DEUTSCHLAND 15
DER MITTELSTAND. 5 | 2020
Pro und Contra Lieferkettengesetz Pro
„Freiwilligkeit führt nicht zum Ziel“ Die Bundesregierung stimmt zurzeit Eckpunkte für ein Sorgfaltspflichtengesetz ab, um die Verantwortung von Unternehmen in ihren globalen Lieferketten zu regeln. Es soll noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden.
D
ie Lieferketten deutscher Unternehmen reichen in alle Teile der Welt. Unser Wohlstand und die wirtschaftlichen Chancen von Entwicklungsländern hängen davon ab, wie wir diese ausgestalten. Aber viele Unternehmen produzieren unter Bedingungen, die bei uns aus gutem Grund schon längst verboten sind: Weltweit schuften 75 Millionen Kinder unter schlimmsten ausbeuterischen Bedingungen – in Coltanminen für unsere Handys, auf Plantagen für unseren Kaffee. 60 Millionen Frauen arbeiten in Textilfabriken 14 Stunden am Tag, zum Teil für nur 20 Cent in der Stunde. Das ist Ausbeutung pur nach dem Modell des 19. Jahrhunderts. Kinder-, Zwangs- und Sklavenarbeit dürfen nicht länger Grundlage unseres Wirtschaftens sein. Das können und wollen wir mit einem Lieferkettengesetz ändern.
Unternehmen tragen globale Verantwortung Was viele nicht wissen: Neben Staaten müssen auch Unternehmen zur Einhaltung dieser grundlegenden Menschenrechtsstandards beitragen. Sie tragen nicht nur für ihre Produkte und Mitarbeiter in Deutschland Verantwortung, sondern auch für die Menschen am Anfang der Kette. Die UN-Prinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte geben diese für alle Unternehmen vor. Im digitalen Zeitalter ist dies absolut möglich: So wie Unternehmen Qualität und Lieferzeiten nachverfolgen, können sie das auch für die Herstellungsbedingungen. Ich habe mit vielen Unternehmen gesprochen. Wer heute noch sagt, das ist zu komplex, der hat sich nicht ausreichend damit beschäftigt.