finanzwelt Ausgabe 02/2023

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Andreas Pohl exklusiv im Interview „Anpacken und Zuversicht schaffen“

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Freunde der finanzwelt,

vor rund vier Wochen wurde ich auf einer Veranstaltung in Berlin zum Thema „Zukunft der Versicherung“ gebeten, einen 30-minütigem Vortrag zu halten. Dieser sollte eigentlich nur eine nette Einleitung zum aktuellen „Status quo“ der Branche werden. Es wurde aber ein etwas weniger netter Ausblick zum „Quo vadis“. Als einziger Referent verzichtete ich auf Powerpoint und Handout. Ich begründete dies mit meinem einleitenden Satz: „Was Sie jetzt hören, habe ich niemals gesagt und werde, falls man mich zitiert, auch abstreiten, jemals gesagt zu haben!“ Und weil es keinerlei schriftliche Beweise dafür gibt, werde ich jetzt den Teufel tun und hier sicher nicht schreiben, was ich da über die Branche prognostiziert habe. Aber warum eigentlich? Warum darf man nicht mehr aussprechen, was alle denken? Es geht nicht nur um Compliance, gute Geschäftsbeziehungen oder Höflichkeit. Mittlerweile sind wir so eingeschränkt durch Konformität, Common Sense und Political Correctness, dass man sich kaum mehr traut, seine Meinung offen zu publizieren. Jeder, der es trotzdem tut, kann sich auf einen gewaltigen Shitstorm einstellen. Ich vermisse eine gute Diskussionskultur. Den klassischen Diskurs. Sprechen wir über These, Antithese, Synthese. Gerade in der heutigen Zeit wäre genau das nötig, um die aktuellen Herausforderungen wie Krieg, Inflation, Globalisierung oder Klimawandel zu meistern. Aber bei allem gibt es immer nur die eine Meinung. Kein links oder rechts davon. Nur die eine Wahrheit. Kein Kompromiss und vor allem viel frustrierender, keine Lösung in Sicht!

Wir machen uns das Leben in Deutschland und der EU lieber noch etwas schwerer. Wir haben eine Bankenkrise, die man aber nicht so nennen darf. Aber wenn man sie, also die nicht bestehende Bankenkrise anspricht, ist sie, also die nicht bestehende Bankenkrise, ja dieses Mal nicht systematisch... Hm, warum darf man die Dinge nicht so benennen, wie sie sind? Sie erinnern sich sicherlich noch, welche und wie viele Banken die Subprime-Krise ausgelöst haben? Was hat man ge-

lernt? In den USA seitdem nicht viel. Außer vielleicht, marode Holzhäuser nicht doppelt und dreifach mit Hypotheken überbewertet in die Bücher zu nehmen. Aber die Systematik (Sie verstehen schon: es ist nicht systematisch, was gerade passiert) hat sich in Übersee kaum geändert. Solvency II und ähnliche Regularien verhindern zumindest bei uns vorerst einen Dominoeffekt und die Kurse haben sich ja auch schnell vom Schock wieder erholt. Aber da kann man nur sagen: Glück gehabt! Denn trotz der kurzfristigen Kurseinbrüche und Banken, die vom Parkett genommen wurden, hat man stoisch, wie im Fünf-Jahresplan einer kommunistischen Wirtschaftsplanung, die Zinsen noch mal erhöht. Moment ... Zinsen erhöht? Ursache? Wirkung? Wirklich drüber nachgedacht und es trotzdem gemacht? Naja, ... Stand März 2023 sind wir mit einem blauen Auge davongekommen. Aber nicht wegen staatlicher Eingriffe, sondern eher trotzdem.

Noch einmal: Wir machen es uns in Europa lieber noch etwas schwerer. Während China munter mit Russland Handel treibt und schön günstig Rohstoffe einkauft, verschärfen wir die Situation für Industrie, Handel und Gewerbe lieber weiter bei uns und bauen mit negativen Standortfaktoren unseren Wirtschaftsstandort weiter ab. Beispiel gefällig? Wir wollen neuen Wohnraum schaffen, aber erhöhen Bauvorschriften und Zinsen. Zudem werden Genehmigungsprozesse weiter verschleppt, so dass von Opportunity und Chancen selbst jetzt durch leicht gefallene Immobilienpreise kaum die Rede sein kann. Nachdem also klar war, dass der Staat die 400.000 Wohnungen nicht bauen wird, werden private Unternehmen nicht etwa unterstützt, diese Lücke zu füllen, sondern weiterhin behindert. Und als wäre das alles nicht genug Ungemach, beschäftigen wir uns lieber wieder mit PC-Themen. Wobei das PC nicht etwas für Personal Computer, sprich IT, Digitalisierung oder Netzausbau steht. Um Gottes willen! Political Correctness ist viel wichtiger. Wer braucht schon Internetverbindungen in Zeiten der Mobilität und Homeoffice, wenn Geschlechterrollen und kulturelle Aneignung noch nicht ausreichend geklärt sind? Karl May, der native Amerikaner (bloß nicht Indianer sagen!!!) statt dem noch lange gängigem Bild der „blutrünstigen Wilden“ als gütig, liebevoll und hoch moralisch gezeichnet hat, wird also verdammt. Geschichte wird aus heutiger Sicht beurteilt und nicht in die damalig herrschende Situation eingeordnet und bewertet. Und eine Frage zur kulturellen Aneignung habe ich noch: Wenn sich Prinz Harry, zugegebenermaßen politisch nicht so korrekt, als Nazi beim Kostümfest verkleidet, ist das auch kulturelle Aneignung? Und wenn ja, wer darf sich darüber beschweren? Die Reichsbürger?

In diesem Sinne – bleiben Sie sich treu, Ihr Lenard von Stockhausen

finanzwelt 02 | 2023 03 EDITORIAL
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TITELSTORY

06 Erfolge brauchen Weitsicht, keine Sprints

08 Anpacken und Zuversicht schaffen – Interview mit Andreas Pohl

10 So stark ist die Deutsche Vermögensberatung aufgestellt

BERATER

12 Vertriebswege – Gemixt, geschüttelt und gerührt

14 Recruiting – Wie verhalte ich mich, wenn ich als „potenzieller Kandidat“ per Social Media etc. angesprochen werde?

16 „Es geht immer weiter!“ – Roundtable mit Alexandra Markovic-Sobau, Vertriebsleiterin der Hallesche Krankenversicherung a. G., Tanja Bender, Head of Branch bei Candriam, und Gabriele Radl, selbstständige Beraterin mit FIS Finanz- und Invest-Services GmbH und Vorstand bei den FinanzFachFrauen e. V.

22 Fachkräftemangel – Wie Sie neue Mitarbeiter schon vor dem ersten Arbeitstag binden (müssen)

24 Smarte Beratung mit KI – Aufstieg der Maschinen

26 DSGVO im Vertrieb – Datenschutz ready for Take-off

28 Im Schaltraum der Finanzwelt – Interview mit Sandra Navidi, Juristin, Finanzexpertin, Rednerin, Bestseller-Autorin sowie Gründerin von BeyondGlobal LLC

70 Energiewende – Erneuerbare Energien im Spotlight

30 Bestandspflege – Der Drache und sein Gold

32 Storytelling – Es war einmal…

34 Kommunikationskrisen – Only bad News are good News!

36 Dieselskandal – Wegweisendes EuGH-Urteil

VERSICHERUNGEN

38 Im Dauerumbruch mit hoher Taktzahl – Interview mit Prof. Dr. Hans-Wilhelm Zeidler, Zeidler Consulting GmbH

42 Liquidität bleibt das A und O für den Unternehmenserfolg – Interview mit Ines Ahnen, Maklerreferentin der R+V

44 Arbeitskraftabsicherung – Finanzielle Not ohne Lohn und Brot

48 Berufsunfähigkeit – Nicht unterschätzen: Die Stolperfallen der Dienstunfähigkeit

52 Stärkerer Fokus auf die Rentenphase – Interview mit Christian Nuschele, Head of Distribution der Standard Life in Deutschland

54 Verbundene Risikolebensversicherung – Man lebt nur zweimal

SACHWERTE & IMMOBILIEN

66 Zehn Jahre kristallines Osmium – Interview mit Ingo Wolf, Direktor des deutschen Osmium-Institutes

70 Energiewende – Erneuerbare Energien im Spotlight

24 Smarte Beratung mit KI – Aufstieg der Maschinen 48 Berufsunfähigkeit – Nicht unterschätzen: Die Stolperfallen der Dienstunfähigkeit 30 Bestandspflege – Der Drache und sein Gold
Titelbild: © DVAG finanzwelt 02 | 2023 04 INHALT

72 Soziale Nachhaltigkeit wird eine große Rolle spielen – Interview mit Sawas Koutsidis, Geschäftsführer der MEDZENTRUM Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH

74 Temporäres Wohnen – Eine attraktive Nische

76 Fünf Jahre Immobilien-Teilverkauf: „Die Motive für einen Teilverkauf haben sich deutlich gewandelt“ –Interview mit Christoph Neuhaus, Gründer und Geschäftsführer von wertfaktor

78 Offene Immobilienfonds – Unerschütterliche Investments?

80 So macht man aus Mietern Eigentümer – Interview mit Nils T. Kohle, Erfinder und Gründer von OWNR

86 Private Equity – Keine Rekorde, aber gut gewappnet

88 Value Add – Ein neues Gewand

INVESTMENTFONDS

90 Knappes, überlebenswichtiges Gut – Interview mit Verena Kienel, Leitung der Abteilung NachhaltigkeitsResearch, und Nedim Kaplan, Senior Portfoliomanager, bei ÖKOWORLD

92 Bewertung Tech-Sektor – Schwieriges Terrain

94 „Substanziell gute Unternehmen“ – Interview mit Andreas Wosol, Head of Value und Senior Portfolio Manager bei Amundi Asset Management

96 Deutschlandaktien – Licht und Schatten im Wechsel

98 Stets offen für Neues bleiben – Interview mit Alexander Mozer, rezooM Capital GmbH

100 „Rohstoffe erfahren langfristig strukturelle Unterstützung“ – Interview mit Patrick Vogel, Leiter strategisches Asset Management und Senior Portfoliomanager bei TBF Global AM

BRANCHENNEWS

58 News & Events

ADVERTORIALS

41 Bestandsverkauf „richtig gemacht”

46 Die R+V Versicherungsgruppe – Mehr Liquidität für Unternehmenskunden mit Lösungen der R+V

56 DELA Lebensversicherungen – E-Bike Boom: Risiko von Hobby und Freizeit in die Beratung einbeziehen

82 DEUTSCHE FINANCE GROUP – …hat sich mit ihrer Kapitalverwaltungsgesellschaft im Bereich Alternative Investmentfonds als Marktführer positioniert

RUBRIKEN

03 Editorial

102 Vorschau/Impressum

74 Temporäres Wohnen – Eine attraktive Nische 92 Bewertung Tech-Sektor – Schwieriges Terrain 96 Deutschlandaktien – Licht und Schatten im Wechsel
05
78 Offene Immobilienfonds – Unerschütterliche Investments?

Erfolge brauchen Weitsicht, keine Sprints

Krisenzeiten gehen nicht spurlos an uns vorüber. So war 2022 ein Jahr, in dem die geldpolitische Straffung die Bewertung sämtlicher Assetklassen wie Aktien, Anleihen und Immobilien gleichermaßen traf. Doch gerade in diesem herausfordernden Umfeld, bestimmt durch Zeiten- und Zinswende, müssen Unternehmen, aber auch Berater und Anleger Widerstandskraft zeigen. Es gilt, vor allem handlungsfähig zu bleiben.

„Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen“, stellte bereits der Schweizer Schriftsteller Max Frisch fest. Und Recht hat er. Mehr denn je kommt es darauf an, der Krise Gutes zu entlocken, in ihr die Chancen zu erkennen und anzupacken. Natürlich sind die Herausforderungen enorm und wachsen stetig. Die schnelle Taktung, ausgelöst und beschleunigt beispielsweise durch das Megathema Digitalisierung, zwingt alle Beteiligten, permanent zu handeln. Was bedeutet das konkret?

Unternehmen, die zukunftsgerichtet aufgestellt und als Arbeitgeber attraktiv erscheinen möchten, müssen einerseits dynamisch sein und andererseits Beständigkeit in unsteten Zeiten bieten. Dreh- und Angelpunkt dafür ist zum einen Finanzstärke. Doch ein starkes Ergebnis allein ist nicht alles.

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Um die Zukunft gestalten zu können, müssen nicht zuletzt auch Investitionen getätigt werden. Das schafft sichere Arbeitsplätze. „Wir sind an den Herausforderungen buchstäblich gewachsen“, hört und liest man öfters. Das trifft zu.

Wer in dynamischen Zeiten Stabilität und Klarheit vermitteln kann, sorgt dafür, dass man das gemeinsame Ziel nicht aus den Augen verliert. Diejenigen Unternehmen, denen die Adaption an die neuen Gegebenheiten am besten gelingt, zählen langfristig zu den Gewinnern. Eines der Unternehmen, denen das immer wieder aufs Neue und seit Jahrzehnten gut gelungen ist, ist die Deutsche Vermögensberatung (DVAG). Mehr noch, der führende deutsche Allfinanzvertrieb ist zur starken Marke gereift, die ihrerseits einen nachhaltigen Beitrag zum Unternehmenserfolg leistet. Und diese Marke/dieses Markenverständnis verkörpert auch die kommunizierten Werte der DVAG. Ausrichtung an langfristigen Zielen und Miteinander statt purer Egozentrik. Ein familiengeführtes Unternehmen, das sich trotz aller Erfolge den sozialen Anstrich beibehalten hat.

Doch die Krise hat auch eine andere Dimension. Zweifellos ist die Zunft der Berater gefordert wie nie zuvor und gleichzeitig so immens wertvoll. Vermögensberater stehen gerade dann als starke Partner an der Seite der Kunden und nehmen insofern eine gesellschaftliche Verantwortung wahr. Ihnen kommt die wichtige Rolle zu, in unsicheren Zeiten die Kunden hinsichtlich der finanziellen Situation und insbesondere in Sachen Altersvorsorge anzusprechen und ihnen Lösungen anzubieten. Im Mittelpunkt der Finanzberatung sollte dabei grundlegend das Verständnis von individuellen Bedürfnissen, der Aufbau von Vertrauen und das anschließende Ausarbeiten von passgenauen Produktlösungen stehen. Für die Finanzbranche ist es doch mehr als misslich, dass das Vertrauen der Deutschen in sie nur gering ausgeprägt ist. Gerade einmal 25 % der Bundesbürger halten die Banken- und Versicherungsbranche für eher oder sehr vertrauenswürdig, wie die repräsentative Finanz- und Versicherungsstudie „Finanzkompass“ von Ernst & Young (EY) sowie dem Institut für Generationenforschung aktuell dargelegt. Das muss nicht so sein.

Kunden benötigen einen starken Partner an ihrer Seite, das schafft nötiges Vertrauen. Weitere wichtige Erkenntnis dieser Studie – für rund zwei Drittel der Befragten ist eine persönliche Beratung bei Finanzprodukten wichtig. Hier sei erwähnt, dass mehr als 18.000 DVAG-Vermögensberaterinnen und Vermögensbeater ihre Kunden bundesweit betreuen.

Wie sich die Deutsche Vermögensberatung im vergangenen Jahr organisatorisch und prozessual entwickelt hat, welchen Stellenwert der stetigen Aus- und Weiterbildung zukommt, darauf und auf weitere Themen ging der DVAG-Vorstandsvorsitzende Andreas Pohl im exklusiven Interview ein. (ah)

07 Fotos: © DVAG

Anpacken und Zuversicht schaffen

INTERVIEW

finanzwelt: Herr Pohl, 2022 war erneut ein krisenbehaftetes Jahr. Krieg, Zinswende und die damit verbundenen Konsequenzen. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Andreas Pohl» Wir haben turbulente Jahre hinter uns. Zunächst hat uns die Coronapandemie extrem gefordert. Hinzu kamen 2022 zahlreiche geopolitische Einflüsse sowie damit einhergehend viele Marktveränderungen und natürlich die steigende Inflation. Allen Herausforderungen zum Trotz konnte die Deutsche Vermögensberatung AG im vergangenen Jahr ihren eingeschlagenen Erfolgsweg weiter fortsetzen. Die Umsatzschwelle von zwei Milliarden Euro wurde übertroffen – das zweitbeste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte und einmal mehr der Beleg für unser beständiges, nachhaltiges Geschäftsmodell.

finanzwelt: Der Erfolg bedingt aber auch, sich stetig weiterzuentwickeln. Die Digitalisierung hält heutzutage überall Einzug, ist nicht mehr wegzudenken.

Pohl» Die digitale Transformation betrifft nahezu alle Bereiche des Lebens und natürlich auch uns. Wir investieren massiv, um unsere Prozesse noch besser zu machen. Dabei ist unsere oberste Prämisse nicht die Digitalisierung um jeden Preis, sondern die bestmögliche Unterstützung der persönlichen Beratung durch unsere Vermögensberaterinnen und Vermögensberater. Denn das haben die Pandemie und unsere Erfolge im vergangenen Jahr nochmals bestätigt: Persönliche Beratung wird von den Menschen stark nachgefragt. Dafür werden wir weiter investieren!

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finanzwelt: Sie sprechen es an. Viele Prozesse werden digitalisiert. Davon profitiert auch der Berater. Welche Erfahrungen machen Sie?

Pohl» Es galt, sich auf die veränderten Rahmenbedingungen einzustellen. Darin sind wir erprobt. Mit unseren Beratungstools hat die Deutsche Vermögensberatung ein hybrides Konzept etabliert, das persönliche Kundenberatung und Digitalisierung in idealer Weise vereint. Das Tool wird immer stärker genutzt. Daher lag der Fokus im Jahr 2022 vor allem darauf, weitere Module aufzunehmen und den Kundennutzen auf ein neues Level zu heben.

Weiterbildung ist für die Unternehmen genauso wie für ihre Mitarbeitenden sehr wichtig. Fach- und Führungskräfte sehen die Weiterbildung sowohl bei der Wahl des Arbeitgebers als auch für die persönliche Entwicklung als bedeutend an.

finanzwelt: Up-to-date zu sein ist heutzutage unerlässlich. Auch als Vermögensberater müssen Sie mit der Zeit gehen, im Interesse des Kunden, aber auch aus ureigenem Antrieb. Welchen Stellenwert messen Sie der Weiterbildung bei?

Pohl» Lebenslanges Weiterbilden gehört bei der DVAG schon immer dazu. Sowohl auf fachlicher als auch persönlicher Ebene. Das eine funktioniert nicht ohne das andere. Beim Thema der fachlichen Aus- und Weiterbildung gehen wir weit über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Vermögensberaterinnen und Vermögensberater profitieren fortlaufend von der Bereitstellung unterschiedlicher Weiterbildungs- und Schulungsangebote. So sind sie immer auf dem neuesten Stand und können ihre Kunden auch in herausfordernden Zeiten stets optimal beraten. Damit nicht genug. Auch die persönliche Weiterentwicklung mit individuell zugeschnittenen Angeboten und Coachings liegt uns sehr am Herzen.

finanzwelt: Damit punkten Sie auch beim Nachwuchs. Pohl» Absolut. Es stimmt uns mehr als zuversichtlich, dass im vergangenen Sommersemester im dualen Studiengang der DVAG so viele Studierende wie nie zuvor gestartet sind. Seit Start des Studiums 2008 hat sich die Anzahl der Studierenden pro Semester mehr als verdreifacht.

finanzwelt: Miteinander, Menschlichkeit, Zusammengehörigkeitsgefühl – Zuschreibungen, die gerade vor

dem Hintergrund des unsicheren, krisenbehafteten Umfelds wichtig sind und bei der DVAG einen besonderen Stellenwert genießen. Wie drückt sich das konkret aus?

Pohl» Ein sehr wichtiger Punkt. Die Themen Fairness und Vielfalt sind seit jeher in unserer Unternehmenskultur verankert. Unser Karrieresystem ist für jeden identisch: unabhängig von der Herkunft, egal ob Mann oder Frau, jung oder alt. Jeder hat bei uns die gleichen Chancen. Denn es ist die Leistung, die zählt. Wir sind eine starke Gemeinschaft, die aus über 50 verschiedenen Nationalitäten besteht und sich gegenseitig unterstützt. Ich bin stolz, dass dies schon immer Teil unserer DNA ist!

finanzwelt: Der von Ihnen angesprochene Teamgedanken und das Verantwortungsbewusstsein zeigt sich auch an anderer Stelle. Warum ist Ihnen gesellschaftliches Engagement so wichtig?

Pohl» Bei uns im Familienunternehmen gehört es schon immer dazu, etwas zurückzugeben. Das spielt auch für unsere Vermögensberaterinnen und Vermögensberater eine große Rolle. Seit jeher engagieren wir uns vielfältig in den Bereichen Soziales, Kultur, Wissenschaft und Sport. Damit wollen wir einen Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit leisten.

finanzwelt: Welche Rolle kommt familiengeführten Unternehmen zu?

Pohl» Wir sind uns schon immer unserer besonderen Verantwortung für die kommenden Generationen bewusst. Weil wir als Familienunternehmen den langfristigen Erfolg über kurzfristigen Gewinn stellen. Weil unsere Vermögensberaterinnen und Vermögensberater ihre Kunden ein ganzes Leben lang begleiten. Mit dem Bewusstsein eines in die Zukunft gerichteten Geschäftsmodells im Rücken blicken wir optimistisch auf die kommenden Jahre.

Vieles lässt sich über Krisen und Krisensymptome sagen. Entscheidend ist, dass man dabei auch heute bereits an die Zeit nach der Krise denkt, sich entsprechend positioniert und Chancen ergreift. Dann hat man die Zuversicht, herausfordernde Zeiten zu überstehen und gestärkt daraus hervorzugehen. Ob als Individuum oder als Unternehmen. Die Deutsche Vermögensberatung hat auch 2022 bewiesen, dass sie exzellent aufgestellt ist, Zeichen der Zeit rechtzeitig antizipiert und insofern für Vermögensberater eine ideale Heimat ist. (ah)

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» Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung, keine Bildung. «
— John F. Kennedy

So stark ist die Deutsche Vermögensberatung aufgestellt

Das Familienunternehmen Deutsche Vermögensberatung blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2022 zurück. Dies unterstreicht: Die Menschen haben auch in Zeiten großer Verunsicherung und vieler offener Fragen starkes Interesse an der Vermögensbildung, der Vorsorge sowie der Risikoabsicherung und wollen persönlich beraten werden. Die Perspektiven für den Beruf des Vermögensberaters mit seiner Allfinanzberatung sind damit besser denn je.

Die DVAG in Zahlen:

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Die persönliche Beratung steht bei Kunden und Versicherern wieder hoch im Kurs. Die Start-up-Welle, die unter anderem den Versicherungsvertrieb disruptiv aufmischen wollte, ebbt merklich ab. Die verbliebenen digitalen Risikoträger und Serviceanbieter suchen jetzt den Kontakt zur ehemaligen Vertriebskonkurrenz. Versicherungsmakler nutzen die Digitalanbieter für neue Interessentenzugänge, frisches Neugeschäft sowie schlankere Prozesse. Bei vielen Versicherern bewirkten die Start-ups zunehmende IT-Investitionen für eine bessere Kundennähe. Makler profitieren also gleich mehrfach, wenn sie die bewährte Kundenberatung mit den Möglichkeiten moderner Technik in einem individuellen Vertriebswege-Mix kombinieren.

Möglichkeiten sondieren

Die komplexen Versicherungslösungen für Privathaushalte und Unternehmen bedürfen einer Beratung, die samt Vorund Nachbereitungen mehrere Tage Zeit beansprucht. Die Risikoanalyse, die Suche nach den passenden Lösungen und der Vertragsabschluss sowie die Bestandsbetreuung nebst Schadensfallbegleitung bieten viel digitales Optimierungspotenzial. Schlanke Abläufe mit passenden IT-Anwendungen sorgen für Zeitersparnis, Weiterempfehlungen und Neugeschäft. Die sozialen Medien unterbreiten sowohl positive als auch negative Kritik einer breiten Öffentlichkeit. Forciert durch Start-up-Ideen sowie durch Corona verlagerten sich etliche Geschäfte ins Internet. Die erste Suche nach digitaler Produktinformation entwickelte sich zur generationenübergreifenden Routine. Wollen Makler den Effekt auf eigenen Webseiten nutzen, bieten Spezialisten, zum Teil über Versicherer mit einem Fokus auf Versicherungsmakler, kostengünstige Unterstützungen an. Die Direktversicherer zeigen bereits seit langem, wie gut Geschäfte via Webseite möglich sind. Insbesondere die einfachen digitalen Produkte, wie beispielsweise Auslandskranken-, Haftpflicht- oder

Reisegepäckversicherungen für Privatpersonen, verzeichnen beachtenswerte Abschlusserfolge. Sobald die Versicherungslösung komplizierte Fragen aufwirft, ist eher ein persönlicher Kontakt per Chat, E-Mail oder Telefon gefragt. Laut GDV findet fast jede fünfte Kfz-Haftpflicht den Digitalweg in den Bestand. Die Entscheidung, ob entweder eine Teilkasko oder die Vollkasko ggf. mit Kasko-Erweiterungen vorteilhafter sind, lässt sich für Versicherungslaien oftmals nicht abschließend digital klären. Vergleichsportale setzen dafür Callcenter ein, welche bei sehr anspruchsvollen Risikosituationen in den Privathaushalten und Unternehmen an Grenzen stoßen. Viele Gefahrenumstände sowie notwendige Sicherheitsvorkehrungen offenbaren sich erst in der Besichtigung vor Ort. Beschreiten Versicherungsmakler digital erprobte Wege für das simple Neugeschäft, kommen angepasste Webseiten sowie Konferenztechnik für Telefonie und Video zum Einsatz. So bleibt deutlich mehr Zeit für die lukrativeren komplexen Risikolösungen, die mitunter Einsätze vor Ort erfordern. Das Einfache geht schnell und komplexe Themen erhalten besondere Aufmerksamkeit. Aus Kundensicht ist das eine optimale Mixtur, die zusätzliches Vertrauen schafft.

Die Regulatorik schläft nie

Digitale Geschäfte unterliegen ähnlichen Regelungen wie die vergleichbaren Beratungen von Angesicht zu Angesicht. Die Anforderungen an Erstinformationen und Beratungsprotokolle sind sehr ähnlich. Die Regeln zum Datenumgang und zur digitalen Fernkommunikation gelten grundsätzlich für alle Webseiten, also auch für Seiten ohne Antragsstecke und Abschlussmöglichkeit. Liegen entsprechende Kundeneinwilligungen vor, steht Kontakten für weiteres Neugeschäft nichts mehr im Wege. Sofern Versicherungsmakler die Geschäfte über eigene Webauftritte oder per Link auf Anbieterportale generieren wollen, wäre noch die hinreichende Zahl an Angeboten für den Kunden im Blickfeld zu

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behalten. Für Versicherer gelten diese Anforderungen an Webseitengeschäfte sinngemäß und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, oder kurz BaFin, wacht zunehmend argwöhnisch über die ordnungsgemäßen digitalen Geschäftsabwicklungen. Binden Versicherungsmakler die Versicherer-Services auf ihrer Webseite ein, verantworten die Makler den rechtskonformen Datenumgang gemäß Datenschutz-Grundverordnung, eher geläufig als DSGVO, zuvorderst. Rechtsgelehrte verorten Versicherungsmakler nicht nur auf der Kundenseite, sondern schreiben ihnen eine hohe Datenverantwortung auf die Agenda. Gerade für Verstöße mit besonders schützenswerten Daten, wie z. B. aus der Unternehmenskundenbelegschaft in betrieblichen Versorgungswerken oder zur Gesundheit von Versicherten in der Personenversicherung drohen sehr empfindliche Strafen. Deshalb sind Datenverwendungen bei Versicherern und dahingehende beidseitige Kontrollmöglichkeiten vorab zu regeln. Soweit das Geschäft über Assekuradeure oder Pools abgewickelt wird, sind diese weiteren Datenverarbeiter gemäß DSGVO in entsprechende Vereinbarungen einzubeziehen. (gg)

Fazit

Nichts ist beständiger als Fortschritt und wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Solche und andere bekannte Weisheiten gelten gerade in Krisenzeiten und bei einem technischen Entwicklungstempo, mit dem man kaum noch Schritt halten kann, mehr denn je. Auch wenn Start-ups oftmals nicht hielten, was sie während der Startkapitalsammlungen versprachen, sind viele der neuen Ideen für Versicherungsmakler durchaus brauchbar. Assekuradeure, Pools und Versicherer setzen die Ideen um und bieten Versicherungsmaklern eine kostengünstige Vertriebswege-Mixtur sowie die passenden Bestandsbetreuungs-Services nach dem Vertragsabschluss. Die Angebote lohnen sich für Makler, sofern die rechtlichen Feinheiten eine konforme Beachtung finden. Alternativ steht der eigenverantwortlich umgesetzte Vertriebswege-Mix mit hauseigenen ServiceIdeen zur Wahl. Beide Wege versprechen mehr Geschäft und eine höhere Bestandsdichte.

13 Foto: © ahiraostock.adobe.com

Vermutlich werden Sie – seit mindestens drei Jahren – sehr oft angesprochen: Alle Unternehmen suchen, auch mit Hilfe externer Personalberater, quasi jeder wird umworben. Ich wende mich hier an Personen, die sich außerhalb ihres jetzigen Arbeitgebers weiterentwickeln möchten. Apropos: Ein Personalvermittler kostet Sie nichts; er wird vom suchenden Unternehmen beauftragt und entlohnt.

Suchen Sie den Kontakt zu Profis, das heißt: Keine Anfänger, keine Studenten, keine Marketing-Gurus, keine Nebenberufler, kein „Wurde im Wochenendkurs zertifiziert“, kein „Ich war in den 90ern Vertriebsdirektor“ und kein „Eigentlich bin ich Coach“. Das gehört dazu, wenn das Image der Branche besser werden soll, jeder ist mitverantwortlich für die Erfahrungen, die er macht.

Entscheiden Sie, ob Sie aktuell wechseln möchten und ob die von Ihnen avisierte Position ein nächster richtiger Schritt sein könnte (auch wenn die erste Info zwangsläufig unvollständig ist). Und dann kommunizieren Sie, sprechen hilft. Ein gutes Nein, vielleicht mit einem „Warum nicht?“, ist besser als Schweigen; ein Telefonat besser als eine Nachricht.

Je klüger und erfahrener die Person gegenüber, umso besser müssen Sie sein. Nutzen Sie die Gelegenheit, zu üben – das hilft, jetzt und für die „entscheidenden Gespräche“. Denn was können Fachprofis selten? Sich selbst präsentieren!

Wenn Sie kommunizieren, bitte fair bis zum Schluss. Sie können sprechen und dann „ghosten“, Sie können unterschreiben und „nicht antreten“ – Sie werden immer ein Unternehmen finden, das Ihnen einen Job anbietet. Es gibt aber auch Player (Personaler, Entscheider und Berater), die sich Notizen machen. Muss doch nicht sein.

Sprechen Sie! Und mit den richtigen Personen. Halten Sie Ihren CV aktuell, fassen Sie (für sich) Ihre Stärken zusammen. Checken Sie die beschriebene Aufgabe. Seien Sie realistisch. Kennen Sie Ihre Zahlen: Gehalt, Gehaltswunsch, Kündigungsfrist etc.!

Exkurs Führungsposition

Wenn Ihnen eine „weiterführende Aufgabe bzw. Führungsposition“ angeboten wird, sollten Sie reagieren. Auch wenn es Ihnen „gerade jetzt“ nicht passt – apropos: es gibt keinen „perfekten Moment“ –, denn im Austausch ergeben sich Ideen und Chancen.

Nur mal angenommen (wenn alles immer besser wird, braucht sich keiner Gedanken machen), die Wirtschaft wächst viele Jahre nicht, Automatisierung und Digitalisierung greifen, Provisionen etc. werden politisch entschieden – welche Positionen fallen weg, welche werden stark ausgedünnt? Sorgen Sie also dafür, dass die richtigen Ansprechpartner ein zutreffendes Bild von Ihnen haben, seien Sie präsent, fachlich up to date, entwickeln Sie sich weiter: Welche Qualitäten und Fähigkeiten werden in Zukunft gebraucht? In diesem Sinne – weniger Following, mehr Thinking!

Je höher die Position, um so freundlicher reagieren potenzielle Kandidaten.

Merken Sie selbst, oder?

finanzwelt 02 | 2023 14 BERATER | RECRUITING
Wie verhalte ich mich, wenn ich als „potenzieller Kandidat“ per Social Media etc. angesprochen werde?
Foto: © Jürgen Fälchlestock.adobe.com
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„Es geht immer weiter!“

Was interessiert den Finanz- und Versicherungsvertrieb aktuell? Darüber sprach finanzwelt beim ExpertinnenRoundtable mit Alexandra MarkovicSobau, Vertriebsleiterin der Hallesche Krankenversicherung a. G., Tanja Bender, Head of Branch beim Asset Manager Candriam, und Gabriele Radl, selbständige Beraterin mit der FIS Finanz- und Invest-Services GmbH und Vorstand bei den FinanzFachFrauen e. V.

finanzwelt: Sie kommen aus ganz unterschiedlichen Bereichen der Finanzbranche, doch Sie alle eint das Thema Vertrieb. Vor welchen Herausforderungen steht dieser aktuell? Was treibt die Branche Ihrer Meinung nach am meisten um?

Alexandra Markovic-Sobau» Es gibt mehrere Herausforderungen, die in Verbindung zueinanderstehen: Kundenorientierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Schwer zu sagen, was die größte Herausforderung davon ist, zumal vieles erst im Entstehen ist. Ein großes Thema ist der Modernisierungsbedarf, wie beispielsweise die Digitalisierung der Kundenberatung. Wichtig ist, keine Trends zu verpassen. Vieles

steckt jedoch noch in den Kinderschuhen. Die Versicherungsbranche ist sich der Herausforderungen bewusst. Es mangelt also nicht an Erkenntnis, sondern an der Umsetzung, besonders in Bezug auf die Geschwindigkeit. Durch Krisen, die auch Kunden betreffen – die Inflation oder die mangelnde Zukunftsfestigkeit des gesetzlichen Altersvorsorgesystems – sind die Menschen zusätzlich verunsichert. Es gibt viele Lösungsvorschläge von Politik und Verbänden, aber keine handfesten Umsetzungen. Die Vermittler müssen in der Beratung viele Unsicherheiten einkalkulieren.

Gabriele Radl» Ich sehe es von der Beraterinnen- bzw. Endkundenseite. Ich finde in den letzten Jahren hat sich sehr viel getan, was das Thema Digitalisierung angeht, da haben wir einen Riesensprung gemacht. Bei uns liegen kaum noch Akten im Schrank. Markovic-Sobau» Die liegen bei uns, bei den Versicherern (lacht). Wir sind bei der Digitalisierung von Akten schon weit gekommen, in den Büros der Mitarbeiter gehören Aktenschränke auch der Vergangenheit an. Nur die Digitalisierung von Archiven, die dauert mitunter.

Radl» Umso kleiner ein Team ist, wie bei uns, umso effizienter müssen die Arbeitsabläufe sein, um überhaupt diese Menge bewerkstelligen zu können. Wir versuchen auch, unseren Kunden Digitales näherzubringen. Einige sind sehr offen, unabhängig von Alter und Geschlecht, andere wiederum wollen analog bleiben. Die wird es auch immer geben. Ich denke, besonders junge Menschen haben einen Hang zum Digitalen, weil sie damit aufgewachsen sind. Das persönliche Gespräch ist aber nach wie vor durch nichts zu ersetzen. Das habe ich besonders in der Corona-Zeit bemerkt. Ich denke, es wird immer einen Mix geben. In den nächsten Jahren werden wir aber zunehmend digitaler werden. Eine gewisse Trägheit auf Seiten der Versicherungen habe ich aber auch schon bemerkt. Markovic-Sobau» Digitalisierung ist für uns Versicherer immer ein Spagat zwischen Datenschutz und Kundenorientierung. Gerade bei einem Krankenversicherer wie der Hallesche sind die Gesundheitsdaten besonders schützenswert. Angehörige dürfen z. B. nicht die Gesundheitsgeschichte einsehen, selbst wenn es sinnvoll oder sogar notwendig wäre, etwa wenn der Versi-

finanzwelt 02 | 2023 16 BERATER | ROUNDTABLE
» Es gibt mehrere Herausforderungen, die in Verbindung zueinanderstehen: Kundenorientierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Schwer zu sagen, was die größte Herausforderung davon ist, zumal vieles erst im Entstehen ist. «

cherte krankheitsbedingt stark eingeschränkt ist. Die vermeintliche Trägheit der Versicherer ergibt sich häufig aus dem Spannungsfeld anderer schützenswerter Güter.

Tanja Bender» Insgesamt ist die Digitalisierung für uns alle ein Riesenthema. Im Fondsbereich spielen dabei besonders Daten bzw. Datenverarbeitung und Transparenz eine große Rolle. Investoren wollen eigentlich nichts anderes sehen als korrekte Daten. Ein weiterer Trend ist natürlich das Thema Nachhaltigkeit. Obwohl dies an

der einen oder anderen Stelle sehr inflationär besprochen wird. Der Branche wird die Hauptverantwortung für eine Nachhaltigkeitswende auferlegt. Im Asset Management-Vertrieb, aber auch allgemein im Vertrieb sehen wir außerdem einen klaren Nachwuchsmangel als Herausforderung.

finanzwelt: Stichwort Nachwuchsmangel, dieser betrifft die ganze Branche. Was kann man dagegen tun? Bender» Wir müssen uns fragen: Woher kommen wir, wo wollen wir hin und

welche Menschen brauchen wir? Wir tun uns definitiv schwer, Nachwuchs zu finden. Das liegt vielleicht auch daran, dass wir Jahrzehnte lang dasselbe gemacht haben. Als Industrie insgesamt waren wir nicht wirklich fortschrittlich. Jetzt müssen wir richtig schuften, um gute Leute zu gewinnen. Und auch die Frage nach der Gewichtung Männer/ Frauen: Wir denken, heutzutage sollten es 50 % Frauen sein. Das sollte der Trend sein, aber im Moment ist es aus meiner Sicht noch keiner – zumindest in dem Bereich, in dem ich unterwegs bin.

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Alexandra Markovic-Sobau
» Digitalisierung ist für uns Versicherer immer ein Spagat zwischen Datenschutz und Kundenorientierung. «
− Alexandra Markovic-Sobau

finanzwelt: Da spreche ich jetzt für die jüngere Generation, die sich dann fragt: Wir haben 2023, wie kann es sein, dass dieses Thema immer noch kein „Trend“ bzw. immer noch nicht angekommen ist?

Bender» Es muss gar kein Trend sein, es muss Normalität sein. Für mich ist aber bei dieser Diskussion wichtig: Was will man? Egal, ob Mann oder Frau. Was möchte ich beruflich machen, wo möchte ich hin? Und wir, die wir hier sitzen, sind ja auch Beispiele dafür, dass man auch als Frau gut in einer „Männerwelt“ unterwegs sein kann. Mir hat das nie etwas ausgemacht und ich habe mich nie benachteiligt gefühlt. Eher im Gegenteil. Und das versuche ich zu transportieren.

Markovic-Sobau» Ich bin der Meinung, dass wir keine Frauen-Quote benötigen, um einen höheren Anteil von Frauen im Vertrieb zu erreichen. Eine Frauen-Quote haben wir drei hier im Gespräch auch nicht gebraucht. Ich denke, Mentoring spielt eine große Rolle. Viele junge Frauen, die ich kennengelernt habe, sind unsicher in der beruflichen Umgebung, die sie vorfinden. Das kann natürlich auch Männer betreffen. Worauf ich hinaus will: Manche brauchen einen Push, es muss eine gute Förderungen stattfinden, die Mitarbeiterinnen sollen Erfahrung sammeln können und auf ein familiäres Umfeld treffen. Ich kenne viele gute Frauen, die nicht weiterkommen, weil sie in der Umgebung, in der sie sind, nicht an sich glauben. Es liegt an uns, diese Umgebung förderlich zu gestalten und in den Firmen etwas für Frauen im Vertrieb und Frauen in Führung zu tun.

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− Tanja Bender
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Tanja Bender

Bender» Das ist für mich aber nicht unbedingt ein Problem der jeweiligen Industrie. Es gibt viele Branchen, die angeblich Männerdomänen sind. Wie man aufwächst und welche Unterstützung man aus der Familie oder dem Umfeld bekommt, spielen dann generell eine Rolle. Und auch Talent hat meiner Meinung nach damit zu tun. Nicht jeder kann alles. Junge Menschen sollten sich also ihrer Stärken und Talente bewusstwerden, unabhängig vom Geschlecht. Und danach sollte man seinen Beruf, seine Berufung suchen. Und manchmal muss man auch erstmal Sachen ausprobieren, bevor man das richtige findet. Radl» Meiner Meinung nach sind aber auch Engagement und Mut wichtig. Sich einfach mal in Dinge reinzuarbeiten, Biss zu zeigen und sich mit Themen zu beschäftigen, auch wenn man es nicht gleich kann. Das vermisse ich oft bei jungen Männern und Frauen. Und heute sind dem Nachwuchs ja auch ganz andere Dinge wichtig, wie z. B. Work-Life-Balance.

Markovic-Sobau» Ich frage mich manchmal, ob unsere Ansichten die richtigen sind. Bei uns war es so: Wer vorankommen wollte, musste sich durchbeißen. Nur kann ich meine Berufslaufbahn und meine Erfahrung nicht als Maßstab heranziehen, um Antworten für die junge Generation zu finden. Ich denke, wir sollten uns an den Anforderungen der neuen Generation orientieren. Nur dann gewinnen wir Nachwuchs. Selbst wenn wir ausbilden, bekommen wir nicht die Mitarbeiter nach unserem Modell. Wir brauchen passende Angebote für die Frauen und Männer, die in den Arbeitsmarkt nachrücken.

Radl» Egal, ob für den Fonds- oder Versicherungsbereich, Nachwuchs-Be-

raterinnen zu finden ist schwierig. Wir bilden auch selbst aus. Und obwohl ich seit 30 Jahren Personal in allen Facetten mache, komme ich an einen Punkt, an dem ich sagen muss, ich bin a) müde und b) am Ende mit meinem Latein. Viele junge Leute haben heute zum Beispiel so eine Scheu vor Kundenkontakt oder sogar vor dem Telefonieren.

Bender» Die Kommunikation ist mittlerweile auch ganz anders als früher. Die wachsen seit ihrer Geburt mit Handy und Internet auf. Messaging, E-Mails, da ist Telefonieren unnötig –die haben teilweise richtig Panik davor. Diese Erfahrung habe ich mit Praktikanten im Betrieb auch schon gemacht. Ich frage mich, wann da die Zeitenwende kommt, denn diese Generation wird ja irgendwann auch mal Kunde sein. Da läuft die Kommunikation dann nur noch digital – aber das ist dann vielleicht auch nicht mehr meine Welt.

Radl» Das geht mir genauso. Es gibt aber auch junge Leute, die selbstständig arbeiten und aufgeweckt sind. Bender» Nur wollen dann alle diese wenigen Talente für sich gewinnen.

finanzwelt: Welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie denn, um solche Talente von sich zu überzeugen? Radl» Unser Verband, die FinanzFachFrauen, hat eine Initiative gestartet, den Girls-Day, um erst einmal über die Finanzbranche aufzuklären. Wir besuchen Ende April mit Mädchen die Börsen in ganz Deutschland, wie u. a. Frankfurt und Stuttgart. Dort möchten wir zeigen, was Aktien sind und welche Berufe es in der Finanzwelt überhaupt gibt, wie beispielsweise Bankkaufmann/-frau, Kaufmann/-frau für Investmentfonds oder Börsenhändler/in. Dabei wollen wir auch zeigen, dass es gar

nicht so beängstigend oder schwierig ist. Finanzbildung findet ja auch in der Schule nicht statt, dass fällt mir immer wieder auf. Und dabei sollten die Schulen mehr Initiativen in diesem Bereich starten.

Markovic-Sobau» Ich glaube, dass wir in einer Zeit leben, in der man gute Geschichten braucht. Wenn es uns gelingt, jungen Menschen zu vermitteln, dass wir etwas Gutes machen, dann kommt das auch an. Man muss einen Sinn, eine Antwort auf die Frage „Why?“ transportieren. Wenn wir Sinn vermitteln und zeigen, welchen Nutzen wir stiften, dann können wir gute Leute gewinnen. Damit habe ich jetzt zum Beispiel einige gute Frauen gewonnen, aus verschiedenen Finanzbranchenumgebungen. Die wollen dahin, wo es eine gute Story gibt, wo sie etwas bewirken können und ihre Arbeit einen Sinn hat. Den Sinn kann ich herleiten aus einzelnen Produkten wie der betrieblichen Krankenversicherung oder dem Geschäftsmodell Kranken an sich. Radl» Unser Problem als kleinere Firma ist dabei, dass wir gegen große Unternehmen konkurrieren müssen. Ich bleibe aber immer optimistisch. Und ich habe zum Beispiel gute Erfahrungen mit Quereinsteigerinnen gemacht, die sind oft sehr motiviert und engagiert.

finanzwelt: Ich möchte jetzt nochmal auf den Aspekt der Nachhaltigkeit eingehen. Dieses Thema wird regulatorisch sehr vorangetrieben. Welche Entwicklungen beobachten Sie? Kommt das bei den Kunden überhaupt an?

Bender» Wir im Asset Management sind da in einer Blase. Für uns gibt es fast nur noch dieses Thema. Ich glaube, dass sich Kunden – und hier spre

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» Junge Menschen sollten sich also ihrer Stärken und Talente bewusstwerden, unabhängig vom Geschlecht. Und danach sollte man seinen Beruf, seine Berufung suchen. «

che ich gerade für die Retail-Investoren – schon dafür interessieren, etwas Gutes zu tun. Gleichzeitig muss aber auch die Rendite stimmen. Das bekommen wir von Beratern gespiegelt. Und die regulatorischen Vorschriften, was wir alles abfragen, und welche Daten gesammelt werden müssen, sind teilweise schlimm. Und dann gibt es zwar eine Vielzahl von Ratingagenturen, die bewerten, welche Unternehmen nachhaltig sind, doch die Ergebnisse sind auch nicht immer einheitlich. Man hat manchmal das Gefühl, wir Asset Manager sollen gemeinsam mit den Anlegern die Welt retten, dabei passen viele Rahmenbedingungen noch nicht. Natürlich begrüßen wir, dass sich etwas verändern soll, weil es so nicht weitergeht. Aber Asset Manager oder Finanzvertriebe können nicht allein der Retter der Welt sein, wenn an vielen anderen Stellen nichts passiert. Radl» Da bin ich hundertprozentig bei Ihnen. Ich sehe das kritisch, denn da findet mal wieder eine Überregulierung statt. Unseren Kundinnen und Kunden bringt es keinen Mehrwert. Wenn ich muss, frage ich es ab, mache einen Haken dran, fertig. Andererseits gibt es bei uns Kolleginnen, die sich bereits seit vielen Jahren auf das Thema spezialisiert haben, weil sie davon überzeugt sind. Ich finde, jeder Kunde sollte das bekommen, was er möchte. Aber wir tragen die Last mit den Dokumentationspflichten, die jedes Jahr noch schlimmer werden. Und die Kunden interessiert es nicht. Damit wird am Ziel vorbeigeschossen. Und aus meiner Sicht ist ein Unternehmen mit einem stabilen und langfristigen Geschäftsmodell, guten Gewinnen und einem ordentlichen Umgang mit den Mitarbeitern ein nachhaltiges Unternehmen.

Markovic-Sobau» Als Krankenversicherung sind wir von der Überregulierung in der Beratung nicht betroffen. Deswegen bewerte ich das ganze Thema positiver. Wir sind inspiriert und entdecken Potenziale in unseren Geschäftsmodellen, mit denen wir auch die Kunden erreichen können. Beispielsweise wenn wir von nachhaltiger Kalkulation und Beitragsstabilität sprechen – und das seit 30 Jahren, auch wenn das der Nachhaltigkeit im Sinne der SDGs [UN-Ziele für Nachhaltige Entwicklung, a. d. R.] nur indirekt entspricht. Oder bei verschiedenen Produktlösungen, wie der betrieblichen Krankenversicherung. Damit helfen wir anderen Unternehmen, ihre ESG-Ziele zu erreichen. Hier setzen wir proaktiv an. Ohne Zwang ist das Thema Nachhaltigkeit viel besser und mit einem Mehrwert umzusetzen. Zwang und Überregulierungswahn verdrehen das. Besonders, wenn die Regulation gar nicht eindeutig ist.

finanzwelt: Wie lautet Ihre Einschätzung zum Provisionsverbot? Wird eine entsprechende Regulierung kommen?

Markovic-Sobau» Meiner Meinung nach ja. Wann, ist unklar, aber damit rechnen sollte man. Die Hälfte der Branche wird dennoch unvorbereitet sein und davon überrumpelt werden. In meinen Augen kommt da wieder dieses Umsetzungsproblem zum Tragen. Es fehlt eine proaktive Problemlösung, um das Geschäftsmodell auf das drohende Provisionsverbot hin neu auszurichten.

Radl» Ich schätze, spätestens mit der nächsten Legislaturperiode wird es kommen. Aber aus meiner Sicht ist das nicht zielführend. Die ‚kleinen‘ Kunden, bei denen jetzt schon ein immen-

ser Beratungsbedarf herrscht und die eigentlich überall ein bisschen durch das Raster fallen, werden noch mehr auf der Strecke bleiben. Keiner wird sich mehr um sie kümmern. Und das trifft gerade auch junge Leute, die oftmals nicht über viel Kapital verfügen. Das ist eine fatale Entwicklung. Mit einem Provisionsverbot leiden wieder die, die jetzt schon leiden, nur noch mehr. Siehe die Länder, die bereits ein Provisionsverbot eingeführt haben.

finanzwelt: Richtig, UK, Niederlande, dazu gibt es bereits entsprechende Studien, die eine Beratungslücke belegen.

Radl» Da ging der Schuss voll nach hinten los. Das betrifft auch die Altersarmut von Frauen. Bereits heute haben Frauen im Schnitt eine gesetzliche monatliche Rente von 600 bis 700 Euro. Deshalb predigen wir täglich: Sorgt vor, macht irgendwas, egal ob Versicherung oder Fondssparplan, sonst wird es später nicht mehr reichen. Aber mit dem Verbot fallen genau diese Frauen hinten runter. Das, was wir machen, die unabhängige Beratung, wird auf der Stecke bleiben. Große Vertriebe werden nur noch reinen Produktverkauf und Standardlösungen anbieten oder Kunden schließen selbst was im Internet ab. Das ist reiner Unfug. Und wie Sie sagen, UK ist das beste Beispiel. Es funktioniert nicht. Markovic-Sobau» Ja, in der Tat. Auch Pflichtmodelle oder Sozialpartnermodelle werden nicht reichen, um die Rentenlücke zu schließen. Mit einem Provisionsverbot wird Altersarmut nicht bekämpft. Es lässt die Beratungsindustrie schrumpfen. Auch die Digitalisierung wird nicht alles für uns richten. Eine Lösung zur Altersabsicherung zu finden, ist nicht beratungsintensiv.

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finanzwelt 02 | 2023 BERATER | ROUNDTABLE
» Die ‚kleinen‘ Kunden, bei denen jetzt schon ein immenser Beratungsbedarf herrscht und die eigentlich überall ein bisschen durch das Raster fallen, werden noch mehr auf der Strecke bleiben.
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Aber die Bedarfsberatung ist es. Das schaffen nur die Vermittler. Vieles, was heute selbstverständlich in den Beratungsgesprächen mitläuft, die Aufklärung über Versorgungslücken, sei es in der Absicherung der Arbeitskraft oder des Pflegerisikos, wären vom Provisionsverbot betroffen. Den Kunden wird das Verbot nicht helfen, und besonders beratungsintensive Produkte werden sie kaum online selbst abschließen. Die deutsche Bevölkerung wird noch schlechter versorgt sein. Nicht, weil sie die Mittel nicht haben, sondern weil sie unaufgeklärt sind. Man schüttet das Kind mit dem Bade aus.

Bender» Beim Provisionsverbot an sich bin ich bei Ihnen: ich denke auch, dass das Thema eher bei der nächsten Regierung liegt. Wir haben von unserer Warte aus bereits verschiedene Modelle, da wir ja auch mit institutionellen Investoren arbeiten. Gerade die Honorarberatung ist in Deutschland allerdings schwer durchzusetzen. Insgesamt werden die, die es sich dann noch leisten können, ihr Geld weiter vermehren, der Rest schließt im Internet ab oder bleibt auf der Strecke. Dadurch wird dann auch die Schere immer weiter auseinandergehen.

Radl» Aber die gute Nachricht ist: Gehen Sie ins Senckenberg Museum in Frankfurt, schauen Sie sich die Dinosaurier an, die 180 bis 250 Millionen Jahre vor uns gelebt haben – dann wissen Sie, es geht immer weiter.

finanzwelt: Das ist doch ein schönes Schlusswort! Vielen Dank. (lb)

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» Ich finde, jeder Kunde sollte das bekommen, was er möchte.
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− Gabriele Radl
Gabriele Radl

Wie Sie neue Mitarbeiter schon vor dem ersten Arbeitstag binden (müssen)

Heute widmen wir uns einem Thema, das wichtig ist, wenn ein neuer Mitarbeiter seinen Arbeitsvertrag unterschrieben hat. Dem Onboarding, also allen Maßnahmen rund um die Einstellung, Einführung und Eingliederung neuer Mitarbeiter.

Früher hieß Onboarding: Arbeitsvertrag unterschreiben, am ersten Arbeitstag erscheinen, kleine Begrüßungsrunde im Team, kleine Einführungsrunde im Job, anfangen zu arbeiten. Das war einmal.

Vor Corona hörte ich davon, dass Auszubildende in der Versicherungsbranche am ersten Arbeitstag nicht erschienen und sich zwischenzeitlich für eine andere Ausbildungsstelle entschieden hatten. Seit Corona erzählen mir Kunden, dass auch gestandene Fach- und Führungskräfte nicht zum neuen Job erscheinen. Ghosting.

Oft hat der Mitarbeiter eine Kündigungsfrist von drei Monaten, in denen viel, viel, viel passieren kann. Was können Sie tun, wenn Sie nach langem Suchen endlich Mr. oder Ms. Right gefunden haben und der Arbeitsvertrag unterschrieben ist?

Hier sind fünf Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um neue Mitarbeiter sofort zu binden:

1. Fragen Sie im Vorstellungsgespräch, was der Mitarbeiter an seinem jetzigen Job vermisst und zeigen Sie ihm, dass Sie ihm das geben können. Bieten Sie ihm Hilfe an bei der Vorbereitung auf das Gespräch mit seinem jetzigen Chef. Was passiert, wenn dieser ihm plötzlich mehr Geld oder bessere Arbeitsbedingungen bietet?

2. Besiegeln Sie den Arbeitsvertrag mit einem Handschlag und zeigen Sie Ihre Freude über die Zusammenarbeit. Klingt kindisch? Schafft aber sofort eine positive emotionale Bindung.

3. Behandeln Sie den neuen Mitarbeiter ab sofort wie alle anderen Mitarbeiter. Halten Sie ihn über

alles auf dem Laufenden, was im Unternehmen passiert. Laden Sie ihn zu allen Feierlichkeiten ein und schicken Sie ihm ab und zu eine persönliche Nachricht. Fragen Sie im Vorfeld nach den Geburtstagen von Familienmitgliedern und schicken Sie kleine Geschenke.

4. Stellen Sie den neuen Mitarbeiter vor Arbeitsbeginn in einer E-Mail allen Mitarbeitern im Unternehmen vor. Bitten Sie die Mitarbeiter, sich mit einer Willkommensnachricht mit ihm auf Xing oder Linkedin zu vernetzen.

5. Finden Sie einen Kollegen, der als Pate oder Mentor für den neuen Mitarbeiter fungiert und ihm in der Probezeit bei Fragen und Anregungen zur Seite steht.

Bonus: Nutzen Sie die Probezeit, um den neuen Mitarbeiter maximal zu unterstützen. Es geht nicht nur ums Kennenlernen und um die Überprüfung, ob der Mitarbeiter wirklich passt. Auch diese Zeiten sind vorbei. Wie gesagt, behandeln Sie den Mitarbeiter wie alle anderen Mitarbeiter.

Ergreifen Sie bereits vor dem ersten Arbeitstag Maßnahmen, um neue Mitarbeiter zu binden. Senken Sie das Risiko von Absagen oder Nichterscheinen am ersten Arbeitstag. Und schaffen Sie früh eine positive emotionale Bindung zum Unternehmen, die dazu beiträgt, dass der Mitarbeiter seinen ersten Arbeitstag herbeisehnt. Verbocken Sie es nicht!

finanzwelt 02 | 2023 22 BERATER | FACHKRÄFTEMANGEL
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Aufstieg der Maschinen

Die Finanzbranche holt im Bereich Digitalisierung langsam, aber sicher auf. Auch wenn noch Luft nach oben ist, gibt es immer mehr digitale Lösungen, die Papierstapel und Aktenberge zum Schrumpfen bringen. KI, Künstliche Intelligenz, ist dabei auf dem Vormarsch und eröffnet neue Wege für Beraterinnen und Berater.

Grundsätzlich beschreibt KI Technologien, die kognitive Fähigkeiten imitieren, wie z. B. strategisches Denken, das Erkennen von Mustern oder sprachliche Fähigkeiten. Maschinelles Lernen stellt einen Teilbereich von KI dar, in dem die Programme Zusammenhänge und Informationen aus Daten selbstständig erlernen (Definition von Mittelstand-Digital Zentrum Augsburg). KIProgramme sind also insofern für die Finanzbranche interessant, da sie gro-

ße Datenmengen schnell verarbeiten können. Zudem eröffnet KI zahlreiche Möglichkeiten für die Kundenberatung und -neugewinnung.

KI hält Einzug bei Finanzdienstleistern

Viele Dienstleister aus der Branche greifen bereits auf KI zurück. Laut Roman Schwarze, IT-Vorstand der BCA

AG, komme klassische KI datenschutzkonform bei Prozessverarbeitung und -automatisierung sowie Datenanalyse bei der BCA zum Einsatz. Beispielsweise beim Erkennen, Auslesen und Zuordnen von Policen und Dokumenten seien vertriebsunterstützende und digitale Tools wie KI wichtig. „In einem agilen Prozess entwickeln wir unsere bereits sehr gute technische Aufstellung kontinuierlich weiter“, so Schwarze. Bei der

finanzwelt 02 | 2023 24 Foto: © BPawesomestock.adobe.com
Patrick Husner Leiter IT CHARTA Börse für Versicherungen AG
BERATER | SMARTE BERATUNG MIT KI
Roman Schwarze IT-Vorstand BCA AG

Jung, DMS & Cie. AG nutze man laut Dr. Sebastian Grabmaier, Vorstandsvorsitzender JDC, KI in abgespeckter Form bei smarten Algorithmen für die WebAPP „allesmeins“ und das MVP „iCRM“, wenn es um die Bedarfsanalyse im Versicherungsbereich gehe. „Dabei werden personenbezogene Daten des Kunden mit seinen bestehenden und eventuell benötigten Versicherungen verknüpft und abgeglichen“, erläutert

Dr. Grabmaier. Mit algorithmischen Optimierungen mache JDC damit aus „Big Data“ „Smart Data“, um die eigenen Vertriebspartner bei der bedarfsgerechten Beratung zu Anlage- und Versicherungslösungen zu unterstützen. Für den Maklerverbund CHARTA selbst spielte KI laut Patrick Husner, Leiter IT CHARTA Börse für Versicherung AG, aktuell nur eine untergeordnete Rolle, da keine eigenen Bestände verwaltet werden müssen. „Spannend wäre dies im Marketingbereich unserer Kundenansprache. Hier testen wir derzeit eine entsprechende Anwendung“, so Husner. Für die angebundenen Makler sei es jedoch bei der Auswahl der angebotenen Dienstleistungen, wie Maklerverwaltungsprogramm, Postbox, Beratungsstrecken oder Risikobewertungen wichtig.

Optimierung der Verwaltung

Die Vorteile bei der Datenverarbeitung durch KI sind damit schnell ersichtlich. Das bestätigt auch Schwarze: „Erprobte KI kann gut für administrative Datenprozesse eingesetzt werden. KI-Einsätze lassen technische Systeme effizienter arbeiten, d. h. sie reduzieren den administrativen Aufwand, bieten Mehrwerte, steigern die Beratungsqualität und den Erfolg des Maklerunternehmens.“ Ähnliche Vorteile nennt auch Husner: „Stichwort ‚Postboxen im MVP‘. Eine richtige und schnelle Zuordnung von sämtlichen Dokumenten verschiedenster Versicherungsgesellschaften mittels KI erleichtern hier dem Makler seine Verwaltung von Geschäftsvorfällen erheblich und schaffen Zeit für seine eigentliche Tätigkeit, nämlich die Beratung/Betreuung seiner vorhandenen und die Akquisition neuer Kundenverbindungen.“

Kunden besser erreichen

Dr. Grabmaier sieht zudem einen Verbrauchertrend hin zu immer verfügbaren, unkomplizierten Online-Informationen und -Angeboten im Finanz- und Versicherungsbereich. Diese könnten mit Algorithmen wunschgerecht bereit-

gestellt werden. „Allerdings dürfte das auch künftig nur bei ‚einfachen‘, also beratungsarmen Absicherungslösungen wirklich im Sinne des Kunden befriedigend sein. Bei komplizierten Absicherungs- oder Vorsorgewünschen wird Künstliche Intelligenz zwar hilfreich sein, letztlich werden die Kunden vor dem Abschluss dennoch den persönlichen und kompetenten Berater kontaktieren, um letzte Fragen oder Unsicherheiten zu klären“, führt Dr. Grabmaier aus. Angst, durch technische Anwendungen gänzlich ersetzt zu werden, müssen Berater also definitiv nicht haben. Der BCA-IT-Experte sieht darüber hinaus neue Wertschöpfungspotenziale. „Ein Beispiel ist der kundenzentrierte Vertriebsansatz Next Best Offer: Auf Basis vielfältiger Kundendaten ermittelt die KI für den einzelnen Kunden das Versicherungs- und/oder Anlageprodukt mit der höchsten Nachfragewahrscheinlichkeit“, erläutert Schwarze. „Kurzum: KI wird unter bestimmten Voraussetzungen in Zukunft verstärkt vertriebsunterstützend eingesetzt. Darüber hinaus wird sie in einem weiteren Schritt in der Lage sein, aus den Daten Veränderungen im Leben, Verhalten und Bedarf des Kunden zu erkennen und entsprechend passende Produktangebote inklusive Vergleich zu erstellen.“

Auf dem Weg in die Zukunft

Insgesamt lohnt es sich für Makler, dem Thema KI offen gegenüberzustehen. Allerdings darf der Datenschutz dabei nicht vernachlässigt werden. Besonders mit sensiblen Daten wie Finanz- oder Versicherungsdaten darf nicht leichtsinnig umgegangen werden. Wird das berücksichtigt, bietet KI klare Vorteile. So findet Husner: „KI kann gerade bei Prozessen, die aus welchen Gründen auch immer noch nicht richtig funktionieren, das Zünglein an der Waage sein und in mancherlei Hinsicht evtl. sogar die Lösung des Problems. Das digitale Hinterherhinken und die Möglichkeiten, die gerade diese neuen Techniken bieten, sollten Anreiz genug sein, sich mit KI zu beschäftigen.“ (lb)

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Dr. Sebastian Grabmaier Vorstandsvorsitzender Jung, DMS & Cie. AG

Datenschutz ready for Take-off

Gesetze verengen zunehmend die Beratungsfreiräume bei Kunden. Ein Fokus liegt auf dem Datenschutz. Es gelangen Geschäftsmodelle auf den Prüfstand und mitunter in ein rechtliches Abseits. Für jeden Verstoß drohen empfindliche Bußgelder und in schweren Fällen sogar Strafen.

Eintragungen im Strafregister stellen die Zuverlässigkeit von Vorständen und Versicherungsvermittlern in Frage. Auch ohne Berufsverbot werden spätere Tätigkeitswechsel oder neue Geschäftsverbindungen dadurch schwieriger. Unternehmenslenker, die Schutz und Sicherheit von Daten auf die leichte Schulter nehmen, gefährden ihre Firma und sich selbst. Sorgen Versicherungsmakler jedoch für ein datengeschütztes Umfeld, bietet solche Expertise zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten mit Unternehmenskunden. Umfassender Datenschutz lohnt sich dann mehrfach.

Gamechanger BDSG, DSGVO und Co.

Die Datenschutz-Grundverordnung, kurz DSGVO, sorgte für einen neuen Umgang mit persönlichen Daten, wie beispielsweise Adressen, Kontodaten oder Gesundheitsinformation. Die DSGVO untersagt grundsätzlich eine Verarbeitung personenbezogener Daten durch Dritte und erlaubt Datenverwendung nur in bestimmten Bereichen, wie etwa Vertragsdurchführungen, Aufbewahrungspflichten oder berechtigte Interessen. Ohne die Erlaubnis folgen Verwarnungen oder Bußgelder. Diese Vorgehensweise mi-

nimiert rechtliche Grauzonen und Auslegungsspielräume. Veröffentlichte Fälle mit hohen Geldbußen zeigen, dass die DSGVO europaweit Wirkung zeigt. Bei umfangreichen Datenschutzverstößen begleiten zudem erhebliche Reputationsverluste die Verantwortlichen. Social Media sorgt schnell für eine breitere Öffentlichkeit. Betroffene Unternehmen verzeichnen dann umgehend spürbare Kunden-, Lieferanten- und Umsatzverluste. Das mit der DSGVO harmonisierte Bundesdatenschutzgesetz, kurz BDSG, treibt Managern in Unternehmen, rechtsberatenden Berufen oder Ärzten zusätzliche Sorgenfalten auf die Stirn. Ein korrekter Umgang mit besonders schützenswerten Daten der Belegschaft oder zur Gesundheit wird von mehreren Gesetzen samt Strafgesetzbuch, dem StGB, gefordert. Sorgloser Datenumgang wird multipel geahndet. Weitere standes- und aufsichtsrechtliche Konsequenzen schweben über Kanzleien oder Praxen wie über den Versicherern, Maklern und anderen Vermittlern. Zudem bezweifeln Risikoträger für den Berufs-, Cyber-, Manager- oder Rechtsschutz speziell bei komplexeren Verstößen ihre Schadeneintrittspflicht. Neben den Geldbußen und Strafen stehen so die Reputation und Existenzen der Unternehmen sowie der Manager mit auf dem Spiel.

Andere Geschäftsmodelle und neue Abläufe

Der schärfere Datenschutz erfordert gesicherte Arbeitsabläufe, die Aufsichtsbehörden mit Verordnungen sowie der Gesetzesgeber immer stärker regeln. Im Versicherungsvertrieb Tätige müssen beispielsweise jederzeit

finanzwelt 02 | 2023 26 BERATER | DSGVO IM VERTRIEB Foto: © lassedesignenstock.adobe.com

sicherstellen, dass vor jeder Datenverarbeitung die ausdrückliche Kundeneinwilligung vorliegt. Eine im Nachhinein eingeholte Genehmigung kommt einem Verstoß-Eingeständnis gleich. Im Handel mit Daten von Interessenten, sogenannten Leads, entstehen Untiefen. Nur wenn Interessenten über die Lead-Kollekte, die Weitergabe und Zielorte transparent informiert sind, explizit einwilligen und um alle Datenschutzrechte wissen, wäre die Datenverwendung zulässig. Den Nachweis müssen Datensammler, Zwischenhändler sowie die Käufer jeweils als Verantwortliche i. S. d. DSGVO erbringen. Leugnet der Interessent eine Datenfreigabe, ist der absolut zweifelsfreie Nachweis einer digitalen Zustimmung oder die Originalunterschrift vorzulegen. Sonst könnte von der Ahndung des Verstoßes bis zur Rückabwicklung von Verträgen noch etliches folgen. Im Maklerkundenbestand zieht sich der rote Daten-

Fazit

schutzfaden weiter durch, denn die Vertragsakquisition zur Bestandsverdichtung bedarf ebenso der Kundeneinwilligung. Umfassende Makleraufträge schaffen die benötigte Rechtssicherheit, auch für die Erhebung, Speicherung, Löschung oder Weitergabe von Daten an Versicherer, Pools oder andere Vermittler. Auf der Unternehmenskundenseite sind die Datenschützer mit in der Pflicht, die Datenverarbeitung bei den beauftragten Versicherungsmaklern regelmäßigen Kontrollen zu unterziehen. Die Verarbeitung besonders zu schützender Daten wie Personal- und Gesundheitsdaten in der betrieblichen Altersversorgung und Krankenversicherung oder Geschäftsgeheimnisse, die in der Berufs- und Betriebshaftpflicht, für den Cyberschutz oder im Rechtsschutz eine Rolle spielen, gerät zunehmend ins Blickfeld. So darf z. B. nicht jeder Mitarbeiter im Maklerbüro ohne weiteres auf alle diese Daten zugreifen. (gg)

Der Datenschutz gilt als eine dauerhafte Herausforderung. Ein Ende scheint nicht in Sicht. Insbesondere Unternehmen stellen sich entweder auf den Datenschutz nebst Datensicherheit oder auf das baldige Finale ein. Die Hoffnung, „wo kein Kläger, da kein Richter“, ist Geschichte. Zuweilen können in Konflikten vor dem Gericht oder im außergerichtlichen Vergleich nachgewiesene Datenschutzverletzungen die Integrität und damit die Verhandlungsposition schwächen. Das immer dichtere Netz aus Gesetzen und Datenschützern erzwingt konsequente Maßnahmen für mehr Datenschutz sowie Datensicherheit. Für Versicherungsmakler ist der Datenschutz eine Riesenchance. Eingepasst in die Beratung der Unternehmenskunden, wirken die datenschutzkonformen Versicherungslösungen wie ein Schlüssel. Denn auch die Unternehmensentscheider wollen ihre eigenen Daten genauso geschützt wissen wie die Mitarbeiterdaten in dem Unternehmen. Die Maßnahmen für mehr Datenschutz sind dann anstatt einer Belastung die Chance auf Gewinn.

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Im Schaltraum der Finanzwelt

Sie lebt in Manhattan und schließt ihre Emails mit Grüßen aus dem Big Apple: Sandra Navidi lebt den American Dream. Sie ist Juristin, Finanzexpertin, Rednerin, Bestseller-Autorin sowie Gründerin von BeyondGlobal LLC und natürlich CEO. Was es bedeutet, als eine (Geschäfts-)Frau im Haifischbecken der Finanzbranche zu schwimmen und dabei zu zeigen, dass für die eine oder andere Kür immer Zeit ist, darüber spricht sie im Interview mit finanzwelt.

finanzwelt: Frau Navidi, BeyondGlobal LLC hat seinen Sitz in Ihrer Wahlheimat New York. Hätte Frankfurt nicht auch gut gepasst?

Sandra Navidi» Frankfurt hätte auch gut gepasst, aber zu Beginn meiner Karriere hatte ich Fernweh und Amerika war das Land meiner Träume. Als ich dann von einer New Yorker Investmentfirma, die Kundin meines damaligen Arbeitgebers Deloitte war, ein Abwerbeangebot für die Posi-

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tion als Chefjustiziarin erhielt, habe ich zugegriffen. Das Leben in New York war immer spannend, aber sicherlich auch risikoreicher und anstrengender als dies in Deutschland der Fall gewesen wäre.

finanzwelt: Internationale Unternehmensberatung – was bedeutet das genau? Worauf muss man im Vergleich zur Beratung von Privatpersonen besonders achten? Und vor allem: Was muss man im Hinterkopf haben, wenn man die großen Unternehmen berät?

Navidi» Mit BeyondGlobal habe ich mich vor über einem Jahrzehnt selbstständig gemacht. Mittlerweile bin ich in der glücklichen Situation, mich auf Tätigkeiten konzentrieren zu können, die mir am meisten Freude bereiten. Einen Teil meiner Zeit verbringe ich mit geoökonomischen Analysen. Ein weiterer Teil fällt in den Bereich ‚Diverse Engagements‘. Das kann etwa ein mittelständisches Unternehmen aus Indien sein, das den Markteintritt in den USA sucht, ein chinesisches Unternehmen, das für einen zentralen Standort in China ein internationales ‚Superhub‘-Netzwerk-Konzept wünscht oder ein deutsches Family Office, das maßgeschneiderte Beratung im Hinblick auf die USA als Investitionsstandort sucht. Hinzu kommt dann noch meine Tätigkeit in den Medien, also meiner Expertenfunktion bei n-tv/RTL und anderen internationalen Fernsehsendern, Talkshows und Dokumentationen. Im Frühling startet auch mein neuer n-tv Business-Podcast ‚Biz & Beyond‘. Darüber hinaus schreibe ich gerade an meinem mittlerweile vierten Buch, nehme Rednerengagements wahr und berate im Nachgang zu meinem zweiten Buch ‚Das Future-Proof-Mindset‘, Menschen bezüglich ihrer Karriere. Letztendlich ist neben Kompetenz der ‚Faktor Mensch‘ das Wichtigste. Professionelle Investoren und Businessmanager verfügen üblicherweise über größeres Fachwissen, weshalb man dort auf einer anderen Ebene als bei Privatpersonen ansetzt. Unabhängig von der Zielgruppe muss man sich auf Menschen einstellen können und über eine ausgeprägte Dienstleistungsmentalität verfügen. Da ich in meiner Analysetätigkeit unabhängig bin, gelte ich außerdem als unbefangen.

finanzwelt: Warum sind Frauen in der Finanzbranche besonders wichtig?

Navidi» Weil Frauen in der Regel höhere Gewinne und größere Unternehmenswertsteigerungen bei geringerem Risiko erzielen. Frauen mit den verschiedensten Werdegängen und Kompetenzen zeichnen sich u. a. durch umsichtigeres Risikoverhalten, langfristigeres Denken und weniger voreingenommene Entscheidungen aus. Bei einer von der Credit Suisse vorgenommenen Datenauswertung von 3.000 Unternehmen weltweit zeigte sich, dass Unternehmen mit einem höheren Frauenanteil im Management nicht nur höhere Gewinne er-

zielten, sondern auch an der Börse besser performten. So schnitt der Aktienkurs der von weiblichen CEOs geführten Unternehmen um 20 % besser ab als der Aktienkurs der von Männern geleiteten Firmen. Eine 2019 von S&P veröffentlichte Studie, die 6.000 Unternehmen aus dem Russell3000-Index über einen Zeitraum von 17 Jahren untersuchte, gelangte zu ähnlichen Ergebnissen. Ihr zufolge steigerte sich mit einem weiblichen CFO der Gewinn im Schnitt um 6 % und die Aktienrendite um 8 %.

finanzwelt: Was bedeutet Ihre Führungsposition für Sie und wie nutzen Sie die Plattform, die Sie sich aufgebaut haben?

Navidi» Nachdem ich die Finanzkrise 2008 in New York und Washington aus nächster Nähe mitbekommen habe, liegt mir die Finanz-Bildung und Risiko-Aufklärung besonders am Herzen. Im ‚Schaltraum‘ der Wirtschafts- und Finanzwelt habe ich darüber hinaus schon frühzeitig den Wandel zur Digitalwirtschaft miterlebt. Deshalb war es mir ein Anliegen, die Dringlichkeit dieses Themas plastisch bewusst zu machen und einen beruflichen Leitfaden an die Hand zu geben, in dem ich aufzeige, wie man sich auf die Veränderungen am besten einstellt und aus Herausforderungen Chancen macht. Und da die Politik für die Wirtschaft eine immer größere Rolle spielt und unsere Demokratie die Voraussetzung für ein funktionierendes Finanzsystem ist, habe ich mich in den vergangenen Jahren zunehmend der politischen Analyse, insbesondere im Hinblick auf die USA, gewidmet. Die Zuspitzung der Polarisierung und das wachsende demokratische Defizit haben mich zum Schreiben meines dritten Buches bewogen.

finanzwelt: Was würden Sie unseren Leserinnen auf den Weg geben?

Navidi» Es ist wichtiger denn je, anpassungsfähig zu sein und sich fortwährend weiterzuentwickeln. Die digitale Revolution bringt weitreichende Veränderungen mit sich: In den nächsten Jahren werden weltweit bis zu 50 % der Arbeitsplätze aufgrund von Automatisierung wegfallen. Post-Millennials, also die um die Jahrtausendwende Geborenen, werden im Laufe ihres Berufslebens bis zu 15-mal ihren Job wechseln. Mehr als 60 % der Berufe, von denen aus sie in den Ruhestand gehen werden, existieren noch gar nicht, und ein Drittel der Qualifikationen, die für die Jobs der Zukunft wichtig werden, sind heute noch nicht relevant. Das bedeutet, dass nicht nur Unternehmen innovativ sein müssen, sondern auch jede Einzelne von uns sollte sich auf persönlicher Ebene hinterfragen und krisenfest aufstellen, ihre Wettbewerbsvorteile identifizieren und ausbauen, um neu entstehende Chancen zu erkennen. Wer seine Zukunft nicht proaktiv gestaltet, der überlässt sie externen Kräften, die im Zweifel nicht das eigene Wohl im Auge haben. (ml)

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» Frauen mit den verschiedensten Werdegängen und Kompetenzen zeichnen sich u. a. durch umsichtigeres Risikoverhalten, langfristigeres Denken und weniger voreingenommene Entscheidungen aus. «

Der Drache und sein Gold

Die Bürokratie ist des Deutschen liebstes Kind – dabei ist besagtes Kind eigentlich ein Urgestein mit rasselndem Atem. Bewacht wird’s trotzdem wie ein Haufen von Juwelen und Goldmünzen. Die Nüstern des Drachen blähen sich im Tiefschlaf und so folgt postalische Zustellung auf Emails. Und Anträge können zwar online heruntergeladen werden, brauchen am Ende aber immer noch Briefmarken. Doch fürchtet nicht! In der Bestandspflege gibt es bereits mutige Ritter, die ein digitales Schwert schwingen.

Allgemein von einer mangelnden Digitalisierung in der Versicherungsbranche zu sprechen, ist einfach. Doch wie stellt sich dieser Mangel dar und wie unter-

stützen die Versicherungen selbst ihre Makler bei diesem Problem? Andreas Zak, IT-Vorstand bei MAXPOOL, beschreibt es sogar als grundlegendes Hauptproblem: „Uneinheitliche Datenstandards und Datenanlieferungen sowie nicht mehr zeitgemäße Prozesse selbst bei renommierten Versicherern sorgen zusätzlich für Arbeitsaufwand bei Maklern und Pools. Als Beispiel kann hier auch die Datenanlieferung genannt werden. So liefern einzelne Versicherer Versicherungsunterlagen per E-Mail und per Post, was dazu führt, dass jeder Datensatz abgeglichen werden muss. Das führt zu doppelter Arbeit und Missverständnissen und behindert die automatisierte Verarbeitung (Dunkelverarbeitung) von Unterlagen um

ein Vielfaches.“ Die GDV-Norm ist veraltet, dagegen scheint die BiPRO-Norm noch zu neu, um einwandfrei zu funktionieren und bedarf außerdem einer breiteren Umsetzung. Hannes Heilenkötter, CTO von blau direkt, bevorzugt deshalb den Begriff „Marathon“ statt „Problemfall“. Abgesehen davon werden Datenübertragungen nicht gerade einfach gemacht und die Pakete laufend aktualisiert. Einerseits gut, andererseits vielleicht nicht gerade der Vereinheitlichung förderlich und außerdem ein langwieriger Prozess. Vielleicht gerade deswegen so langwierig, weil die Softwarelandschaft nicht gerade auf demselben, beziehungsweise aktuellen Stand ist. „Wer in einem solchen Umfeld einfache Lösungen und Abkür-

finanzwelt 02 | 2023 30 Foto: © MADMATstock.adobe.com
BERATER | BESTANDSPFLEGE

zungen sucht, dem bleibt am Ende nur Frustration und Gejammer über seinen ‚Problemfall‘“, so Heilenkötter. „Wir verstehen die Situation als Herausforderung. Über Jahre hinweg haben wir die Daten der Versicherer analysiert, Ableitungen erfasst, Regeln definiert, Prozesse optimiert und in eine einheitliche Schreibweise der Versicherungsscheinnummern – wir nennen es VSN-Hygiene – investiert. Im Ergebnis holen wir aus den uns zur Verfügung gestellten Daten heraus, was nur geht. Klar haben auch wir schwarze Flecken in der Landschaft, auch wenn diese prozentual auf den Gesamtbestand zu vernachlässigen sind. Ursächlich hierfür ist – da wären wir dann beim ‚Problemfall‘, dass uns die Versicherer keine verarbeitbaren Daten

zur Verfügung stellen.“ Beispielsweise bietet die hauseigene App simplr auch blau direkt-Kunden digitalen Rückenwind: „blau direkt kümmert sich um die Vertragsdatenaktualisierung ebenso wie um die Hinterlegung der Maklerpost aller Verträge die ein Maklerpartner von blau direkt servicieren lässt. Das gilt für gepoolte Bestände ebenso wie für Direktvereinbarungen des Maklers oder der Maklerin. Sofern der Versicherer uns Daten zur Verfügung stellt – und sei es in Papierform per Post – verarbeiten wir diese bestmöglich. Der Makler sieht die aktuellen Daten und Informationen stets in unserem Maklerverwaltungsprogramm Ameise.“

Sie sehen: Nicht die Berater hinken hinterher. Im Gegenteil, sie sind sich des Problemfalls bewusst und arbeiten innovativ. Da das Rädchen der Innovation allerdings einwandfrei in das Rädchen der Realität muss greifen können, sieht sich die Branche immer mal wieder den genannten Schwierigkeiten gegenüber. Diesen Schwierigkeiten versucht auch MAXPOOL mit einer eigenen Lösung für seine Berater entgegenzuwirken. Kevin Jürgens, Vertriebsvorstand bei MAXPOOL, führt die verschiedenen Optionen im Angebot aus, auf die MAXPOOL-Makler zurückgreifen können: „Die vielen Selektionsmöglichkeiten, die wir zum Beispiel unseren Maklern mit unserem hauseigenen Verwaltungsprogramm MAXOFFICE bieten, schaffen Luft für Neugeschäft und entlastet den Makler im Alltag. Dazu kommen Sicherungsangebote wie der Leistungsservice, der im Schadensfall eingreift und auch hier dem Makler Arbeit abnimmt oder das EASYOffice, bei dem MAXPOOL das komplette Backoffice für den Makler übernimmt.“ Jürgens rät, sich nach einem unabhängigen Maklerpool umzuschauen und sich dort anzubinden. „Ein Maklerpool wie MAXPOOL bringt eine sichere und ausgereifte Softwarelandschaft, die benötigen Anbindungen an alle Versicherer und diverse Tools sowie Servicedienstleistungen bis hin zur Maklerrente mit, die den Maklern den Rücken für ihr Tagesgeschäft freihalten und sie bis in den Ruhestand absichern.“

Kein Goldrausch?

Andreas Zak ergänzt ganz realistisch: „Die vollständige Digitalisierung bei den Versicherern wird noch Jahre brauchen und auch die fehlende Nutzung einheitlicher Standards im Markt macht es Einzelmaklern fast unmöglich, effektiv und sicher zu arbeiten.“ Und auch blau direkt CTO Hannes Heilenkötter weiß, dass in den Flüssen der Bürokratie noch geduldig nach Gold gesiebt werden muss. Was dazu notwendig ist?

„Viel Fleiß und Geduld, freundliche und lösungsorientierte Kommunikation mit den Versicherern, strikte Prozesse und vor allem eine hohe VSN-Hygiene. Dann klappt‘s auch mit der Bestandspflege.“ (ml)

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Andreas Zak Vorstand IT/Geschäftsführer MAXPOOL Maklerkooperation GmbH Kevin Jürgens Vertriebsvorstand MAXPOOL Maklerkooperation GmbH Hannes Heilenkötter CTO blau direkt GmbH

Es war einmal…

Einen bekannteren Einleitungssatz gibt es nicht. Übersetzt in eine Vielzahl von Sprachen und das unumstößliche Versprechen eines Abenteuers. Aber nicht nur das Märchenland ist mit der emotionalisierten Kunst des Storytellings vertraut: Die Versicherungsbranche kann die Wünsche und Hoffnungen ihrer Kunden genau damit mühelos in die Realität umsetzen.

„Verkauf ist ja ein logischer und psychologischer Prozess zugleich. Kunden kommen rational ins Nachdenken, aber emotional ins Handeln“, erklärt Roger Rankel, Experte für Kundengewinnung, TV-Personality und Bestseller-Autor. „Gute Makler wissen das und verpacken ihre Produkte und Dienstleistungen in Geschichten, die beim Kunden eine Emotion, ein Bedürfnis triggern. Wie sagen wir so schön: ‚Tell to sell!‘“

Diese Bedürfnisse sind vorrangig Sicherheit und Stabilität. Eine Kfz-Versicherung versichert das Auto, eine BU die potenzielle Berufsunfähigkeit oder die Unfallversicherung eine entsprechende Versorgung nach einem Unfall. Die Rentenversicherung die Sicherung des Lebensstandards nach dem Arbeitsleben. Schon das Wort „Versicherung“ enthält das Wort „Sicher“. Es geht allerdings nicht darum, sich eine beliebige Geschichte aus den Fingern zu ziehen, um den Kunden zu einem Vertragsabschluss zu animieren. Der Vertragsabschluss ist nicht das erste Ziel, das erreicht werden muss. Es geht auch auf gar keinen Fall darum, den Kunden mit Worst-Case-Szenarien Angst zu machen. Die beste Voraussetzung für einen Berater ist, so der Coach, sich durch Übung der Wirkung einer guten Geschichte bewusst zu werden. „Dann ist seine Kreativität gefragt: Gute Erzählstorys und packende Narrative fesseln die Kunden und bringen sie zum Handeln. Wir müssen weg von der sachlichen Erklärbar-Mentalität, direkt rein in die emotionale Ebene! Mit der Übung kommt die Erfahrung, denn jeder Kunde ist anders. Jeder Kunde hat andere ‚Knöpfe‘, die wir finden und mit unseren Storys drücken können!“

…der Ruf des Abenteuers

Die Versicherungsbranche scheint einen trockenen Ruf zu haben: Termine, Vertrieb Vertragsabschlüsse in Anzug und Krawatte. Wie wichtig ist da das emotionale Tool Storytelling für die Kundengewinnung? Immerhin bedeutet Storytelling auch, dass mit den generierten Emotionen auch

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Roger Rankel Verkaufstrainer Experte für Kundengewinnung

Vertrauen aufgebaut wird. Vertrauen ist schließlich die notwendige Basis für Neukundengewinnung. Dieses Vertrauen aufrechtzuerhalten ist wichtig, um Neukunden zufriedenzustellen und so langfristig zu halten.

„Gutes Storytelling bringt definitiv mehr Neukunden – das ist unbestritten“, weiß Rankel. „Fairerweise muss ich dazu sagen, dass dies in der Beratung schwer zu fassen ist, denn ich kann meinen Kunden ja nur einmal beraten und daher keine A/B-Tests machen. Es gibt aber ein sehr schönes Beispiel, das für den Erfolg von gutem Storytelling spricht. Die Deutsche Telekom startete vor ein paar Jahren die Werbekampagne ‚Ruf doch mal an‘ – ein klassischer Call to Action.“

Der Call to Action (CTA) ist die Aufforderung zum Handeln – das Ziel, beziehungsweise das Ergebnis und die Blüte aus dem Stängel des Storytellings. Rankel erläutert die Wirkung des CTA anhand einer amerikanischen Kampagne: „Es liefen Werbespots im Fernsehen. Darin zu sehen war ein älteres Ehepaar, das in ihrer recht farblosen, fast tristen Wohnung auf der Couch sitzt. Sie schauen traurig und es scheint fast, als wissen sie nichts mit sich und ihrem Leben anzufangen.“ Er beschreibt das Bild eines eintönigen, einsamen Lebens. Dieses ältere Ehepaar, das in Erwartung von etwas Anderem und Neuem auf ein und derselben Couch verharrt. Und dann: „Plötzlich klingelt das Telefon. Fast erschrocken nimmt die Frau den Hörer ab. Es ist der Sohn, der sich meldet! Auf einmal ist von der Traurigkeit keine Spur

mehr zu sehen! Beide sind glückselig. Mit der Freude im Gesicht der Eltern endete der Spot mit dem Call to Action ‚Ruf doch mal an!‘”

Was passierte? Das Happy End

„Nachdem der Spot im TV lief, konnte in den Regionen, in denen diese ausgestrahlt wurden, ein starker Anstieg der Anrufe festgestellt werden“, erzählt der Experte und stellt amüsiert fest, dass einige Zuschauer wohl ein schlechtes Gewissen bekommen haben. Allerdings beweise die Kampagne auch, dass die Aussage „Ruf doch mal an!“ ohne den emotionalisierten Werbespot wohl nicht den gleichen Effekt gehabt hätte. Stellen Sie sich also vor, der Aufruf wäre stattdessen nur auf einem schwarzen Hintergrund eingeblendet worden. Sie hätten keinen notwendigen Kontext dazu erhalten, um diesen Aufruf zu verstehen. Abgesehen davon, dass er in dieser Form vielleicht etwas Dystopisches an sich gehabt und Sie als Zuschauer ein mulmiges Gefühl begleitet hätte. Aber der Kontext, in den „Ruf doch mal an!“ gesetzt wurde, spielt auf das Gefühl an, das alle nur zu gut kennen: Die Einsamkeit, die man spürt, wenn man seine Lieben vermisst. Und genau diese Saite hat der Werbespot erfolgreich gezupft.

Auch in der Versicherungsbranche schließen Kunden keine Verträge ab, weil sie gerade einen Moment Zeit haben. Der Tag ist lang, die Gedanken für einige noch länger, eben weil sie frei sind. Die so entstandenen Geschichten erwecken das Bedürfnis, an das Storytelling anknüpfen kann. (ml)

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Only bad News are good News!

Bei aufkommenden Kommunikationskrisen besteht die erhebliche Gefahr, auf journalistische Rechercheanfragen improvisierte Schnellschüsse abzugeben, die sich hinterher als Bumerang erweisen und die Krise nur noch verschärfen. Kommunikationskrisen können präventiv vorbereitet werden; hierfür Verantwortliche sollten hierbei zumindest in Ansätzen ein presserechtliches Judiz entwickeln.

Das alte Gesetz des Zeitungsgeschäfts, nur schlechte Nachrichten steigerten die Auflage, seien also gute Nachrichten, gilt heute mehr denn je. Der alte Grundsatz aber, nichts sei so alt wie die Zeitung von gestern, ist passé. Das Internet vergisst nicht. Wenn wundert es also, dass in Kommunikationskrisen journalistische Rechercheanfragen einen enormen Druck aufbauen und schwere Reputationsschäden befürchten lassen.

Kommunikationskrisen entstehen schleichend oder eruptiv. Sie haben regelmäßig ihre Ursache in Personenverhalten, in Produkten oder ihrem Herstellungsprozess, in der Werbung, in Warentests oder Ermittlungsverfahren. Brechen sie aus,

reichen journalistische Rechercheanfragen von der seriösen Bitte um Stellungnahme bis zur geschlossenen Unterstellung, ob denn jetzt damit gerechnet werden müsse, dass Kunden betrogen worden seien. Es erscheint aussichtslos, unter enormen Zeitdruck der sich abzeichnenden negativen Berichterstattung noch einen positiven Spin geben zu können, zumal die Gefahr besteht, einem Journalisten mit einem deutlichen Wissensvorsprung zu begegnen, der damit Widersprüche aufdecken kann. Häufig lässt sich schon anhand der journalistischen Fragestellung oder dem mit ihr erzeugten Zeitdruck erkennen, ob mit einer tendenziösen, gar unzulässigen oder mit einer ausgewogenen Berichterstattung gerechnet werden kann.

Für Kommunikationskrisen lassen sich allgemeine Vorbereitungen treffen, von der Identifizierung möglicher Krisenmuster in einem Unternehmen über darauf abgestimmte Pläne für Verantwortlichkeiten und die interne wie externe Kommunikation bis hin zu Schulungen von Mitarbeitern und regelmäßigen Übungen.

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Tritt der Fall ein, heißt es aufnehmen, aufklären, antworten! Es gilt, Zeit zu gewinnen, um die Ursache der Kommunikationskrise, den Sachverhalt so schnell und belastbar wie möglich aufzuklären. Erst dann kann entschieden werden, wo die Reaktion in der ganzen Bandbreite von Schweigen über massive Gegenwehr bis hin zum mit der Zusage der Wiedergutmachung und Besserung verbundenen Eingeständnis eines Fehlers liegen soll. Und erst dann kann entschieden werden, wie auf journalistische Rechercheanfragen reagiert werden soll: etwa gar nicht, im Wege einer Stellungnahme, eines vertraulichen Hintergrundgesprächs oder eines Interviews.

Hintergrundgespräch und Interview unterliegen presserechtlichen Spielregeln. Ganz entscheidend ist, dass deren Bedingungen zuvor (!) festgelegt werden, also mit einem Journalisten vorher vereinbart wird, ob Informationen und Informationsgeber vertraulich bleiben, ob und was zitiert werden oder ob alles offen genannt werden darf. Im Journalismus haben sich hierfür die Kennzeichnungen als „Unter 3“, „Unter 2“ und „Unter 1“ eingebürgert. Auch die Verein-

barung eines Autorisierungsvorbehaltes gehört hierzu, also die Abrede, dass eine Veröffentlichung zuvor freigegeben werden muss.

In einer Kommunikationskrise, vor allem wenn ihre Ursache in Ermittlungsverfahren liegt, spielen häufig die Grundsätze einer Verdachtsberichterstattung eine erhebliche Rolle. Journalisten müssen über einen bestehenden Verdacht berichten dürfen, ohne dass sie hierfür die Ermittlungsmöglichkeiten von Strafverfolgungsbehörden haben. Sie können beispielsweise nicht einfach Wohn- und Geschäftsräume durchsuchen. Wären sie aber gezwungen, erst das Ergebnis eines Ermittlungsverfahrens abzuwarten, wäre ihre ureigene Aufgabe, Missstände anzuprangern und Aufklärung zu fordern, vereitelt. In dieser Situation besteht die große Gefahr, dass Betroffene öffentlich an den Pranger gestellt werden, ohne dass feststünde, dass sie sich etwas zuschulden kommen lassen haben. Journalisten sind daher bei bestehenden Verdachtslagen zu äußerster Sorgfalt verpflichtet. Sie müssen ausgewogen berichten und dürfen einen Verdacht nicht als feststehende Tat darstellen. Hierbei spielt es eine erhebliche Rolle, ob sie einem Betroffenen Gelegenheit zur Stellungnahme eingeräumt haben. Wenn nicht, führt dies regelmäßig zu einer unzulässigen Verdachtsberichterstattung, die beseitigt werden kann. Auch aus diesem Grunde ist die Frage, ob auf eine journalistische Rechercheanfrage reagiert werden soll, von Bedeutung.

Das Presserecht ist ein flankierendes Element der Krisenkommunikation. Je nach Ausgangslage und Zielsetzung kann mit seinen Ansprüchen die Beseitigung negativer Berichterstattung, das öffentliche Eingeständnis eines Fehlers durch die Medien oder sogar Schadensersatz erreicht werden. Ein Erfolg vor Gericht kann in einen Erfolg in der Öffentlichkeit verwandelt werden und im Rahmen der internen wie externen Krisenkommunikation zu einer Beruhigung der Lage beitragen.

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Autorenbild: © Michael Bogumil Philipp von Mettenheim Medienanwalt CBH Rechtsanwälte
» Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen. « − Max Frisch

Wegweisendes EuGH-Urteil

Warum für Autofahrer erneut gute Chancen auf Schadensersatz zu erwarten sind

Der Dieselskandal der deutschen Autohersteller ist in den letzten Jahren medial etwas in den Hintergrund gerückt. Im Hinblick auf Volkswagen etwa ist höchstrichterlich längst geklärt, dass die Abschalteinrichtung des VW-Motors EA189 mit ihrer Prüfstanderkennung illegal war. In der Folge wurden Software-Updates durchgeführt, die für eine Abgasreinigung im Rahmen sogenannter „Thermofenster“ sorgen sollen. VW und auch andere Hersteller, die diese Technik verwenden, geloben, sich hiermit an geltendes Recht zu halten. Dass dem nicht so ist, sondern stattdessen (weiterhin) millionenfache Stilllegungen oder Hardware-Nachrüstungen drohen, sieht neben dem EuGH nun auch das VG Schleswig so.

Thermofenster – was steckt dahinter?

Thermofenster klingt deutlich weniger kriminell als Abschalteinrichtung. Tatsächlich verbirgt sich dahinter aber nach wie vor eine Schummel-Software. Ein Thermofenster ist eine Abschalteinrichtung für Dieselmotoren, bei der eine Abgasreinigung nur in einem bestimmten Außentemperaturbereich, beispielsweise zwischen 20 bis 30 Grad Celsius, stattfindet. Ist es wärmer oder kälter, werden die Abgase weniger oder auch gar nicht mehr gereinigt. Die deutschlandweite Mitteltemperatur lag im Jahr 2021 laut Umweltbundesamt bei ca. 9,2 Grad Celsius und damit weit überwiegend in einem Bereich, in dem nur eine reduzierte bzw. gar keine Abgasreinigung stattfindet. Nur von Juni bis

BERATER | DIESELSKANDAL finanzwelt 02 | 2023 36

August werden überhaupt Durchschnittstemperaturen von mehr als 15 Grad Celsius erreicht. Die Wirkspanne der Abgasreinigung ist also offensichtlich nicht auf die tatsächlichen Temperaturen in Deutschland, Mitteleuropa oder den USA ausgerichtet, sondern vielmehr auf die Bedingungen von Abgasprüfständen, um in Testsituationen Grenzwerte einzuhalten. Über die Zulässigkeit solcher Thermofenster streiten daher seit Jahren Umweltverbände wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) mit Autobauern und dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA).

EuGH: Thermofenster illegal

Der EuGH hatte bereits mehrfach über die Zulässigkeit von Thermofenstern zu entscheiden und dabei klargestellt, dass diese regelmäßig illegal sind (zuletzt Urt. v. 8.11.2022, Rs. C-873/19). Dies ergebe sich aus Art. 5 Abs. 2 S. 1 EGVerordnung 715/2007, der lautet: „Die Verwendung von Abschalteinrichtungen, die die Wirkung von Emissionskontrollsystemen verringern, ist unzulässig“. Ausnahmsweise zulässig ist eine Abschalteinrichtung nur, wenn „die Einrichtung notwendig ist, um den Motor vor Beschädigung oder Unfall zu schützen und um den sicheren Betrieb des Fahrzeugs zu gewährleisten“, Art. 5 Abs. 2 S. 2 EG-Verordnung 715/2007. Auf diese Ausnahme berufen sich die Autohersteller, laut denen keine andere technische Möglichkeit bestehe, den Motor zu schützen.

Doch das ließ der EuGH nicht gelten: Bereits zum Zeitpunkt der Herstellung der Autos stand eine bessere – wenn auch teurere – Technik zur Verfügung, die auch bei niedrigeren Temperaturen eine funktionierende Abgasreinigung ohne Beschädigungsgefahren ermöglicht hätte. Gemeint sind insbesondere SCR-Katalysatoren mit „AdBlue“-Technik. Außerdem, so der EuGH, dürfe das nach Art. 5 Abs. 2 S. 2 EG-Verordnung 715/2007 ausnahmsweise zulässige Abschalten der Abgasreinigung nicht öfter auftreten als das zugrunde liegende Verbot der Verwendung von Abschalteinrichtungen. Die während der meisten Zeit des Jahres nicht funktionierenden Thermofenster verstießen gegen dieses Regel-Ausnahme-Prinzip und seien somit illegal.

Sieg der DUH vor dem Verwaltungsgericht Schleswig

Das VG Schleswig hatte nun über eine Klage der DUH gegen die vom KBA erteilten Freigabebescheide zu entscheiden, bei denen das Amt Thermofenster für zulässig erachtet hatte. Unter Zugrundelegung der EuGH-Rechtsprechung über die grundsätzliche Illegalität von Thermofenstern kippte das VG Schleswig die vom KBA erteilten Freigabebescheide (Urt. v. 20.02.2023, Az. 3 A 113/18). Dies bedeutet für Millionen von PKW entweder die Notwendigkeit einer Hardware-Nachrüstung oder schlimmstenfalls sogar die Stilllegung. Zwar wird erwartet, dass einer Rechtskraft des Urteils zunächst die Berufung von VW und dem KBA entgegensteht und die Sache schluss-

endlich in Leipzig beim BVerwG landet. Die eindeutige Rechtsprechung des EuGH dürfte hierbei jedoch erneut die Richtung vorgeben.

Kein Einlenken seitens der Politik

Trotz der vom EuGH wiederholten Einstufung der Thermofenster als illegal bleibt ein Einlenken des Bundesverkehrsministeriums oder des seiner Fachaufsicht unterliegenden KBA bisher aus. Statt spätestens jetzt ihre Haltung zu Thermofenstern zu revidieren, wartet die Politik offenbar ein höchstinstanzliches deutsches Urteil ab und erkauft den Autobauern somit weiter Zeit.

Genügt für Schadensersatzanspruch bald Fahrlässigkeit von VW und Co.?

Währenddessen steht in der Sache ein weiteres wegweisendes Urteil des EuGH bevor. Während der BGH nämlich für Schadensersatzansprüche von Autokäufern bislang eine „vorsätzliche und sittenwidrige Schädigung“ der Autobauer gem. § 826 BGB voraussetzte (und ablehnte), will der EuGH-Generalanwalt in seinem Schlussantrag einfache Fahrlässigkeit der Fahrzeughersteller für deren Haftung genügen lassen. Einer solchen Rechtsprechung hätte sich der BGH zu beugen. Da sich Fahrlässigkeit einfacher bejahen lässt, müsste der BGH den geschädigten Käufern zukünftig somit auch in diesen Fällen Ersatzansprüche zugestehen. Am Dienstag, dem 21. März 2023, wurde hierüber ein abschließendes Urteil des höchsten europäischen Gerichts erwartet.

Fazit

Sollte sich der EuGH wie üblich der Auffassung seines Generalanwalts anschließen und damit die Voraussetzungen für Schadensersatzansprüche deutlich senken, kämen bald erneut hohe Schadensersatzforderungen auf die Autobauer zu. Daher gilt es für Verbraucher nun, das kommende Urteil abzuwarten und anschließend gegebenenfalls eigene Ansprüche durchzusetzen.

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Im Dauerumbruch mit hoher Taktzahl

So sieht Prof. Dr. Hans-Wilhelm Zeidler der Zeidler Consulting GmbH die Branche und wer, wenn nicht er, sollte da genauestens Bescheid wissen. Der ehemalige Vertriebsvorstand der Zurich sitzt in diversen Aufsichts- und Beiräten. Im finanzwelt-Interview spricht er über die Themen Digitalisierung, Provisionsdeckel, Courtageverbot und ESG in der Versicherungsbranche. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, legt er den Finger in die Wunden der Branche, aber mit Heilungsvorschlägen. Konstruktiv, kreativ und hoffentlich heilsam.

finanzwelt: Herr Prof. Dr. Zeidler, die Branche steht mal wieder oder immer noch vor einem Umbruch. Was sind Ihrer Meinung nach die Themen, mit denen sich Versicherer und Vertrieb auseinandersetzen müssen?

Prof. Dr. Hans-Wilhelm Zeidler» Lieber Herr von Stockhausen, ich denke, wir sind in einem Dauerumbruch mit hoher Taktzahl. Wo haben wir in der Branche denn Pausen zwischen erwünschten oder geforderten Change-Prozessen? Das führt ja auch gerade dazu, eine stabile Größe haben zu müssen, um Schritt halten zu können auf dem Weg in die Zukunft. Themen, mit denen die Branche sich auseinandersetzen muss? Eine unhöfliche Frage zurück: Welche Themen können denn als unveränderbar und abschließend geklärt in einen Ordner ‚FERTIG‘ geheftet werden? Das doch wohl nur die, die ersetzt wurden oder aus anderen Gründen keine Relevanz mehr haben. Dann heften sie im Ordner ‚GESCHICHTE‘. Nun wäre die Antwort: ‚mit allen lebenden Themen müsse man sich auseinandersetzen‘, eine ziemlich doofe Antwort. Meiner Meinung nach haben besondere Relevanz: nach wie vor die Digitalisierung, die aktuelle Inflations- und Zinsentwicklung, aus neuen Techniken oder Umständen – wie Klimawandel – resultierende Risiken und ihre Abdeckung oder das Reagieren auf regulatorische Anforderungen.

finanzwelt: Wie wird sich die Branche generell darauf einstellen müssen? Oder andersrum gefragt, was passiert schon hinter den Kulissen?

Prof. Zeidler» Wie Sie schon sagen, HINTER den Kulissen.

Dort werkelt jeder Teilnehmer der Branche mit anderer Schwerpunktsetzung, unterschiedlicher Intensität und sich unterscheidenden Ausgangslagen. Dazu kann ich nichts sagen. Grundsätzlich weiß die Branche natürlich um die Probleme, der einzelne Teilnehmer reagiert nach seiner eigenen Fasson. Das ist ja ein Merkmal unserer Wettbewerbsgesellschaft.

finanzwelt: Ist die einseitige Konzentration auf Techniken oder Vertriebe nicht ein furchtbarer Irrweg?

Prof. Zeidler» Das kann ich so nicht teilen. Viele betriebswirtschaftliche Faktoren sind endlich, vielleicht alle, aber auf jeden Fall sind es die Budgets, die eingesetzt werden können für die Erreichung wirtschaftlicher Ziele. Dann stellt sich die Frage, wo führen die eingesetzten Mittel am effizientesten zur Zielerreichung. Der Vertrieb – wie immer er gestaltet ist – ist und bleibt nun mal die notwendige Nebelschnur zum Markt. Unsere Produkte müssen wir verkaufen, wir können sie nicht einfach verteilen. Das ist eine Kenntnis, die uns alle zum Gähnen animiert, deshalb wundert ja die aktuelle Courtage-Diskussion so sehr. Aber Sie fragten ja auch nach den Techniken. Ja, der Weg ist vorgezeichnet, dass immer mehr Kunden bei der Befriedigung ihrer Bedürfnisse ein Serviceniveau erwarten, bei dem die Technik hilft, dieses zu erfüllen. Hier gibt es natürlich unterschiedliche Leistungsstandards in der Branche und es wird aus dem Wettbewerb heraus ein Höherhängen der Anspruchslatte an die Technik geben.

finanzwelt: Zum Thema Digitalisierung kann man ja ganze Bücher schreiben. Die Transformation ins digitale Zeitalter ist auch eine der Aufgaben, die beständig weiterschreitet und nie aufhören wird. Aber was sind Ihrer Meinung nach die Milestones der nächsten drei bis vier Jahre?

Prof. Zeidler» Erlauben Sie mir, diese Frage aus der Sicht eines Anwenders zu beantworten. Was nervt, sind Brüche im IT-System, will heißen, dass es keine homogene Welt der Bearbeitung gibt. Dass es hier keine Branchenbasis gibt, ist unverständlich. In vielen Branchen gibt es diese Basis und die Differenzierung zum Kunden erfolgt über Service, Preis etc.

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Und wie steht es mit der Nutzung von KI? Die Branche kann wie Dagobert Duck im Geld in Daten schwimmen. Meines Erachtens wird aus diesem Schatz zu wenig gemacht, wäre aber gern lernbereit beim Gegenbeweis.

finanzwelt: Wie müssen sich denn Vertrieb der Gesellschaften und Makler/Vermittler auf die digitalen Weichenstellungen einstellen?

Prof. Zeidler» Mitmachen.

finanzwelt: Böse gefragt: Braucht es für gewissen Produkte überhaupt noch Makler oder ist das nicht eine Frage des Produktes, der Qualität eines Produktes und der damit einhergehenden qualitativen Beratung?

Prof. Zeidler» Mit Sicherheit haben Sie Recht, wir haben Produkttypen, die sind wunderbar im elektronischen Vertrieb einsetzbar und sollten auch über diesen Weg verkauft werden. Für Berater gibt es einen ganz großen limitativen Faktor – und das ist die Zeit. Diese darauf zu verwenden, für einfache und auch für Kunden in der Regel gut zu verstehende Produkte Kundenbesuche durchzuführen, scheint mir betriebswirtschaftlich nicht sehr effizient zu sein. Natürlich gibt es eine Reihe von guten Gründen, auch für eine Privat-

haftlichtversicherung ins Auto zu steigen, wie bei einem Erstkontakt oder in Verbindung mit anderen Fragestellungen. Aber generell würde ich davon abraten. Auch der Handhabungswunsch der Kunden zu einem solchen Abschluss hat sich geändert, hin zu einer direkten Verbindung. Es gibt aber auch eine bedeutende Anzahl von Produkttypen, die auch weiterhin einer persönlichen Beratung – jedenfalls für eine absehbare Zeit – bedürfen. Da kommen wir an qualifizierten und engagierten Vertreibern nicht vorbei.

finanzwelt: Einige Produkte fliegen auch schon wegen zu niedriger Courtagen aus dem Fokus vieler Vermittler, wie z. B. Kfz. Ist da eine Abschaffung oder zu große Deckelung von Provisionen nicht kontraproduktiv? Gerade in der Altersvorsorge werden sich doch dann große Versorgungslücken in Deutschland auftun, oder?

Prof. Zeidler» Jetzt muss ich erst einmal die Fragenkomplexe sortieren. Denken Sie daran, ich bin bekennender Ostfriese. Lassen Sie mich mit dem Fokus der Vermittler beginnen. Ja, es wird Sparten geben, die sind mehr im Fokus eines Vermittlers als andere, aber vergessen Sie bitte nicht den gesetzlichen oder moralischen Auftrag an Vermittler zu einer gesamthaften Beratung. Hier komme ich auf die letzte

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» Was nervt, sind Brüche im IT-System, will heißen, dass es keine homogene Welt der Bearbeitung gibt. Dass es hier keine Branchenbasis gibt, ist unverständlich.
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Frage zurück. Dazu ein Beispiel: Oft wird in unserer Branche, wenn ein kleines Verkaufserlebnis beschrieben werden soll, das Mopedschild herangezogen. Eine Mopedversicherung frisst, wenn sich ein Vermittler darum kümmert, Zeit. Jetzt habe ich einen Versicherer kennengelernt, der den Verkauf dieser Versicherung voll automatisiert hat mit einem 24/7-Service. Genau so sollte es sein. Gut bediente Kunden und ein für wichtigere Beratungen mit mehr Zeit ausgestattete Vermittler. Bei Ihrer Frage, Herr von Stockhausen, nach der Abschaffung oder Deckelung der Courtagen, treffen Sie bei mir einen freiliegenden Nerv. Für dieses Ansinnen habe ich überhaupt kein Verständnis. Ausländische Beispiele zeigen, dass die Beratungsleistung für die, die es besonders benötigen, verringert oder eingestellt wird. Das ist eine sozialpolitische Katastrophe. Dann wird auch die Existenzgrundlage eines wichtigen Beratungsberufs in Frage gestellt, es hat die Wirkung eines Berufsverbotes. Die Diskussion findet statt vor dem Hintergrund, dass das durchschnittliche Einkommen im Vertrieb – so zeigen Studien – völlig im Rahmen einer normalen Gehaltsstruktur in der Gesellschaft ist, es also keine exorbitante Höhe gibt. Das bei Dritten außerhalb der Branche häufig anzutreffende Bild der ausufernden Einkommen bei Vermittlern rührt von durch die Presse gern aufgegriffenen Einzelfällen, die immer seltener werden, wie überhaupt die Qualität des Vertriebes stetig steigt. Das war jetzt etwas lang, haben Sie noch was?

finanzwelt: Klar! Andererseits hat der Provisionsdeckel in der KV in der Kombination mit verlängertem Storno die elende Umdeckerei beendet und dem Markt insgesamt sehr gutgetan. Wäre eine Anpassung vielleicht hilfreich, um die leidige Diskussion diesbezüglich zu beenden?

Prof. Zeidler» Ja, Diskussionen, die möglichen Unzulänglichkeiten einer Betreuung zu beseitigen helfen, sind natürlich willkommen.

finanzwelt: Kommen wir zu einem meiner Lieblingsthemen. ESG. Was macht eine Versicherung eigentlich nachhaltig? Sprich worauf müssen Vertrieb und Kunde achten?

Prof. Zeidler» Was ist denn hier die Versicherung? Die Unternehmung oder das Produkt? Im Grunde ist beides betroffen. Aber erst einmal allgemein: Die Branche widmet sich – nicht nur durch die Verpflichtungen aus den Verordnungen – sehr diesem Thema. Es sind viele Initiativen zu diesem Thema feststellbar, zum Teil mit großem Einsatz. Der Versicherer kann all das tun, was sein Unternehmen bei E und bei S und bei G akzeptabel macht und das wird erkennbar auch betrieben. Die Produkte müssen auf ihre ESG-Konformität hin geprüft und in die Kategorien der unterschiedlichen Umweltverträglich-

keit einsortiert werden. Dabei sollten keine Selbstauskünfte zugrunde gelegt werden, da diese immer zu falschen Einschätzungen führen. Also Zertifizierungen aus extern erhältlichen und damit überprüfbaren Quellen, wie es Zielke Research bietet. Der Vertrieb muss ja seit Herbst letzten Jahres seine Kunden bezüglich deren Nachhaltigkeitsneigung befragen und die adäquaten Produkte empfehlen. Wie macht er das? Am besten ist dort ein standardisiertes Verfahren anzuwenden, das vermeidet, dass es zu Diskussionen (z. B. über Fotovoltaik, Frauenquote oder Atomkraft) zwischen potenziellem Kunden und dem Verkäufer kommt, da das vom eigentlichen Verkauf ablenkt – und diesen bei unterschiedlichen Einschätzungen der Situation sogar verhindern kann. Ein solches Verfahren ist beispielsweise eine Abfrage nach einer DIN-Norm, wie sie gerade entwickelt wurde. Darüber hinaus sollte sich der Verkäufer einem Zertifizierer anschließen, da er ohne Hilfe nicht in der Lage ist, zu bewerten, ob ein Produkt nachhaltig ist und in welcher Klasse. Er gerate da als Makler in eine nicht zu unterschätzende Haftungslage.

finanzwelt: Wie wichtig ist das Thema beim Versicherer, wie wichtig beim Makler und wie wichtig bei Kunden? Ist da nicht ein Missverhältnis?

Prof. Zeidler» Sie greifen vor, Sie Ungeduldiger. Meiner Einschätzung nach ist bei vielen Versicherern dieses Thema sehr weit oben auf ihrer Entscheidungsagenda. Für den Makler – danach haben Sie gefragt – ist es ein weiterer Baustein der Analyseerfassung und der notwendigen Dokumentation mit der entsprechenden Zeitinvestition. Aber ihm kommt das Mindset der sich ändernden Kundensicht entgegen. Den Menschen ist die Frage der Nachhaltigkeit zunehmend wichtig und sie möchten zu diesem Thema bei ihren Entscheidungen einen positiven Beitrag leisten. Zugegeben, das gilt noch nicht für alle Menschen, aber es werden mehr. Der Lackmustest besteht darin, dass der potenzielle Kunde gegebenenfalls auch eine Renditeeinschränkung hinzunehmen bereit sein sollte, wenn er ESG-zertifizierte Produkte erwirbt. Im Moment gibt es auch noch nicht genügend nach Artikel 8 und 9 zertifizierte Produkte, um jeden möglichen Bedarf befriedigen zu können, aber auch die werden stetig mehr.

finanzwelt: Wie entgegnen wir Greenwashing und Greenmarketing glaubwürdig?

Prof. Zeidler» Das ist schwer zu beantworten. Es wird natürlich solche Auswüchse geben. Wieso gerade hier nicht. Gefordert ist eine Aufmerksamkeit. Die kann ein Einzelner nicht leisten, das muss geleistet werden von Instituten oder ähnlichen, die das bewerten können. Wäre das etwas für die Marktwächter? (lvs)

finanzwelt 02 | 2023 40 VERSICHERUNGEN | INTERVIEW
» Den Menschen ist die Frage der Nachhaltigkeit zunehmend wichtig und sie möchten zu diesem Thema bei ihren Entscheidungen einen positiven Beitrag leisten. «

Bestandsverkauf „richtig gemacht”

In den nächsten Jahren denken immer mehr Makler über ihre Nachfolge nach. Circa 75 % davon sind Einzelunternehmer. Das bedeutet, meist wird ein sogenannter Asset-Deal durchgeführt. Das bietet Vorteile, aber bringt auch Risiken mit sich. Darauf gehen wir ein.

Bei einem Asset-Deal, oder auch Bestandskauf genannt, wird die Verpflichtung zur Courtagezahlung vom Versicherer gegenüber dem jetzigen Makler an einen anderen Makler weiterverkauft. Damit das funktioniert, müssen gewisse Schritte eingehalten werden.

Bewertung des Bestandes

Als erste Grundlage einer Kaufpreisermittlung werden die wiederkehrenden Courtagen herangezogen. Dazu gehören die laufende Courtage von SHUK, Gewerbeverträge sowie die Bestandsprovisionen von allen Personenversicherungen und, wenn vorhanden, die Bestandspflege bei Investmentfonds. Falls Servicevergütungen mit den Kunden vereinbart wurden, werden diese auch herangezogen. Hier beginnt bei einigen Maklern schon die erste Herausforderung, da es keine Trennung zwischen Abschluss und laufenden Vergütungen gibt. Einige Makler nutzen auch keine Verwaltungssysteme und nicht alle können dies sauber, differenziert darstellen. Dazu kommt, dass der Steuerberater es in der Regel auch nicht transparent aufgeschlüsselt darstellt. Die Konsequenz daraus ist, der Kaufinteressent weiß eigentlich nicht wirklich, was er da kauft. Um das Risiko gering zu halten, wird dies meist durch die Zahlung mehrerer Kaufpreisraten ausgeglichen. Das bedeutet, je besser der Verkäufer belegen kann, welche tatsächlich laufenden Courtagen vorhanden sind, umso schneller fließt der gesamte Kaufpreis.

Weitere Einflüsse auf die Bestandsbewertung

Ein professionell aufgestellter Makler möchte die Bestände schnellstmöglich in seine Systeme und Prozesse integrieren. Sei es das Verwaltungsprogramm, RoboSave oder ein automatisiertes Marketingsystem, das den Kunden mit Jahres-

checks oder anderen Aktivitäten immer auf dem Laufenden hält und somit auch schnell eine Bindung zum neuen Kunden aufbaut. Der Kunde ist ja während und nach einem Verkauf erstmal etwas unsicher, ob alles gut bleibt oder wird. Damit das alles umgesetzt wird, ist es sehr wichtig, alle vertragsrelevanten Daten aktuell und schnell zu erhalten. Genauso wichtig ist aber auch die Aktualität der Kontaktdaten. Immer mehr digitale Services stehen dem Kunden zur Verfügung, auf welche er per Mail oder Mobilfunk zugreifen und nutzen kann. Daher gewinnen diese Daten immer mehr an Bedeutung und werden mit einem höheren Kaufpreis belohnt.

Daher meine Empfehlung, vor dem Verkauf alle Kontaktdaten aktualisieren und vervollständigen. Die vertragsrelevanten Daten werden in der Regel über die CSV/GDV-Dateien der Gesellschaften und Pools organisiert. Dafür sind die Zugänge und die Aktivierung dieser Services die Voraussetzung. Im Schnitt hat ein Makler 25 bis 30 Direktvereinbarungen, zwei bis drei Pools und einen Verbund im Angebot. Das kann für einen Nachfolger sehr unübersichtlich werden. Um den Übergang zu erleichtern, empfehle ich, eine Übersicht zu erstellen. In dieser sind die Vertragspartner genannt, die Vermittlernummer (wichtig, oft bestehen mehrere) und idealerweise die Zugangsdaten zu den jeweiligen Zugängen. So kann der Verkäufer alle notwendigen Daten schnell und einfach besorgen und dem Verkauf steht nichts mehr im Weg.

Weitere Informationen finden Sie hier:

https://www.bestands-boerse.de/partner/finanzwelt

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Liquidität bleibt das A und O für den Unternehmenserfolg

Für Unternehmen steht Liquidität weit oben auf der Agenda. Mit dem Ukraine-Krieg und weltpolitischen Konflikten kam die hohe Inflation. Die Energie- und Rohstoffkosten steigen rasant an und die Investitionen geraten ins Stocken. Genügend Liquidität im eigenen Unternehmen steht deshalb für Manager an vorderster Stelle.

Die R+V Allgemeine Versicherung AG gehört zu den führenden deutschen Versicherern für die Kautions- und Kreditversicherung. Für Ines Ahnen, Maklerreferentin der R+V, ist Liquidität eines der Top-Themen für Unternehmenskunden. Sie erläutert finanzwelt im Interview verlässliche Lösungen für mehr Liquidität in den Unternehmen.

finanzwelt: Warum ist Liquidität für die Unternehmenskunden so wichtig? Ines Ahnen» Der Mittelstand überstand die Pandemie im Ganzen gesehen recht gut, auch dank staatlicher Förderungen und Kurzarbeitergeld. Quasi übergangslos ging die CoronaKrise in den Ukraine-Krieg über. Mit der resultierenden Energiekrise und den steigenden Kosten kletterte die Inflation. Die Geschäftsleitungen sorgen sich um ihre Liquidität und Alternativen

zum Kreditrahmen bei der Bank sind gefragt, damit bei erneutem negativen Geschäftsumfeld genug Liquidität verfügbar bleibt.

Die Möglichkeiten für mehr Liquidität wie Zahlungsfristverkürzung für Kunden oder längere Zahlungsziele bei Lieferanten sind begrenzt, denn Kunden und Lieferanten befinden sich letztendlich in vergleichbaren Situationen.

Kautionsversicherungen mit Bürgschaften sowie Warenkreditversicherungen bewähren sich hingegen als anerkannte Lösungen zur Liquiditätssicherung und erfreuen sich in vielen Branchen einer zunehmenden Beliebtheit. Für Versicherungsmakler bedeutet das ganz neue Geschäftsmöglichkeiten mit intensivem Kontakt zur Geschäftsleitungsebene.

finanzwelt: Für welche Branchen sind diese Versicherungslösungen besonders sinnvoll und warum greifen die Unternehmen gerne auf die Lösungen zurück?

Ahnen» Im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe, im Maschinen- und Anlagenbau sowie im Garten- und Landschaftsbau sind Bürgschaften zur Absicherung von Mängelansprüchen, zur Erfüllung von Werkverträgen oder bei An- und Vor-

auszahlungen gang und gäbe. Damit die vorgenannten Bauunternehmen an lukrativere Bauaufträge gelangen, sind passende Sicherungsleistungen bereitzustellen. Bürgschaften über Kautionsversicherungen gelten als verlässliche Alternative zu Bankbürgschaften oder zur Hinterlegung aus Eigenmitteln, welche jeweils die Liquidität reduzieren.

Ein weiteres Unternehmensrisiko sind entstehende finanzielle Engpässe, wenn die Kundschaft gelieferte Waren, Werk- oder Dienstleistungen nicht mehr bezahlt. Die Warenkreditversicherung schützt vor den finanziellen Folgen aus Forderungsausfällen und die Versicherungsleistungen gleichen Liquiditätseinbußen aus. Eine besondere Gefahr sind längere Zahlungsziele, die Unternehmen ihren Kunden einräumen, denn sie wirken wie ungesicherte Kredite. Fallen Kundenzahlungen aus, entsteht sofort ein Liquiditätsloch. Häufen sich die Forderungsausfälle, beispielsweise bedingt durch Krisen oder Konjunktur, wird die Unternehmensexistenz bedroht. Eine Absicherung über die Warenkreditversicherung schafft stattdessen echte Planungssicherheit und sorgt für den Erhalt finanzieller Spielräume auch nach einem oder mehreren Forderungsausfällen.

finanzwelt 02 | 2023 42 VERSICHERUNGEN | INTERVIEW

finanzwelt: Die Klimaneutralität avancierte wie Liquidität zu den Top-Themen im Management. Wie blicken Sie auf diese Entwicklung und welche besonderen Versicherungslösungen sind gefordert?

Ahnen» Der Klimawandel stellt ebenso wie der Liquiditätsbedarf etliche Unternehmensleitungen vor ganz neue Herausforderungen. Investieren die Unternehmen, um ihre Schadstoffemissionen zu reduzieren, dürfen sie die ungenutzten CO2-Emissionszertifikate weiterreichen und veräußern. Dabei sind die Käufer der CO2-Zertifikate oftmals nicht näher bekannt. Die Unternehmen begegnen dem Risiko, dass die Forderungen im CO2-Zertifikatshandel eventuell ausfallen, mit einer Warenkreditversicherung. Die Käuferbonität wird dann vorab geprüft und es erfolgt die Ersatzleistung bei einem Forderungsausfall.

Speziell für die Betreiber von Anlagen für eine klimaneutrale Energiegewinnung stehen die sogenannten Rückbaubürgschaften auf dem Programm. Die Betreiber müssen für eine Genehmigung dieser Anlagen auf fremdem Grund und Boden den späteren Anlagenrückbau sicherstellen und dafür die entsprechenden Sicherheiten hinterlegen. Mit den Rückbaubürgschaften über unsere Kautionsversicherung bieten wir für Neuanlagen ebenso wie für vorhandene Bestandsanlagen die passenden Lösungen an.

finanzwelt: Wie unterstützen Sie Versicherungsmakler, um die Unternehmenskunden passend zu beraten?

Ahnen» Die Kautionsversicherung mit den Bürgschaften und die Warenkreditversicherung stellen wir unseren Partnern vollumfänglich zur Verfügung. Mit unseren Maklerbetreuern unterstützen wir die Versicherungsmakler im Bestands- und Neugeschäft und auf Anforderung ebenso vor Ort im Gespräch mit dem Unternehmenskunden. Antragsstrecken zur Kautions- und Warenkreditversicherung in unserem Maklerportal unterstützen das Geschäft 24/7 digital. (gg)

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Die Sicherheitsnetze der Sozialversicherungsträger für den Arbeitskraftverlust sind weitmaschig. Bürgergeld wäre dann der letzte Schutzwall. Vollzeittätige im Haushalt sowie Gering-, Neben- und Teilzeitverdiener befinden sich in ebenso großer Gefahr. Lebensstandard, Vermögen und Zukunftspläne verschwinden von heute auf morgen. Ein trüber Lichtblick ist der gesetzliche Unfallschutz am Arbeitsplatz, im Ehrenamt, in Schulen oder in Kitas. Komplizierte Leistungskriterien, eingeschränkte Versichertenkreise und Rentenhöhen weit unter dem bisherigen Einkommen bremsen Betroffene lebenslang aus.

Ungeschützt pflegen und versorgen

Etwa jeder Zehnte in Deutschland sorgt bereits für pflegebedürftige Angehörige im privaten Umfeld, denn ca. 80 % der Pflegebedürftigen vermeiden Pflegeeinrichtungen. Angesichts geburtenstarker Jahrgänge im baldigen Pensionsalter und ausuferndem Pflegenotstand setzen Politiker verstärkt auf die häusliche Pflege. Zu einem gesetzlichen Sozialversicherungsschutz konnte man sich jedoch bisher nur im homöopathischen Umfang durchringen.

Fatal, denn häusliche Pflege gilt für Gesundheitsexperten als Mehrfachbelastung mit Burnout-Potenzial. Entfallen Arbeitsfähigkeit und Pflegeeinsatz, stehen eventuell gleich zwei Bedürftige vor einem finanziellen Aus.

Zum Leben zu wenig oder zu kompliziert

Den gesetzlich Rentenversicherten bleibt noch eine Erwerbsminderungsrente für schwere Fälle, welche sich ebenfalls auf Bürgergeldniveau bewegt. Verlieren Gutverdiener oder Selbstständige die Arbeitskraft, drohen ohne geeignete Privatvorsorge eine Insolvenz, Vermögensverluste und auf Sicht eben das Bürgergeld. Empfindliche Einkommenseinbußen bei Arbeitskraftverlust avancierten deshalb zu dem Top-Thema in der Versicherungsberatung. Entsprechend vielschichtig lösen private Personenversicherer die Arbeits-, Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsrisiken. Begriffe wie beispielsweise Grundfähigkeit, Invalidität, Krankheit oder Kräfteverfall, finden sich in zum Teil sehr umfangreichen Bedingungswerken. Ohne medizinisches und rechtliches Wissen erscheint eine Beratung kaum noch möglich. Ein Beispiel: Bei einem Verlust von Gehör oder Sehkraft bzw. der Sinnesorgane sind Leistungen jeweils

Finanzielle Not ohne Lohn und Brot

44 VERSICHERUNGEN | ARBEITSKRAFTABSICHERUNG Foto: © Allistair F/peopleimages.comstock.adobe.com

aus Krankentagegeldern, Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsrenten, Grundfähigkeitsabsicherungen, Schwere-Krankheiten-Policen sowie, bei Krebs oder Unfall, aus Krebs- oder Invaliditätsabsicherungen möglich. In der Beratung sind hierfür unterschiedliche Leistungsvoraussetzungen und der dazugehörige Ersatz als Tagegeld, Monatsrente oder Kapitalsumme zu erläutern. Brillenträger und Hörgerätenutzer sehen als Vorerkrankte variierenden Leistungskürzungen entgegen. Nicht nur Versicherte können dabei schon mal den Überblick verlieren. Multirisk-Policen, welche Leistungen der Einzellösungen in Schutzpaketen kombinieren, sollen die Beratung erleichtern. Eine Praxis, unliebsame Leistungen in Multirisk-Konzepten zu eliminieren, birgt Fallstricke. Die Absicherungsvielfalt privater Versicherer und die Schutzdetails verlangen nach Fachberatung, damit im Fall des Arbeitskraft- und Einkommensverlustes der Ersatz passend bereitsteht.

Einfach nur das Beste oder doch Reste

Die Berufsunfähigkeitsversicherung gilt als Premium-Lösung für Einkommensersatz nach einem Verlust der Arbeitskraft. Junge und Kerngesunde sollten sich frühzeitig

um diesen Schutz bemühen. Eine Hürde bleibt der Beruf: Dachdecker und Sprengmeister arbeiten riskanter als Bäcker und Büroassistenten. Das Alter, die Berufswahl sowie angegriffene Gesundheit treiben die Versicherungsbeiträge hoch und die Kundschaft in andere sogenannte Biometrie-Versicherungen. Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung ist für viele eine nahe liegende Wahl für einen monatlichen Einkommensersatz. Die Leistung stellt, anders als die große Schwester Berufsunfähigkeitsversicherung auf Ausbildung und Beruf, nur auf eine Erwerbsfähigkeit der Versicherten ab. Leistungen setzen erst ein, wenn die Gesundheit jede Erwerbsmöglichkeit unterbindet. Das schlägt sich in günstigeren Beiträgen nieder. Ebenso sollen Vorerkrankungen und andere Erschwernisse weniger stark gegen eine Risikoannahme sprechen als auf dem Premium-Weg. Allerdings lehnen Versicherer exponierte Gefahrentätigkeiten oder gravierend auf Ersatzleistungen wirkende Krankheiten, wie beispielsweise Diabetes, bei Biometrie-Absicherungen rundweg ab. Denn im Schutz für Grundfähigkeiten, Schwere-Krankheiten oder Unfälle wollen Versicherer ebenfalls eher gesunde Risiken ohne besondere Gefährdungslage. Kritisch sehen Experten eine Beratungstendenz, die Grundfähigkeits- und Schwere-Krankheiten-Konzepte als günstigere Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung anzubieten. Etliche Krankheitsbilder, wie z. B. psychische Erkrankungen, münden in eine Berufsunfähigkeit, gelten jedoch nicht als gelistete Schwere-Krankheit oder Grundfähigkeitseinschränkung. Mit Kapitalleistungen versehen, ergänzen diese Lösungen ebenso wie eine Unfall-Police den Berufsunfähigkeits- oder Erwerbsunfähigkeitsschutz im Schadenfall. Neben monatlichem Einkommensersatz können die Kapitalzahlungen notwendige Umbauten, Umzüge oder Neuanschaffungen z. B. finanzieren, denn auf Gesundheitseinschränkungen eingerichtete Fahrzeuge und Wohnungen sind rar und teuer. (gg)

Fazit

Für die meisten Kunden ist Einkommensersatz nach einem Arbeitskraftverlust ein wichtiges Thema. Von der Geburt bis mindestens zum Pensionsalter gehören passende Lösungen zum kleinen Beratungseinmaleins. Mit Hinterbliebenenabsicherung, Pflegeschutz und Altersrente gelangen Kunden schnell an ihre finanziellen Grenzen. Deshalb können Apps, Vergleicher und andere Anbieter fernab die individuelle Kundenberatung vor Ort, welche die persönlichen, beruflichen und steuerlichen Einflussgrößen einbezieht, nicht ersetzen. Wie autonom fahrende Autos bleiben vernünftige Beratungen mittels KI weiterhin eher leise anklingende Zukunftsmusik.

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Mehr Liquidität für Unternehmenskunden mit Lösungen der R+V

Ausreichende Liquidität ist in Unternehmen erfolgsentscheidend und Grundlage für anstehende Investitionen. Ändern sich Rahmenbedingungen durch Konjunktureinbruch, Krieg oder andere Krisen geraten selbst stabilere Unternehmen ins Wanken.

Innerhalb der R+V Versicherungsgruppe bietet R+V mit Condor und KRAVAG Versicherungsschutz und innovative Lösungen für Unternehmen, private Haushalte und öffentlich-rechtliche Einrichtungen. Als vielfacher Marktführer, der Kundenrisiken über ein Jahrhundert absichert, schützt R+V die Liquidität der Unternehmen. Spezielle Bürgschafts- und Forderungsausfalllösungen sorgen für die wirtschaftliche Stabilität und unterbinden eine Schieflage auf der Unternehmenskundenseite.

Wirtschaftlich wird es kaum rosiger

Wirtschaftlich instabile Zeiten bewirken bei Unternehmen eine gehemmte Investitionsbereitschaft. Entweder werden die Investitionsentscheidungen aufgeschoben oder man verzichtet ganz darauf. Bedingt durch Lieferkettenunterbrechungen tendieren die Unternehmen dazu, ihre Lager beizeiten gut zu füllen, um Aufträge weiterhin erfüllen zu können. Die erhöhte Lagerhaltung allerdings ist kostenintensiv und bindet Liquidität. Zusätzlich bremst eine hohe Inflation die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Manche Branchen stehen vor sinkender Nachfrage und stärkerem Wettbewerb. Trotz Inflation bleiben dort die Preise gleich oder sinken. An notwendige Preiserhöhungen ist kaum zu denken.

Viele Lieferanten begegnen deshalb möglichen Ausfällen mit höheren Anzahlungen. Größere Lager gegen Lieferengpässe binden liquide Mittel. Fällige Lieferkredite sowie ausgereizte Kontokorrente bei der Hausbank belasten die Liquiditätssituation oftmals zusätzlich. Auf der Kundenseite drohen wegen Zahlungsverzug oder schlimmstenfalls

Insolvenz empfindliche Forderungsausfälle, so dass wachsenden Kosten geringere Unternehmenserlöse entgegenstehen – in Krisenzeiten eine brisante Mischung.

Lukrative Aufträge durch Bürgschaften

Viele Auftraggeber fordern von Unternehmen vertragliche Sicherheitseinbehalte, die auch in Form von Bürgschaften gestellt werden können. Im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe, Maschinen- und Anlagenbau, Garten- und Landschaftsbau sowie in anderen Branchen entscheiden Sicherheiten über Aufträge. Ohne Sicherheiten gehen die Aufträge an Wettbewerber. Die Sicherheitseinbehalte belasten die Unternehmensliquidität und können durch Bürgschaften abgelöst werden. Die Kautionsversicherung bietet alternativ eine mit der Bankbürgschaft vergleichbare Sicherheit. Sie entlastet Kreditlinien bei Hausbanken und befreit Liquidität von Sicherheitsleistungen. R+V versorgt die Unternehmenskunden mit passenden Bürgschaftsrahmen, damit Bürgschaften für die Absicherung von Mängelansprüchen, zur Erfüllung von Werkverträgen oder bei An- und Vorauszahlungen schnell und günstig bereitstehen. Bürgschaften gelten beispielsweise in der Baubranche als vitaler Bestandteil von Bauvorhaben und sind über die Kautionsversicherung weit verbreitet. Die Betreiber von Energieanlagen für Erneuerbare Energien müssen ebenfalls auf Bürgschaften zurückgreifen. Die Anlagenerrichtung auf fremden Grund und Boden bedingt die Verpflichtung zum späteren Anlagenrückbau. Für die Betreiber bietet R+V sogenannte Rückbaubürgschaften an.

Liquidität erhalten und Planungssicherheit schaffen

Dienstleistungen und Lieferungen der Unternehmen mit Zahlungszielen für die Kundschaft wirken wie ungesicherte Kredite. Je länger die Zahlungsfrist desto riskanter wird es für Unternehmen. Fallen diese Forderungen aus, bleibt

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nur der Ausgleich über anderweitige Mehrumsätze. Damit keine finanzielle Schieflage entsteht, sichert R+V die Forderungen aus Warenlieferungen, Werk- oder Dienstleistungen mit der Warenkreditversicherung ab und schützt damit vor finanziellen Folgen aus Forderungsausfällen. Das verstärkt die Planungssicherheit für Unternehmen und schafft Freiräume im Kerngeschäft.

Neu sind die Warenkreditversicherungen für den CO2-Zertifikatshandel. Investieren Unternehmen und sparen CO2Emissionen ein, sind Forderungsausfälle aus einer Zertifikatveräußerung abgesichert. Zum Forderungsausfallschutz gehören professionelle Bonitätsprüfungen von Kunden, der zügige Schadensausgleich sowie optional die Absicherung rechtlicher Auseinandersetzungen bei strittigen Forderungen. R+V bietet passgenau Schutz für große Einzelforderungen aus Sonderaufträgen oder zu speziell gefertigten Investitionsgütern. Die Liquidität des Unternehmens bleibt bei Ausbleiben von Zahlungen mit einer passenden Warenkreditversicherung erhalten. Der Kunde ist weiterhin finanziell stabil und gerät nicht in eine existenzielle Schwebe.

Bestens aufgehoben bei R+V

Dank der Maklerbetreuung vor Ort sind Versicherungsmakler und andere freie Vermittler bei der R+V bestmöglich auf-

gehoben. Mit Servicenummern der Experten, Hotline- und Online-Services sowie dem Maklerportal unterstützt die R+V bei Neukundengewinnung und im Bestandsgeschäft. Die Unternehmensgröße der R+V schafft das Vertrauen für eine dauerhafte Absicherung gegen existenzbedrohende und existenzzerstörende Risiken. Konsequente Digitalisierung verschlankt die Verwaltungs- und Schadenprozesse und erweitert die Freiräume für persönliche Kontakte zu den Geschäftspartnern.

Informationen zu den Produktlinien der R+V erhalten Partner im Maklerportal unter: makler.ruv.de/liquidität

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Nicht unterschätzen:

BU-Experte Philip Wenzel von BSC erklärt unter anderem, warum eine DU-Klausel sinnvoll, aber nicht unbedingt notwendig ist und worauf man noch so bei der Dienstunfähigkeit achten sollte

Ich persönlich versteh ja total, warum es 2-in-1-Shampoos gibt. Denn ich würde nur ungern ein Tutorial anschauen, um zu verstehen, wann ich Shampoo und wann ich Spülung verwenden soll oder wie das mit der Pflege überhaupt ist. Auch bei der Berufsunfähigkeits-Versicherung ist es mittlerweile so, dass es viele Sachen einfach inklusive gibt. Bei ein paar Versicherern ist sogar die Dienstunfähigkeits-Klausel immer mit drin. Da die aber nur Beamte brauchen, stellt sich mir die Frage, ob eine DU-Klausel nix kostet oder ob das dann einfach jeder im Kollektiv mitbezahlt. Um das genauer zu beantworten, untersuche ich mal, was BU und was DU ist.

Unterschied BU und DU

Berufsunfähig bin ich, wenn ich aus gesundheitlichen Gründen nur noch zur Hälfte meinen Beruf ausüben kann. Mein Beruf ist genau das, was ich jeden Tag so im Durchschnitt mache. Mal angenommen, ich bin Frisör, aber in meinem Salon muss ich auf Rollschuhen arbeiten, dann bin ich berufsunfähig, wenn ich nicht mehr Rollschuh fahren kann. Der BU-Versicherer darf nicht von mir verlangen, dass ich ohne Rollschuhe Haare schneide. Der Prognosezeitraum liegt in der Regel bei sechs Monaten. Und der fingierte Prognosezeitraum auch. Der fingierte Prognosezeitraum ist wichtiger. Denn meistens ist es sehr schwierig zu beweisen, dass ich in den kommenden sechs Monaten berufsunfähig sein werde. Viel einfacher ist es zu beweisen, dass ich die letzten sechs Monate berufsunfähig war. Und wegen der Fiktion tut der Versicherer dann so, als wäre ich von da an dauerhaft berufs-

unfähig. Und zu guter Letzt beginnt die Berufsunfähigkeit zu dem Zeitpunkt, den ich behaupte. Selbstverständlich muss ich das beweisen können. Deshalb ist dies oft der Beginn einer Krankschreibung. Das Blöde an einer Berufsunfähigkeits-Versicherung ist, dass ich im Leistungsfall beweisen muss, dass ich berufsunfähig bin. Und dazu muss ich die Krankheit nachweisen, die zur Berufsunfähigkeit führt und außerdem, dass ich nur noch zur Hälfte arbeiten kann oder ein sinnvolles Arbeitsergebnis nicht mehr möglich ist. Dazu muss ich eine Tätigkeitsbeschreibung erstellen, die meine durchschnittlichen Tätigkeiten plausibel darstellt. Das ist nicht trivial. Und wenn etwas unklar ist, dann wird der Versicherer darüber vermutlich diskutieren wollen.

Dienstunfähigkeit liegt für Landesbeamte nach § 26 Beamtenstatusgesetz dann vor, wenn ich innerhalb von sechs Monaten drei Monate dienstunfähig war und keine Aussicht besteht, in den kommenden sechs Monaten wieder voll dienstfähig zu werden. Das bedeutet schon mal, dass es hier keine Fiktion gibt. Der Prognosezeitraum und der fingierte Prognosezeitraum müssen beide erfüllt sein. Der Klugscheißer spricht hier von einer kumulativen Verknüpfung. Wenn ich also dem Dienstherrn nicht nachweisen kann, dass ich in den kommenden sechs Monaten krank bleibe, dann bin ich nicht dienstunfähig. Hinzu kommt, dass der Dienstherr mich zu Fortbildungen zwingen kann, um mich innerhalb meines Amtes zu versetzen. Diese Tätigkeit kann auch geringerwertig sein. Es ist also nicht der zuletzt ausgeübte Beruf versichert, sondern alle Berufe, die meinem Dienstherrn so einfallen. Aber ich muss weiter meinem Dienstherrn dienen. Wenn ich beim Land verbeamtet bin, kann ich in der Regel nicht vom Lehrer zum Sekretär werden, da das Sekretariat meistens aus Kommunalbeamten und nicht aus Länderbeamten besteht. Außerdem bin ich dienstunfähig ab dem Zeitpunkt der

finanzwelt 02 | 2023 48 VERSICHERUNGEN | BERUFSUNFÄHIGKEIT Foto: © SONJAstock.adobe.com
Die Stolperfallen der Dienstunfähigkeit

Entlassung oder Ruhestandsversetzung. Es gibt hier keine Leistung rückwirkend zum Beginn der Krankheit. Aus dieser Perspektive lässt sich leicht erklären, dass eine DU-Klausel kein Geld kostet.

Warum ist die DU-Klausel so wichtig für Beamte?

Das liegt in erster Linie daran, dass die Beweisführung so einfach ist. Die Entlassungsurkunde oder die Ruhestandsversetzung reichen in der Regel zusammen mit einem amtsärztlichen Zeugnis aus, damit der Versicherer leistet. Das ist dann eine sogenannte echte DU-Klausel. Eine fast echte Klausel dürfte prüfen, ob es nur medizinische Gründe für die DU gibt und eine unechte darf widerlegen, dass eine DU vorliegt. Aber das nur am Rande. Und wenn wir uns erinnern, dass gut 40 % der Anträge auf BU-Rente im Sande verlaufen, weil der Kunde sich nicht mehr meldet, dann erkennt jeder sofort den Mehrwert einer DU-Klausel. Wenn ich aber einen Lehrer mit einer BU-Versicherung günstiger versichern kann als mit einer Versicherung mit DU-Klausel, dann sollte ich schon mal diskutieren, ob der Lehrer sich nicht lieber das Geld spart und sich davon im Leistungsfall einen Experten leistet. Der kostet dann vielleicht ein paar Euro, aber wenn wir bei einem Beamten Leistung wegen Berufsunfähigkeit beantragen, dann können wir das rückwirkend zum Eintritt der Erkrankung. Und da hier schon mindestens sechs Monate – in der Praxis sind das eher 12 bis 24 Monate – vergangen sein müssen, bevor der Beamte in den Ruhestand versetzt wird, kann der Experte gern diese Rentenleistung haben. Die Beiträge über die Laufzeit sind immer noch gespart.

Unterm Strich hilft eine echte DU-Klausel, um unkompliziert an sein Geld zu kommen. Ich rate allerdings, nicht voreilig eine bestehende BU-Versicherung zu kündigen, wenn diese deutlich günstiger ist und vor allem dann nicht, wenn zwischenzeitlich Vorerkrankungen anzugeben sind. Da muss aber jeder Vermittler für sich entscheiden, ob er es sich im Leistungsfall zutraut oder ob er einen Experten kennt, der helfen kann. Bei mir ist es trotz allem immer noch so, dass die allermeisten Beamten sich mit einer DU-Klausel wohler fühlen. Und das ist dann auch ok mit mir.

finanzwelt 02 | 2023 50 VERSICHERUNGEN | BERUFSUNFÄHIGKEIT
Foto: © PUNTOSTUDIOFOTO Ldastock.adobe.com
Philip Wenzel Biometrie-Experte Spezialist für Arbeitskraftabsicherung BSC GmbH

Medizinischer Fortschritt für alle

Früher hilft besser

HanseMerkur fördert medizinische Innovationen und macht diese für die Versicherten zugänglich. So auch Krebs-Scan. Der neuartige Bluttest, kombiniert mit modernsten bildgebenden Verfahren, erkennt viele Krebsarten in einem frühen symptomlosen Stadium. Im Krankheitsfall erfolgt eine enge medizinische Begleitung inkl. Chefarztbehandlung. Ein großer Fortschritt im Kampf gegen Krebs und einzigartig am Markt. Hand in Hand ist HanseMerkur.

Eberhard Sautter, Vorstandsvorsitzender

Stärkerer Fokus auf die Rentenphase

Nicht nur in der Ansparphase, sondern auch in der Rentenphase ist die Fondspolice die erste Wahl und eine große Chance für den Berater, meint Christian Nuschele, Head of Distribution der Standard Life in Deutschland. Und dafür führt er im finanzwelt-Interview viele gute Gründe an. Außerdem erzählt er aus erster Hand über die britischen Erfahrungen mit dem Provisionsverbot. Eigentlich eine Pflichtlektüre für Ihren Bundestagsabgeordneten.

finanzwelt: Die Inflation hält sich hartnäckig, die Leitzinsen steigen, Deutschland steht am Rande einer Rezession: Ist die Fondspolice, die ja vor allem auf die Entwicklung an den Aktienmärkten setzt, wirklich das zeitgerechte Instrument zur Altersvorsorge?

Christian Nuschele» Davon bin ich fest überzeugt. Um erfolgreich fürs Alter vorzusorgen, müssen Kundinnen und Kunden an den internationalen Kapitalmärkten investieren. Trotz aller kurzfristiger Schwankungen liefern diese Investments langfristig die notwendige Performance, um die Vorsorgelücke schließen zu können. Fondspolicen bieten aber mehr als attraktive Anlagemöglichkeiten. Mit ihnen ist die Absicherung des Langlebigkeitsrisikos möglich, sie überzeugen durch eine hohe Flexibilität und Kundinnen und Kunden profitieren zusätzlich von Steuervorteilen. Dieses Gesamtpaket macht Fondspolicen unverändert zur geeigneten Vorsorgelösung.

finanzwelt: Glauben Sie, dass angesichts der weiter steigenden Leitzinsen die klassische Lebensversicherung mit ihrem garantierten Zins zurückkommen wird?

Nuschele» Nein, das halte ich aus mehreren Gründen für unwahrscheinlich. Zum einen erwarten Ökonomen, dass in diesem Jahr der Höhepunkt bei den Zinsen erreicht sein wird und die Zinsen dann konstant bleiben oder sogar wieder fallen werden. Zum anderen sind klassische Produkte auch bei leicht gestiegenen Zinsen vor dem Hintergrund der hohen Inflation unattraktiv und sorgen bei den Kundinnen und Kunden für einen realen Kaufkraftverlust. Dies war in den letzten Jahren übrigens auch bei niedrigen Zinsen und geringerer Inflation der Fall. Last but not least war von Seiten der meisten Versicherer bereits zu hören, dass klassische Produkte trotz höherer Zinsen nicht mehr angeboten werden.

finanzwelt: Profitieren Kunden von Standard Life von den zuletzt gestiegenen Leitzinsen?

Nuschele» Ja, wir haben uns dabei sehr stark auf die Rentenphase fokussiert und in den vergangenen Monaten gleich

zweimal den Zins für unsere Rentenzahlungen erhöht. Seit 1. Dezember 2022 gilt ein Rentenzins von 1,75 %. Damit bieten wir eine der besten, in voller Höhe garantierten Renten an. Dies ist ein Beleg dafür, dass wir inzwischen wieder einen deutlich größeren Fokus auf das Thema Verrentung legen. Ich bin mir sicher, dass Standard Life auch im Bereich der Verrentung künftig immer häufiger die erste Wahl sein wird.

finanzwelt: Deutschland wird immer älter. Warum können Fondspolicen für den Übergang in die Rentenphase die richtige Lösung sein?

Nuschele» Zunächst einmal ist es wichtig, sich die Auswirkungen der längeren Lebenserwartung zu vergegenwärtigen. Wenn Menschen in den Ruhestand gehen, haben sie meistens noch eine Lebenserwartung von ca. 20 Jahren oder vielleicht sogar mehr. Dies ist ein zu langer Zeitraum, um das Geld konservativ anzulegen und damit zu riskieren, dass das über Jahrzehnte angesparte Vermögen an Kaufkraft verliert. Also macht es auch hier durchaus Sinn, zumindest teilweise renditeorientiert investiert zu bleiben. Darüber hinaus bieten Fondspolicen noch die Möglichkeit einer steueroptimierten Vermögensübertragung an die nachfolgenden Generationen. Grundsätzlich gilt, dass die Ruhestandsphase häufig noch nicht ausreichend geplant ist und für Beraterinnen und Berater ein sehr großes Geschäftspotenzial besteht.

finanzwelt: Kundinnen und Kunden stehen vor der Wahl, ihr Kapital zu verrenten oder ihr Kapital womöglich auszahlen zu lassen. Als Produktlösungen stehen beispielsweise eine sofort beginnende Rente oder auch eine Lebensversicherung mit Auszahlplan zur Wahl. Was würden Sie empfehlen? Nuschele» Das lässt sich nicht so pauschal beantworten. Es hängt beispielsweise davon ab, welche Rentenzahlungen die Kundinnen und Kunden bereits aus der gesetzlichen Rente oder anderen Verträgen haben und wie viel Liquidität im Alter benötigt wird. Grundsätzlich denke ich, dass eine Rente dafür genutzt werden sollte, laufende fixe Ausgaben im Alter wie beispielsweise für Miete, Lebensmittel und die Mobilität zu decken. Die Rente sollte aber auf ein notwendiges Maß reduziert werden. Alles, was darüber hinaus geht, würde ich in eine fondsgebundene Lebensversicherung investieren. Hier kann das Geld weiter renditeorientiert angelegt werden, man hat aber dank flexibler Auszahlungen die Möglichkeit, an das angesparte Vermögen zu kommen. Es gilt also, kundenindividuell die optimale Kombination zu finden. Auch dies bietet eine große Chance für den Berater.

finanzwelt 02 | 2023 52 VERSICHERUNGEN | INTERVIEW

finanzwelt: Es wird aktuell wieder auf europäischer Ebene über ein Provisionsverbot diskutiert. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Nuschele» Es hat sich schon seit einiger Zeit abgezeichnet, dass das Thema wieder auf die politische Agenda kommen wird. Ich bleibe aber bei meiner Auffassung, dass es keinen Grund für die Einführung des Provisionsverbotes gibt. Die häufig genannten Argumente von Fehlanreizen durch Provisionen oder gar Provisionsexzessen kann ich in der breiten Masse nicht erkennen. Unabhängige Berater leisten mit ihrer qualitativ hochwertigen Beratung eine sehr wichtige Tätigkeit, die auch entsprechend vergütet werden sollte – ob in Form einer Provision oder eines Honorars ist aus meiner Sicht von der jeweiligen Situation abhängig. Grundsätzlich sollte also das Nebeneinander von Provision und Honorar weiter bestehen bleiben.

finanzwelt: Welche Erfahrungen hat Standard Life als vor allem in Großbritannien stark vertretene Marke mit dem Provisionsverbot dort gemacht? Nuschele» Die Erfahrungen mit der Retail Distribution Review, in deren Rahmen das Provisionsverbot eingeführt wurde, sind sehr ambivalent. Positiv zu beurteilen ist, dass die Qualifizierung und Professionalisierung der britischen Berater deutlich zugenommen hat und damit auch die Qualität der Beratung gestiegen ist. Auch die Transparenz hat sich noch einmal erhöht. Negativ ist demgegenüber, dass eine Beratungslücke („advice gap“) entstanden ist. Der Großteil der Bevölkerung kann oder will sich die Honorarberatung nicht leisten. Laut den letzten Berechnungen werden aktuell gerade einmal 8 % von unabhängigen Beratern beraten. Daher ist es auch sehr erstaunlich, dass der deutsche Verbraucherschutz die britischen Erfahrungen immer als positives Beispiel erwähnt. (lvs)

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Man lebt nur zweimal

Jeder Sechste sorgt gezielt für Hinterbliebene vor, zum Teil über verbundene Risikolebensversicherungen mit dem Partner. Viel zu wenig und für Hinterbliebene deshalb existenzgefährdend, meinen Experten. Jahre zuvor sicherte die gemischte klassische oder fondsgebundene Lebensversicherung den Todesfall ab. Mit der Bevorzugung der Rentenversicherung in der Altersversorgung löst sich der Risikolebensschutz zunehmend in Wohlgefallen auf.

Nicht nur Lebensgemeinschaften, Familien oder Alleinerziehende, sondern ebenso Vereine, Unternehmen, Erbengemeinschaften oder Bauherren gehen gegenseitige Verpflichtungen ein, die als Hinterlassenschaft in finanziellen Untiefen enden. Die verbundene Risikolebensversicherung gilt als günstige Alternative, um die gegenseitigen finanziellen Pflichten zweier oder mehrerer Partner abzusichern. Im Trennungsfall allerdings erscheint diese Partner-Risikolebensversicherung als unpraktisch.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet

Die alleinige Absicherung des Hauptverdieners bei Paaren zählt zu den Kardinalfehlern. Kümmert sich der andere Partner vorwiegend um die Kinder oder sorgt anderweitig für freien Rücken, bröckelt beim Verlust des Partners das gesamte Gefüge. Kinderbetreuung, Haushaltshilfe und andere Unterstützungen sind dann kostenpflichtig zu organisieren.

Finanziell brisant wird eine bisherige häusliche Angehörigenpflege, wenn diese todesfallbedingt in professionelle Pflegehände übergeht. Zur emotionalen Belastung kommt die Sorge um die eigene Existenz, wenn sich finanzielle Löcher nach dem Partnertod ausweiten.

Ähnlich geht es Geschäftsleitern, die gemeinsam mit Partnern ihr Unternehmen managen. Die Suche eines geeigneten neuen Mitstreiters, notwendige Interimsmanager und andere Beratungsdienste belasten nach dem Ableben eines Geschäftspartners die Unternehmensfinanzen. Solche Verluste lassen sich kaum planen. Der passende Risikolebensschutz schafft eine Planungssicherheit. Für Erbengemeinschaften, Unternehmen oder private Haushalte, bei denen Personen größere Investitionen gewährleisten, gefährdet ein Ableben die Finanzierungskonzepte, beispielsweise für Investitionsgüter, Gebäudesanierungen oder Neubauvorhaben. Deshalb bevorzugen Banken oder Leasinggeber in begründeten Fällen eine Risikolebensabsicherung.

Miteinander oder doch gegenseitig

Verbundene Risikolebensversicherungen eignen sich für Lebenspartnerschaften und Unternehmen mit zwei oder mehr Schlüsselpartnern. Die Partner sichern sich gegenseitig bei Ableben in einem Vertrag mit einer Versicherungssumme und Vertragsdauer ab. Mit der Leistung im ersten Todesfall endet den Vertrag.

finanzwelt 02 | 2023 54 VERSICHERUNGEN | VERBUNDENE RISIKOLEBENSVERSICHERUNG Foto: © Elena Zarubinastock.adobe.com

Wird mehr Flexibilität benötigt, etwa für den weiterhin erforderlichen Schutz verbliebener Partner oder in Folge unterschiedlicher Renteneintrittsalter, sorgen Einzelverträge für besser passende Lösungen. Auf zwei Wegen ist die Vertragsausgestaltung mit individueller Summe und Dauer üblich. Entweder sichert jeder der Partner sein Ableben ab und begünstigt die andere Partnerseite per Bezugsrecht. Oder die Versicherung erfolgt mittels zweier Verträge über Kreuz. In der Über-Kreuz-Variante schließen die Partner einen Vertrag auf das Leben des jeweils anderen Partners als versicherte Person ab. Im Todesfall leistet der Versicherer ohne weiteres an den versicherungsnehmenden Partner.

Über-Kreuz-Modelle gestalten sich für Unternehmen ab drei Schlüsselpersonen komplex, da dann mehrere Partner zu Mitversicherungsnehmern oder Bezugsberechtigten werden. Zudem benötigen Vorsorgemodelle und Bezugsrechte unter Steuergesichtspunkten besondere Aufmerksamkeit, damit Versicherungsbeiträge als Betriebsausgaben anerkannt werden. Die Finanzämter behalten die Absicherung von Schlüsselpersonen zuweilen kritisch im Blick, um eventuelle Steuerumgehungen auszuschließen.

Nur sicher sind Tod und Steuer

Für Privathaushalte und Unternehmenskunden spielt der Risikoabsicherungszweck eine gravierende Rolle. Ist die Risikolebensversicherung z. B. an die Finanzierung fremdgenutzter Immobilien gebunden, wird der Versicherungsbeitrag steuermindernd mit Mieterlösen verrechnet. Dient Risikolebensschutz einer privaten Hinterbliebenenabsicherung, fallen Vorsorgeaufwendungen als steuerlich begrenzte Sonderausgabe an. Die Beitragsanerkennung konkurriert mit Aufwendungen für Sozialversicherungen sowie für private Kranken- und Altersversorgungen, welche gewöhnlich die Anerkennungsgrenzen bereits ausschöpfen.

Die Über-Kreuz-Variante unter Privatpersonen bietet Erbschaftsteuerfreiheit. Der Hinterbliebene erhält im Leistungsfall die Versicherungssumme steuerfrei, da er sich als Versicherungsnehmer für diesen Fall explizit absicherte. Käme die Leistung aus der Risikolebensversicherung mit dem Partner als Versicherungsnehmer sowie Versicherten über ein Bezugsrecht, löst das gerade bei unverheirateten Paaren eine Erbschaftssteuer aus.

In Unternehmen gehört die Absicherung der Schlüsselpersonen auf die Prüfstände der Steuerberater und Finanzämter. Per se wittern Steuerprüfer verdeckte Privatentnahmen und andere Hinterziehungen. Mit der positiven Bewertung der Steuerexperten ist der Risikolebensschutz ein Garant für gute Geschäftsbeziehung zu den Versicherten im Unternehmen. (gg)

Fazit

Die Risikolebensversicherung steht auf der Beratungsagenda für Privathaushalte und Unternehmen. Selbst aus Überzeugung alleinstehende, kinderlose Singles können gegenüber einer finanzierenden Bank, einem pflegebedürftigen Angehörigen oder den beruflichen Wegbegleitern verpflichtet sein. Das Leben verläuft selten konstant nach Plan. In einem Jahr verändert sich viel und ein regelmäßiger Kundenkontakt bleibt gut für das Geschäft. Wer Lösungen für Lebensrisiken bietet, und sei es nur bei Trennung einer fest geglaubten Partnerschaft, festigt das Kundenvertrauen und die Geschäftsbeziehung.

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E-Bike Boom:

Risiko von Hobby und Freizeit in die Beratung einbeziehen

Der Frühling ist da und es zieht uns alle nach draußen: Das Wetter bietet wieder Anlass für Aktivitäten wie Spazierengehen oder auch Radfahren. Gerade E-Bikes werden in den letzten Jahren immer beliebter. Diese und andere Outdoor-Aktivitäten bringen jedoch unerwartete Risiken mit sich. Makler und Vermittler können an derartige Hobbys anknüpfen und ihre Kunden zu individuellen Vorsorgelösungen bis hin zur Absicherung des Todesfalls beraten.

Laut Statistischem Bundesamt besitzt jeder achte Haushalt in Deutschland ein E-Bike. Insbesondere in den Corona-Jahren nahm die Anzahl der E-Bikes im Straßenverkehr stark zu. Ebenfalls gestiegen ist allerdings auch die Anzahl der Verkehrstoten in Deutschland allgemein: 2022 sind 220 Menschen mehr im Straßenverkehr ums Leben gekommen als noch im Vorjahr. Das zeigt eine aktuelle Erhebung des Statistischen Bundesamtes. Hier stieg die Zahl der mit dem Pedelec tödlich Verunglückten mit +60 % besonders stark

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an. Dabei sind Unfälle mit überhöhter Geschwindigkeit keine Seltenheit und stellen ein erhöhtes Verletzungsrisiko für alle Verkehrsteilnehmer dar. Nicht nur risikoreiche Hobbys wie Klettern, Tauchen oder Reiten erfordern daher eine besondere Absicherung. Wenn es in der Freizeit zum Ernstfall kommt, sollte unbedingt sichergestellt sein, dass die Hinterbliebenen abgesichert sind.

Bei der Absicherung finanzieller Verpflichtungen, beispielsweise aus dem Erwerb einer Immobilie oder aus dem Bau eines Eigenheimes, ist die Risikolebensversicherung am bekanntesten und daher häufig die erste Wahl. Dabei spielt nicht nur die familiäre Situation eine zentrale Rolle. Auch die Freizeitgestaltung und die damit verbundenen Risiken sind ein Schlüssel für die Vorsorgeberatung und erweitern das Themenspektrum der Beratungsansätze. Die Hinterbliebenenvorsorge sollte daher neben der finanziellen Absicherung von Partner und Familie immer auch die bürokratischen und organisatorischen Vorkehrungen für eine Bestattung mit einschließen.

Dem Kunden einen Denkanstoß geben

Das Thema Hinterbliebenenvorsorge fordert bei Maklern und Vermittlern eine besonders hohe Beratungskompetenz und ein gutes Gespür für den Kunden und seine individuelle Lebenssituation. Der Gesprächseinstieg fällt oft schwer, da hierbei häufig die Konfrontation mit dem eigenen Tod im Raum steht – für viele ein Tabuthema. Leichter geraten Berater mit ihren Kunden dagegen über Hobbys und Freizeitaktivitäten ins Gespräch. An dieser Stelle können notwendige Impulse von außen gesetzt und deutlich gemacht werden, wie wichtig eine entsprechende Absicherung bei risikobehafteten Beschäftigungen ist, um die Liebsten vor finanziellen Belastungen zu schützen.

Makler und Vermittler sollten ihren Kunden ans Herz legen, die wichtigen Vorsorgethemen für sich und ihre Angehörigen frühzeitig zu klären, damit deren Liebsten im Ernstfall mehr Raum für Trauer bleibt. Dabei können Fragen nach einer Patienten- oder Sorgerechtsverfügung oder der ausreichenden finanziellen Absicherung einer gemeinsam mit dem Partner erworbenen Immobilie je nach Kunde und Lebenssituation bereits als Denkanstoß und Gesprächseinstieg ausreichen. Diese Fragen sprechen das zentrale Motiv an: „Ich will meinen Angehörigen nicht zur Last fallen“.

Vertriebsunterstützung für Makler

Gerade bei wichtigen Vorsorgethemen wie der Hinterbliebenenvorsorge, müssen Berater komplexe Sachverhalte einfach und verständlich vermitteln, um mit dem Kunden zusammen den bestmöglichen Vorsorgestatus zu gestalten. Die DELA setzt mit ihren Services für Makler genau hier an und bietet kompetente Unterstützung. Insbesondere beim

Thema risikobehafteter Hobbys wie Tauchen und Reiten punktet die DELA mit ihren ausgewiesenen Experten. Außerdem wurde gemeinsam mit dem Generationenberater Steffen Moser der DELA-Beraterleitfaden nebst zugehörigem Notfallplan als Unterstützung bei der Beratung entwickelt. Der Leitfaden umfasst zentrale Vorsorgethemen von der Vorsorgevollmacht, Sorgerechts- und Patientenverfügung sowie Nachlassregelung über die finanzielle Absicherung von Familie und Partner bis hin zur selbstbestimmten Vorsorge für die eigene Bestattung und Trauerfeier. Alle Vorsorgemaßnahmen und -informationen sind in übersichtlicher Form im Notfallplan zusammengefasst. Beide Dokumente können von Beratern im Vertriebspartnerbereich der DELAWebsite abgerufen werden.

Bonitäts- und leistungsstarker Partner von Beratern und Kunden

DELA hilft Maklern und Vermittlern dabei, ihre Kunden bei wichtigen Vorsorgethemen zu beraten. Dabei liegt der Fokus darauf, die Hinterbliebenen vor den finanziellen und organisatorischen Konsequenzen im Falle eines Todesfalls zu schützen. Die Philosophie der DELA, „Einer trage des anderen Last“, spiegelt das Engagement für einen vorausschauenden Schutz der Liebsten wider. Als bonitätsstarker Versicherer bietet DELA die mehrfach ausgezeichneten Risikolebensversicherungen DELA aktiv Leben und DELA aktiv Leben plus+, sowie die Sterbegeldversicherung DELA sorgenfrei Leben an. Diese Produkte rangieren bei Beratern und deren Kunden unter den Top-Versicherungen. Das zeigt auch die aktuelle Kundenumfrage der DELA, die erst kürzlich vom Analyse- und Beratungshaus Assekurata Solutions durchgeführt wurde: 90 % aller Kunden empfehlen die DELA weiter.

Ein Beitrag von:

Walter Capellmann

Hauptbevollmächtigter

DELA Lebensversicherungen in Deutschland

Kontakt

DELA Lebensversicherungen

Zweigniederlassung Deutschland

Platz der Ideen 2 40476 Düsseldorf

Tel. 0211 / 542 686 - 78

vertriebspartner@dela.de

57 ANZEIGE

PERSONALITY & EVENTS

Neuer Vertriebsdirektor für Deutsche Finance Networks

Die DEUTSCHE FINANCE GROUP erweitert ihr Produktportfolio um die Netto-Fondspolice „Deutsche Finance Performance Plus“. Im Rahmen der Expansionsstrategie konnte Benjamin Livshits als neuer Vertriebsdirektor für Deutsche Finance Networks gewonnen werden. Er bringt eine langjährige Expertise im Bereich Fondspolice und Kapitalanlage mit.

Relevanz von Nachhaltigkeit bei Geldanlagen nimmt ab

Neben Inflation und Ukraine-Krise steht auch das Thema Nachhaltigkeit weiter mit hoher Priorisierung auf der politischen Agenda. Eine wichtige Rolle spielt dabei die private Finanzwirtschaft, der ein wesentlicher Einfluss auf die Transformation der Realwirtschaft zugesprochen wird. Das DIVA hat in seiner aktuellen Befragung von 2.000 Bürgern allerdings folgendes festgestellt: Lediglich 37,7 % geben an, dass Nachhaltigkeit Einfluss auf ihre Geldanlagen nimmt.

Die beliebtesten Bauversicherer

Deutsche Finance Institutional Markets erweitert Geschäftsführung

Zum 01. März wurde Frank Kreuz in die Geschäftsführung der Deutsche Finance Institutional Markets bestellt. Die Tochter der Deutschen Finance Group verantwortet die Platzierung von Investitionsstrategien für institutionelle Investoren. Dafür bringt Kreuz eine langjährige Erfahrung aus dem Bereich institutionelle Kapitalanlage mit.

Im Rahmen einer aktuellen Qualitäts-Umfrage befragte VEMA ihre Partner und Genossen nach ihren Favoriten im Bereich Bauherrenhaftpflicht und Bauleistungsversicherung. Bei ersterem bevorzugten die Befragten klar die Gothaer (23,22 %). Auf Platz zwei und drei folgten die VHV (12,19 %) und Die Haftpflichtkasse (9,99 %). Mit 2,85 % der Nennungen schnitt die HDI am schlechtesten ab. Bei letzterem nannte die Mehrheit die Alte Leipziger (22,73 %, VEMA-Deckungskonzept), Gothaer (18,61 %) sowie VHV (15,63 %). Nur 1,85 % der VEMAMakler nannten hier die Baloise.

Wachsende Belastungen für Büromieter

Die Kurzstudie von bulwiengesa und BAUAKADEMIE „Gesamtmietbetrachtung – Büromarkt Deutschland“ verdeutlicht, dass hohe Betriebskosten auch die Gesamtmietbelastung verstärken. Geschehnisse wie Pandemie, Ukrainekrieg und die dadurch in Gang gesetzte Lohn-Preis-Spirale sorgten zuletzt für einen noch nie dagewesenen Anstieg der Betriebskosten. In den vergangenen beiden Jahren war er besonders stark, im letzten Jahrzehnt liegt er bei 117 %. Damit nimmt der Einfluss der Betriebskosten auf die Gesamtmiete erheblich zu und macht beim Neubau in der Spitze mittlerweile bis zu ca. 21 % der Gesamtkosten aus, im Bestand liegt der Anteil bei rund 24 %.

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Fotos: © DEUTSCHE FINANCE GROUP

Verifort: Müller folgt auf Gierig

Verifort Capital erweitert sein Vertriebsteam mit Jens Müller und Alexander Klein. Müller übernimmt dabei die Position des CSO in der Geschäftsleitung. Er folgt damit auf Rauno Gierig, der das Unternehmen verlassen hat, und übernimmt die Verantwortung für die strategische Ausrichtung des Vertriebs.

Neuaufstellung bei Alpha Real Estate

Seit dem 01. März ist Stefan Fuchs neuer Chief Operating Officer (COO) bei Alpha Real Estate. Zuvor war er als Head of Asset Management Residential DACH tätig. In seiner neuen Funktion verantwortet er die Bereiche Akquisition, Asset Management und Property Management. Ab Sommer 2023 kommt außerdem Alexander von Cramm als neuer Chief Financial Officer zu Alpha Real Estate.

Marco Altomari tritt in Geschäftsführung von PROJECT Immobilien ein

PROJECT Immobilien begrüßt Marco Altomari als neues Mitglied in der Geschäftsführung. Er ist für die Bereiche Marketing, Vertrieb und Kundenbetreuung zuständig und folgt auf Juliane Mann, die das Unternehmen nach über elf Jahren verlassen wird. Bereits 2018 verantwortete der Experte als Regionalleiter Süd den Vertrieb von Eigentumswohnungen in Nürnberg, München und Frankfurt am Main, bevor er im Oktober 2019 zur d.i.i. Gruppe nach Wiesbaden wechselte.

Neuer Marketingleiter bei Gothaer

Zum 01. April übernimmt Thomas Heindl die Leitung des Bereichs Marketing bei der Gothaer Finanzholding AG. Er wechselt von der LV 1871 a. G. und folgt auf Dr. Gunnar Götz. Götz wurde im Oktober 2022 in die Geschäftsführung der Gothaer Beratungs- und Vertriebsservice GmbH berufen.

Kundenzufriedenheit überdurchschnittlich hoch

Die DELA Lebensversicherung erreicht bei der aktuellen Befragung ihrer Risikolebens- und Sterbegeldversicherungskunden einen Net Promoter Score (NPS) von 51,0 und übertrifft damit erneut das Vorjahresergebnis (NPS Vorjahr: 49,3). So die Ergebnisse einer Assekurata Onlinebefragung.

LV-Marktstudie 2023

Die Rating-Agentur Assekurata veröffentlichte Ende Februar die 21. Auflage ihrer jährlichen Untersuchung zu Überschussbeteiligungen und Garantien deutscher Lebensversicherer. In diesem Jahr nahmen 43 Unternehmen teil, die nach Prämieneinnahmen einen Marktanteil von 70 % ausmachten. 13 teilnehmende Versicherer haben die laufende Verzinsung im Vergleich zum Vorjahr angehoben, keiner hat eine Absenkung vorgenommen. Im Durchschnitt liegt die Verzinsung damit bei 2,14 % in 2023.

Deutsche Frauen zurückhaltend bei Investments, Finninnen auf Platz eins

Laut DIW Berlin (2016) verfügen Frauen in den meisten Ländern der Welt über weniger Finanzbildung als Männer. Allerdings haben in den letzten Jahren Themen rund um persönliche Finanzen, Altersvorsorge und Vermögensaufbau an medialer Präsenz gewonnen und immer mehr Frauen setzen sich damit auseinander. Das zeigen auch die Ergebnisse einer Klarna-Studie zum Thema: Der Anteil an Frauen in Deutschland mit Interesse an den eigenen Finanzen liegt bei 67 %. Der Anteil der Männer ist mit 72 % nur geringfügig größer. Betrachtet man jedoch den internationalen Vergleich, liegen Frauen aus Deutschland damit nur auf Platz sechs. Das größte Interesse weisen Finninnen mit 78 % auf, gefolgt von Portugiesinnen mit 76 % und Polinnen mit 74 %.

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Foto: © LyonelStief Foto: © Alpha Real Estate Foto: © PROJECT Foto: © Gothaer
Rauno Gierig Stefan Fuchs Thomas Heindl

Erfolgreicher 2. INTELLIGENT INVESTORS-Thementalk

Am 01. März begrüßte das finanzwelt-Schwestermagazin „INTELLIGENT INVESTORS“ Teilnehmer aus der Branche zum 2. Thementalk in Frankfurt am Main. TopReferenten teilten dabei in ihren Vorträgen ihre Expertise zu aktuellen Marktentwicklungen, ganz NACH dem Motto „From TINA to TARA?“. Das Event bot zudem eine angenehme Atmosphäre zum Erfahrungsaustausch.

Neuer Geschäftsführer für BVT

Christian Dürr ist nach rund 35 Jahren aus der aktiven Geschäftsführung der BVT Holding Verwaltungs GmbH ausgeschieden. Er bleibt dem Unternehmen als Berater weiterhin verbunden. Auf ihn folgt Martin Stoß als Leiter des Geschäftsbereichs Immobilien USA. Dafür bringt er mehr als 20 Jahre Erfahrung als Portfoliomanager im internationalen Immobiliengeschäft mit.

Deutsche verlieren fast 1 Bio. Euro Finanzvermögen nach Inflation

Der Ukraine-Krieg sowie Zins- und Rezessionsängste ließen 2022 die Kurse sämtlicher Assetklassen abstürzen. So standen 421 Mrd. Euro an Kursverlusten gerade mal 84 Mrd. Euro laufenden Erträge gegenüber. Fließt die Inflation in die Rechnung ein, ist das ein neuer Negativrekord. Damit liegt der Gesamtverlust des deutschen Finanzvermögens bei fast 1 Bio. Euro, wie die Ergebnisse des Whitebox Rendite Radars 2022 zeigen.

Markt mit Zukunft

Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland, der fürs Alter mit einer bAV vorbaut, liegt seit Jahren bei knapp über 50 %, mit leicht abnehmender Tendenz. Das bedeutet im Umkehrschluss: Mehr als 16 Millionen Menschen lassen Chancen ungenutzt vorüberziehen.

Fairster Maklerpool der Branche ausgezeichnet

Die STATUS GmbH konnte die 1.074 teilnehmenden Versicherungsmakler von sich und ihrem angebotenen Dienstleistungsangebot überzeugen. Dies belegt die Auswertung der fast 4.400 abgegebenen Bewertungskriterien. Die STATUS GmbH gehörte bereits 2022 zu den „Fairsten Maklerpools“ in der Versicherungsbranche.

Konrad Schmidt verlässt bbg

Zum Jahresende scheidet Konrad Schmidt auf eigenen Wunsch aus der Geschäftsführung der bbg Betriebsberatungs GmbH aus. Nach 20 Jahren im Unternehmen will sich der Sportökonom neuen Aufgaben widmen. Seine Position wird nicht neu besetzt, Dr. Christian Durchholz wird alleiniger Geschäftsführer. Schmidts Aufgabenbereiche werden intern neu organisiert.

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BRANCHENNEWS finanzwelt 02 | 2023 60
(v.l.n.r.) Felix von Hardenberg, Vertriebschef von Eyb&Wallwitz, Alexander Heftrich, Chefredakteur INTELLIGENT INVESTORS, Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt, Eyb&Wallwitz, Helge Schaubode / Foto: © Sabrina Henkel Foto: © bbg GmbH

Keynotes:

Hubertus Heil

Ihre

Dr. Florian Toncar

Prof. Dr. Dr. h.c. Bert Rürup

Dr. Michael Karst

Managing Director Retirement, Head of Legal/ Tax/Accounting, WTW

24. MCC-KONGRESS Altersvorsorge Zukunftsmarkt 2023 Aktuelle Entwicklungen in einem dynamischen Markt MCC – The Communication Company • +49 (0)2421 12177-13 • kruse@mcc-seminare.de www.zukunftsmarkt-altersvorsorge.info
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Mit
Moderatoren:
Präsident, Handelsblatt Research Institute
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und 26. April 2023 in Berlin
Bundesministerium der Finanzen
25.
Staatssekretär,
© Bundesministerium der Finanzen/Photothek Bundesminister, Bundesministerium für Arbeit und Soziales

ALH erhält stabile Bonitätsbewertung

Assekurata hat die Bonitätsbewertung der Alte Leipziger Lebensversicherung/Hallesche Krankenversicherung aufgewertet. So gab es zweimal die Note AA- für eine sehr starke Bonität. Der Ausblick für den Versicherer ist dabei stabil. Die Bewertung stützt die Ratingagentur auf die hohen versicherungstechnischen Ergebnisse und eine marktüberdurchschnittliche Eigenkapitalausstattung.

blau direkt veranstaltet erfolgreiche Network Convention in Tallinn

Die Network Convention ist der Drehpunkt für wirtschaftliche Kooperationen innerhalb der Finanz- und Versicherungsbranche. In diesem Jahr lud der Gastgeber blau direkt bereits zum 14. Mal ins europäische Ausland ein und die Wahl fiel auf Tallinn in Estland. Im Rahmen dieser Veranstaltung kamen 300 Makler zusammen mit 65 Vertretern von Gesellschaften. Vervollständigt wurde die Teilnehmerliste durch die 80 Mitarbeiter von blau direkt und deren in Tallinn ansässigen Tochterunternehmen.

Banken unter Druck

Mitte März gerieten einige Banken ins Wanken, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Aktienmärkte. Zuerst kollabierte die amerikanische Silicon Valley Bank (SVB). Der Dax reagierte darauf mit einem heftigen Kursrutsch. Zwei Tage später traf es die Schweizer Traditionsbank Credit Suisse, die durch eine Umstrukturierung bereits ins Straucheln geraten war. Als der Hauptaktionär einen Tag zuvor dann bekannt gab, keine weiteren Mittel in die Credit Suisse fließen lassen zu wollen, stürtze die Aktie ab. Zuerst wurde daraufhin ein Rettungspaket der Schweizer National Bank (SNB) von 50 Mrd. Franken beschlossen, dann verkündete die UBS nur weitere vier Tage später die Übernahme der CS. Die SNB unterstützt diesen Vorgang mit Liquiditätshilfen von insgesamt bis zu 300 Mrd. Franken.

„Bester Versicherer“ im Wettbewerb Top Service Deutschland

In dem branchenübergreifenden Wettbewerb um die größte Kundenorientierung und die beste Servicequalität kam die Hannoversche Lebensversicherung auf einen hervorragenden 3. Platz und ist damit erneut die beste Versicherung im Teilnehmerfeld.

YUMA Leipzig eröffnet!

Am 30. März wurde der erste Standort von YUMA Managed Apartments in Leipzig feierlich eröffnet. In der Berliner Straße 7a+b erwarten 83 möblierte Design-Apartments ihre Bewohner. Ausgewählte Gäste und Branchenexperten feierten den Meilenstein des Unternehmens gemeinsam. Highlight war zudem die Keynote von Prof. Dr. Thomas Beyerle, Head of Group Research Catella, über die aktuellen Entwicklungen des Wachstumsmarkts Mikro- und Serviced Apartments.

Exzellentes Urteil im Maklerpool-Rating

Für ihren Maklerservice erhält die vfm Versicherungs- & Finanzmanagement GmbH (vfm GmbH) von der Ratingagentur Assekurata bereits zum 11. Mal die Bestnote im Rating für Maklerpools und Verbünde. Somit bestätigt die vfm in Maklerorientierung, Maklerzufriedenheit und Solidität das exzellente Vorjahresurteil.

Widerstandskraft von PATRIZIA zeigt sich

Die AuM stiegen um 21,6 %, auf 59,1 Mrd. Euro gegenüber 48,6 Mrd. im Vorjahr. Das Wachstum wurde vor allem durch die erstmalige Konsolidierung der akquirierten Whitehelm Capital und ADVANTAGE Investment Partners (6,8 Mrd. EUR), organisches Wachstum durch Investitionen in Real-Asset-Produkte für Kunden (2,0 Mrd. Euro) und anhaltend positive Bewertungseffekte (1,6 Mrd. Euro) getrieben. Die gut diversifizierten AuM der PATRIZIA zeigten sich auch im 4. Quartal 2022 widerstandsfähig: Der Verschuldungsgrad der verwalteten Fonds blieb mit einem durchschnittlichen Loan-to-Value (LTV) von 31 % niedrig.

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Erfolgreiche Network Convention in Tallinn Foto: © blau direkt

ERFOLGE ERLEBEN

Mit einem starken Partner.

Schnell & einfach: Abschluss jetzt digital!

Nach wie vor bieten Baufinanzierungen und Privatkredite überdurchschnittliche Umsatzmöglichkeiten. Besonders, wenn sie so ausgezeichnet sind wie die der DSL Bank. Und das ist nicht der einzige Grund, unser Partner zu werden. Ihre Vorteile:

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BVK-Checkliste zur Nachhaltigkeit aktualisiert

Der Bundesverband für Versicherungskaufleute hat seine Checkliste zur Nachhaltigkeit erneut überarbeitet. Gemeinsam mit Prof. Dr. Matthias Beenken, Fachhochschule Dortmund, wird die Liste laufend angepasst. Sie soll Vermittler bei der Orientierung und eigenen Positionierung unterstützen.

Trotz großer Inflationssorge: Junge Menschen sind optimistischer als ältere

Die Inflation ist für fast alle Menschen in Deutschland spürbar. Dennoch sind vor allem die jungen Menschen zwischen 18 und 24 Jahren optimistisch, die persönlichen Auswirkungen der Inflation durch eigenverantwortliches Handeln abzumildern. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Finanzberatungsunternehmens Swiss Life Select.

„Home Bias“ kostet deutsche Privatanleger Milliarden

Laut aktueller Studie des Vermögensverwalters WhiteBox investieren deutsche Anleger am liebsten in heimische Aktien: Zwischen 2018 und 2022 flossen 52 % der Aktieninvestments in deutsche Börsenwerten – und das, obwohl diese durchschnittlich nur 1,8 % Rendite einbrachten, während ausländische Aktien parallel eine fast achtmal so hohe Rendite erwirtschaftet haben. Durch den sogenannten „Home Bias“ verschenken deutsche Anleger also seit 2018 fast 140 Mrd. Euro an zusätzlicher Rendite.

Bauzinsen im Februar deutlich gestiegen

Die Bauzinsen sind im Februar gestiegen. Aktuell liegen die durchschnittlichen Zinsen für zehnjährige Baufinanzierungen mit 3,32 % effektiv p. a. etwa 0,3 Prozentpunkte höher als zum Jahresstart. Ingo Foitzik, Geschäftsführer Baufinanzierung bei CHECK24, empfiehlt Immobilienkäufern daher, mit ihrem Finanzierungswunsch nicht auf fallende Zinssätze zu warten.

Erfolgreiche Messe in München

Die MMM-Messe der Fonds Finanz war auch 2023 mit einem neuen Besucherrekord ein voller Erfolg. 5.500 Fachbesucher nutzten am 09. März im MOC München einen der wichtigsten Treffpunkte der Finanz- und Versicherungsbranche zum persönlichen Austausch sowie die zahlreichen Möglichkeiten zur Information und Weiterbildung. Dabei konnten rund 100 Fachvorträge besucht werden – 40 davon waren IDD-konform.

Investment EXPO 2023

Die Veranstaltung für Immobilien- und Infrastrukturinvestoren, Entscheider dieser Branchen und Fachbesucher findet am 11. und 12. Mai im Zoo Palast und Waldorf Astoria Hotel Berlin statt. An den zwei Veranstaltungstagen füllen spannende Expertenvorträge das Programm und das Event bietet eine Plattform für den direkten Austausch, Diskussionen, Dialoge und Informationsgewinn für alle Teilnehmenden.

Franziska Geusen neu im Vorstand des AfW

Franziska Geusen wurde am 24. Februar in den Vorstand des AfW Bundesverband Finanzdienstleistung e.V. gewählt. Matthias Wiegel legte sein Mandat nieder, das er seit 2017 innehatte. Er bleibt dem AfW allerdings aktiv erhalten und ist ab sofort Generalbevollmächtigter des Verbandes für die Gewinnung und Betreuung seiner Fördermitglieder.

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Foto: © AfW (v.l.n.r.) Norbert Porazik, Norman Wirth und Lenard von Stockhausen auf der MMM-Messe in München Foto: © Sabrina Henkel

blau direkt fördert die Zukunft der Branche

blau direkt zählt auch im neuen Jahr zu den Förderern des Jungmakler Awards und stellt Oliver Lang und Ulf Papke als erfahrene Mentoren zur Verfügung. Seit 2011 findet der Nachwuchswettbewerb der Finanz-, Immobilien- und Versicherungsbranche jährlich statt. Der Award zeichnet die besten jungen Vermittler der Finanz- und Versicherungsbranche für ihr Geschäftsmodell und ihre Leistung aus.

Sachwertekolloquium

2023

Ende Februar folgten rund 60 Branchenvertreter der Einladung von Stefan Loipfinger, Investmentcheck, Markus Gotzi, Fondsbrief, und Friedrich Wanschka, WMD Brokerchannel, und kamen zum Sachwertekolloquium im Tagungszentrum am Münchner Flughafen zusammen. Die Experten diskutierten unter anderem über ein mögliches Provisionsverbot, die Pflicht zur ESG-Präferenzabfrage sowie die Zukunft des Vertriebs.

„2022 war ein Jahr für Erwachsene“

So beschrieb BCA-Vorstandschef Rolf Schünemann das vergangene Jahr beim BCA-Pressedialog am 02. März in Frankfurt. Der Maklerpool aus Oberursel zeigte sich dennoch deutlich zuversichtlich für 2023. Schünemann betonte, dass es der BCA gut ginge, und dass zudem eine hohe Bereitschaft zur Vorsorge in der Bevölkerung bestehe und der Börsenschock größtenteils überwunden sei.

Über 100.000 Euro für Erdbeben-Opfer

Die Spendenaktion der R+V Versicherung für die Opfer des Erdbebens in der Türkei und Syrien ist ein voller Erfolg. Allein die Mitarbeitenden haben (Stand: 28.02.) mehr als 100.000 Euro gesammelt. Der Vorstand hat die Summe verdoppelt, so dass die die R+V gut 200.000 Euro für die notleidende Bevölkerung in der Krisenregion zur Verfügung stellt.

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Zehn Jahre kristallines Osmium

In unserem finanzwelt extra finden Sie den Werdegang des Ausnahmemetalls im Schnelldurchlauf. Wir haben am Rande des Jubiläums mit Ingo Wolf, dem Direktor des deutschen Osmium-Institutes, gesprochen, um den aktuellen Stand zu erfahren und Sachanleger auf breiter Basis zu informieren.

finanzwelt: Herr Wolf, was ist in den letzten Jahren vorangegangen?

Ingo Wolf» Es war ein Jahrzehnt der Aufbauarbeit. Es wurden in vielen neuen Ländern Dependancen aufgebaut und tausende Vertriebspartner, Juweliere, Goldschmiede und andere Beteiligte am Markt geschult – viele davon verliebten sich in das ‚neue‘ Edelmetall. Aber auch der Research konnte vorangetrieben werden: Das große Kompendium rund um Osmium entsteht gerade, welches mit über 500 Fundstellen aus historischen Dokumenten auch die Vergangenheit von Osmium im Detail und, wie wir meinen, vollständig beschreibt.

Besonders stolz sind wir aber auf den Ausbau des Zweitmarktes und die neuen, wirklich wunderschönen Produkte im Schmucksegment. Die Designs werden immer ausgefallener und die Goldschmiede und Juweliere verstehen mittlerweile sehr gut, wie und wo Osmium im Schmuck die perfekte Anwendung findet. Dadurch verstehen auch Sachanleger, wohin ihre Waren in der Zukunft wiederverkauft werden.

Da die beiden Märkte Sachanleger und Schmuck kaskadierend aufgebaut werden mussten, war die Sichtbarkeit in den letzten Jahren noch niedrig. Heute jedoch ist Osmium in den Haupthallen der großen Brands auf den wichtigsten

Shows zu finden. Und ganz ehrlich: Das war auch an der Zeit, das hat Osmium verdient und es gibt Sachanlegern die Sicherheit, das Richtige getan zu haben oder zu tun. Denn auch heute stehen die Preise noch sehr günstig zum Einstieg. Im finanzwelt extra erklären wir die Dynamik und die drei Marktabschnitte für kristallines Osmium. Zusätzlich kann sich jeder Interessierte natürlich auch den beeindruckenden Pressespiegel auf www.osmium-worldcouncil.com anschauen.

finanzwelt: Sie haben im Vorgespräch von neuen Laboren berichtet.

Wolf» Es sind neben der Markteinführung von kristallinem Osmium auch viele andere Dinge gut vorangegangen. Darunter der Ausbau der Labortätigkeiten. Wir haben in unserer Kooperation mit Keyence ein außergewöhnliches Mess- und Dokumentationslabor aufgebaut. Für diese Einrichtung wird auch gerade in Murnau am Staffelsee ein 560 m² großes Gebäude speziell für die Laboreinrichtungen errichtet.

finanzwelt: Was kann denn das Labor?

Wolf» Nun, in unserem Standardverfahren, wie in den US-Rulings beschrieben, werden hier alle Oberflächen von kristallinem Osmium aufwendig im Mehrfeldscan in HDR gescannt und in GB-großen Dateien abgelegt. Wir arbeiten gerade an einer KI zur Analyse der Kristallmuster, um auch kleine Strukturen zu erkennen, die vormals in einer großen Disk vorlagen, aber nun herausgeschnitten wurden. Um Ethical Sourcing nachzuvollziehen, ist dieser Prozess hilfreich.

Aber das Labor selbst kann natürlich weitaus mehr. Wir nutzen die Anla-

gen auch, um spezielle Anwendungen durchzuführen, für die kleinere oder weniger moderne Labore nicht ausgerüstet sind. Zum Beispiel können wir Münzsammlungen auf eine Weise dokumentieren, die aus einer sehr großen Charge an völlig gleichen Münzen jedes einzelne Exemplar herausfiltern kann. Dasselbe tun wir interessanterweise auch mit Briefmarken. Darüber hinaus bieten wir Materialprüfung, Gutachten und technische Laservermessung kleinster Bauteile im Nanomaßstab an. Aber natürlich ist Osmium auch im Labor unser Hauptgeschäft.

finanzwelt: Wir haben gehört, dass Sie die Anbieter gewechselt haben, um Rohosmium einzukaufen?

Wolf» Nun, nicht direkt gewechselt. Eher von beiden Seiten aus das KundenLieferantenverhältnis vorläufig beendet. Unser ehemaliger Partner in Südafrika Heraeus hatte eine vermutlich temporäre,Lieferschwierigkeit und wir mussten auf wenige Kilogramm mehrere Monate warten. Unsere Labore in der Kristallisation waren damit nicht mehr ausgelastet. Mit anderen Partnern in den USA und in SA, wie Gauteng Refinery, hat sich die Kooperation deshalb ausgeweitet, und wir haben wohl allein im letzten Jahr große Anteile der weltweit zur Verfügung stehenden Mengen an Rohosmium erwerben können, um die Produktion auf sichere Füße zu stellen. Oder etwas platter formuliert: die Lager sind für Jahre voll.

finanzwelt: Sie haben ESG um ein M erweitert, was hat es damit auf sich? Wolf» Wir sind der Meinung, dass nicht nur Ethical Sourcing, Social Responsibility und Corporate Governance auf der Messlatte liegen müssen, sondern auch die Beobachtung des entstehen-

finanzwelt 02 | 2023 66 SACHWERTE & IMMOBILIEN | INTERVIEW

den Marktes. Denn im Endeffekt geht es ja nicht nur um ethisches Material, sondern auch um ethische Preise und ethisches Angebot. Besonders bei Osmium gibt es große Unterschiede und die müssen auch aufwendig erklärt werden. Sonst verläuft sich der Sachanleger oder kann irregeführt werden. Wir haben aus diesem Grund auch immer wieder den Vertrieb geschult und auch tatsächlich Vertriebsverbote ausgesprochen, wenn mit Klinkenputzermentalität versucht wurde zu verkaufen.

finanzwelt: Können Sie diese Unterschiede der Preisfindung vielleicht genauer erklären?

Wolf» Ja, gerne. Erstens ist Rohosmium in keiner Weise gleich Rohosmium. Die Qualitäten sind unfassbar unterschiedlich und viele der Materialien auf dem Markt sind nicht zur Kristallisation geeignet. Zudem gibt es zwei Verfahren, um Osmium zu kristallisieren. Da wäre erstens eine einfache 3D-Kristallisation, die unkompliziert möglich ist und die auch nicht besonders viel kostet. Solche Kristalle sind schön für Sammler und sie haben damit durchaus ihre Berechtigung. Man kann sie bei Anbietern wie Alexander Wimmer in Österreich kaufen, der ordentliche Arbeit abliefert und Kristalle für Elementensammler herstellt. Wir sind in regem

Austausch miteinander, da seine Kunden auch Nachzertifizierungen durch Osmium-Institute in Anspruch nehmen. Diese Kristalle besitzen durchaus ihren Wert und man kann sie ob ihrer Schönheit sammeln, aber sie sind nicht geeignet, um in Uhren und Schmuck als perfekte Oberflächen genutzt zu werden.

Das zweite Verfahren bedarf ausgewachsener Hightech in der Kristallisation und in der Qualitätskontrolle in vier Stufen. Zudem sind viele Prozessschritte mehrfach zu durchlaufen und die Materialien, die zum Einsatz kommen, müssen immer wieder neu aufbereitet werden. Des Weiteren können einige Laborein

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richtungen nur einmal verwendet werden und müssen dann vollständig ausgetauscht werden. Das alles kostet viel mehr Geld als man im ersten Moment vermutet. Vor dem Hintergrund teurerer Rohstoffe auf allen Sektoren, in denen wir einkaufen, und sei es der Strom für die Öfen, vervielfachen sich wegen des Krieges in der Ukraine und wegen der unsicheren globalen Lage die Einkaufspreise. Das geht auch an uns nicht spurlos vorbei. Auch die Ausbauten in den Laboren zur Kristallzüchtung liegen weit im Millionenbereich. Denn nicht nur perfekte Arbeit muss abgeliefert werden, sondern es muss auch ein hohes Maß an Laborsicherheit entstehen. Diese bezieht sich dabei nicht nur auf die chemischen und physikalischen Prozesse, sondern auch ganz typisch auf Wertsicherung. Tatsächlich hat vor kurzem ein Journalist, der frei für das ‚Handelsblatt‘ arbeitet, versucht, sich Zugang zu der Scheideanstalt zu verschaffen. Wir verstehen natürlich die Neugierde, die dahintersteckt, aber auf der anderen Seite steht die Sicherheit der Mitarbeiter und Anlagen. Ab diesem Moment verstehen wir auch keinen Spaß mehr.

Aber kurz zurück zu den Preisen: Das Hauptthema ist immer noch die Ernterate. Was aus dem Ofen kommt, kann nicht immer verwendet werden. Die Ernterate stellt das Verhältnis zwischen nutzbarer und nicht nutzbarer Ware dar. Die Zahl ist teilweise bei weit unter 20 %. Und damit haben wir zu kämpfen, denn die Vorgaben der verarbeitenden Industrie in Bezug auf die nötige Qualität legen die Messlatte hoch. So entstehen diese Preise. Leider ist das auch nicht unbedingt jedem Experten aus dem Edelmetallbusiness bewusst, da althergebrachtes Gedankengut hier nicht weiterhilft. Man muss sich mit den Prozessen und der Technik dahinter befassen. Dabei helfen wir natürlich gerne mit Beispielen, die auch in zwei Jahren in einem Osmium-Museum zu sehen sein werden. Sogar eine der seltenen Osram-Lampen mit Osmium-Filament wird hier zu sehen sein.

finanzwelt: Sie sagen „Preise“, nicht „Kurse“...

Wolf» Ja, denn Preise sind die Herstellerpreise und Nebenkosten im Geschäftsbetrieb, die bei der Herstellung

und Vorbereitung von Waren zur Inverkehrbringung auflaufen. Diese Kosten sind bei der elektronischen Preisfindung auf einem Schweizer Server einbezogen. Es sind in Summe über 40 Komponenten, die berechnet werden und die sich täglich ändern. Kurse liegen zu Osmium nicht vor, da es nicht – oder, sagen wir noch nicht – an der Börse gehandelt wird. Die Vorstufe dieses Handels ist die von der OsmiSafe GmbH betriebene Plattform www. osmium-marketplace.com. Hier kann man als Privatkunde verkaufen und kaufen. Und da auch immer wieder jemand Osmium schnell verkaufen möchte oder muss, obwohl es klar ein Langzeitsachanlage-Edelmetall ist, kann man hier auch gerne mal ein paar Prozent sparen und trotzdem sicher sein, voll zertifiziertes und echtes kristallines Osmium zu erhalten.

Das Ziel wäre wohl eine echte Börse. Um so etwas zu betreiben, wende ich mich gerne an Ihre Leser und die Family Offices, denn es musste ein Weg gefunden werden, um beliebige von standardisierten Größen unabhängige Werte lieferfähig zu machen. Das Problem einfach beschrieben: Sie kaufen einen Barren, der nicht genau zehn Gramm wiegt, sondern 10,054 Gramm, da die Kristallisation bekanntermaßen immer unterschiedlich ist. Wenn nun jemand genau ein Gramm erwerben möchte, geht das nicht. Hierfür müsste der Barren physisch geschnitten werden, um die Warenmengen anzupassen. Aber Schnitt kostet Geld und verursacht neue Zertifizierung. Aus diesem Grund würden die Nebenkosten der Transaktion an einer Börse stark steigen und die Lieferzeit würde ausufern. Das Problem ist nun gelöst, indem zehntausende kleine Barren geschnitten und zertifiziert wurden. Unter deren Nutzung können nun große Barren in mehrere kleine Barren und Squares kostenlos getauscht werden und damit die gewünschte Warenmenge sofort zur Auslieferung gebracht werden. Wenn nun also eine Börse aufgebaut werden soll, muss nur

finanzwelt 02 | 2023 68 SACHWERTE & IMMOBILIEN | INTERVIEW
Schmuck und Timepieces

noch ein Partner gefunden werden, der diese Waren in einer Größenordnung von 50 Mio. Euro vorhält, um das neue Verfahren möglich zu machen. Der Partner würde sein Geld an den Gebühren als Broker verdienen, wie es auf jeder Börse üblich ist. Theoretisch muss die Ware dafür nicht einmal ein Zollfreilager verlassen, wenn man das Geschäft in dieser Art aufsetzen würde. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis dieser Partner sich international oder national findet, denken wir.

finanzwelt: Sie erhalten auch hier und da Gegenwind: Können Sie uns erklären, was die Menschen umtreibt, die Osmium noch nicht für sich entdeckt haben?

Wolf» Ja, lustig – oder auch nicht… Nun, klarerweise ist nicht jeder Goldverkäufer sofort auf der Osmium-Seite daheim, denn natürlich stellt Osmium als einziges unfälschbares Metall einen klaren Wettbewerber dar. Zudem sind die Edelmetallpreise für Gold und Silber innerhalb des letzten Jahres stark gefallen. Damit haben die Verkäufer ihre Versprechungen nicht erfüllt und kratzen und beißen hier und da in alle Richtungen. Nachvollziehbar – wenngleich unfair. Denn wir bieten jedem Edelmetallhändler an, auch mit Osmium zu arbeiten, und dazu entscheiden sich, um ebenfalls fair zu bleiben, immer mehr. Diese Partner sind in den letzten Jahren auch zu guten Freunden und Geschäftspartnern geworden, die mit hohem Einsatz ihren Job machen.

Aber es geht auch gar nicht so sehr darum, dass Wettbewerb natürlich auch Abgrenzung versucht. Das verstehen wir. Einen Teil aber verstehen wir nicht: Es gibt gute Journalisten, die Presseanfragen stellen, mit uns reden und auch durchaus investigativ aufgestellt sein dürfen. Wir hatten in den letzten Jahren zwei Fälle besonders ungenauer Recherche, mit deren Auswirkungen wir dann zu kämpfen hatten. Wenn aber bei einem wegen seiner Unfälschbarkeit so wichtigen Metall selbsternannte ‚Pseudo-Inves-

tigativjournalisten‘ mit Tendenzen zu Verschwörungstheorien sich zu Wort melden, hört unser Verständnis auf. Jetzt mag sich angesprochen fühlen wer will, aber hier wird nicht real beobachtet, sondern Titel werden mit Worten wie ‚fragwürdig‘ nur aus einem einzigen banalen Grund ausgekleidet: um Abonnements für Onlinezeitschriften zu verkaufen. Hier habe ich keinerlei Verständnis mehr. Und ich finde es schade, wenn sich große Verlage instrumentalisieren lassen oder auf diese Methode der Kundengewinnung angewiesen sind. Denn die Osmium-Institute sind angetreten, um einen wirklich transparenten Markt zu schaffen. Wir beantworten jede Frage und wir tun das auch wirklich öffentlich. Keine Geheimnisse. Ich finde eigentlich schnell heraus, wer auf welcher Seite spielt, denn ich biete immer Interviews als Videoaufzeichnung an, denn dann kann an den Aussagen nicht manipuliert werden. Und wir stehen wie gesagt öffentlich zu jeder Aussage. Nun aber auch mal ein Lob für all jene Journalisten, die einen fantastischen Job machen und großartig recherchierte Artikel schreiben.

finanzwelt: Sie haben auch gerade eine groß angelegte Studie in Arbeit. Wolf» Ja, auf mehrfache Anregung hin erarbeiten wir eine Studie über acht Länder, die sich mit dem Betrug im Edelmetallhandel und mit Fälschungen sowie bewussten Täuschungen im Verkauf beschäftigt. Es werden mehrere Zielgruppen befragt, darunter die Endkunden, Hersteller und Vertriebe, um herauszufinden, wer Spreu und wer Weizen ist. Die Studie ist für ein ganzes Jahr angesetzt und es arbeitet in der Führung ein Team von drei Psychologen daran. Es geht um Übervorteilung, Werbung, Preisfindung, Verkaufsgespräche, sowie natürlich um echte und falsche Werte. Wir sind auch bereits gespannt, wer mitarbeitet und wer nicht. Auch hier ist das Ziel, einen undurchsichtigen Markt etwas transparenter und verständlicher zu machen, denn das haben alle Edelmetalle ver-

dient. Und vor allem haben es die guten und ehrlichen Anbieter verdient.

finanzwelt: Wie international ist Osmium denn mittlerweile und wie viele Menschen arbeiten in diesem Markt? Wolf» Ich bin stolz darauf, sagen zu können, dass das letzte Edelmetall der DACH-Region nun final entwachsen ist. Wir sind mittlerweile in über 30 Ländern mit rund 1.000 engagierten Partnern zu finden. Mit all diesen Partnern wurden Interviews geführt und direkt nach ihrer Anbindung haben sie unsere interne Academy durchlaufen. Diese gibt es mittlerweile übrigens in über zehn Sprachen. Weitere Schulungsprogramme sind dann intensivere Trainings im zweiten Schritt, die vor allem bei Landespartnern oder Vertriebspartnern verpflichtend sind. In Deutschland arbeitet in Vollzeit allein in der Administration und Schulung ein sechzehnköpfiges Team.

finanzwelt: Wie geht es denn jetzt weiter auf dem Osmium-Markt?

Wolf» Jetzt ist die große Zeit der Osmium-Anwendungen. Es gibt sie in der Medizin, neue Anwendungen in der Organochemie, für die wir gerade einen Wettbewerb ausschreiben, und natürlich die Anwendungen für flache Kristallisation in der Schmuck- und Luxusbranche. Es finden im Augenblick sehr viele Messen und Symposien statt, auf denen Osmium in Form von Sachwertanlage und Veredlungsmaterial für Schmuck und Luxus vertreten ist. Darunter sind die besonders aufstrebenden Länder Brasilien, Süd-Korea, Frankreich, Spanien und Österreich. Es wird in großem Stil designt, gebaut und auch schon in Serie gefertigt. Die Stücke sehen spektakulär aus und wir freuen uns über jeden Fortschritt. Am spannendsten mag aber sein, dass es nun auch um Staatsreserven geht. Und um die Möglichkeit, Gold in der ein oder anderen Reserve zu Teilen durch Osmium zu ersetzen. Die ersten Gespräche sind sehr erfolgversprechend, aber hier wird noch etwas Zeit ins Land gehen.

(fw)

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2022 flossen weltweit erstmals über 1 Bio. US-Dollar an Investitionen in die Energiewende – ein neuer Rekord. Damit sind auch Investitionen in Erneuerbare Energien (EE) endlich auf der großen Bühne angekommen. Laut Experten haben sie damit eine vergleichbare Größe wie Investitionen in fossile Energietechnologien erreicht. Für Anleger werden sie also nicht nur aus ethischen Gründen immer interessanter.

Der BloombergNEF-Report „Energy Transition Investment Trends 2023“ zeigt die neuen Rekordzahlen der Energiewende: Mit 495 Mrd. US-Dollar an Investitionen machten Erneuerbare Energien den größten Anteil der Anlagen in die Energiewende weltweit aus. Ein Zuwachs von 17,7 % im Vergleich zu 2021. Im globalen Vergleich schlägt sich Deutschland dabei nicht schlecht und steht auf Platz drei hinter China und den USA. Der größte Anteil floss hierzulande jedoch in den Bereich E-Mobilität, erst dahinter folgten Investitionen in Erneuerbare Energien. Laut ZSW (Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg) lassen sich die Investitionen in Erneuerbare Energien für 2021 mit 14,15 Mrd. Euro konkret beziffern. Jörg Busboom, geschäftsführender Gesellschafter

ÖKORENTA Invest GmbH, geht davon aus, dass der Inves-

titionsboom weiter anhalten wird: „Sowohl auf EU-Ebene als auch bei uns in Deutschland wird das Investitionsum feld zum Ausbau kohlenstofffreier Stromerzeugungskapa zitäten stark durch Reformen gefördert. Daher wird der Wachstumsschub für die Erneuerbaren Energien anhalten, zumal weder die durch Abhängigkeit von Energieimporten verursachte Energie- noch die sich zuspitzende Klimakrise gelöst sind, im Gegenteil. Die Erneuerbaren Energien sind eine Frage von nationaler Sicherheit und globalem Klima schutz.“

Umsetzung hinkt hinterher

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat der Energie wende in Deutschland und Europa neue Dringlichkeit gege ben. Dennoch stockt der tatsächliche Bau von entsprechen den Anlagen für Windkraft oder Photovoltaik hierzulande. Seit 2017 ist so zum Beispiel der Nettozubau (neu in Be trieb genommene Anlagen minus stillgelegte Anlagen) an Leistung durch neue Windkraftanlagen an Land und auf See deutlich zurückgegangen (Quelle: Bundesnetzagentur und WDR). 2021 kamen sogar überhaupt keine neuen OffshoreAnlagen hinzu, 2022 lag der Nettozubau in Leistung für Anlagen an Land bei 2,1 GW (2017: 5,5 GW) für Anlagen auf See bei 0,3 GW (2017: 1,3 GW). Ein maßgeblicher Grund dafür: Genehmigungsstau bei den Ämtern. Doch die EU greift hier nun ein, im Mai 2022 wurde bekanntgegeben, dass man mit einer Regelung die Genehmigungsverfahren auf maximal ein Jahr beschränken möchte. In Deutschland kann die Genehmigung einer einzelnen Windkraftanlage bislang bis zu sechs Jahre, bei größeren Bauvorhaben sogar bis zu zehn Jahren dauern. Busboom zeigt sich doch auch hier zuversichtlich: „Es werden durch die Politik verschiedene Hürden und Barrieren abgebaut, um die Genehmigungsverfahren zu verschlanken. Ganz frisch, mit Beschluss vom 3. März 2023, wurde das Raumordnungsgesetz novelliert. Das hat beispielsweise zur Folge, dass

finanzwelt 02 | 2023 70 SACHWERTE & IMMOBILIEN | ENERGIEWENDE Foto: © Fotosphaerestock.adobe.com
Jörg Busboom Geschäftsführender Gesellschafter ÖKORENTA Invest GmbH

neuerbare Energien aber auch allgemeine Challenges, wie beispielsweise der Fachkräftemangel. Laut Busboom ergänzten steigende Materialpreise und Lieferengpässe bei wichtigen Mineralien, Halbleitern und anderen Komponenten die Liste der Herausforderungen. „Auch die Zinswende fordert die Energiewende heraus. Die restriktivere Finanzierungspolitik der Banken und die gestiegenen Zinsen erschweren Projektierern die Finanzierung. In diesem Zusammenhang sind wir als ÖKORENTA mit unserem Angebot als Eigenkapitalpartner zur Stelle. Wir bieten Projektierern einem Anteilserwerb von 1 bis 100“, so Busboom.

Mehr Investitionen nötig

Um die Energiewende tatsächlich bis 2050 zu schaffen, müssten sich die weltweiten Investitionen laut Bloomberg-

unbeliebte Nachhaltigkeitspräferenzabfrage auferlegt. Die Rückmeldungen aus der Branche sind dazu bisher eher verhalten. Ob diese wirklich zu mehr Investitionen durch Privatanleger in ESG-Themen führen, ist bisher nicht eindeutig auszumachen. Zumindest laut FNG – Forum für nachhaltige Geldanlagen e. V. erfreuen sich nachhaltige Investitionen immer größerer Beliebtheit unter deutschen Anlegern. Busboom findet: „In jedem Fall führt die Regulatorik dazu, dass Nachhaltigkeitsthemen bei der Wahl der Geldanlage stärker in den Blick geraten. Wenn bei den Angeboten dann auch noch die Ertragschancen stimmen, werden die Anlegerentscheidungen für nachhaltige Produkte wie Investments in Erneuerbare Energien definitiv weiter zunehmen.“ Im aktuellen Umfeld steigt auch die Anzahl an attraktiven, nachhaltigen Investitionsmöglichkeiten in jedem Fall kontinuierlich. (lb)

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Soziale Nachhaltigkeit wird eine große Rolle spielen

Teile der Immobilienbranche haben mit ordentlich Gegenwind zu kämpfen. Gesundheitsimmobilien, im Speziellen Ärztehäuser, können sich diesem Trend entziehen. Sawas Koutsidis, Geschäftsführer der MEDZENTRUM Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH, stand der finanzwelt-Redaktion Rede und Antwort. Im Kern des Interviews geht es um die Frage der sozialen Dimension entsprechender ImmobilienInvestments.

finanzwelt: Die Umsetzung der EU-Nachhaltigkeitsregulierung ist mit Folgen für die Immobilienwirtschaft verbunden. Im Mittelpunkt stehen dabei die Taxonomie und die Offenlegungsverordnung. Wie nehmen Sie Diskussion und Regulierung wahr?

Sawas Koutsidis» Die Immobilienwirtschaft gilt als einer der größten CO2-Emittenten und ist sich ihrer Verantwortung hinsichtlich des ökologischen Aspekts bewusst. Dazu haben Taxonomie und Offenlegungsverordnung sicher auch beigetragen. Immobilien haben aber auch einen sozialen Impact und dieser Faktor wird in Zukunft eine große Rolle spielen. Die EU-Sozialtaxonomie ist dazu ein erster Schritt, es fehlen aber belastbare Leitlinien.

finanzwelt: Beim ESG-Dreiklang ist das „S“ der bis dato noch am wenigsten beachtete Faktor. Social Impact in der Immobilienbranche. Wie kann/sollte sich das ausdrücken? Koutsidis» Soziale Nachhaltigkeit wird in der Immobilienbranche zukünftig eine große Rolle spielen. Auf Wohnimmobilien bezogen stehen die Faktoren bezahlbare Mieten, soziale Durchmischung, lebenswertes Umfeld und intakte Infrastruktur im Vordergrund. In meiner Branche, also bei Gesundheitsimmobilien, ist der „Social Impact“ immanent. Wir entwickeln Ärztehäuser nach einem ganzheitlichen Konzept: Wir sichern die medizinische Versorgung vor Ort und wirken auch auf das soziale Umfeld ein, indem wir Räume schaffen für Begegnung und Betreuung. Da wir uns an objektiven und standardisierten Größen messen lassen wollen, beteiligen wir uns an der Social-Impact-Investing-Initiative 2.0 des Instituts für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft (ICG).

finanzwelt: Wie lässt sich Social Impact bemessen? Gibt es dafür konkrete Beispiele?

Koutsidis» Die soziale Rendite quantifizieren – genau darum geht es bei der Initiative des ICG. Bis es aber so weit ist, dass wir einen von der ganzen Branche akzeptierten und

respektierten Kriterienkatalog haben, kann es noch dauern. Darum haben wir eine eigene Metrik entwickelt. Am Beispiel „Kirtorfer Höfe“ – das Projekt wurde beim „Real Estate Social Impact Investing Award 2022“ ausgezeichnet – messen wir die Wirkung auf die medizinische Versorgung wie Anzahl der Ärzte und Fachrichtungen, Langfristigkeit der Versorgung, aber auch die Wirkung auf Infrastruktur, Kaufkraft, Barrierefreiheit und Partizipation.

finanzwelt: Kommen wir auf Ihr Haus zu sprechen. Sie sind mit dem Spezial-AIF MEDZENTRUM Deutschland Unua im Markt unterwegs. Haben Sie bereits weitere Produkte angedacht?

Koutsidis» Ja, wir sind in der Lage, für einzelne Interessenten Artikel-9-konforme Immobilienpakete zu schnüren. Wir sind eine Finanzboutique: Bei uns finden private und institutionelle Anleger, kleinere Pensionskassen und Großanleger gleichermaßen passende Investmentprodukte. Gut am Markt etabliert ist weiterhin unser Spezial-AIF MEDZENTRUM Deutschland Unua, der in sieben MEDZENTRUM Ärzte- und Gesundheitszentren in drei Bundesländern investiert. Für die nächsten Fonds streben wir eine Artikel-8 oder -9-Klassifizierung an.

finanzwelt: Zum Schluss, mit Blick auf die kommenden Monate, wie fällt Ihr Blick auf die Immobilienbranche im Allgemeinen aus?

Koutsidis» Für die Immobilienbranche im Allgemeinen wird die Situation angesichts der steigenden Zinsen in absehbarer Zeit schwierig bleiben. Unsere Ärzte- und Gesundheitszentren hingegen bilden einen vor konjunkturellen Schwankungen weitgehend geschützten Nischenmarkt. (ah)

finanzwelt 02 | 2023 72 SACHWERTE & IMMOBILIEN | INTERVIEW

Eine attraktive Nische

Gewerbliche Wohnformen wie Serviced Apartments und andere Micro-Living-Angebote zeigten in den Krisen der letzten Jahre deutlich ihre Stärken. Die verschiedenen Modelle des temporären Wohnens fallen – zumindest noch – in eine Nische zwischen Wohn- und Hotelsegment. Der demografische Wandel und eine neue Arbeitswelt begünstigen ein deutliches Wachstum des Markts. Für Investoren bieten sich dabei gute Chancen für attraktive Anlagen.

Obwohl die Corona-Pandemie auch an temporären Wohnformen wie Serviced Apartments nicht spurlos vorbeiging, zeigte sich der Markt laut Savills deutlich robuster als das Hotelsegment. Bis 2025 soll das Angebot für Serviced Apartments um 21,2 % weiter wachsen. 2021 flossen 496,6 Mio. Euro in Serviced Apartments in Europa, ein Rückgang des Transaktionsvolumens von 42,9 % im Vergleich zu 2020. Hauptursache dafür war Savills zufolge ein

mangelndes Angebot, trotz hoher Nachfrage auf Investorenseite. Matthias Rincón, geschäftsführender Gesellschafter IPARTMENT GMBH, ist zuversichtlich für 2023: „Insgesamt entwickelt sich der Markt sehr positiv, trotz Krisen. So zeichnet sich einerseits eine steigende Nachfrage ab, andererseits eine Verknappung des Angebots, denn aufgrund der schwierigen Finanzierung, wird es immer weniger Bauvorhaben und Neueröffnungen geben. Dadurch werden auch die Buchungspreise anziehen.“ Die Nachfrage auf Mieterseite steigt ebenfalls, sie profitiert vom demografischen Wandel. Laut Catella Research lagen 2022 die Durchschnittswerte für Einpersonenhaushalte in europäischen Metropolen bei über 50 %. Entsprechend zieht die Nachfrage an Wohnangeboten mit kleineren Flächen in urbanen Lagen an. „New Work“Konzepte wie Remote-Work oder digitales Nomadentum befeuern diese Entwicklung. Auch Dr. Carsten Schäfer, Gründer und CEO immero Real Estate

Group, erwartet deshalb für 2023 einen positiven Trend am Markt. „Temporäres Wohnen wird sowohl seitens der Mieter und Gäste als auch seitens der Investoren zunehmend nachgefragt. Für Käufer und institutionelle Investoren stellt gewerbliches bzw. temporäres Wohnen eine weiterhin investierbare Assetklasse mit kalkulierbaren Cashflows dar. In diesen anspruchsvollen Zeiten ist das wesentlich, da viele andere Assetklassen – inklusive konventionellem Wohnen –zunehmend Probleme haben noch wirtschaftlich rentabel zu sein.“

Kein schwerer Hürdenlauf

Trotz dieser Entwicklungen sehen sich gewerbliche Wohnformen aktuell verschiedenen Hürden gegenüber. Erst Anfang März 2023 hob die EZB den Leitzins auf 3,5 % an, die Bauzinsen reagierten entsprechend. Neben diesem Zinsniveau sieht Dr. Schäfer allgemeine Kostensteigerungen, z. B. bei Bau- und

finanzwelt 02 | 2023 74 SACHWERTE & IMMOBILIEN | TEMPORÄRES WOHNEN Foto: © Image Bankstock.adobe.com

Energiekosten, als Herausforderungen. Dennoch bleibt er optimistisch: „Wir sehen allerdings auch steigende Mieten, so dass wir mit YUMA Managed Apartments weiterhin gut aufgestellt sind.“ Matthias Rincón bewertet zudem den Personalmangel als weitere Hürde. Durch eine geringe Personalquote bei Serviced Apartments von 5 bis 10 % gegenüber Hotels werde das aber nicht das größte Problem sein. „Schwieriger wird es sein zu expandieren, da es keine Objekte gibt. Ob Bauen im Bestand oder Neubau – es wird hier wenig passieren in 2023“, so Rincón.

Wachstum und Nachfrage sorgen für einen starken Wettbewerb unter den Anbietern. Investoren achteten laut Savills-Report zuletzt besonders auf Lage, Konzept und Nachhaltigkeit von Mietund Pachthöhen. Dr. Schäfer findet, dass Parameter und Eckdaten stimmen und sinnvoll sein müssten, um Investoren zu überzeugen. „Bei Produkten aus dem Bereich temporäres Wohnen muss mehr denn je vor allem das Konzept auf die Marktbedingungen und die Nachfrage ausgerichtet sein, da dieses im Wesentlichen alles andere wie Miete, Auslastung, etc. bedingt, was wiederum die Attraktivität des Konzepts für Investoren determiniert“, so Dr. Schäfer. „Das Konzept sollte schlank und kosteneffizient sein, der jeweiligen Zielgruppe aber trotzdem den nötigen und gewünschten Komfort bieten. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe.“ Laut Matthias Rincón achteten Anlegerinnen und Anleger außerdem auch auf den Trackrecord der Bestandshäuser. „Und damit auf das richtige Betreiberkonzept, das heißt, die am Standort passende Mi-

schung aus Short-, Mid- und Longstay sowie das Pricing. Der Betreiber muss zeigen können, dass er die Performance flexibel steuern kann und stabil gute Erträge erzielt“, so Rincón.

International beliebt

Im europäischen Vergleich ist Deutschland der zweitgrößte Wachstumsmarkt für Serviced Apartments hinter Großbritannien. Laut Catella Research strömen deshalb neben einheimischen Anbietern und Projektentwicklern auch immer mehr internationale Anbieter und Investoren auf den deutschen Markt für Serviced Apartments. Um sich durchzusetzen sei laut Matthias Rincón ein Fokus auf Longstay-Angebote wichtig für heimische Anbieter. „Es sind gerade die internationalen Hotelmarken, die oft wenig auf Longstay ausgerichtet sind und kaum zielgruppenspezifisch agieren. Insofern beunruhigt mich das nicht“, so Rincón. „Die Player vor Ort können zudem oft Makro- und Mikrostrukturen besser einschätzen.“ Laut Dr. Schäfer könnten deutsche Investoren dadurch auch dynamischer auf lokale Nachfragen reagieren. „Es gibt aber auch internationale Brands, die das mindestens genauso gut können. Ich denke, es ist für alle Beteiligten am sinnvollsten, wenn nationale und internationale Unternehmen zusammen und nicht gegeneinander arbeiten, um so – in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld – Wachstum und Fortschritt zu produzieren.“ Mit diesen Entwicklungen entwächst der Markt für temporäre Wohnformen gerade seinem Nischendasein. (lb)

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Dies ist eine Marketing-Anzeige. Bitte lesen Sie den Verkaufsprospekt des AIF und das Basisinformationsblatt, bevor Sie eine endgültige Anlageentscheidung treffen. Diese Dokumente finden Sie in deutscher Sprache auf der Website www.project-investment.de/privateinvestoren/produkteeinmalzahlungsangebot- metropolen-22. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte in deutscher Sprache finden Sie auf der Website www.project-investment.de/meta/anlegerrechte.

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Fünf Jahre Immobilien-Teilverkauf:

Vor fünf Jahren etablierte wertfaktor den Immobilien-Teilverkauf in Deutschland. Seitdem hat sich einiges getan: Für welche Immobilieneigentümer der Teilverkauf in der aktuellen Marktlage besonders interessant ist, wie sich die Branche entwickelt und warum er mehr Transparenz für eine der wichtigsten Voraussetzungen für das noch junge Equity-Release-Modell hält, erklärt Christoph Neuhaus, Gründer und Geschäftsführer von wertfaktor.

finanzwelt: Herr Neuhaus, der Immobilien-Teilverkauf wird in Deutschland bereits fünf Jahre alt. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Christoph Neuhaus» Das waren wirklich spannende Jahre. Als wir 2018 mit dem Immobilien-Teilverkauf auf dem deutschen Markt gestartet sind, wollten wir für Eigentümer eine Möglichkeit schaffen, ihr Immobilienvermögen in Bargeld zu wandeln – und zwar ohne komplett verkaufen oder einen Kredit aufnehmen zu müssen. Seitdem beobachten wir ein kontinuierlich steigendes Interesse an dem Modell. Allein zwischen dem 1. Halbjahr 2021 und dem 1. Halbjahr 2022 haben sich die Anfragen nahezu verzehnfacht.

finanzwelt: Beim Teilverkauf verkaufen Eigentümer einen Anteil ihres Hauses und erhalten dafür einen Wunschbetrag ausgezahlt … Neuhaus» Ganz genau. Wir kaufen von unseren Kunden bis zu maximal 50 % ihrer Immobilie ab einem Auszahlungsbetrag von 100.000 Euro. Die Eigentümer bekommen den Kaufpreis ausgezahlt, bleiben wohnen und können weiterhin vollkommen frei über ihre Immobilie entscheiden. Für die Nutzung des

verkauften Anteils zahlen sie dann ein monatliches Nutzungsentgelt. Das Besondere an dem Modell ist seine Flexibilität. Eigentümer können ihren Anteil jederzeit zurückkaufen, einen weiteren Anteil verkaufen, ihren Teil vererben oder das gesamte Haus mit wertfaktor am Markt komplett verkaufen.

finanzwelt: Kürzlich hat die Bankenaufsicht (BaFin) Immobilieneigentümer davor gewarnt, dass sie womöglich ihr Haus verlassen müssen, sollten sie das monatliche Nutzungsentgelt irgendwann nicht mehr zahlen können.

Neuhaus» Die BaFin spielt hier auf einen Vertragsbestandteil an, der für privatwirtschaftliche Geschäfte ganz normal ist und den es nicht nur beim Teilverkauf gibt. Auch wenn Sie Ihre Hypothek oder Miete nicht mehr zahlen können, müssen Sie früher oder später ausziehen. Aber ich kann Ihnen sagen, dass es erstens nur sehr selten zu solchen Fällen kommt und wir zweitens ein sehr enges und partnerschaftliches Verhältnis zu unseren Miteigentümern pflegen. Bisher konnten wir immer eine Lösung finden, die beiden Seiten gerecht wurde. Übrigens freut es uns, dass sich die BaFin dem Teilverkauf annimmt. Das zeigt auch die Relevanz, die das Thema mittlerweile hat. Wir haben der BaFin den Dialog angeboten, damit wir noch fairer und transparenter werden können. Dafür sind wir immer offen! Und arbeiten dazu auch eng in der Branche zusammen.

finanzwelt: Unter anderem haben Sie sich im Januar gemeinsam mit drei weiteren Teilverkauf-Anbietern eine freiwillige Selbstverpflichtung auferlegt …

Neuhaus» Ja, bisher war es für Interessenten schwierig, die unterschiedlichen Teilverkaufs-Angebote zu vergleichen. Was fehlte, waren einheitliche Standards – etwa für die Gestaltung der Verträge. Mit unserem ‚Code of Conduct‘ schaffen wir bestmögliche Transparenz und stellen auch hohe Qualitätsstandards etwa bei der Beratung sicher. Ich sehe das als einen wichtigen Schritt, um den Immobilien-Teilverkauf in Deutschland nach vorne zu bringen.

finanzwelt: Wie sieht der typische Eigentümer aus, der einen Teil seiner Immobilie an Sie verkauft?

Neuhaus» Viele unserer Miteigentümer stehen am Anfang ihres Ruhestands und wollen das genießen, was sie sich über ihr Arbeitsleben aufgebaut haben. Wenn der Großteil des Geldes in der Immobilie steckt, blieb dafür bisher nur der Gesamtverkauf. Für die meisten ist das jedoch keine Option. Für unseren „wertfaktor Seniorenreport 2022“ haben wir Eigentümer gefragt, unter welchen Umständen sie ihr Eigenheim verkaufen würden. 40 % schließen einen Verkauf komplett aus. Weitere 48 % würden nur unter bestimmten Bedingungen verkaufen – etwa, dass sie weiterhin wohnen bleiben können. Das eigene Haus ist für viele Menschen eben nicht nur ein reines Anlageobjekt.

finanzwelt: Das heißt, Sie sprechen mit dem Immobilien-Teilverkauf vor allem ältere Eigentümer an?

Neuhaus» Grundsätzlich kann jeder seine Immobilie teilverkaufen. Wir haben auch deutlich jüngere Kunden – ein Beispiel sind Paare, die sich scheiden lassen. Oft bleibt dann die Ehefrau mit den Kindern im Eigenheim und der Ehemann erhält den Erlös aus dem Teil-

finanzwelt 02 | 2023 76 SACHWERTE & IMMOBILIEN | INTERVIEW
„Die Motive für einen Teilverkauf haben sich deutlich gewandelt“

verkauf. Andere Kunden suchen eine Anschlussfinanzierung für ihren Immobilienkredit oder finanzielle Mittel zur Überbrückung, beispielsweise weil sie auf Arbeitsuche sind.

finanzwelt: Im vergangenen Jahr hat sich das wirtschaftliche Umfeld deutlich gewandelt – die hohe Inflation sowie die steigenden Zinsen belasten aktuell vor allem auch den Immobilienmarkt. Wie erleben Sie das aktuelle Marktumfeld?

Neuhaus» Die Unsicherheit und das veränderte Zinsumfeld führen sicher dazu, dass Eigentümer mit dem Teilverkauf lieber noch etwas abwarten. Dennoch merken wir an den Anfragen, dass das Interesse weiter hoch ist. Was sich deutlich verändert hat, sind die Motive für einen Teilverkauf. Im Fokus stehen zunehmend Investitionen in eine klimafreundliche Sanierung. Das ist oft ein Thema bei den Gesprächen mit unseren Kunden. Viele bekommen aufgrund ihres Alters keinen Kredit mehr bei der Bank, trotz Immobiliensicherheit – oder sie wollen sich nicht mehr verschulden. Der Immobilien-Teilverkauf ist dann eine attraktive Option. Ein weiterer Vorteil: Auf Wunsch beteiligen wir uns als Miteigentümer mit bis zu 20.000 Euro an Sanierungs- und Investitionskosten – etwa für Wärmedämmung oder neue Fenster.

finanzwelt: Nach fünf Jahren: Was denken Sie, wie sich der ImmobilienTeilverkauf in Deutschland entwickeln wird?

Neuhaus» Mittelfristig erwarten wir, dass sich die gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland weiter normalisieren wird. Auch der Immobilien-Teilverkauf wird im Zuge dessen weiter auf Wachstumskurs gehen. Langfristig bietet der Immobilien-Teilverkauf großes Potenzial: Rund 6,5 Millionen weitestgehend schuldenfreie Eigenheime befinden sich im Besitz der Altersgruppe 65plus – und das ist nur Deutschland. Das ist ein riesiger Markt, den es zu erschließen gilt.

finanzwelt: Besten Dank für das Gespräch! (lvs)

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Unerschütterliche Investments?

Offene Immobilienfonds waren lange ein zuverlässiges langfristiges Investment. Sogar die aktuelle Wende am Immobilienmarkt hat ihren Kursen bislang wenig anhaben können. Diese Zeiten sind nun jedoch vorbei. Anfang März veröffentlichte das Ratinghaus Scope eine Analyse zu Offenen Immobilienfonds, die „vielfältige Herausforderungen“ für die Branche beschreibt. Wie attraktiv bleiben OIF für Privatanleger also in Zukunft?

Das veränderte Zinsumfeld hat bereits verschiedene Effekte am Immobilienmarkt ausgelöst, die nun, mit etwas Verzögerung, auch für Offene Immobilienfonds spürbar werden. „Die Zeit der Aufwertungen dürfte in Breite vorerst vorbei sein“, schreiben die Scope-Analysten in ihrem Report, mit entsprechenden Auswirkungen für die Renditen. Zudem seien besonders im Gewerbemarkt die Transaktionen fast gänzlich zum Erliegen gekommen und mögliche weitere

Zinsanpassungen sorgten dafür, dass die Preisfindung auf Immobilienseite noch nicht abgeschlossen sei. Auswirkungen rückläufiger Immobilienbewertungen auf die Fondsperformances ließen sich jedoch noch nicht festschreiben. Auch Anleger hielten sich zurück, was sinkende Mittelzuflüsse für OIF bedeutet. Die Inflation und gestiegene Energiekosten sind die Ursache für weniger verfügbares Kapital auf Anlegerseite, zudem seien Anleihen und Festgeld durch die Zinsen wieder attraktiver geworden. Bereits 2022 lagen die Netto-Mittelzuflüsse bei Offenen Immobilienfonds mit 4,5 Mrd. Euro deutlich unter den Vorjahreswerten.

Zwei Seiten der Medaille

Mario Schüttauf, Fondsmanager des offenen Immobilienfonds „hausInvest“ bei Commerz Real, ist trotz dieser Entwicklungen zuversichtlich: „Die volkswirtschaftlichen

finanzwelt 02 | 2023 78 SACHWERTE & IMMOBILIEN | OFFENE IMMOBILINEFONDS Foto: © 4th Life Photographystock.adobe.com

Schwierigkeiten werden nicht von heute auf morgen verschwinden. Gerade deswegen sind Offene Immobilienfonds aber auch so wichtig. Beispiel hausInvest: Sein Portfolio ist eher konservativ bewertet, weswegen wir aktuell nicht von signifikanten Wertberichtigungen ausgehen. Zugleich bieten Mechanismen wie Staffelmieten, Inflationsindexierung oder Punkteverfahren einen guten Inflationsschutz.“ Mietenerhöhungen bei Gewerbeimmobilien durch eine Inflationsindexierung ließen sich laut Scope-Analyse bisher gut durchsetzen, mit positiven Auswirkungen auf die Fonds.

Ein weiterer positiver Effekt ergibt sich zudem bei der Fondsliquidität. Durch Anlagen der liquiden Fondsmittel in Tages- oder Termingeld profitierten die Renditen vom hohen Zinsniveau. Zudem schätzt Scope die Liquiditätsquoten Offener Immobilienfonds konstant ein. Die Bandbreite reiche von 7 % bis 29 %, im Durchschnitt sei die Quote 2022 mit 15 % stabil im Vergleich zum Vorjahr. Das Vertrauen der Anleger ist ebenfalls hoch, Anteilsrückgaben bewegen sich im Normalbereich. Die Mindesthalte- und Kündigungsfristen, die 2013 eingeführt wurden, sorgen dabei für Stabilität. Szenarien wie die Schließung und der Rückzahlungsstopp des amerikanischen OIF „Blackstone Real Estate Income Trust“ Ende 2022, weil zu viele Anleger sich aus dem Fonds zurückziehen wollten, sind damit in Deutschland kaum denkbar. Das bestätigt auch Schüttauf. REITs (Real Estate Income Trusts) seien mit deutschen, streng regulierten OIF nicht vergleichbar. „Dies unterstreicht den Charakter der Anlageklasse als langfristig orientiertes Investment für Privatanleger, gerade auch im Vergleich zu Aktien“, so Schüttauf.

Für weitere Stabilität sorgen auch konstante Vermietungsquoten. 2022 belief sich diese im Durchschnitt auf rund 94 %. Esteban de Lope Fend, Geschäftsführer Deka Immobilien, führt aus: „Durch die hohe Vermietungsquote von rund 95 % in unserem Gesamtportfolio sowie langfristigen Mietverträgen sehen wir unsere Offene Immobilienfonds im aktuellen Umfeld von steigenden Zinsen gut aufgestellt. Immobilienfonds bleiben ein wichtiger Baustein in einem breit diversifizierten Anlageportfolio. So sind Offene Immobilien-

fonds nach wie vor die einzige Möglichkeit für Privatanleger, sich an breit diversifizierten und professionell gemanagten Immobilienportfolios zu beteiligen. Gerade in Zeiten von erhöhter Kapitalmarktunsicherheit sind Immobilienfonds eine stabilisierende Beimischung im Anlageportfolio. Unsere Fonds verfügen über Liquidität und verzeichnen weiterhin stetige Zuflüsse.“

Chancen ergreifen

Die aktuellen Entwicklungen bringen damit also nicht nur Herausforderungen, sondern auch positive Effekte für Offene Immobilienfonds. Trotzdem findet Schüttauf: „Wer sein Portfolio nicht die letzten Jahre wetterfest gemacht hat, sollte das jetzt schleunigst tun. Mit wetterfest meine ich nicht allein die Konzentration auf Top-Lagen sowie Mischnutzungen und kleinteiligere Vermietungen. Mehr denn ja kommt es jetzt darauf an, den Immobilienbestand nachhaltig zu machen, denn ESG wird immer mehr zum wesentlichen Werttreiber.“ Er sehe zudem signifikante Wertsteigerungspotenziale aus der Kombination von Immobilien mit erneuerbaren Energien. Mit entsprechenden Maßnahmen seitens Fondsmanagement lassen sich also weiterhin gute Performances erzielen: diverse, attraktive Objekte mit hohen Vermietungsquoten durch bonitätsstarke Mieter sowie ausreichende Liquidität bei geringer Fremdfinanzierung. Scope rechnet für 2023 mit durchschnittlichen Renditen von 2 % bis 2,5 % für deutsche OIF. De Lope Fend rechnet für die Offenen Immobilienfonds der Deka 2023 sogar mit Renditen zwischen rund 2,5 % bis 3,5 %. Und auch beim hausInvest geht Schüttauf von einer Rendite von 3 % für 2023 aus (2022: 2,4 %).

Beide Immobilienexperten sind sich einig, dass die aktuelle Marktphase gute Optionen für antizyklische Investitionen bietet. „Wichtiger ist für Anleger aber die Sicherheit und Verlässlichkeit, denn Offene Immobilienfonds werden nie etwas für spekulierende Renditejäger sein“, so Schüttauf. Ist man sich den aktuellen Herausforderungen bewusst, bieten solide aufgestellte OIF weiterhin gute Investitionschancen. (lb)

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Esteban de Lope Fend Geschäftsführer Deka Immobilien Investment GmbH Mario Schüttauf Head of Portfoliomanagement hausInvest Commerz Real Investmentsgesellschaft mbH

So macht man aus Mietern Eigentümer

Immobilienleasing gibt dem potenziellen Käufer eigener vier Wände finanzielle Freiheit und senkt sein Risiko beim späteren Immobilienkauf. Eigentlich vergleichbar wie beim Autoleasing. In Zeiten von Krise und gestiegenen Zinsen eine gute Alternative für §34 i und c Vermittler. OWNR hat in vielen Großstädten bereits erfolgreich Immobilien gekauft und an die Interessenten verleast. Grund genug für ein finanzwelt-Interview mit dem Erfinder und Gründer von OWNR Nils T. Kohle und Chefredakteur Lenard von Stockhausen.

finanzwelt: Herr Kohle, Sie machen Immobilienleasing. Unter dem Begriff kann sich jeder etwas vorstellen. Aber ist das vergleichbar mit Autoleasing?

Nils T. Kohle» Unsere Idee bei der Gründung von OWNR war, dass ein Immobilienkauf so risikolos wie ein Autokauf sein sollte. Mit Blick auf das Modell des Autoleasings heißt das: Ich kann erst einmal testen – auch für einen längeren Zeitraum – und kaufe nur dann, wenn es mir nach ein paar Jahren wirklich gefällt. Damit ist mein Risiko für ein beträchtliches Investment massiv gesunken. Und genau das haben wir uns für das Wohnimmobilienleasing abgeschaut. Vom Ablauf ist es fast genau gleich: Sie suchen sich eine Immobilie auf dem Kaufmarkt, wir kaufen diese, Sie unterzeichnen den Leasingvertrag mit einer Mindestlaufzeit (24 bis 48 Monate). Dann renovieren wir das Objekt in Abstimmung mit Ihnen und Sie ziehen ein. Am Ende der Mindestlaufzeit entscheiden Sie, ob Sie weiter darin wohnen bleiben (mit dem unbefristeten

finanzwelt 02 | 2023 80 SACHWERTE & IMMOBILIEN | INTERVIEW

» Unsere Idee bei der Gründung von OWNR war, dass ein Immobilienkauf so risikolos wie ein Autokauf sein sollte. Mit Blick auf das Modell des Autoleasings heißt das: Ich kann erst einmal testen – auch für einen längeren Zeitraum – und kaufe nur dann, wenn es mir nach ein paar Jahren wirklich gefällt. «

Mietvertrag, der die Basis des Leasingvertrags ist), ob Sie ausziehen oder das Objekt zum vereinbarten Festpreis von uns kaufen. Diesen Festpreis legen wir bei Unterzeichnung des Leasingvertrags fest. Und da kommen wir zum einzig wirklichen Unterschied von Wohnraumleasing und Autoleasing: Die Immobilie steigt üblicherweise mit der Zeit im Wert, wohingegen das Auto durch die Nutzung an Wert verliert.

finanzwelt: Welche Optionen habe ich als Mieter und potenzieller Käufer?

Kohle» Zum Ende der gewählten Mindestleasingdauer gibt es für unsere Leasingnehmer drei Optionen: Ich bleibe einfach als Mieter drin, dann muss ich gar nichts machen. Oder ich habe gemerkt, dass die Immobilie doch nichts für mich ist oder meine Lebensumstände haben sich geändert, dann kündige ich und ziehe aus. Die interessanteste Option ist die Kaufoption als dritte Alternative, die ich wähle, wenn ich im von OWNR ‚Probewohnen‘ genannten Zeitraum gemerkt habe, dass ich tatsächlich dauerhaft in der Immobilie leben möchte. Jeder Leasingvertrag beinhaltet eine Kaufoption mit einem festen Kaufpreis. Das heißt, ich muss zum Zeitpunkt X nur noch den Kaufpreis plus Notar und Grunderwerbsteuer zahlen und meine Wunschimmobilie, in der ich bereits wohne, gehört mir. So macht OWNR aus Mietern Eigentümer.

finanzwelt: Warum ist das denn beim aktuellen Markt- und Zinsumfeld so spannend?

Kohle» Momentan sind Kaufinteressierte sehr zögerlich, weil auf der einen Seite die Immobilienpreise gefühlt noch relativ hoch sind und auf der anderen Seite, weil die Zinsen bei einer Kreditaufnahme gerade ebenfalls sehr hoch sind. Viele Käufer mussten daher schon deutliche Abstriche bei der Immobilienwahl machen, weil die Banken mehr Eigenkapital verlangten und mit dem monatlichen Abtrag die Gesamtkosten dann höher lagen als bei der Miete – oder auch als beim Leasing mit uns. Viele sagen uns gerade, dass sie hoffen, dass sich die Zinsen in drei bis vier Jahren wieder etwas normalisiert haben und sie ihren fixierten Preis dann günstiger finanzieren können. Vor diesem Hintergrund ist es natürlich eine willkommene Option, heute schon einzuziehen und dann alles Weitere erst einmal auszusitzen.

finanzwelt: Und woher kommen die Immobilien?

Kohle» Unsere Kunden können mit jedem auf dem Markt befindlichen Angebot, das sie auf Portalen wie Immobilienscout oder Immonet finden, an uns herantreten. Zusätzlich haben wir natürlich weitere Quellen, dazu gehören viele Makler, die uns vorab und direkt die Objekte zur Verfügung stellen, da-

mit wir schnell kaufen und sie auch entsprechend schnell die Abwicklung durchführen können. Auch Projektentwickler mit ‚Restbeständen‘, die sie aus den oben schon genannten Gründen gerade nicht verkaufen können, erschließen sich mit uns ihre Zielgruppe. Und last but not least kommen auch private Verkäufer auf uns zu, die eine schnelle und unkomplizierte Abwicklung wollen. Alles in allem haben wir damit ein sehr umfangreiches Angebot, größer als auf den einschlägigen Portalen, zumal die Vermarktung über uns auch kostenfrei ist für den Anbieter. Generell ist für uns wichtig, dass wir Objekte kaufen, für die wir auch Käufer finden. Das kann der Leasingnehmer sein oder ein anderer Kaufinteressent, im Falle, dass der Leasingnehmer auszieht. Denn bei unserem Modell tragen wir letztlich das Risiko, wenn jemand seine persönliche Wunschimmobilie least, dann aber nicht kauft und auszieht. Wir übernehmen auch mit Blick darauf die Begutachtung der Immobilie. Zugleich ist diese Begutachtung immer auch der Qualitätscheck für unsere Leasingnehmer. Wir kaufen also faktenbasiert, nicht, weil sich jemand in ein Objekt verliebt hat.

finanzwelt: Bevorzugen Sie bestimmte Standorte?

Kohle» Wir konzentrieren uns auf den deutschen Markt und bevorzugen urbane Ballungsräume, also große Städte und den dazugehörigen Speckgürtel. Hamburg und Berlin sind die ersten Metropolen, in denen wir aktiv sind. In diesem Jahr werden voraussichtlich drei weitere dazu kommen, darunter Frankfurt und Köln.

finanzwelt: Wie sehen die perfekten Kunden aus und wie kann ich sie als Makler/Vermittler finden?

Kohle» Wenn der perfekte Kunde jener wäre, der realistische Vorstellungen in Bezug auf das Verhältnis von Wunsch und Wirklichkeit mitbringt, gerade beim Kaufpreis, dann warte ich noch darauf, diesen kennenzulernen. Ohne Spaß: Wir haben so viele leider unrealistische Anfragen jede Woche, dass wir uns schon freuen, wenn jemand mit seiner Registrierung auch gleich eine mögliche Immobilie hochlädt. Das erleichtert und verkürzt den Prozess für unsere Kundenberater erheblich. So gesehen freuen wir uns über jeden Makler oder Vermittler, der auf uns zukommt, denn letztlich wollen wir für alle Beteiligten eine zügige Abwicklung und das hat mit Profis bislang immer sehr gut funktioniert.

finanzwelt: Abschließend noch die Frage: Wie kann ich als Makler und Vermittler mit Ihnen zusammenarbeiten?

Kohle» Wir sind komplett offen. Letztlich wollen wir ja die Objekte finden und kaufen, d. h. ein vorhandenes Objekt ist ein guter Anknüpfungspunkt. (lvs)

81 Foto © OWNR Deutschland GmbH

DEUTSCHE FINANCE GROUP

Durch innovative Fondsstrategien ermöglicht die DEUTSCHE FINANCE GROUP ihren Privatanlegern einen exklusiven Zugang zu institutionellen Märkten und ein gemeinsames Investieren mit finanzstarken institutionellen Investoren. finanzwelt im Interview mit Stefanie Watzl, Geschäftsführerin der Kapitalverwaltungsgesellschaft der Deutsche Finance Investment.

finanzwelt: Frau Watzl, die DEUTSCHE FINANCE GROUP hat sich in 2022 als Marktführer im Bereich Alternativer Investmentfonds für Privatanleger positioniert. Was ist Ihr Erfolgsrezept?

Stefanie Watzl» Beim Asset und Fund Management der DEUTSCHE FINANCE GROUP steht bei Fondsstrategien neben dem Ziel, attraktive Renditen durch institutionelle Investmentstrategien zu erzielen, die Risikominimierung eines Gesamtportfolios durch Diversifikation im Zentrum der Überlegungen. Besonders bei Portfolio-Fondsstrategien für Privatanleger stehen Investitionen in verschiedenen Ländern, Regionen, Sektoren und Investmentstilen, kombiniert mit unterschiedlichen Investitionszeitpunkten und Laufzeiten im Fokus, um Marktchancen zu nutzen und ein Investmentportfolio gegen eventuelle Marktentwicklungen zu stabilisieren. Der Zugang zu institutionellen Prime

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hat sich mit ihrer Kapitalverwaltungsgesellschaft im Bereich Alternative Investmentfonds als Marktführer positioniert
finanzwelt 02 | 2023 82
Stefanie Watzl, Geschäftsführerin der Deutsche Finance Investment

Investments ist jedoch eine wesentliche Voraussetzung und insbesondere in der aktuellen Marktphase eines der wesentlichen Kriterien für die Attraktivität und Leistungsfähigkeit eines Investment-Managers sowie für die Konzeption innovativer Produktangebote. Unsere institutionelle Club Deal-Serie im Bereich Life-Science Immobilien ist ein ideales Beispiel für die hohe Nachfrage nach innovativen Immobilienstrategien mit kurzer Laufzeit und einem attraktiven, geplanten Gesamtmittelrückfluss. Dies bestätigen auch die aktuellen Platzierungszahlen von Scope im Bereich ‚Geschlossene Publikumsfonds‘ – mit insgesamt 328 Mio. Euro im Privatkundengeschäft, welches einem Marktanteil von 28 % entspricht, hat sich die DEUTSCHE FINANCE GROUP als Marktführer im Bereich Alternativer Investmentfonds (AIF) positioniert.

finanzwelt: Privatanleger erhalten die Möglichkeit, über breit diversifizierte Investitionsstrategien parallel zu finanzstarken institutionellen Investoren zu investieren. Können Sie uns diese Strategie beschreiben?

Watzl» Über die DEUTSCHE FINANCE GROUP können sich Privatanleger über geschlossene Publikums-AIF an breit diversifizierten Portfolios institutioneller Investmentstrategien („Portfoliofonds“) oder an fokussierten Direktinvestments über Club Deals aus den Bereichen Private Equity Real Estate, Immobilien und Infrastruktur beteiligen. Wir fokussieren uns dabei stets auf cashflowstarke Investments und Strategien, bei denen eine Wertsteigerung das Ziel ist, und die regelmäßig gemeinsam mit führenden institutionellen Investoren realisiert werden. Im Gegensatz zu cashfloworientierten Core-Strategien, bei denen sich die Gesamtrendite nicht selten auf die laufenden Mieteinkünfte beschränkt, wird der Großteil der Rendite bei Wertsteigerungsstrategien durch aktives Asset Management erzielt. Die Kombination beider Ansätze sorgt für Stabilität und Renditechance zugleich. Ein weiterer Vorteil dieses Ansatzes ist die geringere Abhängigkeit von Marktzyklen. Durch die Maßnahmen zur Wertsteigerung verbessern sich die Cashflows des jeweiligen Investments und der Marktwert stabilisiert sich auf einem höheren Niveau, zunächst unabhängig davon, wie sich der Markt entwickelt. Der institutionelle Club Deal ist dabei insbesondere für die Anleger geeignet, die tendenziell einen eher kürzeren Anlagezeitraum bevorzugen und kein bereits in sich diversifiziertes Immobilien-Investment präferieren. Zudem werden institutionelle Club Deals eingesetzt, um Portfolios institutioneller Investmentstrategien hinsichtlich Diversifikation und Performance weiter zu optimieren. Der institutionelle Club Deal hat dabei bereits eine erfolgreiche Due-Diligence-Prüfung der institutionellen Anleger durchlaufen und in der Regel stehen alle Parameter wie Rendite, Risiko, Kosten, Laufzeit und Exit-Strategie fest. Die Vorteile von institutionellen Club Deals liegen auf der Hand: Die Ausgestaltung ist flexibel, und es handelt sich um maßgeschneiderte Investments, bei denen die Investo-

ren die Kontrolle behalten und viel mitentscheiden können. Anlagestrategien lassen sich somit zielgenau und effektiv realisieren.

finanzwelt: Mit der Deutsche Finance Investment verfügen Sie über eine eigene Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG).

Watzl» Richtig, die Deutsche Finance Investment ist eine von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht zugelassene und beaufsichtigte Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) im Sinne des Kapitalanlagegesetzbuches (KAGB) und eine 100 %-ige Tochter der DEUTSCHE FINANCE GROUP. Als externe AIF-Kapitalverwaltungsgesellschaft verfügt die Deutsche Finance Investment über die Erlaubnis zur Verwaltung geschlossener inländischer Publikums- und Spezial-AIF. Darüber hinaus bildet die Zulassung zur Finanzportfolioverwaltung gemäß KAGB die Grundlage für individuelle Vermögensverwaltungsmandate von institutionellen Investoren.

finanzwelt: Welche Bedeutung hat die strategische Ausrichtung als vollregulierter Anbieter für Ihre Investoren und Vertriebspartner?

Watzl» Mit der Deutsche Finance Investment verfügt die DEUTSCHE FINANCE GROUP seit 2014 über eine Kapitalverwaltungsgesellschaft mit Geschäftserlaubnis als vollregulierte KVG nach § 20 Abs. 1 KAGB. Für uns als Investment Manager war früh klar, dass wir diesen wichtigen Schritt gehen werden. Heute, rund neun Jahre später, ist die Deutsche Finance Investment als eine führende Kapitalverwaltungsgesellschaft in Deutschland Marktführer für geschlossene Publikums-AIF und Private Market Investments. Wir verwalten über 15 institutionelle Mandate, 22 Investmentfonds und 11,7 Mrd. Euro an Vermögen und haben in diesem Zeitraum die Assets under Management somit verdreißigfacht. Zusätzlich zur Regulierung legen wir fundamentalen Wert auf Transparenz sowie das Vertrauen gegenüber unseren Investoren und Geschäftspartnern. Mit einem ‚AA-Rating‘ der Ratingagentur SCOPE verfügen wir über eine Einstufung als ‚sehr guter Asset Manager‘. Zudem lassen wir regelmäßig durch die Creditreform unsere Bonität prüfen, diese bestätigt uns als DEUTSCHE FINANCE GROUP seit Jahren eine hervorragende Bonität.

Im Übrigen ist diese Transparenz nicht nur gegenüber Privatanlegern wichtig. Insbesondere für unsere institutionellen Investoren ist die Regulierung gemäß KAGB ein wichtiger Baustein für die Zusammenarbeit sowie die Umsetzung von renditestarke ‚Off Market Investments‘.

finanzwelt: Können Sie uns einen Ausblick in das Geschäftsjahr 2023 geben?

Watzl» Wir haben mit dem Platzierungsstart des ‚DF Deutsche Finance Investment Fund 22‘ (IF22) unseren jüngsten

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Portfoliofonds begonnen. Der ‚DF Deutsche Finance Investment Fund 22‘ ermöglicht Privatanlegern den exklusiven Zugang zu einer institutionellen Anlagestrategie in der Assetklasse Immobilien. Der Investmentfonds verfügt über ein prospektiertes Eigenkapital von 35 Mio. Euro, einer Laufzeit von rund sechs Jahren und einen prognostizierten Gesamtmittelrückfluss von 152 %.

Des Weiteren haben wir mit dem ‚DF Deutsche Finance Investment Fund 21 – Club Deal Boston IV‘ (IF21) zudem noch bis zum 30.06.2023 einen Club Deal für Privatanleger in der Platzierung. Dieser Investmentfonds ermöglicht Privatanlegern gemeinsam mit finanzstarken institutionellen Investoren in zwei Projektentwicklungen für Labor-Büro-Gebäude mit einer Gesamtnettomietfläche von ca. 63.200 m², sowie in die Weiterentwicklung des innovativen Life-ScienceCampus ‚Boynton Yards‘ in der Wissensmetropole Boston zu investieren. Der institutionelle Club Deal ist mittlerweile das vierte und fünfte Lab-Office-Projekt der DEUTSCHE FINANCE GROUP in Boston und befindet sich rund zwei Kilometer von den Stadtteilen Kendall Square und Harvard

Square in Cambridge entfernt, die als das Zentrum der Biotech- und Pharmaforschung in der Region gelten.

Den Bereich Alternativer Investmentfonds werden wir zudem in 2023 durch Spezial-AIFs erweitern. Hier werden wir künftig ein neues Produkt mit dem Namen ‚Professional Fund‘ im Markt lancieren. Die Investmentstrategie der Professional Funds beinhalten Prime-Investments und sogenannte ‚Special Situations‘ in Kombination mit einer Wertsteigerungsstrategie bei den jeweiligen Investments.

Über die bestehenden Produkte hinaus prüfen wir aktuell eine Reihe neuer Investmentopportunitäten. Einer der ersten Sektoren, der von der Konsolidierung der Immobilienmärkte derzeit profitiert, ist der Logistiksektor. Die punktuellen Preisrückgänge bei gleichbleibenden bzw. steigenden Mieten, zunehmendem Bedarf an neuen Flächen und eine geringe Neubautätigkeit haben in einigen Ländern mittlerweile zu attraktiven Einstiegspreisen geführt. Wir prüfen entsprechend aktuell interessante Investitionsstrategien in diesem Sektor.

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» Die Deutsche Finance Investment verfügt seit 2014 über eine Geschäftserlaubnis als vollregulierte Kapitalverwaltungsgesellschaft nach § 20 Abs. 1 KAGB.
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Keine Rekorde, aber gut gewappnet

Die zurückliegenden Jahre verliefen für den Beteiligungskapitalmarkt gut. Mit der Inflation und der drastischen Zinswende gab es eine Zäsur. 2022 konnte nicht mehr an die Erfolgsmeldungen der Vorjahre anknüpfen. Mega-Deals sind kaum noch zu sehen, Börsengänge eine rare Ausnahme. Dennoch bleibt Private Equity für Investoren bei näherem Hinschauen weiter einen Blick wert.

Der Beteiligungskapitalmarkt konnte 2022 nicht an die Erfolgsmeldungen der Vorjahre anknüpfen, wie der Bundesverband Beteiligungskapital (BVK) jüngst darlegte. Demnach erreichten die Investitionen 2022 ein Volumen von knapp 14 Mrd. Euro. Das entsprach einem Rückgang um 29 % im Vorjahresvergleich.

Schwierigere Rahmenbedingungen

Die Gründe für die rückläufigen Zahlen sind vielfältig. Einerseits die Vielzahl an Krisen rund um den Globus, zum anderen sicherlich und wohl bedeutsam die auch in Europa eingeläutete Zins-

wende. Es verwundert nicht, dass das Investitionsniveau in allen Marktsegmenten unter dem Vorjahr blieb, wie der BVK ausführte. Frederick Michna, Principal MIG Capital, konstatiert: „Die Herausforderungen im vergangenen Jahr trafen die VC-Fonds gleichermaßen wie den gesamten Private EquitySektor. Es bedurfte eines Umdenkens, um in diesem veränderten Umfeld die richtigen Entscheidungen zu treffen. Resilienz beispielsweise ist inzwischen wichtiger als sehr hohes Wachstum. Gleichzeitig sichern die erfolgreichen Player im VC-Markt ihre Cash-Positionen, um aktionsfähig zu bleiben.“ Resilienz ist in diesem Zusammenhang ein gutes Stichwort, das auch der Vorstand der RWB PrivateCapital Emissionshaus AG, Norman Lemke, anbringt: „Private Equity ist eine resiliente Anlageklasse und hat sich im vergangenen Jahr mit einer guten Performance als stabilisierender Portfoliobaustein erwiesen, während öffentliche Märkte gleichzeitig eine deutliche Korrektur erlebten.“

Mit Blick auf die Volatilität an den Aktienmärkten und dem Crash bei den Anleihen hat sich perspektivisch an der

Attraktivität des Beteiligungssegments nichts geändert. Alternative Assets sind gerade bei institutionellen Investoren sehr stark im Kommen, allerdings gibt es dort Restriktionen, die ein Aufstocken des PE-Anteils unmöglich machen. 2022 war sicherlich ein außergewöhnliches Jahr. Aber mitnichten ein Abgesang. Speziell die Suche nach „sicheren“ und ertragreichen Anlagealternativen im volatilen Umfeld führt zu einem steigenden Interesse im Privatkundensegment, wie RWB-Vorstand Lemke sagt. Unterfüttert wird diese Aussage durch Befunde des Bain-Reports. Die Autoren kommen zum Fazit, dass sich gerade bei den Kapitalgebern eine sichtbare Veränderung zugunsten der privaten Anleger abzeichne. Stefan Echter, Leiter Alternative Investments bei Wealthcap, zieht die jüngere Historie bei der aktuellen Betrachtung zurate. „Unsicherheiten wirken sich auf alle Equity-Beteiligungen aus. In schwierigen Phasen in der Vergangenheit (z. B. dot.com-Bubble, Finanzkrise) war aber der maximale Verlust zum Quartalsende bei Private Equity-Buyout-Fonds geringer als z. B. beim MSCI-World-Aktienindex und die Erholungszeit kürzer. Ein ähnliches Bild

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Norman Lemke Vorstand RWB PrivateCapital Emissionshaus AG Stefan Echter Leiter Alternative Investments Wealthcap
SACHWERTE & IMMOBILIEN | PRIVATE EQUITY
Frederick Michna Principal MIG Capital

hat sich auch beim Beginn der CoronaPandemie abgezeichnet.“ Die generelle Zuversicht speist sich mitunter ferner auch aus dem nichtinvestierten Kapital („Dry Powder“), über das die (globale) PE-Branche Ende 2022 verfügte.

Kleinere Deals im Vordergrund, IPO bleibt eher schwierig

Insbesondere die aufkommenden konjunkturellen Sorgen und die Zinswende haben dafür gesorgt, dass große Deals weniger bis kaum standfanden. Im aktuellen Bain-Report (https://www.bain. com/de/publikationen/topics/globalprivate-equity-report/) ist dazu zu lesen: „In der zweiten Jahreshälfte kam es insbesondere in Europa zu einem drastischen Einbruch. Angesichts der Zurückhaltung der Banken war es vor allem schwierig, kreditfinanzierte Mega-Deals zum Abschluss zu bringen. Die entsprechenden Kredite blieben in Summe in Europa und in den USA zuletzt 50 % unter Vorjahresniveau.“ MIG Capital-Experte Michna bringt es folgendermaßen auf den Punkt: „Wir

achten stärker auf Einstiegsbewertungen und die Reichweite der Finanzierungen. Kleinere Deals sind aus Investorensicht besonders attraktiv, weil sie uns eine Diversifizierung des Portfolios ermöglichen. Gleichzeitig müssen VCInvestoren ihren Beteiligungen aber auch ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, damit diese eine längere Wegstrecke fokussiert arbeiten können.“ Diesen Grundtenor unterstreicht auch Vorstand Lemke und führt aus, dass im unteren und mittleren Marktsegment die Abhängigkeit von Fremdkapital deutlich geringer sei, weil weniger Leverage zum Einsatz käme. „Mit unserem Investitionsfokus auf das mittlere Buyout-Segment sehen wir uns daher in der aktuellen Phase gut positioniert und verzeichnen auch weiterhin Rückflüsse aus erfolgreichen Unternehmensverkäufen“, so Lemke.

Neben dem Fundraising und der Haltedauer an den Portfoliounternehmen spielt natürlich auch der Exit eine Rolle. Er erfolgt in der Regel durch Veräußerung der Beteiligung an einen strategischen Investor („Trade Sale“), einen

anderen Finanzinvestor („Secondary Private Equity“), durch Börsengang („IPO“) oder durch ein Buyout. Während die Exit-Option durch Beteiligung eines strategischen Investors 2022 zwar auch sank, war insbesondere der Einbruch bei IPOs drastisch. Anders ausgedrückt – Börsengänge fanden kaum statt. In einem Jahr, in dem eine rekordhohe Inflation und Rezessionsängste die Märkte beherrschten, wagte sich kaum ein Unternehmen an die Börse. Dazu passt die Meldung, dass es im vergangenen Jahr hierzulande nur vier IPOs gab. Auch im ersten Halbjahr 2023 wird sich daran nach Einschätzung wenig ändern. „Das Exit-Volumen hängt in gewisser Weise von der Entwicklung der Aktienmärkte sowie von der Entwicklung der Wirtschaft ab. Insbesondere der Exit über IPOs hängt sehr stark von einer positiven Entwicklung der Aktienmärkte bzw. Sektorenindizes ab“, fügt Stefan Echter in diesem Zusammenhang an. Sektoren, in denen vergleichsweise viele Deals stattfinden, sind die TMT-Branche, aber auch industrielle Produktion, Konsumgüter und Life Science bzw. Digitalisierung. (ah)

87 Foto: © serhiibobykstock.adobe.com

Obwohl recht risikoreich, ist die hohe Renditeerwartung im Value Add-Segment ein ansprechender Faktor für die Profis im ImmobilienInvestment. Die Wertsteigerung von Immobilien, die nach Ende ihres ersten Lebenszyklus bereits einige Jahre leerstehend zugebracht haben und somit als trostloser Makel sofort ins Auge fallen, sind eine vielversprechende Option für die Stadtentwicklung. Aus diesem Grund gibt es auch die Spezialisten in der Branche. Mit der Corona-Pandemie hat sich allerdings auch dort einiges verändert, und auch das Value Add-Segment passt sich entsprechend an.

Bei einem Thema wie Value Add sind gegensätzliche Experten-Meinungen trotz ähnlicher Geschäftsfelder von besonderem Interesse. Prof. Dr. Thomas Beyerle, Head of Group Research der Catella Real Estate AG, bejaht grundsätzlich, dass diese Strategie auch für Privatanleger geeignet ist. Gesetzt den Fall, sie möchten eine höhere Rendite/Risiko in ihrem Anlageverhalten verfolgen und sind sich des hohen Ausfallrisikos bewusst. Matthias Pink, Director und Head of Research bei Savills Deutschland, verneint entschieden: „Der Value AddAnsatz ist was für Profis und für den typischen Privatanleger auch deshalb nicht geeignet, weil das Anlagerisiko und der erforderliche Kapitaleinsatz hoch sind“, so Pink, „indirekte Beteiligungsformen, um an Value Add-Strategien im Immobiliensegment zu partizipieren, z. B. Fonds, gibt es kaum.“

Senioren- und Pflegeheime sind aufgrund des demografischen Wandels (Demografie-Effekt) für das Value Add-Segment ansprechend. Die Bevölkerung wird immer älter, also muss die Versorgung dieser Generation gewährleistet werden. „Der Risikobegriff in Verbindung mit Healthcare erklärt sich aus einem hohen Wachstumspotenzial in den kommenden Jahren und einem relativ wenig standardisierten Markt. Es gibt also nur sehr allgemeine Abgrenzungen und die Überschnei-

dungen sind teilweise groß“, erklärt Dr. Beyerle die Sicht der Investoren und spricht dem Segment eine gute Prognose in Post-Corona-Zeiten zu. „Mit Blick auf die Wachstumsperspektiven ist sie positiv, wenngleich der Bestand teilweise nicht mehr zeitgemäß erscheint – es werden zu wenige ‚Betten‘ gebaut, obwohl die Nachfrage strukturell durch den demografischen Wandel weiter steigt. Diese Chance sehen Investoren.“

Eine Anlagestrategie mit Weitblick?

Der Gedankensprung ist mit Dr. Beyerles Argumentation nicht weit. Value Add entpuppt sich also als eine Anlagestrategie mit einem gewissen Weitblick, wenn man für einen Augenblick von dem hohen Ausfallrisiko absieht. Verschiedene Nutzungsarten zeigen die Vielseitigkeit. Matthias Pink erklärt den Fokus von Savills auf Gesundheitsimmobilien sowie Büros und Hotels: „Eine Wertsteigerung durch Aufwertung oder Repositionierung einer Immobilie lässt sich grundsätzlich bei allen Nutzungsarten erreichen, weil sich die Nutzerbedürfnisse in einem steten Wandel befinden“, erläutert der Head of Research, „und viele Gebäude diesen Bedürfnissen irgendwann nicht mehr (voll) entsprechen; Nutzungen, bei denen sich die Bedürfnisse schneller wandeln, bieten mehr Value Add-Potenzial als solche, wo das nur langsam passiert; so vollzieht sich derzeit beispielsweise im Einzelhandel ein rasanter Wandel und viele Einkaufzentren müssen repositioniert werden.“ Einen solchen Wandel hat mit der Corona-Pandemie auch die

Foto: © Furkan TELLIOGLUstock.adobe.com SACHWERTE & IMMOBILIEN | VALUE ADD finanzwelt 02 | 2023 EIN NEUES GEWAND

Hotelbranche erleben müssen. Doch auch bei Hotel-Immobilien könnte Value Add ansetzen. Die Geschäftsreisen, die mit den langen Lockdowns weggefallen sind, zwangen viele Hotels dazu, den Betrieb einzustellen. Pink schlägt daher die Umwandlung der einstigen Business-Hotels in Wohnungen vor.

Auch die klassische Büroarbeit muss neuen Lösungen weichen. Seit der Einführung des Homeoffice ist das mehr als klar. Der Markt für Büroimmobilien muss sich also anpassen,

aber dennoch stellt sich eine Generalisierung als schwierig dar. Etwa zeigen aktuelle Zahlen (PwC-Studie „Home bleibt Office“, 2021), dass sich 78 % der Arbeitnehmer mehr Homeoffice wünschen, während sich 78 % der Arbeitnehmer zwischen 18 bis 29 Jahren auf die Rückkehr ins Büro freuen. Der Experte bezieht sich ebenfalls auf diesen Arbeit-Mix und zieht daraus zwei Konsequenzen für den Büroimmobilien-Markt: „Erstens sinkt der Büroflächenbedarf, weil manche Unternehmen weniger Bürofläche benötigen als bisher, und zweitens verändern sich die qualitativen Anforderungen an die Büros, wenn nicht mehr alle jeden Tag im Büro sind“, erklärt Pink. „Wie sich die Anforderungen konkret verändern, ist von vielen Parametern abhängig, etwa den Arbeitsprozessen oder der Kultur des Unternehmens. Daher ist es im Moment schwierig, generelle Ableitungen zu machen. Der zentrale Punkt ist vielleicht, dass Büroarbeit

vielfältiger wird und sich deshalb auch der Markt für Büroflächen ausdifferenzieren muss.“

Die Nutzungsmärkte

Die Umwälzung, die Corona in Gang gebracht hat, spiegelt sich in jeder nur möglichen Branche wider, hat sie zwangsmäßig beschleunigt oder die eine oder andere Lücke in den altbekannten, vertrauten Strukturen hervorgebracht. Die Entwicklungen in den Nutzungsmärkten „verändern die Anforderungen an Lagen, Objekte und Flächen“, formuliert Pink abschließend seine Prognose für Value Add. „Dadurch werden die Erträge vieler Objekte und teilweise ganzer Nutzungsarten unsicherer und lassen das Core-Segment schrumpfen. Umgekehrt ergibt sich aus den veränderten und sich verändernden Nutzeranforderungen erhebliches Value Add-Potenzial und so könnte diese Strategie massiv an Bedeutung gewinnen.“ (ml)

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Prof. Dr. Thomas Beyerle Head of Group Research Catella Real Estate AG

Knappes, überlebenswichtiges Gut

Wasser ist die Quelle des Lebens. Ein Menschenrecht. Es kann doch nicht sein, dass auch 2023 noch immer mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Der Weltwassertag zeigt auf, wie ernst die Lage nach wie vor ist. Trotz erzielter Fortschritte. Verena Kienel, die zusammen mit Mathias Pianowski der Abteilung Nachhaltigkeits-Research der ÖKOWORLD vorsteht, mit Senior Portfoliomanager Nedim Kaplan im Doppel-Interview.

finanzwelt: Winterdürre in Europa, Überflutungen andernorts. Angesichts des kürzlich stattgefundenen Weltwassertages, wie ist es um die lebenswichtige Ressource Wasser bestellt?

Verena Kienel» Wasser ist eine unverzichtbare Lebensgrundlage. Aber sauberes Wasser schwindet. Zum einen ist da die Bedrohung durch den Klimawandel: Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt, Niederschlagsraten und Grundwasserspiegel sinken, Wetterextreme wie Dürren, Starkregen und Überflutungen werden häufiger. Zum anderen die Verschmutzung von Wasserressourcen durch Menschen und Industrie. Gleichzeitig wächst der Wasserbedarf durch Mensch, Landwirtschaft, Energie und Industrie. Auch der UN-Weltklimarat schlägt Alarm. Demnach sind schlechtere Ernten weltweit und der Kampf um schwindende Wasserressourcen merkliche Gefahren, die als Folge der sich fortsetzenden Erderwärmung auf uns zukommen.

Nedim Kaplan» Wasser ist ein knappes Gut. Wasser ist über-

lebenswichtig, nicht nur als Trinkwasser, sondern vor allem für die Nahrungsproduktion, denn weltweit ist die Landwirtschaft der größte Wasserverbraucher. Zudem ist Wasser auch ein wichtiger Input in vielen industriellen Prozessen. Das alles gilt es, ständig im Blick zu haben.

finanzwelt: Das Motto des Weltwassertages 2023 der UN lautete: „Accelerating Change“. Ist der Fortschritt zu langsam; stockt er?

Kienel» Ich denke, dass die Botschaft der Dringlichkeit bei den Verantwortlichen in Politik, Unternehmen und Gesellschaft schon weitgehend angekommen ist, jedoch ist noch viel zu wenig passiert und es bedarf eines enormen Kraftaufwandes auf einer Vielzahl von Ebenen. Ein reines „Weiter so!“ kann und darf es nicht geben. Bis 2030 sollte nach dem Ziel 6 für Nachhaltige Entwicklung jeder Mensch Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitärversorgung haben. Von diesem Ziel ist man jedoch noch weit entfernt. Zum Glück sind jetzt aktuell Fortschritte erkennbar. Nehmen Sie beispielsweise den kürzlich abgeschlossenen Vertrag über den Schutz der Weltmeere. Lange galt eine Einigung über den Vertrag als eher unwahrscheinlich. Ein Meilenstein; weitere müssen folgen.

finanzwelt: Wahrscheinlich bedarf es auch zusätzlicher Regulierung. Kaplan» Wasser wird oft als Gold des gegenwärtigen Jahrhunderts angesehen. Es ist Wirtschaftsgut und zugleich

INVESTMENTFONDS | INTERVIEW
Verena Kienel

wesentliche Grundlage allen Lebens. Und es wird immer knapper. Obwohl es das Recht auf einwandfreies, sauberes Trinkwasser gibt, haben mehr als zwei Milliarden Menschen auf der Welt keinen Zugang zu einer sicheren Trinkwasserversorgung. Hier müssen Staaten und internationale Organisationen einwirken. Die Zeit drängt. Positiv stimmt, dass Staaten sich verstärkt ihrer globalen Verantwortung bewusst sind und in eine bessere Wasserinfrastruktur investieren. Auch Unternehmen investieren zunehmend in entsprechende Lösungen/Lösungsansätze, um nachhaltiger zu werden. Es geht um eine knappe Ressource und den verantwortungsvollen Umgang.

finanzwelt: Wasser als Investmentthema – kein kurzzeitiger Hype, sondern beständiger Begleiter und wichtiger denn je?

Kaplan» Absolut. Das Thema Wasser hat für Investoren eine zunehmende Bedeutung. Die Treiber sind unter anderem eine wachsende Bevölkerung und Urbanisierung, der erwähnte Klimawandel, der enorme und ständig wachsende Bedarf an Wasserinfrastrukturinvestitionen sowohl in Entwicklungs-, aber auch in Industrieländern. Der steigende Wohlstand in vielen Emerging Markets geht auch mit einem höheren Wasserbedarf einher. Aber wir brauchen nicht unbedingt in die Ferne schweifen. Anhaltende Trockenheit und Überflutungen sind Phänomene, die wir auch hierzulande immer öfter wahrnehmen.

finanzwelt: Nun gibt es einige Produktlösungen zum Schwerpunkt Wasser. Lassen Sie uns über Ihren Ansatz im ÖKOWORLD WATER FOR LIFE reden.

Kienel» Die Marke ÖKOWORLD gibt es mittlerweile seit fast fünf Jahrzehnten. In dieser langen Zeit sind wir unserem Selbstverständnis des nachhaltigen Investierens treu geblieben. Faule Kompromisse passen nicht ins Bild und werden unserem Ansatz nicht gerecht. Heißt: Wir wenden einen strikt getrennten Investmentprozess an, so dass es kei-

ne Interessenkonflikte zwischen finanziellen und nachhaltigkeitsrelevanten Aspekten gibt. Nur aus dem durch vorherige Nachhaltigkeitsanalyse gefilterten Anlageuniversum darf das Fondsmanagement Unternehmen für ein Investment auswählen. Wir sprechen hier über ein Anlageuniversum von circa 600 Titeln für unseren Wasserfonds, aus denen dann aktuell ungefähr 100 investiert sind. Diese Investmentphilosophie, die für alle ÖKOWORLD-Fonds gleichermaßen gilt als auch das „Nein“ zu Kompromissen, zeichnet uns aus. Unternehmen, die unverantwortlich mit Wasser umgehen oder Wasser in Flaschen abfüllen und für Profit verkaufen, finden sich bei uns jedenfalls nicht.

Kaplan» Ich möchte ergänzen, dass wir neben den Ausschlusskriterien auch immer einen Blick darauf werfen, inwieweit die Portfoliounternehmen einen wirklich messbaren Beitrag zu einer nachhaltigen Welt leisten.

finanzwelt: Das Thema Wasser ist vielschichtig. Verfügbarkeit und Qualität sind wichtig. Artverwandte Sektoren ziehen Sie aber auch in Betracht.

Kaplan/Kienel» Richtig. Neben den beiden Top-Themen „Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung“ bzw. „Effiziente Wassernutzung in Prozessen“ schauen wir auch jenseits des Offensichtlichen. Nachhaltige Mobilität ist ein Stichwort, aber auch Aspekte wie das Wassermanagement innerhalb von Gebäuden oder die benötigte Wassermenge von Kleidung und Textilien. Was wir sehen, ist das Wasser, das aus dem Hahn kommt. Doch die Bandbreite ist viel größer. Hier gilt es, anzusetzen und das machen wir.

finanzwelt: Schließen wir mit Ihrer Kernbotschaft.

Kaplan/Kienel» Die Ressource Wasser ist knapp und überlebenswichtig. Der Zugang zu Wasser kein Privileg. Insofern bedarf es nach wie vor einer enormen Kraftanstrengung auf einer Vielzahl von Ebenen, um dieses zu gewährleisten. Wir alle stehen in Verantwortung und können unseren Beitrag im Sinne einer nachhaltigen Welt leisten. (ah)

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Kaplan
Nedim

Schwieriges Terrain

Seit vielen Jahren polarisiert die Technologiebranche durch hohe Volatilität und ungenaue Bewertungen an den Märkten. Immer wieder gibt der wachstumsorientierte Sektor neue Rätsel auf. Nach einer von Zinserhöhungen und schwächelnder Konjunktur schwer belasteten Phase scheint jetzt erneut eine Wende erreicht. Doch was das Herz vieler Growth-Investoren bereits höherschlagen lässt, könnte sich auch als Fata Morgana entpuppen.

INVESTMENTFONDS | BEWERTUNG TECH-SEKTOR

Es war sicher keine gute Zeit, die Tech in diesen Tagen hinter sich hat. Auch wenn 2022 branchenübergreifend ein schwaches Aktienjahr war, beeindruckte der Tech-Sektor mit nahezu bodenlosen Verlusten – den größten seit 2008. Der technologielastige Nasdaq, der zuvor noch einer der großen Pandemie-Gewinner gewesen war, büßte knapp ein Drittel seines Wertes ein. Zuletzt kam es selbst bei festen Größen der Branche zu massiven Kündigungswellen. Drastische Dynamiken wie diese sind für wachstumsorientierte Unternehmen nichts Neues. Bereits das Platzen der DotcomBlase hat gezeigt, wie wenig subjektive Zukunftsaussichten mit der tatsächlichen Wertschöpfung zu tun haben müssen. Auch nach dem Corona-Crash kam es teilweise zu extremen Überbewertungen, die in keinem Verhältnis zum Unternehmenswachstum standen. Doch warum fallen Bewertungen des Tech-Sektors so ungenau aus wie in kaum einer anderen Branche? Dafür gibt es viele Gründe. Und vielleicht ist eben diese Multifaktorialität bereits der wichtigste davon.

Das Umfeld wird komplexer

Growth-Titel zeichnen sich bekanntermaßen durch eine größere Zeitspanne zwischen Bewertung und erwarteter Wertschöpfung aus. Das bietet viel Raum für unvorhersehbare Einflussfaktoren, wovon es gerade in den vergangenen Jahren ungewöhnlich viele gab: Pandemie, Krieg und Inflation brachten nicht nur viele Anleger dazu, aus risikoreichen Investments auszusteigen, sondern veränderten auch laufend die Nachfrage nach diversen Rohstoffen und Technologien. Das erschwert nicht nur Investoren die Bewertung, sondern auch Tech-Unternehmen das Wirtschaften. Ein passgenaues Übereinkommen der beiden Seiten erscheint zunehmend unwahrscheinlich. Zudem haben viele neu entwickelte Technologien das Potenzial, den Markt komplett auf den Kopf zu stellen. Das gilt heute vor allem für Künstliche Intelligenz, wie zuletzt der Text-Bot ChatGPT bewiesen hat. Laut einer UBSStudie hält das Tool bereits den Rekord für die am schnellsten wachsende Nutzergruppe. Bei der aktuellen Schlagzahl technologischer Entwicklungen ist es kein leichtes Unterfangen, solch ein Szenario rechtzeitig vorherzusehen. Für einen erfolgreichen Growth-Investor reicht es daher nicht mehr aus, fundierte Kennzahlenanalysen zu beherrschen. Er benötigt immer mehr interdisziplinäres Sachverständnis – über Technologie, exogene Faktoren, mögliche Zukunftsszenarien – und vor allem: die Psychologie der anderen Investoren.

Die Macht der Kleinanleger wächst

Denn auch die Teilhabe am Markt verändert sich: Zuletzt meldete das Deutsche Aktieninstitut die höchste Aktionärsquote seit über zwanzig Jahren. Aus diesem Anstieg resultiert ein Machtgewinn der Kleinanleger, der sich bereits 2021 im onlineorganisierten Kräftemessen um die GameStop-Aktie andeutete und Hedgefonds dabei Milliarden kostete. Besonders beliebt bei Privatanlegern, zu denen auch immer mehr junge Menschen zählen, sind Tech-Aktien. Das legen Daten

der Analysefirma Vanda Research nahe. Die zunehmende Demokratisierung der Finanzmärkte trifft also auf eine Branche, in der viele Kleinanleger schnelle Profite wittern. Somit gewinnt die öffentliche Meinung darüber, welche Technologie „das nächste große Ding” wird, an Relevanz für den Markt. Neuen Mitentscheidern mangelt es aber an Erfahrung und sie sind tendenziell anfälliger für voreilige Panikverkäufe. Diese begünstigen Kursstürze und können auch durch StopLoss-Orders abgesicherte Anleger mitreißen. Es entsteht ein diffuses Umfeld, das zwar Nährboden für Unterbewertungen bietet, aber auch Fragen nach einem möglichen Wiederaufschwung aufwirft – so wie aktuell.

Big Tech mit besseren Aussichten

Anzeichen, dass inzwischen eine Wende erreicht sein könnte, gibt es einige. So haben etwa bereits im Februar viele TechAktien die 200-Tage-Linie wieder überschritten. Auch die Indizes erholen sich langsam – dank nachlassendem Preisauftrieb in den USA. Die Massenentlassungen von Microsoft, Amazon, Meta und Co. mögen für manche Anleger zwar zunächst beunruhigend wirken, können aber als Sparmaßnahmen verstanden werden, die Big Tech resistenter gegen weitere Zinserhöhungen dastehen lassen. Zuletzt hatten rückläufige Konsumausgaben die Konzerne unter Druck gesetzt. Durch Milliardeninvestments in ChatGPT schürt vor allem Microsoft inzwischen positive Zukunftsaussichten. Aufgrund der hohen Preissetzungsmacht zeigt sich auch Apple relativ krisenfest. Für kleinere Unternehmen birgt das aktuelle Umfeld ein größeres Risiko – und somit auch für entsprechende Investments. Die Digitalisierung wird sich davon jedoch nicht aufhalten lassen. Ein weiter steigendes Datenvolumen, vermehrte Cloud-Nutzung und die Notwendigkeit von Cybersecurity gelten als relativ sicher. Entsprechende Titel könnten für Anleger aktuell vergleichsweise günstig zu erstehen sein.

Insgesamt ist die Branche dabei, sich immer weiter auszudifferenzieren. Auf Veränderungen des Umfelds können daher ganz unterschiedliche Reaktionen folgen. Noch ist auch die generelle Angst vor weiteren Zinserhöhungen und negativen Konjunkturdaten nicht überstanden, der Inflationsdruck nicht gänzlich überwunden. Ohne unerwartet heftige Eintrübungen dürften die schlimmsten Verluste aber bereits zurückliegen. Für neue Höhenflüge ist es letztlich nur eine Frage der Zeit, bis sich wieder genug Anleger von der Chance auf hohe Renditen locken lassen.

93 finanzwelt 02 | 2023 Foto: © Željko Radojkostock.adobe.com
Tim Filzinger Freier Autor

„Substanziell gute Unternehmen“

Wachstumswerte schienen lange Zeit unangefochten. Spätestens mit der Zinswende änderte sich die Situation. Value war auf einmal wieder angesagt. Zu den Hintergründen und dem Definitionsverständnis sprach finanzwelt mit Andreas Wosol, Head of Value und Senior Portfolio Manager bei Amundi Asset Management.

finanzwelt: Lange Zeit abgeschrieben ist Value seit mehr als einem Jahr wieder ein Thema. Hält der Rückenwind weiter an?

Andreas Wosol» Zunächst einmal sei erwähnt, dass Value Investing in der historischen Rückschau der zurückliegenden Jahrzehnte keineswegs so schlecht performte wie oftmals kolportiert. In den Jahren des Niedrigzinses waren es zweifellos eher die Wachstumsaktien, die im Fokus der Investoren standen und durch ihre Wertentwicklungen überzeugten. Doch die Fokussierung auf das Timing greift an dieser Stelle viel zu kurz und ist irreführend.

finanzwelt: Wie meinen Sie das, Herr Wosol? Wosol» Ich bin der Ansicht, dass es kein perfektes ValueTiming gibt. Im Gegenteil: Opportunitäten/Handlungsoptionen ergeben sich immer. Oftmals wird eine quantitative Sichtweise des Value-Begriffes verwendet, die im Kern niedrige Kurse pauschal mit einer Unterbewertung gleichsetzt. Das ist ein Irrglaube und führt in der Sache nicht weiter. Vielmehr liegt Value eine breit gefasste Investmentphi-

losophie zugrunde, die sich mit dem inneren Wert eines Unternehmens beschäftigt.

finanzwelt: Aber die steigenden Zinsen sind schon ein Argument?

Wosol» Die insbesondere im vergangenen Jahr einsetzende Trendwende am Finanzmarkt, unter anderem durch die steigenden Zinsen, hat Value Investing wieder attraktiver gemacht. Aber ich möchte gerne noch einen anderen, wesentlichen Aspekt ansprechen, der in vielen Diskussionen oftmals zu kurz kommt.

finanzwelt: Bitte führen Sie das aus.

Wosol» Die Vereinfachung von Growth und New Economy oder Long-Duration-Assets auf der einen, und Value bzw. Old Economy oder Short-Duration-Assets auf der anderen Seite. Auch das ist nach unserem Definitionsverständnis nicht zielführend. „Value“ und „Growth“ stehen sich nicht diametral gegenüber und sind nicht unvereinbar. So erlaubt es unser Value-Verständnis, auch selektiv direkten Zugang zur New Economy oder säkularen Trends wie beispielsweise Digitalisierung zu finden.

finanzwelt: Das bedeutet, es gibt für Sie Überlappungen/Überschneidungen beider Investmentphilosophien? Wosol» Absolut. Wir tätigen Investitionen in Unternehmen, die uns aufgrund eines Bündels an Faktoren nachhaltig überzeugen. Die Fokussierung auf den Preis bzw. niedrigen Kurs greift zu kurz. So können wir nach gründlicher Analyse und Abwägung auch mal einen eher klassischen Wachstumstitel mit ins Portfolio aufnehmen. Und mit dieser Investmentphilosophie sind wir in den vergangenen 15 Jahren vergleichsweise gut gefahren.

finanzwelt: Sie sind für das Management der Value-Strategien verantwortlich, einschließlich des Amundi Funds - European Equity Value. Wie filtern Sie aus?

Wosol» Im Kern geht es darum, substanziell gute Unternehmen, also jene mit nachhaltiger Ertragskraft, zu finden. Sobald wir ein entsprechendes Geschäftsmodell identifiziert haben, geht es um die Ermittlung des intrinsischen Werts. Dem Value-Verständnis folgend investieren wir nur, wenn es einen Abschlag auf den inneren Wert gibt. Daneben, und auch das unterscheidet uns von Wettbewerbern, setzen wir einen Gleichgewichtungsansatz an. Zwecks Diversifikation investieren wir in der Regel in ein konzentriertes Portfolio von rund 40 Aktien. Das Rebalancing ist hierbei variabel, aber nicht zeitpunktabhängig. (ah)

finanzwelt 02 | 2023 94 INVESTMENTFONDS | INTERVIEW
ALLE SAGTEN: „DAS GEHT NICHT.“ DANN KAM EINER, DER WUSSTE DAS NICHT, UND HAT ’S EINFACH GEMACHT. ÖKOWORLD KLIMA ÖKOWORLD AG | Itterpark 1, 40724 Hilden, Telefon: 02103 | 28 41-410 E-Mail: vertriebsstelle@oekoworld.com, www.oekoworld.com Geben Sie Geld eine klimafreundliche Richtung. Mit unserem Klimaschutzfonds ÖKOWORLD KLIMA. Für Gewinn mit Sinn. Der konsequente Klimaschutzfonds für mehr Zukunft.

Licht und Schatten im Wechsel

Die deutsche Wirtschaft ist bis dato gut durch 2023 gekommen. Noch vor wenigen Monaten geisterte das Wort der harten Rezession durchs Land. Aktuell scheint dieses Szenario abgewendet worden zu sein. Vieles hängt natürlich von der Geldpolitik ab. Gleichwohl präsentieren sich deutsche Aktien in vergleichsweise solider Verfassung. Sie profitieren auch von der Internationalität der Unternehmen. In der Summe sind DAX & Co. immer ein Investment wert.

Deutschland zu den ersten Frühlingsstrahlen 2023: Einen Konjunkturrückgang kann die deutsche Wirtschaft nun

doch abwenden, so der Sachverständigenrat der Bundesregierung. Eine spürbare Entspannung für die Verbraucherpreise sehen die „Wirtschaftsweisen“ jedoch erst in ferner Zukunft. Zur Erinnerung: Im Spätherbst 2022 waren viele Ökonomen und Branchenkenner noch von einem Abschwung um 0,2 % ausgegangen. Immerhin wird nun 2024 ein Wachstum von 1,3 % prognostiziert. Insofern gute Nachrichten. Wenn auch das große Bild des aktuellen Kapitalmarktumfelds äußerst schwierig erscheint. Unsicherheit und Angst vor einem neuen Börsenbeben sind trotz der gesamtwirtschaftlich positiven Aussichten präsente Themen.

finanzwelt 02 | 2023 96 INVESTMENTFONDS | DEUTSCHLANDAKTIEN
Gerit Asset Management GmbH Christian von Engelbrechten Fondsmanager Fidelity

Inflation bleibt hartnäckig

Für die insbesondere zum Jahresbeginn außerordentlich gute Stimmung, die in satten Kursaufschlägen ihren Niederschlag fand, ließen sich vielfältige Gründe anführen. „Zum einen die zurückgekommenen Sorgen vor einer Gasmangellage und die Aussicht auf deutlich geringere Inflationsraten. Der Blick auf die Entwicklung der Gas- und Ölpreise sowie anderer Rohstoffe zeigt das deutlich. Zum anderen die Entspannung bei den globalen Lieferketten und damit zusammenhängend auch die Lockerung der chinesischen Politik bezüglich der Zero-COVID-Politik“, argumentierte Fidelity Fondsmanager Christian von Engelbrechten in einem Interview. Gerit Heinz, Leiter Portfoliomanagement Bellevue AM Deutschland, argumentiert mit Blick auf deutsche Aktien wie folgt: „Deutsche Aktien haben ähnlich wie ihre europäischen Pendants zuletzt davon profitiert, dass das ökonomische Momentum relativ zu den USA besser war und die Europäische Zentralbank später als die amerikanische Notenbank die Zinszügel angezogen hat. Zudem sind deutsche Aktien ein Profiteur der erfolgten Öffnung Chinas nach den harten COVID-Maßnahmen“. Zugleich wirft er relativierend ein, dass in Anbetracht weiter hoher Inflationsraten (auch die EZB rechnet erst 2025 wieder damit, in die Nähe des 2 %-Ziels zu kommen) und damit einhergehender potenziell weiter steigender, zumindest aber erhöht bleibender Leitzinsen, sich dieser relative Vorteil über die mittlere Frist wieder ändern könne. Und ja, die Geldpolitik und die Linie der EZB spielen für Unternehmen eine Rolle. Zum einen haben es Unternehmen schwerer, externe Finanzmittel zu erhalten, was sich auf die Profitabilität und schlussendlich auf die Aktienwerte auswirken kann. Zum anderen werden Aktien für Anleger unattraktiver, da sich Investoren nach anderen Anlageklassen wie beispielsweise Staatspapieren umsehen.

Renaissance der Nebenwerte?

Der Blick auf den Verlauf der wichtigsten deutschen Indizes zeigt, dass insbesondere Nebenwerte, die im vergangenen Jahr überdurchschnittlich gelitten haben, bei einem wirtschaftlich positiven Verlauf einiges wettmachen könnten.

MDAX Performance

So notiert der MDAX am 24.03.2023 bei 26.700 Zähler. Seit Jahresbeginn immerhin ein Plus von 8,5 %. Wenn man bedenkt, dass wir im Januar Indexstände um die 29.000 Punkte gesehen haben, relativiert sich allerdings das Bild und die Freude. Der März mit den Bankenkrise ist hier zu nennen. Es sind Aktien wie Gerresheimer und AIXTRON, die dem MDAX zu einem Plus verholfen haben. Schlusslichter sind Immobilienwerte, die insbesondere weiter unter der Zinswende leiden. Natürlich muss erwähnt werden, dass der deutsche Aktienmarkt im Generellen sehr industrielastig ist. Das unterscheidet ihn beispielsweise von US-amerikanischen Markt, der sehr auf Technologiewerte setzt. Der klassische defensive Sektor, die Pharmasparte, ist auch ein Standbein des deutschen Erfolgsmodells.

Damit einher geht die Diskussion um Value- versus GrowthWerte. Tech (Growth) wird weiter wachsen. In den vergangenen Monaten stand Value im Fokus. Unterbewertete Titel, die lange Zeit im Schatten der einstmals übermächtigen Wachstumswerte standen. Hierzulande haben wir vergleichsweise viele Value-Titel, die gehöriges Aufwärtspotenzial haben. „Value bleibt in Deutschland aufgrund der Zusammensetzung des Marktes immer ein gewichtiges Thema. An den Aktienmärkten dürfte Value auch in den nächsten Monaten noch eine Rolle spielen. Das Momentum gegenüber Wachstumstiteln könnte jedoch im weiteren Jahresverlauf aufgrund des sich zumindest in den USA abzeichnenden Endes des Zinserhöhungszyklus abnehmen“, bemerkt Bellevue-Experte Heinz an dieser Stelle. (ah)

Fazit

Im Frühjahr 2023 zeigt sich die deutsche Wirtschaft in stabiler Verfassung. Doch zu viel Optimismus ist nicht angebracht. Die sich verschlechternden Finanzierungsbedingungen verhindern einen dynamischeren Aufschwung.

97 Foto: © tabitaznstock.adobe.com Quelle: finanzen.net, Abruf am 24.03.2023
YTD 1M 3M 6M 1J 5J Performance 8,55 % -5,03 % 7,98 % 20,95 % -13,56 % 8,17 % Hoch 29.815,39 29.253,07 29.815,39 29.815,39 31.893,28 36.428,86 Tief 25.253,77 25.722,93 25.010,36 21.456,66 21.456,66 17.714,91 Volatilität 10,24 % 6,88 % 10,37 % 16,20 % 24,67 % 45,71 %

Stets offen für Neues bleiben

finanzwelt: Vom Allgemeinen zum Speziellen, der rezooM Capital GmbH. Diese haben Sie Ende 2022 ins Leben gerufen. Auf welches Netzwerk greifen Sie dabei zurück?

Mozer» Neben Spezialisten für regulatorische und administrative Themen bin ich sehr froh, mit den aktienbegeisterten Experten der Augsburger Fondsboutique Discover Capital GmbH kooperieren zu können. Diese unterstützen mich vielfältig, insbesondere beim Vertrieb meines globalen ESG-Aktienfonds rezooM World. Das erleichtert einiges, so dass ich meinen Fokus auf die Fondsberatung legen kann.

finanzwelt: Bitte skizzieren Sie den globalen Aktienfonds rezooM World?

Alexander Mozer war viele Jahre so etwas wie ein Aushängeschild der ÖKOWORLD AG. Im vergangenen Jahr hat der Leiter des Portfoliomanagements das Unternehmen verlassen und sich zum Jahresende selbstständig gemacht. finanzwelt sprach mit ihm in Kronberg über sein Unternehmen rezooM Capital GmbH, seine Motivation und den ersten Fonds.

finanzwelt: Nach mehr als zwei Jahrzehnten Erfahrung bei renommierten Investmenthäusern: Wie schwer fällt es dann, den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen?

Alexander Mozer» Der Schritt in die Selbstständigkeit mit der Gründung eines eigenen Unternehmens setzt zweifellos Mut und Tatkraft voraus. Allerdings muss ich sagen, dass diese Entscheidung und der gedankliche Prozess schon lange in mir gereift sind. Ich glaube, man darf auch nicht zu lange zögern und abwägen, sondern muss letztlich die sich bietende Gelegenheit beim Schopfe packen.

finanzwelt: Welche Eigenschaft sollten Gründer auf jeden Fall mitbringen?

Mozer» Ich denke, dass Neugierde oftmals der Beginn großer Entdeckungen ist. Ohne Neugier gäbe es keine Innovationen oder Fortschritt. Die Menschen würden sich im Kreis drehen oder stehen bleiben. Insofern sind Neugierde und der damit verknüpfte Wissensdurst unerlässlich. Das gilt aber nicht nur für Gründer, sondern generell. Menschen sollten stets offen bleiben für Neues.

Mozer» Dem rezooM World liegt eine mehrstufige Investmentstrategie zugrunde. Als Grundlage werden für jedes Zielinvestment die sogenannten ESG-Faktoren überprüft. Kommen Unternehmen auf dieser Grundlage für ein Investment in Frage, erfolgt eine Finanzanalyse, um die Chance auf eine lukrative Rendite einzuschätzen. Dabei spielen Aspekte wie Marktpositionierung, Wachstumspotenziale, Aktienbewertung und andere Parameter eine Rolle. Beide Schritte sind zwingend erforderlich. Das eine geht nicht ohne das andere. In anderen Worten: Es muss eine Symbiose aus Ökologie und Ökonomie vorliegen, sonst funktioniert es nicht.

finanzwelt: Ist es ein konzentriertes Portfolio?

Mozer» Es gibt keine starren Vorgaben. Das Portfolio kann zwischen 40 bis 90 Titel umfassen, wobei wir uns aktuell eher am oberen Rand bewegen. Large Caps, aber auch Mid und Small Caps unterschiedlicher Destinationen sind vertreten. Hinsichtlich der Themen halten wir uns vor allem in spannenden Zukunftsfeldern wie Digitalisierung, Gesundheit, Künstliche Intelligenz, Bildung und Energieeffizienz auf, um nur einige zu nennen.

finanzwelt: Anfang 2023 war zu lesen, dass Sie zusätzlich den 2012 aufgelegten Steyler Fair Invest – Equities managen. Was hat es damit auf sich?

Mozer» Seit Jahresanfang arbeitet die Steyler Fair Invest ebenfalls mit der Augsburger Fondsboutiquen-Plattform Squad (einer Tochter der Discover Capital GmbH) zusammen. So ist die Verbindung entstanden. Es stimmt mich froh, dass ich mich im Zuge der kongenialen Partnerschaft um das Managen dieses Fonds kümmern darf. Fondsmanagement ist meine Passion seit mehr als zwei Jahrzehnten. Übrigens ist Steyler als exzellenter Partner für nachhaltiges Investieren bekannt. (ah)

finanzwelt 02 | 2023 98 INVESTMENTFONDS | INTERVIEW

WIR SEHEN IHREN ERFOLG UND HANDELN

Hoch konzentriert in Strategie und Umsetzung, stehen wir für Innovationsführerschaft und Zukunftssicherheit bei Fondsauflage und Fondsservice. Unsere Fokusthemen: Alternative Investments & Private-Label-Fonds. Ob in Deutschland, Luxemburg oder in der Schweiz –Sie finden einen Partner mit der Sicherheit und dem Service einer internationalen Bank, der DZ PRIVATBANK, und der unternehmerischen Power der DZ BANK Gruppe.

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Inflationspeak erreicht. Dennoch bleibt die Frage, ob wir vergleichbare Situationen in den zurückliegenden Jahrzehnten schon einmal erlebt haben. Wie reagierten damals die Notenbanker? Wie ist es um die Attraktivität von Rohstoffen als Depotbeimischung bestellt? Und inwiefern lohnt ein Blick auf Anleihen? Ein Bündel an Fragen, die Patrick Vogel, Leiter strategisches Asset Management und Senior Portfoliomanager bei TBF Global AM, eingehend beantwortet.

finanzwelt: Die Inflationsrate im Euroraum geht zwar weiter leicht zurück, aber der Druck, gerade hinsichtlich der Kernrate, bleibt. Oftmals werden historische Vergleiche gezogen. Zu Recht?

Patrick Vogel» Der Vergleich bzw. die Parallelen zu den 70er Jahren sind nicht aus der Luft gegriffen. Werfen wir einen Blick in die USA. Bereits seit den 60er Jahren kletterten die Preise in den Vereinigten Staaten stetig, Ende der 70er Jahre hatte die Preissteigerung zweistellige Raten erreicht und das bei einer stagnierenden Wirtschaft. Für die hohe Teuerung gab es viele Gründe; so spielten beispielsweise das Ende der Goldbindung des Dollars, der Ölpreisschock und das Great-Society-Programm, das im Kern sozialpolitische Reformen beinhaltete, eine große Rolle. Ähnlich gelagert ist die heutige Situation. Doch die Reaktion der Fed war damals widersprüchlich. Wegen des zumindest temporären Anstiegs der Arbeitslosigkeit und der Inflation war keine klare Linie der Währungshüter ersichtlich. Zeitweise senkte man die Zinsen, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen; zeitweise erhöhte man die Sätze. Das Blatt wendete sich erst Anfang der 80er Jahre.

finanzwelt: Auch die Überbewertung mancher Aktien, wie wir sie bis vor kurzem bei den FAANG-Titeln gesehen haben, ist nichts Neues. Auch hier erkennen Sie eine Parallele?

Vogel» Absolut. Zwischen Mitte der 60er und Anfang der 70er Jahre gab es an den US-Börsen die sogenannte „Nifty Fifty-Blase“. Eine Gruppe von großen Wachstumsaktien dominierte das Geschehen an den US-Märkten. Man glaubte an stetiges, überdurchschnittliches Wachstum. Bewertungsaspekte spielten keine Rolle. Dann kam der Bärenmarkt und für viele Investoren ein bitteres Erwachen.

finanzwelt: Dennoch ist die Gesamtsituation heute anders gelagert. Wir leben in einer globalisierten Welt, alles dreht sich viel schneller.

Vogel» Richtig. Zum einen sehen wir entschlossene Notenbanker, denen ebenfalls die Geschichte der 70er Jahre bekannt ist. Daher legten sowohl die Fed als auch die EZB zuletzt im Kampf gegen die hohe Inflation erneut nach. Die Währungshüter hielten an Zinserhöhungen fest, trotz der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor. Zum anderen erkennen wir heute mehr denn je zuvor Megatrends, die sich in den vergangenen Jahren verstärkt haben und die unabhängig von der konjunkturellen Lage interessant bleiben.

finanzwelt: Sie spielen auf den technologischen Fortschritt, die Demografie und den omnipräsenten Klimawandel an.

Vogel» Nehmen Sie beispielsweise den Klimaschutz. Die Umstellung von fossilen Brennstoffen hin zu klimafreundlicheren Energiequellen und damit hin zur Elektrifizierung erfordern eine neue Infrastruktur. Ein Trend, der sich in den kommenden Jahren weiter verstärken dürfte. Anleger können von dieser Entwicklung gezielt profitieren und somit einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Digitalisierung und technologische Entwicklungen im Zusammenhang mit sauberer Energie bedingen ihrerseits eine erhöhte Nachfrage nach Rohstoffen. Technologie-Rohstoffe finden sich auch in Antrieben für E-Autos, Windkraftanlagen oder in Solarmodulen – also jenen Produkten, die weltweit für die Energiewende gebraucht werden. Der Run auf Elemente wie Kupfer, Lithium, Nickel, Kobalt und Zink wird verstärkt.

finanzwelt: Rohstoffe als Beimischung. Wie sehen Sie das und wie setzen Sie das produktseitig um?

Vogel» Unserer Ansicht nach dürften Rohstoffe langfristig strukturelle Unterstützung durch die Energiewende und einen Aufschwung bei den Infrastrukturausgaben erfahren. Dabei hält das Angebot an Rohstoffen nicht mit dem Wachstum der Nachfrage Schritt. Wir bei TBF Global AM setzen das beispielsweise im TBF SMART POWER um. Dieser Fonds investiert in Unternehmen, die weltweit im Aufbau der intelligenten Stromnetzwerke sowie in den Bereichen „Power Management/LNG Infrastructure“ und „Energy Efficiency/Renewables“ tätig sind. Dadurch er-

finanzwelt 02 | 2023 100 INVESTMENTFONDS | INTERVIEW
„Rohstoffe erfahren langfristig strukturelle Unterstützung“

möglicht der globale Aktienfonds eine Investition in die gesamte Wertschöpfungskette der Energieinfrastruktur bzw. -industrie. Zudem werden im gesamten Investmentprozess strenge ESG-Kriterien sowohl bei Ausschlüssen als auch bei der fundamentalen Analyse berücksichtigt. Aber auch unser TBF GLOBAL VALUE, der im krisengeschüttelten vergangenen Jahr mit einem hohen Plus von 20 % außergewöhnlich gut abgeschnitten hat, ist zu nennen. Viele Werte des Fonds stammen aus dem Rohstoff- und Energiesektor und sind in Nordamerika beheimatet.

finanzwelt: Anlässlich unserer Konferenz jüngst in Frankfurt sprachen wir auch über den Übergang von „TINA“ zu „TARA“. Es gibt wieder Erträge jenseits der Aktien. Vogel» Lange Zeit waren Aktien nahezu alternativlos. Rentenanlagen auf der anderen Seite galten im Niedrigzinsumfeld als unattraktiv. Doch nun haben sich die Zeiten gewandelt. Wir erleben eine Zeitenwende. Die Notenbanken geben bei der Bekämpfung der Inflation Vollgas und haben die Leitzinsen seit dem vergangenen Jahr dramatisch angehoben. Damit haben sie die Renditen für Staats- und Un-

ternehmensanleihen ebenfalls nach oben getrieben. Bonds are back. Mit Blick nach vorne und den jüngsten Kursrücksetzern an den Aktienmärkten muss man aber auch festhalten, dass sich Investoren im weiteren Jahresverlauf wohl auf höhere Schwankungen einstellen müssen.

finanzwelt: Sie erwähnten es gerade, Anleihen sind wieder einen Blick wert.

Vogel» Die Zeiten- und Zinswende hat das Anleihesegment wieder attraktiver gemacht. Und das, nachdem die Renditen der Anleihen rund um den Globus lange auf unattraktiven Niveaus verharrten. TBF hat auf der Produktseite reagiert. Ende 2022 haben wir den TBF FIXED INCOME an den Start gebracht. Im Fokus stehen Staatsanleihen der OECD-Länder. Als Beimischung zur Renditemaximierung können bis zu 10 % in Anleihen von Nicht-OECD-Mitgliedsstaaten und/oder im Segment Non-Investment-Grade investiert werden. Wir sind fest davon überzeugt, dass wir mit diesem Produkt den Nerv der Zeit treffen und Investoren einen attraktiven Portfoliobaustein an die Hand geben. (ah)

101

Versicherung von Kindern

Die richtige Absicherung für unsere Kinder ist mehr als wichtig. Wenn in frühen Jahren beispielsweise durch Unfälle die Gesundheit und das künftige Berufsleben beeinträchtigt werden, hilft nur eine vorausschauende private Vorsorge. Ob Unfälle, Invalidität oder private Haftpflicht, das Motto lautet: „Früher schon an später denken“. finanzwelt informiert Sie umfassend.

Ferienimmobilien

Urlaub in Deutschland lag in den vergangenen krisengeschüttelten Jahren im Trend. Abgesehen davon denken immer mehr Menschen über ein eigenes Ferienhaus nach, das sie auch vermieten wollen. Doch längst nicht jede Immobilie ist dafür geeignet. Welche Rolle spielt die Lage? Wie sind Mikrolage und Infrastruktur? Wir machen für Sie einen Marktcheck und schlussfolgern, was es dringend zu beachten gilt.

Exchange Traded Funds

Der Markt für ETFs wächst weiter. In Zukunft wird es rund um die börsengehandelten Indexfonds noch mehr Möglichkeiten geben, aber auch mehr Komplexität und Wettbewerb. Das wiederum könnte den aktiven Fondsmanagern Rückenwind geben. Werden passive Investmentvehikel auch 2023 unter den veränderten Vorzeichen der Zinswende und gestiegener Volatilität weiter reüssieren? Welche Produkttrends gibt es? finanzwelt geht diesen Fragen nach und spricht mit Branchenkennern.

IMPRESSUM

CHEFREDAKTION

Lenard von Stockhausen (lvs) stockhausen@finanzwelt.de

ART DIRECTOR wirkungswerk Werbeagentur

Jan Risch

Jonas Reggelin

Yannick Reggelin kontakt@wirkungswerk.com

ANZEIGENLEITUNG

Uschi Meinert meinert@finanzwelt.de

PROJEKTLEITUNG/ LEKTORAT/LESERSERVICE

Angela Schnell schnell@finanzwelt.de

BILDREDAKTION

Sabrina Henkel s.henkel@finanzwelt.de

REDAKTION

Lisa Brunner (lb) brunner@finanzwelt.de

Günter Giese (gg) giese@finanzwelt.de

Alexander Heftrich (ah) a.heftrich@finanzwelt.de

Maria Leladze (ml) leladze@finanzwelt.de

AUTOREN DIESER AUSGABE

Tim Filzinger

Jan Hauke Krüger

Hans Steup

Philipp von Mettenheim

Axel Wegner

Philip Wenzel

VERKAUFSPREIS

Einzelheft 4,50 Euro

Jahresabonnement: 25,– Euro inkl. Versandkosten, inkl. MwSt. (Inland). Die finanzwelt kann nur direkt beim Verlag abonniert werden und ist nicht im Handel erhältlich.

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Otto-Hahn-Straße 25 34253 Lohfelden

EXPERTENBEIRAT

Peter Schneider

Prof. Dr. Hans-Peter Schwintowski

Matthias Wiegel

Prof. Dr. Hans-Wilhelm Zeidler (Vorsitzender)

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ISSN-Nr.: 0945-2028

GESCHÄFTSFÜHRUNG

Dorothee J. Schöneich (V. i. S. d. P.)

finanzwelt 02 | 2023 102 VORSCHAU
Fotos: © Wayhome Studio / Jürgen Nickel / peshkovastock.adobe.com
In der nächsten Ausgabe erwarten Sie unter anderem diese Themen:

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WIR SEHEN IHREN ERFOLG UND HANDELN

5min
pages 99-103

Stets offen für Neues bleiben

2min
page 98

Licht und Schatten im Wechsel

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pages 96-97

„Substanziell gute Unternehmen“

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pages 94-95

Schwieriges Terrain

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pages 92-93

Knappes, überlebenswichtiges Gut

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Keine Rekorde, aber gut gewappnet

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ANGESPANNTES MARKTUMFELD UND SCHWIERIGE ZEITEN?

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DEUTSCHE FINANCE GROUP

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So macht man aus Mietern Eigentümer

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Unerschütterliche Investments?

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Eine attraktive Nische

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Soziale Nachhaltigkeit wird eine große Rolle spielen

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Zehn Jahre kristallines Osmium

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ERFOLGE ERLEBEN

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PERSONALITY & EVENTS

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Man lebt nur zweimal

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Stärkerer Fokus auf die Rentenphase

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Mehr Liquidität für Unternehmenskunden mit Lösungen der R+V

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Finanzielle Not ohne Lohn und Brot

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Liquidität bleibt das A und O für den Unternehmenserfolg

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Bestandsverkauf „richtig gemacht”

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Im Dauerumbruch mit hoher Taktzahl

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Wegweisendes EuGH-Urteil

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Only bad News are good News!

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Es war einmal…

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Der Drache und sein Gold

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pages 30-31

Im Schaltraum der Finanzwelt

3min
pages 28-29

Datenschutz ready for Take-off

2min
pages 26-27

Aufstieg der Maschinen

2min
pages 24-25

Wie Sie neue Mitarbeiter schon vor dem ersten Arbeitstag binden (müssen)

1min
pages 22-23

„Es geht immer weiter!“

10min
pages 16-21

Die DVAG in Zahlen:

4min
pages 11-15

Anpacken und Zuversicht schaffen

3min
pages 8-9

Erfolge brauchen Weitsicht, keine Sprints

2min
pages 6-7

Liquidität für Innovationen. Für Ihre Kunden und Ihren Erfolg.

5min
pages 2-5
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