im Juni dieses Jahres in den Ruhestand gegangen ist.

Am 17. November kürte der Vorstand der Brewers of Europe Benet Fité zum Präsidenten der European Brewery Convention (EBC). Fité tritt die Nachfolge von Tiago Brandão an, der von 2015 bis 2020 die EBC als Präsident führte. (BF) Mitte November folgte Benet Fité auf Tiago Brandão und übernahm die Präsidentschaft der European Brewery Convention (EBC). Stolz über die neue Position erklärte Fité: „Ich fühle mich geehrt, zum Präsidenten der EBC ernannt worden zu sein. (...) Ich freue mich darauf, die EBC-Agenda weiter voranzutreiben und herausragende Leistungen in der Brauforschung und -technologie zu erbringen.“ In den vergangenen fünf Jahren konnte die European Brewery Convention (EBC) dank zahlreicher Veröffentlichungen ihr Profil weiter schärfen. Unter anderem wurden das Handbuch „Manuals of Good Practices“ überarbeitet und die „Analythical Methods“ aktualisiert, die im Qualitätsmanagement in Brauereien und Mälzereien weltweit zum Einsatz kommen. Tiago Brandão, scheidender EBCPräsident, sagte über seinen Nachfolger: „Ich kenne Benet bereits seit vielen Jahren und schätze sein Engagement für die EBC, insbesondere als Vizepräsident während meines Mandats. Ich bin froh, die EBC in solch fähige Hände legen zu dürfen, und sehr zuversichtlich, dass die EBC in Zukunft ihren Beitrag für

die gesamte Brauindustrie leisten wird.“ Werdegang Benet Fité hat Chemieingenieurwesen in Barcelona studiert und absolvierte den Masterstudiengang Brauerei- und Mälzereiwissenschaften in Madrid. Es folgte ein MBA an der EADA Business School in Barcelona, außerdem nahm Fité am ADECAProgramm der San Telmo Business School in Sevilla teil. Fité hat langjährige Erfahrung in der Branche – er war in den vergangenen 23 Jahren bei Mahou San Miguel tätig und hatte leitende Positionen inne. Derzeit ist der Spanier Mitglied der Geschäftsführung von Mahou San Miguel, unter anderem verantwortet er die Bereiche QS, R & D und EP. Er war als Mitglied in Brauereiverbänden aktiv, war Teil des Expertenteams der Cerveceros de España sowie der EBC Brewing Science Group. Seit 2010 war Fité unter Tiago Brandão Vizepräsident der EBC. Auch Lasse Aho, Präsident der Brewers of Europe, äußerte sich zum Wechsel an der Spitze der EBC: „Ich möchte Tiago für seine wertvollen Beiträge und sein unermüdliches

Engagement als EBC-Präsident danken.“ Damit habe der Portugiese das Ansehen der EBC als renommierte Organisation gestärkt – das gelte für alle Brauereien, unabhängig von Größe und Produktportfolio. Es sei dem scheidenden Präsidenten gelungen, die EBC und die Brewers of Europe noch besser zu verzahnen. So fand der EBC-Kongress 2019 im Rahmen der zweiten Ausgabe des Forums der Brewers of Europe statt. „Ich bin sicher, Benet wird die gute Arbeit fortsetzen und auf die nächsthöhere Ebene bringen, zum Nutzen des europäischen Brauereisektors.“

The European Brewery Convention Die European Brewery Convention (EBC) mit Sitz in Brüssel leistet einen Beitrag zur Entwicklung von Methoden für moderne Qualitätskontrollverfahren in Brau-, Malz- und Hopfenlabors auf der ganzen Welt. Die technischen Aspekte des Bierbrauens und die Forschung in der Brauwissenschaft sind die Eckpfeiler der Aktivitäten der EBC. Ende 2007 fusionierte die EBC mit The Brewers of Europe und vertritt deren wissenschaftliche und technische Belange. Ulrich Brendel

Weitere Informationen finden Sie unter www.europeanbreweryconvention.eu

Foto: Mahou San Miguel

Im Rahmen seines Hopfenstipendiums zeichnet BarthHaas seit 2007 innovative wissenschaftliche Arbeiten aus. In diesem Jahr war Nils Rettberg von der VLB Berlin einer der beiden Preisträger.

Benet Fité zum neuen Präsidenten der European Brewery Convention (EBC) ernannt

Benet Fité ist der neue Präsident der European Brewery Convention (EBC) Brauerei Forum  –  Dezember 2020

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MENSCHEN & UNTERNEHMEN

EUWA Wasseraufbereitungsanlagen

  NACHRICHTEN

Dr. Mark Schneeberger ist neuer Entwicklungsleiter bei GEA Dr. Mark Schneeberger hat zum 1. Oktober die Leitung des Bereichs Anwendungsentwicklung für Getränke- und Brautechnologie bei GEA in Kitzingen übernommen und tritt damit die Nachfolge von Dr. Rudolf Michel an, der Ende März 2021 in den Ruhestand gehen wird.

Foto: GEA

Dr. Mark Schneeberger ist neuer Entwicklungsleiter für Getränkeund Bierapplikationen bei GEA

(F.) Dr. Schneeberger wird fortan im Technologiekonzern GEA für die Aktivitäten im Bereich Forschung & Entwicklung, Produktmanagement, LEAN- sowie IP-Management in Zusammenarbeit mit GEA Global Technology verantwortlich sein. Der gelernte Brauer studierte und promovierte im Bereich Brauwesen und Getränketechnologie an der Technischen Universität MünchenWeihenstephan und begann 2014 als Projektleiter beim Technologiekonzern GEA. Im Rahmen seiner Tätigkeit zeichnete er für Brauereiprojekte in Süd-Korea und auf den Philippinen verantwortlich. Dr. Rudolf Michel verantwortete seit 2007 die Entwicklungsabteilung für Getränke- und Bierapplikationen beim Technologiekonzern und übernahm im Februar 2019 den Vorsitz des Doemens-Kuratoriums, im Rahmen dessen er sich mit gro­

ßem Engagement für den intensiven Austausch zwischen den Lernenden und dem Technologiekonzern einsetzt. Als gelernter Brauer und Mälzer studierte er ebenso wie sein Nachfolger Schneeberger Brauwesen und Getränketechnologie an der TU München und genoss aufgrund seiner herausragenden Leistungen und seiner Vernetzung in der Branche großes Ansehen. „Wir freuen uns, mit Mark Schneeberger einen hochqualifizierten Nachfolger für diese wichtige Funktion gefunden zu haben, und danken Rudolf Michel für das langjährige große Engagement“, sagt Andreas Holleber, Vice President Global Technology Centre – Beer & Alcoholic Beverages bei GEA. Dr. Michel steht noch weitere sechs Monate in beratender Funktion mit seinem Wissen und Erfahrung für das Unternehmen zur Verfügung.

Der Technologieführer aus Schwaben baut Kundenbetreuung aus Zu Anfang Dezember 2020 hat EUWA Wasseraufbereitungsanlagen aus Gärtringen mit Dominik Wiedenbauer seine Kundenbetreuung für die DACH-Region verstärkt.

Foto: EUWA

Dominik Wiedenbauer

(F) Seit 1. Dezember verstärkt Dominik Wiedenbauer den Bereich Kundenbetreuung bei EUWA Wasseraufbereitungsanlagen. Nach seiner Ausbildung zum Brauer und Mälzer absolvierte er ein Studium zum Dipl.- Ing. für Brauwesen und Getränketechnologie. Dominik Wiedenbauer ist seit mehr als zehn Jahren in der Braubranche tätig und wird zukünftig zusammen mit Andreas Harand, der bereits seit vielen Jahren in diesem Bereich für EUWA erfolgreich unterwegs ist, Kunden in der D-A-CH Region betreuen. EUWA setzt in diesem Bereich auf die langjährige Erfahrung des Teams und bietet somit seinen Kunden einen noch höheren Grad an Betreuung und Service.

VLB VIRTUAL CAMPUS

VLB-JAHRESAUFTAKT 2021 ONLINE-TAGUNG

26. bis 28. Januar 2021 – VLB Virtual Campus Im Jahr 2020 konnten viele spannende Vorträge mit noch immer relevanten Inhalten auf unseren ausgefallenen Veranstaltungen nicht gehalten werden. Einen Teil dieser Präsentationen dennoch dem interessierten Fachpublikum zugänglich zu machen, ist das Ziel unseres „VLB-Jahresauftakts 2021 Online: Brauerei- und Abfülltechnik / Getränkelogistik / Braugerste / Forschung“. Die Veranstaltung wird als 100%iges Online-Event auf unserer Plattform "VLB Virtual Campus" stattfinden. Dienstag, 26.1.2021 13:00-13:30 Eröffnung

Dr. August Oetker KG

Nachruf

Oetker-Gruppe kauft flaschenpost SE

Weyermann verabschiedet sich von Andreas Richter

Die Dr. August Oetker KG hat den Online-Getränkelieferdienst flaschenpost SE mit Sitz in Münster gekauft. Entsprechende Verträge wurden am 30. Oktober 2020 unterzeichnet. Die Transaktion wurde mittlerweile auch durch die Kartellbehörden genehmigt.

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(F.) Durch die Akquisition der flaschenpost SE ergänzt die Dr. August Oetker KG das Angebot ihres zur Radeberger Gruppe gehörenden Berliner Online-Getränkelieferdienstes Durstexpress GmbH. Während Durstexpress seine Aktivitäten vorrangig aus Berlin und den östlichen Bundesländern entwickelte, tat dies flaschenpost aus Nordrhein-Westfalen heraus. Geleitet wird das erweiterte Unternehmen von einem Vorstand, der sich aus Mitgliedern des Vorstands der flaschenpost SE sowie Brauerei Forum  –  Dezember 2020

(F.) Weyermann nimmt Abschied von seinem seinem Foto: Weyermann

Die Oetker-Gruppe erweitert ihr Lieferdienst-Portfolio: Zu Durstexpress GmbH soll sich in Zukunft flaschenpost SE gesellen

Nach langer, schwerer Krankheit verstarb am 18. November Andreas Richter, langjähriger Mitarbeiter und Leiter Qualitätswesen bei Weyermann.

Foto: Stephan Ortmanns/Durstexpress GmbH

der Geschäftsführung der Durstexpress GmbH zusammensetzt. Der Vorstand berichtet an einen neu

aufgestellten Aufsichtsrat, der sich in der zweiten Dezemberwoche formiert hat.

l ang jähr igen Mit arbeiter Andreas Richter, der am 18. November im Alter von 52 Jahren nach einer langen und schweren Krankheit verstorben ist. Vor allem für viele junge Mitarbeiter sei er durch seine Karriere vom 18-jährigen Praktikanten bis hin zum Leiter Qualitätswesen ein Vorbild und stets auch ein kompetenter Berater gewesen. „Wir werden Andreas‘ ruhige Art vermissen. Er war uns mit seinem großen Herzen stets ein guter Wegbegleiter und überaus loyaler Mitarbeiter. Er wird immer einen Platz in unseren Herzen einnehmen“, sagte Sabine Weyermann im Namen der Geschäftsleitung sowie der Gesamtbetriebsleitung.

13:30-15:30 Bierproduktion: Herstellungsprozesse auf dem Prüfstand 16:00-18:00 Getränkelogistik: strategisches und operatives Transportmanagement 18:00-19:30 virtuelles Get-together Mittwoch, 27.1.2021 13:00-15:30 Braugersten-Seminar 16:15-18:15 VLB-Forschungskolloquium Donnerstag, 28.1.2021 13:00-15:00 Getränkelogistik: Leergutmanagement 15:30-17:30 Trends in der Abfüll- und Inspektionstechnik 17:30

Abschluss – mit virtueller Fach-Ausstellung –

Der Zugang zur Veranstaltungsplattform mit allen Inhalten ist im Nachgang bis zum 1.2.2021 möglich.

www.vlb-berlin.org/ jahresauftakt2021 VLB Berlin, Seestraße 13, 13353 Berlin brewmaster@vlb-berlin.org

Brauerei Forum  –  Dezember 2020

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

MENSCHEN & UNTERNEHMEN

Deutscher Brauer-Bund e.V./Verband der Privaten Brauereien Deutschland

  1ST VLB INTERNATIONAL BREWING WEB CONFERENCE (IBWC)

Brauereien an der Grenze ihrer Existenz Verbände der Brauwirtschaft fordern klare Perspektiven, denn die Bilanz für das laufende Jahr fällt schlecht aus. Kurzfristige Hilfen seien notwendig, damit die in Not geratenen Betriebe die massiven finanziellen Ausfälle, vor allem im Gastronomiegeschäft, kompeniseren können.

Foto: DBB/CHLietzmann

Detlef Projahn, Präsident des Verbandes der Privaten Brauereien Deutschland (l.), Dr. Jörg Lehmann, Präsident des Deutschen Brauer-Bundes

(F.) Die Verbände der deutschen Brauwirtschaft haben eine bittere Bilanz für das laufende Geschäftsjahr gezogen und erneut an Bund und Länder appelliert, bei staatlichen Hilfen die Brauereien als engste Partner der Gastronomie angemessen zu berücksichtigen. „Für viele Brauereien ist seit März über Nacht der wichtigste Geschäftszweig weggebrochen. Blicken wir zurück auf dieses katastrophale Jahr, waren Gaststätten und Hotels, Kneipen, Bars und Clubs über vier Monate komplett geschlossen. Zwischen Mai und Oktober lief das Geschäft, wenn überhaupt, nur mit deutlich reduziertem Umsatz. Größere Veranstaltungen, Feste, Festivals oder Feiern fanden über neun Monate überhaupt nicht statt. Den ersten Gastro-Lockdown konnten die handwerklichen und mittelständischen Brauereien dank finanzieller Rücklagen zumeist noch überstehen, der zweite Lockdown aber bringt jetzt viele Betriebe an die Grenzen ihrer Existenz“, so der Präsident des Deutschen Brauer-Bundes, Dr. Jörg Lehmann, und der Präsident des

Verbandes der Privaten Brauereien Deutschland, Detlef Projahn, in einer gemeinsamen Erklärung. Ende nicht abzusehen Der Deutsche Brauer-Bund (DBB) und der Verband der Privaten Brauereien Deutschland (VPB), die gemeinsam die Interessen von mehr als 1500 mittelständischen und handwerklichen, überwiegend familiengeführten Betrieben der deutschen Brauwirtschaft vertreten, sehen den Fortbestand zahlreicher Brauereien akut gefährdet, zumal ein Ende des Lockdowns für das Gastgewerbe und eine Aufhebung des bundesweiten Veranstaltungsverbotes derzeit nicht annähernd absehbar seien. „Wir haben Verständnis, dass Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, die für die gesamte Gesellschaft eine sehr ernsthafte Bedrohung darstellt, durchgesetzt werden müssen“, betonen Lehmann und Projahn. „Von diesen Maßnahmen besonders betroffene Branchen wie die Brauwirtschaft benötigen dann allerdings zielgerichtete finanzielle Unterstützung zur Existenzsicherung, die bislang fehlt.“ Zwar sei es zu begrüßen, dass Bund und Länder europaweit einmalige Hilfsprogramme aufgestellt hätten, um in Not geratenen Branchen unmittelbar zu helfen. Zulieferer, die existenziell auf das Gastgewerbe und auf Veranstaltungen angewiesen sind, fallen dabei derzeit aber weitgehend unter den Tisch. Am Abgrund Gerade die Brauwirtschaft ist in erheblichem Umfang von der Schließung der Gastronomie und des

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Festbetriebs betroffen: Für viele Brauereien ist der Anteil an den Umsätzen von Fassbier, aber auch alkoholfreien Bieren und anderen Getränken, den sie über den Vertriebsweg Gastronomie tätigen, unersetzbar und überlebenswichtig. Je nach Ausrichtung des Betriebs können die Gastronomieumsätze bei mittelständischen, regionalen Brauereien bis zu 100 % des Gesamtumsatzes betragen. Der von Brauereien im Handel erzielte Umsatz kann den Wegfall des Gastronomiegeschäfts nicht annähernd ausgleichen. „Als engste Partner und Lieferanten der Gastronomie sind die Brauereien ein zweites Mal unmittelbar vom Lockdown betroffen“, so die Brauer-Präsidenten Lehmann und Projahn. Es werde oft übersehen, dass viele Brauereien zudem auch Verpächter von Gaststätten seien und durch den Ausfall, die Stundung oder den Erlass von Pachten zusätzlich Millio­n eneinbußen entstanden seien. Da nicht abzusehen ist, wie lange die Schließungen dieses Mal andauern werden, und die schrittweisen Verlängerungen des Lockdowns vorausschauende Planungen für betroffene Unternehmen unmöglich machen, sei es für die notleidenden Betriebe wichtig, kurzfristig Wirtschaftshilfen in Anspruch nehmen zu können, um die massiven finanziellen Ausfälle aus dem Gastronomiegeschäft zumindest teilweise kompensieren und damit Betriebsschließungen abwenden zu können. Bisher hätten viele der betroffenen Betriebe die bestehenden Hilfsmaßnahmen aufgrund der Fördervoraussetzungen nicht in Anspruch nehmen können. „Viele der familiengeführten Unternehmen stehen am Abgrund. Was diese Betriebe jetzt dringend brauchen, sind faire Überbrückungshilfen für eine klare Zukunftsperspektive.“

Ein Meilenstein bei Online-Events In jeder Krise steckt auch eine Chance – diese Überzeugung hat VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine im Sommer in einem Interview mit dem Braurei Forum vertreten. Eine Chance hat die VLB pandemiebedingt nun ergriffen und die 1. VLB International Brewing Web Conference (IBWC) auf die Beine gestellt, bei der Teilnehmer aus der ganzen Welt vom 1. bis 3. Dezember online in Berlin zu Gast waren. 22 hochkarätige Vorträge, Q-and-A-Sessions nach jeder Präsentation und gepflegte Get-together-Möglichkeiten mittels Video-Chat ließen beinahe vergessen, dass das Branchentreffen ein rein digitales war.

(ew) „Welcome to a different VLB“, sagte Michael Juul Jensen von Pall zu Beginn seines Vortrags. Und tatsächlich hat die VLB Berlin mit ihrer 1. International Brewing Web Conference neue Standards gesetzt. Über Monate hat ein Team mit Leidenschaft und Beharrlichkeit alles drangesetzt, dass diese Online-Veranstaltung ein Erfolg wird. Ein Studio wurde aufgebaut, ausgefeilte technische Lösungen installiert und alle Tools miteinander verzahnt, sodass vom 1. bis 3. Dezember ein Konferenz-Livestream in die Welt hinausging. Rege Beteiligung 230 registrierte Teilnehmer aus 33 Ländern (50 % aus Europa, 30 % aus Nord- und Südamerika, die restlichen 20 % verteilten sich auf Länder aus Asien und der Pazifikregion) waren zu Gast auf der

virtuellen Kongressplattform und wurden Zeugen einer gelungenen Digital-Premiere in Berlin. Die Beteiligung war rege – rund 100 bis 150 Teilnehmer waren regelmäßig „vor Ort“ und hörten sich insgesamt 22 hochkarätige Vorträge an, die im Vorfeld von der VLB und den jeweils präsentierenden Unternehmen aufgezeichnet und dem Tagungsprogramm entsprechend zu bestimmten Uhrzeiten live gestreamt wurden. Am 1. Dezember um 13.30 Uhr eröffnete VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine die 1. IBWC, stellte die VLB und ihre Aktivitäten vor und ging kurz auf das Programm ein, das die Teilnehmer in den kommenden drei Tagen erwartete. Den einführenden Worten folgte Aga Jarzabek von Euromonitor International, die in Analyzing the non-alcoholic beer market in the US einen Überblick über den US-

VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine eröffnet die 1. IBWC

IBWC-Platinsponsor

Foto: ew

Markt für alkoholfreies Bier lieferte. Dieser Markt sei zwar klein, aber wachse kontinuierlich. Im Anschluss an die Präsentation begannen Session 1 und 2 unter dem Motto Rohstoffe und verschiedene Biertypen, die Henrike Vorwerk und Dr. Martin Senz, beide VLB Berlin, moderierten. Axel Jany, Weyermann, erläuterte in Traditional specialty malts for modern beer creations, dass sich auch altbekannte Spezialmalze für außergewöhnliche und experimentelle Bierkreationen eignen. Sandro Cocuzza von Hopsteiner stellte in seinem Vortrag The impact of different hop compounds on the growth of selected beer spoilage bacteria in beer eine Studie vor, die das Hallertauer Unternehmen zusammen mit dem Forschungszentrum Weihenstephan für Brau- und Lebensmittelqualität durchgeführt hatte. Gegenstand der Studie war die Frage, inwieweit bestimmte Hopfeninhaltsstoffe das Wachstum von Schadorganismen, insbesonde-

v.l.: Alexander Scharlach, VLBGeschäftsführer Dr. Josef Fontaine und Roberto Biurrun im VLBStudio

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IBWC-Goldsponsoren


TECHNIK & TECHNOLOGIE

IBWC-Silbersponsoren

Q-&-A-Session mit Dr. Georg Wenk und Alexander Scharlach aus Sicht der Aufnahmeleiterin Julia Bork

IBWC-Bronzesponsoren

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re von Milchsäurebakterien, in Bier inhibieren können. Miguel Monsanto, PQ Corporation, betonte in seinem Vortrag Very low gluten and gluten free beers, dass glutenfreies Bier ein echtes Nischenprodukt sei, das bisher nur wenige Brauereien für sich zu nutzen wüssten. Prof. Dr. Brian Gibson, der unlängst die VLB-Stiftungsprofessur an der TU Berlin angetreten hatte, beschrieb in seiner Präsentation Taking a walk on the wild side: Exploitation of non-conventional yeasts in brewing unkonventionelle Wildhefestämme. Nach diesem Vortrag kamen die Teilnehmer in den Genuss eines einstündigen Einspielers von Fermentis. Evelyn Fonchy Penot sprach in Combining lactic acid bacteria and active dry yeasts for sour beer production über die neuesten Erkenntnisse hinsichtlich der Nutzung von Milchsäurebakterien bei der Würzesäuerung. Philippe Janssens schilderte in No and lowalcohol beer production through fermentation die Feinheiten der Herstellung alkoholfreier Biere mit spezifischen Hefen. Dr. Martin Senz, VLB Berlin, ging in seinem Vortrag Acidic fermented beverages: Playground for functionality and innovation auf derzeitige Trends und Aktivitäten im Bereich sauer fermentierter Getränke ein. Dabei beleuchtete er die Besonderheiten von Co-KulturFermentationen und die Potenziale für funktionale Getränke sowie die Herausforderungen bei der industriellen Herstellung. Scott Lafontaine, ebenfalls VLB Berlin, untersuchte in Characterizing volatile and nonvolatile factors influencing flavor and american consumer preference toward nonalcoholic beer die Vorlieben nordkalifornischer Verbraucher in Bezug auf weltweit gängige alkoholfreie Biersorten und identifizierte chemische Faktoren, die mit den bevorzugten Geschmacksprofilen zusammenhängen. Mit dieser Präsentation ging der erste Tag der IBWC erfolgreich zu Ende. Damit fiel den Organisatoren der Konferenz und den Strippenziehern hinter den Kulissen zumindest ein kleiner Stein von Herzen, weil vor allem die Technik reibungslos funktioniert hat. Wer noch Lust und Laune hatte, war herzlich dazu Brauerei Forum  –  Dezember 2020

eingeladen, sich im virtuellen Raum ein echtes Bier zu gönnen und sich mit anderen Tagungsteilnehmern kurzzuschließen und zu chatten. Technologie im Mittelpunkt Dr. Roland Pahl übernahm den Vorsitz der 3. Session, die den 2. Tag der Konferenz einläutete. Diese Session stand im Zeichen Brauereitechnologischer Innovationen und deren Anwendungsgebiete. Tobias Becher von Ziemann Holvrieka sprach in seinem Vortrag Influence of the mash filtration technology on the brewing process – breaking the boundaries of high-viscous mashes über verschiedene Läutersysteme und wie sie im Einzelnen Einfluss auf den Brauprozess nehmen. Becher ging in diesem Zusammenhang auf die Herstellung unterschiedlicher Produkte (bspw. Kwas) ein und beschrieb den Einfluss hochviskoser Würzen auf den Filtrationsprozess. Roland Schlenker und Isabel Osterroth von GEA eruierten in ihrem Beitrag Hard Seltzer – what’s behind the hype?, welches Potenzial das Trendgetränk, das seit geraumer Zeit aus Übersee zu uns herüberschwappt, birgt. Albert Wang skizzierte in Filtration technology of Lehui die Angebot­s­ palette im Bereich Filtrationstechnologie des in China ansässigen Unternehmens. Philipp Zeuschner, VLB Berlin, stellte mit Evaluation of gentle con­ Foto: jb

Virtueller Messestand veyance properties of centrifugal pumps eine neue VLB-Dienstleis­ tung vor, nämlich die der Evaluierung der Schonfördereigenschaften von Kreiselpumpen. Zeuschner skizzierte das Konzept, die Entwicklung des Verfahrens und schilderte erste Ergebnisse. In Session 4 drehte sich alles um das Thema Nachhaltigkeit, ein aktueller Dauerbrenner. Stefan Reimann, VLB Berlin, zeigte in New aspects of brewing waste water recycling Wege auf, wie Brauabwässer wiederverwendet werden können. Über Phytosanitary protection, status quo? berichtete Peter Hefner von Syngenta. Hefner sprach über die gesellschaftliche Verankerung des Themas Pflanzenschutz und skizzierte die Rolle einer nachhaltigen Landwirtschaft. Ralf Schneid von Krones präsentierte mit “Brewnomic” – the selfsufficient brewery in terms of energy to serve the important subject of sustainability ein ganzheitliches Energiekonzept, das sowohl die Reststoffe des Brauprozesses für die Erzeugung von Biogas als auch alternative Energiequellen (Sonnenenergie) und die Wärme aus der Würzekochung als Energielieferant verwendet. Mit diesem Blick in die Zukunft neigte sich auch Tag 2 dem Ende zu. Tag 3 begann mit Session 5, in der es um die Kontrolle der Produktqualität ging. Michael Juul Jensen von Pall Corporation präsentierte in seinem Vortrag Solutions to an extension in beer shelf life Lösungen für die Verlängerung der Haltbarkeit von Bier und ging auf einzelne Variablen ein, die bei der Produktstabilität eine besondere Rolle spielen. Patrick Dengg, Anton Paar, präsentierte in Novel headspace oxygen

measurement in a beer can or bottle neuartige Headspace-Sauerstoffmessung in einer Bierdose oder Flasche, die durch einen optometrischen Sensor erfolgt. Stefan Lustig von Anadolu EFES beschrieb in Food safety from a brewery manager‘s perspective die Lebensmittelsicherheit aus Sicht eines Qualitätsmanagers in einer Brauerei. Nach Roland Pahl übernahm Alex­ an­der Scharlach, VLB Berlin, Session 6, die die Qualitätskontrolle im Abfüllbereich und Logistik zum Thema hatte. Aleksander Broda von ROVI sprach über neue Methoden, mittels Sensoren die Beanspruchung von Flaschen und Dosen in der Praxis zu messen. In The Bottle Experience. Value factors of data driven cooperation in optimized glass container handling führte er die neuen Bluetooth-basierten Möglichkeiten vor. Dr. Georg Wenk, VLB Berlin, gewährte in 10 years “VLB‘s Proof of Performance Test for EBIs” – a look back and forward einen Einblick in zehn Jahre Erfahrung mit dem Leis­ tungsnachweis der VLB für Leerflascheninspektionsmaschinen. Im Gegensatz dazu stand die abgefüllte Flasche im Mittelpunkt der Ausführungen von Anton Diehl, Heuft. In Development of glassin-glass detection in filled bottles beschrieb Diehl die Entwicklung und die Schwierigkeiten der Glasin-Glas-Erkennung in abgefüllten Gebinden. Den Schlusspunkt setzte Ingo Pankoke, VLB Berlin. In seiner Darstellung Warehouse and distribution excellence – modern logistic con-

Konferenzteilnehmer im Chatroom

cepts for brewers and beverage producers zeichnete Pankoke ein Bild moderner Logistikkonzepte für Brauer und Getränkehersteller. Dabei ging es um interne Logistikprozesse, bspw. im Lager, aber auch um Prozesse auf dem Transportweg, konkret: Wie wirkt sich ein effektives Time-Slot-Management auf die LKW-Abwicklung auf dem Betriebsgelände aus? Begleitprogramm Nach der Ausstrahlung der jeweiligen Vorträge standen die Referenten, entweder live vor Ort oder über Zoom zugeschaltet, den Teilnehmern Rede und Antwort. Das Interesse war teilweise derart groß, dass nicht auf alle Fragen eingegangen werden konnte. Ein Grund mehr, Gesprächspartner auf den virtuellen Messeständen der Sponsoren, Aussteller und Medienpartner aufzusuchen. Außerdem standen Video-Chatrooms jedem jederzeit zur Verfügung. Dort konnten die Teilnehmer in den Pausen und nach den Vorträgen die Referenten kontaktieren und offene Fragen klären. „Das hat wunderbar funktioniert. Die räumliche Distanz war kaum spürbar“, sagte Olaf Hendel, technischer Projekteiter des IBWC. „Es war fast so, als hätte man sich persönlich getroffen.“ Zunächst wurde dieses Angebot nur zaghaft angenommen. Diejenigen, die es ausprobiert haben, waren ähnlich begeistert. „Ich genieße es, dass man sich in diesen Zeiten zumindest im Internet begegnen kann“, schwärmte Anton Diehl. „Nachdem sich das herumgesprochen hatte, waren die virtuellen Begegnungs-

Dr. Roland Pahl, VLB Berlin, im Gespräch mit Tobias Becher, Ziemann Holvrieka

Philipp Zeuschner, VLB Berlin, bei seinem Vortrag über Kreiselpumpen möglichkeiten am Ende sogar richtig frequentiert“, freute sich Alexander Scharlach, der das Networking VLBseitig konsequent betrieb. Roberto Biurrun, der die Kundenbetreuung des IBWC verantwortete, hat im Rahmen einer kurzen Abschluss-Zeremonie den aktivsten Networker unter den Teilnehmern ausgezeichnet. Gewonnen hat Dan Williams von der Camden Town Brewery (GB), der eine VLB-Publikation seiner Wahl erhielt und eine Einladung für den 2. IBWC-Kongress 2021. Ermutigt durch die positive Resonanz und den Zuspruch sind sich die Organisatoren einig: Der 2. IBWC wird kommen. Auch VLBGeschäftsführer Dr. Josef Fontaine ist zufrieden mit dem Verlauf der Veranstaltung: „Mein Dank geht an alle Sponsoren, Medienpartner und Teilnehmer, ohne die dieses Event nicht möglich gewesen wäre. Mein Dank geht auch an die Mitarbeiter, die mit der Realisierung dieses Projekts einen Meilenstein gesetzt haben. Aber alle gemeinsam sind wir eine VLB!“ Brauerei Forum  –  Dezember 2020

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

Effizienz-Agentur NRW

  VERPACKUNG & LOGISTIK

Störtebeker meistert mit Krones komplexe Abfüllund Logistikprozesse

Die Verpackungsstraße Varioline arbeitet mit zehn Robotern, die auf vier Module aufgeteilt sind. So meistert sie insgesamt 18 verschiedene Verpackungsva­ rianten.

(F.) Zum Krones-Lieferumfang gehörten neben einer neuen energieef fizienten Abfüllanlage mit einem Durchsatz von 40 000 Mehrweg-Glasflaschen pro Stunde auch ein Hochregallager mit knapp 30 000 Paletten-Stellplätzen von System Logistics. Alle Produktionsstellen werden mit Lösungen von Syskron und Triacos vernetzt. Eine Elektrobodenbahn verbindet dabei die vorhandene und neue Abfüllanlage, eine Keg-Linie und das Hochregallager sowie die LeergutSortierung und den Warenausgang miteinander. Verpackungsstraße Die Aufgabe war, die komplexen Arbeitsabläufe zu verschlanken und die Produktion dadurch effizienter zu gestalten: „Wir haben hier auf dem Gelände zehn Brauereien in einer, denn jedes unserer Biere kommt in eine eigene, sortenspezifische Kiste“, sagt Jürgen Nordmann, Inhaber der Störtebeker Braumanufaktur. Neben den Individualkästen bietet Störtebeker seine Biere in verschlossenen Sixpacks an. Deshalb entschied sich die Brauerei für die Verpackungsstraße Krones Varioline. Mit ihr lassen sich nicht nur Kästen und Closed Baskets verarbeiten, sondern noch 16 weitere Ausstattungsmöglichkeiten. Varioline ist die modernste derzeit am Markt verfügbare Verpackungsstraße – denn in ihr ist erstmals die neue TIA-Steuerung (Totally Integrated Automation) von Siemens integriert, wodurch ein höchstmöglicher Grad an Automatisierung realisiert werden kann. Ein positiver

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Foto: Krones

Die Störtebeker Braumanufaktur beweist Pioniergeist – nicht nur, wenn es um neue Biersorten und ein stringentes Marketing-Konzept geht, sondern auch bei der Erweiterung ihrer Produktionskapazitäten. Bei der Abfüllung und Verpackung, bei Intralogistik und IT setzt die Brauerei auf Krones – und bewältigt damit hochkomplexe Produktionsabläufe.

Nebeneffekt: Im Vergleich zu Verpackungsmaschinen mit diesem Leistungsumfang nimmt die Varioline nur etwa halb so viel Platz ein. Logistik- und IT-Konzept Das vollautomatische Hochregallager sowie das dazugehörige Warehouse Control System lieferte System Logistics. Das Lager mit seinen acht Gassen fasst knapp 30 000 Stellplätze, die von sechs Regalbediengeräten angesteuert werden. Die Elektrobodenbahn beliefert das Lager sowohl mit Flaschenund Kisten-Leergut als auch mit verkaufsfertigen Gebinden. Außerdem entschied sich Störtebeker dazu, sein vorhandenes SAPSystem von der Syskron Tochter Triacos an die neue Produktionslandschaft anpassen zu lassen und mit verschiedenen IT-Lösungen aus der Syskron SitePilot Suite wie Line Management, Line Diagnostics und Manufacturing Intelligence zu ver-

binden. So gelang es der Brauerei, Bestellungen und Geschäftsprozesse sowie Produktionsplanung optimal aufeinander abzustimmen. Dank Edge Device konnte Störtebeker außerdem die bereits vorhandene Krones Glaslinie in das Gesamtkonzept integrieren. „Als wir 2017 den Vertrag mit Krones geschlossen haben, war uns wichtig, dass Krones nicht nur die Abfüllanlage liefert, sondern auch die Intralogistik mit dem Hochregallager, die Customzing-Leistungen am SAP sowie die SitePilotLösungen für die Automatisierung im Auftrag enthalten sind“, fasst Jürgen Nordmann zusammen. Störtebeker habe schon früh das Thema Industrie 4.0 ins Auge gefasst und sich dafür die geeigneten Partner gesucht. „Mit der Investition jetzt haben wir einen weiteren maßgeblichen Schritt in diese Richtung getätigt und hoffen, so für die Zukunft gut aufgestellt zu sein.“

Privatbrauerei Moritz Fiege erhält Förderung des Bundesumweltministeriums Mit einer innovativen Waschmaschine für Bügelverschlussflaschen spart die Traditionsbrauerei Moritz Fiege Wasser und Energie ein und steigert ihre Produktivität. Für das erstmals in der Industrie eingesetzte Verfahren erhielt das Bochumer Unternehmen einen Zuschuss aus dem Umweltinnovationsprogramm des Bundesumweltministeriums. Unterstützt wurde es dabei durch die Finanzierungsberatung der Effizienz-Agentur NRW.

(F.) Die mittelständische Privatbrauerei Moritz Fiege GmbH & Co. KG grenzt sich von den großen Anbietern im Markt auch über den Einsatz von Bügelverschlussflaschen (0,33-l- und 0,5-l-Gebinde) ab. Die bis 2018 verwendete Flaschenwaschmaschine war Anfang der 2000er-Jahre auf Bügelbetrieb umgerüstet worden. Dies geschah durch den Einbau größerer Korbzellen, den Austausch von Pumpen, die Installation zusätzlicher Leitbleche in der Hauptlauge und durch eine auf Volumenstrom optimierte Laugeschwallung (Ringdüsen), die durch eine wesentlich größere zusätzliche externe Umwälzpumpe betrieben wurde. „Dieser Umbau entsprach bis 2018 dem Stand der Technik, da es keine Anlagen für Bügelflaschen am Markt gab“, erklärt Braumeister und Betriebsleiter Marc Zinkler. „Aufgrund der technischen Innovation einer speziellen Bügelflaschen-Waschmaschine und der damit verbunden Einsparmöglichkeiten entschieden wir uns, Foto: Privatbrauerei Moritz Fiege

die Investition in eine neue Anlage vorzuziehen.“ Kompakte Bauweise In der Anlage kommen zwei verstellbare pneumatische Einschubfinger zum Einsatz, die das Verklemmen der Bügelverschlüsse in der Waschkorbzelle in den Umlenkungen verhindern. Zudem können die Flaschenformate 0,5 l und 0,33 l gleich gut verarbeitet werden. Durch den Einsatz der Einschubfinger in den Umlenkungen kann die Anlage kompakter gebaut werden und bietet damit den Platz für diverse Wärmerückgewinnungssys­ teme, die den Energieverbrauch beim Erwärmen des Wassers sowie beim Ausspülen und Abkühlen der Flasche vermindern. Neben der erzielten Wassereinsparung (um ca. 460 ml auf etwa 170 ml pro 0,5 l Flasche) und und der Energiereduzierung (um ca. 19,14 Wh pro 0,5 l Flasche) konnte der Wirkungsgrad der Gesamtanlage um ca. 4 % (0,5-l-Flasche) bzw. 12 % (0,33-l-Flasche) gesteigert werden. Auch der Wartungsaufwand für die Maschine sank gegenüber der Altanlage und führte zu Einsparungen in Höhe von 15 000 € pro Jahr. Außerdem reduzierte sich der Verbrauch an Korb-Zellen, in denen die Flaschen transportiert werden, um 3540 Stück pro Jahr. „Die Ergebnisse bestätigen das hohe Effizienzpotenzial der neuen Flaschenwaschmaschine“, freut sich

Marc Zinkler. Insbesondere für mittelständische Brauereien, die sich über die Bügelverschlussflasche im Markt abheben wollen, ist das Verfahren interessant. Auf dem Weg zur Förderung Die Privatbrauerei Moritz Fiege nutzte im Vorfeld der Umsetzung die Unterstützung der Finanzierungsberatung der Effizienz-Agentur NRW (EFA) zur Antragstellung im Umweltinnovationsprogramm des Bundesumweltministeriums. Das Vorhaben wurde mit Mitteln in Höhe von ca. 359 000 € aus dem BMU-Umweltinnovationsprogramm gefördert. Nach der Bewilligung des Zuschusses wurde die EFA mit der Erstellung des Abschlussberichts sowie der Abstimmung des Messprogramms beauftragt. Der Projektabschluss erfolgte 2020. Insgesamt investierte das Unternehmen ca. 1 340 000 € in die Maßnahme. Die EFA wurde 1998 auf Initiative des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums gegründet, um mittelständischen Unternehmen in NRW Impulse für ein ressourceneffizientes Wirtschaften zu geben. Das Leistungsangebot umfasst die Ressourceneffizienzund Finanzierungsberatung sowie Veranstaltungen und Schulungen. Aktuell beschäftigt die EFA 31 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Duisburg und in acht Regionalbüros in Aachen, in Bielefeld (Region Ostwestfalen-Lippe), in Münster, in Kempen (Region Niederrhein), in Solingen (Region Bergisches Land), in Bonn (Region Rheinland) sowie in Südwestfalen an den Standorten Siegen und Werl.

Die Privatbrauerei Moritz Fiege profitiert vom Einbau seiner neu entwickelten kompakten Bügelflaschenwaschmaschine der Firma GM Getränketechnik & Maschinenbau Gera

Brauerei Forum  –  Dezember 2020

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

BrauBeviale/myBeviale.com

  BRAUER-SCHULE Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende

Dialogplattform für Getränkebranche gestartet

Hefe

Mitte November trafen sich drei Tage lang über 3000 Fachleute und Interessierte der internationalen Getränkebranche zu den Launch Days der myBeviale.com, um sich online bei den über 330 Unternehmen mit ihren rund 770 angebotenen Produkten zu informieren und untereinander auszutauschen. Das Rahmenprogramm und die Ausstellerpräsentationen der BrauBeviale 2020 Special Edition wurden aufgrund der Corona-Pandemie auf die neue Dialogplattform ins Netz verlagert und stehen Getränkeprofis und Brancheninsidern ab sofort ganzjährig kostenfrei zur Verfügung.

Die Aufgaben stellte Studienrat Andreas Großmann, Staatliche Berufsschule Main-Spessart/ Karlstadt

1. Brauhefen sind als obergärige und untergärige Hefen bekannt. Häufig werden sie aber auch bei ihren lateinischen Namen genannt. Welche der folgenden Hefen wird nicht im Gärkeller der Brauerei eingesetzt? a) Saccharomyces cerevisiae carlsbergensis b) Saccharomycodes ludwigii c) Saccharomyces cerevisiae uvarum d) Saccharomyces boulardii e) Saccharomyces cerevisiae cerevisiae 2. Viele Brauereien hegen und pflegen ihre eigene Hefe. Hefestämme, die von anderen Brauereien in den eigenen Betrieb „eingeschleppt“ werden, nennt der Brauer… a) Überläufer b) Wildhefen c) Fremdhefen d) Überschusshefen e) Übervergärer 3. Sowohl Hefen als auch Bakterien sind Einzeller. Aber sie unterscheiden sich nicht nur dadurch, dass die Hefe im Gegensatz zum Bakterium einen geordneten Zellkern hat, sondern auch in ihrer Gattung. Die Hefe gehört zu den... a) Pflanzen b) Pilzen c) Enzymen d) Lactobazillen e) Viren

Foto: VLB

4. Der physiologische Zustand der Hefe ist für den Gärführer (Brauer) von großer Bedeutung. Die Hefezellen sollten lebendig und gärkräftig sein. Wie wird die Methode zur Bestimmung des prozentualen Anteils der lebenden Hefezellen genannt? a) Mortalität b) Propagation c) Viabilität d) Reinzucht e) Vitabilität

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5. Bierhefe zeichnet sich dadurch aus, dass sie mit und ohne Sauerstoff Energie gewinnen kann. Ohne Sauerstoff „schaltet“ die Brauhefe auf Gärung um. Diesen Notstoffwechsel bezeichnet man auch als… a) Antioxidativen Stoffwechsel b) Glucosestoffwechsel c) Aerober Stoffwechsel Brauerei Forum  –  Dezember 2020

d) Maltosestoffwechsel e) Anaerober Stoffwechsel 6. Nachdem die Hefe in der Würze „angekommen“ ist, beginnt die log-Phase, in der sich die Hefe stark reproduziert. Durch welchen Prozess vermehren sich die Hefezellen in der Würze? a) Bestäubung b) Paarung c) Adoption d) Sprossung e) Sporenbildung 7. Die Brauhefen vom Stamm Saccharomyces werden auch als Zuckerhefen bezeichnet. Dies ist auf ihre Fähigkeit, verschiedene Kohlenhydrate (Zucker) zu verwerten, zurückzuführen. Welche der folgenden Kohlenhydrate kann die Brauhefe nicht verstoffwechseln? a) Fructose b) Glucose c) Maltose d) Amylose e) Saccharose 8. Während der Vermehrungsphase produziert die Hefe viele Gärungsnebenprodukte (GNPs). Diese Stoffe sind sowohl für das Aromaprofil eines Bieres verantwortlich, aber auch für diverse Fehlaromen. Welche der folgenden Stoffe passt nicht in die Kategorie „GNP“? a) Aldehyde b) Leucin c) Ester d) Vicinale Diketone e) Phenole Fachrechnen: Luft besteht zu 78 % aus Stickstoff und ca. 21 % aus Sauerstoff. Der Rest verteilt sich auf Argon und Kohlenstoffdioxid. Die Dichte der Luft beträgt 1,2 kg/m3. Mit wieviel Liter Luft müssen 220 hL Würze belüftet werden, wenn pro Liter Würze 8 mg Sauerstoff erreicht werden sollen? (volle L)

(Lösungen S. 35)

(F.) Mit der Plattform erweitert die NürnbergMesse Group ihr Angebot der Beviale Family auf den digitalen Bereich. Über 90 Aktionen mit rund 140 Einzelvorträgen und mehr als 150 unterschiedlichen Speakern gab es zu den Launch Days der myBeviale.com, der neuen Dialogplattform für die Getränkebranche. „Wir sind sehr dankbar, dass wir der Branche in diesem schwierigen Jahr zumindest virtuell eine Plattform zum Austausch bieten können. Sowohl Experten als auch Interessierte haben sich lebhaft beteiligt und wir haben viel positives Feedback erhalten“, zeigt sich Andrea Kalrait, Executive Director BrauBeviale bei der NürnbergMesse, zufrieden. Die Community der myBeviale.com erweist sich als global und bestätigt den internationalen Stellenwert der BrauBeviale: Aus mehr als 30 Ländern haben sich die Teilnehmer registriert. Vorträge, Seminare, Diskussionen Den Auftakt machte ein virtuell gut besuchter Talk mit renommierten Vertretern der Branche über die aktuelle Situation und die Chancen und Herausforderungen für die Getränkeindustrie. Mit dabei: der Verband Private Brauereien Bayern, der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), die Vereinigung Alkoholfreie Getränke-Industrie, BarthHaas und KHS. Der VDMA Fachverband Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen ist optimis­ tisch, dass sich der Fachzweig nach der Pandemie rasch wieder erholen wird. Ausschlaggebend hierfür sei, dass die weltweite Nachfrage nach hygienisch verpackten und damit sicheren Nahrungsmitteln

noch steige. Auch Stephan Barth, Geschäftsführer von BarthHaas, ist sich sicher, der Aufholeffekt werde enorm sein. Auf den sechs Themenbühnen Center Stage, Exhibition Stage, Craft Beverages und brau@home Stage, Technology Stage, Special Interest Stage und Award Stage war das Angebot breit gefächert. Das Motto des aktuellen BrauBeviale-Triples – sprich der Veranstaltungen 2018, 2019 und 2020 – war die Zukunfts­ fähigkeit der Getränkebranche. Dass dieses Motto zu den Launch Days aktueller denn je war, zeigte die hohe Beteiligung an Vorträgen, Seminaren und Diskussionsrunden. Die Beiträge reichten von Digitalisierung, Automatisierung oder Online-Vermarktung bis hin zu Abfüllungs- und Verpackungs­trends. Auch das Thema alkoholfrei fand großen Zuspruch. Ein Highlight im Programm, das nicht nur onsite gut ankommt, war die Award Ceremony des European Beer Star, der seit seiner Gründung 2004 seine Messeheimat auf der BrauBeviale hat. Brauereien und Branchenprofis aus aller Welt schalteten sich ein, um live die Bekanntgabe der Preisträger in Gold, Silber und Bronze mitzuerleben. Sensationelle 2036 Biere aus 42 Ländern waren Teil des Wettbewerbs.

8 Interessenten zugehen. Wer während der Launch Days bestimmte Beiträge verpasst hat, kann diese im Action-Bereich online abrufen. „Der erfolgreiche Start der Dialogplattform myBeviale.com hat gezeigt, dass wir als Messegesellschaft nicht nur onsite, sondern auch online Menschen vernetzen, Wissen vermitteln und Erlebnisse schaffen können“, so Dr. Michael Melcher, Executive Director Digital Products & Platforms bei der NürnbergMesse. Andrea Kalrait fügt hinzu: „Unser Dank gilt allen Teilnehmern und Partnern für ihr Vertrauen, mit uns in dieses neue Projekt zu starten. (...) Ich lade alle ein, myBeviale.com mit uns gemeinsam weiterzuentwickeln und den Bedürfnissen der Branche optimal anzupassen!“ Offline soll die nächs­te BrauBeviale turnusgemäß vom 8. bis 10. November 2022 in Nürnberg stattfinden.

Ein Blick hinter die Kulissen Foto: NürnbergMesse/Heiko Stahl

Für Bier werden spezielle Hefen verwendet, von denen es obergärige, zum Beispiel für Weizenbier und Dunkelbiere, und untergärige Vertreter für Pils, Export und Lager gibt. Für den Geschmack von Gärungsprodukten ist es entscheidend, welche Nährstoffe die Hefe nutzen kann.

Plattform gemeinsam weiterentwickeln Auf myBeviale.com steht die Community an vorderster Stelle. Registrierte Teilnehmer können sich mit anderen Fachleuten vernetzen und über die Chat- oder Videofunktion austauschen. Unternehmen präsentieren sich und können direkt auf Brauerei Forum  –  Dezember 2020

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IfGB AKTUELL

Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin

 TAGUNGEN  IfGB-FORUM

18. IfGB-Forum in Graz war ein Erfolg Vom 5. bis 8. Oktober 2020 hat das 18. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei in Graz stattgefunden. Rund 100 Experten aus Österreich, Deutschland und Italien erlebten eine anspruchsvolle Fachtagung mit spannenden Betriebsbesichtigungen und facettenreichem Rahmenprogramm – alles unter Einhaltung strikter COVID-19-Präventions-Maßnahmen.

Mit Unterstützung von

bin mit sehr großer Freude nach Graz gekommen, denn dies ist unsere erste Präsenzveranstaltung 2020.“ Im Hinblick auf die kommenden Hybrid- und Online-Veranstaltungen der VLB Berlin sagte er: „Es hat ein neues Zeitalter begonnen. Aber eine Präsenzveranstaltung bietet immer noch ganz andere Möglichkeiten der Netzwerkbildung.“ Das Vortragsprogramm am Dienstag umfasste eine Bestandsaufnahme der rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Spirituosenherstellung und -vermarktung sowie der Qualitätssicherung. Eine Referentin hatte nicht anreisen können und wurde online zugeschaltet. Der Dienstag­nachmittag war weiteren Betriebsbesichtigungen reserviert. In der Destillerie Franz Bauer begrüßten Inhaber Hans Werner Schlichte und sein Team die Besucher. Nach kurzer Ansprache ging es in Kleingruppen durch alle Bereiche des Unternehmens, von der Brennerei über die Destillatlagerung bis hin zu Ausmischung und Abfüllung. Bei der Destillerie Franz Bauer arbeitet man bis heute im Raubrand, Feinbrandverfahren. Neben speziellen Feinbränden

(WiK) Der Montagnachmittag begann mit der Besichtigung des Stammwerks von Stoelzle Oberglas in Köflach bei Graz. Das Unternehmen startete 1871 seine Produktion von Verpackungsglas und konnte sich in den letzten 20 Jahren am Weltmarkt als einer der führenden europäischen Hersteller von Verpackungsglas etablieren. Zur Gruppe gehören sechs Produktionsstandorte und drei Dekorationswerke. Werksleiter Markus Pöschl führte durch Produktion und Ausbildungswerkstatt. „Wir produzieren ein sehr brillantes Weißglas“, sagte Pöschl im Hinblick auf die hochwertigen Spirituosenflaschen. Einmal im Jahr erfolgt ein Farbwechsel, dann werden die grünen Kleinflaschen für Jägermeister hergestellt, die in der Destillerie Franz Bauer befüllt werden. Anschließend ging es in das Stoelzle-Glas-Center, ein technikgeschichtliches Museum, das auch die moderne internationale Glaskunst fördert. Dort klang der Tag beim Vorabendtreffen auf Einladung der Stoelzle Glas Group aus. Am nächsten Tag eröffnete VLBGeschäftsführer Dr. Josef Fontaine das IfGB-Forum mit den Worten: „Ich

macht die traditonsreiche österreichische Kategorie Schnaps den Großteil des Portfolios aus. Bei „Schnaps“ müssen mindestens 33 % des Gesamtalkohols aus der namengebenden Frucht stammen, der übrige aus Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs. Die Erzeugnisse dürfen weder aromatisiert noch gefärbt werden, eine Abrundungszuckerung ist erlaubt. Eine Auslobung „Österreichischer Qualitäts-Obstschnaps“ verbietet dagegen eine Zuckerung. Auch ein kurzer Einblick in die Jägermeister-Produktion war möglich, ehe die Führung im destillerieeigenen Lokal „Hirschbauer“ mit angeschlossenem Verkaufsladen zu Ende ging. Im Laden sind sowohl ein Jägermeister-Fanshop integriert als auch das kleine volkskundliche Museum der Familie Schlichte, das neben zahlreichen Kuriositäten auch eine Sammlung von Steinhäger-Gläsern zeigt. Diese Wacholder-Spirituose aus dem Heimatort der Familie Schlichte wird bis heute vom Partner-Unternehmen Schwarze & Schlichte in Steinhagen hergestellt und vertrieben. Parallel fand die Betriebsführung beim Messgerätehersteller Anton

Paar statt. Andreas Leks, der mit seinem Team die Kooperation mit dem IfGB geführt hat, begrüßte die Gäste und stellte im Konferenzraum das Unternehmen vor. In Kleingruppen ging es durchs Präsentationslabor, wo alle für die Qualitätssicherung von Getränken relevanten Messgeräte ausgestellt sind. Großes Interesse zog das mobile Alkoholmessgerät „Snap“ auf sich, das selbst für kleinere Produzenten erschwinglich ist. In der Montagehalle konnte man u. a. sehen, wie die aktuelle Baureihe der Biegeschwinger zusammengestellt wird. Alle, auch die InlineMessgeräte in Aktion, konnte man dann in der von Gebhard Sauseng geleiteten Pilotbrauerei begutachten und das „am besten analysierte Bier“ verkosten. Das Sudhaus befindet sich im gleichnamigen firmeneigenen Lokal, dem „Sudhaus“, das ein geräumiges und stilvolles Ambiente bot für den von Anton Paar ausgerichteten Begrüßungsabend. Das Vortragsprogramm am Mittwoch stellte Neuigkeiten aus der Brennerei- und Verpackungstechnik vor. Am Donnerstag, dem 8. Oktober, folgten zahlreiche Tagungsteilnehmer der Einladung zum Jubiläum „100 Jahre Destillerie Franz Bauer“ (S. 22). Viele Vortragsreferenten und Teilnehmer bedankten sich herzlich für die Durchführung des 18. IfGBForums als Präsenzveranstaltung. „Das war auch für uns eine ganz besondere Tagung“, sagt IfGB-Koordinatorin Wiebke Künnemann. „Den Erfolg verdanken wir vor allem unseren Sponsoren Destillerie Franz Bauer, Anton Paar und Stoelzle Oberglas, die uns auch in immer komplizierteren Zeiten treu zur Seite standen.“ Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine ergänzt: „Unser

Dank gilt natürlich auch unseren Vortragsreferenten und Moderatoren, die fast alle persönlich angereist sind. Nicht zuletzt danken wir der MesseCongress Graz und dem eigenen Team, besonders Jana Mahlau und Katherina Baron, die zusätzlich zur Vor-Ort-Organisation akribisch das COVID-19-Präventionskonzept umsetzten“, führt Dr. Fontaine aus. „Ohne unsere Tagungsteilnehmer wäre das Ganze natürlich auch nicht möglich gewesen“, fügt Wiebke Künnemann erleichtert hinzu. (Fortsetzung folgt) Abbildungen 1. Auf dem Weg in die Destillerie Franz Bauer in der Prankergasse im Zentrum von Graz 2. Rund 100 Experten der deutschsprachigen Spirituosenbranche besuchten das 18. IfGB-Forum im MesseCongress Graz 3. Meisteranwärter Martin Lugger führt die Besucher durch die Des­ tillerie Franz Bauer 4. Dr. Josef Fontaine (l.) und Georg Feith, CEO der Stoelzle Glas Gruppe, eröffnen das Vorabendtreffen 5. Hans-Werner Schlichte, Inhaber der Destillerie Franz Bauer, bedankt sich bei Dr. Josef Fontaine dafür, dass das 18. IfGB-Forum seiner Einladung nach Graz gefolgt ist 6. Dr. Josef Fontaine (l.) bedankt sich bei Dr. Jakob Santner, CTO Anton Paar, für die große Gastfreundschaft 7. Krönender Abschluss: Stammreferent Prof. Manfred Goessinger und Wiebke Künnemann genießen die Gastfreundschaft auf dem Firmenjubiläum der Destillerie Franz Bauer

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Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin

 UNTERNEHMEN

 FORTBILDUNG

Jubiläum 100 Jahre Destillerie Franz Bauer

Destillateurmeisterkurs 2020 verabschiedet

Es war eine beeindruckende Feier, zu der die Destillerie Bauer am Donnerstag, 8. Oktober 2020, lud. Neben Hunderten Kunden, Partnern und Gratulanten folgten auch Vertreter der steirischen Landes- und Grazer Stadtpolitik der Einladung in den urigen Firmen-Standort in der Grazer Prankergasse.

Am Abend des 16. Oktobers verabschiedeten IfGB und Vereinigung der Destillateurmeister die 16 Absolventen des Kurses „Fach- und handlungsspezifische Qualifikationen für Destillateurmeister“. Der zehnwöchige Kurs am Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin fand unter striktem Covid-19-Präventionskonzept statt. Die sich anschließenden handlungs- und fachspezifschen Prüfungen vor der IHK Berlin erlebten die Kursteilnehmer komplett online.

Siegfried Nagl überreicht das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Graz

Hans-Werner Schlichte taufte seine Brennblasen nach seiner Mutter Winifred Schlichte, seiner langjährigen Mitarbeiterin Anita Schubert sowie der Destillateurin Anna Neukart (v. r.)

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(BF) Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl verlieh im Rahmen der Veranstaltung dem Firmeninhaber Hans-Werner Schlichte das „Goldene Ehrenzeichen der Stadt Graz“. Unter den Gratulanten fanden sich auch Landesrat Johann Seitinger und Dr. Karl-Heinz Dernoscheg, Direktor der Wirtschaftskammer Steiermark. Auch zahlreiche Teilnehmer des 18.IfGB-Forums waren gern der Einladung gefolgt. Das Jubiläum war sowohl als Event als auch unter Corona-Präventionsaspekten perfekt organisiert. Die Prankergasse wurde zur Party-Meile ebenso wie viele Winkel und Höfe des Unternehmens. Jeder Bereich war einem eigenen Thema gewidmet, ob Cocktailbar, Streetfood- bzw. Naschmarkt oder Jägermeister-Lounge. Spielmannszüge, Liedermacher und Bar-Musiker sorgten für einen facettenreichen musikalischen Rahmen. Ein ausgelassenes Volksfest mit klaren Regeln: Fiebermessen am Eingang, Abstand und Maskenpflicht, sobald man sich nicht am am zugewiesenen Platz aufhielt. Das Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin (IfGB) war u. a. durch VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine und Wiebke Künnemann vertreten. „Wir sind sehr glücklich darüber, dass Herr Schlichte sein Firmenjubiläum zum Anlass genommen hat, uns mit dem

18. IfGB-Forum erneut nach Graz einzuladen“, sagte Künnemann. „Vor seiner Lebensleistung und seinem unermüdlichen Elan verbeugen wir uns und sind dankbar mit der Destillerie Franz Bauer ein so aktives und treues VLB-Mitglied zu haben“, ergänzte Dr. Fontaine. Firmengeschichte Im Jahr 1920 gründete Franz Bauer in der Grazer Sparbersbachgasse 9 einen Brennerei- und Destillationsbetrieb. 1931/32 wurde der Firmensitz in der Prankergasse erworben. 1961 übernahm die Agricola Getränke GmbH & Co., ein Tochterunternehmen der Familie H. W. Schlichte, die Firma Franz Bauer. Heute ist das Unternehmen die einzige noch in Graz existierende Destillerie. Mit modernen, Brenngeräten der Fa. Carl werden jährlich über 1 Mio. kg Früchte verarbeitet. 1967 füllte das Unternehmen in Graz die erste Flasche Jägermeister ab. Außerhalb Deutschlands ist die Destillerie Franz Bauer heute der einzige in Lizenz produzierende Betrieb für die Marke Jägermeister. Jährlich werden hier über 2 Mio. L Jägermeister vor allem in Kleinflaschen abgefüllt. Bauer ist außerdem Handelspartner vieler namhafter Spirituosenmarken wie Angostura, Barce16, Bunnahabhain, Francoli, Hine oder Stin Gin etc.

Fotos: Oliver Wolf

(WiK) Zehn der 15 zur Prüfung zugelassenen Kandidaten bestanden die Prüfungen im ersten Anlauf und dürfen nun den Titel Geprüfter Destillitateurmeister / Geprüfte Destillateurmeisterin tragen. Die Übrigen müssen sich noch in Nachprüfungen bewähren. Dem praxisorientierten Unterricht von der Rohstoffkunde über Technologie bis zur Qualitätssicherung schlossen sich vom 12. bis 16. Oktober die Prüfungen an. Mit einem sehr großen organisatorischen und logistischen Aufwand hatten Prüfungsausschuss und IHK Berlin Prüfungen durchgeführt, die Abschlüsse auch in Zeiten der Pandemie ermöglichten. Selbst den praktischen Prüfungen waren die Prüfer online zugeschaltet. Diese zeitgemäße Prüfungsform führte dazu, dass die Prüfungsergebnisse nicht zeitnah vorlagen. IfGB/ VLB Berlin und Vereinigung der Destillateurmeister luden trotzdem am Abend des letzten Prüfungstages zur Kursabschlussfeier in „Mampes neue Heimat“ ein. Trotz der an jenem Abend noch unbekannten Ergebnisse, zeigten sich die Absolventen erleichtert und vergnügt. Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine überreichte die Teilnahmezertifikate. „Sie haben im Kurs ausgezeichnet mitgearbeitet. Der Geprüfte Destillateurmeister

ist in der betrieblichen Praxis dem Bachelor-Abschluss gleichgestellt – entsprechend sind die Prüfungen sehr anspruchsvoll“, betonte er. Wiebke Künnemann überreichte die DLG-Zertifikate zum Sensoriksachverständigen für Spirituosen. „Wir bedanken uns bei der DLG, dass sie die Prüfung für die Meisteranwärter auch in dieser Zeit durchgeführt und die Zertifikate so zügig erstellt hat“, sagte Künnemann. Der erste Vorsitzende der Vereinigung der Destillateurmeister Gregor Thormann ging auf die schwierigen Rahmenbedingungen von Kurs und Prüfungen ein. „Kein Kurs hatte je einen so steinigen Weg wie Sie“, wandte er sich an die Absolventen. „Seien Sie künftig Vorbilder, seien Sie gute Ausbilder“, legte er ihnen ans Herz. Er stellte die Vereinigung vor und äußerte die Hoffnung, dass man sich künftig dort wiedersehen werde. Abschließend dankte er der VLB für ihr Kursangebot und betonte: „Die VLB nimmt Kritik ernst, der diesjährige Kurs ist ein so anderer als der, den ich absolviert habe.“ Dr. Fontaine bedankte sich abschließend bei allen Dozenten, die mit Engagement und Expertise Präsenzunterrichterricht auch in Zeiten von Covid-19 ermöglicht haben.

Die Gastgeber Dr. Josef Fontaine (r.) und Gregor Thormann

Tom Inden-Lohmar stellte die Unternehmens- und Markengeschichte des Berliner Traditionslikörs Mampe vor

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Fotos: WiK


IfGB AKTUELL

Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin

BSI

BSI

Spirituosen-Forum des BSI – online

„Craft Spirits Festival (Gin) 2020“

Unter dem Motto „Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Wirtschaft, den Vertrieb und die Digitalisierung“ hat der Bundesverband der Deutschen Spirituosenindustrie und -importeure (BSI) am 29. Oktober 2020 sein 19. Spirituosen-Forum in Form eines Web-Seminars durchgeführt. Zugeschaltet waren rund rund 100 Teilnehmer aus den Branchenbetrieben, der Zulieferindustrie sowie der Politik und Verbände. (F.) Studienautor und Foodexperte Dr. Werner Motyka, Munich Strategy, München, informierte über Food & Packaging beyond Corona – Langfristige Auswirkungen von COVID-19 auf sechs zentrale Handlungsfelder der Nahrungsmittel- und Verpackungsindustrie. Er betonte u. a. Folgendes: „Systemrelevanz ist keine Überlebensgarantie. Trotz vergleichsweise guter Ausgangsbedingungen gilt auch für die Nahrungsmittel- und Verpackungsindustrie: Es gibt kein Zurück zum Modus ‚vor Corona‘!“ Prof. Dr. Martin Fassnacht, Lehrstuhl für Strategie und Marketing, Otto Beisheim School of Management, Düsseldorf, analysierte in seinem Vortrag Die „neue Realität“ im Vertrieb aufgrund der Corona-Krise. Er stellte fest: „Eine eigene Online-Direktverkaufsstrategie im Kontext einer übergeordneten Omnichannel-Vertriebsstrategie ist wichtiger denn je.“ Im Rahmen von Social Media würden bisherige Kommunikationsinstrumente stärker mit Vertriebsaktivitäten verschmelzen und so werde Social Media zu einem wichtigen Vertriebskanal für Hersteller. Über den Einfluss von Covid-19 auf den deutschen Spirituosenmarkt referierte Dr. Rebecca Hertl, The Nielsen Company, Frankfurt/M, u. a. mit folgender Aussage: „Die Spirituose hat im Off-Trade, im LEH und DM seit Jahresbeginn eine andere Performance als im Vorjahr erzielt.“ Andererseits mussten die Cash-and-Carry-Märkte deutliche Einbrüche hinnehmen, hauptsächlich getrieben durch pandemiebedingte Verluste in der Hotellerie und Gastronomie. Mit seiner Präsentation Getränkekonsum der digitalen User und digitales Marketing in der Zukunft beleuchtete Siamac Alexander Rahnavard, Echte Liebe – Agentur für digitale Kommunikation, Köln,

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Brauerei Forum  –  Dezember 2020

die Vorlieben onlineaffiner Verbraucher rund um alkoholhaltige Getränke und Spirituosen und bot spannende Einblicke in ihr Konsumverhalten: „Der Nutzer konsumiert digital – wie kann ich als Anbieter meine Kommunikation so gestalten, dass ich den Konsumenten erreiche – zeitgemäß – im richtigen Kanal?“ Es bedürfe einer Neubetrachtung des Verbrauchers. Annahmen zur Zielgruppe müssten verifizierten Informationen weichen. Außerdem solle Marketing integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie werden. BSI-Präsident Thomas Ernst schlussfolgerte, dass die Phasen des Corona-Lockdowns, des Exits und der Roadmap für die mögliche Rückkehr zur „neuen Normalität“ die deutsche Wirtschaft, aber auch die Spirituosenbranche nachhaltig fordern werde. Die insbesondere aufgrund der stark rückläufigen Nachfrage nach Spirituosen in der Gastronomie, im Tourismus sowie DutyFree- und Event-Bereich. (ca. 20 % Distribution im Jahresdurchschnitt, die voraussichtlich bis Jahresende 2020 nicht ausgeglichen werden können). „Umso erfreulicher ist es, dass die Nachfrage im Lebensmittel-Einzelhandel nach Spirituosen in den vergangenen Monaten leicht gestiegen ist.“ Eine seriöse Konsumprognose für die Entwicklung am Spirituosenmarkt bis Ende 2020 könne allerdings erst dann gegeben werden, wenn absehbar ist, wie sich die Corona-Schutzmaßnahmen in Deutschland weiterentwickeln. Thomas Ernst hofft jedoch auf eine leichte Belebung des Spirituosengeschäftes in der Weihnachtszeit. Das Spirituosen-Forum des BSI im Herbst 2021 ist als Präsenz-Veranstaltung geplant, teilte Geschäftsführerin Angelika Wiesgen-Pick mit. Alle Präventions-Aktivitäten des BSI werden fortgeführt.

Mit dem „Craft Spirits Festival Gin 2020“ hat der Bundesverband der Deutschen Spirituosenindustrie und -importeure (BSI) eine neue Online-EventReihe gestartet. Diese Veranstaltungen widmen sich jeweils einer bekannten Spirituosengattung. Den Auftakt machte das Gin-Festival, das bei der Premiere des neuen Formats vom 13. bis zum 15. November 2020 den Gin in den Mittelpunkt stellte. Unter www.craft-spirits-festival. com präsentierten 22 Produzenten ihre handwerklich hergestellten Gins. Vertreten waren u. a. auch die IfGB-Absolventen Jan Kreutz (Berlin Distillery), Michael Mayer (Destilleum) und Peter Esser (Pittermanns Destille). Mittels spezieller Tasting-Pakete fanden zudem Online-Verkostungen statt, bei denen die Hersteller zu ihrem Handwerk und ihren Produkten direkt Rede und Antwort standen. Unterstützung erfuhr die Online-Veranstaltung von namhaften Influencern und Bloggern aus der Welt des Gins. Neben dem ungebrochenen Interesse an nationalen und internationalen Markenspirituosen, sind es die handwerklich hergestellten Spirituosen – oftmals mit regionalem Bezug – die in Deutschland immer mehr Aufmerksamkeit gewinnen. „Die Konsumenten schätzen vermehrt Handwerk, Qualität und Tradition einer Spirituose. Sie möchten sich mit dem Produkt, das sie bewusst genießen, eingehend beschäftigen und mehr über die Herstellung erfahren“, analysiert Angelika WiesgenPick, Geschäftsführerin des BSI. Das treffe auf den Gin, aber auch auf anderen Spirituosengattungen zu. Der Erfolg der Veranstaltung mit 400 Teilnehmern macht Mut, die Reihe mit Whisk(e)y und Rum fortzusetzen.

 AUSZEICHNUNGEN

BMEL verleiht Bundesehrenpreise für Spirituosen 2020 Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat acht Spirituosenhersteller mit dem Bundesehrenpreis ausgezeichnet. Die höchste Auszeichnung der deutschen Ernährungswirtschaft wird jährlich getrennt nach Produktkategorien an deutsche Lebensmittelproduzenten verliehen. Pandemiebedingt wurde auf eine persönliche Übergabe verzichtet. (BF) Die Preisträger hatten zuvor in den Qualitätsprüfungen der DLG (Deutsche LandwirtschaftsGesellschaft) die besten Gesamtergebnisse erzielt. Bundesministerin Julia Klöckner gratulierte mit dem DLG-Präsidenten Hubertus Paetow zu dieser Ehrung. Eine offizielle Preisverleihung konnte aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden. „Mit dem Bundesehrenpreis zeichnen wir die Qualitätsbotschafter der Branche aus: Die von den Preisträgern hergestellten Produkte sind von unabhängigen Experten chemischanalytisch und sensorisch geprüft. Darauf können sich die Verbraucher verlassen, der Preis ist damit auch für sie eine hilfreiche Orientierung beim Einkauf. Bewusster Genuss, darum geht es. Den Preisträgern gratuliere ich herzlich“, sagte Bundesministerin Julia Klöckner. Der Bundesehrenpreis steht nach

den Worten des DLG-Präsidenten für eine außerordentliche Qualitätsleistung. „Wer die höchste Auszeichnung der deutschen Ernährungswirtschaft erhält, dokumentiert eindrucksvoll, dass er zu den Spitzenbetrieben zählt und richtungsweisende Maßstäbe hinsichtlich Qualität, Genuss und Geschmack setzt“, betonte Hubertus Paetow.

Wiesbaden (Kuemmerling) • Rola GmbH & Co. KG Weinbrennerei u. Likörfabrik, Rottenburg

Bundesehrenpreis in Gold*: DSM Deutsche Spirituosen Manufaktur GmbH, Berlin

Ausgezeichnete VLB-Mitglieder „Wir freuen uns sehr darüber, dass in diesem Jahr so viele VLB-Mitgliedsunternehmen unter den Preisträgern sind und sogar der Bundesehrenpreis in Silber an unser langjähriges Mitglied Berentzen-Gruppe geht“, sagte VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine.

Bundesehrenpreis in Silber*: • Pabst & Richarz Vertriebs GmbH, Minden (Berentzen-Gruppe) Bundesehrenpreise von VLBMitgliedern: • Birkenhof Brennerei GmbH, Nistertal • Henkell & Co. Sektkellerei KG,

Weitere Bundesehrenpreise • Laux GmbH, Föhren • St. Nikolaus Kräuterspezialitäten GmbH, Rheinberg • WAJOS GmbH Die Genussmanufaktur, Dohr

* Für die zwei besten Betriebsleistungen bundesweit wird der Bundesehrenpreis in Gold und Silber verliehen.

Bundesehrenpreisverleihung in Zeiten des HomeOffice (v. l.): Steffi und Peter Klöckner, BirkenhofBrennerei, Martin Wingbermühlen und Pabst & Richarz (Berent -zen-Gruppe) sowie Andreas Büdenbender, Henkell & Co. (Kuemmerling)

Foto:Henkell & Co.

 VERANSTALTUNGEN

Foto: Berentzen-Gruppe

 NACHRICHTEN

Foto: J. Willwacher Foto: WiK

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BETRIEBSWIRTSCHAFT

 BRAU-BÖRSEN-BILANZ

Durchatmen im 3. Quartal 2020 Der deutsche Dax 30 (FAZ 100) ging mit 12 761 (2248) Punkten aus dem September 2020 – eine Abschwächung im Vergleich zum Ultimo 2019 von -3,7 (rd. -8,9) %.

Im Oktober verloren die Börsenbarometer bis Monatsschluss -9,4 (-9,1) % auf 11 556 (2044) Zähler. Mit gestiegenen Aussichten auf einen alsbald verfügbaren Covid19-Impfstoff drehten die Indizes bis 19. November 2020 auf 13 086 (2301) Punkte. ABI: Absatz im 3. Quartal 2020 über dem Vorjahr Weltbierprimus Anheuser-Busch InBev hat seinen Getränkeabsatz im 3. Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahresquartal trotz Pandemie auf 146,6 (143,4) Mio. hl steigern können. Vergleichbar wurden +2,8 Mio. hl mehr verkauft (+1,9 %), aus Konzernveränderungen kamen weitere +0,4 Mio. hl. Eigenbier kam noch stärker voran auf 130,7 (127,3) Mio. hl, davon +3,4 Mio. hl aus dem laufenden Geschäft (+2,6 %). Sonstige Getränke gingen vergleichbar -2,5 % zurück. Regional entwickelten sich die Getränkeumsätze dabei sehr unterschiedlich: Am stärksten legte Südamerika zu, das knapp +15 % auf 36,3 (31,6) Mio. hl sprang. Für Brasilien wurden +19,8 % bei Getränken genannt, allein +25,4 % bei Bier auch dank „Brahma Duplo Malte“. Nord­amerika zeigte sich freundlich auf 29,5 (29,0) Mio. hl (vergleichbar +0,4 Mio. hl bzw. +1,5 %). St. Louis freute sich über ein starkes Quartal mit leichtem Marktanteilsgewinn auch dank „Bud Light Seltzer“ und einmal mehr „Michelob Ultra“ – trotz Herausforderungen aus den Lieferket ten. Auch Kanada habe

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stark und besser als der Markt ge- verzehrten -0,9 Mrd. US-$. Regioschlossen. Asien/Pazifik lag gut nal stand Südamerika für 1,9 (2,1) behauptet bei 27,7 (27,5) Mio. hl Mrd. US-$ Umsatz, da überproporti(vergleichbar +0,5 %), wobei China onale +0,4 Mrd. US-$ bzw. +19,5 % auch dank Gastronomie-Erholung aus dem laufenden Geschäft (Brasium +3,1 % vorankam. Mittelame- lien: +21,4 %) reichlich aufgezehrt rika tendierte schwächer auf 32,5 wurden von -0,5 Mrd. US-$ aus (33,3) Mio. hl (vergleichbar -1,1 Wechselkursen sowie HyperinflatiMio. hl gleich -3,3 %, gegenläufig on. Deshalb machte auf der Umsatz+0,3 Mio. hl aus Konzernverän- seite vor allem Nordamerika Freude derungen). Mexiko habe sich von mit +0,2 Mrd. US-$ gleich +4,7 % auf der Schließung im 2. Quartal 2020 4,4 (4,2) Mrd. US-$. Die hl-Umsätze schnell erholt und mit mittel ein- stiegen in den Staaten +3,5 %. Gut stelligem Plus über dem Markt gele- behauptet zeigte sich Asien/Pazigen. Kolumbien habe fik mit konstant 1,8 hingegen hoch einMrd. US-$, wobei China Heute in der vergleichbar +4,8 % stellig verloren, da die Brau-BörsenMaßnahmen zur Panmehr erlöst habe. Bilanz Ohne Währungsdruck demie-Eindämmung hätte auch Mittelamedort erst im August • AB InBev gelockert wurden. Und rika konstant geschlos• Carlsberg Europa/Nahost/Afrika sen, nach Währungs• diageo schloss schwach mit umrechnung standen • Heineken u.a. -6,5 % auf 20,4 (21,8) 2,6 (2,9) Mrd. US-$ Mio. hl. Europa habe Erlös. Mexiko habe auch dank sukzessiver vor Wechselkursen Wiedereröffnung der Gastronomie zweistellig zugelegt, während Koklein einstellig mehr verkauft. Da- lumbien hoch einstellig abgab. In gegen brach Südafrika wegen des Europa/Nahost/Afrika stellte sich neuerlichen Alkoholverkaufsver- der Umsatz auf 1,9 (2,0) Mrd. US-$, bots von Mitte Juli bis Mitte August wobei der Rückgang gut zur Hälfte um fast -25 % ein, während Nigeria aus dem laufenden Geschäft kam zweistellig zulegte. In den ersten (-3,3 %). Europa kam mittel einstel9 Monaten 2020 stellte sich der lig voran, während Südafrika beim ABI-Getränkeabsatz so auf 386,2 Umsatz vergleichbar zum Absatz (419,4) Mio. hl (vergleichbar -34,3 einbrach. Die Umsätze der ABIMio. hl gleich -8,2 %, +1,0 Mio. hl Weltmarken „Budweiser“, „Stella aus Konzernveränderungen). Eigen- Artois“ und „Corona“ stiegen um bier stand dabei für 341,0 (371,4) insgesamt +6,8 %. „Budweiser“ sei Mio. hl (vergleichbar -31,0 Mio. hl besonders in China, Brasilien und Großbritannien gefragt gewesen. gleich -8,3 %). Für ihr 3. Quartal 2020 sprach LeuNordamerika macht Freude ven von einer starken und ausbalanDer Konzernumsatz von IFRS- cierten Umsatzleistung. Bilanziererin ABI stellte sich im 3. Quartal 2020 netto auf 12,8 (13,2) Neunmonatsergebnis besser als Mrd. US-$. (1 € galt am 1. Oktober zum Halbjahr 2020 1,175 US-$.) Vergleichbar er- In den ersten 9 Monaten 2020 löste Leuven +0,5 Mrd. US-$ gleich ging der ABI-Konzernumsatz netto +4,0 % mehr, wobei die hl-Um- auf 34,1 (39,0) Mrd. US-$ zurück. sätze +2,3 % stiegen. Währungs- Vergleichbar stellten sich die Erumrechnung sowie Hyperinflation löse -2,6 Mrd. US-$ gleich -6,8 %,

und die Währungsumrechnung belastete mit -2,3 Mrd. US-$. Die 3 Weltmarken hätten insgesamt -7,2 % weniger umgesetzt. Das Betriebsergebnis vor Einmaleffekten wurde mit 8,9 (12,3) Mrd. US-$ ausgewiesen. Einmaleffekte saldierten sich durch die von der Pandemie ausgelösten Firmenwertabschreibungen des 2. Quartals (s. BF 8, August 2020, S. 21-22) auf -2,9 (-0,2) Mrd. US-$ Aufwand. Das Finanzergebnis, 2019 begünstigt und 2020 belastet durch Einmaleffekte, stellte sich auf -7,4 (-0,3) Mrd. US-$ Aufwandssaldo. Es enthält -2,9 (-2,8) Mrd. US-$ laufende Nettozinskos­ ten. Nach konstant +0,1 Mrd. US-$ Beteiligungser trag , -1,1 (-2,3) Mrd. US-$ Ertragsteuern und +2,1 (+0,3) Mrd. US-$ Gewinnsaldo aus nicht fortgeführtem Geschäft (Australien) schloss ABI ihre ersten 9 Monate 2020 mit -0,40 (+9,94) Mrd. US-$ Verlust (Vorjahreszeitraum: Gewinn). Davon waren -0,86 (+9,06) Mrd. US-$ den Aktionären der Muttergesellschaft zuzurechnen. Zum 1. Halbjahr 2020 hatte der Verlust noch bei -1,69 (+6,64) Mrd. US-$ gelegen, davon -1,90 (+6,06) Mrd. US-$ an die Aktionäre der Mutter. Angesichts der mit Covid-19 verbundenen Unsicherheit zahlt Leuven keine Zwischendividende für 2020 und kündigte den Vorschlag zu einer Dividende fürs Gesamtjahr 2020 zum 25. Februar 2021 an. Ende Oktober 2020 erwartete ABI eine im Vergleich zu den ersten 6 Monaten verbesserte Unternehmensleistung im 2. Halbjahr 2020 und zeigte sich mit Blick auf

Europa vorsichtig angesichts neuerlicher Einschränkungen. Auch Heineken freut sich im 3. Quartal 2020 über Amerika Die Heineken N.V. hat für ihr 3. Quartal 2020 einen Getränkeabsatz im Konzern von 71,3 (73,7) Mio. hl gemeldet. Aus dem laufenden Geschäft kamen dabei -2,3 Mio. hl (-3,2 %) und aus Konzernveränderungen -0,1 Mio. hl. Auch in Amsterdam lief Bier besser, auf 62,9 (64,2) Mio. hl, davon -1,2 Mio. hl aus dem laufenden Geschäft (-1,9 %). Sonstige Eigen­getränke stellten sich -9,9 % auf 6,4 (7,1) Mio. hl. Hinzu kamen 2,0 (2,4) Mio. hl Handelsware. Der Gruppen­ bierabsatz stellte sich inkl. 2,1 (1,7) Mio. hl Lizenzbier und den anteiligen Absätzen von Gemeinschaftsunternehmen und Assoziierten wie China Resources Beer oder Paulaner auf 76,6 (78,0) Mio. hl. Zurück zu den KonzernGetränkeverkäufen: Am besten schloss Amerika mit konstant 23,6 Mio. hl (vergleichbar +0,1 Mio. hl bzw. +0,6 %). Bei Bier legten die Staaten wie auch Brasilien im niedrigen 10er-Prozentbereich zu, während Mexiko infolge der AntiPandemiemaßnahmen mittel einstellig verlor. Afrika/Nahost/Osteuropa gab -0,3 Mio. hl bzw. -2,8 % ab auf 12,0 (12,4) Mio. hl. Dabei brach

Südafrika bei Getränken im 40erProzentbereich ein und Äthiopien verlor bei Bier im hohen 10er-Prozentbereich, während Russland bei Bier klein einstellig zugewann und Nigeria bei Bier im hohen 10erProzentbereich zulegte. Europa tendierte -1,2 Mio. hl bzw. -4,0 % schwächer auf 28,8 (30,0) Mio. hl. Großbritannien zeigte sich bei Bier freundlicher, wo ein Gastronomie-Einbruch im hohen 20er-Prozentbereich, der ähnlich in den HeinekenPubs zu sehen war, durch den Handel reichlich aufgefangen wurde. Italien und Polen gewannen bei Bier mittel einstellig zu. Frankreich kompensierte Horeca-Rückgänge im mittleren Zehnerbereich, während die Niederlande, wo die Gastronomie vergleichbar zum Vereinigten Königreich einbrach, mittel einstellig abgaben und Spanien im niedrigen Zehnerbereich Absatz verlor. Asien/Pazifik schließlich brach -0,9 Mio. hl bzw. -12,1 % ein auf 6,8 (7,7) Mio. hl, davon 6,6 (7,5) Mio. hl Bier. Der Gruppenbierabsatz wurde dort incl. 0,8 nach 0,7 Mio. hl Lizenzbier mit 16,8 nach 18,1 Mio. hl angegeben. Vietnam habe bei Bier hoch einstellig verloren, womit Amsterdam besser lag als der dortige Markt, auf dem sich Heineken jetzt als Marktführer sieht. Kambodscha brach im hohen 30er-Prozentbereich ein. Die Marke „Heineken“ legte +7,1 %

AB InBev: 3. Quartal 2020 und 2019 im Vergleich Getränke­absatz (Mio. hl) Regionen

Umsatz (Mio. US-$)

Normalis. EBIT (Mio. US-$)

US-$/hl Getränke

Betriebs­marge (%, Basis normal. EBIT)

3Q2020

3Q2019

3Q2020

3Q2019

3Q2020

3Q2019

3Q2020

3Q2019

3Q2020

3Q2019

Nordamerika

29,53

29,01

4352

4151

1594

1446

147

143

36,6

34,8

Mittelamerika

32,45

33,27

2644

2946

1126

1353

81

89

42,6

45,9

Südamerika

36,27

31,6

1937

2055

452

540

53

65

23,3

26,3

Europa/Nahost/Afrika

20,38

21,81

1876

1992

366

496

92

91

19,5

24,9

Asien/Pazifik

27,66

27,5

1838

1819

487

484

66

66

26,5

26,6

Globaler Export, Holdings

0,32

0,23

168

209

-271

-206

146,61

143,42

12 816

13 172

3754

4114

87

92

29,3

31,2

Gesamt

Quelle: AB InBev-Pressemitteilung zum 3. Quartal und 9 Monaten 2020 (Basis: ungeprüfter IFRS-Konzernabschluss; nach Restatement um AustralienGeschäft). US-$/hl und EBIT-Rendite: S.W. US-$/hl für Nordamerika und in Summe verzerrt durch Nichtgetränke-Umsätze. EBIT = Gewinn vor Finanzergebnis und Ertragsteuern; normalisiert = ohne Einmaleffekte (außerordentliche Erträge/Aufwendungen) Brauerei Forum  –  Dezember 2020

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BETRIEBSWIRTSCHAFT

zu auf 11,9 Mio. hl dank Amerika und Asien/Pazifik unter Einbruch in Afrika/Nahost/Osteuropa. Amsterdam nach 9 Monaten wieder mit Gewinn In den ersten 9 Monaten 2020 hat der Heineken-Konzern so 186,4 (206,8) Mio. hl Getränke verkauft (vergleichbar -20,1 Mio. hl bzw. -9,7 %). Davon entfielen 165,4 (180,3) Mio. hl auf Bier (vergleichbar -14,6 Mio. hl bzw. -8,1 %). Sons­t ige Getränke brachen -16,8 % ein auf 16,7 (20,1) Mio. hl. Und der Gruppenbierabsatz wurde mit 197,1 (204,3) Mio. hl genannt. In den ers­ ten 3 Quartalen haben sich Asien/ Pazifik und Europa bei den Amsterdamern noch besser geschlagen als Amerika und Afrika/Nahost/Osteu­ ropa. Die Marke „Heineken“ schloss bei 31,0 Mio. hl (+1,0 % dank Amerika). Ihren Konzerngewinn nach Anteilen Dritter für die ersten 9 MoDie Lage bleibt stark schwannate 2020 teilte kungsanfällig und ungewiss. die Heineken Wir erwarten, dass CovidN.V. mit +0,40 19-Ausbruchswellen weiterhin (+1,67) Mrd. € viele unserer Märkte maßmit. Fortgesetzgeblich belasten werden, und te Kostendämpdies zusätzlich zu steigendem fung habe die Rezessionsdruck führt. Belastungen aus niedrigerem Absatz, negativem Dolf van den Brink, HeinekenProduk t- und CEO, 28. Oktober 2020 Kanalmix und Pandemiekosten (inkl. verlorener Darlehn und außerplanmäßiger Abschreibungen) abgemildert. Damit ist Amsterdam, die im 1. Halbjahr auf dieser Ebene noch bei -0,30 (+0,94) Mrd. € geschlossen hatte, mit dem 3. Quartal in die Gewinnzone zurückgekehrt. Im 4. Quartal 2020 dürften positive Effekte aus Kostendämpfung aber niedriger ausfallen als im 3., teilte Heineken Ende Oktober 2020 mit. Hingewiesen wurde auf Währungsdruck vornehmlich aus Mexiko und Brasilien. Strategisches Ziel sei eine beschleunigte Rückkehr zu profitablem Wachstum in einer sich rasch verändernden Welt nach Covid-19, unter Vereinfachung und Anpassung der Kostenbasis. Bereits angekün­digt wurde eine deutliche Verschlankung von Zentrale und Regionalniederlassungen ab dem 1. Quartal 2021. Neu kam Heineken mit Hard Seltzer in Mexiko und Neuseeland. Aus dem von ABI an Asahi verkauften Australienge-

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Brauerei Forum  –  Dezember 2020

schäft übernimmt Amsterdam von den Japanern, sie mussten Kartell­ auflagen umsetzen, die AustralienMarkenrechte an „Strongbow“-Zider und ewige Lizenzen für „Stella Artois“ und „Beck’s“ in Australien. September 2020 ist Heineken mit dem Erwerb der Biermarke „Tres Cruces“ und der AJE-Gruppe als Vertriebs­ partner in den Peru-Biermarkt eingetreten. Absatzplus im 3. Quartal 2020 auch bei Carlsberg Der Konzern um die Carlsberg A/S hat seinen Getränkeabsatz im 3. Quartal 2020 um +2,4 % auf 39,5 (38,5) Mio. hl ausweiten können. Dabei verkaufte Bier +3,2 % mehr auf 33,9 (32,8) Mio. hl. Am meisten Freude machte Osteuropa mit einem 11,5-%-Sprung auf 9,3 (8,4) Mio. hl dank gutem Sommer und +19 % in Russland. Der Marktanteil im Kremlreich sei im Vergleich zum Vor- und Vorjahresquartal auch dank Marketing ausgeweitet worden. Deutlich gewachsen seien Weißrussland und Aserbaidschan, leicht die Ukraine (auch durch Kwas), und Kasachstan habe stabil gelegen. Westeuropa zeigte sich +2,0 % freundlich auf 14,1 (13,8) Mio. hl. Mehrabsatz hätten Norwegen, Polen, Italien oder Deutschland gezeigt. Großbritannien habe trotz starkem Plus im Handel beim Gesamtgetränkeabsatz insgesamt leichter tendiert. Weniger verkauften Frankreich, Griechenland oder die Schweiz. Der Gastronomieabsatz in Westeuropa sei um ca. -20 % eingebrochen. Asien tendierte -1,7 % leichter auf 10,5 (10,6) Mio. hl. China verkaufte trotz August-Lockdown in Westchina +4 % mehr. Wachstum sei auch aus Laos sowie Vietnam gekommen, während Indien, Nepal und Malaysia von staatlichen Eingriffen negativ beeinflusst wurden. Sonstige Getränke lagen -1,9 % leichter auf 5,6 (5,7) Mio. hl. Dort konnte ein 10-%-Minus in Westeuropa auf 3,7 (4,1) Mio. hl (deutsch/dänischer Grenzhandel) durch Zuwächse in den beiden anderen Regionen nicht komplett ausgeglichen werden. Bei den Marken zeigte sich „Tuborg“ +4 % fester und „Carlsberg“ -2 % leichter, wobei Indien belastete. Craftbier und Spezialitäten hätten +12 % zugelegt und alkoholfreie Gärungsgetränke seien +29 % gesprungen. In den ersten 9 Monaten 2020 hat Kopenhagen im Konzern

damit 102,3 (106,6) Mio. hl abgesetzt und den Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf -4,0 % eingegrenzt. Dabei stand Bier für 87,2 (90,0) Mio. hl (-3,1 %). Osteu­ ropa konnte bei Bier +5,1 % zulegen auf 24,2 (23,1) Mio. hl. Westeuropa verkaufte -3,7 % weniger auf 34,9 (36,2) Mio. hl. Und Asien schloss mit -8,5 % auf 28,1 (30,7) Mio. hl. Sons­ tige Getränke gaben durch Westeuropa -9,1 % ab auf 15,1 (16,6) Mio. hl. Bei den Marken standen für „Tuborg“ noch -11 % und für „Carlsberg“ -9 % Rückgang. Craftbier und Spezialitäten hätten +3 % zugelegt und alkoholfreie Gärungsgetränke +10 %. In Singapur kam Carlsberg mit einem Hard Seltzer unter seiner Zider-Marke „Somersby“. Ergebnisprognose für 2020 angehoben Der Konzernumsatz von IFRS-Bilanziererin Carlsberg stellte sich im 3. Quartal 2020 netto auf 17,3 (18,5) Mrd. DKK. (Für 1 € waren am 1. Oktober 2020 7,44 DKK zu bezahlen.) Der Rückgang um -6,8 % kam mit -2,1 %punkte aus dem laufenden Geschäft (darin -4 %punkte Preis/Mix) und mit -4,7 % aus den Wechselkursen. Im laufenden Geschäft erlöste nur Osteuropa mehr (+6,4 %punkte trotz -5 %punkten Preis/Mix aus Russland-Marketing), während Asien dort leichter lag (allein Preis/ Mix -1 %punkt) und Westeuropa schwächer (-5,0 %punkte, davon -4 %punkte Preis/Mix). Dafür war in Osteuropa der überall spürbare Wechselkursdruck mit -16,0 %punkten am stärksten und in Westeuropa mit -1,0 %punkten am schwächsten. In den ersten 9 Monaten 2020 hat Kopenhagen im Konzern netto -10,5 % weniger Umsatz gemacht auf 46,1 (51,5) Mrd. DKK. Aus dem laufenden Geschäft kamen -8,2 %punkte (dort lag nur Osteuropa +1,6 %punkte freundlicher), belas­ tet durch -4 %punkte Preis/Mix auch für die ersten 9 Monate, und aus der Währungsumrechnung -2,3 %punkte (allein Osteuropa: -7,8 %punkte). Kopenhagen zeigte sich mit der Unternehmensleistung im Sommervierteljahr zufrieden und aktualisierte Ende Oktober 2020 ihre Prognose fürs Gesamtjahr. Angesichts positiver Absatzentwicklung in Russland und China auch zu Beginn des Schlussquartals, weiterer Kostensenkungen und

trotz Unsicherheiten in Westeuropa wollte Carlsberg den Rückgang beim vergleichbaren Betriebsgewinn auf einen mittel einstelligen Prozentbereich eingrenzen, während der Währungsdruck auf den Betriebsgewinn höher ausfallen könnte als zuvor erwartet. Investiert werden könnten währungsbereinigt und ohne Markenrechte 3,5 bis 4 Mrd. DKK. Für Westeuropa ging Carlsberg in den kommenden Quartalen von zunehmendem Druck auf die Gastronomie aus. Die Übernahme der Wernesgrüner Brauerei von Bitburg (s. BF 10, Oktober 2020, S. 7) soll Januar 2021 abgeschlossen werden. Die heutige Holsten-Gruppe gewinnt damit ein Standbein in Sachsen zurück, wie sie es in der Zeit von Dr. Klaus Asche mit SBU/ Feldschlößchen Dresden schon einmal besaß. Für die Vogtländer wurden bei dieser Gelegenheit rd. 1 Mio. hl Kapazität sowie rd. 0,5 Mio. hl Ausstoß und 31 Mio. € Umsatz in 2019 genannt. Carlsberg-CEO Cees ‘t Hart sprach von erheblichen Vorteilen für Produktion und Logis­ tik aus dem Zukauf wie auch von einem stärkeren Portfolio für die Kunden in den Carlsberg-Kernregionen Nord- und Ostdeutschland.

verlor gleichfalls -15 % auf 80,6 Mio. VE. Konzernweit stellten sich im laufenden Geschäft Bier -15 % und Spirituosen -11 % (dort Scotch -16 %, Wodka -8 %, Zuwächse nur bei Tequila und kanadischem Whisky), während Fertigmixes +5 % zulegten. Unter Londons „Global giants“ litten am stärksten „Johnnie Walker“ mit -20 % und „Guinness“ mit -15 % (dort Nordamerika -6 %, Asien/Pazifik -10 %, Afrika -17 % und Europa mit Türkei -19 %). „Guinness“ wurde belastet durch die Pandemie-Einschränkungen für die Gastronomie und ein KegRückgabe-Programm von diageo zur Unterstützung der Gastro-Partner und Sicherung der Produktqualität in Europa und Nordamerika. Weiter drückten das wirtschaftliche Umfeld in Nigeria und höhere Verbrauchsteuern in Kenia und Äthiopien. In Afrika brachen „Senator“ und „Tusker“ -16 % bzw. -22 % ein. „Serengeti“ hingegen legte +15 %

Nordamerika stabilisiert diageo 2019/20 Der Konzern um die diageo plc hat für sein durch Covid-19 zwiegespaltenes Geschäftsjahr 2019/20 (30. Juni) -11,8 % Minderabsatz gemeldet auf 217,0 (245,9) Mio. Vergleichseinheiten (VE – eine VE steht für 9 l Spirituosen, 45 l Wein oder 90 l Bier). Aus dem laufenden Geschäft kamen dabei -11,2 %punkte Mengenrückgang. Nordamerika behauptete sich im laufenden Geschäft. Unter Berücksichtigung von Konzernveränderungen stellte sich der Absatz dort -2 % auf 48,4 Mio. VE. Europa mit Türkei gab -11 % ab auf 40,2 Mio. VE. Afrika stellte sich -14 % auf 28,8 Mio. VE. Lateinamerika/Karibik gab -15 % ab auf 19,0 Mio. VE. Und Asien/ Pazifik als absatzstärkste Region

Ivan Menezes, diageo-CEO, im Geschäftsbericht für 2019/20

Die Covid-19-Pandemie ist das am stärksten fordernde Umfeld für international tätige Unternehmen seit einer Generation.

zu, vornehmlich weil Tansania nur wenig von Covid-19-Einschränkungen betroffen gewesen sei. Gespaltenes Geschäftsjahr mit Gewinn Nach 5,9 (6,4) Mrd. GBP Verbrauchsteuern hat der Konzern von IFRSBilanziererin diageo 2019/20 netto 11,75 (12,9) Mrd. GBP umgesetzt (-8,7 %, davon -8,4 %punkte aus dem laufenden Geschäft). Das Pfund galt durchschnittlich 1,14 € und am 30. Juni 2020 1,09 €. Dabei stabilisierte Nordamerika als umsatzstärks­ te Region mit +4 % auf 4,6 Mrd. GBP, davon +2 %punkte vergleichbar. Die anderen Regionen

gaben im 10er-Prozentbereich Umsatz ab, am stärksten Lateinamerika/Karibik mit -20 % auf 0,9 Mrd. GBP. Konzernweit verlor Bier proportio­nal -15 % Umsatz (allein „Guinness“ -16 %). Spirituosen gaben -8 % Umsatz ab („Johnnie Walker“ -22 %), während die Fertigmixes +3 % zugewannen. Die direkten Umsatzkosten sanken nur um -4,4 %. Während Marketingaufwand mit -9,8 % überproportional zurückgenommen wurde, stiegen die sonstigen betrieblichen Aufwendungen und Erträge auf -3,1 (-1,9) Mrd. GBP Aufwandssaldo. Hierfür waren vornehmlich -1,3 (0) Mrd. GBP außerplanmäßige Abschreibungen verantwortlich (-0,66 Mrd. GBP auf das Indien-Geschäft, -0,43 Mrd. GBP auf die Marke „Windsor Premier“ in Südkorea und weitere u. a. auf Sachanlagen in Nigeria und Äthiopien). Sie waren Folge von Covid-19 und weiterer wirtschaftlicher Herausforderungen. Das Betriebsergebnis halbierte sich knapp auf 2,1 (4,0) Mrd. GBP und wurde von Nord­ amerika getragen (ebenfalls +2,1 Mrd. GBP). Europa mit Türkei erwirtschaftete auf dieser Ebene +0,7 Mrd. GBP, Lateinamerika/Karibik +0,2 Mrd. GBP, Afrika schloss hellrot (-0,04 Mrd. GBP) und Asien/ Pazifik bei -0,7 Mrd. GBP. Hinzu kamen -0,15 Mrd. GBP zentraler Aufwand. Das Finanzergebnis schloss mit -0,4 (-0,3) Mrd. GBP Aufwandssaldo. Nach konstant +0,3 Mrd. GBP Beteiligungsgewinn von Moët Hennessy und rückläufigen Ertragsteuern schloss der diageo-Konzern 2019/20 mit 1,45 (3,34) Mrd. GBP Gewinn, von denen 1,41 (3,16) Mrd. GBP den Aktionären der Mutter zuzurechnen waren. Direkt im Eigenkapital gebucht wurden -0,16 (+0,29) Mrd. GBP. Die Konzernbilanz längte sich zum 30. Juni 2020 (2019) auf 33,3 (31,3) Mrd. GBP. Auf der Vermögensseite standen vornehmlich mehr flüssige Mittel, und auf der Finanzierungsseite mehr langfris­ tige Finanzverbindlichkeiten bei 8,4 (10,2) Mrd. GBP Eigenkapital (25,3 nach 32,5 % EK-Quote). Der Betriebsinvest in Sachanlagen und Software lag 2019/20 netto cash bei -0,69 (-0,64) Mrd. GBP. Und beschäftigt wurden durchschnittlich 27 775 (28 420) Mitarbeiter (Basis VBE). Für die Zeit nach Covid-19 mit erholter Kundennachfrage will sich diageo in eine starke Position bringen. S.W. Brauerei Forum  –  Dezember 2020

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MARKT & MARKEN

  NACHRICHTEN

  STATISTIK

Warsteiner erweitert Alkoholfrei-Segment

Schweiz: Die Pandemie hinterlässt Spuren beim Absatz im Braujahr 2019/2020

(F.) Das Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung nimmt stetig zu und immer mehr Menschen verzichten komplett auf alkoholische Getränke. Damit steigt auch die Nachfrage nach Produkten mit 0,0 % Alkohol. „Besonders beliebt sind Produkte mit 0,0 % Alkohol bei sportaffinen Konsumenten. Diese werden wir ab März 2021 mit Warsteiner Alkoholfrei 0,0 % ansprechen“,

erklärt Marcus Wendel, Marketing Director der Warsteiner Gruppe. „Voll im Trend liegen außerdem alkoholfreie Biermixe mit Fruchtgeschmack. Besonders beliebt ist die Geschmacksrichtung Grapefruit. Deshalb führen wir rund ein Jahr nach dem erfolgreichen Launch von Warsteiner Grapefruit die Sorte mit 0,0 % Alkohol ein“, so Wendel weiter. Vielfalt mit starkem Auftritt Ab März 2021 stehen somit drei alkoholfreie Pilssorten im Regal: Warsteiner Alkoholfrei 0,0 % in Blau, Warsteiner Alkoholfrei nach einer Designanpassung in Gold-Rot und Warsteiner Herb Alkoholfrei weiterhin in Grün-Blau. So unterschiedlich wie ihre Farbgebung, so unterschiedlich sind auch ihre Konsumenten. „Mit Warsteiner Alkoholfrei 0,0 % sprechen wir eine Zielgruppe an, die sportaffin und gesundheitsbewusst ist und auf Al-

kohol komplett verzichten möchte. Das Pils mit 0,0 % Alkohol ist isotonisch und bietet eine Alternative zu Mineralwasser und Softdrinks nach einem Workout.“ Ergänzt wird das 0,0er-Pils durch Warsteiner Alkoholfrei, das sich an alle richtet, die mit Freunden zum Feierabend, beim Ausgehen oder zum Grillen auf Alkohol verzichten möchten, nicht aber auf 100 % Pilsgeschmack. Unverändert bleibt Warsteiner Herb Alkoholfrei als Alternative für alle, die Lust auf herben Pilsgeschmack haben. Im Regal komplettiert wird das Alkoholfrei-Angebot durch zwei fruchtig-frische Biermixe mit 0,0 % Alkohol. Neu ist Warsteiner Grapefruit 0,0 %, das rund ein Jahr nach der Markteinführung von Warsteiner Grapefruit den Weg ins Supermarktregal findet. Ergänzt wird es durch Warsteiner Radler Zitrone Alkoholfrei, das bereits seit 2012 im Handel erhältlich ist.

United Liquids/C. & A. Veltins

Pure Hard Seltzer im nationalen Handel gestartet Hard Seltzer ist möglicherweise das kommende Trendgetränke. In den USA längst als starke Wachstumssorte erkannt, findet das leichte, alkoholische Erfrischungsgetränke jetzt auch in Deutschland seine Liebhaber. Und genau da setzt United Liquids an und übernimmt den Vertrieb von Pure Hard Seltzer. (F.) Pure Hard Seltzer ist ein kohlensäurehaltiges Wasser mit Alkohol auf Weinbasis und ist in den Geschmacksrichtungen Cassis, Lemon-Lime und Rhubarb erhältlich. Alle drei Sorten enthalten 5 Vol.-% Alkohol und zu 100 % natürliche Aromen. Zusätzlich punktet Pure Hard Seltzer durch einen ge-

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Brauerei Forum  –  Dezember 2020

ringeren Kaloriengehalt als andere alkoholische Getränke wie Wein oder Cocktails, ist zucker-, glutenund Kohlenhydratfrei und wird klimaneutral hergestellt. Den nationalen Vertrieb von Pure Hard Seltzer hat die United Liquids GmbH & Co. KG, eine 100-%-Beteiligung der Brauerei C. & A. Veltins, übernommen. „Wir freuen uns über die sehr positive Resonanz des Handels und der Verbraucher, die noch junge Marke hat schnell eine wachsende Fangemeinde überzeugen können. Die Marke hat großes Potenzial, gerade auch, weil erst wenige Wettbewer-

ber das Sortiment bedienen“, sagt Rüdiger Berk, Geschäftsführer von United Liquids. Schon jetzt lasse sich erahnen, dass der Wettbewerbsdruck in den nächsten Jahren größer werde, wenn auch andere Getränkehersteller den Trend von Hard Seltzer erkennen.

Der Biermarkt Schweiz verzeichnete im Braujahr 2019/2020 (1. Oktober 2019 bis 30. September 2020) ein Minus von 2,2 % auf 4 636 905 hl Bier. Das Resultat ist geprägt durch eine Abnahme des Inlandausstoßes aller Schweizer Brauereien um 4,8 % auf 3 510 726 hl (im Vergleich zum Vorjahr: 3 686 184 hl). (F.) Der nationale Lockdown im Frühling 2020 und die nach wie vor geltenden Einschränkungen des sozialen Lebens führen dazu, dass die Absatzkanäle der Brauereien wegbrachen oder nach wie vor stark eingeschränkt sind. „Der gemeinsame und unbeschwerte Genuss des sozialen Getränks Bier mit seiner Vielfalt ist unter den herrschenden Restriktionen leider nicht mehr vollumfänglich möglich“, resümiert der Präsident des Schweizer Brauer Verbands (SBV) und Nationalrat Nicolo Paganini. Der Bierabsatz im Gastronomiebereich hat sich folglich um 23,1 % auf einen Gesamtanteil von rund 30 % vermindert. Dieser Rückgang stellt Brauereien vor große wirtschaftliche Herausforderungen. Auf der anderen Seite weist der Bierabsatz im Einzelhandel einen Anstieg von 7,6 % auf rund 70-%-Anteile aus. Dieser Zuwachs erfolgte auch zugunsten von ausländischem Bier. Denn nach sechs Jahren der Abnahme ist erstmals wieder eine Zunahme beim importierten Bier von 6,9 % auf 1 126 179 hl (Vorjahr: 1 053 908 hl) zu verzeichnen. Foto: fotolia/Isakovic

Warsteiner ergänzt das Portfolio um zwei Neuprodukte mit 0,0 % Alkohol: Ab März 2021 sind Warsteiner Alkoholfrei 0,0 % und Warsteiner Grapefruit 0,0 % im Handel und in ausgewählten Gastronomien erhältlich. Darüber hinaus erhält das klassische Warsteiner Alkoholfrei mit einem Alkoholgehalt von weniger als 0,5 Volumenprozent ein neues Verpackungsdesign.

Der Anteil der Bierimporte am Gesamtmarkt beträgt 24,3 % (Vorjahr: 22,2 %). Zunächst war der Start ins Braujahr 2019/20 (Oktober bis Dezember 2019) durchaus passabel. Auch der Endspurt nach dem nationalen Lockdown bis Ende September 2020 konnte sich sehen lassen. Fakt ist aber, dass die kalte Jahreszeit jetzt eine Durststrecke darstellt. Ein Lichtblick: Erfreulich zugelegt hat der Absatz der alkoholfreien Biere mit einem Plus von 10,3 %. Der Anteil der alkoholfreien Biere am Gesamtmarkt beträgt mittlerweile 4,2 % – Tendenz steigend. Herausforderungen der Pandemie Die Corona-Pandemie und der Umgang mit den behördlichen Auflagen sind für die Brauereien eine große Herausforderung. Hier hat der SBV in den vergangenen Monaten eine Scharnierfunktion übernommen. Neben dem Erstellen von Schutzkonzepten musste auch sichergestellt werden, dass der Betrieb der Brauereien und somit der Versorgung der Schweizer Bevölkerung uneingeschränkt aufrechterhalten werden können. Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung bestätigte daher die Systemrelevanz der SBV-Mitgliedsbrauereien. Mitten im Lockdown im Frühling 2020 wurde auf Initiative des SBV die Aktion #helpgastro ins Leben gerufen. Gäste konnten Gutscheine ihres Lieblingslokals erwerben, um sie dann nach der Krise einzulösen. Bierbrauer-Ausbildung Aktuell verfügen 30 Brauereien in der Schweiz über die notwendige Infrastruktur, um als Lehrbetriebe

für die Ausbildung zum Bierbrauer/ zur Bierbrauerin zugelassen zu sein. Das sind somit fünf mehr als vor einem Jahr. Natürlich erscheint die Zahl klein, wenn man bedenkt, dass per Ende Oktober 2020 1215 biersteuerpflichtige Brauereien bei der Eidgenössischen Zollverwaltung registriert waren. Aktuell absolvieren insgesamt 36 angehende Bierbrauer/innen die dreijährige Lehre zum/zur Lebensmitteltechnologen/ -in EFZ Schwerpunkt Bier, wie die Ausbildung offiziell heißt. Die Erstlehrjahr-Lernenden konnten 2020 erstmals in der Lernwerk­s tatt in Rheinfelden den einwöchigen Einführungskurs in das Brauwesen absolvieren. Die Lernwerkstatt konnte aufgrund der Initiative der Brauerei Feldschlösschen und Coop eingerichtet und umgesetzt werden. Die beiden Unternehmen haben sämtliche Einnahmen aus dem Verkauf von Feldschlösschen Golden Ale, das von den Lernenden der Rheinfelder Brauerei entwickelt und gebraut wurde, zugunsten des SBV-Ausbildungsfonds gespendet. Paganini neuer SBV-Präsident Anlässlich der Generalversammlung vom 28. April 2020 wurde mit Nationalrat Nicolo Paganini der neue SBV-Präsident und Nachfolger von Dr. Markus Zemp gewählt. Aufgrund der coronabedingten Restriktionen wurde die Versammlung online durchgeführt. Zugleich wuchs der Mitgliederbestand des SBV um weitere drei Brauereien. So wurden 2020 die Brasserie Docteur Gab‘s SA aus Puidoux (VD), die Brauerei Luzern AG, Luzern und die Brasserie du Jorat SA in Ropraz (VD) in den Reihen des SBV willkommen geheißen. Brauerei Forum  –  Dezember 2020

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Vereinigung ehem. VLBer

Der deutschsprachige Kurs zum/r Brauerund Mälzermeister/in erfolgreich beendet Erstmals seit 1998 ist an der VLB Berlin eine deutschsprachige Weiterbildung zum/r Brauer- und Mälzermeister/in (HWK) erfolgreich zu Ende gegangen. Trotz Corona-Krise konnten die 21 Teilnehmer und Teilnehmerinnen im Oktober ihre Prüfungen ablegen. Ihren Meisterbrief nehmen sie allerdings von der Handwerkskammer Berlin entgegen – und zwar dann, wenn die Studierenden auch die externen Prüfungen zum Thema Betriebswirtschaft und Arbeitspädagogik bestanden haben.

(BF) Der deutschsprachige Kurs zum/r Brauer- und Mälzermeister/ in (HWK) ist beendet. Im September schlossen 19 von 21 Prüflingen die einjährigen Module für Teil I (fachpraktische Kenntnisse) und Teil II (fachtheoretische Kenntnisse), die die VLB Berlin durchgeführt hat, erfolgreich ab. Anschließend erwarben die Teilnehmer zusätzlich Kenntnisse in Betriebswirtschaft (Teil III) und Arbeitspädagogik (Teil IV) extern an der Handwerkskammer (HWK) Berlin. Blended Learning Dieser Kurs war seit 1925 der 71. deutschsprachige Braumeisterkurs („Brauerschule“) an der VLB. 1998 wegen mangelnder Nachfrage auf eine englischsprachige Fortbildung umgestellt, wurde der deutsche Braumeisterkurs im Oktober 2019 neu aufgelegt. Dass das Lernkonzept dabei von Beginn an auf einen integrierten Bildungsansatz („Blended Learning“) aus-

gerichtet war, hat sich im Verlauf des Jahres 2020 als Glücksgriff erwiesen. So wurde der Unterricht während des Corona-Lockdowns im Frühjahr online durchgeführt. Unter Einhaltung entsprechender Maßnahmen zum Hygieneschutz konnten etwas später im Jahr dann auch die Präsenzveranstaltungen stattfinden. Die 21 Studierenden kamen aus dem gesamten Bundesgebiet sowie aus Österreich und der Schweiz.

Templin (Prüfungskommis sion) Jens Krtschmarsch, Berliner Kindl-Schultheiss-Brauerei (Prüfungskommission) Ingo Pankoke, VLB Berlin (Prüfungskommission) Jan Biering, VLB Berlin Jens Kemmel, Berliner-Kindl Schultheiss-Brauerei Thorsten Schoppe, Schoppe Bräu Oli Lemke, Lemke Berlin

Meisterprüfungsausschuss Für die Vorbereitung und Durchführung der Prüfung wurde an der HWK Berlin eigens ein neuer Meisterprüfungsausschuss für das Brauer- und Mälzerhandwerk ins Leben gerufen: Dr. Roland Pahl, VLB Berlin (Vorsitzender, Prüfungskom- mission) Philipp Brokamp, Hops & Barley, Berlin (Prüfungskom- mission) Jörg Kirchhoff, Forsthaus

Bevor die weiterführenden Kurse an der HWK Berlin begannen, gingen Teil I und II Anfang Oktober mit einer kleinen Abschlussfeier im Brauhaus Lemke am Alexanderplatz sowie den Meistersuden im Wilfried-Rinke-Brauereitechnikum an der VLB zu Ende. Die aktuelle deutschsprachige Weiterbildung zum/r Brauer- und Mälzermeister/in (HWK) 2020/2021 hat mit 25 Teilnehmern am 19. Oktober angefangen.

Mathias Heusler

Alexander Klaus

Jan Koch

Paul Koennecke

Theresa Kupka

Jan Lemm

Jan Luft

Marie-L. Mauersberger

Charlie Petr

Kai Pister

Konstantin Präbst

Fabio Schinkel

Johannes Sigler

Lars Stöppler

Michael Störner

Sven Wendland

Fotos: ew

21 Studierende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nahmen 2019/2020 am deutschsprachigen Kurs zum/r Brauer- und Mälzermeister/in (HKW) teil

Stephan Albrecht

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Jan Baum

Laurin Bernhard

Brauerei Forum  –  Dezember 2020

Arne Eckert

Christopher Franke

Brauerei Forum  –  Dezember 2020

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Vereinigung ehem. VLBer

IMPRESSUM

VLB-Mitgliederversammlung: Wechsel im Verwaltungsrat und positives Ergebnis 2019 Die ordentliche Mitgliederversammlung der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. fand am 7. Dezember 2020 statt. Da der ursprünglich angesetzte Termin am 26. Oktober in Leipzig aufgrund der Covid-19-Pandemie abgesagt worden war, wurde die Versammlung erstmals als Online-Veranstaltung durchgeführt. Neu in den Verwaltungsrat gewählt wurde Ulrich Brendel aus Warstein. (oh) Unter der Leitung von VLB-Präsident Ulrich Rust begann die Versammlung mit Nachrufen und einer Schweigeminute für die zwei kürzlich verstorbenen Professoren Dr. Gerolf Annemüller und Dr. Roland Tressl. Im Anschluss berichteten die beiden VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine und Gerhard Andreas Schreiber über das abgeschlossene Geschäftsjahr 2019. Nach dem wirtschaftlich schwierigen Jahr 2018 konnte die VLB 2019 ihren Jahresumsatz auf rund 11 Mio. € ausbauen und ein positives Jahresergebnis ausweisen. Die Umsatzerlöse aller AnalytikLeistungen erhöhten sich um 11,5 %, ebenso die Umsätze aus Warenverkauf, während die Erlöse aus Beratungen sich rückläufig entwickelten. Die Veranstaltungserlöse (Seminare und Tagungen) stiegen im Berichtsjahr um 19 %. Im Drittmittelforschungsbereich konnte ein Wachstum von 8 % erreicht werden. Die Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen erhöhten sich leicht, sonstige Erlöse zeigten ebenfalls eine positive Entwicklung. Die Personalkostenquote wurde auf 59 % gesenkt. Zum 31. Dezember 2019 beschäftigte die VLB 135 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Jahresabschluss 2019 der VLB wurde unter Einbeziehung der Buchführung und des Lageberichts durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KWP Revision GmbH am 28. April 2020 nach den gesetzlichen Bestimmungen und den Bestimmungen der Satzung geprüft und mit dem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen. Er wurde von der Mitgliederversammlung ohne Gegenstimmen festgestellt. Dem Antrag von Thomas Faber, Erdinger Weißbräu, zur Entlastung der Geschäftsführung und des Verwal-

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Brauerei Forum  –  Dezember 2020

tungsrates folgte die Mitgliederversammlung ebenfalls ohne Gegenstimmen. VLB-Präsident Rust lobte die Arbeit der Geschäftsführung und der gesamten Mitarbeiterschaft für die geleistete Arbeit: „Die VLB hat im Geschäftsjahr 2019 erfolgreich bewiesen, sich auf die veränderten Rahmenbedingungen bei Mitgliedern und Märkten einzustellen und neue Herausforderungen erfolgreich anzunehmen und umzusetzen.“ 2020 geprägt durch Covid-19Entwicklung Es folgte der Bericht zur Lage im laufenden Geschäftsjahr, das maßgeblich von der Covid-19-Pandemie geprägt ist. Diese stellt auch für die VLB die größte Herausforderung dar, wenngleich die Auswirkungen bislang vergleichsweise gut abgefedert werden konnten. Der Geschäftsbetrieb an der VLB konnte das gesamte Jahr über aufrechterhalten werden. Um dies zu ermöglichen, wurden umfangreiche Hygienekonzepte und organisatorische Maßnahmen umgesetzt. Die Geschäftsfelder Analytik, Forschung, Warenverkauf und Beratung liegen bislang im Bereich üblicher Abweichungen zum Jahresplan. Die Liquidität ist vorhanden, es besteht aus dieser Sicht keine Gefährdung der VLB. Der Bereich Veranstaltungen ist stark von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. So mussten fast alle Präsenzveranstaltungen der VLB im laufenden Jahr abgesagt werden. Abgefangen konnte dies teilweise durch Umstellung der Seminare und Tagungen auf neue elektronische Formate, die gut angenommen worden sind. Ob die VLB ein ausgeglichenes Jahresergebnis 2020 erzielen kann, stehe

derzeit laut VLB-Geschäftsführung noch nicht eindeutig fest. Ulrich Rust lobte das umsichtige Vorgehen: „Uns im Verwaltungsrat hat es sehr viel Freude gemacht, mit der VLB-Geschäftsführung zum Teil kontroverse, aber immer konstruktive Diskussionen zu führen. Immer mit der Frage verbunden: ‚Wie kann die VLB Chancen identifizieren und diese schnellstmöglich realisieren, um nicht nur gut durch die Krise zu kommen, sondern gestärkt daraus hervorzugehen?‘“ Er sprach der VLB ein großes Kompliment aus, mit welchem Engagement und mit welcher Begeisterung und Dynamik das neue Veranstaltungskonzept entwickelt wurde. „Das Ergebnis kann sich sehen lassen“, so Rust. Neubesetzung Stiftungs­professur Brauwesen Bei der Besetzung der VLB-Stiftungsprofessur Brau- und Getränketechnologie an der TU Berlin gab es positive Nachrichten. Am 19. März 2020 erfolgte der Ruf an Dr. Brian Gibson als Professor für das Fachgebiet „Brau- und Getränketechnologie“ der Fakultät III – Prozesswissenschaften der Technischen Universität Berlin. Zum Start des Wintersemesters 2020/2021 am 1. Oktober hat Dr. Gibson seine Tätigkeit an der TU Berlin aufgenommen (siehe auch Bericht S. 4). Bei der Standortentwicklung Seestraße 13 wurden in diesem Jahr alle anhängigen Verfahren und Rechtsstreite durch Vergleiche beigelegt. Die Endabrechnung des 2017 in Betrieb genommenen Gebäudes soll zum 31. März 2021 abgeschlossen sein. Ein Nachtrag zur Erhöhung der Fördermittel der VLB-Neubaumaßnahme bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft und Betriebe Berlin ist aktuell in Prüfung, ein entspre-

chender Zuwendungsbescheid wurde in Aussicht gestellt. Wechsel im Verwaltungsrat Peter Himmelsbach ist als Geschäftsführer Technik der Warsteiner Braugruppe zum 30. Juni 2020 in den Ruhestand gegangen und verlässt damit auch den Verwaltungsrat der VLB, dem er seit 2007 angehörte. Ulrich Rust dankte Himmelsbach für seine engagierte Arbeit in dem Gremium. „In ihren 13 Jahren als Mitglied des VLB-Verwaltungsrats haben Sie durch Ihre kompetente, engagierte, aber – wenn es darauf ankam – auch konstruktivkritische Art immer wieder wichtige Impulse gesetzt. Gerade Ihre Anregungen mit Blick auf das Risikomanagement und ihre praxisnahen Managementskills haben uns in vielen, auch kritischen Situationen geholfen, zu guten Entscheidungsgrundlagen für die VLB zu kommen“, so Rust. Dem Vorschlag, seinen Nachfolger als Geschäftsführer Technik bei Warsteiner, Ulrich Brendel, in den Verwaltungsrat der VLB zu wählen, stimmte die Mitgliederversammlung zu (siehe Bericht S. 8). Der Verwaltungsrat der VLB Berlin setzt sich damit jetzt wie folgt zusammen: • Ulrich Rust, Vorsitzender (Gerolsteiner Brunnen) • Gerhard Theis, Schatzmeister (Mineralbrunnen Überkingen-Teinach, ein Verbundunternehmen der Karlsberg Unternehmensgruppe) • Ulrich Brendel (Warsteiner Gruppe) • Uwe Ebbighausen (CUE.X Consulting) • Michael Jakob (Carlsberg Supply Chain Company, Schweiz)

• Wolfgang Janssen (Radeberger Gruppe) • Dr. Stefan Kreisz (Privatbrauerei ERDINGER Weißbräu) • Dr. Stefan Lustig (EFES Beer Group, Istanbul, Türkei) • Horst Müller (EFES Beer Group, Istanbul, Türkei) Satzungsänderung ermöglicht OnlineMitgliederversammlungen Das Gesetz zur Abmilderung der Folgen der COVID-19-Pandemie im Zivil-, Insolvenz- und Strafverfahrensrecht, das am 28. März 2020 in Kraft getreten ist, ermöglichte in diesem Jahr auch ohne Ermächtigung in der Satzung die Durchführung einer Mitgliederversammlung ohne physische Präsenz. Um dies auch weiterhin rechtssicher zu ermöglichen, wurde eine entsprechende Änderung der VLB-Satzung vorgeschlagen. Dazu wurde § 9 dahingehend erweitert, dass die Beschlussfassungen der Mitgliederversammlung und des Verwaltungsrates künftig auch auf elektronischem Wege durchgeführt werden können. Die Mitgliederversammlung stimmte diesem Vorschlag einstimmig zu. Ulrich Rust schloss die erste Online-Mitgliederversammlung der VLB nach knapp zwei Stunden und bedankte sich für die aktiven Diskussionsbeiträge. Er äußerte die Hoffnung, dass die nächste Mitgliederversammlung der VLB Ende Oktober kommenden Jahres wieder als Präsenzveranstaltung durchgeführt werden könne. „Bei allen Vorzügen, die virtuelle Meetings inzwischen bieten, wünschen und freuen wir uns doch alle wieder auf ein direktes persönliches Wiedersehen.“

Brauer-Schule: Lösungen von Seite 18 Fachfragen 1. d) Saccharomyces boulardii / 2. c) Fremdhefen / 3. b) Pilzen / 4. c) Viabilität/ 5. e) anaerober Stoffwechsel / 6. d) Sprossung / 7. d) Amylose / 8. b) Leucin Fachrechnen Benötigte Sauerstoffmenge 220 hL • 100 L/hL = 22 000 L Würze 22 000 L Würze • 8 mg/L = 176 000 mg Sauerstoff

www.brauerei-forum.de ISSN 0179–2466 Herausgeber Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. Seestraße 13, 13353 Berlin Redaktionsanschrift Brauerei Forum Seestraße 13, D-13353 Berlin Telefon: (030) 4 50 80-251 Telefax: (030) 4 50 80-210 E-Mail: redaktion@brauerei-forum.de Internet: www.brauerei-forum.de Redaktion Olaf Hendel (oh) (verantwortlich) hendel@vlb-berlin.org Eva Wiesgrill (ew) e.wiesgrill@vlb-berlin.org Julia Bork (jb), j.bork@vlb-berlin.org IfGB Aktuell: Wiebke Künnemann (WiK) kuennemann@vlb-berlin.org Redaktionsbeirat Dr.-Ing. Josef Fontaine, Dr. sc. techn. Hans-J. Manger Anzeigenkontakt VLB PR- und Verlagsabteilung, Tel. (030) 450 80-255 media@brauerei-forum.de Erscheinungsweise Erscheint mit zehn Ausgaben pro Jahr, zwei davon in Englisch. Bezugskosten / Abonnement Abonnement Inland 95 € inkl. MwSt. Ausland 95 € (zuzüglich Porto) Kündigung des Abonnements jeweils zum Jahresende Abonnements Westkreuz Verlag, Berlin Tel. (030) 7 45 20 47 Fax (030) 7 45 30 66 abo@brauerei-forum.de

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176 000 • 100 X = = 838 095,2 mg = 838 g Luft 21 Dichte 1,2 -> 1,2 kg/m3 -> 1,2 g/L Masse Masse D = Formel umstellen auf Volumen Volumen = Volumen Dichte = 698,3 L = 698 Liter

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Brauerei Forum  –  Dezember 2020

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Unsere nächste Ausgabe erscheint am 29. Januar 2021

VERANSTALTUNGEN

VLB-Termine  11. Januar 2021 Beginn Certified Brewmaster Course (aufgrund der Pandemie als „Hybrid-Kurs“)  26. bis 28. Januar 2021 VLB-Jahresauftakt Online, VLB Virtual Campus  29. bis 31. März 2021 6. BioProScale-Symposium, VLB Virtual Campus  27. bis 29 April 2021 1st VLB International Craft-Brewing Conference (ICBO), VLB Virtual Campus  24. Mai bis 4. Juni 2021 Destillateur-Aufbaukurs, Berlin  25. bis 27. Mai 2021 2nd VLB Symposium on Acidic Fermentd Non Alcoholic Beverages, VLB Virtual Campus

 13. bis 15. Juni 2021 Bangkok Brewing Conference, Bangkok (Thailand) / VLB Virtual Campus  24. bis 26. August 2021 2nd VLB Africa Brewing Conference (ABC), VLB Virtual Campus  21. bis 23. September 2021 11th Iberoamerican VLB Symposium, Barcelona (Spanien)  16. bis 18. November 2021 2nd International Brewing Web Conference, VLB Virtual Campus

Weitere Termine  4. bis 8. Oktober 2021 drinktec, München

VLB-Jahresauftakt 2021 Online: Brauerei- und Abfülltechnik / Getränke­logistik / Braugersten-Seminar / Forschungskolloquium 26. bis 28. Januar 2021 www.vlb-berlin.org/ jahresauftakt2021

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