110 KULTUR
DER MITTELSTAND. 5 | 2020
Die Liebermann-Villa: Architektur, Garten und Kunst 1909 erwarb der Maler Max Liebermann ein Wassergrundstück im Berliner Ortsteil Wannsee. Seit 2006 ist sein einstiges Sommerhaus als privat geführtes Museum zugänglich, das sich dem Wirken und den Werken Liebermanns widmet. Die Direktorin Dr. Lucy Wasensteiner spricht im Interview über die Geschichte und Zukunft des Hauses – und die Auswirkungen von Covid-19.
Die Vorderseite der Liebermann-Villa am Berliner Wannsee.
D
ER Mittelstand.: Frau Dr. Wasensteiner, was macht das Besondere der Liebermann-Villa am Wannsee aus? Dr. Lucy Wasensteiner: Die Liebermann-Villa spiegelt 110 Jahre deutsche und speziell Berliner Geschichte wider. Da ist natürlich zuerst der Künstler Max Liebermann selbst: Sein Leben und seine Karriere sind Bestandteil der deutschen Kunstgeschichte, er war Mitbegründer der Berliner Secession, vielleicht der bekannteste deutsche Künstler um 1900. Dennoch war er während der NS-Zeit als jüdischer Maler verfemt. In der Geschichte der Familie Liebermann spielt die Villa am Wannsee eine zentrale Rolle. Ab 1914 verbrachte der Künstler die Sommermonate am Wannsee gemeinsam mit seiner Frau Martha, seiner Tochter Käthe, und ab 1917 mit seiner Enkelin Maria. Auch die Villa selbst hat eine Historie: Die Nationalsozi-
alisten haben Martha Liebermann nach dem Tod ihres Mannes 1935 enteignet und in den Selbstmord getrieben. Nach 1945 wurde die Villa als Krankenhaus und später über viele Jahre von einem Tauchclub genutzt. 1995 gründete sich die Max-Liebermann-Gesellschaft, um das Andenken an Max Liebermann zu bewahren. Und es gelang: 2002 konnte die Max Liebermann Gesellschaft die Villa am Wannsee übernehmen. Das Museum öffnete 2006 die Türen für die Öffentlichkeit.
Die britische Juristin und Provenienzforscherin Dr. Lucy Wasensteiner ist seit Februar 2020 Direktorin der Liebermann-Villa am Wannsee, Berlin.
ge unserer Mitglieder, dank vieler privater und Stiftungsspenden, dank der Arbeit unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter in Haus und GarSeither betreibt die Max-Liebermann-Ge- ten, und vor allem dank der vielen Besucher sellschaft die Villa wie ein mittelständi- und Besucherinnen. Das Museum lebt von sches Unternehmen, also ohne staatliche seinen Eintrittsgeldern! Im Schnitt kommen Grundförderung? in einem normalen Jahr circa 80.000 BesuRichtig, wir bekommen keine staatliche cher zu uns, darunter sehr viele Touristen aus Grundförderung, das Museum wird von der dem In- und Ausland. 2020 fehlen uns leider Max-Liebermann-Gesellschaft getragen. Das diese Besucherzahlen aufgrund der Coronageht aber auch nur dank der Mitgliedsbeiträ- Pandemie.